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Die Neugier eines Piloten (SGA-Hidden Scenes 1) von Arielen

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Vorwort

Um ein wenig in meine Lieblingsfigur zu kommen, habe ich versucht, einige der Lücken auszufüllen, die mir in „Rising“/“Aufbruch in eine neue Welt“ immer zu denken gaben.
Es gibt an einigen Stellen leichte Inspiration an die englische Romanadaption von „Rising“, ansonsten den ein oder anderen winzigen Spoiler zu Folgen der ersten Staffel, speziell zu „10.000 Jahre“.

Disclaimer: Stargate Atlantis und SG-1 und alle Stargate Charaktere sind Eigentum von MGM/UA, Double Secret Productions, Gekko Productions und dem SciFi Channel. Diese Fanfiction wurde lediglich zum Spaß geschrieben und nicht um damit Geld zu verdienen.
McMurdo-Basis
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Jack O’Neill begrüßte sein Gegenüber herzlich. Er kannte Colonel Matheson seit ihrer Ausbildung an der Air Force Akademie. Zwar hatten sie sich zuletzt vor mehr als zehn Jahren zum letzten Mal gesehen, aber ihre Freundschaft war nicht vergessen.
„Ich war erstaunt, dass du wieder in den aktiven Dienst zurück gekehrt bist, nachdem das mit Charlie passiert ist.“ Der vorzeitig ergraute Colonel sah ihn verlegen an, während sie langsam den Helikopterlandeplatz verließen und auf die nüchternen Bauten von McMurdo zugingen. „Tut mir leid.“
„Schon gut!“ O’Neill verzog keine Miene. Auch wenn er nie vergessen würde, unter welchen Umständen sein Sohn ums Leben gekommen war, so schmerzte der Verlust inzwischen anders. Seit damals hatte er eine Menge gesehen und den verschiedenen Formen des Todes mehrfach ins Auge gesehen. „Es hat mir geholfen, meine Schuldgefühle zu überwinden.“
„Und du warst auch noch in anderer Hinsicht erfolgreich.“ Matheson deutete auf die Rangabzeichen, froh das Thema wechseln zu können, denn er hatte schon gemerkt, dass Jack dieses spezielle unangenehm war. „Du hast es zum General gebracht, alle Achtung. Auch wenn ich mir das bei dir niemals so richtig vorstellen konnte.“ Er lachte leise. „Wir haben uns als junge Männer geschworen, so lange wie möglich im aktiven Dienst zu bleiben. Allerdings habe ich es viel früher geschafft, hinter einem Schreibtisch zu landen als du.“ Die Miene Mathesons wurde kurz dunkel. „Mir hat Alisons Krebstod das Genick gebrochen. Als ich aus der Entziehung kam, trug man mir an, entweder den Dienst zu quittieren oder nach McMurdo zu gehen.“
O’Neill erinnerte sich dunkel von schwerwiegenden Fehlentscheidungen seines alten Freundes gehört zu haben, die zum Tod einen jungen Piloten und seiner Passagiere geführt hatten und nickte nur.
Es war nicht gut, all zu lange in alten Wunden zu bohren.
Sie betraten eines der funktionalen Gebäude, froh darüber, endlich wieder in der Wärme zu sein. Jack zog den Reißverschluss seiner Jacke ein Stück hinunter.
„Inzwischen habe ich mich daran gewöhnt, die Basis zu leiten.“, sprach Matheson weiter. „Ich habe sogar Spaß daran gefunden. Die Jungs sind zwar am Anfang schwierig, wenn sie hier hin kommen, aber sie kapieren schnell, dass ich kein scharfer Hund bin und sie besser als jeder andere Kommandant verstehen kann. Wenn sie begriffen haben, wie es hier läuft, dann kommen wir gut miteinander aus.“ Er seufzte. „Bei manchen verstehe ich nicht mal, warum sie sich ihre Karriere unbedingt versauen mussten.“
Jack grinste in sich hinein. Er erinnerte sich gut daran, warum ihm selbst mehrfach mit McMurdo gedroht worden war. Auch noch in den letzten Jahren. „Oh, das geht schneller du denkst. Ein falsches Wort an er falschen Stelle, eine Befehlsverweigerung und...“
Er musterte aufmerksam einen jungen Mann in Trainingskleidung, der aus einer Tür – offensichtlich dem Fitnessraum - getreten war, aber durch die wild abstehenden Haare eher so wirkte, als sei er frisch aus dem Bett gestiegen. Für einen Moment trafen sich ihre Augen, dann wich der Jüngere dem Blick aus, grüßte kurz „Colonel ... General...“ und machte sich schnellen Schrittes davon.
Kaum war er hinter einer Ecke verschwunden, seufzte Matheson: „Das war Major Sheppard. Er ist der beste Pilot den ich je in meiner Laufbahn gesehen habe und, aber hat sich seine Karriere durch eine mehr als dämliche Aktion versaut.“
„Womit denn?“ fragte Jack O’Neill neugierig. Auch wenn ihre Begegnung nur kurz gewesen war, so hatte der Dunkelhaarige sein Interesse geweckt. In den vielen Jahren seines Dienstes hatte er nur wenige Männer gesehen, die dieses besondere Feuer in ihren Augen besaßen: Abenteuerlust mit Umsicht, einen guten Schuss Neugier und Risikobereitschaft. Vielleicht war er für das Stargate-Programm brauchbar. Sie hatten immer Bedarf an neuen Leuten in Cheyenne Mountain, die ohne Zögern bereit waren, dem Unbekannten ins Auge zu sehen und dabei ruhig zu bleiben.
