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An Old New Love von Nijura

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Kapitel Bemerkung: Short-Cut: Ihr ganzes Leben lang war sie verfolgt worden. Verfolgt von Albträumen und Einsamkeit. Doch jetzt konnte sie sich davon trennen, frei sein.
Author's Note: Also, dann fang ich mal an. Das ganze mit den Auroras und der Vergangenheitsveränderung hab' ich mir zum Teil von dem Film "Frequency" abgeguckt. Das Unkraut auszupfen stammt aus meinem eigenen Leben und die ganzen Songtexte gehören diesen Sängern/Bands: Richard Marx (Right Here Waiting), Evanescence (My Immortal), 3 Doors Down (Here Without You), Westlife (Maybe Tomorrow), Ronan Keating (If Tomorrow Never Comes, Believe, When You Say Nothing At All)
Widmung: Meiner Cousine, die mich immer unterstützt hat und mich "getröstet" hat, wenn ich nicht mehr weiter wusste und die mir vor allem auch ihre Meinung gesagt hat (Wobei sie mich eigentlich nur bewundert hat, dass ich so "gut" schreibe).

The Way To Freedom


1. Every Night The Same

"Hab' keine Angst, Sarah. So etwas wird sicher nicht passieren. Ich bin bei dir. Es wird alles gut."
"Ach, John. Ich wünschte...-"
"Vertrau mir. Ich werde schon dafür sorgen, dass wir vom Festland heil zurückkommen. - Wenn es überhaupt zu so einer Situation kommen sollte."
Er nahm sie in seine Arme und gab ihr einen Kuss.

Warum muss immer sie von Albträumen geplagt werden? Warum immer sie und nicht ich? Wenn ich ihr doch nur helfen könnte…

***

Sie stand auf dem Balkon - dem Lieblingsplatz ihrer Mutter Sarah. Es war zwar warm, aber sie zitterte. Sie hatte ein schlechtes Gefühl - vor genau 13 Jahren war es passiert.

"Wo bleibst du denn schon wieder?"
"Ich komm ja gleich, Liz."

Seit 13 Jahren kümmerte sich nun Elizabeth um das junge Mädchen. Lucy war zwar erst 15 Jahre alt, hätte sich aber in manchen wissenschaftlichen Angelegenheiten gegen Rodney behaupten können. Sie wusste enorm viel über die Antiker-Technologie und ihre Chemie-Kenntnisse hatte sie wohl von ihrer Mutter geerbt.

"Bin schon da."

Elizabeth lieferte Lucy bei ihrem Quartier ab und wollte sich noch ein wenig mit ihr unterhalten. Es gab noch etwas, von dem sie nichts wusste.

Lucy blickte aus dem Fenster und als sie den schwefelgelben Himmel erblickte, traten ihr Tränen in die Augen. Sie versuchte sie zurückzudrängen oder sie vor Liz zu verstecken, was ihr jedoch nicht gelang.

"Ach, Lucy." Sie hatte Mitleid mit ihr und nahm sie tröstend in den Arm.
"Weine ruhig. Du musst dich nicht verstellen. Ich weiß, dass dich dieses Gelb..."
"In der Nacht, als sie starben, hatte der Himmel auch diese Farbe. Es war stürmisch und sie haben es nicht überlebt."


Sarah schreckte hoch.
"Sarah. Was ist mit dir? Es ist..."
"Doch, John. Es war wieder derselbe Traum."

***

"Und so viel zum Thema ,8 Hüter´."

Sie hielt das Foto in ihren Händen. Eines von vielen, auf denen sie beide zu sehen waren. Doch mit diesem verband sie mehr als "nur" ihre Liebe zueinander. Es zeigte sie Beide sich in den Armen liegend, nach Tagen der Ungewissheit, ob John noch lebte.
Vor genau 2 Jahren hatte sie hier gestanden und um ihn gebangt; gehofft, dass er nicht für immer verloren war. Damals war er zurückgekommen - damals.
Und nun stand sie wieder hier, ähnliche Gedanken, Fragen und Wünsche.
Warum hatte es ihn getroffen? Warum musste ihre gemeinsame Zeit so enden? Warum ausgerechnet jetzt, wo sie ihn so sehr brauchte?
Fast alles war so wie damals - es gab nur 2 Unterschiede. Der erste war, dass die Chancen, dass er noch am Leben war, so gering waren, dass ihn selbst der größte Optimist als tot oder zumindest verschollen ansehen würde. Es gab zwar noch 6 Personen, die insgeheim hofften, dass er noch am Leben war, doch für alle anderen war John Sheppard nur noch eine Erinnerung, die langsam aber sicher verblasste. Der zweite Unterschied bestand darin, dass sie jetzt schwanger war und - wenn es keine Probleme gab - sie in nicht allzu ferner Zukunft ihr Kind erwarten würde.
Ausgerechnet diesen Moment - dass sie zu dritt waren - den er sich sehnlichst gewünscht hatte, würde er vermutlich niemals erleben.

"Warum muss das Leben nur diese verdammte Eigenschaft haben, dass sich manche Situationen wiederholen?"
"Wenn ich es wüsste, würde ich es Dir sagen. Aber ich weiß es eben auch nicht…"
Elizabeth war - wie 2 Jahre zuvor - zu Sarah auf den Balkon getreten.
"… Und genauso wenig weiß ich, was wirklich vorgefallen ist."

Niemand wusste, was geschehen war - was wirklich mit John passiert war. Er war mit dem Jumper zu einem der umliegenden Planeten unterwegs gewesen, kam aber nicht zurück. Sie hatten ihn gesucht - ohne Erfolg. Mehrere Tage waren nun vergangen und es hatte Sarah einige schlaflose Nächte bereitet, was in ihrem Zustand nicht unbedingt das Idealste war.
Sie hatte innerlich geschrieen; gehofft, dass er sie hören konnte, wie damals als sie entführt worden war. Sie war bei jedem noch so leisen Geräusch hoch geschreckt und hatte sich umgesehen, ob sich irgendetwas verändert hatte.
Seit John verschwunden war, wirkte sie wie ein kleines, hilfloses, verwundbares Kind, das niemanden hatte, der auf es Acht gab.

Nun rollte an ihrer Wange eine Träne hinab, die kurze Zeit später vom Wind davongetragen wurde. Immer hatte sie sich gesagt, dass sie nicht weinen durfte, weil es einen schlechten Eindruck machte - doch nun konnte sie nicht anders. Sie hatte schon zu lange versucht, ihre Tränen zu unterdrücken.

"Alles in Ordnung?"
"Ja, Liz. Geht schon."
"Sarah. Ich weiß, dass irgendetwas nicht stimmt. In den letzten 2 1/2 Wochen hast du dich verändert. Irgendetwas bedrückt dich."
"Du täuschst dich. Mir geht es bestens."
"Du kannst mich nicht belügen. Erstens bist du eine schlechte Lügnerin und Zweitens kenn ich dich jetzt schon mehrere Jahre. Du bist anders. Und außerdem; Wer weint schon, wenn einem nichts fehlt?"

Sarah wandte sich von Elizabeth ab. Diese schritt auf ihr Gegenüber zu und stellte sich neben sie.

"Sieh mich an, Sarah. Ich weiß, dass dich etwas bedrückt. Ich weiß auch, dass du nur schwer jemandem vertrauen kannst. Aber haben wir nicht schon genug zusammen durch gestanden? Kennen wir uns jetzt nicht schon lange genug, damit du weißt, dass du mir vertrauen kannst?"
"Ich kann nicht darüber reden..."
"Blick mir in die Augen. Siehst du darin Lüge und Zorn, oder Angst, Ratlosigkeit und Besorgnis? Bitte, Sarah. Ich will nicht, dass dir irgendetwas passiert. Ich will dir doch nur helfen."
Eine kurze Pause trat ein.
"Bitte, Sarah."
"Es tut mir Leid, ich kann nicht..."
Sarah begab sich auf den Weg zu ihrem Quartier. Jeden Versuch von Elizabeth, etwas herauszulocken, blockte sie ab.

"Sarah. Ich lass nicht locker. Ich bleib solange bei Dir, bis du mir endlich sagst, was los ist - auch wenn es Tage dauert."
"Ich will und kann nicht darüber reden. OK?!"
"Nein! Du suchst nur irgendeine Ausrede, um es mir nicht sagen zu müssen, dass du Angst hast. Angst davor, dass du es nicht alleine schaffst, dein Kind großzuziehen. Ich kann es verstehen. Ich kann es verstehen, dass du Angst hast, jetzt wo John verschwunden ist. Ich verstehe es nur zu gut, aber das ist noch lange kein Grund an sich selbst zu zweifeln. Du hast schon so vieles geschafft, dann wirst du das jetzt auch überwinden. Und es gibt genug Leute hier in Atlantis, die dir helfen würden. Mehr als genug."

