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Vier Küsse und kein Todesfall von Velence

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Rodney kam auf der Krankenstation wieder zu sich. Seine Sicht war schwammig und er war wie betäubt, aber er lebte. Die aus dem Wraith-Jäger entnommenen Maschine hatte Rodney eingesaugt und zwei bewusstlose Menschen wieder ausgespuckt. Zelenka hatte es tatsächlich geschafft, dachte er anerkennend, auch wenn er es nie laut aussprechen würde. „Cadman?“, fragte Rodney und räusperte, weil sich seine Stimme merkwürdig anhörte. Sein Hals war trocken. Er schluckte und versuchte es erneut. „Laura?“

Jetzt sah Rodney Elizabeth gegenüber aus ihrer Warteposition erwachen. John war nicht da, was Rodney ein wenig enttäuschte.

„Alles in Ordnung. Ihr habt es beide überstanden“, erklärte Carson.

„Physisch ist alles wieder beim Alten?“, erkundigte sich Elizabeth, was Dr. Beckett ihr bestätigte.

Carson stand an Rodneys Bettseite und drückte seine Hand. Er lächelte ihn an. Irgendetwas war daran falsch, dachte Rodney und rieb sich das Gesicht, als er plötzlich seine Hände sah. Nicht seine Hände. Lauras Hände. „Heilige Scheiße.“

„Laura?“, fragte Carson.

„Ich habe Brüste!“, rief Rodney und packte beide mit seinen Händen, nicht ohne festzustellen, dass sie sich gut anfühlen. Es war schon eine Weile her, dass er Brüsten nahe gekommen war. Mal abgesehen von dem Kuss mit Katie, der Lauras Werk war.

„Pfoten weg!“, kam es laut vom Nachbarbett. Ohne dass Rodney es mitbekommen hatte, war Laura in Rodneys Körper zu sich gekommen.

„Ist das meine Stimme? Ich höre mich sonst nicht so... unmännlich an.“

Elizabeth unterbrach Rodneys Wortschwall. „Bedeutet das...?“Weiter kam sie nicht.

„Ja, ja, ich bin jetzt Miss Hochexplosiv“, grummelte Rodney mit Lauras Stimme und schlug die Hand vor den Mund. Merkwürdig. Sehr, sehr merkwürdig.

„Jesus, Rodney, du hast dein Karma überstrapaziert, anders kann ich das nicht mehr erklären.“ Sie sah Rodney strafend an.

„Ich bringe Radek um!“

„Damit solltest du warten, bis er den ähm... Kurzschluss behoben hat“, merkte Carson vorsichtig an.

„Kurzschluss?“, wiederholte Rodney ungläubig.

„Das Wraith-Gerät hat Feuer gefangen, nachdem Dr. Zelenka es angesteuert hat, um euch wieder herauszuholen.“ Auf Elizabeths Gesicht konnte man ihre Besorgnis ablesen. „Bis die Situation geklärt ist, gibt es keine Missionen für euch.“

„Jetzt bringe ich ihn erst recht um!“

Laura machte in Rodneys Körper große Augen. „Ich stecke in diesem Körper fest!“

„Du musst den Vorteil sehen, jeder wird Angst vor dir haben.“ Carson lächelte. Er war viel zu fröhlich; vermutlich aufgrund der Aussicht auf (regelmäßigen) Sex mit Cadman.

Rodney fand es barsch, jemanden, der in Sachen Beziehung und Sex meistens zu kurz kam, sein Glück ins Gesicht zu reiben. Verstimmt dachte er kurz an Sheppard, der sich nach dem Hangar vorsorglich verdrückt hatte. „Oh, immer auf McKay. Als Genie schafft man sich zweifellos Neider und Feinde.“ Er schaute Dr. Beckett düster an und verschränkte die Arme über seinen Brüsten. Es hatte etwas für sich, Brüste zu haben. Er spürte den BH, in dem sie sicher verpackt waren unter dem Krankenhaushemd. Zum Glück – die Häkchen und Ösen konnten einen schon zur Verzweiflung treiben.

„Hör auf zu denken, was du denkst.“ Laura zeigte mit einem Zeigefinger auf ihn. Sie hatte die Augenbrauen düster nach unten gezogen. „Ich war in deinem Kopf.“

„Fass nichts an, was dir nicht gehört“, feuerte Rodney zurück.

„Bitte, dann wird deine Blase platzen“, erwiderte Laura schnippisch. „Übrigens habe ich schon alles angefasst.“ Sie blickte zu Carson. „Nur weil es absolut notwendig war.“

„Oh Gott“, stöhnte Rodney.

Elizabeth und Carson gingen gemeinsam in sein Büro, um das weitere Vorgehen zu besprechen.

„Immer zu stöhnen und Zelenka anzubrüllen macht nichts besser“, kam es von Laura.

