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[SGA] The core von Ailya

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In der Fremde erfährt man, was die Heimat wert ist.


Es kam, kaum dass sie durch das Gate getreten war und mit ihren Füßen den trockenen Waldboden betreten hatte- dieses überschwängliche Gefühl, welches sich mit nichts vergleichen ließ. Es war die Art von Gefühl, das durch den ganzen Körper kribbelte und jedes noch so kleinste Teilchen elektrisierte. Ihr Herz machte einen freudigen Hüpfer und ihr Atem fing erregt an zu zittern, als sie den Geruch von trockenem Holz und Erde einatmete.

Sie fühlte sich, als wäre sie nach Hause gekommen! Alles erinnerte sie an den Ort, wo sie geboren worden war. Die moosbewachsenen Bäume, deren Stämme knorrig in die Höhe ragten. Die Baumwipfel über ihren Köpfen, die hoch oben in ein riesiges grünes Blätterdach zusammenschmolzen. Der trockene Waldboden, der mit Tannennadeln, Blättern und kleinen Zweigen übersäet war. Ja, sogar das laute Kreischen der Vögel, die durch die Baumwipfel von Ast zu Ast hüpften, erinnerte sie an zuhause!

Teyla spürte, wie feuchte Tränen in ihren Augen zu schwimmen begannen und ihre Sicht zu verwischen drohten. Schnell hob sie ihre Hand und versuchte die Tränen aus ihren Augenwinkeln zu wischen. Sie wollte nicht weinen, doch dieser Ort rief einfach zu viele Erinnerungen in ihr wach… und sie konnte dem Druck, der sie innerlich zerriss, nicht länger standhalten. Eine einzelne Träne brach aus ihrem Augenwinkel und perlte an ihrer Wange hinab und tropfte dann auf den verdorrten Waldboden.

„ Ich verstehe immer noch nicht, warum Sie ausgerechnet mich bei dieser ganzen Sache brauchen“, hörte sie Rodney schimpfen und als Teyla sich halb zu ihm umdrehte, sah sie den Kanadier neben dem Gate stehen, welches sich genau in diesem Augenblick deaktivierte. Er wirkte nicht gerade begeistert, hatte eine missmutige Miene aufgesetzt und war sichtbar schlecht gelaunt- seine Lippen hatte er fest zusammengekniffen und seine blauen Augen waren nicht vielmehr als schmale Schlitze.
„ Sie sind Mitglied meines Teams- deshalb brauche ich Sie“, erklärte ihm John gelassen. „ Und außerdem wird Ihnen etwas frische Luft sicher gut tun. Immer nur in diesem stickigen Maschinenraum…“
Rodney zog die Augenbrauen zusammen. „ Seit wann machen Sie sich bitte schön Sorgen um mich? Womit habe ich diese Aufmerksamkeit nur verdient?“
„ Charmant, Doktor.“ Col. Cameron Mitchell lachte und zog sich seine schwarze Kappe tiefer ins Gesicht, um sich vor den Sonnenstrahlen zu schützen, die vereinzelt durch das dichte Blätterdach brachen. „ Da will man mal nett sein…“
„ Sehen Sie es einfach als freundliche Geste“, pflichtete John dem Teamleiter von SG1 bei und setzte sich seine Sonnenbrille auf die Nase.
„ Pah“, machte Rodney kopfschüttelnd und folgte den beiden, widerwillig über den Waldboden stapfend und quittierte amüsierte Blicke von Vala Mal Doran und Ronon.
Der Sateder und die temperamentvolle Schwarzhaarige sahen einander grinsend an, ehe auch sie sich in Bewegung setzten und den beiden Soldaten folgten.

Teyla lächelte Col. Mitchell freundlich an, als dieser an ihr vorüber schritt, und hoffte sehnlichst, dass ihre Tränen bereits getrocknet waren. Das Gleiche tat sie auch, als Rodney gefolgt von Ronon und Vala brummelnd an ihr vorbeiging, um Mitchell tiefer ins Unterholz zu folgen.
„ Ich sagen Ihnen, das ist eine schlechte Idee“, moserte er dabei. „ Ich sollte jetzt besser bei Carter und Jackson sein!“
Mitchell lachte hämisch. „ Ich bin mir sicher, dass die beiden auch mal `ne Auszeit gebrauchen können.“ Er warf ein schnelles Zwinkern über seine Schultern, auf das Rodney nur mit einem frechen „ Was soll denn das jetzt schon wieder heißen“ reagierte.
„ Das, was er gesagt hat“, meinte Ronon trocken und tauschte einen vielsagenden Blick mit Vala aus.
Rodney drehte sich zu ihm um und funkelte ihn böse an. „ Sie halten sich da mal schön raus, mein um sich schlagender Freund!“