Sarah setzte sich und blickte Elizabeth fragend an.
"Woher weißt du das alles? Wer hat es dir gesagt?"
"Niemand. Ich mache mir eben auch Gedanken über dich. Ich will einfach nicht, dass du dir etwas antust. Aber irgendetwas verheimlichst du mir noch."
"Du gibst wohl nie auf. Also gut. Vor 2 1/2 Wochen ging es los. Albträume. Immer der gleiche Traum. Er wiederholt sich ständig."
"Sarah. Es ist doch nur ein Traum."
"Nur? Würdest du es nur einen Traum nennen, wenn es um deine eigene Tochter geht, die 13 Jahre ohne ihre Eltern verbringen muss, weil sie tot sind? Nur ein Traum?"

***

Warum musste das ausgerechnet jetzt passieren, wo sie mich doch so sehr braucht? Warum? Und warum auf diese Weise?

John saß nun hier, machte sich Gedanken über Sarah. Wie es ihr wohl in diesem Moment ging? Ob sie die Hoffnung schon aufgegeben hatte? Ob sie das Kapitel "John Sheppard" in ihrem Leben schon beendet hatte?
Er wäre am liebsten auf denjenigen losgegangen, der ihn geschnappt hatte, doch er wusste, dass er keine Chance gegen ihn gehabt hätte. Er wusste, dass dadurch seine restliche Lebenszeit verkürzt worden und sein Tod noch viel schmerzhafter geworden wäre, weil sie ihn immer an Sarah erinnern würden. Er wünschte, er könnte ihr Mut machen, ihr sagen, dass sie das auch ohne ihn schaffte. Doch seit Sarah damals urplötzlich wieder aufgetaucht war, obwohl sie von allen für tot gehalten wurde, war ihre Verbindung verloren gegangen. Er konnte sie nicht hören, wie es damals gewesen war, als sie entführt worden war. Und sie konnte ihn auch nicht hören und ihm den letzten Wunsch erfüllen, den er hatte.

Bitte vergiss mich nicht, Sarah. Behalte unsere gemeinsame Zeit immer in Erinnerung. Bitte.

***

Sarah setzte sich auf und blickte aus dem Fenster. Die Sonne war schon längst aufgegangen und als sie bemerkte, dass es mittlerweile 10 Uhr war, erschrak sie.
Sie hatte schon lange nicht mehr so lange geschlafen und normalerweise stimmte dann auch etwas nicht. Doch diesmal war sie dankbar dafür, dass sie einen langen Schlaf hinter sich hatte und vor allem auch ohne irgendeinen Traum, der sie im Stundentakt aufschrecken ließ.
Ihr Blick wanderte von ihrem Wecker zurück zum Fenster und für kurze Zeit sah sie in die Augen einer aufgebrachten Frau, die sofort wieder verschwunden war.
Etwas verwirrt kletterte sie aus dem Bett und ging ins Bad, um sich zu waschen. Als sie in den Spiegel blickte sah sie hinter sich die gleiche Frau stehen, die nun einen flehenden Ausdruck im Gesicht hatte. Doch auch jetzt verschwand diese nach wenigen Augenblicken und Sarah rieb sich die Augen.
Sie drehte sich um und dort war sie schon wieder. Die Frau, die genauso aussah wie sie selbst. Jetzt ging sie mit schnellen Schritten aus ihrem Quartier und verschwand in Richtung Gateraum.

Sarah blickte ihr noch ein wenig verdutzt nach und machte sich dann, nachdem sie sich umgezogen hatte, auf den Weg zur Krankenstation. Sie wollte sichergehen, dass mit ihr alles in Ordnung war.

***

Er dachte daran, wie er sie zu ihrem letzten Date auf der Erde abgeholt hatte. Er hatte geklingelt und sie hatte ihm die Tür geöffnet. Wie sie dort vor ihm stand, dieses Bild würde ihn bis zu seinen letzten Atemzügen begleiten. Ihr Haar fiel ihr über die Schulter, das lange, blaue Kleid, das sie trug und die schwarzen Schuhe mit Absatz. Sie hatte ihn hereingebeten und er hatte sich gesetzt, bis sie alles zusammengesucht hatte, was sie brauchte. Sie hatte leise Musik laufen lassen und er hatte auf die Worte des Textes gelauscht. Er hatte sich schon immer gefragt, warum Sarah damals so traurige Songs geliebt hatte und niemals würde er vermutlich eine Antwort auf seine Frage bekommen.
Die Worte kamen ihm in den Sinn und er murmelte sie leise vor sich hin.

I'm here without you baby
But you're still on my lonely mind
I think about you baby
And I dream about you all the time
I'm here without you baby
But you're still with me in my dreams
And tonight there's only you and me


Wenn ich diese Nacht überhaupt überleben sollte...

Everything I know,
And anywhere I go
It gets hard but it won't take away my love
And when the last one falls,
When it's all said and done
It gets hard but it won't take away my love


"Meine Liebe zu Dir wird nie sterben. Sie wird auch nach meinem Tod weiter bestehen."

Mit diesen letzten Worten glitt er in den Schlaf und seine Träume drehten sich nur um Sarah.

***

"Kein Grund zur Sorge. Es ist alles in bester Ordnung."

Ihr fiel ein Stein vom Herzen, doch irgendwie hatte sie gehofft, dass etwas nicht stimmte - dass sie nicht ohne weiteres in ihr Quartier gehen konnte und an John erinnert wurde. Sie hatte, seit er verschwunden war, immer versucht, so wenig Zeit in ihrem Quartier zu verbringen, wie möglich. Alles erinnerte sie an John und mit jeder Sekunde, die sie an ihn dachte, wurde der Schmerz tief in ihrem Herzen stärker.
Eine Träne stahl sich in ihr Auge.

"Ach, Sarah. Du schaffst das schon. Und wenn du ...-"
"Es ist nicht deswegen." Sie wischte sich die Träne aus dem Gesicht. " John hat sich immer so gewünscht, dass wir zu dritt seien, hat sich so gefreut, als er erfuhr, dass ich schwanger bin. Aber jetzt wird er es nie erleben... Ich hoffe zwar immer noch, dass er auftaucht, aber..."
"Es gibt mindestens 6 hier auf Atlantis, die hoffen. Außerdem wird er nie ganz sterben. Er wird immer in unserer Erinnerung weiterleben."
"Wenn ich doch nur nicht in Ungewissheit leben müsste..."
"Du schaffst das. Und ich denke, dass ich nicht der einzige mit dieser Meinung bin."

***

Sie setzte sich auf ihr Bett und versuchte alles zu verarbeiten. Versuchte diesen Lebensabschnitt abzuschließen und neu anzufangen. Doch ein Teil in ihr sträubte sich dagegen John zu vergessen, die Hoffnung aufzugeben.

Die Hoffnung stirbt zuletzt. Gib ihn nicht auf.

Sie versuchte ihre innere Stimme zu ignorieren, doch es gelang ihr nicht. Sie würde ihn nie vergessen können, nicht einmal, wenn noch so viele Jahre vergangen sein würden. Die Bilder, in denen sie gemeinsam um das Überleben gekämpft hatten, hatten sich in ihren Kopf gebrannt und die Erinnerung an ihn würde niemals sterben.

Und meine Liebe zu ihm wird auch bis in alle Ewigkeit weiterleben. Sie ist einfach unsterblich.

Sie beschloss Musik zu hören und zu versuchen, ihre Umgebung zu vergessen. Ihre ganze Situation zu ignorieren und einfach nur zu entspannen.

Maybe tomorrow you'll say that you're mine
You'll realize, I can change
I'm gonna show you I'm in it for life
I'll get you back someday
I will find a way
Maybe tomorrow...


Ihr traten Tränen in die Augen, als sie dieses Lied wieder erkannte. Damals, als er sie unwissend auf der Erde zurückgelassen hatte, hatte sie heulend auf ihrem Bett gelegen und dieses, genau dieses Lied gehört. Immer und immer wieder. Sie hatte ihre eigene Lage in diesen Worten gefunden und hatte gehofft, dass er bald zurückkommen und sie um Verzeihung bitten würde.

There's so much I wanna say now
I just wanna make a life with you
Don't walk away
There's so much I wanna do now
I just wanna give love to you


"Bitte geh nicht. Komm zu mir zurück. Bitte. Ich kann ohne dich nicht leben - ohne Dich hat mein Leben keinen Sinn..."

***

John schrak hoch. Hatte er gerade Schritte gehört oder war es nur Einbildung gewesen?

John. Gib nicht auf. Verlass mich nicht.

"Bin ich jetzt schon verrückt oder hat gerade wirklich jemand mit mir geredet?"

***

If tomorrow never comes
Will she know how much I loved her?
Did I tryin' every way to show her every day
That she's my only one
And if my time on earth were through
And she must face this world without me
Is the love I gave her in the past
Gonna be enough to last
If tomorrow never comes


Jetzt erst verstand sie wirklich, was diese Worte zu bedeuten hatten. Jetzt erst wusste sie, dass es wirklich jeden Tag - jede Sekunde - zu Ende sein könnte, so wie es Ronan Keating dort sang.

***

If tomorrow never comes
Will she know how much I loved her?
Did I tryin' every way to show her every day
That she's my only one
And if my time on earth were through
And she must face this world without me
Is the love I gave her in the past
Gonna be enough to last
If tomorrow never comes


"Wenn ich je wieder die Chance dazu bekommen würde, ihr zu sagen, wie sehr ich sie liebe, würde ich es jeden Tag tun. Ich will nicht, dass sie daran zweifelt, dass ich sie geliebt habe. Ich will nicht, dass sie mich vergisst. Ich will nicht, dass sie unser Kind belügt, was mit dessen Vater geschah."

