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Die Vergessenen von Bastet-X

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Teil 2


Jack war der erste, den sich Harmerti zum Verhör holte. Er reagierte absolut schlecht darauf, wenn man seine Pläne irgendwie beeinträchtigte.
Ria hatte ihm versichert, daß er auch vor Folter nicht zurückschrecken würde, wenn er sich davon einen Nutzen versprach. Das hatte Jack nicht gerade aufgeheitert, aber Ria hatte auf diese Antwort hin nur mit den Schultern gezuckt und gemeint, daß er sie in Zukunft nicht mehr fragen solle, wenn er die Antwort nicht vertragen konnte.
Es dauerte Stunden bis man ihn wieder in die Zelle brachte, Stunden in denen sich seine Freunde den Kopf darüber zerbrachen, was gerade mit ihm geschah, wer ein Interesse an einem Anschlag auf Yu haben konnte und vor allem, ob es einen vernünftigen Weg hier heraus gab.
Die Zellentür öffnete sich. Für einen Moment war es still in der dunklen kalten Zelle, dann wurde O'Neill durch die Tür gestoßen. Kaum hatte die Jaffa die Tür hinter ihm geschlossen, stürzte Sam auf ihn zu. Teal'c und Daniel halfen ihm auf.
"Alles in Ordnung, Sir?"
Der Colonel sah müde und abgekämpft aus, aber ansonsten schien er unversehrt zu sein.
"Fragen Sie mich das nochmal, wenn ich aus diesem Alptraum aufgewacht bin, Carter!"
Teal'c legte Jack auf eine der Pritschen die an der Wand hingen.
"Haben Sie etwas mehr in Erfahrung bringen können?"
"Tja, wie Sie sich vorstellen können, war er mehr an Antworten interessiert als an Fragen. Aber trotzdem", er setzte sich wieder auf, "wenn ich ihn richtig verstanden habe, dann hat jemand Yu ein Päckchen mit Giftgas ins Quartier geschmuggelt und wegen unserer Auseinandersetzung gestern abend denkt er nun natürlich, daß es einer von uns war." Plötzlich schien ihm ein Gedanke durch den Kopf zu schießen. "War es einer von uns?" Er sah in eine Reihe entgeisterter Gesichter. "Schon gut. War nicht so gemeint."
"Und Yu?"
"Was aus dem wird, ist mir egal. Wenn sie mich fragen, wäre es ein Dienst an der Menschheit, ihn zu töten! Aber es geht ihm gut. Viel zu gut. Er hat sich auf die Feng zurückgezogen und verlangt nun, nachdem Harmerti ihm lange und ausführlich erklärt hat, daß er damit nichts zu tun hatte, die Herausgabe des Attentäters."
Harmerti saß in der Patsche. Natürlich konnte er Yu praktisch jeden von ihnen als den Täter präsentieren, egal was sie sagten. Welcher Attentäter würde seine Tat schon ehrlich zugeben? Aber er konnte oder wollte die Tau're nicht ohne Beweis ausliefern und das machte ihn ziemlich wütend.
O'Neill hatte keine Ahnung was da passiert war, aber er war sicher, daß keiner von seinen Leuten etwas damit zu tun hatte. Eigentlich gab es nur eine Person die in Frage kam und das war Ria.

Wenig später wurde Ria zu Harmerti geführt. Die Angst stand ihr ins Gesicht geschrieben. Dennoch hatte sie ihr bestes Trotzgesicht aufgesetzt und sah ihn herablassend an.
"Damit wirst du nicht durchkommen!"
"Ich bin schon mit ganz anderen Sachen durchgekommen!" Als sie darauf nicht antwortete, umschlich er sie und hakte nach. "Was ist, Mädchen? Hat es dir die Sprache verschlagen? Du weißt genau, was ich will!"
"Ich habe dir nichts zu sagen!"
"Das werden wir ja sehen!" Er holte aus und schlug ihr mit dem Handrücken ins Gesicht. Der Schlag riß ihr den Kopf herum. Sie fiel zu Boden und hielt sich die Wange. Sie war überrascht und schockiert, doch dann begann es in ihren Augen zu glühen und ihr Gesichtsausdruck veränderte sich. Thetis übernahm die Kontrolle und sprang vom Boden hoch. Ria konnte sich in dieser Situation unmöglich gegen den uralten Harmerti behaupten, aber Thetis konnte es sehr wohl.
"Ich habe dich gewarnt! Das wirst du bereuen!" Ihre Augen glühten von kaum unterdrückter Wut.
"Du bist nicht in der Position, mir zu drohen! Ich will sofort wissen, wer das getan hat und warum!" brüllte er sie an.
Doch Thetis ließ sich nicht einschüchtern. "Und ich sage dir zum letzten Mal, daß ich es nicht weiß!"
Auch wenn ihm Ria oft auf die Nerven ging, hatte er Respekt vor Thetis, doch dieses mal war er absolut im Recht. Seine Augen wurden schmal. Sie war eigentlich die einzige, die in Frage kam, weil sie sowohl Zugang zum Schiff als auch zu der für den Anschlag verwendeten Technologie hatte. Wahrscheinlich steckte sie mit den Tau're unter einer Decke.
Er wollte, daß sie es zugab, daß sie es laut und deutlich sagte und bei den Göttern, das würde er erreichen! Er holte erneut aus. Dieses mal schlug er fester zu.
"Sag es!"
"Ich habe dir nichts zu sagen!"

Der Colonel hatte sich schnell erholt. Harmerti war ihm gegenüber nicht handgreiflich geworden aber er war auch nicht besonders nett. Schließlich hatte er genug von O'Neills Frechheiten und ließ ihn wutschnaubend in seine Zelle zurückbringen.
"Was glauben Sie, Carter? Wer hätte ein Interesse daran, die Verhandlungen zu sabotieren?"
Sie zuckte mit den Schultern. "Wer nicht? Es könnte praktisch jeder in Frage kommen, Yus eigene Leute, ein anderer Systemlord, die Tok'ra selbst, aber das ist es nicht..."
"Ach nein?"
"Nein", fuhr Daniel fort, "das Motiv allein ist hier nicht ausschlaggebend. Die Frage ist, wer von allen, die ein Motiv hatten, hatte auch die Gelegenheit."
"Ich denke mal, uns können wir wohl ausschließen."
"Und Yus eigene Leute auch. Er war lediglich mit zwei Jaffa hier und die waren es sicher nicht."
"Die Tok'ra selbst können es auch nicht gewesen sein. Wenn sie das zustande hätten bringen können, dann wäre Lantash nicht an uns heran getreten und hätte uns um unsere Mithilfe gebeten. Ihr wißt doch, wie ungern er das tut."
"Wer bleibt dann also noch übrig?" fragte Jack.
"Nur einer von Harmertis eigenen Leuten." Dieser Einwurf von Teal'c war so unwahrscheinlich daß für einen Moment Stille herrschte. Seine Leute waren ihm treu ergeben. Dennoch war es die einzig logische Schlußfolgerung.
"Ria?" fragte Sam ungläubig.
"Ria!"
Er sah auf die Uhr. Es war nun zweieinhalb Stunden her, daß sie sie geholt hatten. "Also?" fragte er "Ich habe jedenfalls genug von der Gastfreundschaft der Tok'ra. Sie sollen sich um ihre Auseinandersetzungen mal schön selbst kümmern! - Was meint ihr? Sollten wir verschwinden?"
Daniel und Sam sahen ihn entgeistert an. "Hast du einen Plan O'Neill?" fragte Teal'c.
"Ich?" Jack ließ die Hände betont lässig in den Hosentaschen verschwinden. "Komisch, daß du mich gerade darauf ansprichst." Unbeteiligt zuckte er mit den Schultern. "Sicher habe ich einen Plan. Also? Möchte vielleicht jemand mitkommen?"
