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Run and Hide von Arica

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Vorwort

Short-Cut: Jeder Schritt zog ein leises Wasserplätschern nach sich, kaum hörbar und doch laut genug, um sie in Panik noch schneller anzutreiben. Noch immer erklangen in unregelmäßigen Abständen dumpfe Explosionsgeräusche hinter ihnen, wie um sie zu erinnern, wovor sie so schnell davonliefen. Sie blickten nicht zurück - dafür blieb keine Zeit.
Spoiler: 2. Staffel
Charaktere: McKay, Teyla
Kategorie: UST, Charakter Death
Rating: R-16
Author's Note: So eine Geschichte kommt eben dabei raus, wenn ich in der wenn-ich-leide-solln-die-Charas-auch-leiden-Stimmung bin ;-)
Widmung: Für die Mädels vom Mai-Treffen :D. Hat echt Spaß gemacht!
Disclaimer: Stargate Atlantis und alle vorkommenden Charaktere sind Eigentum von MGM Television Entertainment.
Feedback: *kopfnick* bidde! Arica

Run and Hide


Vorsichtig bahnten sich die warmen Sonnenstrahlen durch die zarten Äste der Bäume, während ein leises Rauschen von Wasser in der Ferne zu hören war.
Blaufunkelnde Insekten schwirrten in der lauen Abendluft um duftende Blüten herum, die ersten Räuber der Nacht erwachten in ihren Verstecken und erhoben träge die Köpfe, ihre Nasen nach Witterung ausstreckend.
Plötzlich ertönte ein dumpfes Grollen, wie von einem nahenden Gewitter und doch kehrte mit einem Schlag eine seltsame Unruhe in Atlanticas Tierwelt ein. Vogelschwärme kamen kreischend aus der Richtung des unbekannten Geräusches, etwas später dicht gefolgt von fliehendem, verängstigtem Wild. Insekten verstreuten sich in alle Richtungen, kleine Nager verkrochen sich tiefer in ihren sorgfältig erbauten Höhlen und die Raubtiere schlossen sich instinktiv und das Wild völlig außer Acht lassend der Flucht vor dem Unbekannten an. Wieder erschallte ein entfernter Knall, jedoch stark genug, um den Waldboden leicht erzittern zu lassen. Etwas Gewaltiges ging auf Atlantica vor sich.

***


Jeder Schritt zog ein leises Wasserplätschern nach sich, kaum hörbar und doch laut genug, um sie in Panik noch schneller anzutreiben. Teyla zerrte Rodney erbarmungslos mit sich den Bach entlang, so weit wie möglich weg vom Strand und immer tiefer in den dichten, dunklen Wald hinein. Rodney bekam kaum noch Luft unter dem stechenden Schmerz in seinen Lungen und dennoch, vielleicht das erste Mal in seinem Leben, wollte er diesen Schmerz hinnehmen und einfach weiter laufen.
Noch immer erklangen in unregelmäßigen Abständen dumpfe Explosionsgeräusche hinter ihnen, wie um sie zu erinnern, wovor sie so schnell davonliefen. Sie blickten nicht zurück - dafür blieb keine Zeit - sondern rannten am Ufer des rauschenden Baches entlang. Der Feind würde somit sicherlich Schwierigkeiten haben, ihren Spuren im seichten Wasser zu folgen, auch wenn Rodney insgeheim befürchtete, dass ihr Keuchen und ihre klatschenden Schritte bis nach Atlantis zu hören waren. Sie wussten auch nicht, wohin sie überhaupt liefen; dafür war ebenfalls keine Zeit geblieben. Der erste Wraith-Dart war gesehen worden, die erste Explosion war erklungen, Teyla hatte sich Rodney geschnappt, den anderen laut etwas zugerufen und ihre Odyssee hatte begonnen.
Nur, wo waren die anderen?
Wo waren die Kinder, denen Teyla eine Geschichte von ihrer letzten Mission erzählt hatte?
Wo war Halling, dem McKay eben noch etwas über den neuen Generator erklärt hatte?
