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Away von Claire

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Vorwort

Short-Cut: Eben noch hatte sie seine Lippen auf den ihre gespürt, jetzt aber war er fort...
Spoiler: Staffel 2
Charakter: Heightmeyer/Caldwell, Weir, Beckett
Kategorie: Drama, Charakter Death, Angst, PoV
Rating: R-16
Author's Note: -
Widmung: -
Disclaimer: MGM Television Entertainment
Feedback: - Claire

Away


Sie spürte wie seine Lippen sanft an ihre Hals hinab glitten und schloss die Augen. Genoss seine Nähe, kostete sie vollkommen aus. Langsam tasteten ihre Hände sich über seinen Rücken, befreite ihn von dem bis jetzt übrig gebliebenen Kleidungsstücken. Während er dasselbe mit ihr machte, erhaschte sie einen kurzen Blick in seine Augen.
In ihnen stand das, was sie fühlte: Verlangen. Verlangen nach dem jeweilig anderem. Während sie erneut die Augen schloss, begann er ihren Körper mit den Lippen zu erkunden. Sie ließ ihn gewähren, genoss alles, was er ihr gab. Sanft drückte sie sich an ihn, wollte ihn nie mehr gehen lassen, seine Wärme, seine Zärtlichkeit für immer spüren können. Diese Nacht sollte niemals enden. Sie hätte für alle Ewigkeit in seinen Armen liegen und seine Küsse genießen können.

Warme Sonnenstrahlen blendeten Kate Heightmeyer, als sie die Augen öffnete. Verwundert setzte sie sich auf und warf einen Blick auf die Uhr. Es war bereits fast Mittag. Mit besorgter Miene sah sie sich um, doch das Bett war leer. Sie schüttelte leicht den Kopf und begann, im und unter dem Bett nach ihren Kleidungsstücken zu suchen.
5 Minuten später hatte sie alles beisammen, eilte schnell unter die Dusche und zog sich dann an. Eilig machte sie noch das Bett und blieb dann an der Tür stehen. Vorsichtig horchte sie.
Als sie sich sicher war, dass niemand in der Nähe war, öffnete sie die Tür und schlich hinaus auf den Gang. Sie sah sich noch einmal um, doch da niemand da war, machte sie sich auf den Weg zu ihrem Quartier. Dort zog sie sich schnell etwas Frisches an, putzte Zähne und schminkte sich. Kate seufzte, warf einen prüfenden Blick in Richtung Spiegel und schüttelte den Kopf. Sie wirkte leicht verschlafen.
"Darüber brauchst du dich auch nicht zu wundern", meinte sie zu ihrem Spiegelbild und spritzte sich etwas Wasser ins Gesicht. Sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr und stellte fest, dass es zum Frühstücken inzwischen wohl etwas zu spät war. Trotzdem machte sie sich auf den Weg in die Kantine, da ihr Magen sich bereits in ein riesiges Loch verwandelt hatte, das wie ein Hund am Knurren war.

Auf halbem Wege hielt jemand sie jedoch auf. "Kate!"
Sie wandte sich um. Elizabeth Weir stand vor ihr. "Guten Morgen, Elizabeth."
"Ich habe Sie heute beim Meeting vermisst", bemerkte die Leiterin von Atlantis.
"Das Meeting", Kate biss sich auf die Unterlippe. "Tut mir Leid, ich habe es völlig vergessen!"
Weir nickte langsam. "Alles in Ordnung?"
"Ja, danke. Sagen Sie mal, wissen Sie, wo Colonel Caldwell ist?", wollte sie wissen.
"Colonel Caldwell?" Der Blick auf dem Gesicht der Dunkelhaarigen sagte eindeutig, dass sie nicht wusste, was sie von der Frage halten sollte. "Die Daedalus ist heute Morgen abgeflogen."
"Oh." Er war also gegangen, ohne sich von ihn zu verabschieden. Er hätte sie doch wecken können! Andererseits, so musste sie zugeben, hätte sie auch daran denken können. Jetzt würden mehrere Wochen vergehen, bevor sie sich wiedersehen würden. "Danke, ich geh dann in die Kantine", meinte Kate betrübt, wandte sich um und ging langsam davon. Ihr Hunger war jedoch fort. Vor wenigen Stunden war er noch so nah gewesen und jetzt trennte sie bereits eine halbe Galaxis. Sie betrat traurig einen Balkon und sah in den Himmel hinauf. Irgendwo dort oben war sein Schiff heute Morgen in Richtung Erde verschwunden. Ob er wohl zurück auf die Stadt gesehen und an sie gedacht hatte , die noch in seinem Bett gelegen hatte und irgendwann alleine aufwachen würde? Vermutlich. Würde er, wenn er wieder zu Hause auf der Erde war, wohl daran denken, dass es jemand hier in Atlantis gab, der auf ihn wartete?

Der Nachmittag nach dem Abflug der Daedalus verlief sehr ruhig. Kate verbrachte fast den ganzen Tag damit, Berichte zu schreiben. Sie hatte sich die Zeit, wenn Steven nicht da war, weitaus weniger langweilig vorgestellt, schließlich hatte sie sich auch nicht gelangweilt, bevor er gekommen war und doch sie schrieb die Berichte, für die sie sonst mindestens 3 Tage gebrauchte hätte und vermutlich noch eine Woche der Überwindung, noch am gleichen Tage zu Ende.
Leicht frustriert einerseits über die Tatsache, dass sie noch mehrere Wochen vor sich hatte, bis er wieder da sein würde und andererseits, weil sie das Gefühl hatte, dass sie sich ohne ihn langweilte. Und das war den anderen in Atlantis gegenüber einfach nicht fair. Aber sie konnte nicht abstreiten, dass sie noch nie einen Mann getroffen hatte, der sie so fasziniert hatte wie Steven Caldwell. Sie schüttelte leicht den Kopf. Es wurde Zeit, dass sie aus ihrem Quartier raus kam und über andere Sachen nachdachte.