In diesem Moment hörten sie Schritte auf dem Gang. Mit einer Handbewegung teilte O'Neill seine Leute auf. Sie nahmen Aufstellung neben der Tür. Ein Nicken von Carter, Teal'c und Daniel bestätigte ihm, daß sie bereit waren. Sie vertrauten ihm.
Die Tür wurde aufgerissen und eine Person hindurch gestoßen, aber O'Neill hatte kein Auge dafür. Gerade als die Tok'ra die Tür wieder schließen wollten, warf er sich mit seinem ganzen Gewicht dagegen. SG1 stürmte aus der Zelle und überwältigte die beiden überraschten Gegner. Sie hatten keine Zeit, auch nur irgendwie Gegenwehr zu leisten.
Teal'c entriß einem von ihnen ein Zat und schoß sie nieder. O'Neill rappelte sich wieder hoch und sah zu ihnen hinunter. "Wir sollten sie einsperren. Sicher wird man sie bald vermissen. So viele Leute hat Harmerti auch wieder nicht, daß es ihm nicht auffallen würde. Wir müssen uns beeilen!"
"Wie geht es weiter Sir? Hier gibt es keine Todesgleiter oder andere kleine Schiffe. Wie ist der Plan?"
"Wir haben noch ein As im Ärmel, Carter. Warten Sie es ab."
Sie schleiften die beiden in die Zelle und sahen dort erstmals, daß es Ria war, die vorhin mit Schwung in den Raum befördert wurde. Sie hatte sich an einer Wand niedergelassen und schluchzte still vor sich hin. Sam ging zu ihr und hockte sich neben ihr hin. Sie strich ihr die Haare aus dem Gesicht und drehte ihren Kopf etwas in das spärliche Licht.
"Colonel!" rief sie.
O'Neill war mit einem schnellen Schritt bei ihr und sah, was sie ihm zeigen wollte. Das Gesicht des Mädchens wies eine ganze Reihe von Abschürfungen und blauen Flecken auf. Er konnte sich nicht erinnern, daß die Tok'ra jemals so mit ihresgleichen umgingen, egal, was sie angestellt hatten. Irgendwie tat sie ihm leid, besonders weil er den Haß, den Harmertis Leute auf sie haben mochten, absolut nachvollziehen konnte. Sie waren nicht dumm. Sicher waren sie zu den gleichen Schlüssen wie sie gekommen, was Ria anging. Trotzdem sah sie irgendwie nicht schuldig aus. Es war nur ein Gefühl, einer jener seltsamen Impulse die ihn schon oft aus schwierigen Situationen gerettet hatten.
O'Neill beugte sich hinunter und griff nach ihrem Arm um sie in die Höhe zu ziehen. Erschreckt zuckte sie vor ihm zurück und sah ihn mit aufgerissenen Augen an als erwarte sie im nächsten Augenblick einen erneuten Schlag.
"Nun komm schon, oder willst du etwa hier bleiben?"
Daraufhin erhob sie sich zögernd und strich vorsichtig ihre Kleider glatt.
"Aber eines sag ich dir", fuhr O'Neill fort, "wenn du auch nur einen Augenblick lang versuchst uns reinzulegen, wirst du mich kennenlernen! Denk nicht, daß du uns genauso wie Harmerti übers Ohr hauen kannst!"
"Aber..."
"Nichts aber! Hast du mich verstanden?"
In ihren Augen sammelten sich erneut Tränen doch plötzlich begannen sie zu glühen.
"Hör auf, sie so zu behandeln! Ihr seid nicht besser als ER", donnerte Thetis los und meinte mit ER Harmerti. Sie war so wütend, daß sie sich nicht darum scherte ob sie jemand hörte. Sie war es leid, daß sie von allen und jedem verdächtigt wurde, ohne daß ihr jemand den Grund dafür nannte. Sie hatte es Ria gestattet sich zurückzuziehen damit sie dem Schrecken eines solchen Verhöres nicht ausgeliefert war. Sie hielt sich immer vor Augen, daß sie sich erholen konnte wenn sie wieder in der Zelle bei den Tau're waren aber so wie es jetzt aussah, war das nicht der Fall. Ganz offensichtlich war sie gezwungen, den Kampf hier fortzuführen.
"Was soll denn das jetzt werden! Dann bleib eben hier, wenn es das ist was du willst, aber falls nicht, wirst du tun was ich dir sage. Und ich sage: halt die Klappe!"
"Ähm Thetis", mischte sich nun Daniel ein. Er hatte bemerkt, daß dieser Streit zu eskalieren drohte. "Sicher wirst du verstehen, daß wir dir mißtrauen, aber können wir das nicht später klären? Sollten wir nicht zuerst einmal versuchen, hier heraus zu kommen? Ich kann mir nicht vorstellen, daß du länger hier bleiben willst."
Thetis' Augen glühten noch einmal aber sie nickte kurz. Das reichte Jack. Er drehte sich um und ging hinaus auf den Gang.
"Wir müssen zu unseren Quartieren. Und unsere Ausrüstung holen."
"Sicher werden wir die dort nicht mehr finden. Wahrscheinlich hat Harmerti sie längst durchsuchen und fortschaffen lassen."
O'Neill grinste. "Das macht nichts. Ein bißchen Papierkram und wir bekommen den ganzen Krempel neu wenn wir erstmal wieder zuhause sind." Er drehte sich noch immer grinsend um und machte sich in Richtung ihres Quartiers auf, aber schon an der nächsten Kreuzung bleib er stehen und sah sich fragend um.
"Hier entlang, Sir", sagte Sam. Während sich Jack mit Harmerti beschäftigt hatte, waren Carter und Daniel an der Seite von Anise auf dem Schiff etwas herum gekommen und kannten sich daher recht gut aus.

Vorsichtig wagte sich O'Neill aus seinem Versteck, das fast völlig im Schatten lag. Die Gänge der Uschebti waren noch immer nur spärlich beleuchtet und die Prunksucht der Goa'uld bot ihnen genug Deckung in Form von Säulen und Erkern um den wenigen Tok'rawachen zu entgehen.
Ria verhielt sich tatsächlich ruhig. Er behielt sie genau im Auge aber sie versuchte nichts, was darauf schließen ließ, daß sie gegen sie arbeitete, aber sicher konnte er nie sein, nicht solange sie eine dieser Schlangen in sich trug.
Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis sie ihre Quartiere tief in Herzen der Uschebti erreichten. Sam und die andern konnten sich beim besten Willen nicht vorstellen, was O'Neill dort suchte, denn ein eventueller Ausweg befand sich, wenn überhaupt, in anderer Richtung. Er war ihr Vorgesetzter. Das allein hätte genügt, seine Befehle nicht in Frage zu stellen. Aber außerdem war er ihr Freund und sie vertrauten ihm. Es mußte einen Grund dafür geben.
Vorsichtig spähte O'Neill den langen Gang hinunter. Das einzige, was er hörte, war sein eigenes Herz. Er trat aus seiner Deckung hervor und befahl den anderen mit einem Handzeichen hier zu bleiben.
Er verschwand in seinem Quartier, in dem er noch vor kurzem so tief und sicher geschlafen hatte, bis man ihn jäh weckte. Er war ein friedlicher einfacher Mann, aber wenn man ihn auf diese Art weckte und mit haltlosen Vorwürfen bombardierte, konnte er durchaus nachtragend sein! Er mochte Harmerti irgendwie und ertappte sich dabei, wie er Entschuldigungen für dessen Verhalten suchte.