Die Gruppe entfernte sich immer weiter, bis Teyla den Sichtkontakt zu ihnen verlor und nur noch Rodneys aufgebrachtes Schimpfen und Ronons warnende Stimme hörte. Sie hoffte inständig, dass der Sateder seinem Teamkollegen nichts tat.
„ Teyla.“ Sie hatte befürchtet, mit dieser Sache konfrontiert zu werden und nun schien der Moment gekommen zu sein. Langsam drehte sie sich zu John um, der ein paar Meter von ihr entfernt stand, seine Sonnenbrille genau in diesem Moment absetzte und dann seine Ellenbogen auf seine P90 stützte.
„ Ich weiß was ich tue“, sagte sie, nachdem sie einmal tief Luft geholt hatte.
„ Du weißt, wie ich darüber denke“, sagte er, schüttelte dann mit dem Kopf und sah sie verständnislos an. „ Ich kann einfach nicht verstehen, warum du Elizabeth dazu überredet hast!“
„ Es ist meine Entscheidung, John“, erwiderte Teyla ihm. „ Und ich bin noch immer ein Mitglied deines Teams. Du selbst hast das gesagt. Vergiss das nicht.“
„ Jetzt ist es aber anders“, sagte er und sein Blick wurde weicher. „ Es ist einfach anders, Teyla.“
„ Nichts ist anders.“ Sie schüttelte mit dem Kopf. „ Wie rum du es auch immer drehst, ich bin noch immer in deinem Team. So lange, bis du…“ Sie verstummte, ließ dann schnell von diesem abwegigen Gedanken ab. „ Aber ich weiß, dass du das nicht tun wirst.“
„ Aber…“
„ Ich erwarte ein Kind, John. Ich bin nicht krank.“ Teyla lächelte leicht und machte einen kleinen Schritt auf ihn zu. Sie neigte ihren Kopf leicht, damit sie seinen gesenkten Blick erhaschen konnte. „ Hörst du, ich bin nicht krank und das heißt, dass ich…“
„ Ich will einfach nicht, dass euch beiden was passiert“, fiel John ihr ins Wort und hob seinen Blick, sah ihr ins Gesicht. „ Du weißt, wie gefährlich dieser Ort und diese Galaxie sind. Ich könnte es einfach nicht ertragen, wenn…“- Er seufzte schwer und ließ seinen Satz unvollendet, machte stattdessen einen Schritt auf sie zu und legte seine Lippen an ihr Ohr. „ Sei einfach vorsichtig. Bitte.“
Sie erwiderte ihm ein Lächeln. „ Dieses Kind hat ein Anrecht darauf, die Heimat seiner Eltern kennen zu lernen. Natürlich werde ich vorsichtig sein.“
„ Versprech’s mir“, verlangte John.
„ Ich versprech’s dir“, erwiderte Teyla. „ Ich werde vorsichtig sein.“

Der dunkelhaarige Luftwaffenoffizier verzog nicht gerade sehr beruhigt aussehend seinen Mund, doch bevor er darauf eingehen konnte, knackte sein Headset und Cameron Mitchells Stimme erfüllte die kleine Lichtung, inmitten der das Gate mit den goldenen Chevrons in die Höhe ragte.

„ Col. Sheppard, ich glaub’ wir haben gefunden, wonach wir gesucht haben.“

++++++++++


Das Leben konnte manchmal nicht mehr sein, als eine Verschwendung von wertvoller Zeit und Sauerstoff! Gelangweilt saß er einfach nur da und verfolgte mit starrem Blick das seltsame Treiben dieses Narren, der doch tatsächlich versucht war, ihn zu unterhalten. Wie konnte dieser zerlumpte Mann nur glauben, dass er Gefallen an seinem Herumgehopse fand? Normalerweise fand er es lachhaft, einen dermaßen verarmten Mann zu beobachten, während dieser sich vor seinem gesamten Hofstaat lächerlich machte, doch heute… Heute war ihm nicht zum Lachen zumute und das alles langweilte ihn nur zu Tode.

