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Wünsche und Hoffnungen von Lenari

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Kapitel 2

Es war bezaubernd. Samantha Carter verliebte sich sofort in dieses kleine Fleckchen Erde. Jetzt konnte sie verstehen, warum Jack seine wenige Freizeit hier verbrachte. Die Morgensonne, die sich auf der ruhigen Oberfläche des Sees brach, der leichte Dunst über dem Wasserspiegel, der angrenzende Wald, die verschiedensten Wildblumen überall auf der Wiese - in dieses Panorama musste man sich einfach verlieben. Sie sog die klare, saubere Luft tief in ihre Lungen. Es war ein berauschendes Gefühl, hier zu sein. Es war herrliches Wetter, weshalb sie sich entschlossen hatte, sich in die Sonne zu legen und sich etwas Bräune zu holen, so wie Jack es ihr aufgetragen hatte. Aus dem Buch, das Sam in der Hand hielt, hatte sie noch keinen einzigen Satz gelesen. Sie konnte sich einfach nicht von dem einmaligen Anblick losreißen. Hier war sie Jack weitaus näher, als sie es in all den Jahren vermocht hatte.

Sie hätte vielleicht schon früher hierher mitkommen sollen, doch damals war alles anders gewesen und natürlich hätte sie die ganze Zeit mit ihm zusammen verbracht. Nicht, dass sie ihm nicht damals schon blind vertraut hatte, dass er nichts versuchen würde, was ihr oder anderen schaden könnte, was sie bereuen könnten, dem ungeachtet war sie wenig davon überzeugt, dass sie sich hätte zurückhalten können. Ihr Verlangen nach diesem Mann war am ersten Tag geweckt worden. Allein die Tatsache, dass er für sie tabu war, machte ihn interessant. Mit seinem sarkastischen Humor hatte er sie aus der Reserve gelockt, seine braunen Augen hatten sie gefesselt und seine raue aber auch sanfte Art machte sie immer wieder schwach. Am Anfang hatte sie sich damit abfinden können, von ihm lediglich als Kameradin - als Freundin - bezeichnet zu werden, doch irgendwann, ab einem bestimmten Punkt, war das einfach nicht mehr möglich.

Wann genau, konnte sie beim besten Willen nicht sagen, doch eines Tages wurde ihr bewusst, dass es längst nicht mehr zu ertragen war, ihn nur als Freund betrachten zu können. Als er sie nicht hatte alleine lassen wollen, wurde ihr schlagartig klar, dass sie ihn liebte, so wie er es ganz offensichtlich getan hatte. All das wäre nicht so frustrierend gewesen, hätten sie es sich nicht gegenseitig gestehen müssen. So lange es zwischen ihnen unausgesprochen geblieben war, waren beide damit klargekommen, doch danach war es immer wieder hart gewesen, sich nicht im anderen zu verlieren. Dann lernte sie ihn kennen - ihren Ehemann. Er war so vollkommen anders als ihr Jack. Auch er hatte Humor, keine Frage, doch fehlte der sarkastische Unterton, der Hauch von Optimismus in scheinbar ausweglosen Situationen. Auch war er kein Soldat, sondern Wissenschaftler wie sie.

Er verstand, was sie von sich gab. Sie konnten sich in stundenlangen Diskussionen verlieren, die über alle möglichen physikalischen Begebenheiten handelte. Dem ungeachtet hatte sie sich auch mit Jack unterhalten können - über andere Dinge - auch wenn Worte zwischen ihnen meist überflüssiger Ballast waren. Sie verstanden sich halt auch so. Er las in ihren Gesten und in der Art, wie sie ihn ansah - sie tat es ihm gleich. Ihre Beziehung war halt etwas Besonderes gewesen, war sie immer noch. Sie hatte nichts von ihrem Zauber verloren, nichtsdestotrotz distanzierten sie sich in einer Hinsicht immer weiter voneinander und verschmolzen in einer anderen zu einer Einheit. Sie konnten endlich ungezwungen eine tiefgehende Freundschaft aufbauen, ohne sich damit auseinandersetzen zu müssen, dass sie einander begehrten. Jeder von ihnen führte ein eigenes Leben, sie hatten sich für getrennte Wege entschieden, um näher zusammenzufinden. In der ersten Zeit war es schwierig.