Warum hab' ich sie damals nur allein gelassen? Warum bin ich jetzt hier und nicht bei ihr? Warum lässt mich jetzt genau diese Textstelle nicht in Ruhe? Warum war genau dieses Lied gelaufen, als wir unser letztes Date hatten? Als wir uns zum letzten Mal geküsst hatten, bevor ich nach Atlantis ging...

***

Sie war in einen Halbschlaf gesunken und träumte davon, dass John zurückgekehrt war.
Dass er nicht aufgegeben und sich aus den Fängen seiner Gegner befreit hatte, um zu ihr zurückzukommen.

***

Sarah. Du schaffst das auch ohne mich. Du kannst das. Du musst nur fest daran glauben.

Er versuchte ständig in Gedanken mit ihr zu kommunizieren, ihre Verbindung wieder herzustellen, doch es gelang ihm nicht oder sie ignorierte es einfach.

***

Gib ihn nicht auf. Glaube fest an ihn.

Sarah hörte nun schon seit mehreren Minuten immer die gleichen Sätze.

"Sarah. Sarah?"
Langsam hatte Elizabeth Erfolg und konnte Sarah aus ihren Gedanken reißen.
"Sarah?"
"Es ist alles in Ordnung. Es ist nur..." Sie verzog das Gesicht und suchte sich Halt.
"Sarah. Keine Sekunde länger bleibst du hier. Ich bring dich sofort auf die Krankenstation. Ich will nicht…-"
"Ist schon gut. Ich hab verstanden."

***

Jetzt war es soweit. Sie kamen, um ihn zu holen, um sein Leben endgültig auszulöschen. Er folgte ihnen und sah für kurze Zeit neben sich eine leuchtende Gestalt, die aussah wie Sarah. Sie sprach zu ihm, doch er konnte sie nicht verstehen. Er blickte sie flehend an doch kurze Zeit später verschwand sie wieder.

Sie waren angekommen und er war sich ziemlich sicher, dass seine letzte Stunde geschlagen hatte. Die riesige Halle in der sie sich befanden, ähnelte dem Gateraum Atlantis'.

Wenn er nicht schleunigst gerettet werden würde, würde er ihnen zum Opfer fallen. Sie würden ihn an Sarah erinnern und ihn fragen, ob er damit zufrieden war, wie alles enden würde. Doch er würde keine Chance haben, sich selbst zu retten. Er konnte nur hoffen, dass alles kurz und schmerzlos ablaufen würde, was er aber nicht glaubte.

Und dort war sie wieder. Sarah, die versuchte ihm etwas zu sagen. Er blickte der leuchtenden Gestalt tief in die Augen, um zu erkennen, was sie versuchte ihm zuzurufen. Doch er hatte keinen Erfolg und sie verschwand wieder.

Jetzt war es endgültig zu Ende. Sie würden sich an ihm nähren. Er hatte keine Chance zu entkommen. Keine Möglichkeit, seiner Geliebten noch einmal seine Liebe zu gestehen - jedenfalls nicht so, dass sie es hören und verstehen konnte.

John hatte das Gefühl, als wäre Sarah bei ihm, würde neben ihm stehen und ihn versuchen zu retten. Als würde sie versuchen, die Wraith auszulöschen. Doch es erschien ihm einfach unmöglich. Wie sollte sie neben ihm sein, wenn er sie nicht sehen konnte und sie nicht einmal wusste, wo er war?

Die Wraithkönigin kam langsam auf ihn zu. Er hatte seine Augen geschlossen und rief sich Sarahs Lächeln, ihre funkelnden Augen in Erinnerung.

"Sarah, vergib mir, dass ich jetzt nicht bei dir sein kann. Bitte. Vergiss mich nicht…", rief er. "Sarah, Ich liebe dich."

***

Nun saß Elizabeth hier und hoffte, dass alles gut ging; dass es keine Probleme gab und Sarah sich selbst nicht aufgab.
Sie hatte schon versucht sich abzulenken; ein paar Berichte durchzuarbeiten, aber sie konnte sich nicht konzentrieren. Und sie würde sich auch nicht eher konzentrieren können, ehe sie wusste, ob Sarah es schaffte und ob es eine Halbwaise mehr in der Pegasus-Galaxie geben würde.

Sie war vollkommen in ihren Gedanken versunken und hatte nicht wahrgenommen, dass Sarahs Schmerzensschreie verstummt waren. Ihr Blick war auf den Boden gerichtet.

"Alles in Ordnung?", fragte Carson, der sich langsam in ihr Blickfeld schob.
"Und?" Elizabeth hatte seine Frage nicht wahrgenommen.
"Beiden geht es gut. Sarah schläft nun tief und fest. Es muss ihr wirklich mehr Kraft geraubt haben, als ich gedacht hätte. Sie redet hin und wieder im Schlaf."
"Sie hat, seit John verschwunden ist, kein Auge mehr zugetan. Und Schuld waren mal wieder Albträume…"

"Dr. Weir? Das Gate wird von außerhalb angewählt. Es ist…"
Eine kurze Pause trat ein.
"… Das ist unmöglich. Colonel Sheppard."

Elizabeth blickte Carson zuerst fragend an und lief dann los um John - wenn er es wirklich war - mitzuteilen, dass sich sein größter Wunsch erfüllt hatte.

***

"Bitte, Sarah. Lucy ist keine 22 Jahre alt. Sie ist hier, hier bei uns. Wach auf. Träume nicht von ihr. Träume nicht davon, dass sie versucht, ihre Vergangenheit zu verändern, uns zurückzuholen", bat John. Er wollte sie nicht an ihre Träume verlieren.


2. Changing The Past

"Wie sieht's Wettertechnisch aus? Zieht das Gewitter an uns vorbei oder soll ich noch warten?", fragte Lucy.
Sie wartete einige Zeit.
"Liz? Soll ich schon losfliegen oder noch warten?"
Es verging wieder einige Zeit und sie wollte erneut ansetzen.

"Wie groß ist die Chance, dass das Gewitter an uns vorbeizieht?", fragte eine Stimme, die Lucy vertraut vorkam.
Lucy sah sich verdutzt um.
"Wer sind Sie?", fragte Lucy und wartete auf eine Antwort.
"Sarah Sheppard. Und Sie?"
Lucy war ziemlich verwirrt. Wie konnte sie mit ihrer Mutter sprechen, wenn diese schon seit fast 20 Jahren tot war?
"Das ist nicht so wichtig." Sie fragte nach dem Datum und erschrak. Es war der gleiche Tag, nur 20 Jahre in der Vergangenheit.
Sie erinnerte sich daran, was Elizabeth ihr vor kurzem gesagt hatte. Sarah und John waren wenige Tage vor ihrem Tod auch schon auf dem Festland gewesen und es waren einige Gewitterwolken am Himmel zu sehen gewesen. Doch damals waren sie vorbeigezogen und sie hatten sofort nach Atlantis zurückfliegen können. Wenige Tage später war es wieder eine ähnliche Situation und sie flogen auch wieder sofort los. Doch damals hatten sie es nicht überlebt.
"Wenn in wenigen Tagen die Situation ähnlich sein sollte, fliegt dann nicht los. Es würde den Tod für euch bedeuten."
"Woher wollen Sie das bitte wissen?"
"Ich weiß es. Ich bin - von euch aus gesehen - 20 Jahre in der Zukunft. Ich bin Lucy Sheppard - eure Tochter."

***

Lucy stand auf dem Balkon und hatte sich - wie die letzten 5 Jahre - Blätter von roten Hibiskusblüten - den Lieblingsblumen ihrer Mutter - besorgt. Jetzt stand sie hier und hielt die Blütenblätter fest in der Hand.

In 10 Minuten weiß ich, ob sie auf mich gehört haben, ob sie es wirklich gewesen waren.

In 10 Minuten würde der Zeitpunkt gekommen sein, an dem es genau 20 Jahre her war, seitdem ihre Eltern bei dem Unwetter gestorben waren. Nun lag der Jumper mit seinen Insassen seit 20 Jahren dort unten auf dem Meeresgrund.
Vor 20 Jahren hatte sie die Schreckensnachricht erfahren, war aber noch nicht fähig gewesen, es richtig zu begreifen, dass ihre Eltern tot waren - dass sie nie wieder in den schützenden Armen ihres Vaters liegen und nie wieder die funkelnden Augen ihrer Mutter sehen würde. Nie mehr.

Wie sehr hatte sie sich gewünscht, die Vergangenheit ändern zu können, ihre Eltern zurückzuholen, oder sie wenigstens zu warnen, dass sie nicht los fliegen durften. Es war für sie immer ein Traum gewesen. Doch jetzt hoffte sie inniglich, dass sich niemand einen Scherz erlaubt hatte. Dass es wirklich stimmte, dass sie mit ihrer Mutter geredet hatte - nur eben mit einer 20-jährigen Zeitverschiebung. Eigentlich hätte sie nur wissen wollen, wie es mit der Wetterlage aussah, ob die Gewitterwolken an ihnen vorbeizogen und sie starten konnte, doch plötzlich hatte sie nicht Elizabeths Stimme gehört, sondern die ihrer Mutter.

