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[SGA] The core von Ailya

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Die Nacht, in der es zum ersten Mal passiert war, verdiente es, als die wohl schlimmste Nacht ihres Lebens bezeichnet zu werden. Seit dieser Nacht fürchtete sie sich regelrecht davor, schlafen zu gehen. Noch nie zuvor hatte sie es erlebt, dass ihr die Bilder in ihrem Kopf solche Angst einjagten und ihr geradezu die Luft abschnürten.
Nein, noch nie hatte sie sich so gefürchtet, wie in jener und jeder darauf folgenden Nacht. Es war schlichtweg unerträglich… es gab einfach keine Worte, um es zu beschreiben.

Es waren immer dieselben Bilder, aber trotzdem fürchtete sie sich jedes Mal davor. Immer wieder zuckte sie zusammen, obwohl sie das Szenario schon sooft hatte mitanschauen müssen. Sie fürchtete sich noch immer davor…

Still saß er da, auf dem alten Metallstuhl. Es schien ihn nicht zu interessieren. Die Fesseln um seine Handgelenke schnitten sich in seine Haut. Blut tropfte zu Boden. Er schien es noch nicht einmal zu bemerken.
Mit leerem Blick starrte er geradeaus- doch da war nichts! Da war nur Dunkelheit! Nichts, was es zu beobachten lohnte. Nur Dunkelheit und Finsternis. Alles verschlingende Dunkelheit…
Er atmete schwer, keuchte erschöpft. Seine spröden, aufgeplatzten Lippen lechzten nach etwas zu Trinken. Doch, wie sollte er trinken? Er schaffte es ja noch nicht einmal aufrecht zu sitzen?
Sein Kopf war auf seine Brust gefallen, sein Oberkörper neigte sich immer mehr. An seiner linken Schläfe sickerte dunkelrotes Blut aus einer Wunde.
Er hatte seine geschundenen Finger zu Fäusten geballt, aber es fiel ihm schwer, sie so zu halten. Er war wütend! Er konnte es nur nicht zeigen! Er war zu schwach…

Mitleid ergriff sie und ihre Gefühle überrollten sie wie eine Welle. Sie begann zu laufen, auf ihn zu. Sie wollte bei ihm sein, ihn stützen. Sie wollte ihm einfach nahe sein!
Immer schneller rannte sie, doch die Zeit schien still zu stehen und er entfernte sich immer weiter von ihr. Sie streckte ihre Arme nach ihm aus, rannte und rannte. Ihre Beine fühlten sich schwer an und sie schleifte sie förmlich hinter sich her. Eigentlich hatte sie keine Kraft dazu, wäre am liebsten stehen geblieben oder umgekehrt, doch die Sehnsucht nach ihm zog sie an wie ein Magnet.

Er blickte noch nicht einmal auf, als sie ihn erreichte und neben ihm auf die Knie ging. Sein Blick forschte noch immer in der fernen Dunkelheit- er schien ihre Anwesenheit noch nicht einmal zu bemerken.
„ Ich bin hier“, wisperte sie, als sie sein Gesicht zwischen ihre Hände nahm und den stillen Hilferuf in seinen glanzlosen Augen sah. „ Ich bin hier.“
Sein Blick war leer. Eine lange, blutende Narbe zog sich über seine rechte Wange. Seine Lippe war aufgeplatzt. Sein linkes Auge war fast zu geschwollen, sein rechtes Auge tränte. Das Blut der geplatzten Arterien verfärbte seinen rechten Augapfel in ein dunkles Rot.

„ Ich bin hier.“ Ihre verzweifelte Stimme wurde von einem dunklen Grollen übertönt. Panisch sah sie auf. Da war Dunkelheit, nur Dunkelheit und nichts anderes. Und da war Wasser… Unmengen an Wasser. Wo kam dieses Wasser nur auf einmal her? Von allen Seiten strömte es herbei, riss sie zu Boden. Sie hatte das Gefühl, der Ozean sei über ihr zusammengebrochen und verschlang sie bei lebendigem Leib. Die Wassermassen rissen sie immer weiter in die Tiefe, wirbelten sie umher, wie ein Stück Treibholz, schleuderten sie hin und her, sodass ihr schwindelig wurde und sie den harten, trockenen Aufprall nicht mehr mitbekam.


Jede Nacht war es dasselbe… und trotzdem machte es ihr noch immer Angst. Dunkelheit und unbändige Wassermassen- nicht gerade eine Kombination, der sie sich stellen wollte!

