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Wünsche und Hoffnungen von Lenari

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Kapitel 5

Es war ein kleines Lokal außerhalb der Stadt, welche Doktor Jackson betrat. Nur einige Wenige hatten sich hierher verlaufen. Es war schließlich erst früher Vormittag. Die Bar war so gut wie voll, doch an den Tischen saß kaum jemand. Lediglich drei von ihnen waren besetzt. Daniel sah sich, nach jemand Bestimmten suchend, um und fand diesen letztendlich in einer Ecke sitzend. Allmählich steuerte er auf seinen Fund zu. Er hätte diesen Mann unter Milliarden wieder erkannt. Die breiten Schultern, die hochgewachsene Gestalt, das graue Haar, markantes Gesicht und diese immer ernsten Züge um die traurigen Augen. Colonel O’Neill! Viele Männer seines Alters sahen ihm ähnlich, doch er hatte etwas an sich, das kein anderer mit ihm gemein hatte. Daniel wusste bis heute noch nicht, was, aber er würde es vielleicht irgendwann noch herausfinden.

Jack hielt ein halbvolles Whiskeyglas in der Hand, eine Flasche stand daneben, die er sicherlich vorhatte, heute noch auszutrinken. Sein Blick war nach unten gerichtet - er würde seinen Freund erst sehen, wenn dieser zu ihm hinüber ging und sich zu ihm setzte. Das hatte dieser auch ohne weiteres vorgehabt. Die beiden Männer saßen oft zusammen, redeten, tranken, rissen Witze und diskutierten über ihre verkorksten Leben. In letzter Zeit war es in ihren kleinen Welten ruhiger geworden, sie hatten sich ein kleines bisschen mehr Menschlichkeit erlaubt und waren sogar seit langem mal wieder so richtig zufrieden.

Nichtsdestotrotz störten immer noch Tage wie diese die Harmonie in ihrem Dasein. Tage, an denen man an weniger glückliche Zeiten erinnert wurde, Momente, die mit Schmerz und Trauer verbunden waren, in denen man sich klein und unbedeutend fühlte sowie wo jeder Wunsch sinnlos und jedes Problem riesig erschien. Auch in Daniels Leben gab es fiele dieser Augenblicke - Shau’ris Tod, der Tod seiner Eltern, als er noch ein Kind war, die Läuterungen durch die Goa‘uld - aber auch er ließ sich davon nicht unterkriegen, genauso wenig wie Jack. Sie hatten gelernt, damit zu leben, es so lange zu verdrängen, wie es eben nötig war, um weitermachen zu können und sie hatten einander einen Teil des Schmerzes abgenommen, um ihn so zu lindern.

Doktor Jackson wusste, welcher Tag für Jack heute war - sowohl ein Guter als auch ein Schlechter - sein Freund musste sich nur entscheiden, was er gewählt war, aus dieser Tatsache zu schaffen. Deswegen war er hier, um Jack sozusagen einen Tritt in die richtige Richtung zu verpassen. Natürlich hatte ihn auch ein ganz persönliches - durchaus erfreuliches - Anliegen, so hoffte er jedenfalls, hierher getrieben. Er hatte eine Bitte an Jack, die seine Welt vollkommen machen, aber auch zu mehr Problemen führen konnte. Das hing ganz von Jack ab. Normalerweise schien das ein sehr ungünstiger Moment, um Jack damit zu überfahren.

Doch vielleicht war es für Daniel Jackson auch der einzig Richtige. Er setzte sich neben seinen Freund, während er der Kellnerin ein Zeichen gab, seine Bestellung aufzunehmen. O’Neill ließ kurz seinen Blick zu ihm wandern, widmete sich dann wieder seinem Glas. Daniel bestellte sich einen Kaffee. Jetzt schon einen für Jack mitzubestellen, hielt er für keine gute Idee und auch die Flasche Whiskey wegbringen zu lassen, wäre die gänzlich falsche Lösung. Also ließ er seinen Freund gewähren, welcher das Glas in seinen Händen in einem Zug geleert und wieder nachgefüllt hatte.