Das Grüppchen aus ihm und den Athosianern hatte sich vor Ewigkeiten, wie es ihm schien, im Wald zerstreut.
Gerade, als er bereits schwarze Punkte vor seinen Augen bekam, blieb sie stehen. Erschöpft sank Rodney gegen einen Baumstamm, dankbar für etwas Erholung und doch bereit, jeden Moment wieder zu rennen.
"Haben Sie gesehen, wo Halling und die anderen hingelaufen sind?", fragte Teyla besorgt und stützte sich etwas außer Atem an einem Ast ab, während ihre Augen nervös die umliegenden Bäume absuchten.
Rodney schüttelte nur den Kopf, völlig konzentriert auf seine schmerzenden Lungen und sein pochendes Herz, das sich nur langsam wieder beruhigte. Mit der trügerischen Stille um sie setzte auch allmählich sein Verstand wieder ein und sämtliche ungewisse Fragen sprudelten in seiner Nervosität plötzlich nur so aus ihm heraus.
"Wie konnte das passieren, dass die Wraith uns so überrascht haben? Wieso hat Atlantis uns nicht gewarnt? Die Langstreckensensoren funktionieren einwandfrei, dafür habe ich selbst gesorgt. Sie hätten definitiv gemeldet, wenn die Wraith im Anflug gewesen wären." Er verstummte kurz, um gleich darauf hektisch an seinem Funkgerät herum zu hantieren. "Kein Funksignal! Warum empfangen wir kein Funksignal?!", fuhr er nun mit einem panischen Unterton fort.
Obwohl er nicht genau ausmachen konnte, ob Teyla alles mitbekommen hatte, ahnte der logische, rationale Teil Rodneys, dass ihr wohl sehr ähnliche Gedanken durch den Kopf gehen mussten und doch verhielt sie sich im Gegensatz zu ihm vorbildhaft ruhig und behielt weiterhin aufmerksam die Umgebung im Auge, stellte er leicht beschämt fest.
Seine Gedanken rasten und er konnte oder wollte sich keinen Reim auf all seine Fragen machen. Eine Antwort jedoch drängte sich immer wieder vor, bis er sie laut genug aussprechen musste, wie um sich zu verdeutlichen, wie lächerlich diese Vorstellung eigentlich war.
"Es ist völlig unmöglich, dass Atlantis nicht reagiert, weil es... weil es vielleicht... zerstört... Nein, völlig unmöglich."
Seine Stimme war immer leiser geworden. Andere Horrorszenarien, angefangen bei einem Verräter auf Atlantis bis technologisch hochentwickelte, neue Wraith Basisschiffe, entstanden in seinem Kopf, als sein logischer Verstand eine Erklärung suchte und dabei immer wieder von den tiefsten Ängsten in Rodney durcheinander gebracht wurde.
Teylas weiche, kühle Hand auf seinem Unterarm riss ihn plötzlich aus seiner persönlichen, kleinen Gedankenhölle und er zuckte unwillkürlich zusammen.
"Es wird für alles eine Erklärung geben", nahm er ihre sanfte Stimme wahr, ohne sich näher mit dem besorgten Unterton darin beschäftigen zu wollen. Alles, was er jetzt brauchte, war ihre Zuversicht, denn seine hatte sich bereits tief in ihm verkrochen und war momentan unauffindbar. "Wir finden einen Weg hier raus. Aber zuerst müssen wir weiter gehen. Tiefer hinein in den Wald, wo mein Volk fast undurchdringbares Dickicht und ein natürliches, unterirdisches Höhlensystem ausgemacht hat. Dort können wir uns vorerst verstecken."
Verstecken klang in Rodneys Ohren nach einem ausgezeichneten Plan, denn so konnte er erst einmal in Ruhe an einer Lösung arbeiten.
