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My December von Lenari

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My December


This is my December
This is my time of the year
This is my December
This is all so clear

This is my December
This my snow-covered home
This is my December
This is me alone

This is my December
This my snow-covered dreams
This is me pretending
This is all I need

And I give it all away
Just to have somewhere to go
Give it all away
To have someone to come home to

oOoOoOoOoOo


Der 24. Dezember. Weihnachten. Das Fest der Nächstenliebe, der Barmherzigkeit und Familie. Für Jack nur ein Tag von vielen. Ein Datum wie jedes andere. Schon seit Jahren bedeutete dieser Tag für ihn nur zwei Dinge: Einsamkeit und Schmerz.

Sein Haus lag im Dunkeln, als er in seine Einfahrt fuhr. Wie hätte es auch anders sein sollen. Schon seit Jahren hatte niemand mehr darauf gewartet, dass er zurückkehren würde. Niemand hatte Kerzen angezündet, einen überdimensional großen Baum geschmückt, Weihnachtslieder gesunken, Plätzchen gebacken oder Geschenke verpackt. Nicht einmal er. Wieso auch? Mit wem hätte er schon feiern sollen. Weihnachten hatte schon vor Jahren seinen Sinn verloren.

An diesem verhängnisvollen Tag, an dem auch alles andere sinnlos geworden war. Damals hatte Charlie zu existieren aufgehört und Jack war mit ihm gestorben. Und er tat es immer noch, jeden Tag ein bisschen. Seit diesem Tag feierte er kein Weihnachten mehr, kehrte auch all den anderen Feiertagen den Rücken und zog sich immer mehr in seinen eigenen Schmerz zurück. Es machte keinen Sinn mehr, zu feiern und sich zu freuen. Nicht ohne Charlie, seinen geliebten Sohn.

Auch seine Frau war gegangen. Er hatte es ihr nicht einmal übel genommen. Über die wichtigen Dinge hatte er nie mit ihr reden können. Vor allem zählten seine Gefühle dazu. Wieso also hätte sie bei ihm bleiben sollen? Seine Trauer, sein Schmerz und seine Schuldgefühle hätten sie nur mit in den Abgrund gezogen. Eine Scheidung war das einzig Vernünftige für sie gewesen. Er war allein mit ihnen zurückgeblieben. So wie immer.

Er spürte es jeden Morgen, noch bevor er die Augen aufschlug, jede Nacht, wenn er wach in seinem großen, leeren, alten Bett lag. Er sah es an den Anrufen, die niemals kamen, an den erleichterten Gesichtern, die er niemals sah und auch an dem fröhlichen Kinderlachen das schon lange verklungen war. All das, das ihm mal soviel bedeutet hatte, war nun vergangen und er würde es nicht zurückbekommen. Er würde nie wieder in ein Haus zurückkehren, in dem Leben herrschte. Nicht an Weihnachten.

Jack stellte den Motor ab und zog den Schlüssel aus dem Zündschloss. Vor einigen Stunden hatte es draußen zu schneien angefangen. Große, weiße Flocken. Bald würden sie sein Haus vollständig mit Schnee bedeckt haben. Aber nicht nur seines. Alles würde in der weißen Pracht versinken und womöglich würde das seine Pläne buchstäblich auf Eis legen. Es würde keinen Ausflug zu seiner Hütte geben. Die Straße dorthin wäre sicher nicht geräumt worden.

Er würde in Colorado Springs festsitzen – hier, wo sein Herz wieder zu schlagen begonnen hatte. Seit Charlies Tod, war auch er nicht mehr am Leben gewesen, doch man hatte ihn zurückgeholt. Er hatte einsehen müssen, dass er zum Sterben noch nicht bereit gewesen war. Jack hatte zwar zu leben verlernt, doch atmete er. Und seit eigenen Jahren tat er es bewusst.

Seit dem Tag, an dem sein Leben von neuem begann, kämpfte er wieder darum. Nicht immer, aber manchmal. Wenn er vergessen konnte, dass er gestorben war. Wenn er an Charlie denken konnte, ohne dass sein Herz in tausend Scherben zersprang. Wenn er von seinen Freunden abgelenkt wurde.