Sonnenstrahlen kitzelten über ihre Haut und ließen sie aus ihrer Ohmacht erwachen. Langsam, langsam…
Sie kam wieder zu sich, schlug ihre Augen auf und blinzelte in den blauen Himmel. Die Sonne schien, keine Wolke war am Himmel zu sehen. Ganz in der Nähe hörte sie das Meer rauschen. Wellen brachen an großen, zerklüfteten Felsen. Möwen kreischten über ihrem Kopf. Die Luft roch nach Salz. Der Sand war kalt und nass. Einzelne Sandkörnchen kribbelten über ihre Haut.

Sie richtete sich auf, sah sich um. Niemand war da. Sie war allein. Der Strand war leer. Auf dem Wasser war meilenweit niemand zu sehen. Sie war allein. Nur die Möwen kreischten und zeterten über ihrem Kopf und kreisten in gewagten Manövern durch die Luft. Sie waren so unbeschwert, konnten tun und lassen was sie wollten. Sie waren frei. Im Gegensatz zu ihr…
„ Siehst du, wie sie in der Luft schweben?“, meinte da plötzlich eine Stimme und sie sah ihn barfuss über den Sand schlendern, den Blick fasziniert gen Himmel gerichtet. Ein Lächeln lag auf seinen Lippen und seine Augen strahlten, wie sie es noch nie zuvor getan hatten. Er war zufrieden.
„ Als ob sie tanzen würden“, merkte er an und verschränkte die Arme hinter seinem Rücken. Seine wirre Frisur zuckte im Wind und die Ärmel seines Hemdes flatterten.
Sie streckte ihre Hand nach ihm aus, bekam ihn zu fassen. Sein Blick löste sich von den Möwen und er starrte sie an- seine Augen waren dunkel und furchterregend. Erschrocken zuckte ihre Hand zurück und presste sich vor ihren Mund. Sie gab einen ängstlichen Laut von sich, als seine Haut aufriss. Dunkles, fast schwarzes Blut bahnte sich seinen Weg über sein Gesicht, tropfte auf sein weißes Hemd hinab, doch er rührte sich nicht, sondern starrte sie einfach nur an.
„ Hilf mir“, kam es über seine formlosen Lippen; seine Stimme war hohl und ausdruckslos. „ Bitte, hilf mir.“ Er griff grob nach ihrem Handgelenk, zwang sie ihn anzusehen. „ Hilf mir, Teyla.“


Keuchend riss es sie aus dem Schlaf. Mit ihrem eigenen Schrei in den Ohren, der von Leid und Angst zeugte, fuhr Teyla auf und starrte die ihrem Bett gegenüber liegende Wand an. Ihr Herz raste in ihrer Brust, hämmerte gegen ihren Brustkorb. Schmerzen.
Sie japste nach Luft, keuchte und prustete, doch kaum dachte sie an die Bilder zurück, überrollte sie erneut eine Welle der Angst und schüttelte sie. Einen Moment lang war sie orientierungslos, in ihrem Kopf drehte sich alles und ein dumpfes Pochen in ihrem Magen ließ sie würgen. Sie kippte nach vorne hielt sich ihren Bauch. In ihrem Inneren krampfte sich ihre Magen zusammen.
Tränen strömten über ihre Wangen und sie schluchzte, als sie dem übermächtigen Drang nachgab und sich auf ihre zerwühlte Bettdecke erbrach.

Erschrocken schlug Teyla sich die Hand vor den Mund und versuchte ein Schluchzen zu unterdrücken- mit nichtigem Erfolg. Sie fiel zurück gegen das Kopfteil ihres Bettes, spürte ihr Top an ihrem verschwitzten Rücken kleben.
„ John…“, jammerte sie leise und sogleich erschien sein Abbild vor ihren Augen; mit schmerzverzerrter Miene und geschundenem, blutigem Körper. Sie presste sich ihre Hände vor die Augen und hoffte, dass die Bilder verschwanden… doch das taten sie nicht- sie wurden intensiver und intensiver, bis schließlich…

„ NEIN!“, schleuderte Teyla ihre Stimme gegen die Wände ihres Quartiers und wühlte sich aus ihrem Bett. Ihre Beine drohten unter ihr nachzugeben, aber das war ihr egal. Unsicheren Schrittes wankte sie durch den Raum. Vor ihren Augen drehte sich alles; Tränen verwischten ihre Sicht.
Schluchzend stieß sie die Tür zum Badezimmer auf und torkelte hinein, vermied dabei den Blick in den Spiegel. Sie wollte das Leid nicht sehen! Sie wollte sich nicht ins Gesicht sehen müssen! Das erinnerte sie nur an das Leid, das ihr widerfahren war und das sie einfach nicht vergessen konnte.