Sie blickte hinauf zu den Sternen und bemerkte eine so strahlende Aurora, wie sie sie noch nie gesehen hatte. Sie hatte nicht einmal gewusst, dass man von Atlantis aus Nord- beziehungsweise Südlichter sehen konnte. Angeblich sollte es vor 20 Jahren auch eine gegeben haben, doch sie war von den Wolken verdeckt gewesen.

Das Rauschen des Meeres ahmte die Melodie eines Liedes nach, das sie vor unzähligen Jahren einmal gehört hatte. Sie erinnerte sich an den Wortlaut des Textes und erschrak, als sie einen Bezug zu ihrem Leben herstellen konnte.

Wherever you go
Whatever you do
I will be right here waiting for you
Whatever it takes
Or how my hearts breaks
I will be right here waiting for you


"Egal, wo ihr hingegangen seid, egal, was ihr getan habt, ich werde hier auf euch warten. Was das Leben auch von mir erwarten wird, oder wie und wie oft mein Herz gebrochen werden wird, ich werde hier auf euch warten."

Sie streckte ihre Hand aus, öffnete sie und ließ die Blätter fallen. Wenn sich jetzt um sie irgendetwas verändern würde, hätte sie es geschafft, dann hätte sie die Vergangenheit verändert. Sie konzentrierte sich ganz auf die Blüten und als sie sah, dass sie sich in Luft auflösten, umspielte ein Lächeln ihre Lippen. Sie spürte, wie ihr jemand einen Arm um die Schulter legte, blickte zur Seite und sie sah ihre Mutter. Wenige Sekunden später stellte sich auch ihr Vater neben sie und nachdem sie sich ohne Worte bei ihr bedankt hatten legte sie sich schlafen.

Ihr sehnlichster Wunsch hatte sich erfüllt. Sie hatte die Vergangenheit verändert. Und die Ängste ihrer Mutter - die diese vor mehr als 22 Jahren gehabt hatte - waren ausgelöscht.


3. The Last Fight

"Es ist - so sagen sie - zu gefährlich. Atlantis muss - ihrer Meinung nach - so schnell wie möglich geräumt werden.", versuchte Elizabeth John, Sarah, Teyla, Rodney, Ronon und Carson die Entscheidung des SGCs klarzumachen.
"Geräumt? Spinnen die? Ich geh hier nicht weg. Niemand kann mich dazu bringen Atlantis zu verlassen." Sarah war fassungslos. Sie hätte sie am liebsten eigenhändig dazu gebracht, alles so zu lassen wie es war.
"Ich will ja auch nicht von hier weg. Aber da lässt sich scheinbar nichts daran ändern."
Niemand wollte von hier weg. Nun hatten sie es endlich geschafft, eine längerfristige Lösung für Wraithangriffe - den Kristall - zu finden. Und dann? Dann kam jemand, der von all der Arbeit keine Ahnung hatte und Atlantis vernichten will, nur damit die Wraith durch Atlantis keinen Vorteil ziehen könnten.

***

Atlantis wurde geräumt. Sarah konnte es nicht fassen, dass sich Dr. Weir so einfach geschlagen gab.
"Sarah?"
"Ich geh hier nicht weg! Ich wurde hier geboren und werde - wenn es so sein soll - auch hier sterben! Wenn Atlantis unbedingt vernichtet werden soll - Bitte. Aber dann nur mit mir."
"Sarah!"
"Wieso sind vor zig Jahren die letzten Antiker zur Erde zurückgekehrt, wenn nicht, damit wir Atlantis entdecken? Wenn sie nicht zur Erde zurückgekehrt wären, besäße niemand von uns das Antikergen. Niemand könnte die Antikertechnologien aktivieren bzw. bedienen."
Sarah widersetzte sich allen Befehlen, die sie bekam. Sie war einfach nicht dazu zu bewegen, durch das Gate zu gehen.
"Es gibt nur zwei Verbindungen zwischen der Pegasus-Galaxie und der Erde. Atlantis' Gate und die Daedalus."
John, der Lucy auf seinem Arm hielt, trat hinter seine Frau. Ihn hatte sie überzeugt.
"Wenn Atlantis vernichtet wird, ist auch das Gate vernichtet. Nur die Daedalus bleibt, aber was soll sie dann noch in die Pegasus-Galaxie, wenn es kein Atlantis gibt? Die Verbindung zwischen Siberia und mir wäre komplett durchtrennt. Außer ich würde nach Siberia gehen, aber dann könnte ich nicht mehr zur Erde zurückkehren."
Nun sahen auch Rodney, Liz, Carson, Ronon und Teyla ein, dass die ganze Arbeit nicht umsonst gewesen sein durfte. Sie alle würden - wenn es das Opfer nötig war - bis zum letzten Blutstropfen darum kämpfen, Atlantis zu erhalten.

"Die Antiker haben Atlantis nicht dafür errichtet, dass wir es Jahrhunderte später dem Erdboden - oder besser der Wasseroberfläche - gleichmachen."

Sie wusste nicht, wie sie es geschafft hatte - aber der Kristall lag in ihrer Hand.
Sie riss ihren Arm nach oben und beschwor die versteckten Kräfte des Kristalls.
Während sich der Energieball aufbaute schrie sie: "Wenn jemand Atlantis - das letzte Geheimnis der Antiker - zerstören will, dann muss der- oder diejenige zuerst an mir vorbei!"

Sie mussten für irgendwelche Eindringlinge gehalten worden sein, die so aussahen, wie Sarah, John, Lucy und die Anderen. Es wurde ein Schuss auf Elizabeth abgefeuert, Sarah reagierte blitzschnell und blockte ihn durch einen kleinen Energiestoß ab.
Wenige Augenblicke später hagelte es Schüsse und Sarah kreuzte ihre Arme zur Verteidigung. Vor ihren Armen baute sich ein Schutzschild auf, dass sich - scheinbar von Sarah kontrolliert - um die Gruppe der acht Widerstandleistenden schloss.


Sarah wachte auf.

Das ist alles absurd. Wer würde auf die Idee kommen, Atlantis vernichten zu wollen - außer den Wraith. Das ergibt alles keinen Sinn, ein sinnloser Traum…
"Sarah. Ihr müsst die Wraith besiegen. Sie dürfen nicht zur Erde gelangen. Ihr müsst sie aufhalten…"


***

"Wieso müssen wir die Wraith vernichten? Wir haben mehr als genug Energie, um die Schilde auszufahren und sie Ewigkeiten zu erhalten." Elizabeth hatte keine Ahnung, wieso Sarah auf einmal die Wraith auslöschen wollte.
"WIR haben einen Schutz. Wir hier in Atlantis. Aber wenn die Wraith erkennen, dass sie UNS nichts anhaben können, werden sie zur größten Bedrohung der Erde. Wir können so etwas nicht zulassen. Wir sind dazu verpflichtet, die Wraith aufzuhalten. Noch wissen sie nicht, wie sie zur Erde gelangen können - noch nicht. Wer weiß, mit welchen Mitteln sie versuchen, das herauszufinden.", erklärte Sarah ihre Entscheidung.
Sie hatte Recht. Sie konnten nicht einfach zulassen, dass diese Monster die gesamte Menschheit auslöschen könnten.

***

Noch hatten sie genug Zeit - Noch.
Sarah und John waren auf dem Weg zum Hangar. Sie gingen jetzt schon einige Zeit nebeneinander her, aber niemand von ihnen hatte nur ein einziges Wort gesagt. Sie waren zerstritten. John nahm es ihr immer noch übel, dass sie nicht darauf geachtet hatte, dass mit dem Kristall etwas schief gehen könnte. Hätte sie es von Anfang an mit einberechnet, wäre die Situation jetzt nicht so kritisch. Sie war wieder einmal so stur, dass sie ihren Fehler nicht zugeben wollte. Von einem richtigen "Fehler" konnte man nicht sprechen, es hätte sie jeder darauf hinweisen können, dass es Probleme mit dem Kristall geben könnte, dass er keine Energie mehr erzeugen könnte, aber jeder hatte seinen Mund gehalten.

Nun waren sie angekommen. Jetzt mussten sie sich trennen. Jeder hatte seine eigene, gefährliche Aufgabe zu erledigen. Sarah blickte mit schmerzerfülltem Blick auf den Boden.
"Sarah. Es tut mir Leid. Ich hätte dir keine Vorwürfe machen dürfen. Hab keine Angst. Wir stehen das schon durch. Wir schaffen das schon."
"John. Ich hab keine Angst - nicht vor dem Sterben. Als DU in Atlantis warst und ich stundenlang vergeblich auf Dich gewartet habe, als Du mich nicht erkannt hast, als Du nur knapp dem Tod entronnen bist, als Du die beiden Male verschwunden warst - jedes Mal ist ein Teil von mir gestorben. Vor dem Tod habe ich keine Angst. Es gibt nur eine Sache, wovor ich mich fürchte.
Und zwar davor, dass wir zerstritten diese Welt verlassen und dass die Überlebenden nicht damit fertig werden, dass wir tot sind.
John. Ich liebe Dich. Ich habe Dich immer geliebt, vom Moment unserer ersten Begegnung bis jetzt. Ich werde Dich immer lieben, bis wir uns von hier verabschieden müssen und selbst nach unserem Tod wird meine Liebe zu Dir weiterleben. Unsere Liebe ist unsterblich. Nichts und Niemand kann - und konnte - sie je aufhalten."
Sie küssten sich. Von diesem Kuss mussten sie zehren, so lange, bis sie sich wieder in die Arme schließen konnten, wenn sie überhaupt noch einmal die Möglichkeit dazu bekommen würden.
Jeder betrat einen Jumper. Von nun an hing alles rein von ihrem Glück ab.