Sie wollten soeben los, als ein leises und doch nur allzu bekanntes Surren in der Luft sich mit hoher Geschwindigkeit ihrer Position näherte. Diente der Fluss zu ihrem Vorteil, falls sie zu Fuß verfolgt worden wären, so verhielt es sich bei Luftverfolgung ganz im Gegenteil. Deutlich war der schmale Himmelsstreifen zwischen den von Bäumen gesäumten Ufern zu erkennen und genauso deutlich zeichnete sich mittlerweile die spitze Silhouette des Wraith-Darts ab. Und wenn man einen Dart mit bloßem Auge beobachten konnte, hatte der Wraith hinter dem Steuer erst recht keine Probleme mit ihrer Lokalisierung.
"In den Wald. Sofort."
Teyla brauchte es nur einmal auszusprechen, denn Rodney war schon längst aufgesprungen. Wieder begann er zu laufen, zu stolpern und zu keuchen, doch diesmal gab es wenigstens ein Ziel.

Bald wich das beängstigende Surren der beständigen Geräuschkulisse des Dschungels und war kaum noch auszumachen. Um ihn herum wurde es dichter, als die Bäume immer enger standen und vereinzelt peitschten Äste über seine mittlerweile geschundenen Arme und Beine und verpassten ihm zusätzliche Schrammen im Gesicht. Er bemerkte es kaum; konzentriert folgte er Teylas Umrissen vor ihm in der beinahe schon undurchdringlichen Dunkelheit, doch er konnte sie immer schwerer ausmachen. Tief in den hintersten Winkeln seines noch immer halbgelähmten Verstandes nahm Rodney Teylas eindeutig langsameres Tempo als sonst dankbar zur Kenntnis. Später, wenn endlich Zeit war, würde er ihr das auch sagen.
Plötzlich verschwand ihre vertraute Gestalt. Panik keimte in ihm auf und nur mühsam konnte er sie unterdrücken, als er erschrocken stehen blieb und sich hektisch umsah. Gerade wollte er es wagen, nach ihr zu rufen, da tauchte sie wie aus dem Nichts wieder vor ihm auf.
"Schnell. Hier können wir uns vorerst ausruhen."
Erst als er näher trat, erkannte er das Loch unter einer gewaltigen Wurzel eines noch gewaltigeren Baumes, in dem Teyla mit geschmeidiger Eleganz verschwand. Weitaus ungeschickter zwängte sich Rodney durch die schmale Öffnung zwischen Wurzel und Erdreich, um sich gleich darauf in einer niedrigen Höhle direkt unter dem Baum zu finden, welche ungefähr vier Personen hätte aufnehmen können.
Unter anderen Umständen hätte er dem eindrucksvollen Bild der Wurzeln als stämmige Säulen vielleicht etwas abgewinnen können, aber auf der Flucht vor lebensaussaugenden Monstern konzentrierte er sich in erster Linie darauf, dass die Wraith sie hier vorerst nur schwer finden würden. Und selbst wenn sie Lebensdetektoren besitzen und verwenden würden; in einem vor Leben nur so strotzenden Dschungel wie diesem brachten diese rein gar nichts.
Endlich konnte er sich ausruhen, auch wenn diese Verschnaufpause nun bedeutete, dass seine ungeklärten Fragen und natürlich die Abwesenheit logischer Antworten langsam aber sicher wieder auf ihn einstürzen würden. Die Ungewissheit über Atlantis' Situation wiegte dabei am schwersten.
Zitternd vor Erschöpfung lehnte er sich gegen die Wand, das Funkgerät wie eine heilige Reliquie auf seinem Schoß, direkt gegenüber dem Eingang, um von etwaigem unerwünschtem Besuch nicht überrascht zu werden. Nun, vielleicht wäre es doch besser, überrascht zu sterben, begann er zu grübeln, dann brauchte er dem Tod wenigstens nicht ins Angesicht zu sehen, aber die zwei Meter zum Ende der Höhle, die die Wraith zuerst zurücklegen mussten, um ihn zu erreichen, verschafften ihm noch zwei weitere Sekunden, die ihm irrationalerweise doch etwas bedeutet. Zwei weitere Sekunden, die sie ihm aussaugen würden.
