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Destiny von Xily

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Short-Cut: Wie sollte sie ihm erklären, wieso sie gehen wollte, wenn es doch nur eine Lüge war? Sie hatte kein Jobangebot, sie wollte nicht gehen, aber sie musste es trotzdem.
Spoiler: 2. Staffel
Charaktere: Weir, Sheppard, OC
Kategorie: Friendship, Post-SGA, Romance, UST
Rating: PG-13
Author's Note: Tja…Grey's Anatomy hat mich etwas inspiriert ^^ Die FF ist etwas länger geworden als geplant und sie ist auch etwas ‚anders' geworden, als es gedacht war, aber ich hoffe, sie gefällt euch trotzdem ^^ Und wegen dem Ende *harhar* Ich habe ja wirklich mit mir gekämpft, da ich den Epilog anfangs nicht wollte ^^ Er erschien mir einfach nicht passend…aber für jeden Kitsch Fan gibt's eben jetzt auch ein passendes Ende ;)
Widmung: Für mein Patenkind *hrhr* Und natürlich für seine Eltern ;)
Disclaimer: MGM Television Entertainment
Feedback: Please - Feff@gmx.de

Destiny


"Wie konnte das passieren?", fragte er mit belegter Stimme, als sie vor dem Bett stand, halb angezogen und mit Kopfschmerzen, die man nur als mörderisch bezeichnen konnte.
Ja, wie ist das passiert?, fragte sie sich und wusste keine Antwort. Ihr Mund öffnete und schloss sich, aber es kam kein Ton heraus.
Still beobachtete sie ihn, wie er sich aus dem Gewühl von Decken befreite und aufstand, nach seiner Boxershorts suchte und diese dann anzog, als er sie gefunden hatte.
Einen Moment blieb er ruhig stehen, keiner sagte etwas und es herrschte eine unangenehme Ruhe in dem Raum.
Sie hob die Schultern und suchte nach Worten, die sie sagen konnte. Worte, die erklären würden, was da gestern Abend passiert war. Worte, die ihm versichern würden, dass es nicht so schlimm war. Sie fand keine.
"Was sollen wir tun?", fragte er leise und drehte sich zu ihr, in seinem Blick die Verzweiflung, die er in Hinsicht auf die Tatsache empfand, dass er morgen heiraten würde und zwar nicht sie.
"Ich weiß es nicht, John", sagte sie ehrlich, da sie wirklich nicht wusste, was sie tun konnten. Es war passiert, das würde keiner ändern können und Worte konnten es erst Recht nicht.
"Wir müssen es vergessen…wir müssen es einfach vergessen…"


Ja, vergessen, dachte sie ironisch, als sie über die deutliche Wölbung ihres Bauches strich. Vergessen war nicht mehr möglich, das wusste Elizabeth und doch war es ihnen damals richtig erschienen. Was sollte man tun, wenn man einen Tag vor einer Hochzeit Sex gehabt hatte? Sie war nicht diejenige gewesen, die mit ihm vor den Traualtar treten sollte und in Anbetracht dessen hatte sie dem Vergessen zugestimmt.
Vergessen, gestrichen, niemals stattgefunden.
Bedauerlicherweise machte ihr die immer größer werdende Kugel ihres Bauches einen Strich durch die Rechnung. Sie würde es nie vergessen können, da es immer etwas geben würde, dass sie daran erinnerte, was passiert war.
Sie hatte es versucht, ihm zuliebe, sie hatten es Beide versucht, es war aber nicht immer einfach etwas zu vergessen, was man miteinander geteilt hatte. Egal, ob es richtig oder falsch gewesen war.

"Manchmal frage ich mich, ob du Recht damit hattest, als du sagtest, ich solle Kelli nicht heiraten", sagte er, als sie zusammen auf dem Balkon standen und auf das Tal hinunter blickten, welches sich dort erstreckte.
"Wie kannst du das nach vier Wochen Ehe sagen?", fragte sie leicht überrascht und sah ihn an.
"Ich weiß es nicht, ich frage es mich einfach."
"Ich denke, dass ist eine Frage, die sich jeder im Lauf einer Ehe einmal stellt." Er blickte sie an und sie zuckte lächelnd mit den Schultern.
"So ist es", hielt sie an ihrer Ansicht fest und er seufzte.
Vielleicht hatte sie Recht und es nagte einfach nur die Gewissheit an ihm, dass er mit einer Lüge in diese Ehe gegangen war und diese niemals würde ändern können.
"Du hast mir davor immer gesagt, ich würde einen Fehler machen."
"Ich war deine beste Freundin, es stand mir zu, dir so etwas zu sagen."
"Du bist immer noch meine beste Freundin", sagte er leise und sie blickte langsam zu ihm, als er sie kontinuierlich ansah.
Sie senkte den Kopf und dachte darüber nach, ob dies stimmte. Sicher, in ihrer Beziehung hatte sich nichts verändert. Er war verheiratet, aber sie sprachen so wie früher miteinander. Und trotzdem war es anders.
Wir leben nur eine Lüge, dachte sie zynisch.


Die Lüge hatten sie so lange gelebt, bis ihr klar geworden war, dass sie schwanger war. Mit seinem Kind. Mit dem Kind eines verheirateten Mannes.
Elizabeth konnte sich gut an die Verzweiflung erinnern, die sie damals gehabt hatte. Die Angst darüber, dass sie nicht wusste, was sie tun sollte.
Sie hatte tagelang darüber nachgedacht, sich die Situation ausgemalt, wie er reagieren würde und doch hatte alles nur noch schlimmer gemacht.
Sie konnte es nicht einfach sagen und guten Gewissens dabei zusehen, wie eine Ehe zerstört wurde.
Zu viel hatte sie bereits kaputt gemacht und dies wollte sie nicht auch noch zu ihrer Liste hinzufügen.

"Wieso willst du gehen und was ist mit Atlantis?", fragte er und sah sie hilflos und auch leicht verzweifelt an.
Weil ich nicht dabei zusehen kann, wie du eine Ehe führst und ich dein Kind bekommen werde, dachte sie und der bereits bekannte Schmerz pochte in ihr.
Es war ihr nicht leicht gefallen, diese Entscheidung zu treffen, aber sie wusste, dass es die Richtige war. Sie konnte nicht bleiben, konnte ihm nicht die Wahrheit erzählen und zusehen, wie seine Ehe untergehen würde.
Das konnte sie nicht und sie würde es nicht, nicht, solange sie immer noch gehen konnte.
"Es ist ein sehr gutes Angebot und ich brauche etwas Abwechslung", erklärte sie und hob hilflos die Arme. Wie sollte sie ihm erklären, wieso sie gehen wollte, wenn es doch nur eine Lüge war? Sie hatte kein Jobangebot, sie wollte nicht gehen, aber sie musste es trotzdem.


Also war sie gegangen.

*~*~*


4 Jahre später

"Was hältst du davon?", fragte Leslie und hielt Elizabeth eine kleine, rosa Jacke entgegen, die mit ihrem Muster und der Kapuze so aussah, als könnte sie ihrer Tochter gefallen.
Es war nicht immer einfach, etwas zu finden, was Madison gefiel, da sie definitiv bereits einen eigenen Geschmack entwickelt hatte.
Und das mit gerade einmal drei Jahren, dachte Elizabeth amüsiert und nickte als Zustimmung, was Leslie veranlasste, die Jacke in ihren Einkaufskorb zu legen, ehe es weiter ging.
Es war schön einmal einen freien Tag zu haben und diesen mit ihrer Freundin zu verbringen, immerhin kam das nicht häufig war.
Elizabeth hatte zwar ihre Arbeitszeit drastisch gesenkt, seit ihre Tochter auf der Welt war, aber Mutter zu sein war ein Full Time Job, den sie zwar gerne machte, der aber trotzdem anstrengend war.
"Wie läuft's in der Praxis?", fragte sie Leslie, die bereits eine kleine Jeans in den Händen hielt und diese begeistert hin und her drehte.
"Bestens, über Patientenmangel kann ich mich nicht gerade beklagen", meinte sie und hielt Elizabeth die Jeans hin. Diese sah ihre Freundin nur tadelnd an.
Leslie würde Maddy nach Strich und Faden verwöhnen und daher war es keine Überraschung, dass die Kleine ihre Patentante über alles vergötterte.
"Ach, komm schon, Liz, sie wird immerhin nächste Woche vier. Ich hebe einige Sachen auf und die bekommt sie dann erst zum Geburtstag."
Vier. Ihre Tochter wurde vier Jahre alt und das schon nächste Woche.
Wie schnell die Zeit vergangen ist, dachte sie und musste unweigerlich an John denken, was ihr an jedem Geburtstag von Maddy passierte. Immerhin würde die Kleine auch dieses Jahr ohne ihren Vater feiern müssen und es tat weh daran zu denken.
Sie hatte weitestgehend mit ihrer Vergangenheit abgeschlossen, hatte nicht mehr zurück geblickt und versucht, ihr Leben weiter zu leben und neu zu ordnen.
Es war ihr auch gut gelungen, sie hatte einen neuen Job und neue Freunde, aber trotzdem konnte sie an manchen Tagen nicht alles abschütteln und es kam zurück.
All die Erinnerungen an Atlantis, an ihre damaligen Freunde, an John. Es würde mit Sicherheit auch nie aufhören, aber immerhin wurde ihr dann somit auch immer wieder bewusst, wieso sie damals gegangen war.
Sie hatte nichts mehr von John gehört, wusste nicht, ob seine Ehe noch intakt war, ob er nicht vielleicht bereits wieder Vater geworden war. Sie wusste nichts und manchmal dachte sie, dass es so auch besser war.
Als wieder die Jeans in ihrem Blickwinkel auftauchte, wurde sie aus ihren Gedanken gerissen und funkelte Leslie an.
"Ja, nimm sie mit", meinte sie dann ergebend und Leslie grinste, ehe somit auch die Jeans in den Einkaufskorb wanderte.
"Aber sie bekommt sie erst an ihrem Geburtstag!", sagte Elizabeth und Leslie nickte sofort, auch wenn sie ein amüsiertes Funkeln in den Augen hatte.
"Ich verspreche es dir."
Elizabeth schnaubte nur, da sie die Versprechen ihrer Freundin kannte, aber sie wusste es trotzdem zu schätzen, wie sehr sich Leslie um ihre Tochter kümmerte.
"Gehst du heute Abend zu dieser Party, wo nur Leute mit einem Ausweis zur höheren Sicherheitsstufe eingelassen werden?", erkundigte sich Leslie neckend und Elizabeth verdrehte amüsiert die Augen.
Sie hatte es sich nach ihrem Weggang nicht nehmen lassen bei Stargate Command zu arbeiten und somit war sie nun an einer Außenstelle tätig, die auch in regelmäßigen Abständen Veranstaltungen managte, zu denen allerdings nur diejenigen kommen konnten, die die nötige Sicherheitsstufe besaßen.
"Ich denke nicht, dass ich gehen werde."
"Ich könnte auf Maddy aufpassen", schlug Leslie vor, auch wenn sie sich sicher war, dass Elizabeth nicht gehen würde.
In den drei Jahren, in denen Leslie sie bereits kannte, war Elizabeth niemals hingegangen und auch, wenn sie nicht wusste wieso, hatte sie trotz Neugier nie etwas aus ihrer Freundin heraus bekommen.
"Wann kommt denn euer Besuch?", versuchte Elizabeth das Thema zu wechseln.
"Netter Versuch, du weißt genau, dass sie morgen kommen", meinte Leslie, ließ das Thema aber ruhen. Sie wusste, dass Elizabeth irgendetwas versteckte und auch nicht darüber reden wollte, also musste sie das wohl akzeptieren.
"Was hältst du hiervon?", fragte Elizabeth und hob ein gelbes T-Shirt hoch, wo ‚Mini Zicke' drauf stand.
Leslie lachte und nickte. "Das passt, sie wird es lieben."
Somit wanderte auch dieses Kleidungsstück in den Korb und die Shopping Tour ging weiter.

Am Abend, als Elizabeth alle neuen Klamotten gut gehütet und in Sicherheit gebracht hatte, sah sie nach ihrer Tochter, die friedlich im Wohnzimmer saß und mit kleinen Spielzeugautos spielte, die sie von Leslies Sohn Mike geschenkt bekommen hatte.
"Na, amüsierst du dich?", fragte sie lächelnd und setzte sich neben Maddy auf den Boden. Diese lächelte ihre Mutter sofort an und schob ihr ein Auto entgegen.
"Es ist Zeit fürs Bett, junge Dame", meinte sie, nahm aber das Auto und fuhr auf dem Teppich umher.
Sie wusste nicht, wieso Maddy ausgerechnet am liebsten mit kleinen Autos spielte und nicht wie alle anderen kleinen Mädchen mit Puppen, aber sie würde ihrer Tochter auch niemals etwas aufdrängen, was diese nicht unbedingt haben wollte.
"Du hältst wohl von deinem Bett heute nicht so viel." Maddy kicherte sie an, ein eindeutiges Zeichen für Elizabeth, dass ihre Tochter mal wieder auf eine längere Aufbleibenszeit beharrte.
"Ich bin noch nicht müde", bestätigte Maddy ihr mit ihrer hellen und kindlichen Stimme und doch fielen ihr schon beinahe die Augen zu, wie jedes Mal, wenn sich das Kind über den Tag hinweg ausgepowert hatte.
"Ich denke, das bist du doch", sagte Elizabeth und schnappte sich ihre Tochter, um sie auf ihren Schoß zu setzen.
Maddy verzog das Gesicht. "Ich will noch nicht schlafen!"
"Morgen kommt Mike und dann willst du doch fit sein, oder?"
Elizabeth grinste ihre Tochter an, die eine Schnute zog und doch nickte, da Mike bereits um einige Jahre älter war und Maddy wie eine kleine Schwester ärgerte.
"Dann müssen wir jetzt schlafen gehen."
Sie wusste, dass sie damit ihre Tochter überzeugt hatte und amüsiert stand sie auf, hielt Maddy auf dem Arm und lief mit ihr in das Badezimmer, wo sie ihre kleine Tochter auf dem flauschigen Badezimmerteppich abstellte.
Es erschien Elizabeth immer noch wie ein Wunder, wenn sie Madison ansah, wie die Kleine sofort in Richtung Waschbecken lief und sich auf den eigens für sie geholten Hocker stellte, damit sie das Becken besser erreichte.
Elizabeth trug Zahnpasta auf die Kinderzahnbürste und reichte diese ihrer Tochter, die mit einer mürrischen Miene anfing sich die Zähne zu putzen. Sie war nicht unbedingt ein Fan davon und Elizabeth erinnerte sich daran, dass auch John einmal erzählt hatte, dass er als Kind nur unter enormem Protest seine Zähne geputzt hatte.
Sie hat eben doch etwas von ihrem Vater, dachte Elizabeth und verdrängte dann den Gedanken, da sie jetzt nicht unbedingt daran erinnert werden wollte.
Sie hatte kein einziges Bild von ihm in der Wohnung und doch war ihr klar, dass sie ihrer Tochter eines Tages erzählen musste, wer ihr Vater war.
Die Schuldgefühle über die Tatsache, dass sie John sein Kind vorenthielt, waren ihr ständiger Begleiter, auch wenn sie sich sagte, dass sie so gehandelt hatte, um seine Ehe nicht zu gefährden.
Es hätte auch andere Möglichkeiten gegeben, sagte eine Stimme in ihr, aber sie verschloss sich, wie sie es immer tat, wenn sie sich dieser Tatsache gegenüber sah.
Es war besser es einfach zu verdrängen, als darüber nachzudenken, was sie hätte anders machen können. Sicher, es hätte wirklich andere Optionen gegeben und sie war sich genau im Klaren, dass sie eine der einfachsten gewählt hatte.
Keine Konfrontation, keine Erklärungen und keine Entschuldigungen. Stattdessen Lügen, Verdrängungen und die Entscheidung, dem allem aus dem Weg zu gehen.
Ich habe mich dafür entschieden, jetzt ist es zu spät, etwas daran zu ändern, sagte sie sich und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf Maddy, die sich den Mund ausspülte und ihr dann mit strahlend weißen Zähnen entgegen grinste.
"Bereit fürs Bett?", fragte Elizabeth, während sie Maddy das Schlafzeug reichte und die Kleine nickte, während sie sich mit Hilfe ihrer Mutter umzog.
Kurze Zeit später deckte Elizabeth ihre Tochter zu, gab ihr einen Gute-Nacht-Kuss auf die Stirn und überließ Maddy dem Tal der Träume.