Die Musik verstummte und der Narr beendete seinen wirren Tanz, trat einen Schritt zurück und verbeugte sich tief.
„ Ihr könnt nun gehen“, wies er den Mann an. „ Ich werde Euch rufen lassen.“
„ Wann immer Majestät wünscht“, erwiderte der Zerlumpte. Er verbeugte sich noch einmal und ging dann.
„ Wache“, verlangte er, kaum dass die schwere Eichentür zurück ins Schloss gefallen war.
Ein stämmiger Mann trat vor, verneigte sich kurz. „ Ihr wünscht, Majestät?“
„ Sorgt dafür, dass dieser Narr nie wieder an meinem Hof gesehen wird… und bringt mir sein Weib.“
„ Ja, Majestät“, gab sich der Stämmige gehörig und machte sich daran, den ihm erteilten Befehl auszuführen. Auf dem Weg hinaus winkte er zwei Männer zu sich, die ihm auch prompt nachfolgten.

Der Harfenspieler stimmte ein weiteres Stück an und wieder überkam ihn eine schreckliche Langeweile. Er lehnte sich nach hinten, gegen die hölzerne Lehne seines Thrones und schloss für einen Augenblick seine Augen… bis die Tür zum Saal mit einem lauten Knall aufflog und ein kleiner, zierlicher Mann hineingestolpert kam.
„ Majestät!“, rief er aufgebracht und schlidderte über den glatten Steinboden, wedelte mit seinen dürren Armen, um sein Gleichgewicht halten zu können.
„ Gajan“, erboste er sich über die Störung. „ Wie oft habe ich Euch gesagt, Ihr sollt nicht einfach so hereinplatzen?“
„ Ich bitte um Vergebung, Majestät.“ Der kleine Mann verbeugte sich noch tiefer, als es der Narr getan hatte- er berührte mit seiner Nasenspitze fast den Boden. „ Aber ich habe eine Nachricht für Euch, die meine Majestät sicher interessieren wird!“
„ Was ist so wichtig, dass Ihr meinen Schlaf stört?“, wollte er wissen. Er hatte zwar nicht geschlafen, aber dennoch war er zornig über das plötzliche Auftauchen seines nichtsnutzigen Kammerjungen.
„ Fremde haben das Tor passiert“, berichtete Gajan, noch immer leicht außer Atem. „ Procilla hat es mir soeben gesagt.“

Fremde haben das Tor passiert. Er erhob sich, als Gajans Worte seinen Verstand erreicht hatten. Nein, das konnte nicht die Möglichkeit sein! Es war einfach nur undenkbar! Hatte diese alte Jungfer Recht behalten?“
Erbost schnaubte er einmal, ehe er sich wieder setzte und Gajan erregt anwies: „ Bringt mir diese alte Jungfer aus dem Sumpf- Jolanda. Schnell!“
„ Was ist mit den Fremden?“, fragte Gajan vorsichtig.
„ Procilla soll sie weiterhin beschatten“, antwortete er und bedeutete seinem Kammerjungen mit einem Handwink, dass er allein sein wollte. Er musste nachdenken.
„ Ja, Majestät.“ Gajan neigte seinen Kopf, deutete eine Verbeugung an und verschwand dann ebenso schnell, wie er gekommen war.

+++++++++


John presste angewidert die Lippen aufeinander und versuchte möglichst konzentriert an diese Sache heranzugehen… was sich allerdings nicht gerade einfach erwies. Es schien unmöglich zu sein, bei einem solchen Anblick ruhig zu bleiben und professionell vorzugehen.
Er schluckte heftig, als er den Kopf hob und mit zittrigen Fingern sein Feldmesser aus der Halterung zog.

Ein, zwei Meter über ihm hing etwas in der Luft, das unschwer als ein menschlicher Körper zu erkennen war. Die Gestalt regte sich nicht mehr, wahrscheinlich lag es an dem faustbreiten Holzpfahl, den man durch ihren Brustkorb gebohrt hatte.
Die schrumpelige Haut spannte über den Knochen. Das Blut war längst vertrocknet. Der letzte Atemzug musste Wochen, wenn nicht sogar Monate her sein.
Über das dürre Skelett legte sich die Uniform der Atlantis-Expedition wie ein übergroßer Kartoffelsack. Die P90 baumelte wie fehlplaziert an dem knöcherigen Arm und zog ihn nach untern. Eine schwarze Kappe war über den schrumpfenden Kopf gestülpt. Die klapperigen Beine steckten in einem Meer von Stoff.