Hilf mir. Seine Stimme war noch immer in ihrem Kopf. Sie beugte sich über das Waschbecken und wusch sich ihren Mund mit kaltem Wasser aus, wischte sich das Erbrochene aus den Mundwinkeln… und blickte in den Spiegel, sah das Leid, zuckte zusammen, schluchzte.
Rot verquollene Augen blickten sie an und fragten sie, womit sie das alles nur verdient hatte.
„ Ich weiß es doch auch nicht“, wimmerte sie, griff nach dem Handtuch und schleuderte es gegen ihr Spiegelbild. Sie hatte es satt, sich immer sehen zu müssen.

Teyla stellte den Wasserhahn wieder ab und schlurfte zurück in ihr Quartier. Angewidert knüllte sie ihre Bettdecke zusammen, warf sie in die Ecke und setzte sich seufzend auf die Kante ihres Bettes. Sie fühlte sich allein. Sie war allein mit sich, der Dunkelheit und der Stille. Sie seufzte und schluchzte in diese Stille hinein, legte ihre zitternde Hand auf ihren Bauch. Womit hatte dieses Kind so viel Leid verdient, obschon es noch nicht einmal auf der Welt war?
„ Alles okay“, flüsterte Teyla, streichelte über ihren Unterleib, versucht ihre unter ihrem Herzen heranwachsende Tochter zu beruhigen und ihre eigenen Tränen zurückzuhalten. Ob ihr Kind spürte, dass etwas nicht stimmte? Ob ihre Tochter spürte, dass das Herz ihrer Mutter zerbrach?

Der rote Truck von Lt. Scott stand auf dem kleinen Tisch. Valas AirForce-Shirt lag über der Lehne der Couch. Ronon hatte die Puppe in das Führerhaus des Trucks gesteckt oder viel mehr gequetscht. Jennifer hatte die Decke sorgfältig wieder zusammengelegt und das Mobilé von Col. Carter baumelte über dem Ganzen. Ihre Freunde hatten sich so viel Mühe gegeben, diesen Abend für sie besonders zu machen. Und irgendwie war es ihnen auch gelungen… zum ersten Mal seit zwölf Wochen hatte sich Teyla wieder geborgen gefühlt. Es war das erste Mal, dass sie nicht allein in ihrem Quartier gesessen hatte und in ihrer Trauer versunken war. Sie konnte ihren Freunden dankbar sein, dass sie sich so sehr um sie bemühten und versuchten ihr ein Stück Lebensfreude wieder zu geben. Ihr Baby wird hier eine Familie haben, was auch immer passieren wird.
Doch trotz der ganzen Mühe ihrer Freunde, wusste Teyla, dass es nie mehr so wie vorher sein würde. Egal, wie sehr man sich auch anstrengen und es versuchen würde…
Mit John war nicht nur der Mann, den sie liebte und der Vater ihres Kindes gegangen… nein, mit ihm hatte diese Expedition auch ein wichtiges Mitglied verloren. Ein Mitglied, das man nicht ersetzen konnte.

Es machte Teyla traurig, daran denken zu müssen, und so biss sie sich auf die Unterlippe. Mit einer Mischung aus Seufzen und Schluchzen ließ sie sich auf ihr Bett sinken. Sie drehte ihren Kopf zur Seite und ihr Blick fiel auf Johns Armbanduhr, die auf dem kleinen Nachtkästchen lag. Sofort überkam sie ein überwältigendes Gefühl und obwohl sich alles in ihr dagegen sträubte, griff sie nach der Uhr. Er musste sie vergessen haben.
Still betrachtete Teyla die Uhr- sie war vielleicht das Einzige was ihr von ihm noch geblieben war und was seine Tochter später einmal an ihren Vater erinnern würde.