*~*~*


Es wird nicht so werden, wie sonst jedes Jahr an ihrem Geburtstag, dachte sich Elizabeth am nächsten Tag, als sie mit schnellen Schritten ihrem Büro entgegen lief.
Keine Vorwürfe, keine Rechtfertigungen!
Sie würde nicht wie üblich darüber nachdenken, was passiert wäre, wenn sie John damals die Wahrheit gesagt hätte.
Sie war sehr gut im Verdrängen geworden und das funktionierte auch größtenteils während dem restlichen Jahr, aber um diese Zeit fiel es ihr besonders schwer.
All die anderen kleinen Kinder feierten mit ihren Eltern und Maddy hatte nur sie, hatte keinen Vater, der ihr stolz über das Haar streichen würde, wenn sie wieder ein Jahr älter geworden war.
Dies war eine Tatsache, die ihr zusetzte und nicht zum ersten Mal fragte sich Elizabeth, ob sie den Schritt wagen sollte. Ein einfacher Anruf, nicht viele Worte. Nur eine kurze Erklärung und dann das Warten auf eine Reaktion. Was würde er sagen? Was würde er tun? Würde er überhaupt etwas tun?
All diese Fragen wirbelten durch Elizabeths Kopf und wie jedes Jahr fühlte sie sich miserabel dabei.
Jedes Kind hat einen Vater verdient. Auch Maddy.
Und doch war es nicht so einfach, wie Elizabeth das gerne hätte.
Sie atmete erleichtert aus, als sie endlich bei ihrem Büro angekommen war und das eine Abwechslung versprach, die sie definitiv brauchen würde.
Elizabeth schloss die Türe auf, ging hinein und blickte in das Gesicht von Sean Parker, der sie grinsend ansah.
"Wie bist du hier reingekommen?", fragte sie ohne Willkommensgruß und ignorierte sein Grinsen, welches noch größer wurde.
"Ich habe meine Methoden." Er zwinkerte ihr zu und sie brummte, während sie ihre Tasche neben ihrem Schreibtisch auf den Boden stellte und sich setzte.
"Mitchell möchte, dass du heute Abend auf die Veranstaltung kommst", meinte er dann und sein Grinsen verschwand, wich einem fragenden Blick, da er Elizabeth inzwischen gut genug kannte und sie diese Konversation jedes Jahr führten - bisher immer ohne Erfolg für ihn.
"Das möchte er jedes Jahr", sagte sie und er nickte, während er sie amüsiert anblickte.
"Ich nehme nicht an, dass es sich dieses Jahr ändern wird?"
"Nein, aber danke, dass du es mir ausgerichtet hast."
"Jedes Jahr zur gleichen Zeit", meinte er und sie funkelte ihn an, auch wenn ihre Lippen zuckten und sie ihre ernste Miene nur schwer aufrecht erhalten konnte.
Sie konnte nicht genau sagen, wieso sie nicht ging. Es war unwahrscheinlich jemandem zu begegnen, den sie von Atlantis Zeiten her kannte, da sich die meisten immer noch in der Pegasus Galaxy befanden. Es wäre auch nicht schlimm, wenn es so sein sollte, da sie immer noch ab und dann Kontakt mit Rodney und Carson hatte, wenn sich die beiden auf der Erde befanden. Es war kein Geheimnis, wo sie war und doch hatte sie immer darauf geachtet, dass John es nicht unbedingt mitbekam. Sie hatten nach ihrem Weggang noch Kontakt gehalten, da es ihr richtig erschienen war. Immerhin war er ihr Freund gewesen und es wäre sehr auffällig geworden, wenn sie einfach verschwunden wäre, ohne sich zu melden.
Nach und nach hatte sie dann bewusst diese Kontakte weniger werden lassen und so waren sie zwangsläufig schließlich ganz verebbt und das hatte sich seither auch nicht mehr geändert, auch wenn John noch einige Male versucht hatte sie zu kontaktieren.
Es ist besser so, sagte sie sich und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder in Richtung ihres Gegenübers.
"Wirst du gehen?", fragte sie dann, auch wenn ihr bewusst war, dass dies wohl nur eine rhetorische Frage war. Immerhin handelte es sich hierbei um Sean Parker und dieser ließ bekanntlich nichts anbrennen.
"Natürlich werde ich gehen", sagte er und bestätigte somit die ohnehin schon bestehende Tatsache.
"Halte dich zurück", meinte sie amüsiert und er grinste nur, ehe er sich von seinem Stuhl erhob und mit einem Nicken den Raum verließ.
Sie bezweifelte, dass er das tun würde, aber genau deswegen war er Sean und sie war froh, ihn als Freund zu haben.
Leslie und er hatten ihr die Anfangszeit hier erheblich einfacher gemacht und dafür war sie immer noch dankbar.
Es war nie leicht, einen Neuanfang zu wagen, vor allem dann nicht, wenn man ganz alleine war und aus diesem Grund war sie erleichtert, es nicht gewesen zu sein.
Elizabeth wurde aus ihren Gedanken gerissen, als ihr Telefon anfing zu klingeln und sie die bekannte Nummer darauf sah.
"Hallo, Leslie", sagte sie grüßend, als sie den Hörer abgenommen hatte und sich in ihrem Stuhl zurück lehnte.
"Morgen, Liz. Wie geht es dir?", erkundigte sich ihre Freundin und Elizabeth merkte, wie sie diese Alltagssituation beruhigte.
"Es wartet ein entspannter Arbeitstag auf mich", meinte sie lächelnd und stellte sich Leslie vor, wie diese gerade in ihrer Praxis stand und mit den ganzen Patienten sicherlich noch einen stressigen Tag vor sich hatte.
"Ich mache heute früher Schluss, weil mein Besuch kommt und ich habe mir überlegt, morgen eine Gartenparty zu machen. Das Wetter ist gut und wir haben schon lange nichts mehr in der Richtung unternommen. Ich werde auch noch Sean fragen und Maddy hätte sicher auch ihren Spaß."
Elizabeth musste grinsen, da sie die Gartenpartys von Leslie sehr gut kannte. Es waren keine vornehmen, kleinen Partys, sondern meistens ging es rege her und es wurde gegrillt und getrunken und die ganze Nachbarschaft tummelte sich im Garten.
Es war eine wunderbare Erfahrung für sie gewesen, als sie zum ersten Mal dort gewesen war, da sie diese freundschaftliche Stimmung zwischen der Nachbarschaft nie gekannt hatte. So etwas hatte es früher in ihrer Umgebung nie gegeben und dies war ein weiterer Aspekt, wieso sie so froh war, ihrem alten Leben den Rücken gekehrt zu haben.
Hier spielte das richtige Leben, es wurden Prioritäten auf andere Dinge gesetzt, als nur auf Beruf und Karriere und es hatte ihr gezeigt, wie viel sie letztendlich verpasst hatte.
"Ich werde kommen", sagte sie daher und fragte nicht einmal, ob sie etwas mitbringen sollte, da sie Leslie kannte und wusste, dass diese mit Sicherheit bereits den Kühlschrank voll haben würde.
"Sehr gut, dann werde ich jetzt Sean anrufen."
Der Satz war gleichzeitig das Ende ihrer Unterhaltung und Elizabeth legte auf, sinnierte über die ironische Tatsache, dass sie sich früher solch ein Leben niemals hätte vorstellen können und nun lebte sie es.

Elizabeth wusste, dass sie zu spät war und so lief sie so schnell es ging den langen Korridor entlang, der in Richtung Ausgang führte.
Mike wäre sicher nicht sauer, wenn sie ein paar Minuten zu spät kommen würde, es war ihr aber trotzdem unangenehm. Immerhin spielte er schon oft genug den Babysitter für Madison und auch wenn die Beiden sich gut verstanden, so konnte sie gut verstehen, wenn er am Abend einfach genug von einer Dreijährigen hatte.
Sie beschleunigte den Schritt und hastete um die Ecke in den Eingangsbereich des Raumes, wo heute Abend die Veranstaltung stattfinden würde.
Ihr Blick huschte routiniert über die große Halle und sie wäre beinahe über ihre eigenen Beine gestolpert, als sie plötzlich stehen blieb und ihr Blick sich auf einen Mann haftete, der mit ihrem Boss sprach.
Ihr Herzschlag beschleunigte sich und sie stieß ein Keuchen aus, als ihr Gehirn registrierte, dass dort, am anderen Ende des Raumes, John Sheppard stand.
Nein, dachte sie und blinzelte. Das kann nicht sein. Und doch war es so, er verschwand nicht, er war definitiv hier.
Sie wusste einen Moment nicht, was sie tun sollte. Ihre Gedanken rasten und sie konnte nichts anderes tun, als ihn einfach nur anzustarren und langsam drang die Gewissheit zu ihr durch, dass sie hier schleunigst verschwinden sollte.
Elizabeth merkte erst, dass sie sich bewegte, als sich die Türe vor ihr öffnete und ihr frische Luft entgegen schlug.
Sie atmete hastig ein und lief zu ihrem Auto, während sie sich überlegte, was er hier tat. Ging er zur Veranstaltung? Es war möglich, aber er war nicht sehr häufig auf der Erde und wenn, dann kamen die Meisten nur, um sich eine kleine Auszeit von dem stressigen Leben zu nehmen, das Atlantis nun einmal mit sich brachte. Wieso also sollte er dann zu einer Veranstaltung gehen, die mit Atlantis zu tun hatte?

Als sie 20 Minuten später in ihre Einfahrt bog, hatten sich ihre Gedanken leicht beruhigt, aber sie war immer noch unruhig und wusste nicht, was sie von alldem halten sollte.
Denk nicht mehr darüber nach, sagte sie sich, als sie ihre Jacke und Tasche aus dem Auto schnappte und in Richtung der Eingangstür lief.
Es ist die Chance, ihm die Wahrheit zu sagen, richtete sich eine andere Stimme aus der Tiefe ihres Bewusstseins an sie und Elizabeth schloss die Augen, zwang sich ruhig einzuatmen und machte sich bewusst, dass sie nicht vollkommen verstört in ihr Haus kommen konnte, wo zwei Kinder auf sie warteten.
Er ist hier und er wird auch wieder gehen, beruhigte sie sich und schloss die Türe auf.
Sofort kam ihr Maddy entgegen gelaufen und strahlte sie mit einem riesigen Lächeln an, was all ihre Sorgen verschwinden ließ.
"Mommy, Mommy", rief die Kleine, ehe Elizabeth sich bückte und ihre Tochter auf den Arm nahm.
"Hallo, Schätzchen, hattest du einen schönen Tag?", fragte sie Maddy und strich der Kleinen über das dunkle Haar.
Das Haar ihres Vaters, dachte sie wehmütig und verdrängte den Gedanken jedoch sofort.
"Ja, Mike und ich haben im Garten gespielt und eine Wasserschlacht gemacht", sprudelte es aus ihrem kleinen Sonnenschein heraus und Elizabeth nickte, während sie Mike entgegen lächelte, der soeben aus dem Wohnzimmer kam.
"Eine Wasserschlacht?", fragte sie in Richtung des Jungen, der nur grinsend mit den Schultern zuckte.
"Es war ihre Idee", meinte er und sie blickte ihn amüsiert an, da die Beiden immer auf die interessantesten Ideen kamen. Da es aber beinahe 30° hatte, konnte sie nichts dagegen sagen und so gingen sie gemeinsam ins Wohnzimmer, wo sie Maddy wieder absetzte und auf den Boden stellte.
"Es tut mir leid, dass ich zu spät bin", meinte Elizabeth und blickte Mike an, der nur mit den Schultern zuckte. "Das macht nichts, wir hatten viel Spaß."
Er grinste Maddy entgegen, die sofort kicherte und Elizabeth fragte sich einmal wieder, wie es nur dazu kam, dass sich ein zwölfjähriger Junge so gut mit einer Dreijährigen verstand. Die Beiden hatten sofort nach Maddys Geburt Freundschaft geschlossen und so war es bis heute geblieben und sie hoffte, dass sich das auch nicht änderte, wenn Mike älter sein würde.
Sie öffnete ihren Geldbeutel und gab dem Jungen das Geld für das Babysitten und dieser nahm es mit einem Danke entgegen und steckte es sich in die Hosentasche.
Sie hatte darauf bestanden, dass er etwas dafür bekam, da er anfangs immer nur gesagt hatte, dass er es gern täte und dafür kein Geld haben wollte.
Doch Elizabeth wusste, wie anstrengend ihre Tochter ab und dann sein konnte und so hatte sie darauf beharrt und von Leslie wusste sie, dass das ganze Geld in sein Sparschwein wanderte, bis er es für etwas brauchen würde.
"Vielen Dank, Mike", sagte sie, aber er schüttelte wie üblich den Kopf. "Habe ich gerne gemacht", sagte er und zog Maddy an den Haaren.
"Wir sehen uns morgen, Zwerg."
"Ich bin kein Zwerg", kam sofort die patzige Antwort und ihre Tochter stampfte mit dem Fuß auf den Boden.
"Doch, bist du." Mike lachte und da Maddy nie lange auf ihn sauer sein konnte, strahlte auch sie wenige Sekunden später wieder und winkte Mike hinterher, als dieser sich auf den Heimweg machte.
"Gehen wir morgen zu Tante Leslie?", fragte die Kleine und schaute Elizabeth an, die gerade die ganzen Spielsachen ihrer Tochter vom Boden aufhob.
"Ja, wir gehen morgen zu Tante Leslie", meinte sie lächelnd und strich ihrer Tochter über die verwuschelten Haare, als diese neben ihr in die Knie ging und eines ihrer Spielsachen aufhob und ihr reichte.
Du bist definitiv die Tochter deines Vaters, dachte sie und wurde sich schmerzlich bewusst, dass Maddy ihrem Vater noch nie näher gewesen war, als in diesem Moment.

Nachdem sie Maddy ins Bett gebracht hatte, saß Elizabeth mit einem Glas Wein in ihrem Wohnzimmer und starrte in die Dunkelheit. Sie hatte kein Licht gemacht, es war angenehm hier zu sitzen und das Gefühl der Surrealität um sich herum zu haben.
Es war der perfekte Ort um nachzudenken und sie erinnerte sich noch genau an den Moment, wo ihr altes Leben vollkommen aus den Fugen geraten war.

"Sie sind schwanger."
Sie starrte ihrer Frauenärztin ins Gesicht und spürte, wie ihr das Blut aus dem Gesicht wich und ihr Blickfeld verschwamm.
Schemenhaft sah sie ihre Ärztin, die sie mit sorgenvollem Blick bestimmt auf einen Stuhl setzte und ihre Beine auf einen Hocker legte.
"Wie geht es Ihnen?", hörte sie eine klare Stimme fragen und sie musste ein paar Mal blinzeln, ehe es wieder besser wurde.
"Es geht schon", versuchte sie zu sagen und schluckte, da sich ihr Hals völlig trocken anfühlte.
Schwanger, oh mein Gott! Sie wusste nicht, was sie denken sollte, wusste nicht, was sie sagen, oder wie sie reagieren sollte.
"Sind Sie sicher?", fragte sie leise und sah ihre Ärztin beinahe schon flehend an.
"Das Resultat ist eindeutig. Sie sind in der fünften Woche schwanger."
Dieser Satz machte alles zunichte, was sie sich bis dahin aufgebaut hatte. Machte alles zunichte, von dem sie angenommen hatte, dass es besser werden würde.
Jetzt konnte es nur noch schlimmer werden.


Was soll ich nur tun?, fragte sich Elizabeth und nippte an ihrem Glas Wein. Der fruchtige Geschmack tat ihr gut, konnte ihr aber leider keine Antwort auf die ganzen Fragen geben, die sie sich stellte.
Er war also hier, er war in greifbarer Nähe und es wäre die Möglichkeit, um ihm zu sagen, dass er eine Tochter hatte. Es wäre so einfach. Nur ein paar Wörter und sie würde nie wieder mit dieser Lüge leben müssen.
Und doch konnte sie es nicht tun. Wie konnte sie ihm bewusst machen, dass sie so gehandelt hatte, um seine Ehe nicht zu gefährden? Dass sie es getan hatte, weil sie das Beste für ihn gewollt hatte?!
Er würde es nicht verstehen und wenn sie ehrlich war, würde sie das sogar respektieren. Sie würde ihn immerhin vor vollendete Tatsachen stellen. Er würde einfach von einer Sekunde zur anderen Vater sein und sich einem Kind gegenüber sehen, das er noch nie gesehen hatte.
Elizabeth spürte, wie Verzweiflung in ihr aufstieg und sie stützte den Kopf in die Hände, schluckte schwer und suchte nach einer Antwort, die sie in all den letzten Jahren nicht gefunden hatte.

*~*~*


Elizabeth fühlte sich am nächsten Tag völlig zerschlagen und emotional ausgelaugt. Den Großteil der Nacht hatte sie grübelnd verbracht, bis sie schließlich restlos erschöpft auf der Coach eingeschlafen war, wo sie morgens von ihrer quicklebendigen Tochter geweckt worden war.
Diese stand nun wartend vor der Türe und sah ihre Mutter aufgeregt an, als diese sich ihre Jacke anzog und nach dem Haustürschlüssel suchte.
Elizabeth wäre am liebsten liegen geblieben, aber sie hatte Leslie versprochen zu kommen und sie wusste, wie sehr Maddy sich darauf freute. Die Kleine war der Liebling der Nachbarschaft und Elizabeth redete sich gut zu, dass sie diesen Tag überstehen würde.
Die Dusche hatte nicht den gewünschten Effekt gehabt und sie richtig wach werden lassen und so hoffte sie einfach, dass man ihr nicht unbedingt ansah, wie unruhig ihre Nacht gewesen war.
Als sie die Schlüssel endlich gefunden hatte, atmete sie noch einmal tief durch und öffnete dann die Türe, ehe sie ihre Tochter an die Hand nahm und in Richtung von Leslies Haus ging.
Die Beiden wohnten nicht weit voneinander entfernt und so konnte man schon von weitem die fröhliche Musik hören, die von dort aus ertönte und Elizabeth sah, dass Leslie wohl wirklich die gesamte Nachbarschaft eingeladen hatte.
Im Garten standen viele Leute und Maddy lachte begeistert, als man ihnen zuwinkte und sie begrüßte.
Sie ließ ihre Tochter los und diese lief auch sofort in die Menge und war schnell verschwunden, doch Elizabeth wusste, dass die Kleine gut aufgehoben war, da sie hier von jedem verhätschelt werden würde.
"Hey, du siehst wunderbar aus", ertönte eine dunkle Stimme und sie verdrehte die Augen, ehe sie sich zu Sean umdrehte und ihn gespielt böse anfunkelte.
"Du siehst genau so aus, wie ich mich fühle. Wurde wohl gestern etwas spät", konterte sie und doch entsprach es der Wahrheit. Auch er sah so aus, als hätte er nicht unbedingt die empfohlenen acht Stunden Schlaf bekommen.
Er nickte ergeben und stellte sich neben sie. "Und was ist deine Erklärung?", erkundigte er sich.
Ja, was ist meine Erklärung?, fragte sie sich und überlegte, wie sie erklären sollte, wieso sie so wenig geschlafen hatte.
"Ich habe keine Erklärung", sagte sie daher und er sah sie lange an, ehe er den Kopf schüttelte und sie tadelnd anblickte.
"Doch, das hast du", meinte er nur und sie seufzte, da er sie inzwischen recht gut kannte und sie verfluchte diese Tatsache.
"Das habe ich, es geht dich aber nichts an." Mit diesen Worten schenkte sie ihm noch einen spitzen Blick und verschwand dann ebenfalls in der Menge.

Die nächste halbe Stunde war sie damit beschäftigt jeden ihrer Bekannten zu begrüßen und darauf zu achten, dass ihre Tochter auch noch etwas anderes als Süßigkeiten aß.
Es war anstrengender, als sie angenommen hatte und sie war dankbar, als sie Leslie in deren Küche fand.
"Ich brauche dringend einen Kaffee", meinte Elizabeth und Leslie sah sie mit hochgezogener Augenbraue an.
"Na du siehst ja gut aus", war die Bemerkung ihrer Freundin und Elizabeth nickte nur.
"Ich weiß, was ist mit dem Kaffee?"
Leslie seufzte und reichte ihrem Gegenüber eine Tasse von dem frisch gebrühten Kaffee.
"Ich hoffe, er hilft."
"Sehe ich so schlimm aus?", fragte Elizabeth und genoss das heiße Gebräu, als sie einen kleinen Schluck genommen hatte.
"Nicht wirklich, aber es fällt mir trotzdem auf. Was ist los?"
Genau wie bei Sean war sie nicht besonders erpicht darauf diese Frage zu beantworten und so schwieg sie nur und trank noch einen Schluck.
"Gut, behalte es für dich. Hast du schon etwas gegessen?", fragte Leslie und Elizabeth warf ihr einen dankbaren Blick zu.
"Habe ich, danke. Wo ist dein Besuch? Ich habe sie noch nicht gesehen."
"Ihn. Ihn hast du noch nicht gesehen."
"Ich dachte, es wären zwei", stellte Elizabeth verwundert fest.
"Das dachte ich auch", meinte Leslie und schnappte sich eine Platte voller Fleisch, Würste und Gemüse und lief hinaus in den Garten, wo ihr Mann bereits den Grill angemacht hatte und angenehm riechender Qualm in die Luft stieg.
Elizabeth lehnte sich gegen die Küchenplatte und genoss die Wärme der Tasse, als sie sich durch das große Fenster im Garten umblickte und schließlich ihn sah.
Genau wie gestern erstarrte sie und war im ersten Moment zu nichts fähig, als nur hinaus zu blicken.
Sie schluckte krampfhaft und blinzelte, doch auch dieses Mal verschwand er nicht und so drehte sie sich in Sekundenschnelle herum und presste die Tasse an sich.
Er war hier. Hier in diesem Garten. Ihr ehemalig bester Freund und Vater ihrer Tochter stand dort draußen und sie wusste nicht, was sie tun sollte.
Ich wusste, dass es kein guter Tag wird, dachte sie und drehte sich mit erschrockenem Gesicht herum, als die Türe aufging und John Sheppard vor ihr stand.

