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[SGA] The core von Ailya

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„ Ich glaubs einfach nicht. Das ist doch… Wie um alles in der Welt… Das ist doch wohl vollkommener Schwachsinn!“ Ella Brennan warf ihre rotblonden Locken zurück und ihre minzgrünen Augen funkelten den Tablettlaptop, den sie in ihren Händen hielt und der sich entschlossen hatte, nun endgültig den Geist aufzugeben, erzürnt an. Sie stieß einen erbosten Laut aus und trommelte mit ihrer Faust gegen das Gehäuse des Computers. „ Blödes Ding!“

So weit sie sich zurückerinnern konnte, hatte sie es noch nie mit Computern und diesem anderen ganzen Technikkram gehabt. Sie hatte es schon von klein auf bevorzugt, persönlich mit Leuten zu reden, anstatt ihnen eine Email zu schreiben, deren Inhalt man teils aus dem Internet herunterladen konnte. Als Jugendliche hatte sie weder ein Mobiltelefon noch einen eigenen Computer gehabt- zumal sie die rasante Entwicklung auf dem Technikmarkt und das Gelaber ihrer Klassenkameraden immer zur Weißglut getrieben hatten. So etwas Naives aber auch, hatte sie immer geschimpft.
Es hatte durchaus Vorteile, wenn man Handgeschriebenes bevorzugte, aber mindestens doppelt so viele Nachteile. Einmal hatte sie stundenlang suchen müssen, ehe sie ihre schriftliche Ausarbeitung gefunden hatte- nur um dann erschrocken festzustellen, dass sich unwiderruflich ein satter, caramellfarbener Kaffeefleck in das Papier gesogen hatte. Ja, es war manchmal regelrecht zum Verzweifeln gewesen…

Doch das war alles nichts im Vergleich zu diesem Schlamassel! Ella schnaubte und startete einen letzten, geradezu verzweifelten Versuch die Lebensgeister ihres Computers zu wecken- scheiterte jedoch auf ganzer Linie und wurde mit einem kleinen Stromschlag bestraft. Überrascht ließ sie den Tablettlaptop auf den Tisch fallen, was ihm nichts anhaben konnte, da er eh seine letzte Reise angetreten hatte.
„ Blödes Ding“, beschimpfte sie den Computer, der so still, wie er da auf dem Tisch lag, eigentlich einen ganz friedlichen Eindruck machte, als schien er nur darauf zu warten, dass sie ihn noch mal in die Hand nahm und er noch mal einen Stromschlag durch den Körper jagen konnte- doch da hatte er seine Rechnung ohne sie gemacht!

Ella ergab sich einem tiefen Seufzer und fiel dann gegen die Lehne ihres Stuhls, der in den letzten dreieinhalb Stunden alles getan hatte, um ihren verlängerten Rücken zu malträtieren. „ Das darf doch alles nicht wahr sein“, murmelte sie und schlug sich die Hände vors Gesicht. Womit hatte ein friedfertiger Mensch wie sie nur so etwas verdient? Sie war immer artig gewesen, hatte sich so gut wie nie mit ihren Eltern und ihren Geschwistern gestritten. Sie hatte immer bereitwillig das Chaos in ihrem Zimmer beseitigt und selbst in der Schule hatte sie sich freiwillig angestrengt! Nichts hatte sie aus der Ruhe bringen können… außer diese Ausgeburt erfinderischen Wahnsinns, deren Entwickler ihr die vollkommen unpassende Bezeichnung „Personal computer“ gegeben hatte- an diesem Ding war gar nichts ‚personal’!

„ Na na, Dr. Brennan, Sie werden sich doch wohl nicht von ein paar defekten Schaltkreisen aus der Ruhe bringen lassen, oder etwa doch?“
„ Wären Sie mir damit vor einer halben Stunde gekommen, dann hätte ich Ihnen vielleicht auch geantwortet“, erwiderte Ella lächelnd und wandte sich um.
„ Wollen Sie damit andeuten, dass sie jetzt nicht mehr mit mir reden wollen und dass ich allein essen gehen muss?“ Lt. Matt Scott lehnte im Türrahmen, hatte sie Arme locker vor seinem Brustkorb verschränkt und grinste sie verschmitzt an.
„ Hhm…“ Ella legte einen Finger an ihre Lippen und rollte ihre Augen nachdenklich gen Decke. „ Genaugenommen, lieber Lieutenant, haben Sie mich noch nicht einmal gefragt, ob ich Sie begleiten möchte.“
„ Ich bin davon ausgegangen.“
„ Machen Sie das eigentlich immer so?“, fragte Ella und erhob sich von ihrem Stuhl.
Scott hob seine schmalen, braunen Augenbrauen. „ Was meinen Sie?“
„ Ich meine, ob Sie immer so vorgehen, wenn Sie sich an ein Mädchen ranmachen wollen“, erwiderte Ella.
„ Das muss ich nicht“, gab Scott ihr zur Antwort.
„ Ach, nein?“
„ Nein…“ Selbstsicher schüttelte der Soldat mit dem Kopf und machte einen Schritt auf sie zu. Grinsend wie ein pubertärer Schuljunge schlang er seine Arme um ihre Taille und funkelte sie mit seinen hellblauen Augen verschmitzt an. „ Ich kann nichts dafür. Meinem Charme kann einfach keine widerstehen.“
„ Nenn’ mir einen Grund, warum ich jetzt noch mit dir gehen sollte“, lachte Ella, boxte ihm in die Seite und machte dieser gewitzelten Förmlichkeit ein Ende.
„ Ich wäre unsagbar traurig, wenn du es nicht machen würdest“, antwortete Matt und schnitt eine Grimasse, die Ella bisher nur bei ihrem jüngeren Bruder Tony gesehen hatte, wenn er um etwas gebettelt hatte.

