Stargate Fanfic Login
HilfeImpressumLexikon
Erweiterte Suche

Those three words von Arica

[Reviews - 1]   Drucker Inhaltsverzeichnis

- Schriftgröße +

Vorwort

Short-Cut: Er würde sie verlieren, wenn er nicht endlich handelte.
Spoiler: -
Charaktere: Sheppard/Weir
Kategorie: Angst, Romance
Rating: PG-13
Author's Note: Ich liebe den Song "Chasing Cars" von Snow Patrol, seitdem ich ihn das erste Mal gehört habe. Im Songtext tauchen die Wörter "Those three words" auf, die mich zu der Story inspiriert haben und mir einfach nicht mehr aus dem Kopf gehen.
Widmung: Allen, die den Song ebenfalls lieben ;-)
Disclaimer: Stargate Atlantis und alle vorkommenden Charaktere sind Eigentum von MGM Television Entertainment.
Feedback: Her damit :D Arica

Those three words


Wir müssen reden.

Drei harmlose Worte und doch hatten sie den Anfang vom Ende eingeläutet.
John saß reglos auf dem Bett und starrte nun schon seit geraumer Zeit vor sich hin, ohne etwas Konkretes ins Auge zu fassen. Auch wenn er versuchte sich einzureden, dass es so das Beste war, der Schock steckte noch immer tief in seinen Gliedern.


Ich kann und will so nicht weiter machen. Lass es uns beenden, bevor es zu spät ist.

Im Moment wollte er sich noch nicht eingestehen, dass sie Recht hatte. Dass sie Recht damit gehabt hatte, ihre Beziehung heute zu beenden, bevor es morgen einem von ihnen Leid getan hätte.
Nein, nicht Beziehung... Affäre, verbesserte er sich in Gedanken verbittert.
Es war nur eine Affäre gewesen, nichts weiter. Keine Verpflichtungen, keine Verantwortung, keine Gefühle, nur Sex.
So hatten sie es abgemacht, nachdem sie das erste Mal übereinander hergefallen waren. Nachdem sie das erste Mal der starken, körperlichen Anziehung zwischen ihnen auf einer diplomatischen Mission nachgegeben und einfach beiseite geschoben hatten, was sie waren. Nicht die Leiterin und der Militärkommandant der Atlantis-Expedition hatten in diesen Nächten miteinander geschlafen, sondern Elizabeth und John.
Sie hatten diese geheimen Treffen gebraucht. Beide trugen große Verantwortung für mehr als hundert Expeditionsteilnehmer, beide wussten um die Schwere dieser Bürde und beide hatten dies mit niemand anderem teilen können. Wie einsam man doch an der Spitze der Hierarchie sein konnte und wie gut es sich anfühlte - wenigstens für kurze Zeit - Einsamkeit, Angst und Zweifel in den Armen eines Anderen hinter sich zu lassen. Ja, es war großartig gewesen, solange sie beide damit zu Recht gekommen waren und es funktioniert hatte.
Anscheinend fand Elizabeth diesen Punkt nicht mehr für gewährleistet und so gingen sie von nun an wieder getrennte Wege. Keine nächtlichen Treffen, keine Geheimnistuerei mehr. Sie hatte ihm keinen Grund für ihre Entscheidung genannt und so war es vielleicht auch besser. Das Leben verlief wieder in seinen gewohnten und kontrollierten Bahnen.
Warum saß er nun hier und fühlte sich so... leer?
Es war nicht das Ende einer langjährigen, romantischen Beziehung, sondern die Kündigung eines geschäftlichen Abkommens gewesen. Denn es als mehr zu bezeichnen wäre glatte Übertreibung.
Nur Sex, das musste er sich einfach immer wieder ins Gedächtnis rufen.
Sollte er sich einmal einsam fühlen, konnte er es auch woanders bekommen. Auf Atlantis - und nicht nur da - gab es durchaus Frauen, die einer Nacht mit ihm gegenüber nicht abgeneigt waren.
Erschöpft stützte er seinen Kopf auf die Hände. Sein Zustand ließ sich seiner Meinung nach nur durch eines erklären: Er war schlicht und einfach überrascht, das war alles.
John hatte nicht damit gerechnet, dass Elizabeth mit ihrem Verhältnis nicht zufrieden sein könnte. Und dass sie nichts dergleichen zu ihm gesagt hatte, kränkte ihn etwas. Aber wann hätte sie auch etwas sagen sollen? Reden war schließlich das Letzte gewesen, was ihnen bei ihren geheimen Begegnungen in den Sinn gekommen wäre.
Er musste sich eben damit abfinden, dass er von nun an nicht mehr nachts heimlich in ihr Quartier schleichen würde, um zu ihr unter die Decke zu schlüpfen und sie sofort leidenschaftlich zu küssen. Diese Erkenntnis verpasste ihm einen Stich.
Wachgerüttelt durch diese plötzlich aufkeimenden Gefühle, die sich wie Dämonen an sein Herz krallten, ihn einsam, unbedeutend und verlassen fühlen ließen, erhob er sich schnell von seinem Bett. Er würde Elizabeth vermissen, natürlich, aber das Leben ging auch ohne sie weiter. Schluss mit den düsteren Gedanken!
Entschlossen schritt er ins Badezimmer, sich einen gefühlsduseligen Idioten schimpfend und immer wieder in Gedanken die Worte Nur Sex wiederholend, als würde er sich selbst zu hypnotisieren versuchen.
Doch hin und wieder drang eine leise Stimme aus seinem Unterbewusstsein, bahnte sich ihren Weg durch seinen Verstand und flüsterte ihm die bittere Wahrheit ins Ohr, die er sich nicht eingestehen konnte.
Du hast sie verloren.