Er sah genauso erschrocken aus wie sie und Sekunden lang standen sie sich nur gegenüber, blickten sich an und keiner sagte ein Wort.
Es schienen Ewigkeiten zu vergehen, ehe schließlich ein "Elizabeth?!" von ihm kam und sie hörte den Unglauben darin.
Genauso wenig, wie sie erwartet hatte ihn hier zu sehen, hatte er wohl erwartet, hier auf sie zu treffen.
Sie war immer noch so perplex, dass sie ihn nur anschauen konnte und so schrak sie zusammen, als sich plötzlich wieder die Türe öffnete und Leslie fröhlich summend eintrat.
Die Spannung verschwand sofort, nun, wo sie nicht mehr mit ihm alleine war und doch blieb die Gewissheit, dass sie ihm von nun an nicht mehr aus dem Weg gehen konnte.
Das Versteckspiel hatte ein Ende und sie wusste nicht, ob sie das erleichtert oder verängstigt werden lassen sollte.
Leslie schien von der Spannung im Raum nichts mitzubekommen, da sie immer noch summend einen weiteren Grillteller füllte und ihn dann John in die Hand drückte.
Dieser starrte nur darauf und regte sich nicht, bis Leslie schließlich eine eindeutige Handbewegung machte und er mit einem letzten verwirrten Blick zu Elizabeth den Raum verließ.
Leslie schnappte sich indessen einen Krug voller Limonade und zwinkerte Elizabeth noch zu, bevor sie John folgte und hinausging.

Elizabeth wusste kaum, was die nächsten Minuten passierte. Als sie sich kurze Zeit später im Hintergarten vorfand, wusste sie nicht, wie sie dorthin gekommen war.
In ihrem Kopf drehte sich alles und Gedanken schwirrten hervor und gingen wieder, ohne, dass sie sie wirklich zu fassen bekam.
Er war hier. Ihr wurde beinahe schlecht bei dem Gedanken und sie hielt sich den Bauch, setzte sich auf die Stufe, die hinunter in den Garten führte.
Sie versuchte sich zu beruhigen, atmete gleichmäßig und sagte sich, dass es nicht so schlimm war. Sie würde normal mit ihm reden, ihm einen Grund nennen, wieso sie sich nicht mehr gemeldet hatte und dann wäre es geregelt. Er würde in ein paar Tagen wieder gehen und sie würde ihn für lange Zeit nicht mehr sehen.
Keine Worte über Maddy, keine Worte über seine Ehe und nichts würde sich ändern.
Willst du das?, fragte sie sich unweigerlich, als sie an ihre Tochter dachte.
Willst du nicht endlich, dass sie einen Vater hat?
Sie schloss die Augen und verdrängte die altbekannte Verzweiflung, die in ihr aufstieg, wenn ihr klar wurde wann immer ihr klar wurde, dass sie nicht wusste, was sie tun und wie sie reagieren sollte.
Elizabeth schreckte hoch, als hinter ihr Schritte erklangen und mit der Gewissheit, wer da näher kam, blickte sie auf.
John blieb einige Schritte von ihr entfernt stehen, blickte auf sie hinunter und wieder sahen sie sich sekundenlang nur an, ohne, dass jemand etwas sagte.
Die Zeit verstrich und Minuten später stand sie schließlich auf, blieb aber in der Entfernung stehen und zwang sich ein kleines Lächeln ab.
"Hallo", sagte sie leise und blickte ihn an. Er hatte sich kaum verändert und sie spürte, wie Wärme und Zuneigung in ihr aufstiegen. Ihre Gefühle für ihn hatten sich nie geändert und sie wusste, dass ihr das gefährlich werden konnte.
Er lächelte nun ebenfalls, aber sie kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass auch sein Lächeln nicht von Herzen kam.
Es gab immer noch diese Barriere zwischen ihnen, die sie über die Jahre hinweg aufgebaut hatte, um sich vor ihm zu schützen.
Nun bereute sie es, aber Elizabeth war klar, dass sie ihm nicht einfach so ihre Beweggründe würde sagen können. Zuerst einmal mussten sie wieder zueinander finden, auch wenn sie nicht genau wusste, wie sie das machen sollte.
Zu viel war passiert und zu viel Zeit war vergangen.
"Hallo", sagte er nun endlich und wieder entstand eine sich lang ziehende Stille, da beide nicht wussten, was sie sagen sollten.
"Ich habe nicht erwartet, dich hier zu sehen", sagte Elizabeth und überwand die durchsichtige Wand, die sie bisher auf ihrem Platz gehalten hatte.
Sie ging einige Schritte näher, bis sie schließlich vor ihm stand und am liebsten hätte sie ihn umarmt, hielt sich aber zurück.
Sie konnte in seinen Augen nicht lesen, was er dachte und diese Erkenntnis verunsicherte sie, da sie es früher immer mühelos gekonnt hatte.
Johns direkte Nähe machte ihr bewusst, wie sehr sie sich immer noch zu ihm hingezogen fühlte.
Sein Körper strahlte Wärme aus und zischend kamen all die Bilder der Nacht zurück, die alles verändert hatte.
Sie spürte, wie Hitze in ihr aufstieg und schloss die Augen, schob die Bilder beiseite und versuchte sich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren und da konnte sie solche Erinnerungen definitiv nicht brauchen.
"Ich habe auch nicht gerade erwartet, dich hier zu sehen", sagte er und erleichterte es ihr somit, sich auf etwas anderes zu konzentrieren.
Sie wusste nicht, was sie darauf erwidern sollte und so beobachtete sie ihn, wie er seinen Blick über ihren Körper wandern ließ und schließlich wieder bei ihren Augen ankam.
"Du hast dich sehr verändert", stellte er fest und sie war sich nicht sicher, ob sie Bedauern aus seiner Stimme heraus hörte.
Bedauerte er es wirklich, dass sie sich verändert hatte? Es waren immerhin Jahre vergangen und sie war nicht mehr auf Atlantis. Sie war nicht mehr Elizabeth Weir, die Leiterin von Atlantis. Diese Elizabeth hatte sie hinter sich gelassen und auch wenn sie einige Zeit gebraucht hatte, um sich an die neue Elizabeth zu gewöhnen, so fühlte sie sich inzwischen damit wohl, wie es sich entwickelt hatte. Sie war Mutter und hatte somit andere Prioritäten wie damals.
"Du dagegen kaum."
Man sah ihm nicht an, dass fast vier Jahre vergangen waren, seitdem sie sich das letzte Mal gesehen hatten und sie nahm an, dass das Leben auf Atlantis immer noch so fordernd war, dass man es sich nicht erlauben konnte, schwach zu werden.
"Ich tue mein Bestes", sagte er mit einem Hauch von Amüsement und erinnerte sie damit an seinen Humor, den sie früher so geliebt hatte.
"Wie geht es den Anderen?", fragte sie, um nicht an die früheren, gemeinsamen Zeiten nachdenken zu müssen.
Er sah sie einen Moment nachdenklich an, ehe er dann schließlich antwortete: "Gut, aber das wüsstest du, wenn du dich danach erkundigt hättest."
Er hatte einen eindeutigen Unterton und sie schluckte, da ihr schmerzlich bewusst war, dass er Recht hatte. Sie hatte es vermieden zu viele Informationen einzuholen, obwohl man es ihr durchaus angeboten hatte. Er schien das zu wissen, oder er schloss es aus ihrer Frage.
Es war spürbar, wie sich nun die Atmosphäre veränderte. Es war nichts mehr Neutrales, nun schienen die Vorwürfe zu dominieren und sie war sich nicht sicher, ob sie für eine Konfrontation mit ihm bereit war.
Sicher, sie sprachen schon mehrere Minuten miteinander, aber sie wusste nicht, ob sie sich verteidigend vor ihn stellen konnte, wenn er ihr den Vorwurf machen würde, dass sie damals einfach gegangen war.
Sie hatte ihm von dem Job erzählt, aber genauso gut, wie sie ihn kannte, kannte er auch sie und sie war sich schon immer unschlüssig gewesen, ob er ihr nun geglaubt hatte oder nicht.
"Ich habe nicht auf alle Daten Zugriff", sagte sie einfach und das Hochziehen seiner Augenbraue zeigte ihr, dass dies für ihn keine ausreichende Erklärung war.
"Du arbeitest immer noch für Stargate Command, also hätte man dir bestimmt den Zugriff darauf gegeben…wenn du gefragt hättest."
Nun war es eindeutig, dass sie den Bereich der Vorwürfe betreten hatten und sie fühlte sich müde und erschöpft und wusste nicht, was sie darauf erwidern sollte.
Er hatte Recht, sie wusste das und sie hatte das leise Gefühl, dass er es auch sehr genau wusste.
"Atlantis ist ein Geheimprojekt, nicht jeder hat Informationen darüber und nicht jeder bekommt sie."
Sie wusste, dass es sinnlos war, hier noch nach Ausreden zu suchen, aber ihr Stolz ließ es nicht zu, dass sie einfach nur klein beigab und ihm gestand, dass sie nicht nach diesen Daten gefragt hatte, weil es genau die Dinge gewesen wären, die sie zerstört hätten.
"Du hättest sie bekommen." Seine Stimme war laut und sie hörte eindeutig die Enttäuschung, die Wut und den Schmerz heraus und ihre Schuldgefühle wuchsen ins Unermessliche, als sie den Ausdruck in seinen Augen sah. Oh ja, sie hatte ihn damit verletzt, mehr als sie wohl jemals angenommen hatte.
"Ist hier alles in Ordnung?", ertönte unerwartet eine Stimme nahe der Terrassentüre und beide drehten sich überrascht und auch erschrocken in Richtung der Person, die dort stand.
Elizabeth atmete erleichtert ein, als sie Sean sah und ehe sie etwas erwidern konnte, kam ihr John zuvor.
"Wer sind Sie?", fragte er und seine Stimme klang kühl, auch wenn immer noch ein Maß an Freundlichkeit darin lag.
"Ich bin ein Freund von Elizabeth und wer sind Sie?"
"Ich bin…" Er stockte und dann sah er zu ihr, einen irritierten Ausdruck in den Augen, da er wohl nicht wusste, wer genau er in Bezug auf sie war.
Ein ehemaliger Freund? Ein guter Bekannter?
Der Vater meiner Tochter. Sie schluckte und sammelte sich, ehe sie in Richtung von Sean lief.
"Er ist ein Freund von früher", sagte sie, als sie bei ihm angekommen war und sich neben ihn stellte.
"Das hat sich nicht gerade so angehört." Sie fluchte innerlich über Seans Beschützerinstinkt, auch wenn sie es sonst durchaus zu schätzen wusste.
"Es ist aber so", sagte sie lediglich und drehte sich dann herum und verschwand im Inneren des Hauses.

Elizabeth versuchte ruhig zu bleiben und nicht dem Drang nachzugeben, einfach loszulaufen. Damit wäre Keinem geholfen und ihr Stolz ließ es nicht zu.
Ihr Herz pochte spürbar in ihrem Brustkorb und sie hielt sich den Bauch, als eine Welle von Übelkeit über sie hinweg schwappte.
Ich muss hier weg, sagte sie sich, da sie spürte, wie ihr die Situation entglitt. Sie war nicht darauf vorbereitet, ihm jetzt gegenüber zu stehen und schon gar nicht war sie darauf vorbereitet, von ihm die Vorwürfe zu hören, die sie sich selbst immer machte.
Es war auch so schon schwer genug, aber es jetzt auch noch von ihm zu hören, überstieg ihr heutiges Limit.
Sie schluckte und überrannte beinahe Leslie, die gerade wieder in die Küche geeilt kam.
Diese schien überrascht, Elizabeth hier zu sehen und sie blieb stehen und zog die Augenbrauen nach oben, als sie sah, dass irgendetwas nicht stimme.
"Alles in Ordnung?", fragte sie daher leicht irritiert und doch klang auch Sorge in ihrer Stimme mit.
"John Sheppard. Du hast mir nicht gesagt, dass es John Sheppard ist", sagte Elizabeth leise und ihre Stimme bebte.
Leslie schien noch mehr irritiert und zog Elizabeth zur Seite.
"Du hast nicht gefragt…was ist denn los? Kennst du ihn?" Neugier klang heraus und sie musterte Elizabeth genau.
Diese verdrehte die Augen und strich sich über das Gesicht. Es wurde wirklich immer besser.
"Ja, ich kenne ihn", sagte sie und drehte sich dann herum, ehe sie in den Garten eilte und eine verwunderte Leslie zurück ließ.

Genauso wie am Abend zuvor, saß Elizabeth auf ihrer Couch und starrte in die Dunkelheit.
Sie hatte es händeringend geschafft ihre immer noch beleidigte Tochter ins Bett zu bringen, der es gar nicht gefallen hatte, heute Nachmittag so einfach die Feier verlassen zu müssen und die es ihr auch weinend und sich wehrend nicht leicht gemacht hatte.
Elizabeth tat es leid, dass im Endeffekt Maddy hatte darunter leiden müssen, aber sie hätte es nicht mehr länger auf der Feier ausgehalten.
Es war nicht richtig, einfach die Flucht zu ergreifen und das wusste sie, aber es war ihr als die einzige Lösung erschienen und so war sie - Elizabeth Weir - gegangen und fragte sich nun, ob John nicht vielleicht doch recht hatte.
Hatte sie sich verändert? Früher wäre sie einer Konfrontation niemals aus dem Weg gegangen, egal, wie anstrengend und schwer es werden würde.
Nun war sie bewusst davon gerannt und sie war enttäuscht. Von sich, von der ganzen Situation und von John, weil er ihr nicht vertraute.
Sie hatte ihr Leben so radikal geändert, hatte damals alles aufgegeben, was ihr wichtig gewesen war und wozu? Dass sie jetzt die Konsequenzen sah und sich eingestehen musste, dass es nicht unbedingt das Beste gewesen war, was sie getan hatte?
Sie hatte es für John getan und doch hatte sie somit all die Verantwortung auf sich selbst übertragen und auch wenn sie glücklich darüber war Mutter zu sein, so gab es doch Dinge, mit denen sie unzufrieden war.
Johns Auftauchen zeigte ihr das nur allzu deutlich. Er lebte Abenteuer, er tat einen Job, der enorme Risiken mit sich barg. Genau das, was sie jeher gewollt und dann schließlich aufgegeben hatte. Für ihn. Und nun machte er ihr Vorwürfe und sie konnte es ihm nicht einmal wirklich übel nehmen, da er den Grund nicht wusste und sie wohlweißlich immer verhindert hatte, dass er ihn erfuhr.
Sie wurde aus ihrer trüben Gedankenwelt gerissen, als plötzlich das Telefon klingelte und sie hochschrecken ließ. Einen Moment blieb sie einfach sitzen, überlegte, ob sie es klingeln lassen sollte, doch dann würde vielleicht Maddy wach und Elizabeth wusste sehr gut, welch ein Kampf es dann geben würde, um ihr Tochter wieder zum Schlafen zu bringen.
So stand sie schließlich auf und sah auf die Nummer, die das Telefon anzeigte. Leslie.
Elizabeth atmete tief durch und drückte den Annahmeknopf.
"Hallo", sagte sie nur und machte sich auf das Schlimmste gefasst. Sicher hatte John inzwischen alles erzählt und Leslie würde ihr mit freundlichem Tonfall sagen, dass sie es nicht schätzte, als ihre beste Freundin über solche Sachen nicht informiert zu werden. Immerhin wusste Leslie wirklich kaum etwas über ihre Vergangenheit und John konnte in diesem Bereich einige Löcher füllen.
"Abend", grüßte Leslie zurück. "Ich nehme an, du bist gut nach Hause gekommen?"
Ihr Tonfall klang neutral, aber Elizabeth war sich sicher, dass Leslie über ihren schnellen Abgang sicher nicht erfreut gewesen war.
"Es tut mir leid, dass ich so schnell gegangen bin, Leslie", entschuldigte sich Elizabeth schließlich und hörte Leslie tief Luft holen.
"Es ist ja nicht so, dass ich mich beschweren möchte. Ich frage mich nur, wieso du so schnell verschwindest und John seither mit einer Laune hier herum läuft, die kaum zu ertragen ist."
"Hat er etwas gesagt?", fragte sie vorsichtig und hörte Leslie stöhnen.
"Das hat er eben nicht und so sitze ich jetzt hier und frage mich, was ich verpasst habe. Ich nehme nicht an, dass du mich aufklären möchtest?"
Elizabeth schwieg und hoffte, dass Leslie es verstehen würde. Es tat ihr Leid, dass Leslie nun direkt zwischen den Fronten stand und nicht einmal wusste, um was es sich genau handelte.
"Das hatte ich auch nicht angenommen", meinte Leslie, als Elizabeth nichts erwiderte.
"Es tut mir leid."
"Das hat John auch gesagt."
"Wirklich?"
"Ja, aber mehr sagt er nicht…er hat mich nach deiner Adresse gefragt."
"Was?" Elizabeth spürte, wie ihr Puls in die Höhe schoss und sie den Hörer fest umklammerte. Nicht auch das noch!
"Ja. Ich nehme an, er wollte dir einen Besuch abstatten. Natürlich sagt er nicht wieso und ich nehme an, auch du wirst mir nichts sagen, aber keine Angst, ich habe sie ihm nicht gegeben. So lange ich nicht weiß, was hier läuft, werde ich mich auch nicht beteiligen."
"Oh Leslie, danke!" Elizabeth atmete erleichtert aus und lehnte sich wieder an die Couchlehne.
Sie fühlte sich unwohl bei dem Gedanken, dass John tatsächlich plötzlich vor ihrer Tür stehen könnte. Sicher, es war verständlich, dass er noch einmal mit ihr reden wollte, aber sie wusste genau, dass es ähnlich ablaufen würde wie heute und darauf war sie nicht unbedingt scharf.
"Bitte. So wie ich ihn kenne, wird er sicher trotzdem früher oder später deine Adresse kennen und er hat ernst geklungen, also nehme ich an, dass es ihm wichtig ist."
Natürlich war es ihm wichtig, dachte Elizabeth innerlich seufzend. Sie hatte im Lauf der Zeit nicht mehr allzu viel darüber nachgedacht und sie konnte sich vorstellen, dass es ihm ähnlich gegangen war. Doch jetzt, wo sie sich wieder gesehen hatten, kamen all die Erinnerungen hervor und bei ihm sicherlich die Frage, was damals wirklich passiert war und was genau den Ausschlag gegeben hatte, dass sie gegangen war.
Er verdiente die Antwort. Als Freund und noch mehr als der Vater von Maddy, aber sie war trotzdem nicht bereit, sie ihm zu geben.
Dazu wirst du nie bereit sein, sagte eine leise Stimme in ihr und sie musste sich eingestehen, dass es stimmte. Sie wollte nicht wirklich darüber reden, aber der rationale Teil in ihr sagte, dass sie es nicht für immer hinausschieben sollte und die Lüge lastete immer noch schwer auf ihr.
"Wie lange ist er noch da?", fragte sie dann und setzte sich innerlich mit der Tatsache auseinander, dass der Zeitpunkt für die Wahrheit wohl doch gekommen war, egal, wie sehr sie versucht hatte, es hinauszuzögern.
"Ursprünglich wollte er mit seiner Frau ein paar Tage bleiben, aber da sie ja nun nicht dabei ist - auch hierbei sagt er mir nichts - weiß ich es nicht genau."
"Danke, Leslie." Elizabeth wusste nicht, was sie noch sagen sollte und so seufzte Leslie, als ihr klar wurde, dass auch Elizabeth sie nicht aufklären würde.
"Gute Nacht und ich schaue morgen mal vorbei."
"Gute Nacht." Elizabeth legte auf und schloss die Augen, versuchte gleichzeitig den Gedanken zu verdrängen, dass der Moment nun da war, den sie immer gefürchtet, aber auch herbei gesehnt hatte.

