"Ronon?", rief Elizabeth laut und lauschte einer möglichen Antwort, die aber leider nicht kommen wollte. Seufzend schmiss sie ihre Jacke auf den nächst besten Sessel und machte sich auf die Suche nach ihm. Wo steckte er nur wieder? Elizabeth war sich sicher, dass er hier im Quartier war und einem Verdacht nachgehend, machte sie sich auf den Weg in die Küche, nur um es einmal mehr bestätigt zu haben; Ronon saß am Tisch, eine volle - um genau zu sein übervolle - Schüssel Eis vor sich und einen Löffel in der Hand, der ganz sicher nicht mit arbeiten aufhören würde, bis auch der letzte Rest des Eises vernichtet war.
Grinsend lehnte sie sich an den Türrahmen und beobachtete belustigt, wie Ronon einen Löffel voller Eiscreme genüsslich im Mund verschwinden ließ.
Kein Wunder, dass er ihr nicht geantwortet hatte, denn wenn er auf sein Eis fixiert war, gab es kaum etwas anderes, was ihn ablenken konnte.
Nie hätte sie erwartet, dass er dermaßen auf Eis stehen würde und ein Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht, als sie sich daran erinnerte, wie sie ihm vor drei Monaten feixend erklärt hatte, was Eis war. Sie hatte ihm daraufhin sofort einen vollen Löffel in den Mund gesteckt - nur um die allgemein bekannte Reaktion von kaltem Eis und warmen Zähnen mitzubekommen - und seitdem war es um ihn geschehen und er ab sofort ein Eis-Fan.
Er mochte es in fast allen Variationen, was sie belustigte, doch am liebsten schleckte er sein schlichtes Vanilleeis.
Sein Eis-Konsum war erstaunlich und nicht zum ersten Mal wunderte sie sich darüber, dass er von dem ganzen kalten Zeugs keine Bauchschmerzen bekam. Er konnte Schüsseln voller Eis essen und es machte seinem Magen einfach nichts aus. Die Jahre als Runner und die ganz sicherlich nicht immer gesunde Ernährung mussten aus seinem Magen einen harten Brocken gemacht haben.
Nach einem weiteren Löffel stieß sie sich vom Türrahmen ab und trat in die Küche, um ihm Gesellschaft zu leisten.
"Willst du nicht mal was anderes essen?", fragte sie und setzte sich ihm gegenüber auf einen Stuhl, zog seine Eisschüssel zu sich und klaute ihm flink seinen Löffel. Sofort versenkte sie den Löffel in der Schüssel und stellte fest, dass das Eis immer noch recht fest war; sie liebte es so.
"Nein, ich liebe mein Eis", antwortete er und hielt seinen Blick auf sie gerichtet, um ihr dabei zuzusehen, wie sie den Löffel samt Eis genüsslich im Mund verschwinden ließ. Sie aß Eis fast genauso gerne wie er und er liebte es zu sehen, wie sie das Eis vom Löffel schleckte. Ob es eine Masche der Menschen war, so den Partner zu verführen? Er konnte es sich eigentlich gut vorstellen, denn in Sachen Verführung war Eis wohl perfekt.
"Es ist aber auf Dauer nicht so sonderlich nährwert", schmunzelte sie und schob sich den nächsten Löffel in den Mund, wohl wissend, dass Ronon sie genau beobachtete.
"Mir reicht es", kam prompt die Antwort und sie grinste. Wenn sie so mit ansah, welche Mengen Eis Ronon in sich hineinfutterte, war dies wohl nicht schwer zu glauben, dennoch kochte sie jeden Tag ein Mittagessen, das zu ihrem Glück auch gut angenommen wurde.
Heute schien allerdings mal wieder solch ein Tag zu sein, wo Ronon allein von seinem Eis eingenommen war und falls sie in solchen Momenten ein normales Mittagessen erwähnte, verfiel er in einen schon fast kindischen Trotz, der sie amüsierte und anfangs überrascht hatte. Wer hatte schon erwartet, dass Ronon trotzig wie ein kleines Kind sein konnte? Niemand und sie erst recht nicht, dennoch gefiel ihr diese Seite an ihm.
Kommentarlos ließ sie sich die Eisschüssel samt Löffel wieder wegnehmen und nun war es an Ronon, eine kleine Kugel Eis im Mund verschwinden zu lassen.