***

Rote, verquollene Augen starrten ihr aus dem Spiegel entgegen und zeigten ihr schonungslos ihren katastrophalen Zustand. Wie sonst hätte sie auch nach nur zwei Stunden Schlaf und einer kurzzeitigen Heulattacke aussehen sollen?
Das kalte Wasser rann über ihre Hände und sie spritzte sich damit mehrmals ins Gesicht, um endlich wach zu werden. Wach und Lebendig.
Wie hatte sie es nur so weit kommen lassen können? Wie hatte sie es überhaupt zulassen können?
Von Anfang an war ihr klar gewesen, dass sie bestenfalls mit einem blauen Auge davonkommen würde, wenn sie sich auf eine Affäre mit John Sheppard einließ. Doch sie hatte nicht auf ihren Verstand gehört und so war der denkbar schlechteste Fall eingetroffen. Sie hatte sich die ganze Zeit über etwas vorgemacht, angefangen bei ihrem selbstauferlegten Versprechen, sich nicht in ihn zu verlieben, bis zu der Lüge, dass sie ihre Gefühle einfach wegsperren könnte. Dafür bezahlte sie nun den Preis.
Nur mühsam gelang es ihr, halbwegs die Fassung zu bewahren und sich auf den Tag vorzubereiten. Wenn sie auch nur daran dachte, dass sie John in einer Stunde bei der Besprechung gegenübertreten musste, wollte sie sich am liebsten von Carson krank schreiben lassen, um sich diese Begegnung nicht antun zu müssen. Aber sie war nie jemand gewesen, der weglief. Ganz zu schweigen davon, dass es angesichts ihrer beider Positionen unmöglich war, einander auszuweichen. Früher oder später würden sie sich wieder über den Weg laufen und je schneller sie das hinter sich brachte, desto besser.

Ein paar tiefe Atemzüge später betrachtete sie sich abermals im Spiegel. Ihre Augen waren nur mehr leicht gerötet und das Make-up verdeckte großteils die dunklen Augenringe. Wohl oder übel würde sie hoffen müssen, dass niemand bemerkte, wie schlecht sie sich eigentlich fühlte. Ein letztes Mal gönnte sie sich einen Gedanken an die letzte Nacht.
Sie hatte das Richtige getan. Auch wenn es schmerzte, wenn jede Faser ihres Körpers nach ihm verlangte, sie hatte sich richtig entschieden. Denn wenn es jetzt bereits so weh tat, wie qualvoll wäre es erst geworden, wenn sie gegen alle Vernunft gehofft hätte, dass er irgendwann einmal ihre Gefühle erwidern würde? Dass er ihr irgendwann einmal die Worte sagen würde, die sie ihm so oft in unbedachten Momenten beinahe zugeflüstert hätte.
Das würde jedoch nie passieren. Sie wusste, dass er kein Mann für eine Beziehung war und daraus hatte sie die Konsequenz gezogen, mit ihm Schluss zu machen. Es war besser so, das musste sie sich nur immer wieder einreden.
Zeit zu gehen.
Sie löste sich von ihrem Spiegelbild und machte sich auf den Weg zur Besprechung.