*~*~*


"Wann fliegt Caldwell zurück zur Erde?", fragte John, als er ihr dabei zusah, wie sie ihre letzten Sachen zusammen packte.
Nichts erinnerte mehr an ihr altes Büro, all die Kleinigkeiten, die es so einzigartig gemacht hatten, waren weg und gut verstaut.
"Morgen früh", antwortete Elizabeth und presste die Lippen aufeinander. Sie wollte nicht mehr darüber reden, es fiel ihr auch so schon schwer genug.
"Kommst du irgendwann mal wieder nach Atlantis?", erkundigte er sich beinahe nebensächlich und doch kannte sie ihn besser.
"Das weiß ich noch nicht", sagte sie und sah ihn dabei nicht an. Sie hatte nicht vor, noch einmal zurück nach Atlantis zu kommen, aber das konnte sie ihm schlecht sagen.
Die nächsten Monate würde sie ihre Schwangerschaft nicht verstecken können und sie kannte sich gut genug, um zu wissen, dass es viel zu schmerzhaft sein würde, hierher zurück zu kommen und zu wissen, dass es nur für ein paar Tage sein würde.
Aus den Augenwinkeln sah sie, dass er sie genau musterte und ihr wurde unwohl zumute.
Was dachte er? Fragte er sich manchmal, was wirklich hinter ihrer Entscheidung lag, oder glaubte er ihr?
Sie war sich fast sicher, dass er doch an ihren Worten zweifelte und es war nicht einmal verwunderlich. Atlantis war schon immer ihr Traum gewesen und den gab sie nun auf.
Er wusste das, also wieso sollte er ihr glauben, wenn sie sagte, dass sie plötzlich nur noch auf die Erde wollte?
Bitte, bitte sprich es nicht an, dachte sie sich und er tat es tatsächlich nicht.
Sie ging mit seinem Blick in ihrem Rücken, der sie zu durchbohren schien. Immer mit der Gewissheit, dass er ihr wohl nie wirklich glauben würde.


*~*~*


Elizabeth erwachte jäh, als etwas Schweres auf sie fiel und ihr in den Magen trat. Stöhnen öffnete sie die Augen und blinzelte einige Male, als helles Sonnenlicht ihr entgegenstrahlte.
Schemenhaft sah sie den Haarschopf ihrer Tochter, die es sich inzwischen auf ihr gemütlich gemacht hatte und ruhig da lag. Anscheinend schien Maddy ihr inzwischen verziehen zu haben, oder sie hatte es lediglich vergessen. Elizabeth war es egal und so legte sie die Arme um ihre Tochter und genoss die Wärme, die von Maddy ausging. Es war tröstlich zu wissen, dass es Jemanden gab, der da war und sei es auch nur ein fast 4 Jahre altes Kind.
"Gut geschlafen, junge Dame?", fragte sie und strich ihrer Tochter durch die Haare.
Diese richtete sich augenblicklich weit grinsend auf und Elizabeth stöhnte, als ihr Magen einen erneuten Schlag abbekam.
"Sehr gut, und du?", kicherte Maddy amüsiert, als Elizabeth ihr die Decke unter dem Körper wegzog.
"Ausgezeichnet", meinte sie und warf ihre immer noch kichernde Tochter auf die andere Seite des Bettes.
"Hast du Hunger?", fragte Elizabeth ihre verstrubbelte Tochter, als diese sich wieder aufgerichtet hatte und immer noch grinste. Sie nickte überschwänglich und Elizabeth nickte zwinkernd, während sie aufstand und sich schnell eine Jeans und ein Top anzog.
Sie gähnte und ließ die Schlafzimmertüre offen, ehe sie die Treppe hinunter zur Küche lief.
Maddy würde mit Sicherheit noch einige Minuten in dem Bett toben, wie sie es immer gerne tat und solange hatte Elizabeth Zeit ein einigermaßen respektables Frühstück auf den Tisch zu bringen.
Sie strich sich durch die Haare und setzte den Kaffee an, als es plötzlich an der Türe klingelte.
Augenblicklich verharrte sie in ihrer Position und spürte, wie ihr Herz sich zusammen zog.
So wie ich ihn kenne, wird er sicher trotzdem früher oder später deine Adresse kennen und er hat ernst geklungen, also nehme ich an, dass es ihm wichtig ist.
Leslies Worte klangen laut in ihren Ohren und sie schluckte krampfhaft. Was, wenn er tatsächlich vor ihrer Tür stand? Sollte sie ihn lächelnd hereinbitten und ihm einen Kaffee anbieten?
"Liz? Ich bin's, mach auf", klang die leise Stimme von Leslie zu ihr heran und Klopfen setzte ein, gemischt mit mehrmaligem Klingeln.
Elizabeth spürte, wie all die Spannung von ihr fiel und sie erleichtert ausatmete, ehe sie in Richtung der Türe lief und diese dann öffnete.
"Guten Morgen, Leslie", sagte sie lächelnd und hielt die Türe einladend weit geöffnet.
"Morgen, gerade erst aufgestanden?", fragte ihre Freundin und bezog sich damit auf die noch durcheinander aussehenden Haare und die leichten dunklen Ringe unter Elizabeths Augen.
Diese nickte nur und gemeinsam gingen sie in die daneben liegende Küche.
"Dann komme ich genau richtig", meinte Leslie grinsend und stellte eine große Tüte auf den Küchentisch.
"Ich habe für Frühstück gesorgt. Brötchen, Bretzeln und für Maddy natürlich ein süßes Stückchen. Als Gegenleistung erwarte ich von dir einen guten, starken Kaffee", sagte sie und lehnte sich gegen den Küchentisch.
"Kaffee gibt es bald", meinte sie amüsiert und deutete auf die Kaffeemaschine. Sie stellte einen Topf voll Milch auf den Herd, um Maddy ihren geliebten, warmen Kakao zu machen und drehte sich dann wieder zu Leslie um.
"Ich hätte dich nicht so früh erwartet", meinte sie und Leslie zuckte mit den Schultern.
"Mit einer Person zu frühstücken, die weder erscheint, noch einen Mucks von sich gibt, erschien mir nicht sonderlich einladend", meinte sie ironisch und Elizabeth zog die Augenbrauen zusammen.
"So schlimm?", fragte sie dann beinahe schon entschuldigend. Sie konnte sich gut vorstellen, dass Johns schlechte Laune aus ihrem Zusammentreffen am vorherigen Tag resultierte und Leslie hatte das nicht verdient.
"Ich sage mir einfach, dass irgendwann einer von euch vielleicht die Güte hat mich einzuweihen und so lange lasse ich ihn in Ruhe."
"Es tut mir wirklich leid", meinte Elizabeth.
"Das sollte es auch."
Leslie grinste ihrer Freundin entgegen und signalisierte ihr somit, dass dieses Thema nun abgehakt und nicht erneut diskutiert werden musste. Zumindest nicht beim Frühstück.
Elizabeth blickte ihr dankend entgegen und drehte dann die Milch runter.
"Machst du den Kakao fertig? Ich schaue nach Maddy."
Leslie nickte und griff nach dem Kakaopulver, als Elizabeth die Küche verließ und zur Treppe lief.
Sie rührte die Milch, um das Pulver zu verteilen und stellte dann den Herd ab, damit die Milch nicht zu heiß wurde.
Als sie die Teller aus dem Schrank holen wollte, klingelte es erneut und so ging sie fröhlich pfeifend zur Türe und öffnete sie.
"Oje", entkam ihrem Mund, als John vor ihr stand und nicht gerade erfreulich darüber aussah, sie hier zu sehen.
"Morgen", meinte er nur und drückte sich an ihr vorbei.
"Hey", entfuhr es ihr, aber er ignorierte sie und sah sich stattdessen in dem Raum um.
"Sie wohnt so nahe bei dir, das hättest du mir auch sagen können."
"Du hast es ja nun auch selbst gefunden", meinte sie mit leicht zynischem Tonfall und fragte sich, ob er ihr nicht einfach gefolgt war, um so an die Adresse zu kommen. Zutrauen würde sie es ihm, er war immerhin beim Militär.
Sie drehten beide den Kopf, als auf der Treppe Schritte erklangen und Leslie schloss die Augen, wusste nicht, wie sie Elizabeth warnen konnte und fragte sich gleichzeitig, ob sie es überhaupt sollte.
Anscheinend gab es etwas zwischen den Beiden, was ihrer Meinung nach dringend geklärt gehörte und so atmete sie tief durch und wartete den Moment ab, wo Elizabeth mit der hüpfenden Maddy um die Ecke kam und den Neuankömmling bemerkte.
Leslie war erstaunt über die vielen Ausdrücke, die über Elizabeths Gesicht huschten.
Überraschung, Angst, Verzweiflung, Wut und schließlich Verschlossenheit, so dass Leslie nicht mehr sagen konnte, was in Elizabeth vorging.
Als sich der Blick ihrer Freundin auf sie richtete, hob Leslie abwehrend die Arme.
"Ich war es nicht", sagte sie sofort und hoffte, sich aus der Auseinandersetzung heraus halten zu können, auch wenn ihre Neugier nach wie vor vorhanden war.
Sie hatte Elizabeth selten so durcheinander gesehen und auch wenn diese nun keinerlei Gefühlsregung mehr zeigte, wusste Leslie, dass es hier um etwas Wichtigeres ging, als sie angenommen hatte.
Quälende Stille breitete sich in dem Raum aus und zog sich in die Länge; es lag etwas Unangenehmes in der Luft.
Schließlich durchbrach Johns geschockte Frage "Du hast eine Tochter?" zusammen mit Maddys unsicheren Worten "Wer ist das?" die Stille.
Leslie sah den Moment für gekommen und schnappte sich ihre Jacke, ging auf ihre Freundin zu und griff nach Maddys Hand.
"Was hältst du von einem großen Eis?", fragte sie die Kleine und natürlich leuchteten Maddys Augen auf, als das Wort Eis fiel.
"Bis später", sagte Leslie und ignorierte Elizabeth geöffneten Mund und das Stirnrunzeln von John, als sie aus der Türe trat und diese mit einem Ruck hinter sich schloss.

Wieder breitete sich Stille aus, während sie sich gegenüber standen und keiner etwas sagte.
Elizabeths Gedanken rasten und doch fiel ihr nichts ein, was sie hätte sagen können und was zu dieser Situation angemessen passte.
Nach Leslies Warnung war sie sich bewusst gewesen, dass er über kurz oder lang vor ihrer Tür stehen würde, aber sie hatte nicht so schnell damit gerechnet und sie fühlte sich völlig unvorbereitet. Gleichzeitig sagte sie sich wieder, dass es auch hierfür keinen passenden Zeitpunkt geben würde; nicht von ihrer Seite aus.
"Möchtest du einen Kaffee?", kam es letztendlich über ihre Lippen und sie deutete auf die Küchentüre.
Ihre Hände zitterten leicht und Elizabeth senkte sie sofort und verschränkte die Arme vor dem Oberkörper.
Das Zusammentreffen gestern war vollkommen unvorbereitet gekommen und nun fühlte sie sich ähnlich; überfordert und nicht bereit für das, was vielleicht nicht jetzt, aber sicherlich irgendwann einmal kommen würde.
Sie war erleichtert, als er nickte und sie deutete auf die Küchentüre, eine zaghafte Einladung, die er aber trotzdem annahm.
"Danke", sagte er und sie versuchte ein kleines Lächeln zustande zu bringen, als er an ihr vorbei in die Küche ging.
Er schien seine aufrechte Haltung von eben verloren zu haben und auch wenn es eine tröstliche Wirkung auf sie hatte, da es ihr sagte, dass er ebenso unsicher war wie sie selbst, verspürte sie keinen Triumph darüber.
Sie mussten sich erst wieder einander annähren und auch wenn sie das am vorherigen Tag bereits begonnen hatten - wenn auch nicht auf akzeptable Weise - würde es wohl noch einige Zeit brauchen.
Früher hatte eine Verbindung zwischen ihnen existiert, die sie sich nie hatte erklären können. Es war eine Vertrautheit gewesen, die es ihr leicht gemacht hatte, ihm Dinge anzuvertrauen und auf seine Meinung zu achten und zu hören.
Als das gab es nicht mehr, er war nicht mehr der Freund von damals, er war beinahe ein Fremder und es tat in der Seele weh, sich das bewusst zu machen.
Sie hatten sich weit voneinander entfernt und sie war sich unsicher damit, wie sie sich wieder auf angemessene Art annähren konnten, damit die Beide zufrieden sein würden.
Elizabeth schwieg, als er sich an den Küchentisch setzte, der immer noch gedeckt war und sie griff nach dem frisch aufgebrühten Kaffee, um ihm einzuschenken.
"Danke", sagte er und sie nickte nur, deutete auf die Milch und den Zucker, auch wenn sie wusste, dass er vorzugsweise den Kaffee schwarz trank.
Sie schenkte sich ebenfalls eine neue Tasse ein, da sie das Gefühl hatte, sie könnte es brauchen und setzte sich dann auch.
Sein Blick brannte sich in ihr Inneres, da er sie seit dem Einschenken des Kaffees kontinuierlich anstarrte und sie fühlte sich unwohl unter seiner Musterung.
"Du hast eine Tochter?", entfuhr es ihm wieder und sie schloss kurz die Augen, da sie bereits schon wieder vergessen hatte, dass er Maddy gesehen hatte.
"Ja, ich habe eine Tochter", sagte sie leise und blickte dann schließlich hoch, direkt in seine Augen, die sie immer noch leicht fassungslos anschauten.
Er schien einen Moment zu brauchen, ehe er diese Information verarbeitet hatte, da sich dann sein Blick veränderte und sie nichts mehr in seinen Augen erkennen konnte.
"Du hast keine Zeit verstreichen lassen", stellte er mit neutraler Stimme fest und sie spürte den unsichtbaren Hieb, den er gezielt gesetzt hatte und der sie nun traf.
"Das geht dich nichts an", sagte sie zurückschießend, obwohl es ihn sehr wohl etwas anging, aber sie wollte das nicht einfach auf sich sitzen lassen.
"War das der Grund, wieso du Atlantis verlassen hast? Ein anderer Mann?", fragte er aufgebraucht und sie fragte sich eine kurze Sekunde lang, wie sie nur wieder so schnell so weit gekommen waren.
"Das war nicht der Grund und ich bin dir keine Rechenschaft schuldig."
"Du verlässt Atlantis und bist mir keine Rechenschaft schuldig?"
"Nein, das bin ich nicht." Sie spürte, wie sie langsam die Kontrolle über sich verlor, aber sie redete sich gut zu, dass sie nicht auch dieses Gespräch auf die gleiche Weise beenden sollte, wie das Letzte.
"Wie alt ist sie?", fragte er dann und er brauchte keinen Namen sagen, da sie sofort wusste, wen er meinte.
"Ist das wichtig?", wich sie aus und sah ihm an, dass auch er gereizt war. Wie es schien konnten sie wirklich nicht mehr normal miteinander umgehen.
"Ja, das ist es."
"Es ist unwichtig. Ich habe mich für meinen Weggang entschieden und das liegt jetzt bereits Jahre zurück."
"Und du hast niemals jemandem den wahren Grund gesagt. Was ist mit diesem angeblichen Jobangebot? Ich habe mich erkundigt, bei Stargate Command hast du erst ein Jahr nach deinem Weggang angefangen. Was war davor?"
Er hatte wirklich seine Hausaufgaben gemacht, dass musste sie zugeben und es bedeutete auch, dass sie sich auf gefährliches Terrain begab.
"Das ist meine Sache", sagte sie nur und atmete tief ein, um sich zu beruhigen. Er sah sie einen Moment stillschweigend an und schüttelte dann nur den Kopf.
Es verstrich einige Zeit, in der keiner etwas sagte und es zog sich unangenehm in die Länge.
"Wieso sagt du mir nicht die Wahrheit?", fragte er dann plötzlich und jetzt war es wieder ganz der alte John, der sprach. "Wieso kannst du nicht ganz einfach sagen, was passiert ist und wieso du wirklich gegangen bist?"
Sie spürte, wie all ihre unterdrückten Gefühle in ihr aufstiegen und sie Mühe hatte, sie ihm Zaum zu halten.
Sie war nicht bereit, jetzt mit ihm über alles zu reden, aber sie wusste auch, dass es eine gute Chance sein würde.
Mit Sicherheit würde es auch weitere geben und sie strich sich mit einer leicht zitternden Hand die Haare aus dem Gesicht, als sie ihn ansah.
"Wieso möchtest du das unbedingt wissen?", fragte sie leise.
"Weil ich nie verstanden habe, wieso du gegangen bist. Du hast eine große Lücke hinterlassen, Liz. Nicht nur bei mir, bei Allen und keiner weiß genau, wieso es dazu gekommen ist."
"Rodney weiß es", entfuhr es ihr, ohne dass sie darüber nachdachte und ihr Atem stockte, als ihr bewusst wurde, was sie soeben gesagt hatte.
Sie blickte auf und wusste, dass es zu spät war, um jetzt nach Ausreden zu suchen.
"Was?", entfuhr es ihm und sie schluckte, da ihr klar war, dass er es als Verrat ansehen würde. Immerhin hatte es ein starkes Vertrauen zwischen ihnen gegeben und er würde es als selbstverständlich ansehen, dass sie, wenn sie es jemandem sagte, ihm zuerst sagen würde.
"Rodney weiß es?", wiederholte er und starrte sie an.
"Es tut mir leid", sagte sie nur, da sie nicht wusste, was sie sonst sagen konnte. Es war ihr herausgerutscht, um sich zu verteidigen, aber sie war sich bewusst, dass sie es damit nur schlimmer gemacht hatte.
"Es tut dir leid?", fragte er nur leise nach und senkte dann den Blick.
"Du verschwindest ohne einen wirklichen Grund von Atlantis, brichst den Kontakt ab und jetzt, wo wir uns zufällig wieder treffen, stelle ich fest, dass du eine Tochter hast und keiner wusste etwas. Keiner, außer Rodney."
Er blickte nicht auf und seine Stimme behielt einen ruhigen Ton, etwas, von dem sie wusste, dass es eindeutig zeigte, dass sie ihn getroffen hatte. Mal wieder.
"Es tut mir leid", wiederholte sie, da sie nicht wusste, was sie sonst sagen sollte. Wie sollte sie ihm begreiflich machen, dass sie jemanden gebraucht hatte, mit dem sie reden konnte und der ihr keine Vorwürfe machen würde? Natürlich hätte sie eher mit John sprechen sollen und ihm die Gründe nennen sollen, aber zu dieser Zeit war sie nicht bereit dazu gewesen und genau genommen war sie es auch jetzt noch nicht.
Sekunden der Stille strichen dahin und keiner von Beiden sagte etwas. Sie spielte nervös mit ihren Fingern und er starrte vor sich auf den Tisch.
"Wirst du mir irgendwann einmal sagen, wieso du gegangen bist?", fragte er leise nach Minuten des Schweigens und sie blickte auf, sah in seine Augen, die sie bittend und gleichzeitig fragend ansahen.
Es war ein Angebot, ein Angebot, das ihr zeigte, dass er den Glauben an sie Beide noch nicht verloren hatten und sie spürte, wie sich ein kleines Lächeln auf ihre Lippen legte.
Es war tröstlich zu wissen, dass er sie noch nicht aufgab und sie war ihm dankbar dafür.
"Ja", sagte sie ebenso leise. "Ich werde dir irgendwann erzählen, wieso ich gegangen bin. Du hast das Recht, es zu wissen."