„ Matthew Phileas Scott, du bist unmöglich“, lachte sie, streckte ihre Hand aus und wuschelte ihm so gut es ihr möglich war durch seine, nunmehr wieder dem Militärschnitt zum Opfer gefallenen, braunen Haare. Der Soldat quittierte dies mit einem weiteren, kecken Grinsen, zog sie noch näher zu sich.
„ Ich befürchte, es gehört zu meinem Job, unmöglich zu sein“, meinte er und zwinkerte ihr zu. Ella setzte ein strahlendes Lächeln auf und blinzelte ihn mit ihren grünen Augen voller Wonne an.
„ Wie du meinst, ich hab’ nichts dagegen.“ Sie zuckte mit den Schultern und schloss genießerisch die Augen, als Matt ihr einen kurzen, dafür aber sehr zärtlichen Kuss über die Lippen hauchte.
„ Und…“, meinte er dann, „…kommst du nun mit? Du weißt, dass ich mich in Lt. Whitefields Nähe nicht wohlfühle und dass mir Dr. McLaine zu viel redet.“
Ella zog die Augenbrauen zusammen. „ Und die Tatsache, dass Whitefield und McLaine Frauen sind, hat damit gar nichts zu tun, nicht wahr?“
Matt neigte schuldbewusst seinen Kopf. „ Ertappt.“ Er grinste noch breiter. „ Aber du weißt doch… selbst in der Gegenwart von Pamela Anderson würde das Steak nur halb so gut schmecken. Warum? Weil du aus lauter Vergleichsangst dann den Tisch meiden und mich allein lassen würdest.“
„ Oh, wie rührend“, entgegnete Ella sarkastisch. „ Es überrascht mich immer wieder, was du alles tust, um meine Gesellschaft beim Essen zu sichern, Lieutenant.“
Matt kniff die Augen zu Schlitzen zusammen und lehnte seine Stirn gegen die ihre. „ Wir könnten auch was anderes machen, wenn du verstehst was ich meine…“

Ella konnte ihre roten Wangen gerade noch mit einem Lächeln überspielen, als eine laute, kreischende Stimme hinter ihnen, sie aus ihrer Schwärmerei für einander riss. „ Oh ja, Sie könnten zum Beispiel Ihre Arbeit erledigen, Dr. Brennan!“
Erschrocken lösten sich Ella und Matt aus ihrer doch sehr sinnlichen Umarmung. „ O…oh, Dr. McKay“, stammelte Ella und Matt ließ ein nicht minder ertapptes ‚ Sir’ folgen, als Col. Sheppard mit einem seligen Grinsen hinter Dr. Rodney McKay auftauchte.
„ Haben wir bei irgendwas gestört?“, fragte der dunkelhaarige Soldat, lehnte sich gegen den Türrahmen und verschränkte die Arme vor dem Brustkorb. Seine Mundwinkel kräuselten sich- so sehr versuchte er, ein amüsiertes Grinsen zurückzuhalten und möglichst ernst zu bleiben.
„ Nein, Sir“, erwiderte Matt schnell und nahm eine stramme Körperhaltung ein.
Sheppard schmunzelte, ehe er Matt mit einer wirschen Handbewegung entließ. „ Stehen Sie bequem, Lieutenant.“
„ Danke, Sir.“
„ Ich nehme an, dass wir Sie nicht bei einer wissenschaftlichen Diskussion über ihre Arbeit gestört haben, Dr. Brennan?“, fragte der Colonel mit gespieltem Ernst.
„ Deren Wichtigkeit Sie scheinbar unterschätzen“, fügte Dr. McKay aufgeregt mit dem Finger herumwedelnd hinzu. Sheppard brachte ihn mit nur einem Blick zum Schweigen.
„ Nein, Colonel“, antwortete Ella dem befehlshabenden Offizier verlegen und merkte, wie sich ihre Wangen dunkelrot färbten- es gab für sie nichts Schlimmeres, als Col. Sheppards Blick standzuhalten! Nicht nur, dass dieser Kerl verdammt attraktiv war…

Sheppard blickte spitzbübisch grinsend zwischen ihr und Matt hin und her und meinte nach abgeschlossener Betrachtung: „ Dann wollen wir Sie auch nicht weiter stören.“
„ Was!?“ Dr. McKay sah ihn ungläubig an. „ Haben Sie denn nicht gesehen, dass…“
„ Holen Sie das, was Sie brauchten und dann sollten wir Dr. Brennan nicht weiter bei Ihrer Arbeit stören“, fiel ihm der Colonel ins Wort.
„ Arbeit?“, wiederholte McKay kopfschüttelnd. „ Das nennen Sie Arbeit?“
Col. Sheppard ließ seinen Blick über den Tisch und über die Computer schweifen. „ Für mich sieht das hier sehr nach Arbeit aus, Rodney.“
„ Sie will ich eines Tages mal verstehen“, schimpfte Dr. McKay und machte sich daran, das, was auch immer er mal wieder vergessen hatte, zu holen. Er quetschte sich theatralisch an Ella vorbei, nicht ohne sie bösen Blickes zu bedenken, und schnappte dann nach dem Tablettlaptop, der unter Ellas Regentschaft vor wenigen Minuten den Geist aufgegeben hatte- doch scheinbar bemerkte ihr Vorgesetzter das nicht…. Grummelnd quetschte er sich seinen Weg zurück
.
„ Sehen Sie, ist doch gar nicht mal so schwer.“ Sheppard hatte jeden Schritt seines Kollegen beobachtet und schenkte ihm nun ein Lächeln, von dem Ella sich sicher war, dass Dr. McKay es hasste.
„ Pah“, machte ihr Vorgesetzter nur und rauschte wie eine Furie hinaus in den Korridor.
Col. Sheppard sah ihm schmunzelnd nach, ehe er sich zu Ella und Matt umdrehte und sie mit einem kurzen Nicken bedachte. „ Dr. Brennan, Lieutenant- weitermachen.“
„ Jawohl, Sir“, erwiderte Matt und nun war es ihm auch anzusehen, wie unangenehm ihm das Ganze war. Ella senkte nur verlegen den Blick und wartete, bis Col. Sheppard breit grinsen das Labor verlassen hatte und sie Matt laut ausatmen hörte.
„ Das war knapp“, kicherte der Soldat und umarmte sie wieder.

