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Wünsche und Hoffnungen von Lenari

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Kapitel 3

Es war ein wunderschöner Morgen. Die Sonne ging langsam über der Stadt auf und verhieß einen warmen Sommertag, Vöglein sagen ihre fröhliche Melodie und nur noch vereinzelt erinnerten Rinnsäle am Straßenrand und kleinere Pfützen auf dem Gehweg an den gestrigen Regen. Jeder wusste, dass Janet Fraiser es hasste, wenn draußen schlechtes Wetter war, dass sie sich dann am Liebsten im warmen, kuscheligen Bett verkriechen und warten würde, bis es vorbei war, doch manchmal war es auch tröstlich, einfach nur zusehen, wie der Himmel weinte. Es gab ihr einen gewissen inneren Frieden. Außerdem erinnerte sie ein solcher Schauer an Jack, welcher immer noch schlief. Er hatte sich in die Laken gekuschelt, lag auf dem Bauch und lächelte ihr zufrieden zu. Im Schwarz der Bettwäsche schien er förmlich zu versinken, doch war der Anblick alles andere als beängstigend. Er stimmte sie auf die gleiche Weise versöhnlich wie der Regen es tat.

Damals, es war jetzt genau ein Jahr her, da hatte es auch in Strömen gegossen. Janet hatte nicht mehr mit Besuch gerechnet, doch dann klingelte es plötzlich an der Tür. Oft hatte sie sich gefragt, was passiert wäre, wenn sie ihm nicht geöffnet hätte, doch so wenig, wie sie es hätte rückgängig machen können, wollte sie es auch ändern. Es war einfach richtig gewesen, auch wenn er aus falschen Motiven gekommen war. Völlig aufgelöst hatte Jack an jenem Abend vor ihr gestanden, pitschnass bis auf die Knochen. Wie immer zierte ihn seine Lederjacke, doch selbst die hatte dem kühlen Nass keinen Einhalt gebieten können. Wie sich später herausstellte, war er den ganzen Weg zu ihr gelaufen, nichtsdestotrotz hätte schon allein der Weg vom Auto zur Tür gereicht, um ihn so aufzuweichen. Ein ähnlicher Schauer wie gestern Nacht, doch da war er ihretwegen gekommen.

Vor einem Jahr waren es andere Anlässe gewesen - Beweggründe, die Janet erst viel später von ihm erfahren sollte. In dieser Nacht wollte sie diese jedoch auch nicht kenne, sonst hätte sie wahrscheinlich gefragt. Sie hatten so oder so nicht viele Worte gewechselt. Im ersten Moment, als sie sich gegenübergestanden hatten, sahen seine haselnussbraunen Augen sie einfach nur an, musterten sie eindringlich, nahm sie mit der Intensität seines Blickes gefangen. Schwere Tropfen fielen weiterhin auf ihn nieder, aber Janet glaubte nicht, dass er sie noch bemerkte. Seine ganze Aufmerksamkeit galt allein ihr. Sie brachte keinen Ton heraus, konnte sich nicht bewegen und vergaß wahrscheinlich sogar für einen Moment das Atmen. Die Luft um sie herum war wie elektrisiert, Funken sprühten zwischen ihnen, sorgte für ein leichtes Kribbeln sowohl auf seiner als auch auf ihrer Haut.

Seine Augen waren von Trauer und Schmerz erfüllt, als ihre Blicke sich trafen. Oft las Janet diesen Ausdruck in seinem Gesicht, seiner Haltung und auch seinen Worten, doch in diesem Augenblick waren sie allgegenwärtiger denn je. Sie ergriffen auch von ihr Besitz, zeigten ihr, wie ähnlich sie sich im Grunde doch waren. Beide einsam, verletzlich und vom Leben enttäuscht. Der Traum von einer heilen und glücklichen Familie war ihnen - wenn auch auf unterschiedliche Art und Weise - genommen worden. In ihren Herzen hatte einzig und allein der Wunsch gelegen, irgendwann doch noch glücklich werden zu können. Deswegen hatte sie wohl Cassandra zu sich genommen, doch er hatte niemanden. Eine Zeit lang war da Sam gewesen, für die sein Herz sicherlich nach all der Zeit immer noch schlug. Dem ungeachtet hatte er sie ziehen lassen.

