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Wünsche und Hoffnungen von Lenari

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Kapitel 5

Der Schrei eines neugeborenen Säuglings erfüllte die Nacht. Die Sterne standen hoch am Himmel, schienen klar auf das kleine Lager außerhalb der Stadt nahe dem Stargate. Ein hünenhafter Mann saß am Feuer, starrte wie gebannt in die Flammen und schien längst vergangenen Zeiten nachzusinnen. So befremdlich seine Momentane Situation auch war, so bekannt kam ihm alles doch vor. Vor nicht ganz zweiundzwanzig Jahren hatte er schon einmal an einem Feuer gesessen und darauf gewartet, dass er den ersten kräftigen Schrei seines neugeborenen Sohnes vernehmen konnte. Damals hatte es sein Herz mit Stolz erfüllt und auch heute fühlte er sich nicht minder geehrt. Aber da war noch ein anderes Gefühl, dass sich dazu schlich. Teal’c begann sich alt zu fühlen.

Sein Leben im ständigen Kampf forderte allmählich seinen Tribut. Er war nicht weniger gebrechlich, als noch vor ein paar Jahren, seine Knochen schmerzten nicht bei jeder Bewegung, die er machte, keine noch so kleine Falte zierte sein Gesicht und sein Haar wäre sicher noch lang nicht grau geworden, wenn er es hätte wachsen lassen, anstatt sich regelmäßig den Kopf zu rasieren - alles in allem immer noch hervorragend in Form - nichtsdestotrotz war das Gefühl allgegenwärtig, seit er von dem eigentlich freudigen Ereignis erfahren hatte. Großvater! Dieses Wort kreiste durch seine Gedanken, seit O’Neill ihn vor Monaten so genannt hatte. Dies war er nun. Er war ungewollt alt geworden und jetzt wusste er nicht, wie er damit umgehen sollte.

Teal’c hatte nie geglaubt, sich mit diesem Problem herumschlagen zu müssen, denn er war ein Krieger, der immer damit rechnen musste, dass er bei einem Kampf getötet werden könnte. Nicht, dass er es je darauf angelegt hatte, hatte er sich selbst doch ein Versprechen gegeben, doch dem hätte durchaus so sein können. Nach Rya’cs Geburt hatte er noch mehr auf sich geachtet, wenn er in die Schlacht zog - was weitaus weniger häufig der Fall war, hatte er doch längst sein vorgegebenes Ziel erreicht - dennoch, so hätte sein Schicksal aussehen können. Doch es sollte anders kommen. Er sollte sich gegen die falschen Götter erheben, sich den Tauri anschließen und seinem Volk den Weg in die Freiheit weisen. Trotz all diesen Taten, trotz der Verehrung, die ihm im Laufe der Zeit zuteil geworden war, schien sein Leben leer, seit er diesen Weg beschritten und in die Jahre gekommen war.

Man sah ihm sein Alter lang noch nicht an - der Symbiont verlangsamte den Reifungsprozess - dem ungeachtet war er schon länger auf der Welt als sein Freund Jack, dem man die vergangenen fünfzig Jahre bereits deutlich ansah. Besonders heute, wo er sich ständig über seine müden Knochen beklagte und meinte, langsam zu alt für diesen Job zu werden. So auch in diesem Augenblick, als er sich neben Teal’c nieder ließ. Dem ungeachtet würde O’Neill niemals seinen Platz im Stargateprogramm einfach so aufgeben. Nicht einmal für seine Gefährtin Janet, die ebenfalls in dem kleinen Lager war und mitgeholfen hatte, das Kind zur Welt zu bringen. Meinen Enkel, schoss es ihm durch den Kopf. Auch wenn er es nicht zugegeben hätte, aber dieser Gedanke beängstigte ihn.

„Was ist los, Großer, willst du deinen Sohn nicht beglückwünschen?“, fragte Jack und klopfte dem Hünen freundschaftlich auf die Schulter. Dann starrte auch dieser ins Feuer, während er immer wieder seine müden Knie durchstreckte. Teal’c antwortete auf die Frage nicht. Ehrlich gesagt, wusste er nicht, wie er darauf antworten sollte. Auf eine Art freute er sich schon, doch andererseits glaubte er auch, seinen Sohn dadurch verlieren zu können - so albern das auch klang. Er war seine einzige noch lebende Familie, der Teil seines Lebens, der ihn daran erinnerte, dass er ein liebender Vater und guter Ehemann gewesen ist, bevor alles kompliziert geworden war.

Er war der Grund gewesen, warum Teal’c das alles überhaupt auf sich genommen hatte. Er wollte, dass Rya’cs Nachfahren frei von Unterdrückung aufwachsen konnten. Im Grunde hatte er es auch geschafft, doch waren die Zeiten weiterhin schwierig und sehr gefährlich. Immer noch versklavten Goa’uld überall in der Galaxie Unschuldige und auch andere Gefahren lauerten in den Weiten des Universums. Für ein Neugeborenes könnte auch nur ein feindlicher Übergriff den Tod bedeuten. Außerdem bestand immer die Gefahr, dass es seinen Vater oder seine Mutter verlieren könnte, so wie es bei Teal’c selbst der Fall gewesen war.