John und Sarah waren dafür zuständig die Wraith vorläufig aufzuhalten. Alle anderen sollten versuchen Atlantis' Schilde so widerstandsfähig wie möglich zu machen.

***

Hoffentlich ist es nicht zu viel für sie. Hoffentlich.
"Tante Liz. Hab keine Angst. Wir schaffen das schon", versuchte die kleine Lucy Elizabeth aufzumuntern.
"Ach, Lucy. Eigentlich müsste eher ich Dir Mut zusprechen. Normalerweise müsste es umgekehrt sein." Sie zwang sich ein Lächeln auf ihre Lippen. Wenn sie vor der Kleinen die Hoffnung verlieren würde…

***

"Viel Glück, Sarah. Und dass du Dich ja nicht abschießen lässt." Selbst jetzt hatte John noch Sinn für Humor. Jetzt, wo Atlantis NOCH sicher war.
"Ich pass ja schon auf." Sarah hatte es langsam satt. Immer sollte sie aufpassen. Immer war sie diejenige, der am meisten passieren könnte. Jetzt würde sie zeigen, was alles in ihr steckte.

Sie sollte die Wraith ablenken, sodass John jetzt schon Schaden anrichten konnte, indem er einige Drohnen auf die Wraithschiffe abfeuerte.
Sie schloss ihre Augen und konzentrierte sich voll und ganz auf das Ablenkungsmanöver.
Sie war ein Teil des Jumpers - und der Jumper ein Teil von ihr.
Sie musste ihre Augen nicht öffnen, um zu wissen, was vor sich ging. Sie sah alles in ihren Gedanken; Sie wusste, was passierte.

Sarah! Pass auf!

John konnte in seinen Gedanken miterleben, was Sarah tat.

John. Vertrau mir. Ich weiß, was ich tue.

Sarah flog das waghalsigste Ablenkungsmanöver, das John je gesehen hatte. Selbst er hätte nicht so viel aufs Spiel gesetzt und ihr hätte er es erst recht nicht zugetraut.
Anfangs hatte er nicht hinsehen können, was sie dort draußen für ein Spiel mit den Wraith trieb, doch mittlerweile hatte er sich an den Anblick gewöhnt, dass sie die Wraith austrickste und er hätte dabei fast seine eigentliche Aufgabe vergessen, Schaden anzurichten.

***

Elizabeth blickte Teyla bittend an. Irgendjemand sollte Lucy ablenken. Niemand wusste so recht, was in Sarah gefahren war und so wie sie da draußen flog, könnte ihr leicht etwas passieren - dachten sie zumindest, weil sie sie um Längen unterschätzt hatten.

***

John war schon einige Zeit vor ihr wieder hier in Atlantis angekommen und wollte alle anderen warnen.
Sie war gerade vom Hangar gekommen, als sie Rufe gehört hatte. Sie wusste nicht, wer verzweifelt versucht hatte, die Übernahme Atlantis' durch die Wraith zu verhindern.
Nur eines hatte sie mitbekommen: Alle waren in den Fängen der Wraith. Niemand hatte sich retten können. Nur sie selbst hatte sich noch vorerst in ihrem Quartier verstecken können. Doch bald würden sie auch Sarah gefunden haben und dann war das Schicksal von Atlantis besiegelt.

Nein! Nein! Und noch mal nein! Wieso muss immer alles schief gehen?! Das gibt es doch einfach nicht!

Sie suchte irgendetwas, was ihr einen Beweis dafür hätte geben können, dass es nur Einbildung war, doch stattdessen blickte sie in den Spiegel. In ihm zeigte sich das ganze Schauspiel erneut, wie es sich gerade eben vor ihren Augen abgespielt hatte.

Die Schilde brachen zusammen, die Wraith nahmen Atlantis ein und Sarah selbst war die einzige, die sich noch irgendwohin hatte retten können. Sie war die Einzige, die das Blatt noch wenden konnte. - Nur wie?

Sie schloss ihre Augen, holte tief Luft und schlug ihre Lider nach oben. Sie musste irgendeinen Weg finden.

"Wir sind bei Dir. Du kannst es schaffen."

Als sie nun in den Spiegel sah, zeigte sich ihr das Bild der Gefangenen. Ganz vorne Elizabeth, Rodney, Teyla, Ronon, Lucy, John und Carson.

Sie blickte auf ihre Uhr und stellte fest, dass die Zeit stillstand.

"Die Zeit stand still. Es war Zeit für den entscheidenden Kampf."

"Wieso hast du mir nie erzählt, wie er ausgegangen ist? Wieso?"

Sie hatte alle Zeit der Welt, aber doch wollte sie es so schnell wie möglich hinter sich bringen. Der Schmerz ihre Freunde hier auf Atlantis - ihre wahre Familie - nie wieder zu sehen, zerfraß sie innerlich. Sie wusste, dass wenn sie sich nicht schleunigst beeilen würde, sie keine Chance mehr hatte, irgendetwas zu bewirken.

Sie spurtete los. Wo ihre Rivalin - die Wraithkönigin - war, wusste sie nicht genau, doch früher oder später würden sie sich im Gateraum treffen. Geradewegs rannte sie auf die riesige Halle zu.

Lange musste sie nicht warten. Nach kurzer Zeit war die Wraithkönigin angekommen und sie umkreisten sich.

"Das ist jetzt wohl der letzte Kampf für eine von uns. Es geht um Leben und Tod. Wer gewinnt, trägt den Sieg davon. - Wer verliert, zieht seine Rasse mit in den Tod. Wenn du verlierst, sind mit dir alle anderen Wraith verschwunden, wenn ich verliere, bedeutet es die Ausrottung der gesamten Menschheit.", begann Sarah nach einer langen Pause.

Nun gingen sie gegenseitig auf sich los. Niemand von ihnen war bewaffnet, jeder besaß nur das, was ihm von Natur aus mitgegeben worden war. Und das bedeutete, dass Sarah benachteiligt war.
Doch sie war schnell - sehr schnell. Sie wich jedem Angriff aus. Noch war sie so stark, doch bald würde sie nicht mehr so kraftvoll ausweichen können.

***

Nur einen winzigen Augenblick hatte Sarah nicht aufgepasst und schon war sie in den Fängen ihrer Gegnerin.

Sie stürzte zu Boden, ihre Rivalin machte sich aus dem Staub. Es wunderte Sarah, dass die Wraithkönigin sie nicht schon getötet hatte, doch scheinbar wollte sie die einsame Frau leiden sehen. Womit sie jedoch nicht gerechnet hatte, war Sarahs Hartnäckigkeit. Sie hatte immer das bekommen, was sie wollte, erst recht, wenn es um Leben und Tod ging.

"Sarah. Gib nicht auf. Du kannst es schaffen. Sie hat den größten Fehler ihres Lebens gemacht. Du bist Selena - die Selena. Selena, die ..." "...Mondgöttin."

Sarah richtete sich auf, sie war zwar schwach - sehr schwach - aber sie würde jetzt nicht alles hinschmeißen und zu Grunde gehen. Sie würde nicht alles aufgeben, was sie sich so schwer erkämpft hatte.
Sie saß in der Mitte des Gateraums, der Vollmond stand genau über ihr.

Selena - Mondgöttin

"Sarah. Ich liebe dich."

Sie streckte ihren Arm nach oben, der nun eine gerade Linie zwischen ihr und dem Mond bildete. Wie damals sammelte sich Energie über ihrer Handfläche, nur diesmal auch ohne Kristall. Sie spürte ihre Gegnerin, sie würde bald zurückkehren. Bald würde sie bemerkt haben, dass der Kampf noch nicht zu Ende war - das die Zeit immer noch stillstand. Sarah behielt Recht. Da kam sie schon, doch nun würde sich das Blatt wenden.

Sie schloss ihre Augen.

"Ich werde euch nicht enttäuschen. Niemals. Ich gebe nicht auf, auch wenn es meinen Tod bedeuten würde. Ich werde dem ganzen ein Ende bereiten. Das letzte Geheimnis ist sicher."

Sie schlug die Augen auf und riss ihren Arm nach unten, den Energieball direkt auf ihre Rivalin gerichtet. Diese löste sich kurze Zeit später in Luft.

Sie hatte es geschafft - sie hatte die Wraith besiegt.


4. Roses With Memories

"Siberia. Es ist die einzige Möglichkeit. Wir müssen so schnell wie möglich weg von hier. Sonst ertrinken wir wohl oder übel."
Sie wählten Siberia an und rannten so schnell ihre Beine sie tragen konnten durch das Gate.