Ohne bestimmtes Ziel ging sie durch die Gänge von Atlantis, grüßte ab und zu jemanden und traf zu ihren Überraschung erneut auf Weir.
"Kate, wo waren sie die ganze Zeit?"
"In meinem Quartier, habe ich noch ein Meeting verpasst?" , wollte sie besorgt wissen. Es konnte doch nicht sein, dass sie nur an ihn dachte und deswegen ihre Pflichten vernachlässigte!
"Nein, keine Sorge." Weir lächelte leicht. "Was sollte eigentlich die Frage mit Colonel Caldwell vorhin?"
Überrascht öffnete die Psychologin den Mund. Da ihr jedoch keine Antwort einfiel, schloss sie ihn wieder und versuchte es erneut. "Nun, er... wir....nun..." Warum fiel einem in solchen Situationen eigentlich nie etwas ein? "Er hat seine Uhr vergessen!"
Da war es! Dr. Weir glaube ihr nicht. Sie hob die Augenbraue und sah sie fragend an. "Und wie kommt Steven Caldwell dazu, seine Uhr bei Ihnen zu vergessen?"
"Nun... das... ist eine lange Geschichte." 'Ja, so lang, das du du nicht mal den Anfang kennst, Kate Heightmeyer', dachte sie verärgert.
"Oh, die muss ich unbedingt hören, wie wäre es beim Abendessen?" Sie deutete in Richtung Kantine und Kate blieb nichts anderes übrig, als zu nicken. Ihr blieben noch 5 Minuten, vielleicht 10, wenn Elizabeth länger brauchte, um sich etwas zu essen auszusuchen, um sich einen Grund auszudenken, warum Steven seine Uhr gerade bei ihr vergessen sollte. Eigentlich gab es gar keinen logischen Grund. Immerhin hatte er seine Uhr auch nicht bei ihr vergessen.
"Und, wollen Sie nicht anfangen zu erzählen?" Die Dunkelhaarige schien genau zu wissen, was Kate ihr zu verheimlichen versuchte.
"Ähm, also, eigentlich ist das eine sehr...lustige Geschichte. Ähm, nun, äh, was wollte ich sagen, genau Ste- Col. Caldwell war in meinem Büro, weil... er mir einen Brief von einer Verwandten auf der Erde gebracht hat. Man hat ihn mit der Daedalus mitgeschickt, weil "Sehr wichtig" drauf stand. Und deswegen war er bei mir und dann hat er bemerkt, das das seine Uhr falsch geht. Aber er hatte sich auf der Daedalus an der Hand verletzt, deswegen konnte er sie nicht umstellen. Sie kennen doch bestimmt diese kleinen Rädchen, die immer am Rand der Uhr sind, an denen man sie verstellt, also habe ich-"
"Kate, die Geschichte ist zwar ziemlich verrückt, aber wenn Col. Caldwell seine Uhr bei Ihnen vergessen hat, auf welche Uhr hat er dann heute Morgen geguckt?"
"Oh." Da war ihr schon eine solch gute Geschichte eingefallen und Elizabeth hatte die ganze Zeit gewusst, dass es nicht stimmte.
"Wollen Sie mir nicht lieber die Wahrheit erzählen, ich denke, die ist viel ... interessanter."
"Oh, nein, nein."
"Ich bin mir sicher."
Kate versuchte, ihren fragenden Blick zu ignorieren und konzentrierte sich auf ihr Essen.
"Gut, dann werde ich Ihnen mal erzählen, was ich vermute", meinte Elizabeth.
"Da bin ich ja mal gespannt", murmelte sie.
"Sie haben eine Beziehung mit Steven Caldwell."
Treffer.
Kate war trotzdem überrascht, es zu hören. Es hörte sich ausgesprochen ganz anders an als nur gedacht. So, als wäre es etwas ganz anderes. "Was?"
"Sie sind rot, knallrot, wie ein verliebter Teenager", bemerkte sie lächelnd.
"Das ist nicht fair! Ich..."
"Aber es ist wahr, oder?"
Die Psychologin seufzte und nickte. "Nein." Ihr Herz nickte und ihr Kopf sagte nein, das war ja mal wieder klar. Wann hatten sich beide auch schon mal einig sein können?
Elizabeth sah sie verwundert an, kam jedoch nicht dazu nachzufragen, da sie jemand per Headset kontaktierte. Kate war mehr als nur glücklich über die Ablenkung, versuchte sich das aber nicht anmerken zu lassen.
"OK, ich komme", meinte Elizabeth und stand auf. "Tut mir Leid, Kate, ich muss in mein Büro. Die Daedalus hat einen Hilferuf erhalten und Col. Caldwell scheint auf mein Einverständnis zu warten."
Als sie seinen Namen nannte, sprang auch Kate auf. "Sie können gerne mitkommen. Vielleicht brauchen wir Ihr Urteilsvermögen ja auch."
Dr. Weir schien Gefallen daran gefunden zu haben, sie zu necken.
Obwohl Kate eigentlich behaupten wollte, dass ihre Vermutungen nicht stimmten und einfach weiter essen wollte, war die Chance, ihn noch einmal wieder zu sehen, wahrscheinlich die einzige in den nächsten Wochen. Und doch würde sie es riskieren, dass alle von ihrer Beziehung erfuhren. War es das wert? Für sie vielleicht, aber auch für ihn?
"Ich... gehe dann auf mein Quartier", meinte sie und eilte davon. Feigling. Das war das Einzige, was ihr durch den Kopf ging. Nun würden Wochen vergehen und sie würde nicht die Gelegenheit haben, ihn wiederzusehen! Sie könnte ihn jetzt sehen, doch stattdessen lag sie auf ihrem Bett und war zu feige. Sie schüttelte leicht den Kopf. "Ich bin verrückt nach diesem Mann, das gibt es doch nicht."