***

Wem hatte er eigentlich etwas vormachen wollen?!
Er vermisste sie, ihre Nähe, ihren Duft, ihr Lachen. Mit jeder Minute, jeder Sekunde mehr, die verstrich, stieg seine Sehnsucht nach ihr.
Nach all den täglichen Beteuerungen gegenüber seinem Spiegelbild, dass er keinerlei Gefühle für Elizabeth mehr hegte oder je gehegt hatte, musste er sich nun eingestehen, dass er die ganze Zeit über nur sich selbst belogen hatte. Da waren Gefühle. Gefühle, die ihm in diesem Ausmaß fremd waren und einfach keinen Sinn ergeben wollten.
Diese Affäre hatte ihm im Endeffekt mehr Ärger bereitet als sie es seiner Meinung nach wert gewesen war. Sie hatte nicht nur dazu geführt, dass ihr ehemals freundschaftliches Verhältnis zueinander auf ein derart niedriges Niveau abgekühlt war, dass einem die Antarktis wie ein warmer, blühender Ort vorkam. Sie hatte auch dazu geführt, dass er in den letzten sechs Tagen mürrisch und missmutig durch Atlantis geschlichen war und sogar versucht hatte, Ronon solange zu reizen, bis dieser sich endlich wehren würde. Nach einer ziemlich gemeinen Bemerkung über Ronons Mutter und einem Wraith hätte John auch endlich seine verdiente Abreibung bekommen, wäre Teyla nicht dazwischen gegangen. Seitdem zeigte ihm nicht nur Elizabeth sondern auch sein satedanischer Freund die kalte Schulter.
Frustriert raufte er sich durch die Haare, welche sich schon seit Tagen gänzlich seiner Kontrolle entzogen und nahm einen weiteren Schluck Kaffee. Seine Laune sank noch einmal mehrere Meter tiefer, als er den kalten Kaffee angewidert zurück auf den Tisch stellte. Während er seinen Blick nun durch die Kantine gleiten ließ, beschloss er kurzum, so schnell wie möglich das Weite zu suchen. Die Stimmung hier war schier unerträglich.
Es herrschte eine fröhliche und entspannte Atmosphäre, da die Daedalus von der Erde neben der üblichen Vorratsaufstockung und der zusätzlichen Ausrüstung auch wieder Briefe und Geschenke von Angehörigen mitgebracht hatte. Lt. Fredrikson zeigte Dr. Novak am Nebentisch bereits aufgeregt etwas auf ihrem PDA und Teile des Gespräches über ‚putzige, kleine Babyfüße' und 'der hübscheste Neffe der Welt' drangen zu ihm herüber, weshalb er den Kopf genervt in die andere Richtung drehte. Ein Fehler, wie er gleich erkannte, als Dr. Fernandez überschwänglich mit mehreren Ultraschallfotos herumwedelte, was einen kollektiven Jubel bei seinen Kollegen auslöste.
Wie aufs Stichwort erhob sich John schnell, zwang sich zu einem kurzen ‚Glückwunsch zur Vaterschaft' und verschwand schließlich erleichtert zur Tür hinaus.
Ohne ein bestimmtes Ziel zu verfolgen, wanderte er in den Gängen herum, in dem hoffnungslosen Versuch, endlich Ordnung in seine Gedanken und Gefühle zu bekommen. Fröhliches Gelächter verfolgte ihn noch eine zeitlang, bevor er sich mit dem Transporter in einen anderen Stadtteil beamte. Die gutgelaunte Stimmung der Anderen hatte er so zurücklassen können, seine eigene Stimmung blieb weiterhin miserabel.
All diese Leute hatten jemanden, der sich um sie sorgte, sie vermisste, sie bedingungslos liebte, stellte er fast neidisch fest. Er jedoch war es gewöhnt, dass zuhause niemand auf ihn wartete, niemand ihn vermisste oder sich um ihn sorgte. Meistens hatte ihn das Gefühl, keinem Rechenschaft schuldig zu sein und keine Verpflichtungen gegenüber jemandem zu haben, getröstet. Aber nicht heute.
Heute hatte er in der Kantine nur daran gedacht, wie schön es eigentlich wäre, wenn Elizabeth nun bei ihm wäre. Sie würde garantiert glücklich lächeln angesichts der vielen Fotos und der überschwänglichen Freude der Expeditionsteilnehmer. Sie würde diese ausgelassene Stimmung genießen und endlich, für einen kurzen Moment, damit aufhören können, sich zu viele Sorgen um alle zu machen.
Aber Elizabeth war nicht dabei gewesen.
Die einzige Frau, die sich je um ihn gesorgt hatte, tat nun alles, um nicht all zu lange in seiner Nähe sein zu müssen. Er hatte es tatsächlich geschafft, die Frau zu vergraulen, die er wirklich geliebt hatte.
Abrupt blieb er mitten im Gang stehen, weshalb ein überraschter Techniker fast ungebremst in ihn stieß und sich hastig entschuldigend schnell davon machte. Er hatte von all dem nichts mitbekommen.
Geliebt?
Hatte er tatsächlich geliebt gedacht? Wenn er ehrlich war... Ja, das hatte er.
War das denn möglich?
Es war lange her, seit er eine Frau geliebt hatte. Doch nachdem sie ihn betrogen hatte, hatte er sich geschworen, nie wieder jemanden so nahe an sich heran zu lassen. Bis heute hatte dieses Arrangement bestens funktioniert.
Die Wahrheit über seine Gefühle traf ihn so überraschend, so plötzlich, dass er noch ein paar Momente völlig geschockt verharrte. Wie sollte er nun darauf reagieren?!
Verwirrt überlegte er, ob diese Erkenntnis nun alles erschweren oder erleichtern würde.
Er liebte Dr. Elizabeth Weir, seinen Boss, was die Sache definitiv nicht vereinfachte. Vor sechs Tagen hatte sie sich ohne Gründe zu nennen von ihm getrennt, was ebenfalls nicht gerade für ein besseres Gefühl sorgte. Obwohl...