Wahrscheinlich hatte aus diesem Grund Jacks Weg an diesem Abend auch zu ihrem Haus geführt, nicht aber zu dem Carters. Diese war nicht mehr für ihn erreichbar gewesen, würde es nie wieder auf diese Art sein. Als Freundin durchaus, doch nicht als das, was er so verzweifelt gesucht hatte - seine Liebe. Schon damals, in dem Augenblick, als Janet die Tür öffnete, wusste sie, dass sie Sam nie das Wasser reichen könnte, doch im Gegensatz zu ihr konnte sie ihn auf eine Weise glücklich machen, auf die Carter es nicht vermochte - indem sie einfach nur für ihn da war. Jack war von ihnen beiden der Erste gewesen, der sich aus seiner Erstarrung gelöst hatte und einen Schritt auf sie zu machte. Janet las in seinen Augen, wonach er sich sehnte, wieso er hierher gekommen war. Im ersten Moment wollte sie ihn davon abhalten, so weit zu gehen, dass er nicht mehr zurück konnte.

In dem Augenblick jedoch, als er ihr zwei Finger an die Lippen legte und ihren leisen Protest verstummen ließ, wurde ihr bewusst, dass es längst zu spät war, umzukehren, dass sie bereits mit dem Öffnen der Tür die Grenze überschritten hatte, welche seit dem Treffen ihrer Blicke schon lange hinter ihnen lag. Es gab kein Zurück mehr und das war auch gut so. Jack hatte sich zu ihr hinuntergebeugt, ihre Lippen mit den Seinigen versiegelt und in diesem Augenblick schien die Welt für sie beide stehen zu bleiben. Sie berührten sich nur auf diese zärtliche Weise, die mehr auszudrücken vermochte, als alle Worte des Universums dazu in der Lage gewesen wären. Ihre Hände suchten einander und fanden sich schließlich. Die Berührung seiner kalten Haut hatte ihr einen wohligen Schauer über den Rücken laufen lassen. Nie zuvor hatte sie geglaubt, dass solch ein Kontakt auch angenehme Gefühle bei ihr auslösen könnte, doch wie immer sorgte dieser Mann auch bei ihr für immer wieder neue Überraschungen, was diese Situation und noch so viele andere bewiesen hatten.

Janets Hände wanderten seine Arme hinauf, streiften verloren über das nasse, raue Leder seiner Jacke bis hoch zu seinem feuchten Haar. Dort fanden sie endlich ihre Ruhe. Auch Jacks Hände hatten sich selbstständig gemacht, waren auf ihren Rücken gewandert, wo sie mit jeder Berührung einen elektrischen Sturm hinterließen, er durch ihre Nervenbahnen zuckte und sie halb besinnungslos sowie vor Leidenschaft als auch Verlangen machte. Er nahm sie fest in seinen Griff, hob sie an, ohne jedoch den Kuss zu unterbrechen und trug sie ins Warme, die Tür mit dem Fuß hinter ihnen schließend. Sie wollten es beide mehr als alles andere. In diesem Moment erschien es für sie einfach das Richtige zu sein und sie hatten ihre Entscheidung nie bereut.