Am nächsten Morgen stand die Psychologin früh auf und machte sich nach dem Frühstück auf dem Weg zu einem Meeting. Nur Rodney McKay war schon da.
"Guten Morgen, Dr. McKay", begrüßte sie ihn freundlich.
"Morgen, Dr.", entgegnete er, ohne von seiner Arbeit auf zu sehen und tippte weiter auf seinem Laptop herum. "Wussten Sie, wie erstaunlich es ist..."
Kate trommelte mit ihren Fingern unhörbar auf ihren Oberschenkel, während sie sich fragte, wann die anderen Teilnehmer des Meetings wohl kommen würden. McKay schien nicht mit zu bekommen, dass sie ihm nicht zuhörte und falls er es wusste, schien es ihm nichts auszumachen. Sie warf einen ungeduldigen Blick auf ihre Uhr. Das Meeting hätte bereits vor 5 Minuten anfangen sollen! Dass sich einer verspätete war nicht außergewöhnlich. Doch gleich 5 Leute?
"Ähm, Dr., entschuldigen Sie, dass ich Sie unterbreche...", meinte sie.
McKay sah sichtlich eingeschnappt auf. "Was?"
"Wissen Sie, warum keiner der anderen bisher hier ist?"
Der Kanadier warf nun ebenfalls einen Blick auf seine Uhr. "Nein. Seltsam. Aber hören Sie das? Das Gate wird aktiviert, sie sind sicherlich im Kontrollraum!"
Sie nickte und stand auf. Langsam verließ sie den Raum und ging zum Kontrollraum. Das Gate war tatsächlich aktiviert. Teyla stand davon, zusammen mit Dr. Beckett und einem Ärzteteam. Einige Leute, die wie Bauern gekleidet waren, kamen auf sie zu gestolpert. Schließlich kamen noch andere hinzu. Sie erkannte einige Offiziere von der Daedalus. Mit zitternder Hand umklammerte sie das Geländer eines Balkons.
"Steven.", flüsterte sie. Sheppard und Ronon kamen als letztes. Hinter ihnen schloss sich das Gate. Kate lief an Offizieren und den Ankömmlingen vorbei zu ihnen. "Sind das alle?"
Sheppard nickte. "Ja", meinte er knapp.
Lindsay Novak war neben Hermiod zu Boden gesunken. "Es fehlen mindestens 40 Leute von der Daedalus!", meinte sie verzweifelt.
Hermiod nannte eine genauere Zahl, doch Kate hörte es nicht. Sie unterlag dem Kampf gegen die Tränen. Ihr war es egal, dass jeder ihre Trauer sah. Er war nicht hier! Und sie wusste, was das bedeutete.
Sie wandte sich ab, weg von Sheppard und Ronon, die Elizabeth erklärten, was passiert war. Er war gegangen, ohne sich von ihr zu verabschieden und sie hatte die einzige Chance vergeben, das nachzuholen. Nur weil sie nicht gewollt hatte, dass ganz Atlantis von ihrer Beziehung erfuhr!
Tränen liefen ihre Wangen hinab, als sie durch die Gänge zu ihrem Quartier lief. Sie sah nicht die besorgten Gesichter der Leute, die sich nach ihr um wandten. Sie wollte nur noch allein sein. Gestern, es war erst gestern gewesen. Sie waren zusammen gewesen, die ganze Nacht. Und am Morgen war er nicht mehr da gewesen.
Längst bei der Arbeit. Kein Abschied. Und vor ihr lagen auch keine Wochen, sondern ihr ganzes Leben. Mit zitternden Händen öffnete sie ihre Zimmertür und floh in die Einsamkeit ihres Quartiers, wo niemand ihre Tränen sah. Der Schmerz bohrte sich wie ein Messer immer und immer wieder in ihr Herz. Schwankend, sich an der Wand festhaltend, ging sie zu ihrem Bett und sank darauf zusammen.
Alle Kraft hatte sie verlassen, sie war nur noch in der Lage, da zu liegen und zu weinen. Nie zuvor hatte sie sich so schlecht gefühlt, so einsam. So allein. Es fühlte sich an, als würde ein Teil von ihr fehlen. Es fühlte sich so leer an in ihrem Herzen. Mit zitternder Hand umschloss sie eine kleine Kette, die um ihren Hals gebunden war. Umklammerte sie in ihrer Verzweiflung. Als würde sie ihn damit festhalten können.
Doch ihr blieb nur die kleine Kette. Er entglitt ihren Händen, die ihn versuchten zu halten. Etwas festzuhalten, was sie schon verloren hatte.
Obwohl Tränen sie an einer klaren Sicht hinderten, öffnete sie die Kette, die ein kleines Bild enthielt. Ein Foto von ihm. Er würde bei ihr sein, wenn er zur Erde reiste, bis er wieder bei ihr sein konnte. Doch wer würde bei ihr sein, wenn er ... fort war und nicht zurückkommen konnte?