Elizabeth saß auf ihrer Couch und genoss die Stille, als sie hörte, wie die Türe aufging und eine eifrige Kinderstimme "Mama?" rief. Die Ruhe würde also vorbei sein, aber das Gespräch hatte ihre Stimmung verändert und sie war seit langer Zeit nicht mehr so zufrieden gewesen.
Sicher, sie hatten nicht über alles gesprochen und sie wusste, dass das entscheidende Gespräch noch ausstand, aber sie hatten langsam wieder zueinander gefunden und dieses Wissen war wichtig für sie.
Als ihre Tochter zum zweiten Mal nach ihr rief stand sie schließlich auf und rief "Ich bin hier, Maddy." Sofort hörte sie die Schritte des Kindes.
Als Maddy um die Ecke kam, wurde Elizabeth wieder einmal bewusst, wie sehr sie doch ihrem Vater ähnelte. Die Haare und die Lippen hatte sie eindeutig von John und sie spürte, wie ein Kribbeln in ihr empor stieg. Wie jedes Mal, wenn sie sich so stark bewusst wurde, dass John und sie Eltern waren und sie hätte es nie für möglich gehalten, wie viel Liebe sie einem Kind entgegen bringen konnte.
"Mommy", rief Maddy erneut begeistert und rannte auf sie zu, um sich dann von ihrer Mutter in die Arme nehmen zu lassen.
Elizabeth hob ihre Tochter hoch und lächelte dann Leslie zu, die nun ebenfalls um die Ecke bog.
"Wir haben Eis gegessen", erzählte Maddy begeistert und Elizabeth nickte. "War es gut?", fragte sie und Maddy kicherte.
"Ich hatte drei Kugeln", plapperte sie weiter und Elizabeth schaute erstaunt zu Leslie, die nur die Schultern hob. "Ich konnte es ihr nicht abschlagen", meinte sie grinsend und setzte sich dann auf die Couch.
"Ist er noch da?", fragte sie dann und blickte sie um. "Nein, er ist schon wieder gegangen."
Leslie zog nur fragend die Augenbrauen nach oben und ihr Gegenüber seufzte.
Elizabeth setzte Maddy wieder auf dem Boden ab und die Kleine sprintete sofort los in Richtung ihres Zimmers.
"Wir haben zusammen gefrühstückt", erzählte Elizabeth nun und setzte sich gegenüber von Leslie auf den Sessel.
"Und?"
"Nichts. Wir haben ein wenig geredet und es war…befreiend. Es gibt noch vieles, über das wir reden müssen, aber es war immerhin so etwas wie ein erster Schritt."
Leslie brummte. "Nun hast du mich wieder neugierig gemacht", beschwerte sie sich.
Elizabeth grinste entschuldigend. "Tut mir Leid. Ich werde dir irgendwann einmal erzählen, was genau los ist und um was es überhaupt geht."
"Das hoffe ich", seufzte Leslie und stand dann auf. "So, jetzt gehe ich mal wieder. Mike kommt heute früher nach Hause."
"Danke, dass du Maddy mitgenommen hast", meinte Elizabeth, als sie an der Türe angekommen waren und Leslie winkte ab.
"Immer wieder, das weißt du."
"Danke."
"Jetzt werde ich erst einmal versuchen, aus John etwas herauszuquetschen", meinte sie zwinkernd und lief dann die Stufen hinunter, um sich auf den Heimweg zu machen.

*~*~*


Auch der nächste Tag brachte Sonnenschein und Elizabeth genoss die freie Zeit, die sie hatte, jetzt da Maddy im Kindergarten war. Sie hatte gestern noch bei Stargate Command angerufen und eine Woche Urlaub beantragt, den sie zu ihrem Glück auch prompt bekommen hatte.
Da Maddy nicht da war, fegte niemand durch das Haus und brachte das Chaos und die Unordnung in jeden Winkel und Elizabeth war froh darüber, auch wenn sie ihre Tochter über alles liebte.
Sie hatte es sich auf der Terrasse mit einer heißen Tasse duftenden Kaffees gemütlich gemacht und genoss die warmen Sonnenstrahlen und das Zwitschern der Vögel.
Es war schön, absolut nichts tun zu müssen und etwas Zeit zu haben, um die Gedanken zu ordnen.
Ein Gefühl der Befreiung stieg in ihr auf, wenn sie sich - wie so oft an diesem Morgen - an das Gespräch am gestrigen Tag erinnerte. Er hatte nicht weiter gedrängt, dass sie ihm die Wahrheit sagen sollte und sie war froh darüber, da sie nun nicht mehr diese zwanghafte Enge verspürte.
Sicher, er würde nicht ewig warten und das wusste sie, aber die nächsten Tage würden dafür umso ruhiger und angenehmer werden und sie hoffte, dass sie bis dahin mehr Zeit miteinander verbringen konnten. Er war nicht der einzige, der Fragen hatte. Auch sie war neugierig und gleichzeitig war es auch einfach wichtig, dass sie genügend Zeit hatten, um die alte Freundschaft wieder aufleben zu lassen.
Vielleicht würde er dann auch ihre Gründe verstehen, wenn sie ihm offenbarte, wer Maddy wirklich war.
Seit der Geburt ihrer Tochter hatte sie darüber gedacht, was John tun würde, wenn er die Wahrheit erfahren würde. Sein Leben war schließlich auf Atlantis und Maddy lebte hier. Das Atlantis nicht unbedingt der beste Ort war, um ein Kleinkind großzuziehen wusste sie und daher hatte sie auch nicht vor, Maddy dieser Gefahr auszusetzen.
Es gab nicht viele Kinder auf Atlantis, eigentlich gab es nur die athosianischen und die befanden sich auf dem Festland und Elizabeth war der Ansicht, dass Kinder am dringendsten die Gesellschaft weiterer Kinder brauchten und das war auf Atlantis einfach nicht gegeben.
Sie zuckte zusammen, als es an der Türe läutete und fluchend stellte sie ihre überschwappende Kaffeetasse auf den kleinen runden Terrassentisch, ehe sie aufstand und in den Wohnbereich lief.
Es war gerade einmal früher Morgen, also wer konnte um diese Uhrzeit bereits vor ihrer Türe stehen?
Sie seufzte und öffnete dann mit einem Ruck die Haustüre und stockte kurz, als sie einen gut gelaunten John Sheppard vor ihrer Türe stehen sah.
Wie vom Teufel gerufen, dachte sie, auch wenn sie sich freute, ihn zu sehen. Das unwohle Gefühl in seiner Gegenwart war seit dem letzten Gespräch verschwunden und so konnte sie seine Gesellschaft mehr genießen.
"Guten Morgen", grüßte sie und trat einen Schritt zurück, damit er eintreten konnte.
"Ich wollte dich eigentlich fragen, ob du mit mir spazieren gehst, es ist tolles Wetter."
Sie stutzte. Spazieren gehen? John?
"Du möchtest mit mir spazieren gehen?", fragte sie amüsiert nach und er grinste.
"Ich bin gerne an der frischen Luft und das Wetter ist perfekt dafür."
Nun grinste auch sie und nickend strich sie sich die Haare aus dem Gesicht.
"Ich muss mir nur kurz meine Schuhe anziehen", meinte sie und machte eine einladende Handbewegung ins Innere, damit er dort warten konnte.
John nickte und trat dann ein, ehe er sich im Flur umsah. "Wo ist deine Tochter?", fragte er schließlich und Elizabeth spannte sich einen Moment an, ehe sie sich an seine Worte erinnerte, dass er nicht mehr bohren würde.
"Im Kindergarten", meinte sie daher leichthin und schnappte sich noch eine dünne Jacke, bevor sie in Richtung Haustüre deutete.
"Wie praktisch", erwiderte er grinsend und sie schlug ihm kurz auf den Arm, bevor ihr bewusst wurde, dass sie genau wie früher miteinander umgingen.
Sie räusperte sich und steckte die Hände in die Taschen. Es war zwar genau der Umgang, den sie sich wieder zwischen ihnen wünschte, aber wenn es sich in dieser Geschwindigkeit entwickelte, wusste sie nicht, ob sie damit umgehen konnte. Gestern noch hatten sie ein distanziertes Gespräch geführt und auch, wenn das Ende davon auf eine nicht mehr ganz so feindliche Beziehung hingedeutet hatte, wollte sie es langsam angehen.
"Wie lange bist du noch hier", fragte sie, um die entstandene Stille zu durchbrechen und er sah sie kurz an.
"Ich bleibe etwas länger hier als geplant", gab er schließlich zu und sie blieb überrascht und überrumpelt stehen. "Du bleibst länger hier?"
Sie wusste nicht, wie sie mit dieser Information umgehen sollte. Natürlich war es schön, wenn er länger bleiben würde, immerhin wäre dann mehr Zeit, um sich wieder aneinander zu gewöhnen, aber andererseits hatte sie sich bereits mit dem Gedanken auseinander gesetzt, dass er in einigen Tagen fort sein würde.
"Nur ein paar Tage. Stargate Command hat es genehmigt und Caldwell ist mit der Daedalus hier. Solange auf Atlantis nicht eine lebensbedrohliche Situation eintritt, werden wir da nicht gebraucht…" Er stockte kurz, ehe er zwinkernd erwiderte. "…McKay kommt schon klar."
Sie lächelte, da sie sich gut vorstellen konnte, wie Rodney alles an sich riss und die kurzweilige Befehlsgewalt genoss.
Es lagen ihr noch mehr Fragen auf der Zunge. Wie stand es mit den Wraith? Hatte es viele Verluste in den eigenen Reihen gegeben? Gab es Neuzugänge, so wie Teyla und Ronon damals dem Team beigetreten waren und waren viele neue Technologien gefunden worden?
Sie schluckte, da sie sich an Johns Worte erinnerte, der ihr vorwarf, dass sie sich die ganzen Informationen hätte holen können, wenn sie es gewollt hätte.
Jetzt war er gekommen und sie merkte, wie jeden Tag ihre Neugier wuchs und ihre Sehnsucht nach Atlantis immer größer wurde.
All die Jahre hatte sie sich distanzieren können, aber dies gestaltete sich nun schwieriger, wo er hier war und doch blieb sie standhaft und fragte nicht nach.
Ein kurzer Blick zu ihm zeigte ihr, dass er sie durchschaut hatte, doch er schwieg und sagte nichts, wofür sie ihm auch dankbar war.
Wieder setzte Stille ein, aber sie wusste nicht, wie sie von dem Thema ablenken konnte und so liefen sie einige Minuten einfach nur die Straße entlang, bis sie vor dem Eingang eines großen Parks standen, wo sie öfters mit Maddy hinging, damit die Kleine sich austoben konnte.
Ein schneller Blick genügte und sie waren sich einig und so gingen sie hinein und liefen durch die breit angelegte Gartenanlage.
Sie war auch vor Maddys Geburt viel hier gewesen und hatte auf einer der Parkbänke gesessen und sich an die Zeit auf Atlantis erinnert.
Ihr fiel plötzlich wieder ein, dass er ursprünglich gar nicht alleine hatte kommen sollen und die Frage, was mit seiner Frau war, brannte in ihr.
Elizabeth wusste jedoch nicht, ob sie ihn danach fragen sollte und ob sie es überhaupt wissen wollte, da dies immerhin der Anfang aller Probleme gewesen war.
Wäre seine Frau nicht gewesen, hätte sie ihm vermutlich von ihrer Schwangerschaft erzählt und es wäre anders gekommen. Maddy hätte von dem Tag ihrer Geburt an einen Vater gehabt und dies war nach wie vor ein wunder Punkt für sie, da sie es von jeher wichtig gefunden hatte, dass ein Kind beide Elternteile hatte.
Sie war so in ihre Gedanken versunken, dass sie nicht bemerkte, wie er sie eingehend anschaute.
John kannte sie lange genug, um zu sehen, dass sie sich über etwas den Kopf zerbrach und nach einigen Schritten blieb er schließlich stehen und lächelte über ihren überrumpelten Gesichtsausdruck, als auch sie zwangsläufig stehen blieb.
"Was ist?", fragte er daher geradeheraus und für einen kurzen Moment huschte ein ertappter Ausdruck über ihr Gesicht.
"Was meinst du?", stellte sie die Gegenfrage, als sie sich wieder gefangen hatte und er zog nur die Augenbraue nach oben und ging wieder los.
"Stell die Frage, über die du nachdenkst."
Elizabeth sah ein, dass es sinnlos war zu behaupten, sie hätte keine Frage, die sie ihm stellen wollte. Jahrelange Freundschaft hatte nun eben auch seine Nachteile und sie seufzte.
"Leslie erzählte mir, dass du mit deiner Frau hier ein paar Tage Urlaub machen wolltest."
John nickte langsam und sagte sich, dass er nicht überrascht sein sollte, da er mit dieser Frage eigentlich bereits schon früher gerechnet hatte.
Sie war schließlich auf seiner Hochzeit gewesen und es war eine Frage wert, wenn er nun hier ohne seine Frau auftauchte und auch kein Wort über sie verlor.
"Wir haben uns getrennt", meinte er kurz und knapp und sie blieb geschockt stehen und starrte ihn einen Moment lang an.
"Ihr habt euch getrennt? Wieso?"
Er zuckte die Schultern. Was sollte er darauf erwidern? Dass es einfach nicht mehr geklappt hatte? Dass sie sich auseinander gelebt hatten, nach nur so kurzer Zeit? Er wusste es selbst nicht. Es war einfach so passiert und sein Gefühl hatte ihm jeher nach der Trennung gesagt, dass es die richtige Entscheidung gewesen war.
"Ich glaube, wir hatten andere Erwartungen voneinander", meinte er und sie schwieg, nahm die Worte in sich auf.
"Es war ein schleichender Prozess. Irgendwann sprachen wir darüber und hielten es beide für besser, uns erst einmal zu trennen."
"Wie lange ist das her?", fragte sie leise. Sie konnte noch nicht einschätzen, wie sehr ihn die Trennung mitgenommen hatte oder ihn immer noch mitnahm.
"Ungefähr einen Monat. Wir einigten uns damals darauf, dass wir diesen Urlaub noch gemeinsam verbringen. Weg von Atlantis und dem täglichen Stress und wer weiß, vielleicht hätte es uns gut getan."
"Wieso seid ihr dann nicht zusammen hergekommen?"
"Ich glaube, wir haben nach der Trennung gesehen, dass es so besser ist. Der Urlaub hätte eine zweite Chance sein sollen, aber nach den drei Wochen der Trennung waren wir beide der Ansicht, dass wie keine zweite Chance haben wollen."
Sie schwieg und ließ die Worte auf sich wirken, da sie noch nicht wusste, was sie davon halten sollte.
Sie konnte nicht behaupten, dass sie diese Ehe jemals für gut gehalten hatte, aber sie hatte auch nicht erwartet, dass es so schnell zur Trennung kommen würde.
Vielleicht überraschte es sie jetzt aber auch nur so sehr, weil sie nicht mitbekommen hatte, wie sich die Ehe der beiden entwickelt hatte. Wäre sie auf Atlantis geblieben, hätte er ihr mit Sicherheit die Probleme erzählt, aber nun stand sie hier und verarbeitete die Information, dass der Grund, weswegen sie Atlantis verlassen hatte, nun nicht mehr bestand.
"Wieso bist du dann hier?", fragte sie nach ein paar Minuten und blickte ihn nun genauer an.
Sie konnte keine Traurigkeit in seinen Augen erkennen, kein Schmerz darüber, dass seine Ehe nicht weiter bestand und sie wusste nicht genau, wie sie das einordnen sollte.
"Ich wollte eine Auszeit haben. Die Trennung war nicht schlimm, weil ich wohl schon länger damit gerechnet habe, aber die Reaktionen der Leute wurden mir irgendwann zu viel."
Sie nickte nur und blickte wieder gerade aus.
Seine Ehe war also vorbei. Schneller, als sie ursprünglich damit gerechnet hatte. Elizabeth konnte nicht leugnen, dass sie von Anfang an der Ansicht gewesen war, dass Kelli die falsche Frau für ihn war, aber eine Trennung hatte sie den Beiden trotzdem nie gewünscht.
"Ich habe dir schon einmal kurz nach der Hochzeit gesagt, dass ich glaube, dass du damit Recht hattest, als du gesagt hast, ich solle Kelli nicht heiraten."
Sie blickte ruckartig auf, da es genau das war, an dass sie sich gerade auch erinnert hatte.
"Und ich habe dir gesagt, dass man das nach so kurzer Zeit nicht sagen kann."
Er lächelte, da sie anscheinend noch genau wusste, auf welches Gespräch er anspielte.
"Jetzt sind es vier Jahre und ich bin immer noch der Ansicht."
"Bereust du es?", fragte sie vorsichtig.
John schwieg kurz und dachte über die Frage nach. Bereute er es? Nicht wirklich.
"Ich denke, dass es trotz allem eine gute Erfahrung war, aber ich finde es auch nicht schlimm, dass es nun vorbei ist."
Es wären harte Worte gewesen, wenn sie ihn nicht besser kennen würde. Sie war sich sicher, dass er Kelli durchaus einmal geliebt hatte und er war mit Sicherheit ein guter Ehemann gewesen.
"Und Kelli geht es auch gut dabei?"
"Sie sagte es zumindest", meinte er und nickte. Kelli war eine starke Frau und ihre Worte hatten aufrichtig geklungen, als sie ihm versichert hatte, dass auch sie es für besser befand, wenn sie sich trennen würden.
"Ich hatte nicht damit gerechnet", gab sie schließlich zu, als sie wieder bei dem Ausgang des Parks angelangt waren und er grinste kurz.
"Das hat Leslie auch nicht. Wir haben mit anderen nicht sehr viel darüber gesprochen, deswegen kam es für alle sehr überraschend."
"Solange euer Arbeitsklima nicht darunter leidet." Sie blickte ihn ernst an, aber er winkte ab.
"Ich glaube fast, dass wir uns besser verstehen werden als vorher. Und das kann für Atlantis nur vorteilhaft sein."
Sie lächelte leicht und stellte sich dann in Gedanken wieder die Stadt vor, wie sie auf dem Meer schwamm und wie die hellen Sonnenstrahlen durch die vielen, großen Fenster schien.
Sehnsucht erfasste sie wieder und nach diesem Gespräch stand sie es sich nun zu, ihn nach Atlantis zu fragen.