Ella nahm seine Hand und zog ihn hinter sich her; hinaus aus dem Labor, den anderen Ausgang benutzend. Sie wusste noch nicht wohin sie ihn führen wollte, aber zwei Dinge waren für sie sicher: Sie wollte nicht im Labor sein, wenn Dr. McKay bemerkte, dass sein Computer das Zeitliche gesegnet hatte, und außerdem war ihr jeglicher Appetit vergangen.
„ Wo wollen wir hin?“, hörte sie Matt amüsiert fragen. Sie drehte sich zu ihm um und schenkte ihm ein kurzes Lächeln.

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„ Wieso wundert es mich nicht, dass Sie Herumknutschen als Arbeit bezeichnen?“, schimpfte Rodney, als er neben ihm herlief und sichtlich damit beschäftigt schien, den Grund für das Nichtfunktionieren seines Computers herauszufinden.
John erwiderte ihm nichts, sondern schmunzelte nur still in sich hinein. Ihm war schon vor längerer Zeit klar geworden, dass er nicht auf jede Frage, die ihm sein Wissenschaftsfreund stellte, zu antworten hatte- so war es auch dieses Mal.
„ Gut“, meinte Rodney angesäuert, „ wenn Sie nicht mit mir reden wollen.“ Er rümpfte die Nase, nur um im nächsten Augenblick wild mit seinem Zeigefinger vor dem Gesicht des Soldaten herumzuwedeln und dramatisch die Augenbrauen hochzuziehen. „ Aber ich sag Ihnen- das wird Ihnen noch leid tun! Sie wissen ja nicht, wie wichtig diese Berechnungen waren!“
„ So lange es nicht darum geht, wie lange wir noch Luft zum Atmen haben oder wann und wie wir unsere Wasservorräte wieder auffühlen müssen“, sagte John kühl und zuckte mit den Schultern.
„ Es war wichtig“, bemerkte Rodney und unterstrich seine Aussage mit einem lauten, tiefen Seufzen. Missmutig zog er die Augenbrauen zusammen und tippte auf den noch immer dunklen Bildschirm seines Tablettlaptops- keine Reaktion.
„ Probleme?“, erkundigte sich John sarkastisch, während er einem Besatzungsmitglied auswich, das ihn erst im allerletzten Moment gesehen hatte und nicht mehr hatte ausweichen können. Die Wissenschaftlerin entschuldigte sich leise, strich sich verlegen eine schwarze Haarsträhne aus dem Gesicht und ging dann weiter ihres, doch recht eiligen Weges.
„ Das blöde Ding funktioniert nicht mehr“, moserte Rodney und John wusste nicht, ob der Kanadier jetzt auf ihn wütend war oder auf den nicht funktionierenden Computer. „ Das ist schon der dritte innerhalb einer Woche!“
„ Vielleicht sollten Sie pfleglicher mit den Dingern umgehen“, schlug John vor, wofür Rodney allerdings nur ein genervtes Augenrollen übrig hatte.
„ Als ob ich damit Football spielen und sie munter durch die Gegend schleudern würde.“ Der Kanadier schüttelte mit dem Kopf. „ Ich weiß auch nicht. Irgendwas stimmt hier nicht. Das sollte sich Dr. Brennan vielleicht mal ansehen- ach, nein!“ Er riss eine Hand in die Höhe und begann hysterisch damit herumzufuchteln. „ Hätten Sie es sich nicht zur Aufgabe gemacht, Amor für die armen Seelen auf diesem Schiff, zu spielen, dann…“
„ Okay, okay, okay“, wimmelte John den Wissenschaftler ab, bevor der Chance hatte, eine seine berüchtigten Beschimpfungsarien zu starten, und hob beschwichtigend die Hände. „ Kann sein, dass ich die Situation ein bisschen falsch gedeutet habe.“
Rodney blieb mitten im Korridor stehen und starrte ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. „ Kann sein? Ein bisschen? Untertreiben Sie da nicht ein bisschen? Das war doch wohl mehr als offensichtlich!“
„ Wie Sie meinen“, brummte John und schnitt eine Grimasse. „ So ein bisschen Gesellschaft würde Ihnen sicher auch gut tun. Sie sollten sich vielleicht mehr unter die Leute mischen.“
„ Was soll das werden?“, fragte Rodney misstrauisch.
„ Ich bin nur um Ihr Wohlergehen besorgt“, antwortete der Soldat schulterzuckend.
Rodney lachte heiser auf. „ Seit wann sorgen Sie sich um mein Wohlergehen?“ Er schüttelte wieder mit dem Kopf und ging dann langsam weiter; den Tablettlaptop hatte er sich unter den Arm geklemmt- scheinbar hatte er den Kampf fürs Erste aufgegeben.
John antwortete auf die Frage des Wissenschaftlers mit einem stillen, aber amüsierten Grinsen.