Kate verließ ihr Zimmer den ganzen Tag über nicht ein einziges Mal, weder zum Mittag noch zum Abendessen. Sie hatte keinen Appetit, wollte niemanden sehen. Was würde sie schon erwarten, wenn sie die Einsamkeit ihres Quartiers verließ? Mitleid? Mitgefühl? Das wollte sie nicht, sie wollte nicht hören, wie andere litten oder wie es ihnen Leid tat, dass sie litt. Es würde ihn auch nicht zurückbringen.
Sie merkte kaum, wie die Stunden langsam verstrichen, während sie da lag, allein mit ihrem Schmerz und ihren Erinnerungen, die noch so frisch waren wie Tau an einem Wintermorgen. Und doch waren sie so unerreichbar geworden. Sie begannen bereits zu verblassen. Und dieses Mal konnte sie sie nicht erneuern. Es würde kein Wiedersehen geben... Dieses Mal nicht.
Langsam glitt sie in einen unruhigen Schlaf über. Normalerweise war er oft ein Bestandteil ihrer Träume, vor allem in letzter Zeit. In dieser Nacht träumte sie nicht einmal von ihm. Dafür war alles in ihren Träumen schwarz, jeder in Atlantis trug schwarze Kleidung und selbst der Himmel war von schwarzen Wolken verhangen. Zwischendurch geisterten noch Verwandte von der Erde und einige schwarz gekleidete Wraith durch ihre Träume.

Als sie am nächsten Morgen aufwachte, war es erst halb sechs. Mit den ersten Gedanken kamen die Erinnerungen an den gestrigen Tag zurück. Am liebsten wäre sie im Bett geblieben und hätte leise vor sich hingelitten, doch sie wusste, dass es das Beste war, wenn sie nicht daran dachte. Sie ging kurz ins Bad und stellte die Dusche absichtlich auf kalt, um einigermaßen wach zu werden.
Danach zog sie sich an und machte sich auf den Weg in die Kantine. Sie hatte seit dem Frühstück gestern nichts mehr gegessen, doch sie war nicht einmal hungrig. Doch zwang sie sich, den anderen keine Sorgen zu machen und aß tapfer ein Brötchen mit Honig und trank einen Kaffee.
"Kate, freut mich Sie zu sehen!", erklang eine Stimme.
Sie wandte sich um und versuchte zu lächeln. Es gelang, wenn auch mit Mühe. Laura Cadman stand vor ihr. "Freut mich ebenfalls."
"Wie geht es Ihnen?"
Wie sie diese Frage hasste! "Gut, vielen Dank", log sie.
Laura sah sie mit besorgter Miene an und hob eine Augenbraue.
"Aber ich muss jetzt zur Arbeit." Sie wandte sich ab, um weitere Fragen zu vermeiden und verließ die Kantine. Es ging niemanden etwas an und sie würde auch niemanden erzählen, was zwischen ihr und Colonel Caldwell vorgefallen war. Und es ging ihr gut.
Sie kehrte sofort in den Arbeitsalltag zurück und versuchte, nicht an ihn zu denken. Was jedoch alles andere als einfach war. Und jedes Mal, wenn ihre Gedanken auf irgendeinem Wege zu ihm fanden, spürte sie, wie sich eine eiskalte Hand um ihr Herz legte und es zu zerbrechen drohte.

Die Arbeit, die bald wieder ihren gesamten Tag in Anspruch nahm, half ihr auf andere Gedanken zu kommen. Und doch wenn sie abends in ihrem Bett lag und versuchte, ein wenig zu schlafen, kamen die Erinnerungen an ihn zurück, so als wüssten sie, dass sie jetzt nicht weglaufen konnte. Doch Kate tat genau das. Sie begann, fast rund um die Uhr zu arbeiten.
Wenn sie ab und zu über ihren Berichten einschlief, träumte sie von ihm. Träumte davon, was ihm möglicherweise passiert war. Auf welche Weise er... Ihre Träume waren voll von Schmerz, für sie beide. Sie sah ihn, schwer verletzt und blutüberströmt. Sah seine Augen, es war, als würde er sie ansehen. Mit einem Blick, in dem sich Worte widerzuspiegeln schienen. Zwei Worte. Leb' wohl.

Sie wachte schweißgebadet auf und hatte Angst, wieder ein zu schlafen. So saß sie bis in die Morgenstunden an ihrer Arbeit, bis die ersten Leute zu ihr kamen, die Sorgen und Angst hatten. Meist wegen der Wraith.
Viele hatten Albträume, doch das war nicht ungewöhnlich. Kate wünschte, dass sie sich genauso helfen konnte, wie ihnen, doch leider geschah das nicht. Dr. Weir sprach sie mehr als einmal auf ihre Gesundheit an. Sie hatte dunkle Ringe unter den Augen und man merkte ihr an, dass sie kaum mehr als Kaffee zu sich nahm. Doch Kate hörte ihnen kaum zu. Zu groß war die Angst vorm Schlafen. Vor den Träumen, die sie quälen würden. Sie hatte nicht einmal gefragt, was genau geschehen war, doch sie wollte es auch nicht wissen.