Sam hatte sich nicht entscheiden können, welches die richtige Entscheidung sein würde. Sie liebte ihren Mann, doch sie hatte ebenso Gefühle für Jack gehabt. Es war einfach kompliziert und frustrierend aus ihrer Sicht gewesen. Jedoch nicht aus O’Neills. Er hatte von Anfang an darauf bestanden, dass sie diese Chance, glücklich zu werden, wahrnahm. Carter hatte damit gerechnet, dass er wütend oder wenigstens traurig werden würde, doch er hatte sich aufrichtig für sie gefreut. So ein Verhalten hatte sie nun wirklich nicht von ihm erwartet, doch er überraschte sie immer wieder. Genauso wie in der Unterhaltung im Zelt. Solch eine Diskretion, auch gegenüber den anderen, hätte sie von ihm eigentlich nicht erwartet. Auch nicht, dass er im Gegensatz zu ihr, an diese persönliche Sache denken würde. Er war verheiratet gewesen, lebte mit zwei Frauen zusammen - sie hätte sich denken müssen, dass es ihm nichts ausmachen würde, über solche Themen zu reden, sogar selbst die weise Voraussicht zu entwickeln, daran zu denken. Er war halt ein Mann, der auf alle Eventualitäten vorbereitet sein wollte, auch wenn es ihm nicht immer gelang.

Samantha schüttelte den Gedanken an ihren Vorgesetzten ab. Es war nicht rechtens an so einem wunderschönen Tag, ausgerechnet hier an ihn zu denken, auch wenn sie alles an diesen Mann erinnerte. Hier hatte er einen Großteil seines Lebens verbracht und würde auch noch weitere Jahre über diesen Flecken Erde wandern, sich diesen atemberaubenden Anblick betrachten und einfach nur sein Leben genießen, sich entspannen und die Probleme der Welt außer Acht lassen. Genau das würde sie jetzt auch versuchen. Sie schlug endlich das Buch auf - ein Liebesroman. Normalerweise hatte sie nichts übrig für diesen Kitsch, besonders nicht, wenn es selbst nicht so klappen wollte, wie sie es sich vorstellte, doch sie hatte ihn in Jacks Regal gefunden - sicher ein Überbleibsel seiner früheren Frau Sarah oder einer seiner neuen Lieben, die er bereits auch hierher entführt hatte. Wie auch immer, sie würde es sich zu Gemüte führen, ihr eigenes Dasein für eine Weile vergessen und sich ganz der Erzählung hingeben.

Das Buch war bereits ziemlich abgegriffen, was darauf hinwies, dass es öfters gelesen worden sein musste, doch das konnte nur ein gutes Zeichen sein, fand Sam. Sie würde es nicht eher aus der Hand legen, ehe sie nicht auch die letzte Zeile gelesen hatte. Es begann wie jedes andere Buch auch, mit der Beschreibung eines wunderschönen Ortes, abseits der großen, hektischen Welt, wo sich jeder noch kannte, das Leben einfach gestrickt war und man genügend Ruhe fand, um sich selbst zu finden. Ein Paradies, wo es nur wenige Intrigen gab, Kinder noch ohne Angst spielen konnten und nur selten Nachrichten über die grausame Realität in anderen Ecken der Erde vordrangen. Es spielte in einer früheren Zeit, als das Dasein noch nicht von Maschinen beherrscht wurde und man sich noch auf andere Weise unterhielt, als über das Internet. Manchmal wünschte sich Sam insgeheim in dieser Zeit gelebt haben zu können, aber nur für eine kleine Weile. Eben so lange, wie dieses Buch brauchen würde, gelesen zu werden.