Aber auch all das nur, wenn er sich selbst erlaubte, glücklich zu sein, zu lieben und zu lachen. Noch immer bestrafte er sich selbst. Es war seine Waffe gewesen, die das Leben seines Sohnes und auch das Seine genommen hatte. Er würde sich das nie verzeihen.

Im Wagen war es kühl geworden. Schon eine ganze Weile hatte er einfach nur dagesessen und nachgedacht. Er hatte das Haus angestarrt, dass immer mehr von Schnee bedeckt worden war, hatte der Stille gelauscht und seinen düsteren Gedanken nachgehangen. Ein Schauern seines Körpers hatte ihn in die Realität zurückgeholt. Wenn er nicht bald das Haus betrat, würde er sich eine Erkältung holen und das war das Letzte, was er wollte.

Deprimiert zu sein, war eine Sache, aber hilflos und deprimiert zu sein, eine ganz andere. Die Weihnachtsfeiertage fielen ihm so schon schwer genug. Er schlug den Kragen hoch und zog die Jacke enger um seinen Körper. Es war scheinbar noch kälter geworden. Nicht nur die Temperaturen waren gesunken, auch in seinem Herzen hatte der Winter Einzug gehalten. Alles war irgendwie taub geworden. Nur so konnte er die folgenden Tage überstehen.

Dann stieg er aus dem Auto, schloss es ab, indem sein klammer Finger auf die Fernbedienung drückte, und stieg die wenigen Stufen zu seiner Eingangstür hoch. Da er seine Haustür bei seiner Abfahrt nicht verschlossen hatte, brauchte er jetzt wenigstens nicht nach dem Schlüssel zu suchen.

Was sollte man ihm auch stehlen, er hatte doch bereits alles verloren. Die einzigen, wertvollen Dinge, die er besaß, waren für andere nur bunte Stückchen Papier – keinen Pfifferling wert und deswegen auch keine potentielle Diebesbeute. Alles andere war ersetzbar. Sogar seine Verdienstorden und Auszeichnungen. Sie bedeuteten nichts.

Er hätte sie ohne zu zögern gegen Charlie eingetauscht, gegen eine Familie, die zu Hause auf ihn wartete, die ihn herzlich begrüßen würde, wenn er das Haus betrat. Er hätte alles gegeben, nur um sein früheres Leben zurückzubekommen. Aber er wusste auch, dass er diese Chance nie bekommen würde.

Im Inneren des Hauses war es unnatürlich warm, wenn Jack bedachte, dass er seit fast zwei Tagen nicht mehr geheizt hatte. Erst nachdem er sich seiner Jacke sowie seiner Schuhe entledigt und sich umgedreht hatte, bemerkte er den fehlen Lichtschein, der aus dem Wohnzimmer drang. Von draußen hatte er es nicht sehen können, da die Jalousien heruntergelassen waren.

Verdutzt machte er ein paar Schritte auf den Lichtschein zu und fragte sich zynisch, ob die Einbrecher vielleicht so nett gewesen waren, Feuer im Kamin zu machen, nachdem sie ihn beraubt hatten. Die Zwei Stufen ins Wohnzimmer auf einmal nehmend, griff er instinktiv nach seiner Waffe an seiner rechten Seite. Doch noch bevor er den Knopf am Halfter gelöst hatte, erkannte er seine Freunde um den Kamin sitzen. Er ließ seine Hand sinken.

Sie hatten es sich auf Kissen und Decken auf dem Boden gemütlich gemacht, tranken Kaffee und hielten irgendetwas ins Feuer. Sofort fiel die Anspannung, die Jack ergriffen hatte, von ihm ab. Mit ihnen hatte er nun wirklich nicht gerechnet. Er hatte angenommen, sie wären längst bei ihren Familien angekommen und würden mit diesen ein beschauliches Weihnachtsfest feiern.