Und sie war stehengeblieben…

++++++++++


Abschätzig starrte Cameron auf den Teller hinab, den man ihm vorgesetzt hatte. „ Ist das auch so ne’ Art Folter?“, fragte er mit hochgezogenen Augenbrauen und blickte zu Larrin, die ihm ein bitteres Lächeln erwiderte.
„ Sie werden sich daran gewöhnen müssen“, meinte sie kühl. Sie hatte ebenfalls einen Teller vor sich stehen, doch ihre Mahlzeit sah um einiges appetitlicher aus, als das, was man Cameron aufgetischt hatte. Lustlos stocherte der Soldat in seinem Essen herum- wenn man es überhaupt als solches bezeichnen konnte.
Es war mehr oder weniger labbriger Salat, der da auf seinem Teller gestapelt worden war, umringt von einer bräunlichen Soße und grauen Fleischbrocken.
„ Wie charmant“, presste Cameron hervor und würgte einen Fleischbrocken herunter, spülte diese trübe Suppe hinterher, die Larrin als Wasser bezeichnete. Das alles hier- das Essen und das Trinken-, das grenzte schon an Körperverletzung… von den ganzen physischen Wunden mal abgesehen.
„ Und, wie schmeckt es Ihnen?“, erkundigte sich Larrin und auf ihren Lippen lag ein gemeines Lächeln- sie wusste ganz genau, wie sehr ihn das alles anwiderte, und es machte ihr eine Freude, ihm dabei zuzusehen.
„ Ich finde, Sie haben schon genug gefragt“, erwiderte Cameron ihr und schob den Teller mit gespreizten Fingern von sich. Er hatte genug von diesem Zeug! Er war nicht hungrig… zwar zog sich sein Magen immer wieder schmerzhaft zusammen und gab gurgelnde Laute von sich, aber eher wäre er gestorben, als nur noch einen Bissen von diesem Fraß zu nehmen.

Larrin saß ihm gegenüber. Sie konnte ihn perfekt beobachtet- und das tat sie auch! Der Blick ihrer grünen Augen lag auf ihm und nicht mal das winzigste Muskelzucken entging ihr. „ Und Sie denken, dass mich das interessiert?“, kam es süffisant über ihre Lippen.
Cameron schnitt eine Grimasse. Er hatte keine Lust mehr auf diesen Blödsinn. Und die Show, die sie ihm ablieferte, war einfach nur lächerlich. „ Was wollen Sie von uns? Wieso halten Sie uns hier gefangen?“
Seine Frage schien sie nicht zu überraschen, scheinbar hatte sie bereits damit gerechnet. Larrin atmete langsam ein und dann wieder aus und erhob sich dann von dem Tisch. Mit bedachten Schritten begann sie um ihn herum zu stolzieren. Doch sie antwortete nicht.
„ Das Sie unsere Gesellschaft genießen, wird wohl kaum ein Grund sein, oder irre ich mich?“, fragte Cameron sarkastisch. Sein Blick folgte ihr und er zuckte zusammen, als sie sich vorbeugte. Sie packte ihn am Kinn und zog es hoch, sodass er ihr in die Augen sehen musste.
„ Nennen Sie mir einen Grund, warum ich Sie nicht töten sollte“, zischte sie.
„ Sie haben noch immer nicht auf meine Frage geantwortet“, merkte Cameron an, was zur Folge hatte, dass Larrin mit ihrem Knie den Stuhl, auf dem er saß, zu Fall brachte. Der Stuhl gab mit einem Knarcksen nach und er landete im Dreck.
„ Wieso sollte ich Ihnen antworten?“ Larrin sah von oben auf ihn herab, machte nicht einmal Anstalten ihm aufzuhelfen.
„ Normale Menschen antworten, wenn man ihnen eine Frage stellt“, erwiderte Cameron mit zusammengekniffenen Lippen; er lag mit dem Gesicht zur Erde. Schritte näherten sich ihm und er spürte, wie sich schwere Stiefelsohlen gegen seinen Rücken drückten. Larrin kniete sich neben ihn auf den Boden.
„ Sie wissen ja gar nicht, von welchen Nutzen Sie für mich, mein Volk und für unsere Verbündete sind“, raunte sie ihm ins Ohr und rammte ihm ihr Knie in die Rücken. Cameron stöhnte auf und schloss seine Augen.