Wenig später tauchte er aus der Tür wieder auf und rannte zu den anderen. Von weitem hörte man Schritte, die schnell näher kamen. Sie drückten sich tief in den Schatten und hielten die Luft an. Zwei von Harmertis Tok'ra eilten kühl und wortlos an ihnen vorbei ohne sie zu sehen.
Der Colonel stieß erleichtert die Luft aus. Sam warf ihm einen Blick zu, der zu sagen schien: das war knapp. O'Neill zog die Augenbrauen hoch und antwortete auf die gleiche Weise mit einem entschiedenen: Es hat doch geklappt, oder nicht? Wer sich so gut kannte sie sie, konnte auf Worte verzichten.
Jack öffnete die Hand. Ein glänzender metallischer Gegenstand kam zum Vorschein. Irgendwie erinnerte er an eine Münze, auch wenn Sam und Daniel sich nicht erinnern konnten jemals so etwas gesehen zu haben. Hastig drückte er die "Münze" und begann hektisch zu flüstern. "Es wird Zeit für uns hier zu verschwinden! Ich würde vorschlagen Du kommst uns jetzt abholen. Ach und noch etwas: erwarte keinen herzlichen Empfang von unserem Freund Harmerti."
"Wann hätte ich den jemals bekommen!" antwortete das glänzende Ding mit der Stimme von Lantash.
Sam, Daniel, Ria und Teal'c sahen ihren Colonel fragend und offensichtlich überrascht an, ganz so als erwarteten sie eine Erklärung.
"Was denn?" fragte dieser nur. "Was ist? Habt ihr gedacht, ich komme hier her zu diesem... diesem..... schleimigen Schlangending von Yu ohne einen Plan B? Ich bin doch nicht verrückt!" Und damit war das Thema für ihn erledigt. "Lantash kann uns hier nicht herausholen, wenn wir nicht auch unseren Teil dazu beitragen", fuhr er fort. "Wir müssen auf die Brücke!"
"Dann können wir den Handel mit Yu wohl als geplatzt ansehen", meinte Daniel trocken.
"Na das will ich doch hoffen! War sowieso eine ganz schlechte Idee..."
Es dauerte nicht lange und sie erreichten die Brücke. Sam und Daniel kannten den Weg, was eindeutig ein Vorteil war, denn die Gänge eines Mutterschiffes sind meilenlang und gleichen sich so sehr, daß sie für einen normalen Menschen manchmal nicht zu unterscheiden sind.

Es überraschte Jack und besonders Teal'c, daß sie auf ihrem Weg nicht ein einziges Mal jemandem begegneten. Es waren wirklich nur eine Hand voll Tok'ra an Bord und die waren scheinbar anderweitig beschäftigt.
Schon von weitem hörte O'Neill die laute tiefe Stimme Harmertis. Er stritt sich derart laut mit Lantash, daß sie in aller Ruhe eintreten und im Hintergrund stehen bleiben konnten, ohne daß man sie bemerkte.
"Was stellt es denn für ein Problem dar, wenn ich an Bord komme...", fragte Lantash in ziemlich scharfem Ton.
"Du störst meine Verhandlungen!"
"Wie kann ein vom Rat beauftragter Bote dich stören, außer du hast etwas zu verbergen!"
"Ich kenne euch genau! Ich weiß, daß ihr mir nicht vertraut! Wie soll ich arbeiten, wenn man mich nicht läßt? Verschwinde und sage dem Rat, daß sie das Ergebnis noch früh genug erfahren werden!"
"Ich werde erst gehen, wenn mein Auftrag erfüllt ist. Ich verlange an Bord zu kommen und mich umsehen zu dürfen! SOFORT!" Lantashs Gesicht war vom Zorn gerötet als er den Kopf leicht neigte und an Harmerti vorbei in den Hintergrund schaute.
Besonders Jack war das ein innerer Vorbeimarsch. Er schob die Hände in die Hosentaschen und freute sich in aller Seelenruhe auf Harmertis Gesicht, wenn er ihn bemerkte.
Harmerti drehte sich um. Seine Augen begannen zu glühen. "IHR ...!" donnerte er, "wie konntet ihr entkommen!" Es hatte sich noch nicht bis zu ihm herumgesprochen, daß sie aus dem Gefängnis entkommen waren. Mit Genugtuung erkannte Jack, daß sie die Wachen wohl fachgerecht außer Gefecht gesetzt haben mußten, aber er wurde jäh unterbrochen.
Yu öffnete eine Verbindung zur Brücke. Er sagte nichts. Er sah von einem zum anderen, überzeugte sich daß die Informationen die er von der Feng aus gesammelt hatte, richtig waren, und wollte die Verbindung sofort wieder beenden. Ein weiteres Schiff der Tok'ra war nicht vereinbart gewesen, womit sich die Verhandlungen seines Erachtens soeben erledigt hatten.
Harmerti diskutierte mit ihm einige Sätze lang auf Goa'uld, was Jack nicht verstand. Es klang irgendwie wütend, aber das tat es bei dieser Sprache immer. Yu blieb einen Moment lang recht ruhig. Er zischte eine Antwort und setzte dann seine Abreisevorbereitungen fort. Offenbar war er nicht gewillt, sich zum Hierbleiben überreden zu lassen. Innerhalb weniger Sekunden beendete er die Verbindung. Aus der Forderung, ihm den Verräter auszuliefern wurde nun ein Ultimatum.
Harmerti scherte sich nicht mehr weiter um SG1, jedenfalls im Moment nicht. Er war mit Lantash vollauf beschäftigt. Wie sie schon zuvor bemerkt hatten, hatte Harmerti durchaus etwas gefährliches und einschüchterndes an sich, wenn er derartig in Rage war.
Man kann über die Tok'ra sagen was man will, dachte Jack aber sie drückten sich nie vor einer Auseinandersetzung.
"So dankt ihr mir also meinen Einsatz!"
"Tja, Einsatz allein reicht eben nicht! Das ist es ja gerade! Wir wüßten zu gern, wofür du dich genau einsetzt!" schoß Lantash zurück.
"Ich habe aus Überzeugung für die Tok'ra alles aufgegeben! Reicht das denn nicht, damit ihr mir vertraut? Noch immer nicht? Nach all dieser Zeit?"
Lantash zögerte einen Moment. Offensichtlich schuldeten die Tok'ra Harmerti zu viel, um ihn einfach abzuservieren. Lantash schwieg zwar, war aber auch nicht bereit nachzugeben. "Mach dich bereit. Ich komme an Bord", stellte er fest.
"Ich hätte es wissen müssen", zischte Harmerti "Steckst du mit den Tau're unter einer Decke? Du hast schon immer etwas gegen mich gehabt! Hast du geglaubt, daß du mich so einfach los werden könntest? Versuch es nur! Niemand verrät mich, dafür wirst du bezahlen!" Seine Stimme war erstaunlich leise geworden. Jack hörte diesen Ton gar nicht gern. Solange Harmerti herumpolterte, wußte man ziemlich genau, was in ihm vorging und konnte entsprechend reagieren, aber das hier.....
Harmertis Augen glühten. In diesem Moment begannen einige Anzeigen zu leuchten und zu piepen. O'Neill hatte keine Ahnung was das zu bedeuten hatte, aber ein rotes Blinklicht schien in keiner Kultur etwas Gutes zu bedeuten. Auch der Rest von SG1 Wurde nervös.
"Was zum...", entfuhr es Daniel.
"Er lädt die Waffen!" stieß Ria hervor. In all dem Trubel war sie beinahe in Vergessenheit geraten, aber die Zeit hatte wohl ausgereicht, damit sie sich wieder fing. "Der Bastard lädt die Waffen um einen unserer eigenen Leute abzuschießen!" Überraschend kraftvoll schob sie sich an SG1 vorbei und packte Harmerti am Arm noch bevor ein anderer reagieren konnte. "Was zum Teufel tust du da!? Ich denke, dieses Schiff hat keine Waffen!" schrie sie ihn an.