Janet Fraiser schlüsselte die Gedanken ans vergangene Jahr ab, riss sich von dem morgendlichen Anblick los und trat vom Fenster weg, um sich zu Jack aufs Bett zu setzten. Er hatte sich auf die Seine gedreht, umarmte das Kissen und seufzte zufrieden. Sie strich ihm über das bereits vollkommen graue Haar und lächelte leicht bei dem Gedanken, dass er so unschuldig und zufrieden aussah, wenn er schlief. Wie ein kleiner Junge, der noch nie etwas Schlimmes im Leben gesehen hatte. Jack hatte schon lange keine Alpträume mehr gehabt. Vielleicht lag es daran, dass es jetzt alles etwas ruhiger im Universum geworden war, eventuell aber auch an der Tatsache, dass er glücklich war und allein Janets Gegenwart ihm die nötige Geborgenheit gab, sich sicher zu fühlen. Ab und zu holte ihn seine Vergangenheit noch ein, besonders an Tagen wie diesen, doch lang nicht mehr so oft wie früher, als er noch alleine damit zu kämpfen hatte, als er mit niemanden darüber hatte reden können.

Jetzt war das anders. Jetzt hatte er Janet und Cassandra an seiner Seite und sie würden ihn nie verlassen, soviel war sicher. Fraiser liebte Momente wie diese. Sie war immer vor ihm wach. Nicht, dass er ein Langschläfer war - ganz im Gegenteil - nichtsdestotrotz schaffte sie es immer wieder, noch vor ihm wach zu werden. Allein der Gedanke, ihn beim Schlafen beobachten zu können, ließ sie ihre Augen öffnen. Außerdem musste sie im Gegensatz zu ihm zur Arbeit. Heute würde sie ihm eh nicht beistehen können, er musste seinen Dämonen allein gegenüberstehen und sie bekämpfen. Er heute Abend würde er sich zurück in ihre Arme flüchten können, um all den Schmerz und die Trauer des Erinnerns in der Geborgenheit, welche ihre Nähe für sich schon ausstrahlte, untergehen und für immer verschwinden zu lassen. Sie würde für ihn das vollführen, was sie auch im Jahr davor vollbrachte - sie würde allein für ihn da sein.

„Wie spät ist es?“, hörte sie Jacks raue Stimme murmeln. Er drehte sich ganz auf den Rücken, wischte sich den Schlaf aus den Augen und sah sie mit halb zugekniffenen Augen schlaftrunken an. Man sah ihm an, wie sehr ihm die helle Fröhlichkeit dieses Morgens missfiel, denn sein Körper schrie förmlich nach mehr Schlaf, den er wohl heute Vormittag nicht mehr finden würde.

„Es ist kurz vor acht. Zu früh für dich, um aufzustehen. Versuch lieber noch etwas zu schlafen. Du siehst scheußlich aus.“, antwortete Janet und machte sogar einen für Jacks Verhältnisse ganz passablen Scherz. Er kniff die Augen zu Schlitzen zusammen, zog die Stirn kraus und musterte Janet mürrisch, dann schnappte er sie sich und drückte sie zu sich in die Laken, legte sich halb auf sie, damit sie nicht entkommen konnte. Sie kicherte verzückt, versuchte sich dennoch von ihm loszureißen, was ihr natürlich nicht gelang. Sie war bereits angezogen und es musste ja nicht gleich jeder in der Basis sehen, dass sie selbst am frühen Morgen nicht die Finger voneinander lassen konnten.

„Du siehst dafür umso besser aus.“, bemerkte Jack und küsste sanft ihre Lippen, dann kuschelte er sein Gesicht in ihre Halsbeuge. „Und du riechst auch noch so verführerisch.“ Er sog ihren Duft tief in sich auf und seufzte wohlig. „Aber eines stört,…“, fügte er hinzu, sah sie wieder an und grinste schelmisch. Seine Augen glühten bösartig - irgendwie unheilsvoll. „…die Kleider müssen weg.“ Seine linke Hand wanderte zu den Knöpfen ihrer Bluse, doch sie konnte ihn im letzten Moment davon abhalten, sein Werk zu vollenden.