John spannte sich unwillkürlich an, als er sich leicht auf die Zehenspitzen stellen, um die menschlichen Überreste überhaupt erreichen zu können. Sein eigenes Handeln war ihm zuwider, doch er musste es tun! Ganz vorsichtig schob er mit dem Messer den Kragen der Uniform auseinander, fuhr suchend an dem mageren, allmählich verwesenden Hals hinab, bis er schließlich das fand, wonach er gesucht hatte.
Ein Ruck… und die Hundemarke rutschte an der matten Klinge und an dem dunklen Schaft hinunter.
John holte tief Luft und blickte zu seinen Begleitern auf: Cameron Mitchell und Ronon beobachteten ihn mit starrer Miene. Vala und Teyla waren geschockt und Rodney zeigte seinen Ekel ganz offen.
„ W…wer ist es?“, hörte John Teyla mit zittriger Stimme fragen und als er sie ansah, entdeckte er Tränen in ihren Augen glitzern. Er seufzte und strich über das vergilbte Metall der Hundemarke. Sie war verdreckt, Erde hatte die Schrift unleserlich gemacht- es dauerte eine Weile, bis er erkennen konnte, um wen es sich bei dem Toten handelte.
„ Es ist Major Robbins. Major Timothy Robbins“, sagte er leise und erinnerte sich.

Timothy Robbins war ein junger Bursche gewesen, der es faustdick hinter den Ohren gehabt hatte. Er war Brite und war stolz auf seine Herkunft gewesen; jeden Tag hatte er seinen Fünf Uhr-Tee getrunken und hatte immer begeistert von den Pferderennen erzählt, die er als kleiner Junge immer zusammen mit seinem Großvater besucht hatte.
John erinnerte sich noch ganz genau an den Tag, an dem Robbins verschwunden war. Er hatte die Athosianer besuchen wollen; es war bekannt gewesen, dass er in eine junge Athosianerin namens Solia verliebt war. Doch er war nie dort angekommen. Man hatte nach ihm gesucht, doch man hatte ihn nicht gefunden. Bis heute…

„ Wie ist er hier hingekommen?“, fragte Rodney kopfschüttelnd und John sah an der Miene des Kanadier, dass auch er sich an den jungen Soldaten mit den roten Haaren und den freundlichen grünen Augen erinnerte. „ Das ist doch jetzt schon zweieinhalb Jahre her…wenn nicht sogar mehr.“
„ Ich weiß es nicht“, antwortete John auf die Frage seines Freundes und blickte wieder zu Robbins stark verwestem Leichnam auf. Er wusste nur, dass es sich nun nicht mehr lohnte nach ihm zu suchen.
„ Sollen wir ihn mitnehmen?“, fragte Ronon.
„ Sie wollen eine Leiche mitnehmen?“ Vala sah ihn entsetzt an. „ Wirklich?“
„ Fürs nächste Halloween“, brummelte Mitchell, doch diese Aussage war keineswegs als schlechter Scherz aufzunehmen. Nein, der Colonel schien vollkommen ernst.
„ Wir können ihn doch nicht mitnehmen“, empörte sich Rodney. „ Eine Leiche auf einem Raumschiff- als hätten wir davon nicht schon genug gehabt.“
„ McKay hat Recht“, pflichtete John dem Kanadier zu, ließ Robbins’ Hundemarke in der Tasche seiner Überlebensweste verschwinden. „ Wir können ihn nicht mitnehmen.“
„ John.“ Teyla trat an seine Seite und legte ihm sanft die Hand auf die Schulter. „ Du willst ihn hier lassen? In diesem Zustand? Wir sollen ihn so hier…“- Sie schluckte- „… hängen lassen?“
„ Wir können ihn nicht mitnehmen“, antwortete er ihr sanft, nachdem er das Glitzern ihrer Tränen in ihren braunen Augen entdeckt hatte, und wandte sich dann an die drei anderen. „ Vielleicht sollten wir Elizabeth verständigen, bevor…“
„ Sheppard!“ Ronon fiel ihm ins Wort; der Sateder hatte seinen Blick stur geradeaus gerichtet, wirkte alarmiert.
„ Sieht so aus, als hätten wir Besuch bekommen“, hörte John Mitchell leise sagen und sah aus dem Augenwinkel heraus, wie sich die Finger des Colonels zögerlich um seine Waffe klammerten und sein Zeigefinger nervös über den Abzug zuckte.
John drehte sich um.