Eine ganze Weile gingen sie noch nebeneinander her, bis Rodney schließlich seine Lippen schürzte, wieder einmal mit dem Finger herumzuwedeln begann und ihn voller Ernst ansah. „ Wissen Sie, was Ihr Problem ist?“
John sah ihn verwirrt an. „Sie werden es mir mit Sicherheit gleich sagen.“ Sarkasmus lag in seiner Stimme, von dem er ganz genau wusste, dass Rodney das auf die Palme brachte- doch der Kanadier blieb erstaunenswerterweise ruhig, sein Blick füllte sich mit noch mehr Ernst.
„ Sie sind weich geworden“, sagte Rodney ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Er fuhr fort, bevor John überhaupt Gelegenheit hatte, über das nachzudenken, was sein Teamkollege da eben von sich gegeben hatte. „ Diese ganze Schwangerschaftssache- das hat Sie weich gemacht!“
John konnte über die Kühnheit von Rodney nur lächeln- er musste zugegeben, dass der Kanadier in mancher Hinsicht vielleicht recht hatte, doch einen Sieg auf verbaler Ebene wollte er ihm nicht gönnen. Also setzte er nur ein verschmitztes Grinsen auf. „ Denken Sie was Sie wollen, Rodney, und…“
„ Rodney, ich brauch’ Sie hier unten im Maschinenraum“, krakelte aus heiterem Himmel eine Stimme, die man nur einem entnervt klingenden Mike Branton zuordnen konnte, aus dem Headset des Kanadiers und unterbrach John.
Rodney verdrehte seine Augen. „ Was ist denn jetzt schon wieder los?“
„ Wenn ich es wüsste, dann hätte ich Sie wohl kaum gerufen“, antwortete ihm der Wissenschaftler am anderen Ende der Funkverbindung, die in Johns Ohr ziemlich unsicher klang und voll von Störfrequenzen war.
„ Na schön.“ Rodney seufzte auf. „ Warten Sie, ich bin gleich da. McKay Ende.“
„ Alles in Ordnung?“, fragte John.
„ Wahrscheinlich wieder irgendeine Störung“, erwiderte Rodney und zog scharf die Luft ein. Er wirkte nun nicht mehr so locker und seine angriffslustige Stimmung schien nach dem kurzen Gespräch verflogen zu sein.
John nickte. „ Müssen wir uns Sorgen machen?“
„ Das ist ein Schiff der Antiker, das seit was-weiß-ich wie vielen Jahrtausenden durch den Weltraum schwebt“, sagte Rodney. „ Da kann schon mal was nicht einwandfrei funktionieren.“
„ Dann sein Sie so freundlich und überprüfen Sie das“, wies John ihn an, stemmte nachdenklich die Hände in die Hüften. „ Das Letzte, was wir gebrauchen können, ist, dass uns mitten im Nirgendwo der Strom ausgeht.“

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„ Und Sie sind sich sicher, dass das normal ist?“ Unsicher hob Wendy Dempsey ihren Kopf und betrachtete die flackernden Lichter mit sorgenvoller Miene. „ Das geht doch jetzt schon seit Tagen so. Also ich finde das beunruhigend.“
„ Ihnen würde es sogar was ausmachen, wenn in China ein Sack Reis umfallen würde“, schimpfte Tamara McLaine, strich sich ihre braunen Haare aus dem Gesicht und schob sich dann einen Löffel in den Mund.
„ Es mag Ihnen vielleicht nichts ausmachen, aber mir schon“, verteidigte sich Wendy, deren blaue Augen noch immer an den Deckenleuchten klebten.
„ Ich weiß ja nicht, wie Sie das sehen, Wendy“, setzte Tamara von Neuem an. „ Aber für mich ist das hier ein altes Schiff- und alte Sachen funktionieren nun manchmal nicht so einwandfrei, wie man es erwartet.“
„ Also, ich weiß nicht.“ Jennifer Keller schüttelte nachdenklich mit dem Kopf, wobei ihre honigblonden Haare auf und ab wippten. Sie setzte ihr Glas an ihre Lippen, trank einen Schluck der klaren Flüssigkeit und sah dann Tamara über den Glasrand hinweg an. „ Ich muss Wendy recht geben. Das geht jetzt schon seit Tagen so.“
„ Ich habe gehört, wie sich Dr. McKay und Dr. Weir darüber unterhalten haben“, mischte sich nun auch Lt. Kate Whitefield ein. Wissend blickte sie in die Runde. „ Sie klangen nicht gerade sehr zufrieden.“
„ Sie haben bestimmt nicht darüber geredet“, kommentierte Tamara Kates Aussage kühl und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. „ Ich verstehe ehrlich nicht, warum Sie sich um so ein paar flackernde Lichter Sorgen machen. Daheim in Kansas gab es das fast jeden Abend.“
„ Vielleicht ein Grund warum Sie sich keine Sorgen machen“, murmelte Wendy gedankenverloren.
„ Wir sind hier aber nicht in Kansas“, merkte Jennifer an. „ Wie Sie sagten, Tamara, wir sind hier auf einem alten Raumschiff.“
„ Sie denken doch nicht etwa…“ Wendy Dempsey brachte ihre Frage nicht zu ende, wurde kreidebleich.
„ Nein, nein, das denke ich nicht“, beruhigte Jennifer ihre Kollegin kopfschüttelnd. „ Ich will nur sagen, dass wir schon einiges erlebt haben und dass ich mir sicher bin, dass es noch mindestens genauso vieles da draußen gibt, wovon wir noch nicht einmal ahnen, dass es existiert.“

Eine Stille legte sich über die kleine Gesprächsrunde und die vier Frauen sahen einander eingehend an; jede schien die Gedanken der anderen lesen zu wollen. Wendy Dempsey, die zarte Linguistin mit dem Porzellanteint und den glatten, schwarzen Haaren, wurde von Sekunde zu Sekunde bleicher und starrte geradezu angewidert auf ihr Essen hinab.
Lt. Kate Whitefield, die erdverwachsene Irin, warf ihre feuerroten Locken zurück und der Blick ihrer pfefferminzgrünen Augen traf den von Tamara McLaine. Diese zog ihre schmalen Augenbrauen hoch, kräuselte ihre Lippen, strich sich eine ihrer braunen Haarsträhnen aus dem Gesicht, hinters Ohr.
„ Nun ja“, meinte Jennifer schließlich und brach damit das unangenehm werdende Schweigen. Sie lächelte scheu und verhalten. „ Vielleicht sollten wir uns wirklich keine Sorgen machen und es stellt sich wirklich nur als ein Missverständnis heraus. Und vielleicht hat Tamara ja auch recht- wir sollten es nicht so engstirnig sehen. Es wird schon alles gut gehen!“ Doch im Angesicht der Tatsache, dass sie das noch vor weniger als einer Minute stark bezweifelt hatte, konnte sie sich noch nicht einmal selbst glauben. Wieso sollten es dann ihre nunmehr verunsichert drein blickenden Kolleginnen tun?