Mathesons Stimme riss ihn aus seinen Gedanken „Sheppard war in Afghanistan stationiert. Gegen einen direkten Befehl flog er zurück hinter die feindlichen Linien, um drei Kameraden zu retten.“
„Hat er es geschafft?“ Jack strahlte innerlich. Wir lassen niemanden zurück, war auch seine Devise. Dieser Major wurde ihm immer sympathischer.
„Ich weiß es nicht.“ Matheson zuckte mit den Schultern. „Das habe ich weder aus den Akten noch von ihm selbst erfahren. Er spricht nicht darüber. Ebenso wenig wie über den Rest seiner Vergangenheit, auch wenn er ansonsten sehr umgänglich ist.“
Dann war es wirklich an der Zeit, sich den Burschen genauer an zu sehen. „Er soll mich zur Antarctica-Basis fliegen, wenn du ihn nicht anderweitig eingeplant hast.“
„Kein Problem.“ Matheson grinste, weil er das Funkeln in den Augen seines alten Freundes gesehen hatte. „Ich leite das in die Wege. Die Dienstpläne sind hier schnell umgestellt.“

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John Sheppard nippte an seinem Kaffee und erhob sich dann mit einem Blick auf seine Uhr. „Tut mir leid Denby, die Partie müssen wir später fortsetzen.“ Noch einmal blickte er auf das Schachbrett, als wolle er sich die Position der Figuren genau einprägen.
Sein Kamerad lehnte sich zurück und verschränkte die Hände im Nacken. „Ich dachte, du müsstest erst heute Nachmittag los?“ Er gähnte.
„Es gab eine überraschende Änderung der Dienstpläne. Anstatt Patrouille zu fliegen soll ich nun jemanden zur Forschungsstation bringen.“
„Was hast du diesmal für eine Fuhre? Wieder so ein paar abgedrehte Wissenschaftler? Mir graust es noch, wenn ich an den letzten denke. Nicht nur, dass er sich an meinen Riegeln bedient hat, er redete auch noch wie ein Wasserfall, und ich habe nicht mal ein Viertel von dem verstanden, was er mir sagen wollte.“
„Nein, diesmal transportiere ich ein hohes Tier aus der Luftwaffe. Brigadier-General Jack O’Neill!“
„Ich erinnere mich an den. Der ist schon den ganzen Vormittag beim Colonel. Scheinbar kennen die sich von früher. Na, das ist ja wirklich mal eine Abwechslung nach den ganzen Eierköpfen.“
„Ja, da hast du recht!“ John grinste schief. In der letzten Zeit konnten die auf McMurdo Stationierten nicht klagen. Seit diese geheime Forschungseinrichtung nur etwa eine halbe Stunde Flugzeit von der Basis eingerichtet worden war, hatten sie etwas mehr zu tun. Neben den ereignislosen Patrouillenflügen transportieren sie technisches Gerät, Vorräte und schließlich auch Wissenschaftler dort hinaus. Denby erzählte mit Genuss von seinen Erlebnissen, und auch John dachte mit Grauen an einen seiner Passagiere zurück, dem schon schlecht geworden war, als sie noch nicht vom Boden abgehoben hatten, weil ihn allein die Vorstellung von Fliegen schon Übelkeit verursachte.
Unter den Soldaten kursierten die wildesten Gerüchte was wohl unter dem Eis der Antarktis stecken mochte. Mit Interesse hatte er von den Gerüchten über eine Schlacht über Antarctica gehört, von einem abgestürzten Alienraumschiff, einem Jahrtausende alten Stützpunkt einer fremden Rasse, oder einfach nur streng geheimen Forschungen, die mit der Erschließung der Bodenschätze des Kontinents zu tun hatten aber genaueres wusste niemand. Das Projekt unterlag der höchsten Sicherheitsstufe und mehr als die Baracken um die Kuppel mitten im Schnee hatte keiner der Piloten jemals zu sehen bekommen und würde vermutlich auch nicht mehr sehen. Schon oft hatte er die Ohren gespitzt, um Gesprächsbrocken zu erhaschen oder einen Seitenblick auf die Unterlagen seiner Passagiere riskiert, aber bisher war beides nicht besonders ergiebig gewesen. Auch heute würde sich daran wohl nichts ändern.
Doch nun war es müßig, sich Gedanken darüber zu machen.
Er musste los, um den Helikopter anzuwerfen.
„Bis später Denby!“
„Okay, dann viel Spaß und halt die Ohren steif, Windhund!“
John verließ den Aufenthaltsraum und eilte zu seinem Helikopter. Während er die nötigen Vorbereitungen traf, schweiften seine Gedanken wieder ab. Es war nicht das erste Mal, dass er einen höherrangigen Militär durch die Gegend flog, aber diesmal hatte er im Gefühl, dass es anders sein würde.