Die kleine Lichtung, auf der sie auf Robbins’ Leichnam gestoßen waren, war nicht sehr groß, hatte einen Durchmesser von gerade einmal zwanzig Metern, wenn nicht sogar nicht weniger.
Ein junger, verwegen aussehender, Mann mit wirren blonden Haaren, die ihm strähnig ins Gesicht fielen und überhalb seiner dünnen Augenbrauen ihr Ende fanden, stand höchstens zehn Meter von ihnen entfernt. Er schien nicht älter als achtzehn zu sein; die noch recht kindlichen Züge in seinem Gesicht verschleierten sein wahres Alter.
Trotz seines noch jungen Alters wirkte er ziemlich stämmig, hatte mit Muskeln gepackte Oberarme und stramme Waden. Seine meeresblauen Augen funkelten feindselig, aber zugleich auch überrascht.

Er war nicht allein. Neben ihm stand ein junges Mädchen- vielleicht seine jüngere Schwester. Ebenso wie der junge Mann hatte sie strohiges, blondes Haar, welches sie in einem lockeren Pferdeschwanz zurückgebunden hatte. Auch sie musterte die ihr Fremden mit Vorsicht. Der Blick ihrer blauen Augen verriet aber auch Neugier und Tatendrang. Sie schien nicht so feindselig gestimmt zu sein wie ihr Bruder oder was auch immer er für sie sein mochte.

Die beiden waren mit aller Wahrscheinlichkeit Einheimische- das erkannte John an ihrer Kleidung. Die Schnitte und die Stoffe erinnerten ihn an die Mittelalter-Filme, die er damals als Teenager immer gesehen hatte. Der Junge trug eine Hose aus braunem Stoff und ein weißes leinenes Hemd, darüber eine leichte Jacke. Das Mädchen hingegen hatte ihren grazilen Körper in ein langes bis zum Boden reichendes Kleid aus grünem Stoff verhüllt, trug eine golden glitzernde Kette um ihren schlanken Hals.

Weder der junge Mann noch das Mädchen sagten etwas, sondern beobachteten einfach nur. Ihre Blicke wanderten hin und her, und als sie jedes einzelne Teammitglied begutachtet hatten, fingen sie wieder von vorne an. Sie schienen nicht sicher zu sein, wie sie sie einzuordnen hatten.
John räusperte sich, woraufhin die beiden ihn anstarrten, und machte einen bedachten Schritt nach vorne. „ Hi, ich bin Lieutenant Colonel John Sheppard und…“
Der junge Mann fixierte seinen Blick auf ihn und brachte ihn damit zum Schweigen. Seine blonden Haare wehten im Wind, als er seinen Kopf leicht in die Richtung von Robbins’ Leichnam neigte und fragte: „ Kennt Ihr diesen Mann?“
„ Weißt du, das ist eine lange Geschichte.“ John lächelte.
„ Ihr seid von seinem Volk, nicht wahr?“, meldete sich das Mädchen zu Wort und trat neben den jungen Mann. „ Ihr tragt ein ähnliches Gewand wie er.“
„ Kennt Ihr diesen Mann?“, fragte der junge Mann noch einmal und sah John intensiv an. Dieser wich seinem Blick für einen kurzen Moment aus, hatte das Gefühl durchbohrt zu werden.
„ Ja, ich kenne diesen Mann“, antwortete er schließlich. „ Er ist Soldat gewesen und…“

John verstummte abrupt und wich erschrocken einen Schritt zurück, als junge Mann mit seinem langen Arm über seine kräftige Schulter packte und aus einem ledernen Köcher, den er über seinen Rücken gespannt trug, einen Pfeil zog und ihn binnen weniger Sekunden in einen Bogen gespannt und in seine Richtung gerichtet hatte.
Ronons Waffe gab ein elektrisiert klingendes Geräusch von sich und auch Col. Mitchell entsicherte seine Waffe.
„ Whoah!“ John hob beschwichtigend einen Arm, schob mit dem anderen Teyla, die direkt neben ihm stand, hinter sich. „ Ich denke, wir sollten es nicht gleich übertreiben!“
„ Wieso fühl’ ich mich plötzlich an die alten Robin Hood-Filme erinnert?“, maulte Rodney leise im Hintergrund.
„ Wer ist Robin Hood?“, hörte man Vala ebenso leise fragen und man konnte ihren verwirrten Gesichtsausdruck förmlich in ihrer Stimme hören.