Nachdem der Hüne weiterhin schwieg und Jack die Stille mehr als unangenehm geworden war, fuhr dieser fort: „Rya’c sah richtig Happy aus, als er seine Tochter endlich im Arm halten konnte. Er will Bel’nar oder so nennen. Sagt dir der Name etwas?“ Colonel O’Neill sah ihn abwartend an, beobachte, wie das Licht der Flammen auf dem dunklen Gesicht des Jaffa tanzte. Es waren ihm vertraute Züge, doch seit einiger Zeit schien sein Freund sich verändert zu haben. Es sah älter aus, als würde auch er langsam in die Jahre kommen. Der Gedanke daran, Großvater zu werden, setzte ihm mehr zu, als Jack angenommen hatte.

„So hieß meine Mutter. Ich habe mir bereits gedacht, dass er diesen Namen für sein Kind wählen würde.“, entgegnete Teal’c stoisch und starrte auch weiterhin geistesabwesend in die Flammen. Er war geehrt darüber, was sein Sohn getan hatte - keine Frage - dem ungeachtet konnte er sich einfach nicht darüber freuen, so sehr er es auch versuchte. O’Neill endlich anblickend, fuhr er fort: „Ich hatte nur nicht erwartet, dass dies so bald geschehen würde.“

„Also, da liegt der Hase begraben.“, erwiderte Jack lakonisch und erklärte auf Teal’cs fragenden Ausdruck in dessen Gesicht hin: „Ist nur eine Redewendung. Was ich sagen wollte, ist, dass du nicht damit klarkommst, jetzt Großvater zu sein.“

„Das ist wohl korrekt.“, stimmte der Hüne ihm zu. „Es kommt mir vor, als wäre es erst gestern gewesen, dass ich Rya’c zum ersten Mal in meinen Armen hielt und heute ist er selbst Vater geworden.“

Colonel O’Neill fügte anfangs ernst hinzu: „Und in etwa zwanzig Jahren wird er genau da sein, wo du jetzt bist. Aber im Gegensatz zu dir, wird er um einiges älter sein, denn pupärtierender Mädchen können noch weitaus schlimmer sein, als Jungs. Ich weiß, wovon ich rede. Ich lebe schließlich mit zwei Fraiserfrauen zusammen. Du solltest dich glücklich schätzen. Bel’nar wird nicht zu dir kommen, wenn sie Probleme mit deinem besten Freund hat.“ Teal’c blickte ihm verwirrt entgegen, dann begriff er. Er wusste um die Beziehung zwischen Daniel und Cassandra, ebenso, wie ihm klar war, dass Jack genau diese Tatsache zuwider war. Dieser hatte sich zwar damit abgefunden, aber es wurmte ihn dennoch weiterhin. Besonders seit en neusten Ereignissen - sprich der angekündigten, baldigen Hochzeit.

„Ängstigt dich der Gedanke denn nicht, dass auch du bald Großvater werden könntest?“, fragte Teal’c verwundert. Genau dieses Gefühl beschlich ihn nämlich, wenn er daran dachte. Er fürchtete sich vor so Vielem. Dass einem von ihnen etwas zustoßen könnte, dass seine Enkelin die folgenden Jahre nicht überleben könnte oder dass ihr gewaltsam Vater oder Mutter entrissen werden könnten. Eventuell, dass er nicht mehr miterleben könnte, wie sie aufwuchs, so wie es bei seinem Sohn schon halb der Fall gewesen war. Auch er war oft nicht da gewesen, weil er in die Schlacht ziehen musste, Apophis immer und überall hin begleitet hatte - wie ein Schatten.

Er hatte die ersten Schritte Rya’cs nicht gesehen, sein erstes Wort nicht gehört und so viele andere Dinge, welche ihm jetzt so unendlich wichtig erschienen. Als er sich dann gegen die Goa’uld aufgelegt hatte und seinem Volk zeitweise den Rücken kehrte, hatte sein Sohn ihn dafür gehasst - genauso wie bei dem Tod dessen Mutter Drey’Auc. So vieles hatte Teal’c in den letzten Jahren falsch gemacht und es machte ihm Angst, dass sein Sohn genauso handeln, dass er ähnliche Fehler begehen könnte. Im Nachhinein bereute er so einiges, auch wenn er wusste, dass es das Richtig gewesen war. Denn durch den Kampf für die Freiheit seines Volkes hatte er das Recht auf ein normales Leben - wie es sich jeder wünschte - verwirkt.