Dieser General war kein Schreibtischhengst, er hatte mit Sicherheit bis vor kurzem im aktiven Dienst gestanden, denn John war aufgefallen, dass er die Basis mit wachem Blick gemustert und sich jedes Detail eingeprägt hatte. Für einen kurzen Moment hatten sich ihre Augen getroffen. Und John konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass das Interesse dieses Jack O’Neill an ihm erwacht war. Kurz danach hatte er nämlich den Einsatzbefehl erhalten, den General zur Forschungseinrichtung zu bringen.
Das gefiel ihm nicht, denn bisher hatte zu viel Interesse an seiner Person immer Ärger mit sich gebracht. John verdrehte dann die Augen. Er musste das Schicksal mit solchen Gedanken ja nicht unbedingt provozieren.
Dann bemerkte er wie Colonel Matheson, der Kommandant von McMurdo, und sein Gast in sein Blickfeld traten. Der General verabschiedete sich und steuerte dann zielstrebig auf den Helikopter zu. John setzte sein unverfänglichstes Pokerface auf.


Auf dem Weg nach Antarctica, nach dem Drohnenangriff
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Jack O’Neill blickte aus dem Fenster des Helikopters und hing seinen Gedanken nach, während unter ihm der Schnee der Antarktis dahin zog. Erst vor ein paar Minuten waren sie dem Angriff der Antiker-Drohne entkommen und noch immer fühlte er, wie das Adrenalin durch seine Adern pochte. Erlebnisse wie diese ließen ihn den aktiven Dienst wirklich vermissen.
Matheson hatte nicht gelogen. Sheppard war ein außergewöhnlicher Pilot und O’Neill glaubte seiner Aussage alles fliegen zu können, was man ihm nennen würde. Der Major gefiel ihm auch in anderer Hinsicht. Er besaß den Instinkt und die Ruhe in Gefahrensituationen, die ihn für das Stargate-Programm geradezu prädestinierten.
Ein Lächeln spielte um Jacks Mundwinkel, als er in seinen Überlegungen sogar noch weiter ging: SG-1 war schließlich immer noch ohne einen vierten Mann. Vielleicht hatte er mit John Sheppard einen Ersatz gefunden. Daniel, Sam und Teal’C mussten ihn vielleicht noch ein wenig zurechtstutzen, aber seinen ehemaligen Teamkameraden dabei zuzusehen würde ihm vermutlich sehr viel Spaß machen.
Er verwarf den Gedanken nicht, sondern beschloss Sheppard auf die Probe zu stellen. Entgegen der üblichen Gepflogenheiten würde er den jungen Mann nicht an der Oberfläche zurücklassen, sondern mit nach unten in den Stützpunkt nehmen. Dann würde sich zeigen, wie aufgeschlossen Sheppard gegenüber Dingen sein würde, die er in seinem bisherigen Leben nur für Science Fiction gehalten hatte. Und auch wie neugierig er auf sie reagieren würde.
„Wir haben die Antarctica-Basis erreicht, Sir.“, meldete Sheppard, nachdem er sich mit der Bodenstation ausgetauscht hatte. Er landete den Helikopter auf dem Helipad und schaltete Rotor und Maschinen ab.
Jack löste die Gurte und bemerkte, dass das Bodenpersonal auf sie zukam. Der Helikopter war in guten Händen, also brauchte man sie jetzt beide nicht mehr hier. Der General wartete, bis sein Pilot Helm und Sonnenbrille abgenommen hatte.
„Begleiten sie mich, Major Sheppard.“ Für einen kurzen Moment wirkte Sheppard überrascht, dann traten Neugier und Wissensdurst in seine Augen. „Ja, Sir.“
War das schon alles?
Jack schmunzelte, als er aus dem Helikopter kletterte und die Kuppel betrat. Er wartete gespannt, wann ihn der Major auf eine bestimmte Sache aufmerksam machen würde. Doch der ließ sich Zeit. Erst als der Fahrstuhl die Hälfte des Weges nach unten zurück gelegt hatte, warf er einen vorsichtigen Seitenblick auf Jack und erklärte„Sir, eigentlich habe ich nicht die nötige Sicherheitsberechtigung, hier zu sein.“
Herrlich. Sheppard hatte genau den richtigen Moment abgewartet. Und so war es Jack ein besonderer Genuss ihn noch einen Moment zappeln zu lassen und dann zu antworten: „Jetzt haben sie die nötige Berechtigung.“
„Danke, Sir!“ erwiderte der Jüngere knapp und beherrscht, aber die lebhaften Augen sprachen Bände.


Antarctica-Basis
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„Nicht Major, bitte...“
Doch John war nicht aufzuhalten. Was konnte denn schon passieren, wenn er sich auf diesen merkwürdigen Stuhl setzte. „Ach kommen sie, wie groß ist die Chance, dass ich das gleiche Gen wie diese Leute habe?“
Nach der Unterhaltung mit dem schottischen Mediziner war er um so neugieriger geworden. Dieses Gerede von Sternentoren, außerirdischen Bedrohungen und einem Volk, dass vor den Menschen auf dieser Welt existiert hatte klang wie Science Fiction. Der Raum, dieser Stuhl erinnerte ihn Kulissen aus Filmen wie Star Wars oder Alien, doch ein fühlbarer Beweis für die Wahrheit der Behauptungen seines Gegenüber war das noch nicht.