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Er hatte nicht erwartet, jemanden um die Uhrzeit bei ihm vorzufinden- und so überraschte es ihn, Samantha Carter neben Col. Mitchells Bett sitzend zu finden. Ein elendiges, schuldbewusstes Gefühl überkam ihn und er kam zu dem Schluss, dass es vielleicht besser wäre, woanders zu warten… doch Sam hatte ihn kommen gehört und drehte sich zu ihm um. Sie lächelte freundlich und ihre meerblauen Augen erstrahlten ihr ganzes Gesicht. „ Col. Sheppard“, grüßte sie ihn.
„ John“, korrigierte er sie leise.
„ Ah ja. Ich vergess’ es doch immer wieder.“ Sam lächelte und um ihren Mund bildeten sich feine Lachfältchen. „ Ich freu’ mich wirklich, Sie zu sehen… John

Der Soldat lächelte verhalten. Er fühlte sich mehr als unwohl in seiner Haut und es gab nichts, was er lieber getan hätte, als von hier zu verschwinden. Er hatte vier Wochen gebraucht, bis er sich überhaupt in die Nähe der Krankenstation getraut hatte. Und auch jetzt- sechs Wochen später- hatte er noch immer Herzklopfen und noch immer plagten in die Schuldgefühle…
„ Wie…wie geht es ihm?“, fragte er mit einem zögerlichen Nicken in Mitchells Richtung. Der Leiter von SG1 sah noch immer bemitleidenswert aus; sein Gesicht war selbst nach sechs Wochen noch nicht verheilt und auch seine Arme waren noch übersäet mit teils dunklen Blutergüssen und Schrammen.
„ Er… er hat vor zwei Tagen zum ersten Mal die Augen geöffnet“, wusste Sam stolz zu berichten. „ Es war nur für wenige Augenblicke, aber…“ Ein Lächeln zog sich über ihr Gesicht, sodass John erahnen konnte, wie erleichtert sie gewesen sein musste; ebenso wie der Rest des Teams sich gefühlt haben musste.
„ Das ist toll“, brachte John mühsam hervor und konnte sich ein Lächeln aufs Gesicht zwingen.
„ Ja.“ Sam’s Augen strahlten umso mehr. „ Dr. Beckett meint, dass die Chancen nun nicht mehr so schlecht stehen.“ Sie seufzte leise und ihr Lächeln verrutschte leicht. „ Aber dennoch wird es ein Kampf werden, wenn er aufwacht.“

John merkte, wie ihm diese Aussage den Magen umdrehte und wie es ihm augenblicklich elend wurde. Er biss die Zähne zusammen und kniff die Lippen fest aufeinander. Er hatte Wochen gebraucht, um sich mit dem Gedanken anzufreunden, dass nicht er Schuld hatte, an dem, was mit Mitchell passiert war. Er hatte sich dennoch schuldig gefühlt und selbst heute noch konnte er es sich nicht verzeihen, dass er seinen Kameraden so hatte leiden lassen. Es war schwer für ihn- das wagte er nicht zu verleugnen!
Sam schien zu merken, dass sie einen wunden Punkt getroffen hatte und ruderte zurück. „ Es ist nicht Ihre Schuld“, versuchte sie die Situation zu retten.
„ Ich weiߓ, erwiderte John, wie er es sooft in den letzten Wochen getan hatte, wenn er nicht wollte, dass ihn die Leute bemitleideten- er hasste es, wenn Leute das taten!
Das elende Gefühl verschwand aus seinem Magen und er konnte wieder klarer denken. „ Ich habe oft daran gedacht, in den letzten Wochen. Daran, wie ich es hätte verhindern können und daran, was passiert wäre, wenn man uns nicht gefunden hätte.“
„ Dann wären Sie jetzt wahrscheinlich beide tot“, meinte Sam und verband die brutale Wahrheit mit einem scheuen Lächeln. „ Aber das ist nicht passiert- zum Glück! Ich kann mir nicht vorstellen, wie es geworden wäre- ohne Sie und ohne Cameron.“
„ Ziemlich langweilig“, murmelte John und musste grinsen. Als er aufblickte, sah er, dass Sam ebenfalls lächelte.
„ Ich bin mir sicher, dass Cameron Ihnen nichts anrechnen wird“, sagte sie im Brustton der Überzeugung und mit solcher Sicherheit, dass John sich ein kleines bisschen verloren vorkam. Deshalb nickte er nur. Sam schenkte ihm ein wohlwollendes Lächeln. „ Und ich bin mir sicher, dass er nicht will, dass Sie sich seinetwegen Vorwürfe machen. Es ist nicht Ihre Schuld, John, und Sie sollten es sich nicht so schwer machen, das zu akzeptieren.“
„ Wenn das doch nur so einfach wäre“, seufzte der Soldat und richtete seinen Blick auf die schwarzen Spitzen seiner Militärstiefel…

Man konnte ihm sagen, dass es nicht seine Schuld war. Und er konnte akzeptieren, dass es nicht seine Schuld war- aber ein gewisses Grummeln in seiner Magengegend würde immer bleiben! Nicht, dass er das Leiden von Cameron Mitchell zu verantworten hatte. Die Erinnerungen an die drei Monate seiner Gefangenschaft hatten sich unwiderruflich in sein Gedächtnis eingebrannt und die Narben an seinem Körper erinnerten ihn jeden Tag an das Leid und an die Schmerzen, die er hatte ertragen müssen. Das war nicht etwas, was man so einfach vergessen konnte. Nein, das würde ihm für die Ewigkeit bleiben- ob er es wollte oder nicht.
John hob seine Hand und betrachtete erst seinen vernarbten Handrücken, ehe er sich durch seine dunklen Haare strich. Ein feiner Schnitt verlief über seine Hand und er wusste, dass sie bis hin zu seiner Schulter reichte. Er seufzte; nur eine Narbe, die ihn sein Leben lang an die Qualen erinnern würde!