Eine halbe Stunde später wusste sie beinahe alles, was sich bereits verändert und getan hatte und ihre Neugier war größer denn je. Sie hatte so viel verpasst und es erfüllte sie mit Wehmut, auch wenn sie sich immer ihre Tochter vor Augen führte.
Inzwischen waren sie auf dem Weg zu Leslies Haus, da John ihr eröffnet hatte, dass er Bilder von Atlantis besaß und sie wollte sie unbedingt sehen. Nicht immer nur in Erinnerungen, sondern sie wollte etwas in den Händen halten und so war sie umso überraschter gewesen, als er ihr gesagt hatte, dass er ihr diesen Wunsch erfüllen konnte.
Lächelnd gingen sie auf Leslies Haus zu und inzwischen stand die Sonne hoch am Himmel und sie wusste, dass auch dieser Tag sehr warm werden würde.
Am liebsten wäre sie noch weiter mit ihm gegangen, aber sie waren bereits einige Zeit unterwegs und bald würde sie ihre Tochter vom Kindergarten abholen müssen.
"Leslie weiß nichts von den Bildern", sagte er, kurz bevor sie den kleinen Weg zu dem Haus hinauf liefen.
"Ich werde sie ihr nicht zeigen", meinte sie, da sie die Sicherheitsvorschriften gut genug kannte und es wunderte sie, dass er die Bilder trotzdem mitgenommen hatte.
Sie wusste, wie viel Ärger es mit Stargate Command gab, wenn die Sicherheitsvorschriften missachtet wurden.
John schloss die Haustüre auf und es war ein eigenartiges Gefühl für Elizabeth das Haus ihrer Freundin zu betreten, ohne, dass diese davon wusste.
Sie fragte sich, ob Leslie überhaupt zu Hause war, aber vermutlich befand sie sich in ihrer Praxis und arbeitete.
Sie war so in Gedanken versunken, dass sie nicht bemerkt hatte, dass John vor ihr stehen geblieben war und überrascht schaute sie nach oben, um ihn zu fragen, was los war.
Er hatte einen Gesichtsausdruck, den sie nicht ganz einordnen konnte und unwohl verschränkte sie die Hände vor dem Körper, da sie nicht wusste, was nun kommen würde.
"Danke für diesen Spaziergang." Seine Worte klangen ernst und doch lag etwas Weiches darin und mit so etwas hatte Elizabeth nicht unbedingt gerechnet, da sie sich über seine Einladung gefreut und sie gerne angenommen hatte.
"Danke, dass du mir alles erzählt hast", sagte sie leise und spürte, wie sich die Atmosphäre unweigerlich veränderte und nervös löste sie ihre Hände voneinander.
"Du hast es verdient, alles zu wissen."
Du auch, schoss es ihr durch den Kopf, aber sie schwieg und sah ihn nur weiterhin an.
Ihre Gedanken verloren sich, als er sich zu ihr neigte und die letzte Frage, die durch ihren Kopf schoss war, wie er ihr nur plötzlich so nahe gekommen war.
Als plötzlich eine Türe aufging schrak sie so sehr zusammen, dass sie einen Schritt zurück stolperte und dann in Leslies ebenso überraschtes Gesicht blickte.
"Hallo", zwang sie sich schließlich zu sagen und Leslie zog nur die Augenbrauen nach oben, bevor sie sich mit verschränkten Armen an die Türangel lehnte.
Elizabeth kannte Leslie lange genug, um zu wissen, dass diese neugierig war und John wusste dass mit Sicherheit auch, aber er ignorierte den fragenden Blick seiner Freundin und deutete zu der Treppe.
"Ich hole dir die Bilder", sagte er und sie nickte nur. Schließlich war sie genau wegen den Bildern hierher gekommen.
Leslie wartete so lange, bis John die Treppe hoch gegangen war und ging dann zu ihr und sah sie funkelnd an.
"Erzähl mir nicht, dass ihr mal etwas miteinander hattet", zischte sie leise und Elizabeth schüttelte den Kopf.
Sie blickte schnell zu der Treppe, um sich zu vergewissern, dass John nicht sofort wieder kam und gab dann ebenso leise zurück: "Nein, das hatten wir nicht."
"Das hat gerade ganz anders ausgesehen", meinte Leslie und stockte aber, als Schritte auf der Treppe erklangen und John wieder bei ihnen stand.
"Hier sind die Bilder", meinte er und gab ihr eine kleine Kiste. Seinem Gesicht konnte man nicht entnehmen, was er dachte und so sagte Elizabeth nur "Vielen Dank" und lächelte beide noch einmal an, ehe sie sich umdrehte und das Haus verließ.

Er hatte tatsächlich echte Bilder von Atlantis, wie Elizabeth am Abend feststellte, als sie die Kiste öffnete, die John ihr mitgegeben hatte.
Maddy lag im Bett und so hatte sie endlich die Zeit gefunden, die Kiste zu öffnen und sich die Bilder anzuschauen.
Sie hatte wirklich nicht erwartet, so viele Hochglanzfotos in dieser Kiste zu finden, aber wie es schien, hatte John eine Menge der virtuellen Bilder gespeichert und entwickeln lassen.
Vorsichtig griff sie hinein und nahm das erste hoch, das ihre Finger berührten.
Es erfasste sie Wehmut, als sie jede einzelne Kontur von Atlantis vor sich hatte und in sich aufnahm. Es war ein Bild der gesamten Stadt, umgeben von strahlend blauem Wasser.
Sie konnte immer noch genau sagen, wo ihr altes Büro gewesen war und langsam strich sie mit dem Daumen über die glänzende Oberfläche des Bildes.
Elizabeth war sich im Klaren, dass diese Bilder viele Erinnerungen wecken würden, aber es fiel ihr unendlich schwer dieses Bild wieder in die Kiste zu legen und ein anderes herauszunehmen.
Sie würden alle Dinge zeigen, die sie zurückgelassen hatte und sie lächelte, als sie auf einem Foto Rodney sah, der wütend auf eine Konsole schlug. Wunderbar eingefangen von John Sheppard.
Er hatte also nicht nur die Stadt, sondern auch die dort lebenden Personen fotografiert und sie wusste nicht, was schmerzhafter war. Die Stadt zu sehen, die ihr lebenslanger Traum darstellte, oder die Freunde, die so dort gefunden hatte.
Sie atmete tief durch und nahm dann ein weiteres Foto. Dieses zeigte Carson, wie er mit erhobenem Zeigefinger in der Krankenstation stand und anscheinend gerade versuchte, etwas durchzusetzen.
Unweigerlich lächelte sie und merkte gleichzeitig, dass ihr Tränen in die Augen gestiegen waren.
Es kam ihr vor, als wäre es gestern gewesen, wo sie all die Leute das letzte Mal gesehen hatte und dabei waren es jetzt beinahe schon vier Jahre.
Sie brauchte einen Moment, ehe sie das nächste nehmen konnte und bei jedem kamen neue Erinnerungen hervor und sie wusste, dass egal was noch passieren würde, ein Teil ihres Herzens immer an Atlantis hängen würde.

*~*~*


"Maddy, wo bist du?", rief Elizabeth nach ihrer Tochter, die wieder einmal irgendwo in dem Haus steckte und anscheinend keine Lust hatte, auf die Rufe ihrer Mutter zu antworten.
Da inzwischen Wochenende war fiel der Kindergarten aus und Elizabeth kannte ihre Tochter. Die Energie, die sie sonst beim Spielen mit den anderen Kindern verbrauchte, würde Maddy nun heute an ihr auslassen und nach dem gestrigen Abend fühlte sie sich müde und erschöpft. Sie hatte noch lange über den Bildern gesessen und sich erinnert und nun wurde sie mit leichter Müdigkeit dafür bestraft. Noch dazu haftete die Erinnerung an ihr, wie John sich zu ihr hinab gebeugt hatte. Hatte er sie küssen wollen? Die Frage ließ sie nicht mehr los und seufzend versuchte sie, die Erinnerungen daran aus ihrem Kopf zu bannen.
Als sie endlich ihre Tochter gefunden hatte deutete sie zu den Kleidern, die sie auf Maddys Bett gelegt hatte und die Kleine seufzte nur und begann sich dann anzuziehen.
Elizabeth hob die Schlafsachen auf und legte sie aufs Bett, während Madison schon die Socken anzog. Es sah immer noch sehr wackelig aus, wenn ihre Tochter mit den Kleidern kämpfte, aber es klappte bereits sehr gut und so gab Elizabeth ihr einen Kuss auf die Stirn, als sie fertig war.
"Wann gehen wir zu Tante Leslie?", fragte Maddy neugierig und hopste von einem Bein zum anderen.
"Jetzt, deswegen solltest du dich auch anziehen", meinte Elizabeth zwinkernd und setzte ihrer Tochter ihr liebstes Cappy auf und Maddy kicherte begeistert.
"Ist Mike auch da?" Maddy sah sie ernst an und Elizabeth unterdrückte ihr amüsiertes Lächeln über die Schwärmerei ihrer Tochter.
Es kam nicht oft vor, dass sich ein älterer Junge mit einem erst fast vierjährigen Kind abgab, aber er tat es und Maddy vergötterte ihn deswegen.
"Warte es ab, aber er wird bestimmt da sein." Sie lächelte breit, als ihre Tochter jauchzte und dann springend in Richtung Treppe lief. Elizabeth ging ihr schnell nach, damit sie nicht wieder irgendwo verschwinden konnte und sie mehrere Minuten brauchte, um sie wieder einzusammeln.
Es war so warm, dass Maddy keine Jacke brauchen würde und so stellte sie nur die Schuhe ihrer Tochter auf den Boden und half ihr dann, diese zu binden.
"Mach schnell, Mommy", drängte Maddy nun, da sie möglichst schnell zu Leslie und Mike wollte.
"Einen Moment, Schatz." Elizabeth griff nach den Schlüsseln und schlüpfte dann ebenfalls eilig in die Schuhe, ehe sie das Haus verließen und Maddy bereits los rannte.
"Langsam!", rief Elizabeth ihr nach, aber wie üblich wurde sie ignoriert und so vergewisserte sie sich nur, das kein Auto kam und ließ Maddy dann laufen.
Ein paar Minuten später stand sie vor Leslies Haustüre, die auch sofort geöffnet wurde, da ihre Tochter bereits mehrfach die Klingel betätigt hatte.
Mike stand an der Türe und sah die beiden lächelnd an. "Hallo", grüßte er und blickte dann zu Maddy.
"Na, du Zwerg." Wie jedes Mal zog dieses Wort sofort Bilanz und Maddy stampfte wütend mit dem Fuß auf den Boden. "Ich bin kein Zwerg", rief sie und lief dann Mike hinter her, der lachend davon rannte.
Elizabeth seufzte nur amüsiert und ging dann in die Küche, wo Leslie stand und die Kaffeekanne verschloss. "Guten Morgen", grüßte sie lächelnd und für ein paar Sekunden erwartete Elizabeth die Frage, was gestern zwischen ihr und John passiert war, aber Leslie schwieg und Elizabeth war froh darüber.
"Ich hoffe, du hast gut geschlafen", meinte Leslie nur und reichte Elizabeth die Kaffeekanne. Wie üblich bei diesem Wetter würden sie auf der Terrasse sitzen und so nahm Elizabeth die Kanne und brachte sie durch die offene Balkontüre hinaus auf den Tisch.
Leslie war die perfekte Gastgeberin, da der Tisch bereits gedeckt war und Kuchen und süße Stückchen auf ihm standen.
Im Garten tollten Maddy und Mike herum und es freute sie zu sehen, wie viel Spaß ihre Tochter hatte.
Sie drehte sich lächelnd herum und stockte, als sie John in die Küche hinein kommen sah. Für einen Moment stieg sengende Hitze in ihr auf und sie wusste nicht, wie sie reagieren sollte, aber sie riss sich zusammen und ging ebenfalls wieder in die Küche.
"Hallo", grüßte sie ihn und er erwiderte ihren Gruß lächelnd.
Leslie schien den Zeitpunkt für gekommen, da sie sich die Kakaokanne schnappte und hinaus auf die Terrasse ging, um die Beiden kurz alleine zu lassen.
John nützte die Gelegenheit und sah sie fragend an. "Wie haben dir die Bilder gefallen?"
"Sie waren sehr schön." Ihre Worte klangen hohl, da die Bilder viel mehr gewesen waren als nur schön. Es hatte sie tief berührt, wieder all die Personen zu sehen, die sie auf Atlantis zurückgelassen hatte und John hatte jeden wunderbar eingefangen. Nichts war gestellt gewesen und gerade das war es, was an ihren Erinnerungen zerrte und ihr immer wieder zeigte, wie viel Spaß sie mit diesen Leuten gehabt hatte.
Sie wollte noch etwas erwidern, als Leslie den Kopf durch die Terrassentüre steckte.
"Kommt ihr?", fragte sie und die Beiden nickten, ehe sie hinaus gingen und sich an den Tisch setzten.

Der Nachmittag verging sehr angenehm und Elizabeth war verwundert darüber, da sie nicht erwartet hatte, selbst so ruhig und gelassen zu sein, nach all dem, was am gestrigen Abend passiert war. Es tat ihr gut und beruhigte sie, da sie immer noch nicht wusste, was sie über das, was zwischen John und ihr passiert war, denken sollte.
Vielleicht will ich es auch gar nicht wissen, dachte sie innerlich seufzend und half Leslie die benutzten Teller in die Küche zu tragen. Es war zu anstrengend, nun auch noch darüber zu grübeln, vor allem, da sie die Information über die Trennung von John und Kelli immer noch nicht vollständig verarbeitet hatte. Es war wohl besser einfach abzuwarten und solange wollte sie alles einfach auf sich zukommen lassen.
Mike war inzwischen zu seinen Freunden gegangen und nachdem sich Maddy lauthals darüber beschwert hatte, hatte John sich bereit erklärt, die Kleine zu beschäftigen.
Elizabeth hatte nicht weiter darüber nachgedacht, aber als sie die Teller auf der Spüle abstellte, wanderte ihr Blick durch das Fenster nach draußen und ihr Atem stockte.
Es war nicht das Bild, Vater und Tochter das erste Mal zusammen spielen zu sehen, das ihr den Atem raubte, sondern vielmehr die unglaubliche Ähnlichkeit der Beiden. Es war ihr noch nie aufgefallen, wie sehr Maddy ihrem Vater wirklich ähnlich sah und sie schluckte, damit der Kloß in ihrem Hals verschwand.
Für ein paar Sekunden konnte sie nichts tun, außer aus dem Fenster zu schauen und ihre Tochter beim Spielen und Toben zu beobachten.
Sie lachte und pure Freude lag auf ihrem Gesicht und Elizabeth spürte, wie sie plötzlich nur noch müde wurde, da sie einfach nicht mehr wollte, dass Maddy nicht wusste, wer ihr Vater war.
Es wäre so leicht, jetzt hinaus zu gehen und es zu sagen, aber es war einfach nicht der richtige Zeitpunkt. Sie musste es John persönlich und alleine sagen und ihn nicht damit konfrontieren, wenn er seiner Tochter eben gerade gegenüber stand.
Sie versuchte tief zu atmen und die bleierne Müdigkeit zu vertreiben und als sie wieder hinaus sah, wusste sie, dass sie dieses Bild niemals vergessen würde. Es prägte sich in ihren Kopf ein und sie hatte nicht gewusst, wie sehr sie sich danach sehnte, eben diese Szene öfters zu sehen. Bei sich zu Hause, im eigenen Garten. Tochter und Vater vereint.
Elizabeth schloss die Augen und sammelte sich, ehe sie endlich die Kraft hatte sich zu bewegen und wieder hinaus auf die Terrasse zu gehen.
Sie blieb beinahe an Leslie hängen, die knapp vor der Türe stand und ebenfalls die Szene beobachtete.
Elizabeth fiel der Gesichtsausdruck auf Leslies Gesicht auf und es lief ihr kalt den Rücken hinunter. Es war Schock. Leslie blickte mit großen Augen und bleichem Gesicht auf die Szene und im selben Augenblick wusste Elizabeth, dass es nun kein Geheimnis mehr sein würde.
Sie stand verkrampft neben ihrer Freundin und wartete darauf, bis etwas passierte. Dies geschah schneller, als sie damit gerechnet hatte und ohne große Worte zog Leslie sie in die Küche.
"Sag mir, dass das nicht wahr ist…mein Gott. Sag mir, dass es nicht das ist, was ich denke!" Leslie sah sie eindringlich an und Elizabeth atmete zitternd aus. Von dem Moment an, wo sie erfahren hatte, dass Leslie John kannte, hatte sie ihr die Wahrheit sagen wollen. Nun war es soweit und sie war sich nicht sicher, wie sie Leslie erklären sollte, wie es dazu gekommen war.
"Doch Leslie, er ist ihr Vater", sagte sie daher nur und wartete auf die bevorstehende Reaktion.
"Was?" Leslie schrie beinahe und ging mit schnellen Schritten in der Küche umher.
Die Stille zog sich in die Länge und Elizabeth suchte nach Worten.
"Er weiß es nicht", stellte Leslie mit leiser Stimme fest, blieb stehen und blickte sie mit ernsten Augen an.
Elizabeth schüttelte nur den Kopf. "Nein, er weiß es nicht."
"Wieso?" Leslies Ruf hallte in der Küche und Elizabeth zuckte nur hilflos mit den Schultern.
"Weil er heiraten wollte, Leslie. Er wollte heiraten und es war nicht geplant gewesen. Sollte ich ihm nach ein paar Wochen seiner Ehe sagen, dass er Vater wird?" Es brach einfach aus ihr heraus, ohne, dass sie es verhindern konnte und doch fühlte es sich unglaublich erleichternd an, es endlich ausgesprochen zu haben.
"Du hättest es ihm sagen müssen", hielt Leslie dagegen und beide Frauen standen sich aufgebracht gegenüber.
"Ich hatte nicht vor, deswegen seine Ehe zu zerstören. Es ist genau an dem Abend vor seiner Hochzeit passiert. Hätte ich genau das sagen sollen?"
Leslie warf die Arme in die Höhe und konnte ein ironisches Lachen nicht verhindern.
"Das darf doch alles nicht wahr sein."
"Es ist aber wahr, Leslie. Ich stand zwischen der Entscheidung ihm zu sagen, dass er Vater wird, oder zu versuchen, seine Ehe nicht zu zerstören."
"Du hättest es ihm trotzdem sagen müssen."
"Ich habe das getan, was ich für das Richtige hielt."
"Es war aber die falsche Entscheidung."
"Das wusste ich damals aber nicht." Sie waren mit jedem Satz immer lauter geworden und hörten daher auch nicht, wie die Türe von der Terrasse aufging.
Erst, als sich John räusperte wurden die beiden Frauen auf ihn aufmerksam und Elizabeth wurde bleich. Was hatte er alles gehört?
"Alles in Ordnung?", fragte John vorsichtig, da er die zwei noch nie so aufgebracht gesehen hatte.
"Nein", schrie Leslie nun und Elizabeth drängte sich mit den Worten "Nichts ist in Ordnung." an ihm vorbei und nahm ihre Tochter an die Hand.
"Gehen wir schon?", fragte diese mit weinerlicher Stimme, aber Elizabeth hob sie lediglich hoch und versuchte sie zu trösten, als sie um das Haus herum ging, um so schnell wie möglich einen großen Abstand sich und Leslie zu bringen.

John und Leslie standen sich derweil immer noch in der Küche gegenüber und Leslie versuchte, sich abzureagieren und so atmete sie tief durch, um wieder ruhiger zu werden.
"Was ist passiert?", fragte John leise, da er Leslie ansehen konnte, dass das, was vorgefallen war, keine kleine Sache war.
Leslie reagierte nicht, sondern sah sich nur der Tatsache gegenüber, dass sie nun zwischen zwei Parteien stand und nicht wusste, was sie tun sollte.
John hatte das Recht, die Wahrheit zu erfahren, es war immerhin seine Tochter. Gleichzeitig kannte sie Elizabeth lange genug, um endlich zu verstehen, wieso diese immer noch nicht mit ihrer Vergangenheit abgeschlossen hatte.
Jetzt, da sie es wusste, lag eben dieses Wissen schwer auf ihr und als John sie vorsichtig an der Schulter berührte, schrak sie zusammen und funkelte ihn an.
"Alles in Ordnung?", wiederholte er seine Frage und Leslie verließ mit einem lauten ‚Nein' den Raum und ließ ihn alleine in der Küche stehen.