Auch Lantash, der einen Moment gebraucht hatte, um die Situation zu deuten, meldete sich nun wieder zu Wort. Sicher hatte die Uschebti für ein Mutterschiff keine nennenswerten Waffen aber mit einem Tel'tak wurde sie ohne große Mühe fertig. Lantash hatte keine Chance wenn es zum Äußersten kam und er wußte das. "Der Rat der Tok'ra weiß, daß ich hier bin. Denk nicht, daß du damit davon kommst! Sie werden dich zur Strecke bringen, dich und deine Shol'va!"
Aber Harmerti überraschte sie ein weiteres Mal. Überrascht und gar nicht mehr wütend trat er von der Konsole zurück. "Ich habe überhaupt nichts getan!"
"Ach ja?" fuhr Ria ihn an. "Und die Waffen haben sich ganz allein aktiviert!"
Jack konnte regelrecht sehen, wie es hinter seiner Stirn zu arbeiten begann. Er aktivierte die Kommunikation und blaffte etwas mit seiner tiefen Goa'uld-Stimme hinein. Dann wandte er sich wieder seinen Anzeigen zu. "Stellt euch nicht dumm! Ich weiß daß ihr es wart. Ihr wißt ganz genau, daß wir Waffen zur Verteidigung haben. Wer würde denn ohne Rückversicherung zu so einem Treffen erscheinen? Sie wurden vom Maschinenraum aus bedient. Welche Art von List ist das nun wieder? Wie habt ihr das angestellt?"
"Er hat seine Leute dorthin geschickt, um den Verräter zu fassen", flüsterte Teal'c.
"Fein!" meinte O'Neill laut "Damit wären wir ja wohl aus dem Schneider, oder nicht? Ich meine, wir waren schließlich hier... und Ria auch, als was-auch-immer mit deinen Waffen passierte. So wie es aussieht, war es wohl einer von deinen eigenen Leuten." Er baute sich direkt vor Harmerti auf und sah ihm geradewegs in die Augen. Noch einmal glühten sie auf. Dann verschwand der harte Ausdruck aus seinem Gesicht.
Er würde sich nicht entschuldigen! Das hatte er niemals getan. Harmerti war jemand, dem man niemals das Gefühl geben durfte, im Nachteil zu sein, wenn man ihn zu etwas bewegen wollte. Dennoch mußte man ihm eine gewisse Ehrlichkeit entgegen bringen, um mit ihm reden zu können. Jack wußte das ebenso wie Lantash.
"Laß mich an Bord kommen. Laß uns die Sache zusammen aufklären. Harmerti, wir sind nicht deine Feinde!" bat er.
Ria verschränkte die Arme. "Jedenfalls nicht alle", stellte sie fest

Nur wenige Minuten später erreichten sie das Hangardeck, wo das Tel'tak von Lantash gelandet war.
"Du hast mir einiges zu erklären!" fuhr Harmerti ihn an. Er sorgte bei allen dafür, daß sie sich aus unerklärlichen Gründen irgendwie schuldig fühlten, außer bei Ria vielleicht. Er mochte seine Fehler haben, aber immerhin war er ein Tok'ra und hatte ihnen in der Tat lange und loyal gedient. Die Situation schien gerade zu absurd: Verbündete beschuldigten sich gegenseitig, während sich einer ihrer größten Feinde, nämlich Yu, unbehelligt aus der Affäre gezogen hatte.
"Das werden wir sehen." Lantash versuchte förmlich zu bleiben um keinen erneuten Streit vom Zaun zu brechen. "Der Rat hat mich beauftragt, ihnen zu berichten, was du und deine Leute in Bezug auf die Systemlords ganz genau tut. Ich erwarte deinen Bericht."
"Ich werde dir berichten, sobald ich geklärt habe, wer mein Schiff sabotiert hat. Ganz sicher werde ich meine Pläne nicht in Gegenwart eines Verräters offen legen! Und solange ich nicht weiß, wer es ist, werde ich gar nichts erklären, weder dir noch sonst wem."
"Na ja", meinte Ria trocken. "Das kann ja nicht lange dauern. Es ist ja nicht so, daß ganze Heerscharen von Leuten auf diesem Schiff sind."
Lantash sah sie genau an. Unter den Abschürfungen auf ihrem Gesicht bildeten sich langsam blau schimmernde Flecken. Jack hatte sich kurz gefaßt, als er ihn zu Hilfe rief und nicht lange erklärt, was eigentlich los war, aber es konnte kaum ein Zufall sein, daß das Mädchen so aussah. Innerlich begann es in ihm zu kochen und er bemerkte, wie sich langsam aber unumkehrbar eine erhebliche Abneigung gegen Harmerti aufbaute.
Doch der Moment in dem man diese Gedanken in seinem Gesicht hätte lesen können war kurz und er endete mit dem Auftauen von Harmertis rechter Hand, jenem namenlosen Tok'ra, den Daniel einfach nur seinen Adjutanten nannte.
"Wir konnten den Sabboteur nicht auffinden, aber wir haben Hinweise darauf, daß eine Art von Zeitverzögerungsmechanismus verwandt wurde."
Harmerti nickte kurz und sein Gesicht wurde wieder hart als er sich zu SG1 umdrehte. "So bleibt es bei dem was ich gesagt habe, jeder von euch kann es gewesen sein, und ich will verdammt sein, wenn ich euch noch einen Moment aus den Augen lasse!"
"Heißt das wir sind deine Gefangenen?" fragte Jack.
"Gefangene?" Harmerti grinste und winkte zwei Wachen heran. "Nein, O'Neill. Wenn du mein Gefangener bist, wirst du es merken. Ich lasse euch nur nicht aus den Augen."
"Das gibt's doch nicht! Hey!" rief er ihm nach "Was müssen wir noch tun, damit du uns unsere Unschuld abkaufst! Wenn ich dein Schiff hätte wegsprengen wollen, wäre das längst passiert und glaub mir, bei mir hätte es geklappt. Ich hätte mich dabei nicht so dumm angestellt!"
Harmerti blieb noch einmal stehen und drehte sich um. Seine Augen glühten kurz auf und mit der Arroganz eines Goa'uld sagte er: "Wer weiß schon was im Kopf eines Tau're vorgeht!" Damit drehte er sich um und ging.
Jack sah verwirrt von einem zum anderen: "Wie war denn das gemeint? Was zum Teufel meint er damit?"
"Er traut es uns nicht zu", meinte Daniel.
"Was?"
"So eine Sache ohne Fehler bis zum Ende durch zu ziehen."
In diesem Moment lief eine Erschütterung durch das Schiff. Ihre Wachen sahen sich ebenso wie SG1 verwundert um.
"Was war das?" fragte Daniel.
"Eine Explosion", antwortete Teal'c ihm.
"Und zwar keine schwache!" ergänzte Sam.
Harmerti konnte noch nicht weit gekommen sein, denn nur einen Augenblick nach der Explosion erschien er bereits wieder. Er würdigte SG1 keines Blickes. Er ging an ihnen vorbei zu einem Gerät für die interne Kommunikation des Schiffes. Er rief seine Leute und fragte was passiert sei. Er sprach leise und mit unterdrücktem Zorn in der Stimme, so daß man ihn kaum verstehen konnte.
Doch dann drehte er sich schließlich zu ihnen um. "Es hat einen weiteren Anschlag gegeben und dieses mal ohne Zeitverzögerung. Offensichtlich weiß der Täter nicht, daß wir euch bereits wieder in Gewahrsam haben." Eine Entschuldigung kam ihm nicht in den Sinn.