Nutzen. Was hatte es für diese Frau für einen Nutzen, ihn langsam zu Tode zu foltern und zu quälen? Ganz ehrlich, er verstand die Logik nicht und wenn das alles eine Taktik sein sollte, dann hatte er so eine noch nie gesehen…
„ W…was wollen Sie von mir?“, krächzte der Soldat und rang sich auf, um der blonden Frau ins Gesicht zu sehen.
Larrin lachte auf. „ Soll ich ehrlich sein, Colonel? Dann haben Sie für mich nur minderen Wert.“ Grob rollte sie ihn auf den Rücken. „ Aber Sie wissen etwas, was ich wissen möchte.“
„ Ich werde Ihnen nichts sagen“, sträubte Cameron sich, zog eine selbstsichere Grimasse. Er glaubte nicht, dass Larrin das einschüchtern würde- und er sollte Recht behalten!

Die blonde Frau bedachte ihn arroganten Lächelns und richtete sich dann auf, ließ ihn einfach liegen. Mit langsamen, fließenden Bewegungen entfernte sie sich von ihm, umrundete den hölzernen Tisch und blieb vor der schweren, eisernen Tür stehen, hämmerte mit geballter Faust dagegen. Eine kleine Luke öffnete sich und Cameron konnte ein Paar graue Augen sehen, die Larrin erwartungsvoll anfunkelten.
„ Bringt ihn rein“, befahl sie in einem schroffen Ton, woraufhin der Besitzer der grauen Augen unterwürfig nickte und die Luke wieder schloss.
Cameron hörte, wie sich schwere Schritte entfernten und eine Minute später wieder zurückkehrten. Ein Schlüssel drehte sich im Schloss herum, Metall knirschte. Die Scharniere der Tür quietschten, als man sie mit einem Fußkick aufstieß. Ein schwacher Lichtstrahl fiel in den Raum, dennoch war er hell genug, damit Cameron erkennen konnte, wen Larrins Männer hinter sich her zerrten, wie ein Tier.

Larrin lächelte amüsiert und ging ihren beiden Wachen ein Stück entgegen. In ihren grünen Augen blitzte es, als sie John Sheppard an den Armen der Männer hängen sah. Sie drehte sich zu Cameron und sah ihn wissend an.
„ Wenn Sie es mir nicht sagen, dann wird er es tun“, bemerkte sie und wandte sich wieder um. Still betrachtete sie den Soldaten und strich ihm dann über die Wange; Sheppard zuckte kaum merkbar zusammen und seine Schultern erzitterten.
„ Er wird es Ihnen auch nicht sagen“, wand Cameron schnell ein. „ Was auch immer Sie tun… weder er noch ich.“
„ Sie sollten darüber nachdenken, Colonel.“ Larrin ließ ihre Hände in einen schwarzen, ledernen Handschuh gleiten und zog einen metallenen Gegenstand aus ihrer Tasche; dieser war nicht größer als ein Kugelschreiber, hatte jedoch einen größeren Durchmesser. Wieder ließ sie ihre Finger über Sheppards Wange gleiten. „ Es wäre schade um das schöne Gesicht.“

Cameron starrte seinen Kameraden an, doch John schüttelte mit dem Kopf. Er war ausgemergelt und seine Kraft schien von Sekunde zu Sekunde immer mehr zu schwinden. Sein Atmen war flach und sein Brustkorb hob sich nur noch in unregelmäßigen Abständen. Sein rechtes Auge war blutunterlaufen und geschwollen. Cameron wollte sich nicht vorstellen, was sie seinem Kameraden angetan hatten, als sein Blick an Sheppards Nase hängen blieb, die irgendwie nicht mehr ganz an ihrer eigentlichen Stelle saß. Die Lippe des dunkelhaarigen Soldaten war aufgeplatzt; an der Hand des einen Wächters klebte noch das Blut.

Auf einen unmerklichen Befehl Larrins, trat einer der Männer mit aller Kraft in Sheppards Kniekehlen, worauf dieser stöhnend zusammensackte. Er kniff die Lippen aufeinander, so fest, dass das Blut auf den staubigen Boden tropfte. Die beiden Männer traten einen Schritt zurück und verschränkten ihre Arme hinter dem Rücken. Larrin schob ihren Finger unter Sheppards Kinn und hob es an.
„ Ich bin mir sicher, dass Sie es mir sagen werden“, flötete sie und plinkerte mit ihren dichten Wimpern. „ Warum sollten Sie es mir nicht sagen? Es steht so viel für Sie auf dem Spiel…“ Sie grinste ihn hämisch an. „ Ihre Freunde und Ihre Familie… es muss schwer für einen Mann sein das alles zu verlieren.“
„ N…niemals.“ Es kostete ihn Mühe, dennoch funkelte Sheppard die Frau finster an und verzog den Mund so sehr, dass seine Schultern vor Anstrengung zu beben begannen.