Lass es uns beenden, bevor es zu spät ist.

Das waren exakt ihre Worte gewesen. Was sollte dieses zu spät bedeuten?
Ein kleiner Hoffnungsschimmer keimte in ihm auf, an den er sich sofort wie ein Ertrinkender verzweifelt festklammerte. Was, wenn Elizabeth ähnlich fühlte und die gleichen Ängste durchstand? Was, wenn sie ihn ebenfalls liebte?!
Energisch schüttelte er den Kopf, um diese unliebsamen Gedanken wieder daraus zu vertreiben. Das alles war doch Quatsch. Niemand liebte hier irgendwen. Er sollte zum Hangar gehen und Jumper Two irgendein unnötiges Extra einbauen. Hauptsache, er war beschäftigt.
Nach zwei Schritten blieb er stehen. Mit einem letzten tiefen Atemzug wandte er sich um und ging entschlossen zurück zum Transporter.
Nein, so konnte es nicht weitergehen. Wenn er aus dieser verfahrenen Situation heraus kommen und endlich Klarheit über Elizabeths und seine eigenen Gefühle haben wollte, musste er mit ihr reden.
Auf der Stelle.

***

"Gut gemacht, Rodney. Geben Sie mir dann Bescheid, wenn das neue Programm läuft."
Ohne ihr einen weiteren Blick zu schenken, machte sich McKay unverzüglich über die Konsole im Kontrollraum her, um seine Verbesserungen sogleich in Atlantis' Programme zu speisen.
Endlich etwas Ruhe, dachte Elizabeth erleichtert und machte sich auf den Weg in ihr Büro. Sie hatte eine kurze Pause mehr als verdient, denn allmählich spürte sie die Folgen ihres Schlafmangels. Der Schmerz ihrer Trennung wollte einfach nicht weniger werden und sie erwischte sich immer häufiger bei dem Gedanken, wieder sein Quartier aufzusuchen. Im Moment jedoch freute sie sich auf die Ablenkung in ihrem Büro, auf die Briefe ihrer Familie und Freunde. Diese Ablenkung brauchte sie heute dringend.
Sie war noch keine zwei Schritte gegangen, als sie ihn aus den Augenwinkeln herannahen sah. So viel zu ihrer verdienten Ruhe.
"Wir müssen reden", sagte John ohne Umschweife.
Elizabeth sammelte innerlich Kraft und versuchte entschlossen den Umstand zu ignorieren, dass er mit den gleichen Worten eröffnete wie sie in jener Nacht vor sechs Tagen. Dass seine dunklen Haare noch zersauster und wirrer aussahen als üblich, war ihrer Konzentration und Willenskraft leider nicht sehr förderlich.
"Das muss bis später warten, John. Ich habe mich um einen großen Stapel Berichte zu kümmern, der in meinem Büro auf mich wartet", entgegnete sie kühl, was ihr verwunderte Blicke der umherstehenden Techniker einbrachte. Gänzlich gelang es ihr wohl doch nicht, ihre Gefühle zu verbergen.
Johns Augen verengten sich gefährlich.
"Nein, Liz, wir müssen sofort reden."
Elizabeth bemerkte kaum, dass es im Kontrollraum unverzüglich stiller geworden war, als John sie mit ‚Liz' angesprochen hatte. Heiße Wut kochte in ihr hoch. Wut, die bereits seit Tagen in ihr brodelte und an ihr unaufhörlich zehrte. Wut auf sich selbst, weil sie überhaupt in diese Situation geraten war. Wut auf ihn, weil er diese Gefühle in ihr hervorrief, die ihr nur Schmerz gebracht hatten.
Wenn er dachte, er könnte sie hier in aller Öffentlichkeit in die Enge treiben und bloßstellen, hatte er sich mit der Falschen angelegt.
"Ich habe zu tun, Col. Sheppard. Kommen Sie in zwei Stunden wieder", fauchte sie, unfähig, ihre Wut zu verbergen.
John trat einen Schritt näher, sodass er nun dicht vor ihr stand.
"Bitte, Liz."
Sein Flehen und sein ängstlicher Blick nahmen ihr jeglichen Wind aus den Segeln. Innerhalb eines Sekundenbruchteils war ihre Wut verraucht. Ihre Angst, ihre Trauer und ihre Verletzlichkeit waren jedoch geblieben. Wie gebannt stand sie vor ihm, unfähig, auch nur ein Wort herauszubringen. In ihr stieg die Sehnsucht, mit ihm allein zu sein, hielt sich aber immer noch die Waage mit der Angst vor genau dieser Zweisamkeit.