Eine junge Frau mit kurzem blonden Haar tänzelte durch die Idylle, was es ihr noch einfacher machte, sich in die Geschehnisse hineinzuversetzen und bald war sie ganz in der verhängnisvollen Liebe zwischen Pascal und Juliett versunken, die sich nicht haben durften, da er nur ein kleiner Straßenkünstler und sie eine Frau aus angesehenem Hause war. Eine typische Tragödie aus Liebe und Hass, vermischt mit Sehnsucht, Leidenschaft und schockierenden Geheimnissen. Sam ließ sich von den beflügelten Worten mitreißen, entschwand vollkommen in eine andere Welt, welche der Autor dieses Buches sich vor Jahren vorgestellt haben musste. Sie bewunderte Menschen, welche die Gabe besaßen, mit einfachen Verben, ausschmückenden Adjektiven und abstrakten Substantiven Meisterwerke zu zaubern, die einen vom ersten Buchstaben an in ihren Bann zogen.

Erst ein lautes Klingeln gleich neben ihr ließ sie beim Lesen innehalten. Sie brauchte ein paar Sekunden, um sich wieder zu fangen - zu begreifen, dass sie wieder in der Realität und an einem ebenso wunderschönen Ort war, wie er in dem Buch und ihrer blühenden Phantasie existiert hatte - und zu ihrem Handy zu greifen. Sie fragte sich, wer sie wohl anrufen würde, insgeheim hoffend, dass es sich um Jack O’Neill handelte, der ganz eigenständig ebenfalls eine wichtige Rolle in ihren Träumen eingenommen hatte. Das Display enttäuschte jedoch ihre Hoffnungen, denn es wies sie ganz deutlich darauf hin, dass es sich um Janet Fraiser, ihre beste Freundin, handelte. Mit einem resignierten Seufzer, hob sie ab und ließ ihren gegenüber knapp wissen, dass sie am Apparat war.

„He Süße, wie geht es dir?“, fragte Janet überschwänglich und Sam konnte förmlich sehen, wie sie in den Hörer grinste. Auch sie selbst musste bei dem Gedanken schmunzeln, wie ihre Freundin lang gestreckt auf der Couch lag, sicherlich Schokolade oder Eis in sich hineinstopfte, leise Musik im Hintergrund laufen ließ und mit der Telefonschnur spielte - so, wie diese es schon so oft bei ihren Anrufen getan hatte.

„Sehr gut!“, antwortete Carter und nahm einen Schluck von ihrer Eistee, die durch die Eiswürfel immer noch kühl war. Es war Sommer und die Sonne berannte hier heißer als in Colorado, da war solch eine Erfrischung immer das Richtige. Wenn Jack gewusst hätte, was sie hier gerade tat, würde er sicherlich eine ärgerliche Standpauke halten, aber er war ja nicht anwesend, also konnte ihr das auch egal sein. Ruhe war gut und schön, aber ganz ohne zwischenmenschliche Beziehungen - und sei es nur ein kleines Telefonat - könnte sie keine zwei Tage überleben. Er war da ganz offensichtlich anderer Meinung, was jedoch sein Ding war. „Es ist bezaubernd. Ich denke, ich werde nachher noch etwas schwimmen gehen. Mir ist schon ganz schön war.“

Janet stöhnte frustriert auf und meinte dann resignierend: „Bei uns gießt es wie aus Eimern. Ich würde zu gern mit dir tauschen.“ Sam hatte zwar Mitleid mit ihrer Freundin, doch tauschen würde sie unter keinen Umständen. Nicht, wo es ihr hier doch so gut gefiel. Sie hatte Zeit für sich und musste mal nicht die ganze Zeit an die Arbeit und andere Probleme denken. Jack hatte Recht behalten, etwas Abstand wirkte manchmal wirklich Wunder. Sie konnte neue Kräfte sammeln und sich von allem distanzieren, um eine neue Perspektive zu gewinnen. Sie musste sich unbedingt noch einmal bei ihm bedanken, sobald sie zurückkam und vielleicht irgendwann noch mal hierher flüchten.

„Tja, ich aber nicht mit dir.“, gab Carter ehrlich zurück und hörte Janet leise kichern.