„Was in Gottes Namen macht Ihr denn hier?“, fragte er verwundert und konnte sehen, wie zwei seiner drei Freunde verschrocken zusammenzuckten. Nur Teal’c, der mit dem Gesicht ihm zugewandt saß, hatte ihn bemerkt.

„Wir feiern die Geburt seines Sohnes mit dir, O’Neill.“, antwortete dieser auch sofort in seiner so typisch stoischen Art. Jetzt drehten sich auch Major Carter und Doktor Jackson zu ihm um und lächelten ihm versöhnlich entgegen.

Nach einem genervten, wenn auch erleichterten Seufzer, fragte Jack: „Ihr schon, dass das gefährlich ist, oder?“

„Aber es macht Spaß.“, erwiderte Daniel und hielt ihm einen Stock entgegen, auf welchem bereits ein weißer Marshmallow steckte. Sam rutschte unterdessen zur Seite, damit Jack sich zwischen sie und Daniel setzen konnte und Teal’c goss eine weitere Tasse köstlich duftenden Kaffee ein.

„Tja, wenn das so ist…“ Jack ließ sich in das bereitgestellte Kissen sinken und streckte seine Beine aus. Dann ergriff er mit der einen hand den Stock und mit der anderen die Kaffeetasse. Noch vor fünf Minuten hatte er geglaubt, dass mit dem Betreten seines Hauses eine Hölle aus Schmerz und Einsamkeit auf ihn warten würde und nun war es mit Abstand das Beste, was ihm in den letzten Jahren widerfahren war.

Er hatte das bekommen, was er sich am Meisten gewünscht hatte. Seit Jahren war er zum ersten Mal wieder nach Hause gekommen und Menschen, die er liebte – die ihn ebenso schätzten – hatten nur auf ihn gewartet. Er konnte es immer noch nicht glauben, aber sie waren wirklich da. Seine Freunde – seine Familie.

„Fröhliche Weihnachten, Sir.“, wünschte ihm Samantha und schenkte ihm ein strahlendes Lächeln, das selbst noch die dunkelste Nacht erhellt hätte. Er konnte nicht anders, als es erwidern.

Auch Teal’c meldete sich zu Wort und meinte: „Das wünsche ich dir auch, O’Neill.“

„Da schließ ich mich an.“ Daniel erhob feierlich seine Tasse und sie stießen an. Auf sich, ihre Freundschaft und die Tatsache, dass keiner von ihnen heute alleine sein musste. Sie hatten nicht viel, aber doch alles, was sie brauchten. Das war ihre ganz eigene Art Weihnachten zu feiern. Sie brauchten keinen übertrieben großen Baum, keinen Weihnachtsschmuck, weder Plätzchen noch Glühwein und auch keine kitschigen Weihnachtslieder. Nicht einmal Geschenke waren nötig.

Sie hatten alles, was sie wollten: Einander, einen Kamin, Marshmallows und eine große Kanne voll Kaffee. So unkonventionell das auch war, sosehr passte es doch zu ihnen. Jeder einzelne von ihnen führte ein Leben fern ab der Normalität, wieso also an Bräuchen und Traditionen festhalten, von denen sie wussten, dass sie nicht zu ihnen passen würden. Sie waren zusammen und glücklich: Das war alles, was wirklich zählte.

„Ja, euch auch fröhliche Weihnachten.“, erwiderte Jack und meinte es aus tiefstem Herzen. Und während sie um den Kamin saßen, Marshmallows in sich hineinstopften, sich unterhielten und ihre Körper mit Unmengen an Koffein vollpumpten wurde Jack klar, dass er sich eventuell doch geirrt hatte.

Vielleicht war heute doch kein Tag wie jeder andere, den er unweigerlich in Einsamkeit und Schmerz verbringen musste. Alles, was er tun musste, damit Weihnachten für ihn wieder das wurde, was es mal gewesen war, war das Glück zuzulassen. All die Jahre hatte er sich versagt, an diesem Tag Freude zu empfinden, doch damit würde jetzt Schluss sein.

Vielleicht… Eventuell… war Jack doch nicht ganz so allein, wie er glaubte…

Ende





© 2008 Lenari


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