"Aha", stellte Jack mit gespielter Überraschung fest. "Na so ein Jammer! Nun mußt du wohl wieder von vorne anfangen und dir einen neuen Sündenbock suchen!"
Statt zu antworten rief der Tok'ra jedoch über eine Konsole sämtliche Daten seiner Leute auf. "So viele sind nicht an Bord. Es wäre doch gelacht, wenn ich nicht herausfinden könnte wer es ist. Also wir sind es nicht... diese beiden waren auf der Brücke....", dachte er laut nach. Nach einer Weile erstarrte sein Gesicht. Mit einem Blick befahl er seinen Adjutanten an seine Seite und ließ ihn auf den Bildschirm sehen. "Schaff mir diesen Shol'va hierher!"
Dann drehte er sich zu ihnen um. "So seid ihr also in der Tat unschuldig."
"Tja das haben wir dir doch gleich gesagt!" meinte Jack schnippisch.
"Können wir nun reden?" fragte Lantash. "Ich habe dir gesagt, daß wir nicht deine Feinde sind."
"Wir werden sehen." Es schwang noch immer etwas gefährliches in seiner Stimme mit. Er war nicht in der Stimmung zu langen Diskussionen. Er wollte die Sache mit dem Sabboteur endliche geklärt haben. Wortlos schritt er einige Minuten hin und her, bis zwei seiner Leute auftauchten die einen dritten zwischen sich führten. In dem spärlichen Licht, das auf der Uschebti überall herrschte war nicht gleich zu erkennen, wer es war. Doch als die drei näher kamen, erkannten sie Anise.
Harmerti faßte sich überraschend schnell. Er begann sofort, sie zur Rede zu stellen.
"Du hast mir einiges zu erklären!"
"Ich wüßte nicht was."
"Gib es zu! Ich habe Beweise, daß du für diesen ganzen Ärger verantwortlich bist! Also raus mit der Sprache, warum hast du das getan?"
"Ich weiß nicht wovon du sprichst!"
"Ich erwarte eine ANTWORT!"
Anise schien zu erkennen, daß man sie enttarnt hatte, aber sie wollte noch immer nicht mit einer Erklärung heraus. Doch Harmerti ließ nicht locker.
"Heraus damit oder ich schwöre dir, du wirst dir bald wünschen, es mir gleich gesagt zu haben!" zischte er.
Ria zuckte unwillkürlich zusammen. Sein Ton erinnerte sie zu sehr an ihr eigenes Verhör. Lantash bemerkte ihre Reaktion was seine Abneigung gegen Harmerti nur noch verstärkte. Er versuchte sich nicht völlig von diesem Gefühl in Besitz nehmen zu lassen.
"Du machst es dir einfach", begann Anise "Wie immer!"
Langsam fuhr sie fort, doch kaum hatte sie angefangen kamen die Worte immer schneller. Sie schienen förmlich aus ihr heraus zu sprudeln! "Du tauchst nach einhundert Jahren einfach wieder auf und beginnst sofort damit, alles an dich zu reißen. Jede auch nur halbwegs wichtige Aufgabe darf nicht ohne deine Einflußnahme wahrgenommen werden. Alles was wir uns in der langen Zeit ohne dich aufgebaut haben, wurde in nur wenigen Wochen von dir völlig zunichte gemacht. Mag sein, daß sich der Rat der Tok'ra von dir hat hinters Licht führen lassen. Mag sein, daß sie sich unwissentlich in eine neue Abhängigkeit begeben haben, aber ich kenne dich! Ich kenne dich gut genug um zu sehen, daß du uns nur schadest! Es ist mir egal, was aus mir wird, wenn ich die Tok'ra nur von dir erlösen kann!"
"Du hättest es sagen können, wenn du mit mir nicht einverstanden warst. Ich bin sicher, der Rat hätte dich angehört!"
"Der Rat! Wann haben sie sich jemals auf eine Vorgehensweise einigen können, wenn es dich betraf! Du machst uns schwach! Das war schon immer so. Ich habe nur versucht das zu tun, was nötig war. Es wird Zeit, daß du wieder verschwindest!"
"Also war deine Loyalität nichts als Heuchelei?"
"Du hast meine Loyalität nicht verdient!"
Harmerti sah sie wortlos an. Er war nicht wütend, weil sie ihn verraten hatte. Er war auch nicht enttäuscht, weil sie so lange zusammen waren und dennoch nicht in der Lage dazu, eine einfache Meinungsverschiedenheit auf normale Art zu lösen.
Er war wütend, maßlos wütend darüber, daß es jemand geschafft hatte, ihn so hinters Licht zu führen. Niemals hatte sich ihm jemand auf eine solche Art und Weise widersetzt, schon gar nicht eine Gefährtin, von der er Treue und Ergebenheit erwartete. Es würde seinem Ruf und seinem nicht geringen Ego schaden, wenn diese Geschichte die Runde machte. Er haßte sie dafür.
Wenn er schon auf diese Art bloß gestellt wurde, dann durfte er auf keinen Fall ohne ein Ergebnis zurück kehren. Die Verhandlungen mußten stattfinden und zu einem akzeptablen Ergebnis führen.
Er wandte sich dem Tok'ra neben ihm zu. "Stelle eine Verbindung zu Systemlord Yu her. Sag ihm wir haben den Shol'va und werden ihn ausliefern. Es wird keine weiteren Störungen geben."
"Was?" platzte Lantash heraus "Das kannst du nicht tun! Wir liefern unseres Gleichen nicht an den Feind aus!" Davon einmal abgesehen wußte Anise viel zu viel. Sie kannte einer Menge kleiner Tok'rageheimnisse, die durchaus eine Bedrohung darstellten.
"Und ob ich das kann!" - Harmertis Stimme war fest und duldete keinen Widerspruch. "Sperrt sie ein!"
"Was?" Jetzt war es Jack der den Mund nicht halten konnte. "Das kann doch nicht wahr sein! Ich glaube, ich habe mich verhört. Hast du nicht eben selbst bewiesen, daß wir mit der Sache nichts zu tun haben?"
"Das habe ich. Und ich habe weiterhin gesagt, daß ich keine weiteren Störungen dulde und ihr seid ein beachtlicher Störfaktor. Der Plan wird geändert. Von jetzt an dulde ich weder eine weitere Einmischung noch wünsche ich Überraschungen. Schafft sie weg!"
Sie bleiben gerade noch lange genug auf dem Hangardeck, um die Ankunft von Yus Wachen mitzuerleben. Harmertis Leute übergaben ihnen Anise wortlos und nach ein paar Minuten verschwanden sie wieder. Danach widmeten sie ihre gesamte Aufmerksamkeit SG1, Ria und Lantash.
Es war egal in welches Gesicht man sah, sie waren alle nicht begeistert davon, wieder unter Arrest gestellt zu werden. Die Wachen wußten, daß die Tau're geschickte Kämpfer waren und daß sie ihren Kameraden bereits einmal entkommen konnten. Sie hielten einen guten Abstand zu ihnen, um bei einem eventuellen Angriff gewappnet zu sein. Aber trotz allen Mißtrauens rechneten sie nicht ernsthaft mit einem Fluchtversuch. Schließlich war ihre Gefangenschaft nur verübergehend. Es gab also keinen Grund für sie zu fliehen.
Colonel O'Neill sah das natürlich anders. Er haßte es so abgefertigt zu werden. Davon einmal abgesehen hatte ihn irgend etwas an Harmertis Ansprache stutzig gemacht. Was meinte er mit "der Plan wird geändert"? Sollte es ihm gelingen, sie ein weiteres mal einzulochen, dann hatte er keine Chance mehr, bei dieser Sache mitzumischen. Eigentlich war er kein Freund von großer Politik, aber der Teufel sollte ihn holen, wenn er diese Verhandlungssache mit Yu Harmerti allein überließ!