„ Ihr solltet dahin zurückkehren, wo Ihr hergekommen seid“, donnerte der junge Mann mit warnender Stimme, zog seinen Bogen noch etwas an. „ Das wäre besser für Euch.“
Sein impulsives Handeln schien das Mädchen überrascht zu haben. Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie ihn an und ihr Mund bewegte sich leicht- sie schien auf ihn einzureden, doch so sehr John sich auch anstrengte sie zu verstehen… er konnte es nicht. Doch scheinbar waren es einflussreiche Worte, denn der junge Mann begann seinen Mund zu verziehen und seine angespannten Muskeln lockerten sich sichtlich.
Es dauerte dennoch eine ganze Weile und es kam John wie Stunden vor, ehe der Mann seinen Bogen senkte und das Mädchen einen zögerlichen Schritt nach vorne machte. Als sie stehen blieb lächelte sie ihn freundlich an und ein Glitzern lag in ihren blauen Augen.
„ Ihr müsst das rüde Verhalten meines Bruder entschuldigen“, sagte sie. „ Es sind einfach zu viele Erinnerungen.“ Ihr Lächeln wurde noch breiter. „ Mein Name ist Tara und das ist mein Bruder Matti. Ihr seid Col. Sheppard, nicht wahr? Tim hat viel von Euch und Eurem Team berichtet.“
„ Tim?“ John hob die Augenbrauen… als es ihm klar wurde. Timothy Robbins- er war hier gewesen! Die beiden kannten ihn!
„ Euer Freund“, meinte Tara und lächelte traurig, blickte zu Robbins’ Leichnam. „ Er lebte einige Zeit bei mir und bei meiner Familie, bis er…“ Sie verstummte und der Ausdruck verschwand aus ihrem Gesicht. Mit trüben Augen starrte sie an ihm vorbei, in die Ferne.
„ Es ist gefährlich für Euch hier zu sein“, übernahm ihr Bruder, Matti, das Reden. „ Ihr solltet gehen. Es ist besser für alle.“

„ Was ist mit Tim geschehen?“ John merkte, wie sich sein Körper erneut anspannte, als Teyla seine Hand, die er fast schon automatisch beschützend vor ihren Bauch gelegt hatte, beiseite schob und hinter ihm hervortrat. Nein, das gefiel ihm absolut nicht, sie so ungeschützt zu sehen! Doch Teyla schenkte ihm nur ein Lächeln und machte dann noch einen Schritt nach vorne.
„ Wieso interessiert Euch das?“, fragte Matti misstrauisch.
„ Er war unser Freund“, antwortete Teyla.
Matti überlegte kurz, ehe er meinte: „ Ich kann es Euch nicht sagen. Es wäre zu gefährlich.“
„ Matti.“ Teylas Stimme war sanft und weich. „ Interessiert es dich denn nicht, zu wissen, was mit deinem Freund passiert ist? Bitte, sag es uns. Sag uns, was mit Tim geschehen ist.“
„ D…die kalten Wesen haben ihn geholt“, erklang Tara’s blasse Stimme und mit Tränen in den Augen blickte sie auf. „ Sie haben ihn geholt und dann hierher gebracht.“
„ Die kalten Wesen?“, fragte Teyla. „ Wer sind diese Wesen? Warum tun sie so etwas?“ Sie näherte sich den Geschwistern, bis sie schließlich direkt vor ihnen stand… und das machte John nervös, denn Matti hielt noch immer seinen Bogen in den Händen und es wäre für ihn ein Leichtes, ihn erneut zu spannen und… John kniff die Lippen aufeinander. Nein, sie hatte ihm versprochen vorsichtig zu sein, also vertraute er ihr!
„ Tara“, warnte Matti seine jüngere Schwester, doch sie ignorierte ihn einfach.
„ Niemand von uns hat sie jemals gesehen“, erzählte sie. „ Doch wir alle kennen die Geschichten. Nur eine Person hat die kalten Wesen bisher zu Gesicht bekommen.“
„ Tara!“ Mattis Stimme wurde ernster und auch lauter. Doch auch diesmal ließ sich das blonde Mädchen nicht beirren.
„ Jolanda“, sagte sie. „ Eine alte Frau, die draußen im Sumpf lebte, jenseits der Stadtmauern. Sie kennt die wahre Geschichte.“
„ Könnt ihr uns zu ihr führen?“, fragte Teyla.
„ Leute, wie Ihr es seid, sind nicht gern gesehen“, ernüchterte Matti sie. „ Die Wesen zögern nicht.“
„ Aber wir könnten Euch helfen“, fiel Matti ihrem Bruder in den Rücken, der sie daraufhin erzürnt anfunkelte. „ Doch Ihr und Eure Freunde müsstet genau auf uns hören.“