Mit erhobenem Zeigefinger widersprach Rodney: „Oh doch, ich fühle mich besser! Außerdem arbeitet er mit Feuer unter seinem tschechischen Hintern schneller. Wie lange sollen wir deiner Meinung nach warten? Bis mein Körper bei einer deiner ach so gesunden Joggingrunden eine tödliche Herzattacke bekommt?“ Rodney verzog das Gesicht, als er realisierte, was das für ihn bedeutete. „Ich will nicht in diesem...“

„Hey!“

„....diesem wohlproportionierten Körper leben.“

„Danke.“ Das Kompliment befriedigte Laura in gewisser Weise. Sich durch Rodneys Augen zu betrachten, war wie bei einer außerkörperlichen Erfahrung. An das Gefühl, bei Rodneys Körper am Steuer zu sitzen, hatte sie sich jedoch schnell gewöhnt. Wie Fahrradfahren.

„Carson hat mich an gefasst...“, sagte Rodney. Er schüttelte ein wenig angewidert den Kopf. „Nein, nein, er hat dich berührt. An der Hand. Ich wollte nicht andeuten, dass es unsittlich war.“

Laura lachte. Es war ein überraschend herzliches, warmes Lachen, von dem Rodney nicht wusste, dass seine Stimmbändern es hervorbringen konnten. Rodney konnte sie und Carson bereits zusammen sehen. Als Pärchen auf einem Balkon turtelnd, sich in der Messe gegenseitig fütternd und auf den Fluren glücklich lachend. Ein Stich ging durch sein Rodneys Herz. Das würde er nicht haben. Laura hatte ihm unnötig Hoffnungen gemacht.

„Du kannst ihn treffen, aber keine Fummeleien, hörst du?“, grummelte er.

„Ich glaube nicht, dass er nach dem Kuss noch mehr Lust auf McKay hat. Ich würde mir auch zu viele Sorgen, dass er Ende mehr auf dich als auf mich steht.“

„Irgh.“

„Was ist mit dir und Sheppard?“

„Jetzt da ich den Körper einer Frau habe, könnte ich lesbischen Sex haben“, lenkte Rodney ab. „Eine meiner Fantasien. Nicht mit mir als Frau, aber mit zwei Frauen.“

„Als ob ich dir Sex erlauben würde!“

„Nein, wir haben Rodney mit dem Kuss von Dr. Beckett noch nicht genug traumatisiert – ich will einen Ausgleich!“

Nun war es an Laura den Mund zu verziehen. „Bitte, küss doch Sheppard mit meinem Mund. Dann weißt du, ob er sich lieber mit dem weiblichen Geschlecht umgibt.“

„Kirk! Mehr muss ich nicht sagen: Kirk!“

„Komm schon, Rodney.“ Laura lächelte ihn zuckersüß an.

„Was soll das?“, fauchte Rodney. „Sind wir bei Herzblatt und du bist der Moderator?“

„Nur besser“, antwortete Laura.

Rodney ging dazu über, in Stille zu schmollen, oder Fast-Stille, denn er konnte sich fünf Minuten still sein, ohne zu stöhnen, kichern oder vor sich hinzumurmeln. In diesem Fall verfluchte er Cadman, die sich zu seinem Amor erkoren hatte. Und das ausgerechnet in dieser verrückten Situation, die noch verrückter geworden war.

~~~

Rodney bediente sich aus Lauras Kleiderschrank. Auf der Krankenstation war nur die Uniform gewesen, mit der sie bereits von dem Wraith-Jäger eingesaugt worden war. Die Auswahl dauerte länger, als er gedacht hatte. Er bewunderte seine neue, schlanke Silhouette im Spiegel. Die Unterwäsche behielt Rodney an. Auch wenn Cadman ihm praktisch alle Türen offen gelassen, indem sie ihn allein in ihr Quartier ließ, war er doch nicht so schamlos, Lauras Körper im Evakostüm anzustarren.

Vielleicht kam Rodney noch früh genug dazu, wenn dieser Zustand länger anhielt.

Von Blicken und Lächeln begleitet, die ihn maßlos irritierten, marschierte Rodney in Jeans und leichtem Longsleeve zum Hangar. Verdammt, nun war er erst recht neidisch auf Cadman (und Beckett).

Radek strahlte Laura zufrieden an, bevor er erfuhr, dass Rodney sich in Lauras Körper befand. Mit gesenkten Schultern deutete er auf den Haufen Wraith-Technik. Der Feuerschaden war deutlich zu erkennen. Rodney hatte keine netten Worte für ihn übrig. Laut ihm war Dr. Zelenka unfähig, eins und eins, sprich Körper und Seele, richtig zusammenzuzählen.

Sobald Zelenka Laura zetern hörte, wusste er, dass er tatsächlich Rodney McKay vor sich hatte.

Wie aus der Pistole geschossen stellte Rodney die wichtigsten Fragen, nachdem er seinen unschönen Wortschwall losgelassen hatte. War der Schaden reparable? Und wenn ja, wie schnell? Vielleicht eine Stunde. Vielleicht ein Monat. Radeks Antworten waren unbefriedigend, aber Rodney bewahrte seinen Optimismus. Er war schließlich der cleverste Mann in zwei Galaxien.

Zusammen machten sie sich daran, den Schaden zu reparieren.