Irgendwie schien zum Warten kein Platz in der Höhle der idealste Ort zu sein, also beendete Rodney seine im Kreis laufenden Überlegungen. Von Teyla, die sich neben ihm niedergelassen hatte, wusste er, dass sie diesen Platz ausgewählt hatte, um sich rechtzeitig verteidigen zu können. Daran sollte er sich ein Beispiel nehmen.
Als seine Aufmerksamkeit zu ihr glitt, fielen ihm plötzlich die tiefen Sorgenfalten und ihre angespannte Haltung auf.
"Stimmt etwas nicht?"
Bis auf die Tatsache, dass man uns nach dem Leben trachtet und wir keine Ahnung haben, wie es den anderen geht. Natürlich stimmt etwas nicht! Am liebsten hätte sich Rodney für diese unbedachte und völlig sinnlose Frage geohrfeigt, doch Teyla schüttelte nur den Kopf, bevor sie schließlich in einer für sie völlig untypischen Geste die Knie anzog und ihre Arme darum legte.
"Ich hatte gehofft, dass vielleicht schon jemand hier wäre, wenn wir die Höhlen erreichen. Aber ich konnte draußen keine Spuren entdecken. Wir sind anscheinend die einzigen", antwortete sie leise.
Rodney beobachtete sie unsicher, nachdem sich seine Augen mittlerweile gut an die beinahe stockdunkle Höhle gewöhnt hatten. Noch nie hatte er diese verletzliche Seite an ihr kennengelernt und dass sie jetzt vielleicht auch noch Trost von ihm erwartete, verunsicherte ihn noch mehr. Fieberhaft überlegte er sich beruhigende Worte, doch irgendwie erschien ihm jede Floskel zu hohl. Außerdem war Optimismus in so einer Situation noch nie eine seiner Stärken gewesen.
"Ähm...", begann er nervös. "Vielleicht sind wir aber nur die ersten."
In einer selbst für ihn überraschenden, fürsorglichen Geste streckte er kurz seine Hand aus, um ihren Arm zu tätscheln und zog ihn daraufhin unsicher wieder zurück. Trösten zählte definitiv ebenfalls nicht zu seinen Stärken.
Trotzdem schenkte ihm Teyla ein schwaches Lächeln.
Ein seltsames Gefühl beschlich ihn, als er minutenlang in dieser fremden Umgebung saß, mit nichts weiter als dem Geräusch ihrer langsamer werdenden Atemzüge und seinem eigenen Herzschlag, der noch lange nicht sein normales Tempo erreicht hatte. War er jemals schon so lange mit Teyla alleine gewesen? Wenn er jetzt darüber nachdachte, stellte er erstaunt fest, dass er eigentlich noch nie mit ihr alleine etwas unternommen hatte.
Er saß entweder in seinem Labor oder ließ sich von Sheppard zu einem stumpfsinnigen Computerspiel überreden, das ihn durchaus mehr erfreute als er jemals zugeben würde. Aber mit Teyla hatte er außerhalb der Missionen nichts zu tun. Warum beunruhigte ihn das jetzt so? Wieso saß er hier auf der kalten, feuchten Erde und machte sich Gedanken über seine Beziehung zu Teyla, wenn er eigentlich eine Lösung für ihre lebensbedrohliche Situation finden sollte?
Eine der bitteren Wahrheiten war wohl, dass die Situation Lauf-weg-vor-den-Wraith nun einmal nicht analytisch zu lösen war. Was das anbelangte, musste und hatte er sich immer auf Teylas oder Ronons Instinkte und Erfahrungen verlassen. Also suchte sich sein Gehirn ein anderes Problem, das es lösen konnte und da kam Teyla ins Spiel.