Um sie herum surrten und brummten alle möglichen Gerätschaften, hin und wieder verkündete ein kurzer Piepton den aktuellen Status eines Systems, doch das übliche, geschäftige Treiben im Kontrollraum war fast vollständig zum Erliegen gekommen. Erst ein gedämpfter Jubelschrei riss sie aus ihrem innerlichen Zwiespalt und lenkte ihre Aufmerksamkeit wieder auf das hier und jetzt.
"Ha! Wusst ich's doch, dass es funktioniert! Und Zelenka meinte noch, dass mein Programm eventuell die Systeme stören und zum Absturz bringen wü-"
Rodney hielt inne, als er entdeckte, dass anscheinend niemand mehr seiner Arbeit nachging, sondern alle Blicke auf den Militärkommandanten und die Expeditionsleiterin gerichtet waren.
"Stimmt etwas nicht?"
So plötzlich zurück in der Wirklichkeit bemerkte Elizabeth das Aufsehen, dass sie beide hier gerade verursachten und nutzte die willkommene Gelegenheit, um sich von John abzuwenden.
"Dann funktioniert das Programm?"
Rodney schien ihre Frage zuerst nicht zu hören, da er nun wie jeder andere im Raum seine Konzentration auf seine Vorgesetzten gerichtet hatte, doch schließlich wurde ihm der genaue Wortlaut bewusst.
"Natürlich! Meine Programme funktionieren immer!", erwiderte McKay empört.
Mit einem gekränkten Astrophysiker zu diskutieren, kam ihr in diesem Moment wie die Rettung in letzter Sekunde vor und sie rang sogar mit der Überlegung, Rodney um eine Erklärung des neuen Programms zu bitten. Alles erschien ihr in diesem Moment verlockender als eine Unterhaltung mit Sheppard unter vier Augen.
"Dann bist du hier also fertig", meldete sich John plötzlich zu Wort.
Rodney nickte, immer noch vollkommen verwirrt von der angespannten Stimmung, die hier herrschte.
"Können wir jetzt reden?", wandte sich John an Elizabeth.
Seine Stimme klang wieder völlig normal, fast tonlos, als hätte es dieses Flehen nie gegeben und als wollte er mit ihr nur über künftige Missionen reden. Sie wusste, dass dem nicht so war, dass er nur aus einem Grund hier sein konnte und sie hatte insgeheim schon geahnt, dass er irgendwann zu ihr kommen und eine Erklärung fordern würde. Also nickte sie, drehte sich um und marschierte an ihrem Büro vorbei Richtung Balkon. Ihr Büro schien ihr für so eine vertrauliche Unterhaltung einfach zu ungeeignet, außerdem folgten nach wie vor sämtliche Augenpaare des Kontrollraums jeder ihrer Bewegungen. John folgte ihr stumm und als sie auf den Balkon traten, konnten sie gerade noch Rodneys ‚Was war da gerade los?!' hören, bevor sich die Tür zischend hinter ihnen schloss.
Es dämmerte bereits. Das Meer lag ruhig zu ihren Füßen, ein leichter Wind kräuselte seine Oberfläche, doch diese Ruhe erreichte ihr Inneres nicht. Unbewusst spannte sich Elizabeth in Erwartung auf seine kommenden Vorwürfe an.
"Warum hast du es beendet?", brach es aus ihm heraus, als hätte er Angst, sonst den Mut für diese Worte zu verlieren.
"Wir hatten abgemacht, dass wir die Sache beenden, falls einer von uns der Meinung wäre, seine Arbeit würde davon beeinträchtigt werden", erklärte sie ihm beherrscht, obwohl sie sich alles andere als beherrscht fühlte. Ihr Magen hatte einen Knoten gebildet, ihr Herz versuchte vor Schmerz ihren Brustkorb zu sprengen angesichts der Vorstellung, dass die nächsten Worte ihn für immer fernhalten sollten.
"Und ich war dieser Meinung."