„Was willst du?“, fragte Jack leicht gereizt und ließ die goldbraune Flüssigkeit seine Kehle hinunter laufen. Er sah Daniel nicht an, aber das war auch typisch für den Air Force Colonel, den er so gut kannte. Eine andere Reaktion auf sein Auftauchen hätte ihn auch verwundert.

„Was glaubst du?“, entgegnete Doktor Jackson galant und nahm den Kaffee von der Kellnerin entgegen. Er hatte sich vorgenommen, erst einmal Jack die Führung des Gesprächs zu überlassen, ohne selbst je die Kontrolle verlieren. Zwingen konnte er seinen Freund zu nichts, auch wenn er es noch so gerne gewollt hätte.

„Denkst du nicht, wir sind zu alt für diese Spielchen?“, wollte Jack ungerührt wissen. Was Daniel konnte, beherrschte er auch schon seit Jahren. Er konnte diese Scharade beliebig lange fortführen.

„Möglich. Kommt ganz darauf an.“, erwiderte Jackson ruhig und nahm einen Schluck von dem heißen Gebräu. Jack zog hörbar die Luft ein. Sein Freund nervte ihn jetzt schon gewaltig und hätte er bereits mehr getrunken gehabt, als drei Gläser... daran wollte er lieber nicht denken. Der Gedanke war zu verlockend.

Colonel O’Neill wusste, er würde es bereuen, dennoch fragte er: „Worauf?“

„Ob du bereit bist, wie ein vernünftiger Mann mit mir zu reden oder lieber wie ein sturer Hund.“, antwortete Daniel grinsend. Jack konnte beides sein, wenn er wollte. Dieser warf einen Blick auf sein neu gefülltes Glas und die sich darin bewegende Flüssigkeit, dann stellte er es demonstrativ auf den Tisch und schob es mit dem linken Handrücken von sich weg. Es war nicht außer Reichweite, aber auch nicht mehr mit einer Bewegung an seinem Mund. Das musste Daniel wohl oder übel genügen. Am Liebsten hätte er Jack natürlich aus dem Lokal geschleift, ihn ins Auto verfrachtet und nach Hause geschleift, doch selbst im angetrunkenen Zustand - oder gerade in diesem - war Jack noch um einiges kräftiger als er selbst. Es war nicht so, dass Daniel ein Schwächling war, nur hielt er Kämpfe für eine eher schlechte als rechte Lösung. Seine Stärke waren die Worte und diesen Vorteil würde er gnadenlos ausnutzen.

„Also, schieß los, ich habe nicht den ganzen Tag Zeit.“, sagte Jack unberührt und blickte seinem Freund in die Augen. Jackson konnte darin lesen, wie sehr O’Neills Herz gerade heute schmerzte, doch davon konnte und durfte er sich nicht abschrecken lassen. Er hatte eine Mission und er würde das Angefangene zu Ende führen. Jemand anderes würde ihm wehtun, wenn er es nicht tat.

„Ich wollte mit dir über Janet reden.“, begann Daniel mit ruhiger Stimme, aber immer darauf gefasst, dass Jack ihn unterbrechen würde. „Ich weiß, dass es mich eigentlich nichts angeht, aber ich mache mir Sorgen um euch.“

„Du meinst, Cassandra macht sich Sorgen.“, wandte O’Neill ein und nahm einen Schluck Kaffee aus Daniels Tasse.

Sein Gegenüber erwiderte: „Genau. Sie befürchtet, dass Janet irgendwann der Meinung sein könnte, dass du sie nicht wirklich liebst und nur bei ihr bist, weil Sam sich letztendlich doch gegen euch entschieden hatte. Ich habe ihr natürlich sofort klar gemacht, dass dem nicht so ist.“ Er sah Jack abwartend an, doch dieser starrte nur die Flasche vor sich an. In seinen Augen war nichts zu lesen. Sie waren einfach nur leer und kalt. Selbst der Schmerz über Charlies Tod war aus ihnen gewichen.