Vorsichtig spähte Rodney in ihre Richtung und erfasste ihre zarte Gestalt in der düsteren Höhle, wie sie den Kopf gegen das kühle Erdreich in ihrem Rücken gelehnt hatte. Er hatte sie immer respektiert, genauso wie Sheppard, vielleicht sogar mehr, auch wenn er das sehr gut zu verbergen gewusst hatte. In diplomatischer Hinsicht stand sie Elizabeth in nichts nach, auf dem Gebiet des Kampfes konnte sie es selbst mit Ronon aufnehmen und ihre ruhige Art und Weise die Dinge anzugehen, hatte ihm in manchen gefährlichen Situationen ein Gefühl der Sicherheit vermittelt. Sie war so völlig anders als die Frauen, die ihm im Laufe seines Lebens über den Weg gelaufen waren. Die Wissenschaftlerinnen, die genau wie er ihre Arbeit liebten und so wie er die Welt sahen, besaßen nur halb so viel Ausstrahlung wie sie.
Ihm fiel ein, dass er sich vorhin im Dorf kurz ähnliche Gedanken gemacht hatte. Er hatte sie während seinem Gespräch mit Halling immer wieder heimlich beobachtet und sich dabei gefragt, ob er sie nicht doch einmal nach einer Mission zu einem Kaffee einladen sollte. Aber solche Grübeleien waren völlig fehl am Platz und reine Zeitverschwendung und rührten sicherlich nur von den sprichwörtlichen Frühlingsgefühlen her, die durch die duftenden, blühenden Büsche um das Dorf noch verstärkt wurden. Eine Frau wie Teyla gab sich nicht ab mit einem Laborhengst wie ihm.
Unruhig rutschte er hin und her, als ihm die Richtung bewusst wurde, die seine Überlegungen gerade einschlugen. Genauso wurde ihm die beklemmende Kälte bewusst, die an diesem Ort herrschte und nun dabei war, unter seine Haut zu kriechen. Wenn Teyla in ihrer athosianischen Kleidung nur halb so kalt war wie ihm in der Militäruniform, dann verbarg sie das Zittern ziemlich gut, schoss es ihm durch den Kopf. Das brachte ihn auf einen Gedanken.
"Ist Ihnen kalt? Brauchen Sie meine Jacke?", schoss es aus ihm, noch bevor es ihm richtig bewusst gewesen war. Gleich darauf wollte er sich am liebsten auf die Zunge beißen.
Was bist du? Der Highschool-Schüler, der seiner Angebeteten beim abendlichen Spaziergang die Jacke anbietet, um sie kurz darauf abzuschleppen? Ein amüsiertes Lächeln schlich sich über ihre Lippen.
"Nicht nötig, Rodney, aber danke", erwiderte sie augenzwinkernd. Sie hatte also seinen unbeholfenen Versuch, den Gentleman zu spielen, bemerkt.
Wunderbar, stöhnte er innerlich auf. Hast du toll hingekriegt...
"Ich wollte Ihnen noch danken", sprach sie weiter und Rodney sah sie verwirrt an. "Wenn Sie Jinto nicht von der brennenden Hütte weggeschubst hätten, hätte ihn eines der Trümmerstücke verletzen können."
Er hatte ein Kind gerettet? Es stimmte, da war jemand gefährlich nahe an dem Feuer gestanden und er hatte ihn zu einem der Athosianer gestoßen. Er hatte tatsächlich wie ein Held reagiert! Ein selbstzufriedenes Grinsen breitete sich in seinem Gesicht aus, als er Teylas kühle Hand spürte, die sich um seine schloss, sie fest drückte und nicht mehr los ließ. Verwundert sah er sie an, zu sprachlos, um jetzt noch etwas zu erwidern. Teyla wiederum schien mit ihren Gedanken bereits woanders.
"Wie lange, glauben Sie, wird es noch dauern, bis Atlantis Unterstützung schickt?", durchbrach sie die Stille und blickte ihn unverwandt an. Beinahe wären ihm die üblichen pessimistischen Kommentare entschlüpft, dass alles aussichtslos wäre und sie hier sterben würden, doch im letzten Moment konnte er diesen Impuls noch unterdrücken.
Er zuckte nur mit den Schultern und wollte gerade vorsichtig seine Bedenken bezüglich ihrer Rettung äußern, als das Funkgerät unvermittelt zu rauschen begann. Verwirrt starrte er darauf, als knackende Geräusche erklangen.
"Hier... -lis, können ...-.... hören?"