"Meinst du mit ‚die Sache' unsere Affäre oder unsere Freundschaft?"
John starrte sie verbittert an und sie konnte etwas in seinen Augen ausmachen, das verdächtig nach Schmerz aussah. Sein Blick versetzte ihr einen weiteren Stich.
"Ich hielt einen gewissen Abstand für die erste Zeit angebracht."
Es erschien ihr wie ein Wunder, dass sie ihre Stimme noch immer so im Griff hatte. Unbewusst klammerte sie sich ans Geländer, um nicht erschöpft auf den Boden zu sinken.
John wischte ihre letzte Erklärung mit einer energischen Handbewegung beiseite, als würde er eine lästige Fliege verjagen und trat etwas näher.
"Das beantwortet meine Frage nicht", stellte er ungeduldig fest und fixierte sie mit seinem stechenden Blick. "Warum hast du es wirklich beendet? Keine Ausreden, Liz." Ich habe Schluss gemacht, weil ich mich in dich verliebt habe, du Idiot!, schrie es in ihr. Nur mühsam gelang es ihr, ihre Tränen zurückzuhalten.
"Weil es für mich keine Affäre mehr war", stieß sie schließlich nach Minuten der Stille leise hervor und suchte seinen Blick. "Es tut mir leid, dass ich dir die letzten Tage ausgewichen bin, aber ich musste mir um einiges klar werden."
Er wollte etwas einwenden, doch sie schüttelte den Kopf.
"John, ich schätze unsere Freundschaft. Sehr sogar. Und ich will um nichts in der Welt etwas tun oder sagen, was sie zerstören könnte. Während unserer Affäre ist mir mit der Zeit klar geworden, dass wir das alles aufs Spiel setzen. Ich dachte, ich würde beginnen mehr für dich zu empfinden - "
Wieder wollte er zu einer Erwiderung ansetzen.
"Bitte, lass mich ausreden. Ich habe mich geirrt. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, ich weiß jetzt, dass das zwischen uns nie mehr als nur Freundschaft sein wird. So, wie es sein sollte. Einfach nur Freunde."
Es hatte ihr gut getan, die Dinge, die sie seit so langem schon beschäftigten, endlich los zu werden, auch wenn sie nur zum Teil der Wahrheit entsprachen, und so bemerkte sie nicht, wie John sie entgeistert anstarrte.
"Nur Freundschaft?", wiederholte er, als wollte er sicher gehen, dass er alles richtig verstanden hatte.
Es versetzte ihr einen schmerzhaften Stich, dass er sich vergewissern musste.
"Ja, nur Freundschaft. Wolltest du auch noch etwas sagen?", fragte sie erschöpft.
Mittlerweile war es dunkel geworden und nur das Licht der Stadt erhellte den Balkon.
Sie sah, wie er den Mund öffnete, ihn ohne ein Wort wieder schloss, sie mit einem Blick musterte, den sie nicht deuten konnte, und schließlich den Kopf schüttelte.
Es war vorbei. Alles war wieder beim alten. Nur mühsam konnte sie ihre Enttäuschung verbergen und nach weiteren Minuten stieß sie sich vom Geländer ab. John folgte ihren Bewegungen, doch in Gedanken schien er schon woanders zu sein. Wieder kämpfte sie gegen Tränen an, als sie sich vorstellte, dass er bereits Verabredungen mit anderen Frauen planen könnte.
"Schön, dass wir das geklärt haben."
Inständig betete sie dafür, dass ihre Stimme nicht ganz so deprimiert klang, wie sie sich fühlte. In einer, wie sie hoffte, entspannten Geste drückte sie ihm kurz den Arm und ging zur Tür.
"Liz?"
"Ja?"
Erwartungsvoll drehte sie sich zu ihm und insgeheim schimpfte sie sich für ihre unbegründete Hoffnung.
"Ich..." Er kämpfte mit den richtigen Worten, bevor er wieder leicht den Kopf schüttelte.
"Ich bin ebenfalls froh, dass wir das geklärt haben."
Sie zwang sich zu einem Lächeln und begab sich schließlich zurück in die Stadt. Es wurde wieder Zeit, dass sie sich in ihrer Arbeit vergrub.