*~*~*


Elizabeth wusste nicht, wie sie den nächsten Tag überstehen sollte. Es war der vierte Geburtstag ihrer Tochter, die sie seit dem Aufwachen non Stopp fragte, wann Leslie und Mike endlich vorbei kommen würden und ihr Geschenke brachten.
Sie hatte keine Antwort darauf und so ließ sie Maddy erst einmal ihre Geschenke auspacken und die Kleine war vorerst damit beschäftigt mit den neuen Sachen zu spielen und Elizabeth konnte nachdenken.
In ihrem Kopf pochte es und sie fühlte sich erschöpft und müde. Der Kaffee hatte nicht angeschlagen und sie kämpfte mit sich, ob sie Leslie anrufen sollte oder nicht.
Sie stritten nicht sehr oft und doch konnte Elizabeth die Reaktion ihrer Freundin verstehen. Es war nicht einfach, alles nachzuvollziehen, aber Leslie würde sich ihre Meinung bilden und sie hoffte, dass dort auch ein bisschen Verständnis für sie selbst dabei sein würde.
Kaffee, Kakao und Kuchen standen noch unangetastet auf dem gedeckten Tisch und doch wusste Elizabeth nicht, ob Leslie mit ihrem Sohn noch kommen würde. Es war seit Wochen geplant gewesen, aber ihre Planung hatte nicht den gestrigen Tag miteinbezogen.
Sie beobachtete ihre Tochter, die begeistert mit den neuen Spielsachen spielte und erinnerte sich augenblicklich wieder daran, wie viel Spaß sie gehabt hatte, als sie mit John im Garten herumgetollt war.
Würde sich das jemals wiederholen? Oder blieb es eine einmalige Sache?
Sie wollte John die Wahrheit sagen und doch wusste sie nach Leslies Reaktion am gestrigen Tag nicht mehr, ob es überhaupt das richtige war.
Würde er ähnlich reagieren? Oder würde er es verstehen? Und würde er seine Tochter überhaupt lieben können?
Elizabeth ließ ihren Kopf in die Hände sinken und versuchte Kraft zu sammeln, um ihrer Tochter einen möglichst schönen Geburtstag zu bescheren. Sie konnte es nicht zulassen, dass Maddy unter der ganzen Situation litt und so stand sie auf, um mit ihrer Tochter ein bisschen zu spielen.
Sie wurde unterbrochen, als es an der Türe klingelte und Maddy begeistert aufsprang und dorthin rannte.
"Tante Leslie", rief sie und Elizabeth hoffte, dass es auch tatsächlich Leslie sein würde. Ihre Tochter würde noch nicht verstehen, wenn man sie an ihrem Geburtstag alleine ließ und doch konnte sie sich auch nicht vorstellen, dass Leslie die Kleine für das, was vorgefallen war, leiden lassen würde.
Sie öffnete die Türe und fühlte Erleichterung in sich aufsteigen, als tatsächlich Leslie vor der Türe stand.
Maddy umschlang begeistert die Beine ihrer Patentante und diese strich der Kleinen durch das Haar.
"Alles Gute zum Geburtstag, Spätzchen." Sie gab Maddy das große Geschenk, indem sie, wie mit Elizabeth abgesprochen, die neuen Klamotten und das ein und andere Spielzeug eingepackt hatte.
Maddy schnappte sich sofort mit großen Augen das große Päckchen und begann es aufzureißen.
Sie war so beschäftigt, dass Leslie Elizabeth ernst ansah und dann die Arme verschränkte. Sie konnte nicht wirklich sauer sein, da sie sich all die Jahre gefragt hatte, was Elizabeth so belastete. Und doch hatte sie sich ihre Meinung gebildet und dort war Geheimhaltung nicht unbedingt mit inbegriffen.
"Du musst es ihm sagen", sagte sie deshalb und sah, wie Elizabeth den Kopf senkte und einen Moment die Augen schloss, ehe sie wieder aufsah.
"Du hast es ihm nicht gesagt?"
"Nein, das ist nicht meine Aufgabe, aber du musst es tun. Am besten noch heute."
"Heute ist Madisons Geburtstag", hielt Elizabeth dagegen, da sich alles in ihr verkrampfte, wenn sie daran dachte, es ihm heute sagen zu müssen.
"Umso besser. Es gibt keinen besseren Zeitpunkt", sagte Leslie und schaute kurz zu Maddy, die nun angefangen hatte die einzelnen Geschenke ausführlich zu beobachten und keine Notiz von den beiden Frauen nahm.
"Den Zeitpunkt wähle ich."
"Und wann soll er dann sein? Wenn sie 30 wird?", fragte Leslie aufgebracht und versuchte, ihre Stimme leise und neutral zu halten.
"Nein, aber auch nicht heute."
Leslie funkelte sie an und doch hatte sie nicht die Absicht vor Maddy eine lautstarke Diskussion zu führen.
"Er ist ihr Vater. Er hat ein Recht darauf es zu wissen und du hältst ihm seine eigene Tochter vor."
"Dafür hatte ich meine Gründe und ich werde es ihm sagen. Zu dem Zeitpunkt, den ich für richtig halte."
Sie standen sich gegenüber und beide wussten, dass das Gespräch nicht mehr auf ruhiger Basis zu führen war.
Leslie sah sie noch kurz an und nickte dann. "Wie du möchtest."
Sie ging zu Maddy und gab ihr einen Kuss, ehe sie Elizabeth ein letztes Mal ansah und dann ging.
"Warum geht Tante Leslie schon?", fragte Maddy und Elizabeth zwang sich ein Lächeln ab, auch wenn es in ihrem Inneren ganz anders aussah.
"Sie hat noch einen Termin, Schätzchen", sagte sie mühsam und setzte sich zu ihrer Tochter, versuchte die Gedanken zu verdrängen, dass ihre Tochter mit ihrem Vater feiern und dass sie selbst nicht Streit mit ihrer besten Freundin haben sollte und das ausgerechnet am Geburtstag von Maddy.

John stand auf der Terrasse hinter dem Haus und sah um die Ecke herum Leslie aus Elizabeth' Haus kommen und er konnte bereits von der Entfernung aus sehen, dass sie aufgebracht war. Hatten sich die beiden wieder gestritten? Der Streit von gestern ging ihm nicht mehr aus dem Kopf, aber er hatte nicht mehr mit Leslie reden können und wusste demnach nicht, worum es sich handelte.
Er konnte erkennen, dass sie ihn gesehen hatte und trotzdem ging sie durch den Garten und nicht vorne zur Haustüre herein, wie er eigentlich erwartet hatte.
"Geht es dir gut?", fragte er mit neutraler Stimme und sie sah ihn nur kurz an, ehe sie an ihm vorbei lief.
"Leslie!"
Sie blieb stehen und drehte sich dann schließlich zu ihm herum.
"Ich weiß nicht, worum es geht und vielleicht geht es mich auch gar nichts an, aber ich kann nichts dafür", erinnerte er sie an die Tatsachen, da er sie doch schon lange genug kannte, um zu wissen, dass sie ihre Wut nur unbeabsichtigt an anderen ausließ.
"Ich weiß", sagte sie daher auch leise und blieb dann stehen, verschränkte die Arme und versuchte, sich zu beruhigen.
Sie konnte Elizabeth nicht verstehen. All die Jahre hatte sie dieses Geheimnis bewahrt und nun war der perfekte Zeitpunkt gekommen und sie nutzte ihn nicht.
"Geht es dir wieder gut?", fragte John und konnte sehen, dass Leslie immer noch aufgebracht war, auch wenn sie versuchte, es nicht allzu deutlich zu zeigen.
"Bestens", murmelte sie und merkte, wie die Wut über die ganze Situation langsam wieder Überhand gewann und in ihrem Tonfall auch deutlich zu hören war.
"Es ist einfach alles großartig."
Nun wurde es auch John zu viel und so lief er an Leslie vorbei und meinte nur: "Du kannst wieder mit mir reden, wenn du dich beruhigt hast."
Er war fast bei der Terrassentüre angekommen, als ihn Leslies Stimme aufhielt.
"Hast du sie dir jemals genau angesehen?", fragte sie laut.
"Was?", verwirrt drehte er sich herum.
"Hast du dir Maddy jemals genau angesehen? Kommt sie dir nicht bekannt vor?" Ihre Stimme klang herausfordernd, aber er wusste nicht, worauf sie anspielte.
"Was meinst du?"
"Schau sie dir mal genau an, John." Sie lief an ihm vorbei und bereute es im selben Moment, überhaupt etwas gesagt zu haben, als sie in seinen Augen sehen konnte, dass er verstand.

Elizabeth wusste, dass sie noch einmal mit Leslie reden musste, aber sie wollte ihre Tochter an ihrem Geburtstag nicht alleine lassen und so schenkte sie ihr Kakao ein und spielte eines der Spiele mit ihr, die sie geschenkt bekommen hatte.
Doch egal, wie sehr sie versuchte, sich zu konzentrieren, immer wieder fielen ihr Leslies Worte ein. Er hat ein Recht darauf es zu wissen und du hältst ihm seine eigene Tochter vor.
Sie hatte Recht und Elizabeth wusste das. Sie hatte es schon immer gewusst und auch, wenn sie es getan hatte, um ihn zu schützen, so bestand der Grund nun nicht mehr. Seine Ehe stand nun nicht mehr zwischen der Wahrheit und der Lüge und somit gab es keine weitere Ausrede, um dem nötigen Gespräch aus dem Weg zu gehen.
Er musste es endlich erfahren und als sie für sich beschlossen hatte, ihm am Abend die Wahrheit zu sagen, klingelte es an der Türe und sie schreckte auf.
Sie strich Maddy kurz über die Haare und gab ihr das neue Malbuch, um sie zu beschäftigen, bevor sie aufstand und zur Türe ging.
Elizabeth hatte mit Leslie gerechnet und so blickte sie überrumpelt auf, als John vor ihr stand und sie mit ernsten Augen ansah.
Sie wusste nicht, was es war; lag es an dem ersten Ausdruck in seinen Augen oder an seiner Körperhaltung, aber irgendetwas war anders und ihr Körper versteifte sich automatisch.
"Hallo", grüßte sie ihn mit vorsichtiger Stimme und trat einen Schritt zurück, damit er eintreten konnte.
Er wiederholte den Gruß nicht, sondern ging wortlos an ihr vorbei und blieb an der Türe zum Wohnzimmer stehen, wo er Maddy beim malen beobachten konnte.
Sie hatte ein ungutes Gefühl, als er einige Sekunden lang nichts sagte, sondern nur zu dem Kind schaute.
"Wann hattest du vor es mir zu sagen?"
Die Worte hämmerten sich in ihren Kopf und sie spürte, wie ihr das Blut aus dem Gesicht wich, als ihr bewusst wurde, was er meinte.
Für einen Moment war sie wie erstarrt und wusste nicht, was sie sagen sollte. Er kannte also die Wahrheit. Er wusste es.
Sie schluckte und kam langsam näher, suchte verzweifelt nach den Worten, die sie sich für heute Abend zurechtgelegt hatte.
"Hattest du überhaupt vor, es mir irgendwann einmal zu sagen?", fragte er herausfordernd und drehte sich zu ihr herum.
Sie öffnete den Mund, aber kein einziger Ton verließ ihn und ihre Hände machten eine verzweifelte Bewegung, weil ihr nichts einfiel, mit dem sie ihm nun erklären konnte, wieso sie sich damals dafür entschieden hatte. Alles war weg. Einfach weg.
"Sag mir die Wahrheit" Seine Stimme war nun lauter geworden und er sah sie eindringlich an. Sie konnte erkennen, dass er wütend war, auch wenn er versuchte sich zurück zu halten. Seine Augen funkelten und sein gesamter Körper war angespannt.
Wie also sollte sie ihm jetzt erklären, dass es ihrer Meinung nach zu dieser Zeit die richtige Entscheidung gewesen war? Sie hatte ihren Standpunkt damals gewählt und inzwischen wusste sie, dass es vielleicht doch nicht richtig gewesen war, aber würde er das verstehen?
"Es war das Beste", murmelte sie und verschränkte die Arme, um sich selbst mehr Halt zu geben.
"Das Beste?" Er sah sie ungläubig an und schüttelte dann den Kopf.
"Ich habe eine Tochter und du verheimlichst mir das und behauptest, es sei das Beste?"
Elizabeth schloss kurz die Augen und versuchte, sich zu sammeln und nun die Worte zu finden, die gesagt werden mussten.
"Du erinnerst dich an die Nacht vor deiner Hochzeit?", fragte sie daher, um von ganz vorne anzufangen und ihm zu schildern, wie sie sich damals gefühlt hatte.
Er sah sie einige Sekunden nur an, aber auf seinem Gesicht konnte er keine Gefühlsregung erkennen. "Ich erinnere mich."
"Gut. Denn am nächsten Tag hast du geheiratet und ich wusste erst nach Wochen, dass ich schwanger bin. Du warst verheiratet und ich hatte nicht vor, deine Ehe zu zerstören."
"Stattdessen hast du mir mein Kind vorenthalten."
"Weil es meiner Meinung nach die richtige Entscheidung war. Du warst frisch verheiratet und ich wollte daran nichts ändern." Inzwischen war auch sie lauter geworden und ihre Stimme fand immer mehr Kraft, jetzt, wo es darum ging ihm ihren Standpunkt klar zu machen.
"Also fandest du es besser zu verschwinden und dich bei Keinem mehr zu melden?" Es war mehr eine Feststellung als eine Frage und er sah sie weiterhin mit einem Blick an, der ihr signalisierte, dass noch lange nicht alles gesprochen war.
"Ich bin gegangen, um deine Ehe zu schützen", sagte sie und dieses Mal war sie es, die ihn herausfordernd ansah. Sie hatte ihr altes Leben aufgegeben, weil sie ihn hatte schützen wollen und es war nicht einfach gewesen. Sich nun von ihm Vorwürfe machen zu lassen zerrte an ihren Nerven.
"Du hättest die Wahrheit sagen müssen."
"Damit du direkt auf die Scheidung zugesteuert wärst?" Ihre Worte kamen keine Sekunde nach seinen und er schwieg einen Moment, wie es schien, hörte er ihr nun endlich zu.
"Ich wollte deine Ehe nicht zerstören, also habe ich meine Entscheidung getroffen und bin gegangen. Es war nicht einfach, aber ich habe es für dich getan und ich hatte nicht vor, dir ewig deine Tochter vorzuenthalten."
"Wann hattest du denn vor mir es zu sagen?" Wieder verschränkte er die Arme und sah sie lange an.
"Ich wollte es dir heute Abend sagen." Sie brauchte die Worte nicht erst auszusprechen, um zu merken, wie ironisch sie klangen. Was hätte sie auch sonst sagen sollen, selbst, wenn sie es nicht wirklich vorgehabt hätte? Es klang wie eine Verteidigung und er sah sie mit leicht abwertendem Blick an. Natürlich glaubte auch er, dass sie sich diese Worte soeben zurechtgelegt hatte.
"Es ist die Wahrheit, John", sagte sie deswegen, aber an seinem Blick änderte sich nichts und sie merkte, wie sie langsam wütend wurde.
"Du kannst es mir glauben oder nicht, aber es stimmt. Und ich lasse mir von dir keine Vorwürfe mehr machen, denn es war nicht leicht, Atlantis zu verlassen und doch habe ich es getan." Ihre Stimme wurde wieder lauter und seine Haltung wurde abwehrend.
"Du hättest es mir früher sagen müssen. Ich habe vier Jahre verpasst. Vier Jahre habe ich eine Tochter und ich habe davon nichts - absolut nichts - mitbekommen."
Auch er klang wütend und doch hörte sie auch Schmerz aus seinen Worten heraus. Sie spürte, wie sich leichte Schuldgefühle in ihr meldeten, jetzt, wo sie sah, dass ihm Maddy nicht egal war.
"Es ist egal, ob du mich schützen wolltest oder nicht, aber dass ich eine Tochter habe, hättest du mir verdammt noch mal sagen müssen!"
"Und was hättest du dann getan? Kelli gesagt, dass du ihr vor dem Tag eurer Hochzeit fremdgegangen bist? Wie hätte sie wohl reagiert? Mit Verständnis?" Sie schrie nun beinahe und ihre Augen sprühten Funken, da er einfach nicht verstehen wollte, dass sie ihre Gründe gehabt hatte.
"Das ist doch egal!" Auch seine Stimme erhob sich und machte Elizabeth nur noch wütender.
"Es ist nicht egal. Es war die richtige Entscheidung."
"Das war es nicht."
Beide standen schwer atmend voreinander und sahen sich eindringlich an. Jeder bestand auf seine Meinung und sie kannten sich lange genug, um zu wissen, dass sich keiner davon abbringen lassen würde.
Elizabeth schloss einen Moment die Augen und sagte sich innerlich, dass sie sich wieder beruhigen musste. Sie kamen hier sonst nicht weiter und das half Niemandem.
Sie schreckte hoch, als sie die leise Stimme ihrer Tochter hörte.
"Mommy, wieso streitet ihr euch?" Maddy stand an der Tür zwischen Flur und Wohnzimmer und sah die beiden Erwachsenen mit ernstem Blick an.
Elizabeth ging zu ihr und kniete sich vor ihr hin, um ihr über die Haare zu streichen. "Wir streiten uns nicht, Schatz. Wir unterhalten uns über etwas Wichtiges."
"Das klingt aber anders", murmelte die Kleine und kaute auf ihrer Lippe herum.
"Geh wieder spielen, ich komme gleich zu dir." Sie gab ihrer Tochter einen Kuss auf die Stirn und Maddy nickte und rannte zurück ins Wohnzimmer.
"Sie hat heute Geburtstag", sagte Elizabeth, als sie wieder aufstand.
"Ich weiß", meinte John nur und sie sah ihn verwundert an. Hatte Leslie es ihm erzählt?
"Du kannst ihr gratulieren."
"Und dann? Soll ich wieder aus ihrem Leben verschwinden?"
"Ich nehme an, du willst wieder nach Atlantis, oder?", stellte sie die Gegenfrage und blickte ihn ernst an.
Sie erwartete nicht, dass er Atlantis so einfach hinter sich lassen würde und sie hatte sich immer wieder gefragt, was er tun würde, wenn er es wusste. Nun war der Zeitpunkt gekommen und sie spürte, wie sich ihr Magen vor Nervosität meldete.
"Habe ich eine andere Option?"
Sie sah ihn ungläubig an. "Sie ist deine Tochter", meinte sie eindringlich, da sie mit so etwas nicht gerechnet hatte.
"Das war sie die ersten vier Jahre auch nicht. Dafür hast du gesorgt."
Seine Worte verletzten sie und sie schnappte nach Luft, als er sie mit einem harten Blick anschaute.
"Die Entscheidung hast du uns ja abgenommen."
Er sah sie nur noch einen Sekundenbruchteil an und drehte sich dann herum, um ohne ein weiteres Wort das Haus zu verlassen und sie alleine zurückzulassen.