Schlagartig griffen sie beide gleichzeitig nach dem Funkgerät und hoben es hoch.
"Ja! Ja, hier McKay! Wir sitzen im Wald fest!", flüsterte er so laut wie möglich und darauf bedacht, seine immense Freude zu zügeln.
"Schön ...-... Stimme zu hören!" Erleichtert stellte Rodney fest, dass es sich um Sheppard handelte. "Sind gerade dabei, die Wraith ...-... Wald zu jagen. Haltet die -"
Mit einem letzten Knacken brach die Verbindung ab.
"Verstanden", erwiderte Rodney trotzdem breit grinsend, obwohl er sicher war, dass sie ihn nicht mehr gehört hatten.
Er konnte es kaum fassen. Er würde weiterleben! Die Wraith würden ihn nicht in ihre lebensaussaugenden Hände bekommen.
Zuerst nahm er nur am Rande wahr, dass Teyla gegen ihn gesunken war, den Kopf auf seiner Schulter. Doch irgendwann bahnte sich die von ihr ausgehende Wärme einen Weg durch seinen Körper, gefolgt von einem tiefen Gefühl der Zufriedenheit. Er würde nicht nur überleben, er würde vielleicht auch endlich den Mut finden, mit ihr mehr Zeit zu verbringen. Umständlich drehte er sich etwas zu ihr, doch in ihren Augen fand er statt der erhofften Zuneigung tiefe Sorge.
"Was ist?", fragte er erstaunt.
"Ich hoffe noch immer, dass sich die anderen auch in Sicherheit bringen konnten", flüsterte sie kaum hörbar.
Deutlich hörte er den Schmerz und ein leichtes Zittern in ihrer Stimme. Ein Zittern, das nicht von der Kälte kam, sondern von der Angst um ihr Volk herrührte, dessen war er sich sicher.
Mit einer plötzlichen Gewissheit, was er tun musste, die irgendwo aus den Tiefen seines Bewusstseins gekommen war, legte er langsam seine Arme um sie und zog sie an sich. Wie konnte diese starke Frau nur so zerbrechlich sein, schoss es ihm durch den Kopf, als er sie fest an sich drückte. Verwundert stellte er fest, dass sich Teyla an ihn schmiegte.
Nur mit großer Mühe unterdrückte er seine Nervosität, die diesen Augenblick auf jeden Fall ruiniert hätte, und konzentrierte sich einfach nur auf ihre Nähe, die er mehr genoss, als er es vor diesem Tag angenommen hätte. Diesen Moment musste er auskosten, denn wahrscheinlich würde er nie wieder kommen, dachte er insgeheim bei sich und atmete den blumigen Duft ihres Haares ein. Zufrieden schloss er die Augen. Er könnte ewig so hier sitzen.
Plötzlich riss sich Teyla aus seiner Umarmung, ihre Augen erschrocken geweitet und auf den Höhleneingang gerichtet. Er wollte gerade verwirrt fragen, ob er etwas falsch gemacht hatte, als er es auch hörte.
Schritte. Schritte von schweren Stiefeln und schon Teylas angespannte Haltung für sich allein verriet ihm, dass es nicht ihre Leute waren.
Die Athosianerin kroch geräuschlos zum Eingang und spähte vorsichtig mit einem Messer in der Hand hinaus. Woher sie so schnell das Messer gezogen hatte, darauf konnte er sich keinen Reim machen, aber im Moment sehnte er sich selbst nach einem. Als hätte sie seine Gedanken gelesen, hielt sie ihm plötzlich ebenfalls ein Messer hin. Vorsichtig und doch noch etwas zögerlich nahm er es entgegen und nickte ihr dankbar zu. Er wagte es nicht, etwas zu sagen, aus Angst, die Wraith auf sie aufmerksam zu machen. Teyla drehte sich wieder zum Eingang und wandte sich kurz darauf mit drei erhobenen Fingern zu ihm.
Dort draußen trieben sich also drei Wraith herum.