John trat neben Teyla und auch die anderen vier rückten näher. „ Was müssen wir machen?“

+++++++++++


„ Nein!“ Rodney stemmte aufgebracht die Hände in die Hüften und schüttelte mit dem Kopf. „ Nein, das werde ich nicht machen! Nein! Das ist einfach nur unmöglich!“
„ Hör’n Sie auch zu meckern und zieh’n Sie sich lieber an“, brummte Ronon ihn an. „ Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit!“
„ Das ist eine ganz blöde Idee“, stänkerte Rodney unbeirrt weiter. „ Wieso lassen wir uns von diesen verzogenen Gören überhaupt was vorschreiben? Für wen halten die sich eigentlich?“
„ Für welche, die uns helfen werden, herauszufinden, was mit Robbins passiert ist“, antwortete John ihm, während er kritisch sein Spiegelbild betrachtete.

Ihr müsst alles tun, um nicht aufzufallen, hatte Tara gesagt und daraufhin sechs „Outfits“- wenn man es aus ihrer Sicht so nennen konnte- besorgt und jedem von ihnen eines in die Hand gedrückt.

John seufzte und drehte sich einmal um. Er fühlte sich, als sei er einem alten Mittelalter-Film entsprungen- eine dunkelbraune Hose, ein weißes leinenes Hemd, eine dunkle Jacke und braune Stiefel, die ihm fast bis an die Knie reichten.
Col. Mitchell hatte sich bereitwillig seinem Schicksal ergeben und wartete nunmehr vor Tara’s und Mattis Hütte. Ronon hatte Glück- er musste sich nicht umziehen, denn Tara meinte, es würde schon gehen. Und Rodney… ja, der Kanadier sträubte sich bis jetzt.

„ Ich finde diesen Plan absolut absurd.“ Der Wissenschaftler war noch immer am Mosern und vor allem noch immer nicht bekleidet. Sie hatten nicht den ganzen Tag lang Zeit und deshalb nickte John einmal kurz unmerklich in Ronons Richtung, woraufhin der Sateder grinste und einen bedrohlichen Schritt auf Rodney zu machte. Dieser wich erschrocken zurück, ehe er seinen tödlichsten Gesichtsausdruck aufsetzte und John böse anfunkelte.
„ Das wird Ihnen noch leid tun“, grummelte er und begann sich unter Ronons Aufsicht umzuziehen.
„ Ziehen Sie sich erst mal um, dann reden wir weiter“, grinste John und verließ amüsiert schmunzelnd das Zimmer, das Matti ihnen zu Verfügung gestellt hatte.

Die Hütte der beiden Geschwister befand sich am Rande des kleinen Waldstücks und erinnerte ihn ein wenig an das Hexenhaus aus dem Märchen „Hänsel und Gretel- nur halt ohne die Hexe und ohne die ganzen Leckereien. Tara und Matti lebten allein- so hatte es Matti jedenfalls erzählt. Ihre Eltern seien recht früh gestorben und da war niemand, der sich um sie gekümmert hatte. Das Haus hatten sie beide allein aufgebaut.

Vor dem Haus erstreckte sich eine große Wiese, durch die sich ein schmaler Bach schlängelte. Sonnenstrahlen brachen durch das Blätterdach, das den beiden Geschwistern im Sommer immer angenehmen Schatten bot, und fielen auf den kleinen Hof des Hauses.
John entdeckte Col. Mitchell und Vala- die beiden Teammitglieder unterhielten sich leise. Vala trug ein Kleid aus blauem Stoff, welches ihre Knie sanft umspielte. Ihre schwarzen Haare hatte sie geflochten und zurückgesteckt, sodass ihre kecken Gesichtszüge perfekt zur Geltung kamen.
Neben Vala war eine Bank gegen die weiße Hauswand gelehnt und John entdeckte Teyla… und er musste sich eingestehen, dass sie einfach nur bezaubernd aussah.
Die Athosianerin trug wie Vala ein Kleid, das bis zu den Knien reichte. Ihr Kleid war aus einem feineren rötlichen Stoff genäht, der um ihren Oberkörper leicht enger wurde, dann aber weit über ihre Hüften fiel und fließend ihre Knie umspielte.
Ihre rostbraunen Haare, die sie vorhin noch zu einem Pferdeschwanz zurückgebunden hatte, fielen ihr nunmehr offen über ihre Schultern und ihre braunen Augen funkelten geradezu.