Es war nicht so, dass er aufgehört hatte daran zu denken. Damals, als diese Sache mit seinem Kameraden Holland gewesen war, hatte er irgendwann beschlossen, einfach nicht mehr daran zu denken. Doch dieses Mal war es anders! Jeden Tag dachte er daran! Nachts wachte er manchmal schweißgebadet auf und wusste nicht mehr, wo er war. Es war schrecklich! Immer wieder tauchten die Bilder vor seinem inneren Auge auf; Baku, seine widerwärtige Art zu Töten, Larrin, aus deren sterbenden grünen Augen das für sie charismatische Funkeln verschwunden war. Er wünschte sich wirklich, dass er sich nicht daran erinnern würde…

Sam hatte ihn die ganze Zeit über nachdenklich und still betrachtet- wahrscheinlich fragte sie sich, worüber er nachdachte und was er sich selber vorwarf. „ Es ist nett, dass Sie gekommen sind“, sagte sie zu ihm.
„Mein letzter Besuch ist schon länger her und irgendwie musste ich mal wieder nach ihm sehen“, erwiderte John. „Ich war sowieso gerade in der Nähe. Teyla hat heute einen Termin bei Carson.“
„ Ist alles in Ordnung mit ihr und dem Baby?“, erkundigte sich Sam besorgt und fügte hinzu: „ Ich hab’ schon lange nicht mehr mit ihr gesprochen.“
John lächelte. „ Alles in Ordnung. Nur eine Routineuntersuchung.“
Sam seufzte. „ Ich fühl’ mich ganz schlecht. Es ist mit Sicherheit schon zwei oder drei Wochen her, dass ich mich länger mit ihr unterhalten habe“, stellte sie fest. „ Wie weit ist sie jetzt eigentlich?“
„ Carson meint, circa 22ste Woche“, gab John ihr zur Antwort.
„ Wie die Zeit doch vergeht“, sinnierte Sam lächelnd. „ Es ist ja schon fast ein bisschen unheimlich.“

John erwiderte ihr nichts, sondern lächelte einfach nur. Die blonde Wissenschaftlerin hatte recht- es ging alles so wahnsinnig schnell! Es kam ihm vor wie gestern, als Teyla ihm gesagt hatte, dass sie ein Kind von ihm erwartete. Zuerst hatte er es ihr nicht geglaubt- ja, er hatte sogar nachgefragt! Zweimal! Und selbst, als sie ihm zweimal versichert hatte, dass es sein Baby war, hatte er es noch nicht richtig glauben können. Bis heute fiel es ihm schwer, sich vorzustellen, dass Teyla unter ihrem Herzen ein kleines Wesen trug- ein Baby, sein Baby, ihr Baby! Er lächelte bei dem Gedanken…

„ Col. Sheppard?“ Es kostete ein paar Sekunden, bis John merkte, dass er und Sam nicht mehr allein waren- Dr. Carson Beckett stand in einiger Entfernung und lächelte warmherzig in ihre Richtung. Der freundliche Schotte richtete seinen Blick auf Sam. „ Ich fürchte, dass ich den Colonel für ein paar Minuten ‚entführen’ muss.“
Sam erwiderte ein Lächeln. „ Dann ‚entführen’ Sie ihn mal, Doktor. Ich wollte sowieso gerade gehen.“ Sie erhob sich von dem Stuhl und tätschelte Mitchell zum Abschied noch einmal seinen Handrücken.
„ Ich werde Sie rufen, falls sich irgendetwas ändert“, versicherte Carson ihr.
„ Danke.“ Sam ging- aber nicht ohne sich vorher von den beiden Männern mit einem freundlichen Lächeln zu verabschieden. John sah ihr nach, bis sie verschwunden war und fragte sich, wie sie sich wohl bei der ganzen Sache und dem Trubel um Mitchell fühlen musste. Doch er dachte nicht lange darüber nach, sondern machte sich dann daran seinem ‚Entführer’ zu folgen. Carson hatte ihm noch ein paar Momente allein mit Mitchell gewährt, war bereits vorgegangen und erwartete ihn in dem etwas abgeschirmten Bereich, der in drei Teile geteilten Krankenstation der Artemis.