In dem Moment, in dem seine Handflächen die gallertartigen Ausläufer der Stuhllehnen berührten wurde er eines besseren belehrt. Der Stuhl erwachte mit einem lauten Summen zum Leben. Während sich die Lehne nach hinten senkte und ihn in eine halb liegende Position zwang, wurden seine Füße vom Boden gehoben. Um ihn herum war helles aber angenehmes Licht, doch was ihn wirklich irritierte war das leichte Vibrieren, dass in jede Faser seines Körpers drang.
„Ziemlich gering!“ stammelte der Schotte.
Gelähmt von der mehr als überraschenden Reaktion des Stuhls verkrampfte sich John und wagte es nicht einmal, den kleinen Finger zu bewegen. In den Augenwinkeln bemerkte er, wie der Schotte einen Moment brauchte um den Schock zu überwinden, erwachte er zu hektischer Aktivität. „Nicht bewegen!“ rief er Sheppard zu und verschwand dann aus seinem Sichtfeld. „Dr. Weir.“
War das nicht die Leiterin dieser Forschungseinrichtung?
Das würde vermutlich höllischen Ärger geben. Und einen weiteren dunklen Eintrag in seiner Akte. Vielleicht sogar die unehrenhafte Entlassung aus der Armee. Und was bleib ihm dann außer langweiligen Dienst als Zivilpilot?
Was hatte ihn bloß geritten, sich in diesen Stuhl zu setzen? Die Neugier, ob das, was dieser Beckett erzählt hatte, wirklich stimmte? Übermut? Abenteuerlust?
Das war jetzt auch egal. Er hatte sich selbst in die Scheiße geritten und musste sehen, wie er das am besten hinbog. Erst einmal musste er schnellstmöglich von diesem Ding runter kommen.
Seine Augen schweiften unsicher durch den Raum. Zwar hatte der vorher schon fremdartig gewirkt, jetzt war ihm, als könne er mit jeder Sekunde mehr Details auf und hinter den Panelen sehen. Sprach da jemand mit ihm? Und warum hatte er das Gefühl, dass dieser Kontrollstuhl weit mehr Möglichkeiten bot als die, die Beckett erwähnt hatte Fremdartig klingende Worte in einer unbekannten Sprache huschten durch seinen Geist. Sie schienen direkt an ihn gerichtet zu sein.
Doch gerade, als John sich auf das was in ihm vorging zu konzentrieren versuchte, hörte er eilige Schritte. Mehrere Personen kamen auf ihn zu, doch nur O’Neill trat in sein Blickfeld. „Ich sagte doch, sie sollen nichts anfassen.“
Verärgerung und etwas anderes zeichnete sich im Gesicht des Generals ab. Verständnis und Wissen über das, was vorgefallen war?
John war so perplex, dass ihm keine bessere Entgegnung einfiel als „Ich...ich habe mich doch nur hingesetzt.“ Nicht so gut. Das war eine ziemliche lahme Entschuldigung. Langsam wurde es peinlich. Wie kam er also von dem Ding jetzt wieder runter?
Ehe er sich darüber Gedanken machten konnte, wurde er von der anderen Seite angesprochen Ein etwas untersetzt wirkender Mann trat an ihn heran und bedeutete mit hektischen Gesten „Major, stellen sie sich bitte unsere Position im Sonnensystem vor.“
Was wollte der Kerl von ihm? Das wusste doch jedes Kind, das sich nur ein bisschen für Astronomie interessierte. Noch während der Mann sprach, entstand in Johns Kopf ein Bild des Gewünschten.
Und nicht nur dort.
Über ihm entstand eine blau leuchtende Projektion, ähnlich einem Hologramm. Die mit merkwürdigen Buchstaben bezeichneten Planeten kreisten auf ihren vertrauten Bahnen.
Der Major zuckte mit den Augenbrauen und starrte nach oben. Das war der Stuhl? Cool – jetzt steckte er wirklich mitten in einem Science-Fiction Szenario.
„War ich das?“
Als ihm niemand antwortete hob er den Kopf. O’Neill hatte eine undurchschaubare Miene aufgesetzt, während der Wissenschaftler unverhohlenen Neid zeigte. Beckett und ein ihm unbekannter Brillenträger waren auf ihre Weise erstaunt. Doch am Meisten verwirrte ihn die Reaktion der zierlichen dunkelhaarigen Frau, die ohne Zweifel Dr. Weir sein musste. Anstatt empört und wütend zu sein, zeigte sie sich mehr als begeistert.
Was hatte das jetzt schon wieder zu bedeuten? Träumte er, befand er sich im falschen Film oder ...
John setzte ein schiefes Grinsen auf. Nun, da er erste Schrecken überwunden war, erinnerte er sich auch, wie er endlich von diesem Stuhl kam. Er nahm die Hände von den Lehnen des Sessels. Die Projektion über ihm erlosch und der Stuhl fuhr in seine Ausgangsposition zurück. Diesmal achtete der Major beim Aufstehen genau darauf, dass er den Stuhl nicht mehr berührte. Er hatte ohnehin schon zu viel Aufmerksamkeit erregt – nicht nur bei den Leuten, die um ihn herum standen. Warum hatte er nur das Gefühl, dass in der Halle draußen alle ihre Arbeit eingestellt hatten?
„General O’ Neill können sie Major Sheppard einen Moment Dr. Beckett überlassen?“, fragte Dr. Weir in die entstandene Stille.