Blut, überall war Blut. Auf seiner Uniform, einfach überall. Er stützte sich an der Wand ab und berührte mit einer Hand vorsichtig eine Wunde an seiner Schulter. Langsam sank er zu Boden - und sah ihr direkt in die Augen. Sie wollte etwas sagen, jedoch kam ihr kein Wort über die Lippen. Unfähig sich zu bewegen erwiderte sie den Blick seiner leeren glasigen Augen

Schweißgebadet wachte Kate auf. Tränen liefen ihre Wangen hinab. "Steven", flüsterte sie verzweifelt. Sie war an ihrem Schreibtisch eingeschlafen. Und wieder hatte sie von ihm geträumt. Hatte ihn sterben sehen, wie so oft in den letzten Tagen.
Der Türsummer erklang ein zweites Mal, offensichtlich hatte er sie geweckt. "Ich komme", meinte sie, wischte sich die Tränen weg und eilte zur Tür. Als sie sie öffnete, stand Dr. Weir vor ihr. "Elizabeth, kann ich etwas für Sie tun?"
"Ich wollte Sie eigentlich sprechen, ich hoffe ich störe nicht!"
"Natürlich nicht." Plötzlich musste sie sich gegen den Türrahmen lehnen, Erschöpfung überkam sie, kurz schloss sie die Augen.
"Kate? Ist alles in Ordnung?"
"Mir geht's gut...", log sie, doch vor ihr wurde alles schwarz.
Dr. Weir reagierte gerade noch schnell genug, um die zu Boden fallende Psychologin auf zu fangen. Es gelang ihr, sie langsam zu Boden zu bringen und schließlich hinzulegen. "Kate!" Doch die junge Frau war nicht mehr bei Bewusstsein.

Kate erwachte erst am nächsten Morgen auf der Krankenstation. Verwundert, wie sie hierher gelangt war, richtete sie sich auf.
Dr. Beckett kam sofort auf sie zu. "Wie geht es Ihnen?"
"Müde, was ist passiert?", wollte sie wissen.
"Sie sind zusammengebrochen, aber ich muss sagen, meine Liebe, dass mich das nicht überrascht", bemerkte der schottische Arzt. Da Kate darauf nichts erwiderte, sprach er weiter. "Schlafmangel und seit wann haben Sie nicht mehr richtig gegessen?"
Sie zuckte mit den Schultern.
"Seit 2 Wochen, junge Dame."
"2 Wochen?", wiederholte sie matt. Waren wirklich schon 2 Wochen, seit .... dem die Daedalus angegriffen worden war, vergangen?
"Ja. Was soll das denn? Sie als Psychologin sollten doch selbst wissen, dass das alles andere als gut ist und schon gar keine Lösung für was auch immer!"
"Lösung?", meinte Kate, unwissend tun.
"Sie wissen selbst, wovon ich spreche. Seitdem das mit der Daedalus passiert ist, sind Sie wie ausgewechselt. Wen immer Sie darauf verloren haben, Kate, sie wissen selbst, dass das, was Sie tun, es auch nicht besser macht."
"Ja, weiß ich", meinte sie, den Tränen nahe. "Aber, jedes Mal, wenn ich einschlafe, sehe ich ihn, und jedes Mal stirbt er vor meinen Augen, ohne dass ich etwas dagegen tun kann!"
Dr. Beckett seufzte leicht und legte ihr eine Hand auf die Schulter. "Tut mir Leid. Aber Sie müssen weiter machen. Ich weiß, das hört sich in Ihren Ohren jetzt hart und unmöglich an."
"Wie soll ich ohne ihn weitermachen?", wollte sie wissen.
"Vielen Leuten hilft es, wenn sie sein Zimmer aufräumen und dadurch damit abschließen", bemerkte der Arzt.
"Meinen Sie?"
Er nickte.
"Vielleicht sollte ich es versuchen. Ich weiß so wenig über ihn. Über seine Vergangenheit."
"Wenn Sie wollen, kann ich Ihnen dabei helfen, oder ich frage Laura, sie würde das sicher auch machen."
"Danke, aber ich glaube, es ist das Beste, wenn ich es allein mache."
Er legte ihr eine Hand auf den Arm. "Dann, viel Glück."

Noch am gleichen Tag fand sie sich in seinem Zimmer wieder. Sie war seit jenem Morgen, an dem sie alleine hier aufgewacht war, nicht mehr hier gewesen. Es hatte sich nichts verändert. Die Jalousien waren immer noch leicht geöffnet. Er musste sie aufgemacht haben, bevor er gegangen war. Sie liebte es mit der warmen Sonne im Gesicht aufzuwachen und er hatte das gewusst. Zuerst setzte sie sich an seinen Schreibtisch. In der obersten Schreibtischschublade fand sie eine kleine Kiste. Langsam nahm sie sie heraus und stellte sie auf den Schreibtisch.
Mit zitternden Händen strich sie über das Holz, öffnete die Kiste jedoch nicht. Was würde sie darin vorfinden? Sie ließ die Kiste vor sich stehen und öffnete die nächste Schublade. Sie war leer. In den übrigen Schubladen fand sie nicht mehr als ein paar Stifte und einige Zettel. Sie seufzte, die Ablenkung von der Kiste kam also nicht. Langsam wandte sie sich ihr wieder zu und öffnete sie. Es lagen die verschiedensten Gegenstände darin. Fotos. Doch etwas fiel ihr sofort in die Augen. Ein goldener Ring. Sie verengte die Augen und nahm in heraus. Kelly McCessidy 15. 06. 85.
Er war also verheiratet.
Das hatte sie nicht gewusst. Er hatte es nie erzählt. Es verletzte sie. Es gab also noch jemanden anderes an seiner Seite. Sie nahm einen Stapel Fotos heraus, um sich von der Verärgerung abzulenken. Er hatte ihr etwas so Wichtiges verschwiegen! Die Fotos waren alle schon recht alt. Sie zeigten meist eine junge Frau, vermutlich diese Kelly oder ein kleines Mädchen. Seine Tochter?
Kate wischte sich eine Träne von der Wange, sie wusste so wenig über ihn. Eigentlich fast gar nichts. Sie hatte nie gefragt, wie sein Leben auf der Erde ausgesehen hatte. Sie war so naiv gewesen, zu glauben, dass er für sie frei war. Hatte nie darüber nachgedacht, dass es auf der Erde auch ein Leben für ihn geben konnte. Seine Frau und Tochter, sie wussten beide noch nichts.
Sie dachten, er würde bald wieder kommen. Und das würde er nicht. Wer würde es ihnen sagen? Ihnen, die beiden, die vermutlich die wichtigsten Personen in seinem Leben gewesen waren? Irgendein junger Air-Force-Captain, der ihn nicht einmal gekannt hatte? Das hatten sie nicht verdient!