Schlossen sich die Türen der Zelle erst einmal hinter ihnen, war es schwer dort wieder heraus zu kommen, also blieb ihm nur ein Wahl: sie mußten es jetzt versuchen.
O'Neill warf Teal'c einen unauffälligen Blick zu. Das gleiche tat er mit Sam, Lantash und Daniel. Sie kannten sich gut genug, um zu wissen, was er vor hatte. Nur Ria war ein Faktor, den sie nicht einschätzen konnten. Zugegeben, sie hatte sich gut gehalten für ein so junges Ding, und sie hatte sich als ebenso unschuldig erwiesen, wie SG1 selbst, aber trotzdem wußte niemand, wie sie sich in einem Kampf verhalten würde. Doch sie hatten keine Zeit, sich über sie den Kopf zu zerbrechen. Es waren nur zwei Wachen mit Stabwaffen. Irgendwie mußte das doch zu schaffen sein!
Sie durchquerten ein Halle mit einigen Säulen, die früher eine Art Thronsaal gewesen sein mochte. Jack gab Teal'c, der neben ihm ging, ein Zeichen und einen Augenblick später sprangen sie beiseite hinter die Säulen. Die anderen taten es ihnen gleich.
Die Wachen waren so überrascht daß sie keine Gelegenheit hatten zu schießen. Augenblicklich waren die Gefangenen hinter den Säulen verschwunden. Wie Geister wechselten sie ihre Verstecke immer dann, wenn die Wachen gerade nicht hinsahen. Immer wenn sie eine Bewegung wahrnahmen und ihr nachgingen, waren die Gesuchten schon verschwunden.
Langsam und möglichst leise schlichen sie vorwärts und sahen sich um. Jack lugte vorsichtig hinter seiner Säule hervor. Er konnte eine der Wachen sehen, die ihm den Rücken zuwandte. Er tastete sich vor, Stück für Stück, immer näher... leise. Gleich war es so weit. Gleich. Als er plötzlich das Zischen einer aktivierten Stabwaffe neben sich wahrnahm. Vorsichtig drehte er den Kopf und sah in die Waffe der zweiten Wache, die er wohl irgendwie aus den Augen verloren haben mußte. Das war es dann wohl. Dachte er gerade noch.
Die andere Wache drehte sich nun auch um und kam auf ihn zu, als die anderen aus ihren Verstecken sprangen und sie überwältigten.
Die kleine Ria hatte genau den Tok'ra zu Boden geworfen, der auf Jack zielte. Lantash beförderte ihn nur Sekunden später ins Reich der Träume. Ria sah O'Neill triumphierend an.
"Ich glaube, du schuldest mir was."
Der Colonel schüttelte nur den Kopf darüber.

SG1 lief die Zeit davon. Sie wußten nicht, was Harmerti vor hatte oder warum er sich so verhielt, aber das mußten sie unbedingt herausfinden. Es war kein Problem, durch das Schiff zu gelangen. Seine Tok'ra schienen allesamt anderes zu tun zu haben.
Vielleicht wäre es die bessere Idee gewesen zum Hangar zu gehen und zu verschwinden, aber die Neugier hatte gesiegt. So hatten sie sich auf den Weg zur Brücke gemacht und hörten nun bereits Harmertis Stimme durch die offene Tür.
O'Neill und Lantash spähten vorsichtig um die Ecke, und sahen den großen Tok'ra, der es sich gelassen in einem Sessel bequem gemacht hatte und sich mit Yu auf Goa'uld unterhielt. Jack empfand diese Situation als einigermaßen gespenstisch. Man konnte ihm geradezu ansehen wie er versuchte, das gesehene in den richtigen Zusammenhang zu bringen. Ein paar Sekunden kauerten sie alle zusammen dort, bis Lantash und Teal'c plötzlich erstarrten. Sie sahen sich kurz an.
"Oh nein!" stieß Lantash aus. Es war nicht klar, ob es sich dabei um eine Kampfansage oder den Ausdruck einer Befürchtung handelte. Jedenfalls stürzten beide im selben Moment aus ihrem Versteck.
"Was zum....", war alles was O'Neill heraus brachte. Wie kam er nur darauf, daß er hier das Kommando hatte und somit alle anderen eigentlich tun sollten, was er sagte? Er gab den anderen ein Handzeichen und sie folgten den beiden voran stürmenden.
Harmertis Kopf flog überrascht herum. Er sprang von seinem Sessel auf und sah ihnen mit haßerfüllten glühenden Augen entgegen. Ohne zu zögern, griffen Teal'c und Lantash ihn an, aber er schaffte es seine Hand rechtzeitig zu heben. Im letzten Moment sahen sie, daß er einen Goa'uldhandschuh trug aber es war zu spät, um der Entladung noch auszuweichen. Mit einem Krachen traf die Druckwelle zuerst Teal'c und danach Lantash und beförderte sie an die rückwärtige Wand der Brücke. Die Zeit reichte aus, daß alle anderen irgendwo Schutz suchen konnten, aber woher hatte Harmerti diesen Handschuh? Nun gut, es mußte wohl ein Beutestück sein.
Vorsichtig sah O'Neill hinter der Konsole hervor, die ihm als Deckung diente. Sofort wurde er von Harmerti angegriffen, was ihn dazu zwang, erneut den Kopf einzuziehen. Daniel und Sam erging es nicht anders. Ria befand sich am weitesten außerhalb seiner Schußlinie.
So jedenfalls bekamen sie ihn nie aus seinem Versteck. Jedes Mal wenn einer von ihnen versuchte auf ihn zu schießen, bekam er sofort eine geballte Ladung Goa'uldtechnologie zu spüren.
Noch während Jack darüber nachdachte, wie das Problem zu lösen sei, sprang Ria aus ihrer Deckung. Es sah so aus, als wollte sie den beiden Verletzen helfen, die sich noch immer an der Wand zusammenkrümmten.
"Ria! Nein!" rief Jack, aber gleichzeitig erkannte er auch die Chance, die das Mädchen ihnen damit verschaffte. Er gab seine Deckung auf. Er zielte auf Harmerti, drückte ein paar mal ab und duckte sich wieder.
Jack hatte keine Ahnung, ob oder wie oft er getroffen hatte aber Rias kleine Ablenkung hatte ihm wenigstens die Möglichkeit dazu gegeben. Nun lag sie bewußtlos bei Teal'c und Lantash und er hatte keine Ahnung, wie es ihm ging.
Schnell verdrängte er den Gedanken an sie und warf einen weiteren schnellen Blick hinter seiner Deckung hervor. Harmerti stand gebeugt da und hielt sich die rechte Schulter. Zwischen seinen Fingern quoll Blut hervor. Die Hand mit der Waffe hing schlaff herunter. O'Neill gratulierte sich selbst kurz zu diesem Treffen, gab Sam und Daniel ein Zeichen und stürmte dann vor.
Harmertis Augen glühten, als er erkannte, daß er nun keine Chance mehr hatte und drehte sich um, um zu fliehen. O'Neill blieb stehen, hob die Waffe und zog den Abzugshahn seiner Pistole zurück, was ein unverkennbares Klicken verursachte. "Tu das nicht", sagte er mit leiser Stimme.
Der Tok'ra blieb stehen und drehte sich langsam um. "Du hast keine Ahnung, mit wem du dich anlegst, Tau're. Laß mich gehen und ich verspreche dir einen schnellen Tod."