„Aber natürlich. Das ist kein Problem.“ O’Neill warf Sheppard durchdringenden aber undeutbaren Blick zu. „Major sie haben die Anweisung gehört.“
„Ja das habe ich, Sir.“ John nickte und trat zu dem Mediziner, der ihn immer noch mit unverhohlener Bewunderung ansah. Das war besser, als sich der Musterung der anderen auszusetzen. „Ich benötige etwas Blut und noch einige weitere medizinische Daten von ihnen“, erklärte der Schotte. „Auch wenn klar ersichtlich ist, dass sie das Antiker-Gen besitzen.“

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Noch etwas anderes hatte sich verändert. Tief in den Eingeweiden Antarcticas und unbemerkt von seinen neuen Bewohnern und Erforschern waren seit zehntausend Jahren ruhende Routinen zum Leben erwacht.
// zielobjekt erfüllt primäre voraussetzungen //
// aktivierung der notwendigen bereiche ist erfolgt //
// zugriffsbefugnisse wurden angepasst und erweitert //
// vorgang vollständig abgeschlossen //
Ein Wissenschaftler namens Janus hatte sie ohne Kenntnis des hohen Rates dort eingefügt, um einen erneuten Fehlschlag und eine Katastrophe zu verhindern. Die biologischen Daten eines Toten wurden zum Schlüssel für die Aktivierung von schlummernden Fähigkeiten in einem lebenden Menschen, der noch nicht einmal wusste, wer er eigentlich war. Zusammen mit den Manipulationen in einer vergessenen Stadt, weit entfernt von diesem Ort, würde sie diesmal den Erhalt des Vermächtnisses der Antiker sichern.
Ein Stein war ins Rollen gebracht worden - und ein Kreis begann sich seiner Vollendlung zu nähern.


McMurdo Basis, eine Viertelstunde später
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Colonel Matheson betrat die Funk- und Radarzentrale der Basis. Der mit Geräten vollgestopfte Raum war von einem beständigen Summen und Piepen erfüllt. Er beneidete die Männer und Frauen nicht, die hier ihre Dienstzeit verbringen mussten. Ihn würde das verrückt machen.
Eigentlich wollte er sich nur nach dem Stand der Dinge erkundigen, nachdem ihn die beunruhigenden Nachricht erreicht hatte, dass der Helikopter von Sheppard und O’Neill beinahe von einem unbekannten Objekt vom Himmel geholt worden war.
Zwar hatte die Antarctica Basis bereits durchgegeben, dass der General und sein Pilot wohlbehalten angekommen waren, aber einen genaueren Bericht hatte er noch nicht erhalten. Und das war eigentlich nicht üblich.
„Hat sich Major Sheppard inzwischen gemeldet?“
Einer der Funktechniker drehte sich zu ihm hin. „Nein Sir, aber ich erhalte gerade eine Nachricht. Man bittet sie um die schnellstmögliche Übermittlung der Akte von Major Sheppard.“
„Von wem stammt die Anfrage?“ Matheson runzelte die Stirn.
„Brigadier-General O’Neill und Dr. Weir, Sir!“
Das Gesicht des Colonels verfinsterte sich noch mehr. „Ich kümmere mich darum, danke Wilkes.“
Er schüttelte den Kopf, während er den Raum wieder verließ und fluchte leise. Himmel, in was hatte sich Sheppard da reingeritten? War der Mann durch seine Erfahrungen in Afghanistan nicht klug geworden? Er hatte ihn eigentlich für reifer gehalten, aber offensichtlich hatte Vernunft nicht sehr viel mit Intelligenz zu tun.
Auf der anderen Seite hatte er seinen alten Freund mehr oder weniger auf Sheppard aufmerksam gemacht, weil er es für eine Schande gehalten hatte, dass ein solches Fliegerass auf McMurdo verkümmerte. Dementsprechend konnte er sich denken, dass O’Neill irgend etwas in die Wege geleitet hatte, um den Major genauer unter die Lupe zu nehmen.
Matheson betrat sein Büro und aktivierte den Laptop. Seufzend gab er seine Passwörter ein. Viel hatte sich trotz der modernen Technik nicht verändert. In seiner Jugend hatte man noch Lochkarten benutzt, deren Verwendung genauso umständlich war, wie das hier. Wenigstens wusste er inzwischen, wie er die wichtigsten Programme bedienen konnte, aber wie sie funktionierten, das blieb ihm ein Rätsel.
Während er die Datei mit den Personaldaten Sheppards öffnete und die Einträge noch einmal überflog legte er nachdenklich die Stirn in Falten. Jacks Interesse leuchte ihm ein, nicht aber das von Dr. Weir.
Was zur Hölle war in Sheppard gefahren? Sonst hatte der Pilot doch nicht an die große Glocke gehängt, dass er neben dem Flugtalent noch andere beachtenswerte Fähigkeiten besaß. An so etwas wie den Mensa Test hatte Matheson noch nicht einmal zu denken gewagt. Oder bereute es der Major jetzt plötzlich, keine wissenschaftliche Karriere eingeschlagen zu haben?
Wie dem auch war ... er würde es vielleicht erfahren. Auch wenn er einige Informationen erhalten hatte, so wusste er doch nicht im Einzelnen, was unter dem Eis der Antarktis vor sich ging.