"Lucy? Lucy!" Sarah blickte sich suchend um.
"NEIN!" Sie sank weinend zu Boden.
Das Wurmloch war zusammengebrochen und Lucy war nicht hier. John versuchte vergeblich Atlantis anzuwählen. Es war einfach unmöglich.

***

2 Jahre später:

Sarah wusch gerade das Geschirr ab und blickte sich um. Nichts war so, wie es in Atlantis hätte sein können.

"Warum? Ich hätte es merken müssen. Warum sonst ist diese verdammte Wraithkönigin noch irgendwohin gegangen. Wieso hab' ich nicht bemerkt, dass sie den Kristall hatte und somit mehr Schaden anrichtete, als wir je gedacht hätten? Dass sie die damals einzige Energiequelle gestohlen - und damit indirekt Lucy getötet hat."

Rückblick:
Vor mehr als einem Jahr war es passiert. Wenige Tage waren seit dem endgültig letzten Wraithangriff vergangen. Fast niemand war auf Atlantis, nur sie - die 8 Hüter. Niemand von ihnen wusste, warum auf einmal alle anderen zur Erde sollten, aber sie machten sich auch nur wenige Gedanken darüber.
Alles was an diesem Tag vor sich ging war unerklärlich. Atlantis begann zu sinken, die Schilde konnten nicht hochgefahren werden - weil es eben zu wenig Energie gab, weil der Kristall verschwunden war - und in wenigen Minuten wäre alles überflutet.
Die Erde hätten sie niemals anwählen können, aber zu Siberia hatte es gereicht. Sie mussten Atlantis verlassen, sonst würden sie ertrinken. Sie rannten durch das Gate, doch Lucy kam nie in Siberia an. Niemand wusste, was mit ihr passiert war, doch die einzig logische Folgerung war, dass sie nicht überlebt hatte.


Nun lebten sie hier auf Siberia. Niemand von ihnen hatte je wieder etwas von Atlantis, der Erde, oder anderen Planeten gehört. Keiner hatte es je geschafft, das Gate auf Siberia wieder zum Laufen zu bringen, es musste damals irgendwelchen Schaden genommen haben.

Es war schon relativ spät und am Himmel funkelten unzählige Sterne. Sarah legte den letzten Teller beiseite und trat zu den Anderen nach draußen. Sie blickte nach oben und ihr traten Tränen in die Augen. Die Sterne - so schien es jedenfalls für sie - bildeten Atlantis. Wie gerne wäre sie jetzt dort - dort wo vermutlich auch ihre Tochter war.
Sie hielt es nicht länger aus und lief hinunter an den Strand.

John wollte ihr folgen, doch Liz hielt ihn zurück.
"Sie beruhigt sich wieder. Da bin ich mir sicher. Sie tut sich schon nichts an."
Alle wussten, warum sie weggelaufen war. Sie hatte an ihr Mädchen denken müssen und konnte es einfach nicht verkraften. In den ersten Wochen in Siberia war sie jeden Tag irgendwann an den Strand gelaufen und hatte sich irgendwo verkrochen, wo sie niemand finden konnte. Mit der Zeit hatte sie sich besser unter Kontrolle, aber jetzt kam alles wieder an die Oberfläche.

Eine Stunde später war Sarah noch immer nicht zurück und John machte sich Sorgen. Er ging ans Meer und hielt Ausschau nach ihr. Er musste nicht lange suchen. Sie lag schlafend in den Wurzeln einer Trauerweide. Er nahm sie auf seine Arme und trug sie in ihre Holzhütte, legte sie in ihr Bett und deckte sie zu, damit sie nicht fror.

"Ich wünschte ich könnte es ungeschehen machen."

Danach verabschiedete er sich von den Anderen und legte sich ebenfalls schlafen.

***

Sie saß am Rand des Blumenbeetes und suchte sorgfältig nach Unkraut, dass sie dann ausriss. John hatte es noch nie verstanden, warum Sarah so vernarrt darin war, ein so riesiges Beet mit Blumen zu füllen und danach jedes Jahr wieder das Unkraut auszurupfen. Seiner Meinung nach hätte auch ein Achtel von der Fläche gereicht, weil die Blumen sowieso wieder verblühten und man im nächsten Jahr wieder von vorn beginnen musste. Aber Sarah hatte darauf bestanden und wenn es ihr half über den Kummer hinwegzukommen, war ihm alles Recht.

3 Jahre waren nun vergangen, seit sie Lucy verloren hatten und nun hielt sie die Lieblingsblume ihrer Tochter in den Händen. Sie hatte sie immer so gerne angesehen und an ihnen gerochen, an den Rosen, die hier wuchsen. Sie hatten eine besondere Färbung, nicht einfarbig rot oder weiß wie die meisten, sondern gelb-orange-rosa. Sie dufteten herrlich und jede Blüte war einzigartig.

Sarah lief eine Träne an der Wange herab. Warum hatte es passieren müssen? Warum hatte sie nicht aufgepasst, als sie der Wraithkönigin gegenüberstand?

Sie riss erneut eine kleine grüne, unnütze Pflanze aus und warf sie mit voller Wucht in den Eimer, der neben ihr stand.
Sie hielt den Schmerz einfach nicht mehr aus, stand auf und warf den Eimer um, ließ ihrer Wut freien Lauf.
Als sie die Verwüstung auf dem Boden sah, sackte sie weinend zu Boden.

"Warum? Warum?"

John rannte zu ihr und tröstete sie.

"Sarah. Wir können nichts mehr daran ändern. Es ist schon geschehen, es ist Vergangenheit", meinte John.
"Weißt du nicht mehr? Damals, vor 4 Jahren?"
"Das war doch alles nur Einbildung. Niemand kann mit jemandem in der Vergangenheit, bzw. Zukunft reden. Geschweige denn sie verändern."

I've tried so hard to tell myself that you're gone
But somehow you're still with me
And I am alone all along


"Ich habe immer versucht mir zu sagen, dass sie gegangen ist - für immer. Aber irgendwie ist sie immer noch da - hier bei mir - und trotzdem bin ich allein."

These wounds wont seem to heal
This pain is just too real
There's just to much that time cannot erase

When you cried I'd wipe away all of your tears
When you'd scream I'd fight away all of your fears
And I've held your hand through all of these years
But you still have all of me


"Die Wunden wollen einfach nicht heilen, der Schmerz ist einfach zu echt. Es ist einfach viel zu viel, dass selbst die Zeit nicht wegradieren kann. Wenn sie geweint hat, habe ich ihr ihre Tränen weggewischt. Wenn sie geschrieen hat, habe ich ihre Ängste vertrieben. Ich habe sie immer getröstet und ihre Hand gehalten. Aber jetzt hat sie alles von mir mit fort genommen."

"Sarah, ich wünschte, ich könnte es ungeschehen machen. Ich würde alles dafür geben, aber es ist einfach unmöglich."

***

Sie ging in das größte Gebäude der Siedlung. Es war damals bei dem großen Brand nicht zerstört worden und sie blickte sich um. Dort, wo ein heller Fleck an der Wand war, befand sich ein kleines, verstecktes Kästchen. Sie öffnete es und darin lagen ein Brief und eine Kette.

Als sie am nächsten Morgen aufwachte und aus dem kleinen Haus trat, spürte sie einen frischen Luftzug auf ihrer Haut, aber kein Blatt, kein Blütenstängel, kein Grashalm bewegte sich.

Was ist in letzter Zeit nur los mit mir? Ständig bilde ich mir ein, dass mir irgendjemand etwas sagen will, höre Geräusche, die gar nicht da sind. Vielleicht sollte ich wirklich nachsehen, ob es dieses Kästchen gibt… , dachte Sarah.

Sie setzte sich in Bewegung und suchte nach dem hellen Punkt an der Wand. Sie berührte ihn und ein kleines Türchen sprang auf. Und in dem kleinen Raum lagen ein Brief und eine Kette. Genau die, die sie in ihrem Traum gesehen hatte.

"Sarah. Wo warst du?", fragte John und blickte besorgt drein.
"Wo? Ich war die ganze Zeit hier. Außerdem bin ich auch gerade erst aufgestanden."
"Ich…"
"John. Mach dir nicht ständig so viele Sorgen um mich. Ich bin kein kleines Kind mehr."

Sie faltete das Blatt Papier auf und begann zu lesen.

"… Atlantis ist nicht verloren. Der Kristall genauso wenig. Und Lucy auch nicht. Ihr könnt jederzeit dorthin zurückkehren. …"

"Aber… Das heißt ja dann… John! Lucy ist nicht tot! Atlantis ist nicht untergegangen!"
"Woher willst du das jetzt wissen?"

Sie hielt ihm den Brief hin und deutete auf die Stelle.

"Was ist denn hier für ein Geschrei?", wollte Elizabeth wissen.

"Liz. Wir können jederzeit nach Atlantis zurück. Es ist nicht überflutet worden. Wie das alles sein kann, weiß ich selbst nicht, aber hier steht es. Wir können zumindest versuchen, das Gate anzuwählen."

Mittlerweile kamen auch Teyla, Ronon, Rodney und Carson.