Jack ließ seine Augen nicht von ihm. Am Rande seines Gesichtsfeldes, erahnte er Sam, die sich ein gutes Stück von ihrem Colonel entfernt aufbaute und ebenfalls auf den blutenden Harmerti zielte. Daniel war zu ihren verletzen Freunden gegangen und versuchte festzustellen, wie es ihnen ging.
Der Aufprall, den das Handgerät verursacht hatte war enorm und hatte zu zahlreichen Verletzungen geführt, aber die Tok'ra waren hart im nehmen. Ihre Symbionten drosselten die Schmerzempfindung und halfen ihnen so auf die Beine.
"Aber ich weiß es!" antwortete Lantash auf die Drohung. "Ich habe dir einmal gesagt, daß es dein Tod sein wird wenn ich jemals herausfinde, daß du uns betrogen hast."
"Könnte mich jetzt bitte jemand aufklären, wofür ich soeben meinen Hals riskiert habe? Ich dachte wir haben den Saboteur?!" blaffte O'Neill. Ein sehr sehr ungutes Gefühl stieg in ihm auf und er war sich sicher, daß er nicht hören wollte, was Lantash nun zu sagen hatte.
"Unser Freund Harmerti hat mit Yu die Bedingungen eines Übertrittes zu den Goa'uld verhandelt. Offensichtlich wollte er sein altes Gebiet zurück."
Jack sah ihn anklagend an. Er machte den Mund auf und wortlos wieder zu, während er weiterhin auf Harmerti zielte. Er war ein Profi und wußte, daß man eine so gewiefte uralte Schlange wie ihn für keine Sekunde aus den Augen lassen durfte. Aber es war doch ein ziemlicher Brocken, den er da zu schlucken hatte.
"Dann ist dir Anise einfach nur in die Quere gekommen? Oder war sie dabei herauszufinden, was du vorhast und hat versucht, für sich selbst Nutzen daraus zu ziehen ,indem sie dich absetzt?" Die Frage kam von Sam. Auch sie konnte kaum glauben, was sie hier hörte.
"Stellt euch nicht dümmer als ihr seid, Tau're! Glaubt ihr, daß es auf meinem Schiff solche Zufälle gibt? Alles lief genau nach Plan."
"Nach Plan? Du meinst ihre Auslieferung gehörte zum Plan? Und was ist mit uns? Wo bleiben wir bei deinem Plan?"
"Ich brauchte schließlich jemanden, dem ich die Sache in die Schuhe schieben konnte. Warum sonst hätte ich mich mit euch Großmäulern abgeben sollen? Ich werde längst meine alte Stärke wieder erlangt haben, bis irgend jemand bemerkt, was passiert ist. Keine der beiden Seiten hat es geschafft für Ordnung zu sorgen, weder die Tok'ra noch die Goa'uld. Es wird Zeit, dass sich das ändert!"
Auch Ria hatte sich nun aufgerappelt. Ein Teil ihres Gewandes war versengt und die Haut darunter sah nicht besser aus. Ein Glühen in ihren Augen verriet die Anwesenheit von Thetis.
"Ich kenne dich länger als irgend jemand sonst. Wie konntest du alles verraten, woran wir geglaubt haben? Wie konntest du all jene verraten, die zu dir gehalten haben, so wie ich?!"
Harmerti lachte. Er schien sich wirklich zu amüsieren aber seine Augen lachten nicht mit. "DU? Du hast zu mir gehalten? Du warst eine Plage vom ersten Tage an! Deine Anwesenheit hat mich krank gemacht und das einzige, was mich oft die Ruhe bewahren ließ, war der Gedanke, daß ich dich eines Tages töten würde!"
"Daraus wird nun wohl nichts mehr!"
Harmerti begann teuflisch zu grinsen. Er beugte sich vor, sah in ihr jugendliches Gesicht mit den glitzernden hellgrauen Augen und flüsterte verschwörerisch: "Wer sagt denn sowas?"
In diesem Moment erhielt das ganze Schiff einen harten Schlag, den alle Anwesenden bis in die Knochen spürten. Das Kreischen von sich verformendem Metall hing in der Luft. Das Licht begann zu flackern.
Sofort flogen Lantashs Hände über die Tastatur einer Konsole. "Es ist die Feng!" schrie er durch den Lärm.
Jack sah noch einmal in das triumphierende Gesicht Harmertis und suchte darin eine Sekunde lang den Mann den er kannte und den er mögen gelernt hatte. Aber er fand ihn nicht. Alles was er sah war ein größenwahnsinniger Goa'uld, übergeschnappt und bösartig bis aufs Blut wie alle seiner Art. Er wollte dieses Gesicht nie wieder sehen. O'Neill holte aus und schlug Harmerti mit seiner Pistole hart ins Gesicht. Sein Kopf flog herum und er fiel bewußtlos zu Boden. Dann drehte er sich um, er faßte seine Waffe am Lauf an und hielt den Griff in Rias Richtung. "Hier", meinte er kalt, "knall ihn ab, wenn er sich bewegt." Er meinte, was er sagte und in seinem Gesicht stand geschrieben, daß er ihr nicht böse sein würde, wenn sie es tatsächlich tat.
Ria nahm die Waffe entgegen. "Das werde ich!" antwortete sie und sie meinte es genauso ernst.
Er trat einen Schritt vor, um sich wieder mit einem weiteren dringenden Problemen zu befassen und dieses Problem trug den Namen Feng.
"Kann es sein, daß Yu den Deal mit Harmerti als abgeschlossen und gültig ansieht?"
Niemand antwortete darauf. Es war mehr als offensichtlich, daß es so war. Sie wußten nicht, was er Yu versprochen hatte, aber sie konnten es sich denken. Wie aufs Stichwort erschien das asiatisch aussehende Gesicht des Systemlords auf dem Bildschirm. Er stieß ein paar Worte auf Goa'uld aus und verschwand sofort wieder.
"Er stellt uns ein Ultimatum", übersetzte Teal'c. "Er verlangt die Herausgabe Harmertis innerhalb kürzester Zeit oder wir werden dieses System höchstens in Form von Trümmern verlassen."
"Das kommt nicht in Frage", stellte Lantash fest. "Er kennt zu viele unserer Geheimnisse. Selbst die Tatsache daß er Anise hat, ist für uns kaum zu verschmerzen. Schon das wird uns viel zu viel kosten." O'Neill registrierte, daß sich Martoufs weiches Gesicht unter dem Einfluß seines Symbionten in eine harte Maske der Entschlossenheit verwandelte. Innerhalb weniger Stunden war es ihm so gelungen, die Abneigung, die der Colonel ihm entgegen brachte, deutlich zu verringern.
"Aha. Dachte ich's doch. Irgendwelche Vorschläge?"
"Na ja....", meinte Daniel, "vielleicht sollten wir einfach von hier verschwinden?"
Alle sahen ihn verdutzt an. Es lag auf der Hand. Waren sie nur nicht darauf gekommen oder waren sie so sauer auf die Goa'uld, daß sie in jeder noch so verzwickten Lage eine Möglichkeit suchten, ihnen irgendwie zu schaden?
"Das ist ein wirklich guter Vorschlag, Doktor Jackson", stellte Teal'c fest.
"Ja. Ja das finde ich auch." Auch Jack hatte wieder zu sich gefunden. "Kriegen Sie das hin?" fragte er Sam.
"Ähm, klar, aber es dauert einen Moment, die Energie und die Maschinen hochzufahren."
"Ah! Wie lange?"
"Keine Ahnung... ein paar Minuten vielleicht."
"Ein paar Minuten....", murmelte er, "kann ja nicht so schwierig sein..." Dann wurde seine Stimme wieder lauter "Dann los! Worauf warten Sie noch?"
Sam setzte sich sofort in Bewegung und fuhr die Maschinen an.
Im selben Moment bewegte sich auch die Feng.