Mit einem weiteren Seufzer schloss er die Datei und klickte auf „Senden“, gab die Adresse von Dr. Weir ein und aktivierte eine sichere Leitung. Dann ließ den Dingen ihren Lauf. Ändern konnte er daran wohl nichts mehr.


Antarctica-Basis
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John ließ die Blutabnahme ruhig über sich ergehen. Er hatte in seiner Dienstzeit weit schlimmeres mitgemacht als den Stich mit einer kleinen Nadel in seinem Arm. Nun drückte er den Tupfer gegen die Einstichstelle, um einen Bluterguss zu vermeiden, und wartete geduldig auf den Doktor auch wenn er zu frösteln begann. Hoffentlich konnte er bald wieder seine Fliegerjacke anziehen, denn die arktischen Temperaturen erlaubten es nicht unbedingt, nur im Hemd herum zu laufen.
Um sich abzulenken, sah er sich um, aber da gab es außer einer Vielzahl unbekannter Geräte nicht viel. Becketts sogenanntes Labor bestand aus einer Nische, gleich neben einem abgetrennten, ins Eis geschmolzenen Raum. Wenigstens trennten Stellwände den Bereich vom Rest der Halle ab, so dass er hier wenigstens vor den neugierigen Blicken der Anwesenden geschützt war.
Glücklicherweise. John verdrehte die Augen, als er daran dachte, dass der Weg zum Labor einem Spießrutenlauf geglichen hatte. Offensichtlich hatten die meisten mitbekommen, was er angestellt hatte, doch was war so besonderes daran? Hatte Beckett nicht selbst gesagt, dass es noch andere Träger dieses seltsamen Gens gab, die das gleiche fertig bringen konnten wie er? Warum also diese Gafferei und Tuschelei?
Der Schotte kam zu ihm zurück und klebte ein Pflaster über die Wunde. „Danke Doc.“ John beugte sich vor und fragte verschwörerisch. „Sagen sie, was ist hier eigentlich los? Wenn auch andere den Kontrollstuhl aktivieren konnten, warum waren die Anderen hier so überrascht?“
„Wissen sie Major...“ Der Schotte hielt einen Moment inne. „... sie sind der erste, bei dem es unmittelbar passierte. Alle anderen, die bisher auf dem Stuhl saßen, mussten sich erst darauf konzentrieren ihn zu aktivieren. Bei ihnen geschah es einfach so. Das ist das Besondere an ihnen, und deshalb war auch ich so verblüfft.“
„Ach so.“ Sheppard zog eine Augenbraue hoch und angelte nach seiner Fliegerjacke. „Das ist alles?“
„Aber es ist mehr als genug!“ erklang eine Stimme von der Seite. Dr. Weir stand am Eingang und lächelte ihn unverbindlich an. „Ich würde gerne mit ihnen reden. Würden sie mich bitte begleiten.“
„Selbstverständlich Ma’am.“ Was blieb John anderes übrig als mitzuspielen. Er streifte beim Gehen die Jacke wieder über.

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„... und das ist das Ziel unserer Expedition: Atlantis.“ Dr. Elisabeth Weir machte eine Pause, nachdem sie ihre Erläuterungen ausgeführt hatte und beendete sie mit einer Frage: „Und deshalb, Major Sheppard, würde ich mich sehr freuen, wenn sie uns auf diese Mission begleiten würden. Sie wären eine unschätzbare Hilfe.“
John holte tief Luft, als sie ihn erwartungsvoll ansah.
Sein Kopf schwirrte. Er wusste, dass er nun zu einem Geheimnisträger geworden war, den man nicht mehr so einfach gehen lassen würde. Es verstand sich von selbst, dass er darüber schweigen musste, aber würde das dem General und der Diplomatin reichen?
Noch vor einer Stunde hätte ihre Berichte für die Erfindung von Science Fiction Autoren gehalten: Reisen durch Sternentore und Wurmlöcher auf fremde Planeten; schlangenähnliche Kreaturen, die Menschen befielen und kontrollierten ... das erinnerte ihn alles an Romane von Brian Lumley, die er einmal gelesen hatte.
Aber diese Berichte waren Realität.
Genauso wie die Weltraumschlacht über Antarctica. Der Stützpunkt mit dem Stuhl, der schon existiert hatte, bevor der erste Mensch überhaupt auf zwei Beinen gelaufen war und andere Vermächtnisse einer uralten Rasse.
Das Herz schlug ihm bis zum Hals, doch er ließ sich seine Aufregung nicht anmerken.
Diese Frau bot ihm an, durch ein Sternentor zu einem Mythos zu reisen. Nach Atlantis, der versunkenen Stadt aus den Berichten Platons, die man überall auf der Erde vermutet hatte, nur nicht in einer fernen Galaxis.
Und das alles nur, weil er ein mutiertes Gen besaß, dass in ihm so stärker ausgeprägt war als in den anderen bekannten Trägern. Für einen Moment kam sich John wie der verlorene Prinz eines untergegangenen Volkes aus einem Märchen vor.
Doch zum Lachen war ihm nicht zumute.
Etwas in ihm sträubte sich, so einfach „Ja“ zu schreien, denn O’Neill und der Doktor schienen gemeinsam beschlossen zu haben, sein Leben umzukrempeln und auf den Kopf zu stellen. Auch wenn sich alles in ihm danach sehnte, dem Vorschlag zuzustimmen, so wollte er es ihnen doch nicht so einfach machen.