Larrins Lächeln verrutschte um wenige Millimeter und ihr Ausdruck gewann an Argwohn. Sie schnaubte verächtlich, doch es klang wie ein wütendes Fauchen. Sie kniff ihre grünen Augen zu Schlitzen zusammen und ballte ihre linke Hand zu einer Faust.
„ Schafft ihn weg“, knurrte sie und die beiden Männer verließen ihre beobachtende Position und donnerten auf Cameron zu. Der Soldat straffte seine Schultern, als die beiden ihn packten und unsanft hinter sich her zogen. Als sie sich Larrin näherten und an ihr vorbei gingen, sah er, wie sie das metallene Ding zwischen ihren Fingern hin und her gleiten ließ, ehe sie es mit einem einzigen Handgriff aktivierte und ein grellroter Strahl auf Sheppards Stirn traf.

Cameron wollte stehen bleiben, doch die Männer zerrten ihn weiter, aus dem Raum hinaus. Er sah, wie sich Sheppards Gesicht vor Schmerz verzog und wie er seine Fäuste gegen seine Schläfen presste; noch nie hatte Cameron einen Menschen derartig schreien gehört. Es fuhr ihm durch die Knochen und er bekam eine Gänsehaut. Aus Reflex heraus, blieb er stehen, doch einer der Männer zog ihn weiter.
„ Nicht stehen bleiben“, knurrte der Grobian und stieß die schwere Eisentür hinter sich zu. Cameron sah, wie Larrin den roten Energiestrahl weiter auf Sheppard einhämmern ließ, ehe der Soldat mit einem Ächzen nach vorne kippte und sie ihm mit einem sicheren Tritt in die Seite den Rest gab. Das Brechen der Rippen war selbst durch das schwere Metall der sich schließenden Tür zu hören…


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"Ich möchte das Erkundungsteam auf den Planeten begleiten."
Elizabeth legte ihr Buch beiseite und atmete tief ein. In solchen Momenten fragte sie sich, warum sie diesen Job angenommen hatte. Es stimmte, sie konnte gute Entscheidungen treffen, doch das war nicht immer leicht für sie. Gen. O’Neill hatte einmal gesagt, dass sie für diesen Job geboren sei, doch manchmal zweifelte sie seine These an. Wie zum Beispiel jetzt…
Sie holte noch einmal tief Luft und versuchte sich auf ihre Gedanken zu besinnen, bevor sie sich in diese bevorstehende Diskussion stürzen konnte. „ Teyla, wir hatten dieses Thema schon einmal“, sagte sie sanft, mit einem kleinen Vorwurf in ihrer Stimme. „ Und meine Meinung dazu hat sich nicht geändert.“

Teyla Emmagan saß ihr ruhig gegenüber, hatte die Hände vor ihrem Körper gefaltet und sah sie an, seufzte. „ Ich bin mir der Gefahren bewusst, Elizabeth. Ich weiß auch, wie es das letzte Mal ausgegangen ist, doch Sie müssen verstehen, dass ich einfach nicht die restliche Zeit auf dem Schiff bleiben kann.“
„ Sie sagen selbst, Sie wissen, wie gefährlich es ist.“ Elizabeth erhob sich. „ Hören Sie, ich will einfach nur verhindern, dass etwas passiert. Und vielleicht sollten Sie dann besser hier bleiben und nicht hinaus in diese Galaxie laufen.“
„ Ich habe noch immer Hoffnung, dass wir zurückfinden“, erwiderte Teyla ihr. „ Warum sollte ich nicht dabei helfen? Wir können nicht ewig auf diesem Schiff bleiben. Das wissen genauso gut wie ich, Elizabeth.“
„ Teyla…“
„ Ich bitte Sie, Elizabeth.“ Die braunen Augen der Athosianerin starrten bedingungslos auf sie ein. „ Was soll mein Kind für eine Perspektive haben? Welche Chancen hat es auf ein normales Leben? Es ist schlimm genug, dass es seinen Vater nie kennenlernen wird…“ Teyla schluckte und wieder glitzerten Tränen in ihren Augen. „ I…ich kann mir einfach nicht vorstellen, meine Tochter auf diesem Schiff großzuziehen.“