"Ich liebe Eis", murmelte er und ein Grinsen machte sich auf ihrem Gesicht breit.
Er verteilte solche Liebeserklärungen nicht oft, doch sein Eis war schon des Öfteren damit bedacht worden und beim ersten Mal hatte sie scherzend gefragt, ob er sein Eis denn mehr liebte als sie, woraufhin er sie nur schief angegrinst hatte. Ob dies nun ein Ja oder Nein gewesen war, konnte sie nicht sagen, doch es war ihr auch herzlich egal, in Ronons Leben gab es genügend Platz für seine beiden Leidenschaften; Eis und sie selbst. Damit würde sie leben können, es machte einfach viel zu viel Spaß ihm beim Eisessen zuzusehen.
"Man kann so viel damit machen", fing er an und Liz schlug sich gespielt genervt die Hände vors Gesicht, nun fing das wieder an! "Man kann es als Eiskaffee trinken, beziehungsweise essen, man kann es als Vorspeise, Hauptspeise und Nachspeise verwenden", meinte er und wurde von einem lauten Lachen ihrerseits unterbrochen.
"Als Hauptspeise?", fragte sie amüsiert und grinste, es war einfach zu niedlich, welche Verwendungszwecke Ronon seinem Eis zugedachte.
"Ja, mir würde es reichen", antwortete er und grinste in seine Schüssel Eis hinein, wissend, dass sie sich wieder einmal auf Kosten seines Eises und ihm amüsierte.
Sie murmelte etwas, von dem er aber leider nur ja, dir und verrückt wie du verstand, da er sich den Rest denken konnte, beließ er es dabei.
"Außerdem kann man es als kleinen Snack nebenher verwenden und beim -", meinte er, wurde jedoch durch ein hineingeworfenes "Beim Sex." von Elizabeth unterbrochen.
"Beim was?", fragte er überrascht und Liz schluckte ein Grinsen hinunter, sein Gesichtsausdruck war Gold wert. Obwohl er so gerne Eis aß und sie immer wieder mit dem vielseitigen Verwendungszweck ärgerte, hatte sie sich bereits einmal gefragt, weswegen er bisher noch nicht auf den Verwendungszweck Eis-Sex gekommen war.
"Beim Sex", bestätigte sie geduldig und biss sich auf die Zunge, um nicht loslachen zu müssen, als Ronon seinen Blick langsam und bedächtig zurück auf sein Eis gleiten ließ.
"Aha", meinte er nur, in einem Ton völliger Unüberzeugtheit und sie konnte sich das Lachen nicht mehr verkneifen.
"Ich frage mich, wieso du nie auf diese Idee gekommen bist", sagte sie und er zuckte nur kurz mit den Schultern, warf ihr ein kleines Grinsen zu und es bedurfte wohl erst einem weiteren Löffel Eis, bevor er sich näher mit diesem Thema einlassen wollte.
"Es wäre wie Eis am Stil", fügte sie unschuldig hinzu und klimperte aufreizend mit den Wimpern, nur um anschließend mit einem mütterlichen Tztztz' aufzuwarten, als Ronon sich an seinem Eis verschluckte.
"Wie Eis am Stil?", wiederholte er krächzend und hustete noch einmal, bevor er ihr einen Blick zuwarf, der eindeutig besagte, dass er sie wohl doch nicht so gut kannte, wie er es angenommen hatte.
"Soll ich es dir beweisen?", fragte sie und lächelte angesichts seines roten Kopfes, der ganz sicher nicht nur wegen seinem Hustanfall herzuführen war.
Ein Blick auf sein Eis schien seine Neugierde zu wecken und ein weiterer Blick auf sie und ihre herausfordernd hochgezogene Augenbraue schienen ihn dann schlussendlich vollends zu überzeugend, denn er zog nun seinerseits eine Augenbraue nach oben, als wolle er fragen, weswegen sie nicht schon angefangen hatten.
Grinsend schnappte sie sich seinen Becher voll Eis und machte sich auf den Weg ins Schlafzimmer. In zwei Stunden konnte er zu seinen Verwendungszwecken bezüglich Eis wohl noch einen Weiteren hinzufügen.
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