"WIR versuchen es. Ihr Frauen bleibt schön hier", sprach John seine Idee aus.

Sarah verdrehte die Augen und murmelte nur ein leises "Männer".

***

"Männer! Immer müssen sie die Helden spielen. Das ist doch mal wieder typisch."
"Sarah. Es ist doch eigentlich egal, wer es versucht, Hauptsache wir können wieder nach Atlantis zurück", versuchte Elizabeth Sarah zu beruhigen.

Seit einiger Zeit waren John und die anderen nun schon unterwegs und langsam aber sicher wäre es an Zeit, dass sie wieder zurückkämen.

"Schön langsam könnten sie jetzt kommen."

Sarah blickte zum Wald und bemerkte, wie sich etwas bewegte. Sie sah genauer hin und kurze Zeit später sah sie John, der Lucy auf seinen Armen trug. Als sie wenige Meter außerhalb des Waldes standen, beugte er sich nach unten, setzte Lucy auf den Boden und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Danach lief sie los, in die Arme ihrer Mutter.

6 Jahre war Lucy nun alt. In den letzten 3 Jahren hatte sie sich verändert. Sie war gewachsen, das Funkeln in ihren Augen und das aufmunternde Lächeln, das ihre Lippen immer geziert hatte, waren verschwunden. Ihr blondes Haar war noch länger geworden und ein wenig verfilzt.
Doch Sarah wusste, dass jemand seine Finger im Spiel gehabt hatte, denn sonst wären sie noch verfilzter. Sie blickte zur Sonne hinauf und sah für kurze Zeit Natalie am Waldrand stehen.

Danke ,Natalie. Danke für alles. Danke, dass du uns Lucy zurückgegeben hast. Danke, dass du auf sie aufgepasst hast, damit ihr nichts passierte.

"Lucy. Wenn du nur wüsstest, wie sehr ich dich vermisst hab'. Irgendwie hab ich immer gewusst, dass du nicht verloren warst. Irgendwie hab ich es gewusst."


5. Just A Dream

Sarah wachte auf und blickte in die sorgenvollen Augen von John, der ein kleines Geschöpf in seinen Armen hielt.
Als er merkte, wie sie langsam seine Hand ergriff, lächelte er.

"Das Vermächtnis der Antiker ist sicher - und unsere kleine Lucy auch."

Er blickte kurz auf das schlafende Mädchen in seinen Armen und dann wieder zu Sarah.

"Die Wraith sind verschwunden, als hätten sie sich in Luft aufgelöst. Sie hatten mich gefangen, wie weiß ich selbst nicht, aber sie sind weg."
"Aber wie kann das sein? Lucy ist doch... Und wir waren mehr als 3 Jahre auf Siberia... Und..."
"Alles nur ein Traum. Lucy ist gerade einmal ein paar Stunden alt und uns allen geht es gut. Und niemand hat mehrere Jahre auf Siberia verbracht. Du hast einfach nur geschlafen und die verrücktesten Träume gehabt. Ich hatte Angst um dich, dass du nicht mehr aufwachen würdest. Habe mich gefragt, wie ich es allein mit Lucy schaffen soll, aber jetzt ist ja alles gut..."

Er blickte auf seine Tochter herab und sprach weiter.

"...Und irgendwie warst du bei mir und hast mir die Kraft gegeben durchzuhalten. Du hast mich - uns alle - vor den Wraith bewahrt. Mein Schutzengel..."
"Schutzengel?"
"Du hast mir mehr als nur einmal das Leben gerettet und mir bei der schwierigsten Entscheidung meines Lebens geholfen, um nicht zu sagen, du hast sie mir abgenommen."
"Und du hast meinem Leben erst einen Sinn gegeben. Wenn du nicht bei mir wärst, wenn es dich nicht gäbe..."

Sie blickte lächelnd zu Elizabeth und Teyla, die soeben gekommen waren.

"John?", fragte Sarah, als sie einen kleinen Moment für sich hatten.
"Ja?"
"Würdest du mir einen kleinen Wunsch erfüllen?"
"Natürlich. Um was geht es?"
"Geh' nach Siberia und gehe dort in das größte Haus der Siedlung. Wenn du dann dort bist, suche nach einem hell leuchtenden Fleck an der Wand. Dort werden ein Amulett und ein Brief versteckt sein. Es wäre wunderbar, wenn du mir beides bringen könntest."

***

Am nächsten Tag machte sich John auf den Weg, um Sarah den Brief und die Kette zu holen. Als er zurückkam und er ihr beides gab, wäre sie ihm am liebsten um den Hals gefallen.

***

Es war für Sarah wie ein Traum, ihre eigene Tochter im Arm zu halten. Sie wiegte sie hin und her und erzählte ihr von ihrem Traum, den sie als Realität angesehen hatte und jetzt auch wusste, warum. Doch Lucy würde erst viele Jahre später wirklich begreifen, was passiert war.

"Was soll das heißen?"

John stieß sich von der Wand ab, an der er gelehnt und Sarahs Worten gelauscht hatte.

"Hast du mitgehört?", fragte sie und blickte auf.
"Jedes Wort hab' ich mitbekommen."
"Also gut. Ich habe sozusagen ein zweites Leben geführt, dass ich nicht bemerkt habe. Immer als ich schlief, ging das Leben für mein zweites Ich weiter und umgekehrt. Das war auch der Grund für meine Visionen. Fast alles, was ich erlebte, hat auch mein zweites Ich erlebt - nur ein wenig früher. Und als Lucy geboren war, übermannte mich mein zweites ich und machte sich auf den Weg die Wraith zu besiegen und somit dich zu retten. Und es passierte mit ihr eben all das, was ich geträumt hatte. Doch jetzt muss ich sie gehen lassen. Ihr Leben ist beendet und die Wraith für immer ausgelöscht. Ich muss nur auf den richtigen Moment warten, bis sie so weit ist zu gehen. Dann, wenn ich es hinter mich gebracht habe, bin ich frei. Frei von meinen Albträumen und Visionen."
"Woher weißt du das alles?"
"Der Brief. Er war von meinen Eltern. Sie wussten, was passieren würde und hatten ihn geschrieben. Sie wussten, was meine Bestimmung war."


6. Let Her Go

Alle waren sie für sie gestorben. Alle hatten sie durch ihren eigenen Tod gerettet. Alle hatten sie ihr Leben für Sarah gegeben.
Das war genug Beweis dafür, dass sie sie geliebt hatten. Doch selbst das tröstete sie nicht. Sie hatte sie verloren und nun war sie allein. Ganz allein in dieser riesigen Stadt. Allein, ohne irgendjemanden, der sie trösten konnte, der sie liebte und dem sie Liebe schenken konnte.
Sie hätte jederzeit auf die Erde zurückkehren oder auf Siberia Geborgenheit suchen können. Doch sie tat es nicht. Sie hatte ihnen damals ein Versprechen gegeben.
"Ich will nur bei meiner richtigen Familie sein, bei Euch. Egal wohin ich dafür gehen muss."
Nun stand sie wieder hier. Hier, wo ihr Leben begonnen hatte; Wo sie in den Armen ihrer Mutter gelegen hatte und sich für viele Jahre von hier verabschieden musste; Wo sie ihr neues Leben begonnen hatte. Und nun würde ihr Leben hier enden.

Nun stand sie hier, wo sie einen großen Teil ihres Lebens verbracht hatte - auf einem Balkon der Stadt der Antiker - und dachte über ihr Leben nach.
Zuerst war alles relativ gut verlaufen. Sie hatten alle noch so brenzligen Situationen gemeistert. Doch dann - in den letzten Monaten - gab es nur noch Verluste. Alle 7 hatten ihr Leben für sie gegeben und gedacht, ihr damit zu helfen. Doch für sie schien das alles ganz anders. Für sie war es der Anfang vom Ende.
Wie sie gestorben waren, war für Sarah ein Rätsel. Es war nicht so gewesen, wie bei jedem anderen; dass der vergängliche Körper zurückblieb, sondern sie hatten sich in Luft aufgelöst. Wie damals auch die Wraith-Königin, waren sie alle in grellem Licht erstrahlt und danach verschwunden. Und mit jedem war ein Teil von ihr gestorben.
Als John als erster starb, als er sich schützend über sie geworfen hatte, starb auch jede Erinnerung an Liebe und Zärtlichkeit. Mit Teyla und Ronon gingen auch die Geborgenheit und der Mut in Sarahs Leben. Als Rodneys Zeit gekommen war, verblassten ihre Gedanken an wahre Freundschaft. Danach starb Lucy, ihre eigene Tochter und alle von Sarahs Träumen waren wie weggeblasen. Mit Elizabeth verschwand auch die Hoffnung in Sarahs Leben und kurze Zeit später wurde mit Carson aller Lebenswillen in Sarah ausgelöscht.
Und nun stand sie hier. Am Ende ihres Lebens, als Letzte der 8 Hüter.
Sie blickte zur untergehenden Sonne.
John hatte es damals gesagt. Sarah war wie die Sonne. Sie ging mit ihr auf - sie wurde bei Sonnenaufgang geboren - und ging mit ihr unter. Sie würde mit den letzten Sonnenstrahlen dieses Tages diese Welt verlassen und nie wieder zurückkehren.
Nie wieder würde irgendjemand ihr Vertrauen missbrauchen, aber es würde auch niemand mehr ihre Freude erwidern.
Nun war die Sonne nur noch ein kleiner, heller, gelber Fleck am Horizont und Sarah fasste an ihren Kristall. Sie hatte ihn wieder bekommen, jetzt, wo ihn sowieso niemand mehr brauchen würde. Mit einem Ruck ließ sie ihre Seele aus ihrem Körper weichen, welche sich sogleich mit der Energie des Kristalls verschmolz und zu einer schneeweißen Taube formte.
Diese blickte noch einmal zu der hell strahlenden Gestalt zurück und flog mit einigen kräftigen Flügelschlägen zum Himmel empor.