„ Sheppard!“ Mitchell hatte ihn entdeckt und löste sich aus dem Gespräch mit Vala. Schnellen Schrittes eilte er zu ihm herüber, gefolgt von der temperamentvollen Schwarzhaarigen und von Teyla, deren grazile Bewegungen John fast den Atem raubten. Er achtete gar nicht so genau darauf, was Mitchell zu ihm meinte, sondern vielmehr auf das geradezu einladende Dekolletee seiner Freundin und ihr Lächeln. Vielleicht lag es an ihrer Schwangerschaft, vielleicht auch an etwas anderem… dennoch, sie strahlte.

Unverheiratete Frauen sind in der Gesellschaft mit dem Vieh gleichgestellt, hatte Tara noch gemeint und wenn er ehrlich sein sollte, gefiel ihm die Regelung, die sie alle zusammen getroffen hatten- auch wenn Col. Mitchell nicht sehr begeistert schien, als sich Vala an seinen Arm klammerte und ihn verliebt anplinkerte.
„… müssen bald aufbrechen“, beendete Cam Mitchell seinen Satz. „ Ich werde noch mal nach Ronon und Dr. McKay sehen, wenn Sie erlauben.“ Er verabschiedete sich mit einem kurzen Nicken und auch Vala verschwand schon bald darauf, unter dem Vorwand mal „ für kleine Prinzessinnen“ zu müssen.
Kaum dass die beiden Mitglieder von SG1 weg waren, schlang John seinen Arm um Teyla, zog sie dicht zu sich heran und küsste sie lang und leidenschaftlich.
„ Hat dir schon jemand gesagt, wie verdammt gut du aussiehst?“, fragte er sie leise, als sie ihre Lippen voneinander lösten und einander lächelnd ansahen.

Teylas Lächeln wurde noch strahlender, als es ohnehin schon war, doch bevor sie ihm etwas erwidern konnte, peitschten mehrere Pfeile um ihre Ohren und bohrten sich nur Zentimeter von ihnen entfernt in den Waldboden.
„ Verdammt, was zur…“ John schon Teyla wieder hinter seinen Rücken und funkelte wütend in die Richtung, aus der sich ihnen vier kräftige Männer näherten, allesamt in prächtiger Robe. Ihr Anführer- ein großer stämmiger Mann mit schwarzen Haaren und braunen Augen- ging vorne weg und als er kurz nickte, verharrten die drei anderen in ihren Bewegungen und blieben stehen.
„ Mein Name ist Lemalian“, stellte er sich mit tiefer, grollender Stimme vor und deutete eine Verneigung an. „ Meine Majestät wurde über Eure Ankunft informiert und wünscht Euch nun kennenzulernen. Er lässt zu Euren Ehren ein Bankett veranstalten.“
John musterte Lemalian skeptisch. „ Und was wäre, wenn wir uns weigerten?“
„ Eure Majestät verlangt nach Euch“, erwiderte Lemalian trocken. „ Außerdem gewährt er Euch und Euren Freunden Sicherheit auf Eurer Reise.“ Er grinste fies und seine gelben Zähne blitzten zwischen seinen Lippen hervor. „ Es wäre doch zu schade, wenn Euch oder Euren Freunden etwas zustoßen würde, nicht wahr?“ Sein Blick wanderte zu Teyla, die daraufhin nach Johns Arm griff und ihn fest umklammerte. „ Eure Gemahlin…“
„ Richtet Eurer Majestät aus, dass es uns eine Ehre wäre, dem Bankett beizuwohnen“, sagte John schnell und wieder fand er seine Hand schützend über Teylas Bauch wieder.
Lemalian neigte seinen Kopf zur Seite, lächelte. „ Es wird mir eine Freude sein, Euch anzukündigen.“

TBC
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