Doch er wartete nicht allein; Teyla hatte auf einer der Patientenliegen Platz genommen, ließ ihre Beine über die Kante hinweg baumeln und hatte beide Hände über ihren Bauch gelegt, der sich unter ihrem weit fallenden Oberteil nun mehr als deutlich wölbte. „ Du bist spät“, sagte sie ohne jeden Vorwurf in ihrer Stimme, aber mit streng verzogenen Lippen.
„ Ja, ich weiß.“ John trat an die Liege heran und hauchte ihr einen sanften Kuss über die geschürzten Lippen. „ Ich… ich war noch bei Mitchell.“
Teylas Miene lockerte sich. „ Wirklich? Das ist schön.“ Sie streckte ihre Hand nach ihm aus und fuhr mit ihren Fingern über seine Wange. „ Wie geht es ihm?“
„ Sam war da“, antwortete John und lehnte sein Gesicht gegen ihre Handinnenfläche. „ Sie meinte, dass er vor ein paar Tagen zum ersten Mal die Augen geöffnet hat.“ Er ließ seine Hand sinken und streichelte über ihren Bauch.
„ Oh…“, meinte Teyla einfach nur, aber allein ihr entspannter Gesichtsausdruck verriet, dass sie sich freute. Auch sie hatte sie in den letzten Wochen um den Teamleader von SG1 gesorgt und es hatte Tage gegeben an dem ihr beides- ihre Schwangerschaft und die Sorge um Mitchell- zu viel geworden waren. Möglicherweise war das ein Grund, weshalb sie sich nicht überschwänglich freute, sondern die Tatsache nur mit einem freudigen Lächeln quittierte.
John blickte sie an und musste besorgt feststellen, dass sie doch ziemlich erschöpft aussah. Dunkle Ringe lagen unter ihren Augen und ihr Gesicht wirkte eingefallen. Er hatte nicht mitbekommen, wie es ihr während der ersten Monate ergangen war, doch selbst jetzt fühlte sie sich morgens nicht gut.
Heute war wieder einer dieser Tage, an denen er sie am liebsten zurück ins Bett gesteckt hatte. „ Hey, alles in Ordnung?“, fragte er sie und bekam sie am Ellenbogen zu fassen. Ihre Finger waren an ihren Schläfen und ihr Blick wirkte glasig.
„ Du musst dir nicht immer Sorgen um mich machen, John“, seufzte Teyla. „ Ich habe heute Nacht nur nicht gut geschlafen- das ist alles.“
„ Vielleicht liegt es aber auch daran, dass Sie heute geschlagene fünf Stunden mit Dr. Dempsey an diesem Übersetzungsprogramm gearbeitet haben“, spekulierte Carson Beckett, der wieder zu ihnen stieß. „ Und so wie mir zu Ohren gekommen ist, hat man Sie auch im Trainingsraum gesehen.“
„ Und dann wird Ihnen Ronon sicher auch gesagt haben, dass ich beim Training nur zugesehen habe“, verteidigte sich Teyla. „ Außerdem bin ich nur drei Stunden bei Dr. Dempsey gewesen.“
Ihre Worte schienen jedoch weder Carson noch John wirklich zu besänftigen. Der Soldat hob seine Augenbrauen, sah sie vorwurfsvoll an und wiederholte das soeben Gesagte. „ Du hast trainiert? Mit Ronon?“
Teyla legte ihm eine Hand auf den Arm. „ Ich habe nicht mit ihm trainiert, John. Ich habe nur bei seinem Training mit den Marines zugesehen. Du lässt es so klingen, als sei es verkehrt.“
„ Sie sollten sich schonen, meine Liebe“, mahnte Carson sie. „ Die ersten, kritischen Monate mögen vielleicht vorbei sein, doch Sie sollten nicht Ihr Bedürfnis nach Ruhe ignorieren. Ihr Körper wird Ihnen sagen, wenn es für Sie und das Baby zu viel wird. Und ich bin mir sicher, dass keiner von uns es soweit kommen lassen will.“
„ Ich werde mich in Zukunft etwas mehr zurückhalten“, versprach Teyla und lächelte besänftigend.
„ Das hoffe ich, denn wenn nicht, dann sehe ich mich leider gezwungen dich nur mit Wasser und Brot in unserem Quartier festzuhalten“, tadelte John sie. „ Also, hör’ auf das, was der Doc sagt.“

Teyla lächelte milde, ehe sie ihre Beine über die Bettkante hievte und sich gegen das aufgestellte Kopfteil der Patientenliege lehnte. Sie atmete einmal tief ein und dann ebenso tief wieder aus, ehe sie ihre rehbraunen Augen auf Carson richtete, der scheinbar nur auf dieses Signal gewartet zu haben schien.
Seine markanten, schottischen Gesichtszüge, die sich in den letzten Minuten leicht angespannt hatten, lockerten sich. Ein sympathisches Lächeln verformte seine Lippen und seine blauen Augen strahlten sie voller Wohlwollen und Wärme an. „ Dann wollen mir mal sehen, wie es Ihrem Baby geht“, sagte er freundlich.
„ Und du bist sicher, dass du dabei sein willst?“, fragte Teyla und griff nach Johns Hand. Der Soldat setzte sich lächelnd auf die Bettkante, führte ihre Hand an seine Lippen und hauchte einen zärtlichen Kuss auf ihre Finger.
„ Nenn’ mir nur einen Grund, warum ich es nicht tun sollte“, sagte er im ruhigen Ton. „ Ich hab’s einmal verpasst und das wird nicht noch mal passieren. Es ist unser Baby.“
Die Athosianerin schenkte ihm ein herzerwärmendes Lächeln, drückte seine Hand fest und sah ihm tief in seine haselnussfarbenen Augen. Sie richtete ihren Blick erst auf den kleinen, mit lantianischen Zeichen versehenen Bildschirm, den Carson neben die Patientenliege geschoben hatte, als der Mediziner ihr Oberteil hochschob und mit einer Gerätschaft, die entfernt an einen missgestalteten Joystick erinnerte, über ihren Bauch glitt.
„ Ich bin nicht allzu begeistert von dieser Technik“, merkte er zwischendurch an. „ Aber es reicht, um alles zu erkennen, was wichtig ist.“