***

Überall in der Stadt sah man ein Licht nach dem anderen ausgehen. John beobachtete ans Geländer gelehnt erleuchtete Fenster oder Korridore, ohne bewusst auf sie zu achten. Immer wieder geisterte die vorherige Unterhaltung durch seinen Kopf. Und immer wieder blieben seine Gedanken an der einen Stelle hängen, als sie hatte gehen wollen.
Nur drei Worte, drei kurze Worte, das erste hatte er sogar herausbekommen. Doch dann hatte ihn der Mut verlassen und er hatte irgendeinen Schwachsinn von "bin ebenfalls froh" dahergefaselt. Als ob er tatsächlich froh wäre, dass sie jetzt nur Freunde wären!
Er wusste nicht, wie lange er nach der Unterhaltung durch die Stadt gejoggt war, doch angesichts des Mondes, der bereits hoch über dem Horizont hing, musste es sich wohl um zwei bis drei Stunden gehandelt haben. Schließlich war er wieder an ‚ihrem' Balkon angelangt, weshalb er sich entschloss, einen kurzen Abstecher in den Kontrollraum zu machen. Er wollte sie nicht besuchen - falls sie überhaupt noch arbeitete - er wollte nur einmal nach dem Rechten sehen. Sehen, ob alle ihrer Arbeit nachgingen, ob es Probleme gab, ob eine braunhaarige, schlanke Frau vielleicht seinen Rat bei einem Missionsbericht brauchen könnte...
Verärgert über sich selbst trat er dennoch den Weg zu ihrem Büro an.
Im Kontrollraum herrschte mittlerweile kaum noch Betrieb, nur mehr ein einsamer, diensthabender Offizier behielt die Systeme im Auge. John nickte ihm kurz zu und wandte sich zu dem immer noch beleuchteten Büro. Anscheinend arbeitete sie also noch.
Als er näher kam, erkannte er, dass sie wohl über ihrer Arbeit eingeschlafen war. Ihr Kopf lag auf ihren Armen, ihr Atem kam regelmäßig und ruhig, mehrere verirrte Strähnen hingen quer über ihr Gesicht. Darauf bedacht, sie nicht zu wecken, trat er leise an ihren Schreibtisch. Er konnte einfach nicht widerstehen und strich ihr sanft ihr Haar hinter ein Ohr. Ein leises, zufriedenes Seufzen entrang ihren Lippen, doch sie regte sich kaum.
Daran konnte er sich noch gut erinnern, an den Klang ihres Seufzens, die Wärme ihrer Haut, den Duft ihres Haares. Ohne darüber nachzudenken beugte er sich zu ihr und drückte ihr einen sanften Kuss auf die Stirn. Sein Mund verharrte über ihrem Ohr.
"Wenn ich dir doch nur sagen könnte, wie sehr ich dich liebe", flüsterte er.
Einen kurzen Moment gab er sich seiner Sehnsucht nach ihr hin, bevor er sich schnell wieder erhob, aus Angst, sonst nicht mehr Herr der Lage zu sein. So leise wie zuvor wandte er sich zur Tür, als er bemerkte, wie sie sich rührte.
"John?"
Grüne Augen blickten ihn desorientiert an.
"Du bist über deiner Arbeit eingeschlafen", erklärte er ihr sanft und reichte ihr seine Hand, um ihr aus dem Stuhl zu helfen. Dankbar zog sie sich hoch, bevor sich ihre Stirn vor Konzentration in Falten legte.
"Was hast du eben gesagt?"
Sie sah ihn noch immer völlig durcheinander an und er lächelte angesichts ihrer zerknautschten Miene amüsiert.
"Dass du über deiner Arbeit eingeschlafen bist."
"Nein, nicht das. Das davor!"