„Angst? Nein.“, antwortete Jack unbeirrt. Teal’c hatte dieses Wort nie in Bezug auf sich benutzt, dem ungeachtet hatte sein Freund das längst vermutet. Sie waren sich sehr ähnlich - Krieger, die viel zu lange, viel zu viele Qualen hatten durchstehen müssen. Es brauchte zwischen ihnen nicht viele Worte, um den jeweils anderen zu verstehen. Auf jeden Fall nicht in Bezug auf so etwas. „Ich weiß, dass es in drei bis vier Jahren soweit kommen wird - Cassandra will unbedingt Kinder - und ich habe mich damit abgefunden, alt zu werden. Vielleicht ist dieser Gedanke für mich leichter zu ertragen, weil ich Janet habe und sie - obwohl sie fast sechs Jahre jünger ist als ich - gleichzeitig Großmutter wird. Was mich zu dem Schluss bringt, dass du ganz dringend mal wieder eine Frau brauchst.“

„Ich denke nicht, dass ich bereit bin, mich wieder neu zu binden.“, entgegnete Teal’c stoisch. Nicht in den nächsten Tagen jedenfalls, aber vielleicht irgendwann, denn seinen Lebensabend wollte er unter keinen Umständen alleine verbringen.

„Ja, kann sein, aber du hast ja noch eine Menge Zeit. Fünfzig Jahre, vielleicht auch noch mehr. Wer weiß das schon.“, wandte Jack lakonisch ein und erhob sich, um seine müden Knochen zu strecken. Er hatte noch etwas Wichtiges vor, weswegen er überhaupt erst hergekommen war, um mit seinem Jaffafreund zu reden. Deswegen fügte er auch, den Blick gen Himmel gewandt, hinzu: „Im Gegensatz zu mir! Also haben Janet und ich uns entschlossen, es endlich offiziell zu machen. Na ja, jedenfalls für uns. Einer eurer Priester will uns in knapp einer Stunde nach euren Bräuchen trauen und ich wollte dich bitten, mein Trauzeuge zu sein und natürlich gegenüber den anderen dichtzuhalten. Wir wollen es ihnen bei Gelegenheit selbst sagen. Was sagst du? Bist du dabei?“

„Natürlich, O’Neill! Es ist mir eine große Ehre.“, erwiderte der Hüne und stand ebenfalls auf. „Aber ein verstehe ich nicht: Wieso gerade jetzt und hier?“ Abwartend blickte Teal’c seinen Freund an, der sich etwas verlegen - was sonst eigentlich eher untypisch für ihn war - durchs Haar fuhr.

Dieser entgegnete zögernd: „Na ja, ich hatte mit Janet gewettet, dass die Kleine dir ähnlicher sieht als ihren Eltern und sie hat dagegen gehalten. Das Ende vom Lied war, dass wir uns jetzt trauen lassen.“ Die beiden Männer hatten sich in Bewegung gesetzt und gingen auf eines der Zelte zu, in welchem sich die provisorische Krankenstation befand und sicher noch Rya’c mit seiner Familie zu finden sein würde.

„Dann hast du die Wette verloren.“, folgerte Teal’c, der seinen Freund gut genug zu kennen glaubte, dass dieser es nicht gerade auf diese Wendung angelegt hatte, jedoch zu seinem Wort stehen würde. Auf der Erde würde sich für sie nichts ändern. Es war also nicht mehr als ein Liebesbeweis, den er für sie erbringen wollte.

„Nicht so ganz.“, wandte Jack ausweichend ein. „Ehrlich gesagt, hatten wir beide Recht. Sie sieht euch allen Drei ähnlich. Deswegen auch die Zeremonie hier und dann etwas später eine schöne kleine Hochzeitsfeier zu Hause. Damit lassen wir uns aber noch etwas Zeit. Mindestens bis unser Kind unter der Haube ist. Dann haben wir wenigstens unsere Ruhe.“ Sie waren am Eingang zum Zelt angekommen und Teal’c blieb unschlüssig stehen. Es gab nun kein zurück mehr und Colonel O’Neill würde einen Rückzieher auch nicht zulassen. Er würde ihn zu seinem Glück zwingen, wenn es sein musste. Genau das tat dieser auch, indem er dem Jaffa einen kräftigen Schubs vorwärts gab. Teal’c taumelte ins Zelt und kam vor Janet Fraiser zum Stehen, welche seine Enkelin in der Hand hielt und bewundernd musterte.

Mit einem Lächeln überreichte sie den Säugling an den Hünen weiter und zog sich diskret an Jacks Seite zurück. Zum ersten Mal warf Teal’c einen Blick auf seine Enkelin - auf seine Zukunft - und er war vom selben Stolz erfüllt, wie bei Rya’cs Geburt. Eventuell sogar noch etwas mehr. Und da wurde ihm klar, dass er sich völlig grundlos Sorgen gemacht hatte, dass seine Bedenken vollkommen überflüssig gewesen war. Er war lang noch nicht alt, noch viele wundervolle Jahre lagen vor ihm und alles, was er bei seinem Sohn versäumt hatte, würde er sicherlich bei ihr nachholen können. Bel’nar! Sowohl O’Neills als auch Janet hatten sich geirrt: Sie sah nicht ihnen allen, sondern ganz allein ihrer Urgroßmutter und Namensgeberin - Teal’c Mutter - ähnlich. Sie war einfach wunderschön, sie war perfekt!


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