John betrachtete den noch immer schwarzen Bildschirm eingehend, hoffte inständig als Erster irgendetwas zu erkennen- doch es war Teyla, über deren Gesicht ein Lächeln huschte und deren braune Augen zu funkeln begannen.
„ Doc…“, setzte John zu Frage an, starrte nunmehr intensiv auf den kleinen Bildschirm. „ Ich bezweifle, dass das mit mangelnder Sehfähigkeit zu tun hat, aber…“
„ Für den ungeübten Betrachter ist es schwer etwas zu erkennen“, fiel Carson ihm ins Wort, lächelte. „ Aber es müsste gleich besser werden und dann müssten auch Sie etwas sehen.“
„ Da“, murmelte Teyla leise und John spürte, wie sie seine Hand fester drückte. Sie streckte ihren Finger aus und berührte eine Stelle in der Mitte des Bildschirms. Der kleine Monitor flimmerte. Es war sehr verschwommen, aber dennoch konnte man das kleine kräftige Herzchen schlagen sehen.
„ Oh, mein Gott“, stieß John hervor und ein breites Grinsen zog sich über sein Gesicht. „Ist das das Baby?"
„ Ja, das ist es, mein Junge.“ Carson betätigte einen kleinen, unscheinbaren Knopf und das Bild fuhr näher heran. „ Ihrem Baby scheint es gut zu gehen- es nuckelt gerade am Daumen, sehen Sie? Es scheint zu schlafen. Im Gegensatz zu seiner Mutter.“ Er warf Teyla einen schnellen Blick zu, den sie aber nicht bemerkte, sondern stattdessen weiter auf den Monitor starrte.
„ Es ist so klein“, stellte John entzückt fest und die Sorgenfalten, die seinen Gesichtsausdruck in den letzten Wochen geprägt hatten, verschwanden.
„ Sie ist so klein“, korrigierte Teyla ihn leise und schaffte es ihren Blick von ihrer Tochter loszureißen und John anzusehen. Er bemerkte ihren Blick und strahlte sie an, beugte sich zu ihr vor und gab ihr einen zärtlichen Kuss auf die Nasenspitze.
„ Ich liebe dich“, wisperte er mit einem Lächeln gegen ihre Wange. Die Athosianerin lehnte sich gegen ihn und ihre Lippen trieben auseinander, um ihm zu erwidern, doch die plötzlich zu flackern beginnenden Deckenleuchten machten diesen emotionalen Moment zu nieder.
„ Verdammt, McKay“, brummelte John erbost und erinnerte sich kurz an das Gespräch, dass er mit dem Kanadier geführt hatte.
„ Das geht heute schon den ganzen Tag so“, meinte Carson mehr geseufzt als gesagt. „ Ich hoffe, dass es nichts Ernstes ist. Das wäre nicht gerade das, was wir jetzt gebrauchen können.“
„ Was ist denn los?“, fragte Teyla beunruhigt und hob ihren Blick gen Decke.
„ McKay wollte das klären.“ John schüttelte mit dem Kopf. Aus irgendeinem Grund gefiel ihm das ganz und gar nicht und in seinem Magen grummelte es. Er seufzte tief, ehe er sein Headset aktivierte und mit festem Ton hinein sprach: „ McKay, was zur Hölle ist das los?“

Er wusste nicht, was ihn nervöser machte: Die Tatsache, dass als Antwort nur ein lautes Rauschen kam oder dass in dem Moment die Deckenleuchten einmal aufblitzten, für wenige Sekunden flackerten und dann erloschen und die Krankenstation sich in Dunkelheit hüllte…
Sofort leuchtete ganz in der Nähe eine Taschenlampe auf. John knurrte ein leises, aber erzürntes ‚Verdammt’. Teyla schnappte erschrocken nach Luft und Carson leuchtete mit seiner Taschenlampe durch den Raum. Außerhalb der Krankenstation, auf dem Korridor entstand wildes Stimmengewirr und sofort war allen klar, dass etwas passiert sein musste…

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Seelenruhig lag ihr Blick auf dem tosenden, stahlgrauen Meer am Fuße der Klippe, auf der sie thronte. Der Wind hatte zugenommen- sehr zu ihrer Freude-, zerfurchte die grauen Wassermassen, meterhohe Wellen türmten sich auf und zerschellten an den Klippen, die aus dem Meer ragten.
Der Himmel war ebenso grau wie das Meer. Dicke Wolken waren aufgezogen und es war nur noch eine Frage der Zeit, bis sie brechen würden und der Regen das Meer noch weiter aufwühlen würde.

Sie trat noch einen Schritt nach vorne, bis an die Kante der Klippe heran und starrte auf die steingraue Wasseroberfläche. Der Wind wehte durch ihre langen, blonden Haare, trieb sie ihr immer wieder ins Gesicht- doch das störte sie nicht!
„ Gebieterin“, meldete sich eine verquäkte Stimme hinter ihr und sie seufzte. Konnte man sie nicht für einen Moment in Ruhe lassen? Was war so schwer daran? Sie drehte sich um und blitzte den kleinen, hageren Mann mit aschfahlem Teint an, worauf dieser erschrocken einen Schritt zurückwich.
„ Was?“, fauchte sie boshaft und fletschte ihre perlweißen Zähne in seine Richtung. „ Seht Ihr nicht, dass ich allein sein will?“
„ I…ich bitte um Verzeihung, meine Gebieterin“, stammelte er und neigte seinen Kopf zur Erde. „ Ich wollte Euch nicht zur Last fallen. E…es ist n…nur…“
„ Hört auf so herumzustottern“, fuhr sie ihn scharf an. „ Was wollt Ihr von mir?“ Oh, wie sie es doch hasste, wenn jemand herumdruckste.
„ Ich soll Euch ausrichten, d…dass Euer Plan Erfolg hatte“, kam die Antwort, die sie mehr als zufrieden stellte. „ W…wir haben die Daten, die wir wollten. W…wir haben sie gefunden.“

Wir haben sie gefunden. Das waren die Worte, die sie hören wollte! Ohne der hageren Gestalt weiter zu lauschen, wirbelte Larrin herum und richtete den Blick ihrer rubinroten Augen wieder auf das stahlgraue, tosende Meer. Ein zufriedenes Lächeln stahl sich über ihre blutroten Lippen. Sie hatte das erreicht, wofür sie in den letzten Monaten so hart hatte arbeiten müssen! Sie hatte sie gefunden! Sie hatte ihn gefunden! Sie hatte John Sheppard gefunden und abermals würde sie ihn nicht entkommen lassen…

TBC
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