Sie konnte kaum glauben, dass sie hier war, doch sie war es. Sie stand vor dem Haus von Kelly McCessidy! Warum eigentlich? Sie war seine Frau, er hatte sie wahrscheinlich mehr geliebt, als er sie, Kate, geliebt hatte. Vielleicht sollte sie einfach umkehren und nach Atlantis zurückkommen. Und schon wieder weglaufen? Nein, dieses Mal nicht.
Mit zitternder Hand drückte sie auf die Klingel. 'Hoffentlich ist niemand da', dachte sie. Doch es war jemand da. Eine Frau, schätzungsweise 70 öffnete.
"Was kann ich für Sie tun?", wollte sie wissen.
"Ich ... ich wollte zu Kelly McCessidy", erklärte Kate überrascht.
"Kelly?", wiederholte sie und ein Schatten zog über ihr Gesicht. "Ich weiß ja nicht, wer Sie sind, aber Kelly ist vor 5 Jahren gestorben."
"Oh." Kate war auf alles vorbereitet gewesen, nur auf das nicht. Kelly McCessidy war also schon lange tot.
"Wer sind Sie überhaupt?"
"Kate Heightmeyer. Ich bin eine Freundin ... von .... Steven gewesen."
"Steven Caldwell? Was ist mit ihm?", wollte sie wissen.
"Er ist .... ich ... er ...."
"Ich versteh schon. Kommen Sie rein." Die ältere Dame führte Kate ins Wohnzimmer, schenkte ihr einen Tee ein und bot ihr ein paar offensichtlich selbst gebackene Kekse an. "Kelly war meine Tochter", erzählte sie.
"Tut mir Leid."
"Schon gut. Es war schrecklich, aber seitdem kümmere ich mich um die beiden Kinder."
"Die beiden?", wiederholte Kate verwundert.
"Ja, Juniper und April. Juniper ist jetzt 20 und April 6. Es war für beide nicht einfach. Ihr Vater war kaum zu Hause. Deswegen habe ich die beiden zu mir genommen. Und Sie, Sie sind seine Freundin, nehme ich an?"
"Vermutlich ... ja. Ich weiß so wenig über ihn. Bis vor ein paar Tagen wusste ich nicht einmal, dass er einmal verheiratet war. Oder dass er Kinder hat. Ich habe es erst erfahren, als ich angefangen habe, sein Quartier aufzuräumen", erklärte sie. "Ich wollte nicht, dass seine Familie es durch irgendjemanden erfährt, der ihn gar nicht kannte. Ich weiß, das klingt vielleicht verrückt. Ich meine, ich war seine Freundin und ... ich habe ihn geliebt. Es hat mich irgendwie verletzt, als ich erfahren habe, dass er verheiratet ist. Aber ich wollte trotzdem nicht, dass die Menschen, die ihm am wichtigsten waren, es auf eine solche Weise erfahren."
"Das ist sehr mitfühlend von Ihnen", bemerkte die alte Frau.
"Ich habe ihn geliebt", meinte sie, während die Gedanken an ihn ihr Tränen in die Augen trieben.
"Er war ein netter Mann", stellte sie fest. "Kelly hat ihn sehr geliebt. Sie waren glücklich, doch seine Arbeit..." Sie seufzte. "Sie stand immer zwischen ihnen. Er war viel zu beschäftigt, das hat ihr nie sonderlich gefallen. Aber sie waren glücklich. Zusammen mit ihren Kindern. Juniper und April. Dann wurde Kelly krank. Wochen lang war sie im Krankenhaus. Er war immer bei ihr. Doch man konnte den Krebs nicht heilen.
Vor 5 Jahren ist sie dann gestorben. April war damals erst ein Jahr alt. Juniper gerade mal 15. Ich habe Kelly versprochen, mich um die beiden zu kümmern. Sie wusste, dass Steven das alleine nicht schaffen würde. Nachdem sie von uns gegangen war, blieb er bei uns. Er kümmerte sich um die beiden. Ich muss wohl nicht sagen, dass er mit Verlust und Erziehung völlig überfordert war. Seine Arbeit war immer sehr wichtig gewesen. Ich habe mich deswegen um die beiden gekümmert. Er hat viel Zeit mit seiner Arbeit verbracht. Ich weiß nicht, was er in den letzten Jahren gemacht hat, aber er war nur noch selten hier. Leider, Juniper nimmt ihm das, auch wegen April, sehr übel."
"Seine Arbeit ist sehr wichtig. Wirklich."
"Das glaube ich ja, aber Juniper hält ihre Schwester wohl für wichtiger. Und darin muss ich ihr wohl zustimmen. Ich weiß, wie wichtig ihm seine Kinder sind, aber er ist nur sehr selten hier. Die arme April kennt ... kannte ihn doch kaum. Er war früher öfter da, als Juniper noch klein war. Aber irgendwann ... ich weiß es nicht. Er hat seinen Job geliebt."
"Ja, das ist wahr. Ich kenne ihn ja nur von der Arbeit. Aber er hat sich mit unserer Chefin sehr oft angelegt." Allein die Erinnerungen an die Meinungsverschiedenheiten brachte die Trauer wieder zurück. All das, das Aufräumen seines Quartiers, dieses Gespräch, es half ihr, aber ... trotzdem kam die Trauer immer wieder zurück.
"Und er hat Ihnen nie von seiner Familie erzählt?"
"Wissen Sie, wir haben beide nicht über familiäre Situationen gesprochen. Ich habe nicht einmal darüber nachgedacht, dass es möglich ist, dass er hier Familie hat. Ich weiß nicht, warum, aber ich war so glücklich, ich habe über gar nichts nachgedacht, nur darüber, dass es nicht jeder erfährt. Beziehungen am Arbeitsplatz eben. Ich wollte nicht, dass jeder es erfährt. Wir wollten das beide nicht. Und dann ... dann war es einfach vorbei. Er ist nicht mehr zurückgekommen ... von einer Mission. Einfach .... fort."
"Sie haben ihn wirklich geliebt", stellte die Frau fest.
Kate nickte. "Wie keinen anderen Menschen." Steven hätte öfter hier sein sollen. Andererseits konnte sie verstehen, warum er es nicht getan hatte. Wer immer diese Kelly gewesen war, er hatte sie geliebt. Mehr als er sie geliebt hatte? Vermutlich.