„Habe ich geahnt. Na ja, Hauptsache ist doch, es gefällt dir. Aber nächstes Mal kommen Cassandra und ich mit. Dann lassen wir die Männer zu Hause und machen uns ein paar entspannende Tage. Ich bin jetzt schon ganz begeistert. Jack wird schon nichts dagegen haben. Wir schicken einfach Cass vor, der kann er nicht widerstehen.“, schmiedete sie bereits einen Plan, wie auch sie aus ihrem Haus herauskam. Sicherlich wollte sie sich nur schöne Gedanken machen. Sam gefiel diese Idee sogar. Lange nicht mehr hatten sie alleine etwas unternommen. OK, sie sahen sich so gut wie jeden Tag, aber dennoch waren sie immer unter Menschen. Hier würden sie ungestört über ihre Jungs lästern können. Auch Sam freute sich bereits, da sie wusste, dass, wenn sie sich erst einmal etwas in den Kopf gesetzt hatten, dies auch durchziehen würden.

„Klingt gut, das machen wir!“, stimmte sie zu und kicherte ebenfalls leicht, wenn sie sich vorstellte, dass die Jungs pitschnass im Regen standen, während sie sich in der Sonne aalten. Ein köstliches Bild. Leises Fluchen aus dem Hörer ließ sie aufhorchen. Anscheinend war Jack gerade eingetroffen und hatte sich dem strömenden Regen nicht entziehen können. Sie hörte eine Unmengen an Schimpfwörtern, durchsetzt mit mehreren Varianten von ‚verdammt‘ und dem Rascheln von feuchter Kleidung. O’Neills Dank dafür, dass er sie hierher gefahren hatte. Sie würde sich bei Gelegenheit auch dafür entschuldigen. Sie hörte Janet quietschend aufschreien. Instinktiv hielt Samantha den Hörer weiter von ihrem Ohr weg. Sie hörte auch so, was gesprochen wurde.

„Igitt, Jack!“, stieß ihre Freundin hervor und sprang gleichzeitig auf, wie Sam hören konnte. „Hör auf damit, du bist ganz nass und kalt... Nein, bleibe weg von mir... Argh!!!!“ O’Neill hatte begonnen, sie zu ärgern und Carter wusste, wie empfindlich Janet auf so etwas reagierte - genauso gut, wie er. Ein breites Grinsen legte sich auf ihre Lippen. Sie war froh, dass ihre Freunde zusammen glücklich geworden waren. Nachdem sie geheiratet hatte, waren sich die beiden näher gekommen und anders als Sam hatte Janet keine Schwierigkeiten damit gehabt, ihren Rücktritt vom Militär einzureichen, um mit ihm zusammen sein zu können. Sie reiste so oder so nicht oft durch das Gate und es bedeutete ihr auch nicht soviel, Mitglied der Air Force zu sein, wie Sam selbst. Es sollte wohl so sein. Sie waren sich beide auch viel ähnlicher, hatten sie doch gleiche Ziele für die Zukunft. Kinder gehörten nicht dazu, denn sie hatten ja Cass, die Jack schon vor einiger Zeit adoptiert hatte, um auch wirklich ihr Vater sein zu können.

O’Neills Stimme schallte aus dem Hörer: „Bis in drei Tagen, Sam. Janet muss jetzt auflegen, sie hat Stubenarrest.“ Sam hörte Janet protestieren, doch verstand nicht wirklich, was sie sagte, denn es wurde von einem leisen aber zufriedenem Seufzer unterbrochen. Bevor sie auf Wiedersehen hätte sagen können, hatte er auch bereits eingehängt. Resigniert schüttelte sie den Kopf. Er hatte sie jedoch auf eine gute Idee gebracht. Sam schaltete ihr Handy ab, legte es zur Seite, schnappte sich ihr Buch, ihren Eistee und ihr Handtuch und machte es sich auf dem Bootssteg gemütlich, die Füße ins angenehm kalte Wasser haltend. Sie fand wirklich, so ließ es sich leben und vielleicht wurde ihr Wunsch wirklich irgendwann war. Sie hatte die Hoffnung noch lang noch nicht aufgegeben.


weiter: Kapitel 3

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