"Oh!" entfuhr es Daniel. "Ich glaube die Botschaft ist angekommen."
"Ja, sicher haben sie bemerkt, was wir vorhaben. Haltet euch fest Leute. Gleich wird's ungemütlich!"
Noch bevor Jack den Satz vernünftig beenden konnte, erhielt die Uschebti einen weiteren Treffer.
"Noch einen von dieser Sorte vertragen wir nicht!" schrie Lantash. "Ich fliege ein paar Ausweichmanöver, dafür reicht die Energie gerade noch!" Ohne auf Zustimmung zu warten, begann er einen zufälligen Kurs zu fliegen. Verzweifelt versuchte er Abstand zur Feng zu bekommen aber sie konnte mühelos mithalten. Vermutlich hatte Yu den Oldtimer nach und nach etwas aufgerüstet. Immer wieder konnte sie feuern und langsam fragte sich Lantash wo sie die Energie für diesen Kraftakt hernahm. Einige Feuerstöße schrammten nur haarscharf an der Uschebti vorbei. "Beeil dich, Sam!"
"Ich mach ja schon, so schnell ich kann!" Mit zitternden Händen klammerte sie sich an der Armatur fest und starrte wie gebannt auf die Anzeigen. Sie hatte alles getan was nötig war, um den Vorgang zu beschleunigen, aber es dauerte nun mal solange es eben dauerte, bis die Energie für den Antrieb geladen war.
Inzwischen mühte sich Lantash damit ab, der Feng so gut es ging auszuweichen. Dabei waren die beiden Schiffe unbemerkt einem kleinen Mond nahe gekommen. Gerade als es so aussah als wäre Yu doch noch erfolgreich, kam Lantash ein rettender Gedanke. Eigentlich war es eher eine Verzweiflungstat, aber manchmal ist beides dasselbe und hier war das wohl der Fall.
Er war sich der Gefahr bewußt, als er einfach schnurstracks auf den Mond zuhielt. Ohne weitere Ausweichmanöver waren sie für Yus Schiff ein leichtes Ziel.
"Wir haben Energie!" rief Sam, aber Lantash war voll konzentriert. Er fixierte den Mond, der schnell näher kam und bald den ganzen Schirm ausfüllte.
Jack sah, was dort passierte und biß die Zähne zusammen. Er hätte gerne etwas gesagt, irgendetwas, aber es ging viel zu schnell und irgendwie wollte ihm nicht das richtige einfallen.
Im letzten Moment riß Lantash das Steuer herum und tauchte unter dem Mond hindurch. Die Feng drehte nach oben ab und überflog den Mond um die Uschebti auf der anderen Seite erneut ins Visier zu nehmen.
Aber Lantash dachte nicht daran dem Feind diese Möglichkeit zu geben. Noch während das gegnerische Schiff auf der Oberseite des Mondes war und sie für einen Moment aus den Augen verlor, kehrte er den Schub um und startete den Hyperantrieb. Die Feng brauchte einen Moment zu lange, um die Trägheit, die sie immer weiter von ihrem Ziel fort trug zu überwinden und den Kurs zu ändern.
Yu begriff, daß er verloren hatte, als er das Aufflammen des Antriebes der Uschebti sah. Wütend stieß er einen Fluch aus! Dafür würden sie bezahlten. Niemand hielt einen Systemlord ungestraft zum Narren. Noch hatte er eine von ihnen und er würde sie schon noch zum Reden bringen! Bisher war Anise keine Gefangene gewesen sondern mehr eine Versicherung, aber nun wies Yu seine Wachen mit einem Nicken an, sie ihn Gewahrsam zu nehmen. Erschrocken wich sie zurück aber die Wachen packten sie trotzdem und zerrten sie mit sich fort.

Nur eine Woche später fand man O'Neill in einer Tok'rabasis wieder, wie er vor dem Sitzungssaal des Hohen Rates saß. Drinnen fand die Verhandlung über Harmertis Verrat statt.
Er hatte nichts geleugnet und sich darüber hinaus selbst nach einer Woche langer ermüdender Gespräche als nicht belehrbar erwiesen. Jack sollte als Zeuge vernommen werden aber er wollte Harmerti niemals mehr gegenüberstehen. Unter keinen Umständen. Die Tok'ra hatten das akzeptiert. Sie hatten es akzeptieren müssen, denn er hätte sich ansonsten geweigert auszusagen.
Eigentlich war die ganze Verhandlung eine Farce. Das Urteil stand längst fest. Die Tok'ra konnten es sich nicht leisten ihn am Leben zu lassen. In dieser Hinsicht waren sie erstaunlich konsequent. Es war einfach nur eine Formsache.
Ab und zu hatte Jack gehört wie man seinen Tod bedauerte. Trotz allen Verrates schien man ihn nach wie vor als bedeutendes schwer ersetzbares Mitglied der Tok'ra anzusehen. O'Neill war das egal, solange es niemand wagte ihm ins Gesicht zu sagen daß alles nur ein Mißverständnis sei....
Noch während er grübelnd wie so oft in den letzen Tagen an die Wand gelehnt da saß, kam Ria um die Ecke geschlendert. Wortlos ließ sie sich neben ihm nieder.
"Beraten sie noch?" fragte sie.
"Ja!"
"Ich habe auch noch nicht ausgesagt."
"Aha."
Wieder schwiegen sich beide an. Jack dachte noch einmal an ihre Flucht. Er dachte daran wie entschlossen und zuverlässig das Mädchen gewesen war, als es daran ging, die übrigen von Harmertis Tok'ra an Bord gefangen zu nehmen. Davon einmal abgesehen hatte sie ihm in der Säulenhalle möglicherweise das Leben gerettet. Vielleicht waren diese Schlangen doch nicht alle gleich. Zumindest respektierte er sie jetzt.
Sie war jung, sehr jung und die Sache mit Harmerti hatte Spuren hinterlassen. Sie vermieden es seit diesem Tag über ihn zu sprechen oder auch nur seinen Namen in den Mund zu nehmen. Die körperlichen Wunden waren vielleicht verheilt, die seelischen jedoch waren tiefer und es würde noch lange dauern, bis sie sich zu schließen begannen.
"Redest du immer so viel?"
"Hmm."
"Ach? Und ich dachte immer, alte Leute reden viel, .... du weißt schon.... damals war alles besser und so...."
Jack sah sie mit grimmigem Gesicht an, dann begann er langsam zu grinsen und schließlich sogar zu lachen. "Ich bin noch lange nicht so alt wie ich aussehe! An meinen grauen Haaren seid einzig und allein ihr Tok'ra schuld, und zwar durch solche Aktionen wie die von na-du-weißt-schon-wem!"
Ria sprang empört auf und stemmte die Hände in die Hüften. In ihren Augen glitzerte es jedoch verräterisch. "Ach ja, alter Mann?" Sie begann zu lachen. "Das glaube, wer will!"
Sie lachten sich einen Moment an, doch dann wurde Jack zu seiner Aussage herein gerufen.
"Darüber reden wir noch Mädchen!" Sie hatte es tatsächlich geschafft, ihn aufzuheitern und ihm etwas von seiner Verbitterung zu nehmen, die er über Harmertis Verrat empfand, denn er hatte ihn tatsächlich gemocht.
"Da bin ich aber gespannt! Bei so alten Leuten weiß man ja nie, ob sie sich beim nächsten Treffen überhaupt noch an einen erinnern!" rief sie ihm nach.
Jack tat als hätte er es nicht gehört, aber er kam grinsend in den Sitzungssaal, was ein wenig Verwirrung unter den Zuschauern hervor rief. Die Kleine konnte es einfach nicht lassen. Das letzte Wort schien unwiderruflich ihr zu gehören.

Ende
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