Elizabeth legte ihr einen Arm um die Schulter. Auch wenn die Athosianerin in den letzten drei Monaten sooft bei ihr gewesen war und sie mit ihr über das Geschehene gesprochen hatte… sie konnte das Leid ihrer Freundin noch immer nicht fassen und es würde noch dauern. Sie fand es erstaunlich, wie Teyla es schaffte, ihre Emotionen den anderen Expeditionsmitgliedern gegenüber zurückzuhalten. Und ebenso überraschte es sie, wie sehr sie unter dem Ganzen litt, wenn sie zu ihr kam.
„ Sie werden Ihre Tochter hier nicht großziehen müssen“, sagte Elizabeth, woraufhin Teyla sich die Tränen aus dem Gesicht wischte.
„ Dann lassen Sie mich gehen“, bat die Athosianerin. „ Meine Tochter…Johns Tochter, sie verdient etwas Besseres, als das hier. Bitte, lassen Sie mich das Team begleiten.“
„ Wieso bringen Sie mich immer nur in solche Lagen?“ Elizabeth lächelte schwach. Auf einmal fühlte sie sich, als hätte man ihr die Probleme einer ganzen Nation auf die Schultern gelegt, und sie drohte unter der Last zusammenzubrechen. Es gab Tage, an denen sie sich ernsthaft fragte, warum sie diesen Job angenommen hatte. Warum war sie nicht Anwältin geworden, so wie es sich ihr Vater gewünscht hatte?

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Baku fauchte wütend auf und legte die Hand schützend vor sein Gesicht, als sich die Tür öffnete und ein greller Lichtstrahl auf ihn fiel und sich durch seine empfindliche Haut brannte. „ Larrin!“, knurrte er erbost, als er die blonde Frau entdeckte. Sie blieb für einen Moment im Türrahmen stehen und schien es zu genießen, ihn leiden zu sehen.
„ Verzeihung“, flötete sie schließlich und knallte die Tür zu, sodass er zusammenzuckte. Er hatte ein empfindliches Gehör. Warum schaffte es diese Frau nicht, sich das zu merken?
„ Was hast du für mich?“ Wütend funkelte er sie an, als sie sich ihm näherte. Sie trat in den grünlichen Lichtschimmer- die einzige Art von Licht, die er ohne weitere Schmerzen ertragen konnte.
„ Nicht viel“, antwortete sie und biss die Zähne zusammen. „ Sie sind beide stur. Es wird noch dauern, bis ich sie so weit habe.“
Baku knirschte mit den Zähnen. „ Ich hätte sie umbringen sollen, als ich die Gelegenheit dazu gehabt hatte.“ Erzürnt fauchte er. „ Aber nein, du musstest mir ja widersprechen.“
Larrin hob die Augenbraue. „ Wir haben eine Abmachung, Baku, vergiss das nicht.“
„ Ich will Ergebnisse sehen, Larrin“, herrschte er sie an. „ Nur dann ist die Abmachung gültig.“ Er blinzelte sie herausfordernd an. „ Du willst doch nicht, dass deinem Volk etwas zustößt, oder?“

Zufrieden beobachtete er, wie sich Larrins Gesicht verfinsterte und sie auf dem Absatz kehrt machte. „ Du wirst deine Ergebnisse bekommen, Baku. Sei dir da sicher.“
„ Du wirst sie töten, nicht wahr?“, warf er ihr seine Frage hinterher und sie blieb stehen, drehte sich dann ganz langsam um.
„ Wenn es nötig ist, um an die Informationen zu kommen… ja“, antwortete sie.
Baku erhob sich und schlenderte auf sie zu. Er bemerkte ihr Zittern erst, als er direkt vor ihr stand und der Blick seiner roten Augen über ihre Haut kratzte. „ Zügle dich, Larrin. Es geht um Atlantis… wir werden sie noch brauchen.“
„ Atlantis“, wiederholte sie und fügte dann widerspenstig hinzu: „ Dazu brauchen wir nicht beide. Sheppard, er kennt sich aus. Er wohnt dort. Der andere stammt nicht von dort, sondern von der Erde.“

Baku überlegte kurz, ehe er nickte. „ Pass’ auf, dass deine Männer Sheppard nicht zu grob dran nehmen.“
„ Und was ist mit dem anderen?“, fragte sie.
„ Mach’ mit ihm, was immer du willst“, antwortete er und entließ sie mit einem Nicken. Larrin lächelte finster und ging.

TBC
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