Sämtliche Muskeln, die durch das Laufen gerade etwas gelockert worden waren, versteiften sich augenblicklich. Sie hatte doch geschlafen, sie konnte das unmöglich mitbekommen haben!
Elizabeth starrte angestrengt ins Leere und versuchte sich an die Worte zu erinnern. Unfähig, sich zu rühren oder sonst wie einzugreifen, beobachtete John sie entsetzt. Ihre Lippen formten stumme Worte, kurz bevor sie inne hielt. Wieder bewegte sie stumm ihren Mund und dieses Mal konnte er eindeutig die Worte ‚wie sehr ich dich liebe' ausmachen. Sie erinnerte sich.
Langsam richtete sie ihre Augen auf ihn und John fühlte sich plötzlich, als hätte jemand fünfzig Scheinwerfer auf ihn gerichtet. Die Karten lagen auf dem Tisch, es war zu spät, um jetzt noch einen Rückzieher zu machen.
"Würdest du mir glauben, wenn ich dir sage, dass ich dich als Freundin liebe?", wollte er die Situation auflockern, doch Elizabeth starrte ihn weiterhin nur fassungslos an.
Resigniert gab er es auf, der Situation den Ernst zu nehmen.
"Ich liebe dich. Falls dich das überrascht, ist das nichts dagegen, wie sehr ich überrascht war."
Noch mehr überraschte es ihn, wie leicht ihm plötzlich dieses Geständnis über die Lippen gekommen war, doch das behielt er für sich. John versuchte aus ihrer Mimik schlau zu werden, allerdings tat sie ihm den Gefallen nicht und so fuhr er fort, wobei er den leicht verbitterten Ton aus seiner Stimme nicht verbannen konnte. "Du hast deine Sicht der Dinge klar gestellt. Einfach nur Freunde. Nur Freundscha-"
Weiter kam er nicht.
Elizabeth war plötzlich dicht vor ihm gestanden, hatte ihre Arme um seinen Nacken geschlungen und ehe er sich versah, küsste er sie sehnsüchtig.
Das grelle Scheinwerferlicht während seines Seelenstrips verwandelte sich in wärmende Sonnenstrahlen, die den tagelangen Frust innerhalb von Millisekunden von seinem Herz schmolzen. Nur zu gern hätte er sie nie wieder losgelassen, sie für alle Ewigkeit an sich gedrückt, ihren Duft eingeatmet.
Unglaublich erleichtert nahm er ehrfürchtig ihr Gesicht in seine Hände und bemerkte leicht verängstigt, dass ihre Augen feucht schimmerten.
"Ich liebe dich auch", flüsterte sie leise und gab ihm einen sanften Kuss.
John umarmte sie fest, genoss diesen Moment in vollen Zügen und so standen sie eine zeitlang in dem Büro.
"Die letzten Tage waren schrecklich", murmelte Elizabeth irgendwann an seiner Brust.
Er drückte ihr einen leichten Kuss auf ihr Haar und bemerkte aus den Augenwinkeln gerade noch, wie der diensthabende Offizier seinen Blick schnell wieder auf die Konsole vor ihm richtete.
"Wir werden beobachtet", stellte John nüchtern fest.
"Egal", seufzte sie zufrieden. "Nach unserem heutigen Zusammentreffen im Kontrollraum weiß es sowieso bereits jeder auf Atlantis" Ein glückliches Lächeln schlich sich auf sein Gesicht. Sollte der diensthabende Offizier doch über sein PDA sofort der halben Belegschaft Bescheid geben - was er in diesem Moment wohl auch auf seinem PDA tat - nun durfte es die ganze Stadt wissen.

- Ende -
Du musst login (registrieren) um ein Review abzugeben.