„Woher willst du wissen, dass sie nicht Recht hat?“, gab Jack reserviert zurück und griff nach dem gerade erst beiseite geschobenen Whiskeyglas. Er trank zwar nicht davon, doch spielte er ganz offensichtlich mit dem Gedanken. Er schien das eben Gesagte durchaus erst gemeint zu haben, nichtsdestotrotz würde Daniel sich nicht so einfach damit zufrieden geben, denn er wusste, dass es bloß Jacks Art war, ihn auf Distanz zu halten, und sich seinen eigenen Gefühlen und Ängsten nicht stellen zu müssen. Dieser hatte nämlich durchaus auch die Befürchtung, dass Janet irgendwann die Nase von ihm voll haben könnte und gehen würde. Vielleicht nicht gleich heute oder morgen, aber irgendwann schon. Janet war nicht die Frau, die ewig mit ansah, wie sich der Mann, den sie liebte, zugrunde richtete.

„Weil ich dich besser kenne.“, gab Daniel entschlossen zurück. „Du würdest ihr nie wehtun - auf jeden Fall nicht mit Absicht - und egal, was du nach diesen zwei Jahren noch für Sam empfindest, es hat nichts mit deinen Gefühlen für Janet zu tun. Doch das hier, dass wird sie irgendwann dazu bringen, zu gehen. Ich weiß, dass du deinen Sohn liebst und schrecklich vermisst, doch du musst endlich lernen, loszulassen, sonst wird sie dich früher oder später verlassen. Das ist nämlich euer Tag, Jack, und den solltest du mit ihr verbringen, anstatt hier in einer Bar zu sitzen und dich vollaufen zu lassen.“ Nachdem Jackson seine kleine Rede, die er auf dem Weg hierher mindestens an die tausend Mal geübt hatte, beendete, leerte Jack sein Glas mit einem Zug. Der Alkohol suchte sich seinen Weg dessen Kehle hinunter und in dessen Blut. Ein wohlig warmes Gefühl breitete sich in ihm aus, ließ ihn äußerlich erschauern.

Schließlich entgegnete er: „Denkst du etwa, dass weiß ich nicht? Ich versuche es ja auch, Daniel, aber ich kann ihn doch nicht einfach aus meinem Gedächtnis streichen. Das geht einfach nicht, verstehst du das denn nicht?“ Jack hätte wütend klingen wollen, doch war in seiner Stimme mehr Verzweiflung mitgeschwungen. Er wusste einfach nicht, wie er damit umgehen sollte und Daniel konnte es ihm auch nicht sagen. Für ihn war es selbst schwer genug, Vergangenheit und Zukunft unter einen Hut zu bringen. Vielleicht hatte sie ihn deswegen hierher geschickt. Hilfe zur Selbsthilfe oder so ähnlich.

„Natürlich verstehe ich das, Jack, mir geht es mit Shau’ri nicht anders. Ich vergehe nur nicht in Selbstmitleid.“, wandte Daniel energisch ein. Sein Freund hatte sich bereits nachgeschenkt und das handgroße Gefäß an seine Lippen gesetzt, hielt jetzt jedoch inne und stellte es schließlich wieder ab. Jackson hatte Recht, er verging in Selbstmitleid und ertränkte seinen Schmerz in Alkohol. Längst hatte er doch schon gelernt, damit zu leben und hatte längst wieder ein neues Glück gefunden. Wieso das also?

O’Neill gestand, zögernd: „Ich habe Angst Daniel. Tage wie diese, erinnern mich daran, was ich alles zu verlieren riskiere. Es war einfacher mit dem Schmerz umzugehen, als ich noch alleine war, doch jetzt... ich habe das ungute Gefühl, dass alles noch einmal von vorne beginnt, dass Janet und Cassandra irgendwann auch einfach verschwinden, dass sie meinetwegen...“ Jack hielt inne, wagte das Wort nicht einmal zu denken, geschweige denn auszusprechen. Letztendlich spülte er die aufkommenden Gedanken und Gefühle mit Whiskey hinunter.