Nun war es so weit. Sie trat auf den Balkon hinaus und ließ ihr zweites Ich gehen. Jetzt war sie frei.


7. Away From All Sorrows

Nun saß sie hier - allein - am Meer von Siberia und träumte vor sich hin.
Sie hatte schon oft darüber nachgedacht, was passiert wäre, wenn sie nicht auf Atlantis hätte bleiben können; wenn John damals nicht überlebt hätte; wenn die Verschwörung ein anderes Ende genommen hätte; wenn sie nicht rechtzeitig hätte befreit werden können; wenn Atlantis untergegangen wäre. Immer war sie zu dem Schluss gekommen, dass es unzählige Möglichkeiten gab, was hätte geschehen können.
Doch jetzt gab es nur noch eine Möglichkeit für sie: Ihr Leben hätte sich fast nicht verändert. Es wäre alles so weitergegangen wie zuvor, nur dass sie ein Geheimnis hätte bewahren müssen, was ihr garantiert schwer gefallen wäre.
WENN
Doch nun hatten sie alles überstanden. Die Wraith waren besiegt und es stand mehr als genug Energie zur Verfügung, als vermutlich je benötigt werden würde.

Wie oft hab' ich damals davon geträumt, geliebt zu werden? Nicht ausgestoßen zu werden oder wenigstens nicht als minderwertig betrachtet zu werden.
Damals. Damals lief in meinem Leben alles schief - wirklich alles. Und jetzt? Jetzt hab ich eine richtige Familie gefunden. Eine Familie, von der ich geliebt werde.
Wie oft hab' ich mir gewünscht, an einem so schönen Ort zu sein? Fern von all meinen Sorgen.
Und jetzt bin ich hier. Hier am Ort meiner Träume.


Sie stand auf und ging barfuß den Strand entlang. Ihr blondes Haar wirbelte im Wind und sie lauschte dem Rauschen der Wellen. Ihr Blick schweifte über den Horizont und stoppte, als sie die Sonne erblickte. Sie setzte sich in den feuchten Sand und das salzige Wasser des Ozeans umspielte ihre Beine. Schon oft hatte sie hier gesessen, gewartet, bis die Sonne untergegangen war und es dunkel wurde. Hatte die Sterne betrachtet und mancher versäumten Handlung nachgetrauert. Doch nun wusste sie, dass alles richtig war, was sie getan hatte. Es hätte zwar für einige ihrer Ziele leichtere Wege gegeben, aber sie war trotzdem zufrieden. Sie hatte den ihrer Meinung nach einzig richtigen Weg eingeschlagen.
Sie hatte die beste Familie gefunden, die sie je hätte haben können und dessen war sie sich bewusst. Auch wenn es so schien, als wäre sie allein - sie war es nicht. Es würde immer irgendjemanden geben, der an sie dachte, der sie vermisste oder sich Sorgen um sie machte.

"Sie schläft."

John setzte sich hinter Sarah, legte seinen Kopf auf ihre Schulter und umarmte sie.

"Morgen müssen wir wieder zurück…"

"Morgen, Sarah. Morgen. Aber jetzt können wir noch den Sonnenuntergang genießen und niemand wird uns stören."
"Sei dir da mal nicht so sicher. Lucy könnte…-"
"Könnte…"


8. When You Say Nothing At All…

"Wo hat sie sich denn jetzt schon wieder versteckt?"
Es war schon sehr spät und die Sterne strahlten ungewöhnlich hell.
John suchte Sarah und ihm war etwas mulmig zu Mute. Er wusste nicht, ob er es gutheißen sollte, dass der Nachthimmel heute mit so hellen Punkten übersät war. Er wusste nicht, ob es ein Zeichen sein könnte. Ein Zeichen dafür, dass in dieser Nacht etwas Schreckliches passieren würde oder bereits passiert war. Und dass Sarah jetzt nicht wie gewohnt neben ihm lag machte ihm Angst. Er wollte nicht, dass ihr etwas zustieß. Er wollte sie nicht verlieren. Er wusste, dass er es nicht würde ertragen können, wenn ihr etwas geschah und er kein normales Leben mehr führen konnte, bis sie wieder vereint waren.
Er machte sich unnötig Sorgen.
Als er sie draußen auf dem Balkon sitzen sah, fiel ihm ein Stein vom Herzen. Er trat zu ihr hinaus und setzte sich neben sie.

"Weißt du noch? Vor 6 1/2 Jahren strahlten die Sterne auch so hell", begann Sarah. "Damals haben wir uns gerade erst kennen gelernt. Und jetzt sind wir glücklich verheiratet und haben eine einjährige Tochter."

Sarah lehnte ihren Kopf an Johns Schulter und eine kurze Pause trat ein. Sie lauschten dem Rauschen des Meeres und blickten zum Sternenhimmel empor.

... And when it's dark outside I'll protect you from the night. ...


Hat es irgendetwas zu bedeuten oder ist es nur Zufall, dass das Rauschen der Wellen diese Melodie nachahmt?

"Du hast mich einmal nach Hause gebracht und mich beschützt, als ich Angst hatte. Du warst für mich da, als ich mich vor der Nacht fürchtete", brach Sarah das Schweigen.
"Nicht nur damals. Auch jetzt pass ich noch auf Dich auf. Und zwar ziemlich oft. …"
Als Sarah etwas erwidern wollte, legte John ihr einen Finger auf die Lippen und sprach weiter.
"... Aber ich würde noch viel mehr für Dich tun. Ich würde alles für Dich tun, nur damit du glücklich bist."
"Alles?"
"Ich würde mein Leben für das deinige geben. Ich würde für dich durch die Hölle gehen. Ich würde jede Qual erleiden, nur um Dich dadurch zu retten." "Und das gleiche würde ich auch für Dich tun...", entgegnete sie leise.

Ach, Sarah. Wenn du doch nur wüsstest, wie sehr ich dich liebe.

Das weiß ich, John. Und ich liebe Dich genauso sehr. Unsere Liebe wird nie vergehen. Sie wird die schlimmsten Zeiten überstehen und alles andere überdauern. Sie wird nie sterben. Genauso wie wir. Wir 8, wir werden immer weiterleben. Vielleicht nicht in Fleisch und Blut, aber wir werden weiterleben - in den Geschichten und Legenden, die sie über uns erzählen werden und in den Erinnerungen.


Sie legte ihre Hand auf seine und blickte lächelnd zu ihm.

"The smile on your face lets me know that you need me.
There's a truth in your eyes, sayin' you'll never leave me.
The touch of your hand, says you'll catch me, wherever I fall.
You say it best, when you say nothing at all."


"Damals, als wir uns zum ersten Mal begegneten, lief genau dieses Lied. Genau dieses."
"Damals, John. Damals. Aber jetzt sind wir hier in Atlantis und nicht auf der Erde. Jetzt bin ich da, wo ich hingehöre. Bei euch - bei meiner Familie. Am Ort meiner Träume, fern von all meinen Sorgen. Fern von allen, die mein Vertrauen ausnutzten."

Als du mich zum ersten Mal angelächelt hast, wusste ich, dass du mich brauchst. Als ich deine strahlenden Augen sah, wusste ich, dass du mich nie für immer verlassen würdest. Als unsere Hände sich berührten, wusste ich, dass du mich immer auffangen würdest, egal wo ich fallen würde. Du musstest es mir nicht sagen. Ich wusste, dass du mich liebst.

Du musst mir nicht sagen, was du denkst, Sarah. Ich weiß es auch so. Ich verstehe es auch, wenn du es mir nicht direkt sagst. Ich weiß, was du fühlst und du weißt, was ich fühle.

Sie standen auf und in dem Moment, in dem sie gegenseitig ihre Hände ergriffen, flog eine Sternschnuppe am Sternenhimmel vorbei.

"Wünsch dir was, Sarah."
"Es gäbe nichts, was ich mir wünschen könnte. Ich bin wunschlos glücklich."

Sie küssten sich und gingen Hand in Hand in ihr Quartier.
Sarah fasste an den Anhänger ihrer Kette - die, die in dem Kästchen auf Siberia versteckt war und später einmal von Lucy getragen werden würde. Später - wenn die Zeit für sie reif war.

Jetzt wusste John, warum die Sterne so hell strahlten: Ihre Liebe wurde neu geboren und stärker, als sie je hätte sein können. Sie war wirklich unsterblich.

~ ENDE ~

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