Er war schließlich kein hungriger Karpfen, der sich so leicht angeln ließ.
So straffte er seinen Rücken und räusperte sich. „Ich möchte mir das noch genau überlegen, wenn es ihnen recht ist, Ma’am.“, sagte er entschieden und behielt sie dabei genau in den Augen.
„In Ordnung Major. Ich akzeptiere ihre Antwort, aber ich brauche die Entscheidung bis spätestens morgen Mittag.“ Ihr Gesichtsausdruck blieb unverbindlich und nichts verriet, was sie über diese Antwort dachte, aber er wusste, dass sie noch nicht aufgegeben hatte. Diplomaten hatten die unangenehme Eigenart sich auf anderen Mitteln und Wegen das zu verschaffen, was sie haben wollten. „General O’Neill benötigt sie erst in einer Stunde, sagte er mir. Nutzen sie die Gelegenheit, um einige meiner Expeditionsteilnehmer kennen zu lernen. Ich muss mich jetzt allerdings verabschieden.“
Dr. Weir erhob sich und streckte die Hand aus. John tat es ihr aus Höflichkeit gleich und erwiderte den Händedruck, aber er blieb im Raum zurück und lehnte sich an den Tisch. Nachdenklich nagte er an der Unterlippe.
Konnte er überhaupt noch „Nein“ sagten? Steckte er nicht schon viel zu tief drinnen? McMurdo war vielleicht geruhsam, aber auf Dauer nicht der Ort, der ihn herausfordern würde. Diese Expedition schon, auch wenn das neue Vorgesetzte und neuen Ärger bedeuten konnte.
War es ihm das wert?
Ein Teil von ihm sagte ja, der andere sträubte sich noch immer, und so beschloss John dem Rat der Diplomatin zu folgen und sich noch einmal hier unten umzusehen. Denn hier unten würde er definitiv zum letzten Mal sein.


Zurück auf der McMurdo-Basis
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Jack O’Neill tippte mit seinen Fingern ungeduldig auf die Helikopter Tür. In weniger als fünf Minuten hatten sie Mc Murdo erreicht, und Sheppard hatte ihm noch immer keine Antwort gegeben.
Die Spannung im Cockpit stieg immer mehr. Seit dem Start hatten sie kein Wort mehr miteinander gesprochen, der Pilot schien das Erlebte noch einmal Revue passieren zu lassen. Genau so, wie es Jack den Flug über getan hatte. Einerseits bedauerte er, dass sich diese überraschende Wendung ergeben hatte, andererseits gönnte er Dr. Weir diesen unverhofften Glücktreffer. Mit den Fähigkeiten, die der junge Mann neben ihm an den Tag gelegt hatte, würde er eine Bereicherung für die Expedition sein. Und der General dachte dabei nicht nur an das ATA-Gen. Colonel-Marshal Sumner war zwar ein ausgezeichneter Militär und würde die Expeditionsteilnehmer ohne Zweifel bestmöglich schützen, aber ihm fehlten ein paar Eigenschaften, die Sheppard in der kurzen Zeit, die sie sich kannten, bereits an den Tag gelegt hatte. Freundlichkeit und Charme, der es ihm ermöglichte, ungezwungen mit de Wissenschaftlern umzugehen. Ob er wirklich verstand, was man ihm erklärt hatte, stand auf einem anderen Blatt, aber der Major hatte es ihnen zumindest vorheucheln können.
Und es würde Sheppard vielleicht helfen, seinen Karriereknick zu überwinden, wenn er sich am Riemen riss, denn außergewöhnliche Umstände formten außergewöhnliche Männer. Die Arbeit auf anderen Planeten hatten so manchen verändert, der in den letzten acht Jahren in das Stargate-Programm eingestiegen war. Einschließlich eines Jack O’Neill.
Nun sag doch schon endlich „Ja“. Bist du wirklich so dumm, dieses Angebot auszuschlagen?
Schade, dass er nicht n den Gesichtszügen des jungen Mannes lesen konnte, da Helm und Sonnenbrille die interessanten Teile seines Gesichts verdeckten.
Die Basis meldete sich. Sheppard gab die nötigen Informationen durch und ging in den Landeanflug über.