Entschieden schüttelte Janet den Kopf und gab zurück: „Die bleiben gefälligst, wo sie sind. Ich muss gleich zur Arbeit, Jack, das weißt du doch. Aber heute Abend gehöre ich ganz dir, da kannst du meinetwegen mit mir machen, was immer du willst. Versprochen.“ Sie gab ihm einen Kuss auf die Nase und er kuschelte sich wieder an sich. Es fühlte sich für beide einfach berauschend an, arglos dazuliegen und einander festzuhalten. Das waren die Momente, die sie beide wirklich liebten und um nichts in der Welt eintauschen wollten. Es fühlte sich einfach nur richtig an und diese Empfindung machte es letztendlich zu etwas ganz besonderem.

„Kannst du nicht einfach blaumachen? Ruf an und sag, dass du krank bist.“, nuschelte O’Neill mürrisch in ihren Hals. Er wollte heute unter keinen Umständen alleine sein, denn er begann langsam zu erahnen, welcher Tag heute war, auch wenn sein Bewusstsein, dass noch nicht wirklich realisierte, so hatte sein Unterbewusstsein das schon lange erkannt. So, wie sie unmöglich bleiben konnte, so war ihm auch klar, dass er dieses Wissen nicht achtlos beiseite schieben konnte, auch wenn er sich noch so sehr danach sehnte. Ein kleiner Trost für ihn war es, dass dieser Tag nicht mehr nur schlechte Erinnerungen in ihm weckte, sonder jetzt auch eine positive Bedeutung für ihn aufwies. Sein Leben hatte sich heute vor einem Jahr grundlegend geändert und er war mehr als froh darüber.

„Du weißt gar nicht, wie gerne ich das würde, um den ganzen Tag mit dir im Bett liegen und mich von dir verwöhnen lassen zu können, aber sie brauchen mich nun einmal dort. Außerdem wirst du sicher auch ohne mich etwas mit diesem herrlichen Tag anzufangen wissen, nicht wahr?“, wandte Janet ein, löste sich aus der Umarmung - auch wenn es ihr schwer fiel und ihr Herz schon nach Bruchteilen von Sekunden unter der Trennung litt - und setzte sich auf. Liebevoll streichelte sie ihm über das Haar, nachdem er sich wieder auf den Rücken gelegt und die Augen geschlossen hatte. Frustriert brummte er einen leisen Protest.

„Ich werde auf den Friedhof gehen und Charlie besuchen, mich in eine verrauchte Bar setzten, mich besaufen und dann den wohl unglaublichsten Sex mit dir haben, an den ich mich nicht mehr werde erinnern können. Klingt doch nach einem guten Plan.“, antwortete Jack sarkastisch und presste sich verärgert eines der Kissen aufs Gesicht. Resignierend schüttelte Janet den Kopf und nahm ihm das Kissen weg, um es an seinen ursprünglichen Platz zurückzulegen.

Dann flüsterte sie versöhnlich: „Er besticht durch seine Einfachheit.“, gab ihm einen Kuss auf die Wange und setzte den Weg zur Tür zurück. Auf der Schwelle wandte sie sich noch einmal um und blickte Jack lächelnd entgegen, welcher sich halb aufgesetzt und ihr hinterher gesehen hatte. „Ich…“, begann sie, unterbrach sich kurz darauf jedoch selbst. „Wir sehen uns heute Abend.“

„Ja!“, stimmte Jack ihr zu und schenkte ihr ein verstehendes Nicken. Ihm war einleuchtend, was sie hatte sagen wollen, doch wie schon so oft, hatte sie sich selbst im letzten Moment gestoppt. So gerne sie ihn auch wissen lassen wollte, dass sie ihn liebte, ebenso sehr war ihr auch klar, dass er den ersten Schritt machen musste. Sie durfte ihn nicht drängen, ihm nichts aufzwingen, was er selbst nicht wollte. Er würde schon etwas sagen, wenn er bereit dazu war. Sie musste nur eines haben - etwas Geduld und Vertrauen. Mit diesem zuversichtlichen Gedanken verließ sie das Schlafzimmer und schließlich auch das Haus, welches sie gemeinsam mit ihm bewohnte.


weiter: Kapitel 4

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