~~~

Laura hatte derweil beschlossen, Nägel mit Köpfen zu machen. Sie bestellte Sheppard in Rodneys Quartier und unterbrach den Kontakt, bevor der Colonel sich mit einer Ausrede herauswinden konnte. Danach durchsuchte sie Rodneys Klamotten nach etwas Brauchbarem. Die meisten T-Shirts sortierte sie aus, ehe sie in ein blaues T-Shirt schlüpfte, das seine blauen Augen betonte.

Pflichtschuldig stand John zehn Minuten später in Rodneys Quartier und machte einen Gesichtsausdruck, als wäre er zum Nachsitzen zum Direktor bestellt worden. „Du bist du. Herzlichen Glückwunsch. Jetzt normalisieren sich die Flüche und das Schreien im Labor wieder“, gratulierte John scherzend.

Er hatte noch nicht davor gehört, dass sie und Rodney die Körper getauscht hatten. Perfekt. Das gehörte zu Cadmans Plan, John in Rodneys Abwesenheit zu bearbeiten.

„Absolut. Keine Frau mehr im Kopf. Nur ein Mann“, sagte Laura und ließ bewusst die Doppeldeutigkeit stehen.

„Was kann ich für dich tun? Die Verbindung war vorhin weg.“

Laura ging auf John zu, der glaubte, Rodney vor sich zu haben, und stoppte eine halbe Armlänge vor ihm. „Ich will mit dir reden.“

John verlagerte sein Gewicht von einen Fuß auf den Fuß, als würde er sich nicht besonders wohlfühlen, aber sein Gesichtsausdruck blieb unlesbar. „Hier bin ich.“

„Über den Kuss...“

„Ja...“ John kratzte sich verlegen im Nacken.

Mehr kam von ihm nicht, also nahm sie die Zügel in die Hand. „Ich habe eine Grenze überschritten.“

„Rodney...“ John machte einen schlechten Versuch, sie zu unterbrechen. Wenn es je einen Mann gab, der unsichtbare Linien schuf, indem er nicht redete, dann John Sheppard. Was erwartete er? Dass Rodney tatsächlich aufhörte zu reden? Nein, dafür hätte er sich mehr zur Wehr setzen müssen.

„Cadman steckte in meinem Körper, aber das hatte nichts oder nur wenig mit dem Kuss zu tun. Sie hat mich motiviert, eine Grenze zu überschreiten“, erklärte Laura, während sie sich fragte, ob sie sich auch nach Rodney anhörte. „Ich will unsere Freundschaft nicht ruinieren, aber ich glaube, dass es das wert ist. Es ist nicht fair, zu erwarten, dass du den ersten Schritt machst. Ich habe ein oder zwei Dinge von Teyla gelernt. Besonders wenn man diese dämlichen Militärvorschriften bedenkt. Und selbst wenn sie im Begriff sind, sich zu ändern, alte Vorurteile halten sich lange. Katie Brown, das Date war... ich hatte schon bessere. Und dann natürlich meine obsessive Bewunderung für Samantha Carter, die ich bei jeder Gelegenheit zum Thema mache. Hey, da ist kein Wunder, wenn Mann sich nicht traut, weil er denkt, der beste Freund ist zu hundert Prozent hetero. “

Laura starrte John an und der starrte sie an.

„Dir ist es ernst“, sagte John nach einer Weile ungläubigen Schweigens, nachdem Laura alle Argumente aufgezählt hatte.

„Wie eine tödliche Herzattacke!“ Laura lachte. Plötzlich war sie nervös. Sie hatte nicht das Recht zu tun, was sie gerade tat. Es kam ihr falsch vor. „Können... können wir uns treffen? Einen Film sehen?“ Sie zuckte mit den Schultern.

„Ein Date?“

„Ein Treffen... wie fast immer.“

„Okay.“

„Okay. Okay! Das ist gut, sehr gut“, stammelte Laura, Rodney imitierend, wenn er begeistert war. „Schön, dann sehen uns heute Abend bei dir? Ich bringe einen Film mit.“

John nickte. Er ging langsam zur Tür und drehte sich im letzten Moment noch mal um.

„Keine Verarschung?“

„Ich schwöre auf unsere ZPMs!“
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