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Holzblock von ZoeP

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Vorwort

Ein Dankeschön an alle, die Stargate ebenso lieben wie ich, und die diese Air Force Regeln ebenso hassen ;-)
Holzblock


Er stand einfach nur da.
Still und regungslos, als wäre die Zeit stehen geblieben und hätte ihn eingefroren. Langsam hob sich sein Brustkorb, er sog tief die kühle Morgenluft ein. Unendlich lange schien er so zu verharren, dann atmete Jack seufzend aus und eine weiße Nebelwolke bildete sich dabei.
Es war kalt hier draußen, der Morgen war noch weit entfernt. Die ersten Vögel machten sich nur spärlich bemerkbar. Jack genoss die Stille und sah sich um. Er liebte die Ruhe, die er hier an seinem See in Minnesota hatte. Es gab nichts, dass ihn hier störte. Niemand konnte ihn in seinen Gedankengängen unterbrechen – und niemand daran hindern, irgendetwas laut hinauszurufen. Manchmal spürte er in sich diesen Drang, mit all seiner Kraft ihren Namen über den See zu schreien.
SAM.
Jack sah ihr lächelndes Gesicht vor sich. Verdammt – wieso konnte er nicht wenigstens einen Tag lang mal nicht an sie denken? Er hasste es. Schon lange war er sich dessen bewusst, dass er sehr viel für sie empfand – viel zu viel! Die Regeln verboten einen engeren Kontakt zwischen Air Force Angestellten verschiedener Ränge. Und selbst, wenn es diese Regeln nicht gegeben hätte... Warum sollte eine Frau wie Sam für jemanden wie ihn, Jack O’Neill, mehr empfinden, als Freundschaft?
Carter war eine hochbegabte Wissenschaftlerin, sie lebte für die Forschung. Und er hatte von solchen Dingen keine Ahnung, war nur ein Stratege der Army. Nur?
Jack brauchte Ablenkung, wenn er nicht noch verrückt werden wollte. Er blickte sich um und entdeckte den alten, abgewetzten Klotz, auf dem er alle paar Jahre neues Feuerholz klein hackte. Entschlossen griff er nach der Axt, die er daran angelehnt hatte, und nahm sich einen Holzblock von dem Haufen hinter sich. Nachdem er ihn senkrecht auf dem Klotz platziert hatte, stellte er sich mit festen Schritt davor und hob die Axt über seinen Kopf. Er konzentrierte sich, sah nur auf den Holzblock vor sich.
Das durfte es doch nicht sein! Wieso verbot man ihm dieses eine bisschen Glück? Er wünschte sich nichts mehr, als Sam in die Augen blicken zu können, ohne sich dabei verschließen zu müssen. Er wollte ihr zeigen, wie viel sie ihm bedeutete. Sie sollte endlich wissen, was er für sie empfand. Diese ungelöste Spannung drückte von innen gegen seine Brust und schien ihn vollständig auszufüllen. Er hasste es – niemals zuvor war seine Wut so groß gewesen.
Er musste sich entscheiden. Würde er seine Gefühle gegenüber Sam offenbaren, dann wäre es nie wieder, wie früher. Vielleicht hätten sie eine gemeinsame Zukunft – doch das bedeutete, er oder sie würde den Job aufgeben müssen. Der für sie beide ihr Leben war, ihre Vergangenheit, ihre Gegenwart – und ihre Zukunft? Er wusste es nicht. Vielleicht würde sie ihm auch nur sagen, es täte ihr Leid, aber sie fühlte nicht dasselbe. Und dann? Dann hatte er sie für immer verloren – denn mit diesem Wissen konnte er nicht mehr mit Sam zusammen arbeiten. Niemals.
Doch was, wenn er ihr nichts sagen würde, wenn er so weitermachen würde, wie bisher? Dann würde er nach und nach unter diesem Druck zusammenbrechen. Es würde ihn innerlich zerreißen, so hilflos zu sein. Gefangen in seinem eigenen Gefühlschaos. Er würde früher oder später daran zugrunde gehen. Es war ganz gleich, wie er sich entscheiden würde – alles würde sich ändern, alles.
Wieso hatte sie sich auch so klammheimlich in sein Leben geschlichen. Schon als er ihr das erste Mal in die Augen gesehen hatte, wusste er es: Diese Frau war etwas ganz besonderes. Nicht einfach nur eine Wissenschaftlerin und ein Air Force Captain und später sogar major – nein, Samantha Carter war eine vollkommene Frau. In jeder Hinsicht. Sie sah bezaubernd aus. Jedes mal, wenn sie ihm ein Lächeln schenkte, fühlte er eine Welle des Glücks in sich. Manchmal wünschte er sich, in ihre blauen Augen eintauchen und darin versinken zu können. Doch niemals durfte er sich das erlauben. Als Colonel seiner Einheit musste er Haltung bewahren, die Empfindungen verdrängen.
Eine unglaublich mächtige Wut staute sich in Jacks Bauch zusammen. Er atmete schnell und in tiefen Zügen ein. Warum? Diese Frage hämmerte sich in seinen Kopf, er spürte nichts anderes mehr, als diesen unerträglichen Schmerz, der sich ausbreitete wie ein Feuerball.
“SSSAAAAAAAAAMMM!!!“
Zeitgleich zu seinem heiseren, verzweifelten Schrei sauste die Axt blitzschnell auf den Holzblock zu und spaltete ihn mit einer Wucht, die all die Wut aus Jack zu enthalten schien, sodass er in mehrere einzelne Splitter zersprang und sich über den Boden verteilte.
Jack hielt sich krampfhaft an der Axt fest, die noch immer in dem mächtigen Klotz steckte, auf den er so frustriert eingeschlagen hatte. Er atmete schnell und immer noch in tiefen Zügen, doch langsam entspannte sich sein Brustkorb, lockerten sich seine Muskeln und lösten sich schließlich seine Arme von dem Griff. Jack trat einige Schritte zurück, überblickte gleichgültig das Ausmaß seines Wutausbruchs und drehte sich schließlich langsam zum Gehen um.
Als er wieder am Ufer des von Nebelschleiern bedeckten Sees stand, dessen Wellen nur seicht vereinzeltes Schilf umspülten, wurden seine Gedanken wieder klarer. Jack fasste einen Entschluss. Er wusste, dass er Sam liebte – und er würde sich von den erdrückenden Fesseln dieser einseitigen Liebe befreien. Und der einzige Weg, seine quälenden Gedanken loszuwerden, war es, endlich mit ihr zu reden.

Ende
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