„Ist ein Jahrestag denn so etwas Schlimmes?“, fragte Daniel plötzlich amüsiert, als hätte er Jacks Zweifel gar nicht gehört. Doch das hatte er durchaus, wusste nur, dass sie nicht Trübsal blasen durften, wo es doch darauf hinauslaufen sollte, dass Jack seinen Arsch aus der Bar und nach Hause bewegte. Dazu musste er ihn an das Gute am heutigen Tag erinnern und ihn vielleicht sogar wütend machen. Und, bei Gott, das würde er.

„Ich hasse dich, Daniel!“, lachte Jack auf und ließ endlich vom Alkohol ab. Es war nicht böse gemeint gewesen, was seinem Gegenüber natürlich klar war. Es war nur O’Neills Art, ihm zu sagen, dass dieser es nicht ausstehen konnte, wenn sein jüngerer Freund Recht hatte. Auch Daniel konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Sofort war Jack wieder ernst geworden, als er fragte: „Wieso bist du wirklich hier? Und sag mir nicht, wegen Janet. Ich kenne dich besser.“

„Na ja,...“, druckste Daniel verlegen herum. Was er zu sagen hatte, würde seinem Freund überhaupt nicht gefallen und er machte sich auf alles gefasst - Gebrüll, Beleidigungen und eine Faust in seinem Gesicht. „Cass und ich wollen heiraten und ich möchte dich um deinen Segen bitten.“ Er rutschte schnell etwas zurück, kniff reflexartig die Augen zusammen und duckte sich in Erwartung des Schlages. Umso überraschter war er, als nichts passierte. Jack wurde nicht laut, beschimpfte ihn nicht und schlug auch nicht zu. Er saß lediglich weiterhin ruhig da und starrte auf das leere Whiskeyglas in welchem sich ein letzter Tropfen der goldbraunen Flüssigkeit durch Jacks Handbewegungen hin- und herbewegte. Er schien zu überlegen, was er sagen sollte. Erleichtert, aber auch etwas verwirrt, atmete Daniel auf und setzte sich wieder ordentlich hin.

„Liebst du sie?“, fragte Jack schließlich. „Liebst du sie, wie du Shau’ri geliebt hast?“

„Auf die gleiche Art und Weise - nein. Aber mit der selben Intensität.“, antwortete Daniel ehrlich. „Sie ist mein Leben.“ Während er das gestand, war sein Blick auf den Kaffeebecher in seinen Händen gerichtet. Das schwarze Gebräu wärmte seine Innenflächen, so dass es fast schmerzte.

„Na dann, viel Glück! Du wirst es brauchen.“, entgegnete Jack mit einem breiten Grinsen auf den Lippen. „Sie ist eine Fraiser, vergiss das niemals.“ Daniel sah ihn erstaunt an. Der Stimmungswandel seines Freundes hatte ihn vollkommen überfahren. Doch auch auf seinem Gesicht machte sich nach und nach ein Lächeln breit. Colonel O’Neill erhob sich, zahlte und ging voraus. Als Jackson sich nicht rührte, drehte er sich noch einmal zu ihm um. „Komm schon, Danny, ich dachte, wir wollen nach Hause.“

„Ähm, ja klar!“, murmelte Daniel vor sich hin und stand ebenfalls auf. Jack schaffte es doch immer wieder, den Spieß umzudrehen. Jetzt war er derjenige, der sich Sorgen machte, denn Cassandra hatte allerdings eine Menge Eigenschaften ihrer Adoptivmutter angenommen und nicht nur liebenswerte und gute. Er würde es nicht einfacher haben, als Jack, ganz und gar nicht. Oh Mann!


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