Auch aus als die Psychologin zwei Wochen später wieder in Atlantis war, dachte sie nicht selten an seine Familie. Er war ein ganz anderer Mensch, als sie gedacht hatte.
Er war keinesfalls schlecht, aber sie hatte Seiten kennen gelernt, die sie gar nicht erwartet hatte. Er war Vater, hatte zwei Töchter, war lange verheiratet gewesen. Sie versuchte jedoch, nicht allzu häufig darüber nachzudenken, denn sie hatte durch ihren kurzen Urlaub viel Arbeit bekommen.
Doch irgendwie war das kurze Hoch, das sie durch den Besuch auf der Erde verspürt hatte, wieder verschwunden. In jedem Gang, jedem Raum schienen Erinnerungen an ihn zu hängen. Dabei waren sie in den meisten wohl nie zusammen gewesen. Doch es war nicht mehr ganz so schlimm.
Sie träumte kaum noch von ihm und Essen tat sie auch vernünftig. Vielleicht ging es tatsächlich wieder bergauf. Doch erschien ihr der Gedanke, für immer ohne ihn zu sein, immer noch schrecklich - und so unwahr. So falsch.
Er hatte ihr nichts als ihre Erinnerungen gelassen. Nicht einmal einen Brief ... oder irgendetwas, das ihr sagen konnte, dass es vorbei war. Es hatte eben niemand kommen sehen. Aber dadurch wirkte es so unwirklich. Aber hätte ein Abschied es leichter gemacht? Vermutlich nicht, nur irgendwie begreiflicher.

Sie spürte, wie seine Hand ihr sanft eine Haarsträhne aus dem Gesicht strich, und öffnete mit einem leichten Lächeln auf den Lippen die Augen. Das erste, was sie sah, waren seinen Augen. Schokobraun, wie sie sie so sehr liebte. Zärtlichkeit spiegelte sich in ihnen wider, er beugte sich sanft zu ihr hinab, küsste sie sanft. Dann sah er sie traurig an. "Es tut mir Leid."
Obwohl ihr rätselhaft war, was er meinte, schwieg sie und sah ihn nur bewegungslos an.
"Ich weiß, du vermisst mich und ich hätte dir wenigstens 'Auf Wiedersehen' sagen sollen, doch ich habe nicht einmal darüber nachgedacht, dass es das letzte Mal sein würde, dass ich dich sehen kann. Ich wollte dich einfach nicht wecken."
"Wo bist du jetzt?", fragte Kate mit bebender Stimme.
Er zuckte mit den Schultern. "Spielt das eine Rolle? Du kennst die Wahrheit. Du wirst mich nie wieder sehen, wenn du morgen früh aufwachst."
"Dann will ich nicht aufwachen", meinte sie, während sie gegen eine Flut aus Tränen ankämpfte.
"Sei nicht albern, Kate." Sanft nahm er ihre Hand in die seinen. "Ich werde bei dir sein, in deinem Herzen. Für alle Zeit ... und doch es ist ein Abschied für immer sein."
"Warum? Ich weiß nicht einmal, was passiert ist..." Tränen liefen ihre Wangen hinab.
"Du solltest Sheppard fragen, wenn du es wirklich wissen willst. Er war bei mir, in den letzten Sekunden meines Lebens. Ich starb mit deinem Namen auf den Lippen. Und den Gedanken an dich. Ich wollte nicht, dass es so schnell für uns endet. Wir hätten eine Chance gehabt, da bin ich mir sicher. Nun, es hat keinen Sinn darüber nachzudenken, was geschehen wäre. Ich kann dir nur sagen, was jetzt noch zählt. Ich habe dich geliebt, mehr als jede andere Frau ... auch mehr als Kelly."
Überrascht sah sie ihn an.
"Ja, ich weiß, dass du bei meiner Familie warst. Sehr nett von dir. Aber ich kenne auch deine Eifersucht, auf Kelly, die du zu verbergen versuchst. Du hast keinen Grund dazu." Vorsichtig wischte er ihr einige Tränen von der Wange. "Ich bin nur hier, um das nachzuholen, was ich hätte tun sollen. Mich von dir verabschieden."
"Tut mir Leid", meinte sie. "Ich ... ich hätte es doch auch tun können, als du mit Elizabeth gesprochen hast. Ich hätte es tun sollen, ich war einfach zu stolz ... um zuzugeben, dass sie Recht hatte. Ich..."
"Du brauchst dich nicht zu entschuldigen, Kate." Traurig sah er ihr in die Augen. "Es ist Zeit zu gehen."
Sie schüttelte den Kopf. "Bitte geh nicht, Steven!"
"Ich muss und das weißt du."
Tränen liefen ihre Wangen hinab, sanft schloss sie ihn in die Arme, küsste ihn ein letztes Mal und wünschte sich, dass die Zeit stehen bleiben würde. Sie wollte ihn nicht verlieren.
Er löste sich von ihr. "Weine nicht um mich, ich hatte ein gutes Leben. Ich habe zwei wundervolle Töchter und ich habe dich getroffen, Kate."
"Warum muss ich jetzt allein sein?"
"Das bist du nicht. Du hast deine Freunde, hier in Atlantis, deine Familie auf der Erde. Und ich werde immer bei dir sein", meinte er, nahm aus seiner Jackentasche eine kleine Kette und legte sie auf den Nachttisch. "Leb wohl, Kate." Mit einem letzten Blick in ihre Augen war er verschwunden.
"Nein! Steven! Geh nicht, lass mich nicht allein!", flüsterte sie.