Dann endlich kam die erlösende Antwort: „Was diese Sache angeht, Sir...“
„Was ist damit.“ Jack beschloss etwas ruppig zu klingen. „Sie haben nicht mehr viel Zeit Major. Was ist nun damit.“
John Sheppard drehte kurz den Kopf in seine Richtung. „Ich nehme das Angebot von Dr. Weir an, Sir.“
„Gut!“ Der General grinste in sich hinein. „Ich habe auch nichts anderes von ihnen erwartet, Sheppard. Sie hätten es nur nicht so spannend machen müssen.“ Auch wenn ihm noch einige weitere spitze Bemerkungen auf der Zunge lagen, verzichtete er darauf, sie zu sagen. „Wie lange brauchen sie, um ihre Sachen zu packen?“
„Zu packen? Ich verstehe nicht, Sir.“
„Sie müssen verstehen, dass ich sie nach allem, was sie da unten gesehen und angestellt haben, nicht hier lassen kann, Major. Sie werden mich in die Staaten zurück begleiten, denn es gibt noch einiges für sie zu tun. In drei Stunden wird man mich abholen, bis da hin erwarte ich, dass sie fertig sind.“
„Ja, Sir.“

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„Du nimmst ihn gleich mit?“ Matheson musste sich erst einmal setzen und schluckte tief. „Nachdem Dr. Weir und du seine Akte angefordert haben, dachte ich Gott weiß was er angestellt hätte.“
In O’Neills Gesicht zuckte es amüsiert. „Er hat.“
„Was? Wie?“
„Sagen wir so: Er hat sich auf einem Stuhl niedergelassen, auf dem er eigentlich nichts zu suchen gehabt hätte.“
Matheson holte tief Luft. „Jetzt verstehe ich gar nichts mehr. Er war unten? In der Forschungseinrichtung unter dem Eis? Dir ist klar, dass er eigentlich keine Zugangsberechtigung hatte?“
„Das hat er mir rechtzeitig gesagt. Ich habe sie ihm gegeben.“
„Du machst Scherze.“ Matheson runzelte die Stirn. Wollte ihn sein alter Freund etwa ärgern? Aber O’Neills Gesicht blieb weiterhin undeutbar. „Ich hatte dir von ihm erzählt, weil ich es schade fand, dass er hier versauert und hoffte, dass du etwas für ihn geradebiegen könntest, wenn du dich von seinen Fähigkeiten überzeugt hättest, aber jetzt...“
O’Neill machte eine beruhigende Geste. „Dazu hatte ich genug Gelegenheit. Der Junge hat eiskalte Ruhe bewahrt, als uns die Drohne angriff und Flugmanöver durchgeführt, an die ich in dem Moment nicht gedacht hätte. Er ist ein Naturtalent im Fliegen ... und in ein paar anderen Dingen.“ Ein Lächeln umspielte seine Lippen. „Deshalb wird er seine Chance bekommen. Und wenn er klug ist, dann nutzt er sie.“
Matheson entspannte sich bei diesen Worten wieder und nickte. Wenn Jack das sagte, dann meinte er es auch so. Schade nur, dass er nicht viel mehr erfahren würde „Was soll ich in die Akte schreiben, wenn ich sie abschließe?“
„Ich habe Major Sheppard angefordert, das wird schon reichen. Um den Rest kümmere ich mich selbst. Kann ich dein Büro kurz für ein paar wichtige Gespräche haben?“
Der Colonel nickte und erhob sich. „Kein Problem!“
Vor der Tür verharrte er nachdenklich und lächelte dann. Für einen Moment erwog er zu den Mannschaftsquartieren zu gehen, entschied sich aber doch dagegen. All zu gerne hätte er gewusst, was Jack mit dem jungen Mann vor hatte, aber vielleicht war es besser, wenn er keine weiteren Details erfuhr. Denn bei aller Freunde beneidete er den Jüngeren schon.

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John holte tief Luft und trat an das Fenster. Obwohl seine Uhr bereits eine frühe Abendstunde anzeigte, stand die Sonne noch hoch am Himmel. Jetzt im antarktischen Sommer würde sie auch nicht so schnell untergehen. Das aber würde er nicht mehr erleben. Der Transporthubschrauber war bereits gelandet und wartete nur noch auf den General ... und ihn.
Seltsam, er kannte nicht einmal das Ziel ihrer Reise, aber nach allem, was er an diesem Tag erfahren hatte, konnte es nur ein Ort sein: Cheyenne Mountain. Die Militärbasis, die der General leitete und das best gehütetste Geheimnis der Welt beherbergte.
Und auch über seinen weiteren Weg machte er sich keine Illusionen: Vermutlich würde man ihn noch einmal auf Herz und Nieren abklopfen und genauestens überprüfen. Den freundlichen Gesprächen würden weniger freundliche folgen, und danach erwarteten ihn vermutlich Schulungen und Besprechungen, damit er wie die anderen Expeditionsteilnehmer zumindest ein wenig vorbereitet war.
Selbst bei einem Fehlschlag, selbst wenn die Expedition abgeblasen werden würde – McMurdo würde er nicht mehr wieder sehen. Aus dieser Sache würde er nicht mehr heraus kommen. Der General hatte in diesem Fall vermutlich eigene Pläne mit ihm, und diesen würde er sich nicht so einfach entziehen können.
John seufzte. Es war müßig darauf auch nur einen Gedanken zu verschwenden. Der Versuch, eine Verbindung zu der legendären Stadt aufzubauen würde gelingen, und dann würde er ...
John erinnerte sich mit einem Schaudern, wie er noch einmal zu dem archaisch wirkenden Stuhl zurück gekehrt war, der innerhalb so kurzer Zeit seinen Horizont um eine neue Dimension erweitert und sein Leben mehr als gründlich umgekrempelt hatte. Da niemand anwesend war, hatte er noch einmal die Hand auf die Rückenlehne gelegt und bei der Berührung ein seltsames Kribbeln verspürt. Es war unheimlich gewesen, aber nicht unangenehm.
Das waren die Worte gewesen, die sich in seinem Geist geformt hatten und nicht aus seinem eigenen Bewusstsein stammten.

„Du wirst nach Hause zurückkehren, mein Sohn.“
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