Der Tag zog sich schwer und lange hin und Elizabeth fühlte sich erschöpfter denn je. Sie hatte es endlich geschafft Maddy ins Bett zu bringen und nun stand sie mitten im Wohnzimmer und wusste nicht mehr weiter.
Sollte sie zu ihm gehen? Sollte sie noch einmal mit ihm reden?
Es war noch lange nicht alles gesagt worden und auch, wenn er seine Worte gezielt gewählt hatte, um sie zu verletzen, so konnte sie ihm das nicht vorwerfen.
Jahrelang hatte er nichts von Maddy gewusst und die Information war keine, die man einfach abtun konnte.
Sie konnte nicht erwarten, dass er sofort akzeptierte, ab dem heutigen Tag eine Tochter zu haben. Es würde Zeit brauchen. Viel Zeit.
Elizabeth stand noch einige Minuten verloren in ihrem abgedunkelten Wohnzimmer, ehe sie die Kraft fand einfach nur loszulaufen und in Richtung von Leslies Haus zu gehen.
Sie musste noch einmal mit ihm reden. Sie konnten die Worte nicht einfach so stehen lassen und weitermachen. Das Gespräch lag immer noch schwer auf ihr und trotzdem wusste sie nicht, was genau sie ihm überhaupt sagen sollte.
Dass es ihr Leid tat? Die Worte klangen hohl gegenüber seinem Vorwurf, vier Jahre des Lebens seiner Tochter verpasst zu haben.
Er hatte Recht damit und doch wollte sie ihm noch einmal bewusst machen, dass sie es für seine Ehe getan hatte. Er hatte Kelli geliebt zu dem damaligen Zeitpunkt und sie war niemand, der sich zwischen eine bevorstehende Hochzeit drängte und sie wollte, dass er das verstand.
Es kostete sie ernorme Überwindung die Klingel zu betätigen und ihr Herz klopfte, als sie Schritte hörte, die sich der Eingangstüre näherten.
Leslie öffnete die Türe und die beiden Frauen sahen sich einen Moment nur an, ehe Leslie schließlich eine einladende Handbewegung machte und Elizabeth eintrat.
Sie wartete, bis Leslie die Türe geschlossen hatte und sah sie dann an.
"Ist er hier?", fragte sie leise und deutete dabei die Treppe hoch, wo er im Gästezimmer geschlafen hatte.
"Nein, Liz. Er ist nicht mehr hier. Er ist vor drei Stunden gegangen."
Sie spürte, wie ihre Beine schwach wurden und sie konnte Leslie Sekundenlang nur anstarren, während sich die Worte in ihrem Kopf immer und immer wiederholten.
"Was?" Ihre Stimme klang geschockt und sie fühlte sich auf einmal wieder nur unendlich müde und erschöpft.
Leslie sah sie mitfühlend an. "Es tut mir leid, Liz."
Sie konnte ihrer Freundin ansehen, wie es in ihr aussah und so führte Leslie Elizabeth in das Wohnzimmer, wo sie sich auf die Couch setzen konnte.
"Er ist weg?", fragte Elizabeth noch einmal leise nach und sah Leslie ungläubig an.
"Ja, er sagte, er braucht Abstand von allem. Ich konnte ihn nicht umstimmen. Es tut mir so leid."
Elizabeth vergrub den Kopf in den Händen und wusste nicht, was sie denken sollte.
Er war also gegangen. Trotz allem war er gegangen. War es ihm egal? Oder brauchte er tatsächlich einfach nur Abstand von allem.
"Liz, ich muss dir etwas sagen." Leslies Stimme klang ernst und bewog Elizabeth dazu den Kopf wieder zu heben und ihr Gegenüber fragend anzuschauen.
"Es ist meine Schuld", gestand Leslie, aber Elizabeth sah sie nur verwirrt an.
"Was ist deine Schuld?"
"Ich war wütend nach unserem Gespräch, als du sagtest, du wählst den Zeitpunkt, wann du es ihm sagst. Ich habe das nicht verstanden und war sauer und ging zurück ins Haus, wo mich John abfing. Er sagte, ich solle mich abreagieren und ich habe ihm einfach nur gesagt, dass er sich Maddy einmal genau anschauen soll."
Sie stockte und sah Elizabeth mit einem traurigen Blick an. "Ich hatte nicht das Recht ihm das zu sagen und das tut mir sehr leid."
Elizabeth sah sie kurz an, bevor sie lediglich nickte und dann auf den Boden blickte. Sie hatte nicht mehr Kraft, um auf Leslie sauer zu sein, zumal sie es ihm sowieso selbst hätte sagen müssen und sie konnte nicht einschätzen, ob er nicht genau gleich reagiert hätte.
Es war raus und wie es passiert war, war ihr im Moment eigentlich egal. Er wusste es und nun war er nicht mehr da. Wo war er hin? Flog er gleich zurück nach Atlantis, oder blieb er noch einige Tage auf der Erde? Wenn er noch hier war, hatte sie die Chance mit ihm zu reden und die Dinge zu klären, die ihr wichtig waren.
Elizabeth fiel plötzlich ein, dass sie leicht an die Information kommen konnte und so sprang sie auf. Ihr fiel Leslies verwirrter Blick ins Auge und so drehte sie sich zu ihr und lächelte ihr zu.
"Ich bin nicht sauer, es musste gesagt werden. Ich weiß nicht, ob ich die Kraft gefunden hätte, es ihm selbst zu sagen."
Leslie nickte nur und Elizabeth konnte sehen, wie erleichtert sie war.
"Danke."
Elizabeth lächelte und drehte sich dann herum, um daraufhin möglichst schnell zurück zu ihrem Haus zu laufen.

John hatte erzählt, dass Caldwell ebenfalls auf der Erde war und sie wusste von der Arbeit her, dass die Daedalus mit der Tarnvorrichtung regelmäßig auf dem Stützpunkt landete.
Wenn Caldwell noch hier war, dann musste John auch noch hier sein und das bedeutete, dass sie noch die Möglichkeit hatte mit ihm zu reden.
Sie tippte ihren Zugangscode ein, um in das System zu kommen und ruf ihr persönliches Programm auf. Sie gab Daedalus und Colonel Caldwell ein und sofort erschien ein Fenster mit der Frage, ob sie Kontakt zu ihm aufnehmen wollte.
Sie bestätigte und wenn die Daedalus noch hier war, dann würde sie ein visuelles Gespräch mit Caldwell führen können.
Keine Sekunde später erschien tatsächlich Caldwells Gesicht auf dem Monitor und er sah sie sehr überrascht an.
"Dr. Weir. Mit Ihnen hatte ich nicht unbedingt gerechnet."
Sie konnte sich ein kleines Lächeln nicht verkneifen, da er wirklich überrascht und auch leicht überrumpelt aussah.
Wie sollte es auch anders sein? In den letzten Jahren hatte sie auch zu ihm keinen Kontakt mehr gehabt und es musste komisch für ihn sein, nun plötzlich wieder von ihr zu hören.
"Hallo, Steven", grüßte sie und sah im Hintergrund, dass er in seinem Büro der Daedalus saß. Bedeutete das, dass er sich für den Flug bereit machte?
"Ist Colonel Sheppard bei Ihnen?", fragte sie und ihr Körper verspannte sich augenblicklich, während sie auf eine Antwort wartete.
"Ja, er ist hier." Er sah sie nach wie vor fragend an, da er immer noch nicht den Grund der plötzlichen Kontaktaufnahme kannte.
"Wann fliegen Sie? Ich muss noch mit ihm reden."
Er sah sie einen Moment an, ehe er kurz die Augen zusammen kniff und sie dann bedauernd anblickte.
"Wir sind bereits unterwegs, Elizabeth. Tut mir leid."
Bereits das dritte Mal an diesem Tag spürte sie, wie wieder alles über ihr zusammenbrach und sie konnte nur nicken, während ihr Kopf völlig leer war.
Caldwells Blick zeigte ihr, dass man ihr anscheinend ansehen konnte, wie sie sich fühlte, da er Sorge und Beunruhigung ausdrückte.
"Ist alles in Ordnung?", fragte er deswegen, aber sie nickte nur.
"Es ist alles in Ordnung. Danke." Bevor er noch etwas erwidern konnte drückte sie die Taste, die die Verbindung löste und saß in ihrem dunklen Wohnzimmer.
Wenn die Daedalus bereits unterwegs war, dann hatte sie nicht die Möglichkeit eine visuelle Verbindung zu John aufzubauen, da dies nur zu der Kommandozentrale möglich war.
Dies bedeutete also, dass es zu spät war. Er war weg und sie hatte nicht mehr die Möglichkeit persönlich mit ihm zu sprechen. Es war einfach zu spät.
Das erste Mal seit langer Zeit genehmigte sie sich die Schwäche die Tränen zuzulassen, die sich in ihren Augen angesammelt hatten.

*~*~*


Sechs Wochen später

"Maddy, beeile dich!", rief sie ihrer Tochter zu, die immer noch oben war und Elizabeth warf einen schnellen Blick auf die Uhr.
Sie hatten nicht mehr viel Zeit, bald würde die Daedalus den Heimweg nach Atlantis antreten und sie hatte nicht vor, diesen zu verpassen.
"Madison!", rief sie erneut und ihre Tochter kam endlich die Treppe herunter gerannt.
"Du weißt, dass wir nicht viel Zeit haben!"
"Ich weiß!", murmelte ihre Tochter pflichtschuldigst und Elizabeth seufzte.
Nachdem sie John verpasst hatte, hatte sie bei Stargate Command angefragt, ob es möglich war zusammen mit ihrer Tochter nach Atlantis zu fliegen.
Durch ihren Status als ehemalige Expeditionsleiterin hatte man es ihr genehmigt und diese Chance wollte sie nicht einfach verstreichen lassen.
All die Wochen hatte sie sich gefragt, wie es John ging und was er inzwischen wohl über alles dachte.
Konnte er sie jetzt verstehen? Oder beharrte er immer noch auf seinen Standpunkt, dass sie ihm alles hätte erzählen müssen und das sehr viel früher?
Ihr Herz hämmerte erwartungsvoll, als sie ihre Handtasche holte, die auf dem Küchentisch lag und diese zu den zwei Koffern stellte, die sie mitnehmen würden.
"Bereit?", fragte sie Maddy, die grinsend nickte. Elizabeth hatte ihr nur gesagt, dass sie eine kleine Reise machen würden und das reichte aus, um Maddy sofort zu begeistern.
Sie gab ihrer Tochter die Jacke und blickte dann auf, als es an der Türe klingelte.
War es Leslie, die sich verabschieden wollte? Die Beiden waren sich in den letzten Wochen wieder näher gekommen und Elizabeth hatte mit Leslie geredet und ihr die Pläne mitgeteilt.
"Zieh deine Jacke an, Schätzchen."
Sie lief in Richtung Türe und öffnete diese und wie beim letzten mal, als John Sheppard plötzlich vor ihrer Tür gestanden hatte, war sie einige Sekunden zu nichts fähig, außer erstarrt stehen zu bleiben und ihn anzustarren.
"Hallo, Elizabeth", sagte er leise und lächelte, als er ihren überrumpelten Gesichtsausdruck bemerkte.
"John? Was machst du hier?", brach es aus ihr heraus und sie starrte ihn weiterhin nur an. Was tat er hier? Wie war er hier her gekommen? Und was sollte sie jetzt tun?
"Ich bin vor zwei Tagen mit der Daedalus gekommen", erzählte er und dies löste ihre Starre, als sie sich erinnerte.
"Die Daedalus. Sie fliegt bald los!" "Sie ist schon unterwegs."
"Was?" Sie sah ihn geschockt an. Sekunden später fiel ihr ein, dass sie nur wegen ihm hatte mitfliegen wollen, aber nun war er ja hier.
"Caldwell hat mir erzählt, dass du mitfliegen wolltest. Wieso?" Er sah sie ernst an und doch zeigte sich keinerlei Vorurteil oder Anklage in seinen Augen und sie wurde ruhiger. Die Atmosphäre veränderte sich und ihr Herz klopfte schneller, als er seinen Blick von ihr nicht löste und sie weiterhin ansah.
"Ich wollte mit dir reden", gestand sie daher leise. "Ich wollte, dass du weißt, dass es mir Leid tut. Ich hielt es für die beste Möglichkeit und vielleicht war es das nicht, aber ich habe es nur getan, weil ich nicht wollte, dass deine Ehe deswegen auseinander geht."
Er lächelte bei ihren Worten und sie schaute ihn verwirrt an. Es war ihrer Meinung nach nicht unbedingt zum Lächeln, wenn sie versuchte, sich bei ihm zu entschuldigen und es ihm noch einmal zu erklären, aber es war besser, als wenn er ihr erneut Vorwürfe gemacht hätte.
"Es war die richtige Entscheidung."
"Was?" Wieder brach es geschockt aus ihr heraus, da sie mit dieser Einsicht nicht unbedingt gerechnet hatte.
"Du hattest Recht, dass du so gehandelt hast. Du hast viel aufgegeben, weil du mich schützen wolltest und deswegen bin ich dir dankbar. Ich bereue es, dass ich meine Tochter nicht aufwachsen sehen konnte, aber ich kann dich trotzdem verstehen."
Elizabeth war so überrascht, dass sie nichts sagen konnte und John lächelte, als sie den Mund öffnete, aber kein Ton heraus kam. Es war genau das, was sie hatte hören wollen und nun, wo sie es endlich hörte, wusste sie nicht, was sie darauf erwidern sollte.
"Ich bin hier, weil ich mich auch bei dir entschuldigen wollte. Ich hatte nicht das Recht, dir vorzuwerfen, dass du falsch gehandelt hast. Es tut mir leid, dass du Atlantis aufgegeben hast und alleine mit der Situation klar kommen musstest."
"Ich…ich weiß nicht, was ich sagen soll."
"Ich nehme nicht an, dass du damit gerechnet hast", meinte er amüsiert und nun konnte auch sie wieder lächeln, als sie den Kopf schüttelte.
Sie zuckte zusammen, als sich plötzlich ihre Tochter an ihr vorbeidrückte und mit den Armen Johns Beine umschlang.
"Du bist wieder da", grinste sie begeistert und zeigte somit, dass sie sich noch gut an ihn erinnern konnte.
"Ja, das bin ich." Er blickte zu ihr hinunter und Elizabeth konnte sehen, dass er sie nun mit anderen Augen sah. Jetzt wusste er, wer sie wirklich war und das änderte alles. Als er den Kopf wieder hob, konnte sie Liebe in seinem Gesicht erkennen und unweigerlich stiegen Tränen in ihren Augen auf.
Es war genau das, was sie sich gewünscht hatte. Dass er wusste, dass er eine Tochter hatte und dass er ihr eben diese Liebe entgegen bringen würde.
Stumm fragte sie ihn, ob er es ihr jetzt sagen wollte, indem sie zu ihr hinabnickte, aber er schüttelte den Kopf.
"Später", flüsterte er über Maddy hinweg zu ihr und sie nickte.
Etwas unbeholfen schaute sie zu den gepackten Sachen, aber die würde sie nun wohl wieder auspacken müssen und dies war eine gute Beschäftigung für ihre Tochter, die mit Sicherheit alles einfach nur auf den Boden schmeißen würde und Koffer definitiv gerner auspackte als einpackte.
"Maddy, spielst du mal ein wenig im Wohnzimmer, damit ich mit deiner Mutter sprechen kann?", fragte John und strich ihr mit der Hand über die Haare. Ihm war vorher noch nie aufgefallen, wie ähnlich sie ihm sah. Aber Leslie hatte Recht gehabt, sie hatte viel von ihm und er fragte sich, wieso ihm diese Ähnlichkeit nicht auch von selbst aufgefallen war.
Die Kleine nickte nur und zum Glück hatte sie nicht ihre Schmollphase und ging wirklich in das Wohnzimmer, um zu spielen.
Elizabeth spürte, wie ihr Herz wieder schneller schlug, da sie nicht genau wusste, was nun kommen würde.
Sie trat endlich einen Schritt zurück, damit er eintreten konnte und dann zeigte sie fragend auf die Terrasse, woraufhin er nickte und die Beiden hinausgingen.
"Wie lange bleibst du hier?", fragte sie, da sie annahm, dass er mit ihr darüber sprechen wollte. Sie kannte ihn gut genug und hatte deshalb nicht die Erwartung, dass er für immer hier bleiben würde.
Er gehörte nach Atlantis, dort war sein Leben und sie nahm deswegen nicht an, dass er das aufgeben würde. Vor allem dann nicht, wenn sie noch gar nicht wussten, wie es überhaupt weitergehen würde.
"Ich bleibe fünf bis sechs Wochen, bis die Daedalus wieder da ist", sagte er und bestätigte somit ihre Vermutung.
Sie nickte und konnte trotzdem nicht verhindern, dass Enttäuschung in ihr aufstieg. Ihre realistische Seite hatte gewusst, dass diese Antwort kommen würde, aber in ihrem Innersten hatte sie sich wohl doch gewünscht, dass er hier bleiben würde.
"Ich möchte nicht…" Sie unterbrach ihn und hob eine Hand.
"Du brauchst es mir nicht erklären, ich kann verstehen, dass du Atlantis nicht verlassen möchtest. Es ist trotzdem schön, dass du da bist."
Er nickte und sie sah die Erleichterung auf seinem Gesicht.
"Ich werde versuchen, alle paar Monate für einige Wochen zu kommen, bis wir uns alle an die Situation gewöhnt haben." Er zuckte lächelnd mit den Schultern, da es sich eigenartig anhörte, aber er Recht hatte. Sie mussten sich alle erst einmal daran gewöhnen und was dann kam, würde die Zeit zeigen.
Sie lächelte nun auch, weil sie sich seit Wochen nicht mehr so gut gefühlt hatte und endlich eine Art Befreiung in ihr aufstieg, wo jetzt alles geklärt war und es sich doch noch zum Guten gewendet hatte.
Auch John schien dieses befreiende Gefühl zu haben, da sich sein Lächeln in ein Grinsen wandte und er zu ihr mit fast lachender Stimme sagte: "Wir haben eine Tochter."
Elizabeth lachte über die Begeisterung, die in seinen Worten lag und sie nickte.
"Ja, wir haben eine Tochter. Und sie braucht dringend einen Vater."
Sie grinste, als er einen Arm um ihre Taille legte und sie in das Wohnzimmer zog. Elizabeth verspürte endlich Frieden, als ihre Tochter aufblickte und sie lächelnd auf John zeigte.
"Maddy, das ist dein Vater."

*~*~*


Epilog

Drei Jahre später

Elizabeth saß zusammen mit Leslie auf der Terrasse und hielt ein großes Glas Eistee in der Hand, während sie John und ihrer Tochter dabei zusah, wie die Beiden im Garten herum rannten und sich amüsierten.
Wegen ihres immer größer werdenden Bauches konnte sie schon länger an anstrengenden Aktivitäten nicht mehr teilhaben, aber sie freute sich auf die bevorstehende Geburt.
Liebevoll strich sie über den Bauch und wie immer zur Mittagszeit boxte ihr ein Tritt entgegen und sie lächelte.
Es hatte sich so viel in den letzten Jahren geändert, obwohl sie niemals damit gerechnet hatte.
Nach eineinhalb Jahren des Hin und Herpendelns hatte John seinen Dienst bei Atlantis beendet und nun arbeitete er ebenfalls im Stargate Command. Sie hatte das nicht erwartet und war dem unsicher gegenübergestanden, da sie nicht gewusst hatte, wie John auf den drastischen Arbeitswechsel reagieren würde, aber es hatte erstaunlich gut geklappt und sie war froh darüber.
Die zweite Schwangerschaft war dann auch nicht unbedingt geplant gewesen, aber mit ungeplanten Schwangerschaften kannte sie sich inzwischen ja aus und nachdem John sich nur gefreut hatte, war auch sie wieder lockerer geworden. Maddy konnte den Zuwachs kaum noch erwarten und Elizabeth war gespannt, wann ihr Sohn sich dazu entschließen würde, das Licht der Welt zu erblicken.
Noch vor drei Jahren hätte sie niemals erwartet, dass es sich so entwickeln würde und jetzt saß sie hier auf ihrer Terrasse und beobachtete ihre Familie beim Spielen.
Es war genau so, wie es sie es sich vorgestellt hatte, aber es war damals mehr ein Traum gewesen, inzwischen aber war es Realität.

THE END
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