Als Kate am nächsten Morgen aufwachte, war es erst halb sieben und ziemlich kalt. Langsam setzte sie sich auf und warf einen Blick zum offenen Fenster. Zitternd vor Kälte kroch sie aus dem Bett und schloss es. Sie ging zurück zu ihrem Bett und erstarrte - auf dem Nachtschrank lag eine Kette. Sofort erinnerte sich, wenn anfangs auch nur bruchstückhaft, an ihren Traum.
Das war doch nicht möglich. Vorsichtig nahm sie die kleine Kette. Sie war herzförmig und vier reichlich verzierte Buchstaben waren darin eingraviert worden. KH und SC. Für Kate Heightmeyer und Steven Caldwell.
Wie war das möglich? War es gar kein Traum gewesen? Aber wie hatte er hier sein können?
Doch da war noch etwas anders, etwas, das Tränen in ihr aufkommen ließ. Sie hatte Gewissheit. Er war fort. Obwohl es immer wahrscheinlich gewesen war, dass er bei der Evakuierung umgekommen war, hatte sie doch immer noch gehofft, dass er doch noch irgendwie überlebt hatte.
Nun wusste, sie dass es nicht so war. Traurig sah sie hinab auf die Kette in ihren Händen. Ob er jetzt irgendwo hier war? Stand er vielleicht direkt neben ihr? Sie seufzte nur, wischte sich die Tränen aus den Augen. Er hatte nicht gewollt, dass sie um ihn weinte. Hatte sie das nicht auch schon genug gemacht?

"Das Letzte, was er sagte, war Ihr Name." Es war das Einzige was er auf dem Friedhof zu ihr gesagt hatte. Aber es war auch alles, was sie hatte hören wollen.
Fassungslos sah Kate den Mann, der hinter ihr stand, an. Wie konnte es nur möglich sein, dass Sheppard genau das sagte, was Steven ihr gesagt hatte? Das konnte nur bedeuten, dass sie nicht von ihm geträumt hatte? Hatte er sich heute Nacht wirklich von ihr verabschiedet?
Sie wusste nicht, wie es möglich war, aber sie wollte es auch gar nicht wissen. Immer noch hörte sie seine Worte, all das, was er ihr gesagt hatte.
Die Zeit würde sie ihr nach und nach nehmen. Aber es spielte keine Rolle mehr, denn seine Liebe lebte in ihr weiter. Und diese würde sie niemals vergessen. Sie würde ein Teil von ihr bleiben, für immer.
Sie würde mit seiner Liebe und ihren Erinnerungen weiter leben. Zwar wusste sie immer noch nicht ganz, wie ohne ihn weitermachen sollte, doch seine Worte, seine Liebe, sie gaben ihr Halt und Zuversicht. Vielleicht würden noch Jahre vergehen, bis alles wieder so sein würde, wie es früher einmal gewesen war, aber irgendwann würde es wieder so sein.
Sie sah hinab auf den Grabstein, nur eine Erinnerung, kein Sarg, kein Körper, den sie begraben konnten. Nur ein Name, auf einem Stein, ein paar Zahlen, nichts weiter. Langsam schloss sie die Augen, umschloss die kleine Kette, die sie um den Hals trug, mit den Fingern und nahm Abschied. Er würde Recht behalten, dass wusste sie, sie würden sich nie wieder sehen. Es war ein Abschied für immer.
Doch nur von seiner Anwesenheit, seiner körperlichen Nähe, seinen Berührungen. Doch die wirklich wichtigen Dinge, die konnten ihnen keiner nehmen; Liebe, Erinnerungen, auch wenn sie verblassten und ihre Träume, die so jung hatten sterben müssen.

- Ende -
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