Erneut gab Teyla Zeichen und ihm wurde augenblicklich bewusst, wie ihr Plan lautete. Sollten die Wraith nahe genug kommen, um diese Höhle vielleicht doch zu entdecken, würden sie den Überraschungsmoment nutzen und angreifen müssen. Diesmal fiel ihm das Nicken deutlich schwieriger, aber was hatte er auch für eine Wahl.
Ängstlich und dennoch, so gut es ihm möglich war, bereit hockte er sich hinter sie und wartete. Zu seinem Entsetzen kamen die Schritte näher statt sich zu entfernen. Beinahe hätte er erschrocken nach Luft geschnappt, als nun ein Stiefelpaar kaum einen Meter von ihnen entfernt zum Stillstand kam. Teyla sah ihn ernst an und teilte ihm kurz mit Handzeichen ihren Plan mit. Diesmal nickte er nicht, sondern erwiderte einfach ihren Blick. Durch all seine Angst spürte er das Bedauern, dass er ihr vorher, als er die Gelegenheit dazu gehabt hätte, nicht gesagt hatte, wie sehr er sie bewunderte.
Wie viel sie ihm als Freundin bedeutete.
Für einen kurzen Augenblick wurde ihr Blick weich, als ob sie genau wusste, was in ihm vorging, bevor es auch schon wieder vorbei und ihr Blick einem konzentrierten und entschlossenen Ausdruck gewichen war.
Sie sahen beide zu dem Wraith, der sich soeben bückte, als würde er genau wissen, dass sie sich hier versteckt hatten. In dem einen kurzen Moment, als er sie entdeckte und in seinem Gesicht so etwas wie Überraschung aufblitzte, sprang Teyla aus der Höhle. Mit einem lauten Krachen stieß sie mit ihm zusammen und es war nur dem Überraschungsmoment zu verdanken, dass der Wraith an den nächsten Baum zurückgeschleudert wurde. Die Athosianerin hielt sich nicht weiter mit ihm auf, sondern wandte sich nach links, wo an der bereits von ihr vermuteten Stelle ein weiterer Wraith auftauchte und seine Waffe anlegte. Mit einer schnellen Bewegung trat sie ihm den Stunner aus der Hand und ging mit ihrem Messer in Kampfstellung. Rodney kletterte rasch heraus und rannte auf den ersten Wraith zu, aufs Äußerste konzentriert und das Messer im Anschlag. Mit all seiner Kraft rammte er es dem ein weiteres Mal überrumpelten Wraith in den Bauch und entriss ihm im gleichen Moment die Schusswaffe. Dunkel wurde er sich bewusst, dass Sheppards und Ronons zahlreiche Versuche, ihm etwas Selbstverteidigung beizubringen, doch ihren Weg in sein Gedächtnis gefunden hatten.
Alles verlief nach Plan. Teyla hatte den ersten überrumpelt und dann den zweiten attackiert, während er sich die Waffe des ersten gegriffen hatte. Gerade wollte er anlegen, als der anfangs noch völlig überraschte Wraith nun mit einem wütenden Schrei ausholte und völlig unbeeindruckt von dem Messer in seinem Bauch Rodney mit einem Schlag ins Gesicht gegen den nächsten Baum beförderte. Die Wucht des Schlages raubte ihm für einen Augenblick seine Sinne, doch die Waffe lag noch immer in seinen Armen. Taumelnd drehte er sich um, den Blick leicht verschwommen und feuerte einen Schuss auf den massigen Umriss direkt vor ihm. Als seine Augen wieder klar sehen konnten, lag der Wraith bewusstlos vor ihm. Rodney verschwendete keine Zeit damit, seinen Triumph zu genießen und suchte sofort nach Teyla. Keine fünf Meter von ihm entfernt rammte der zweite Wraith ihr seinen Waffenlauf in den Magen, was sie zurück taumeln ließ und dem Angreifer die nötige Zeit verschaffte, ihr Messer aus seinem Arm zu ziehen.
Noch während Rodney dies alles sah, legte er bereits den Wraithstunner an und zielte. Gleich würde es vorbei sein.
Eine kräftige Hand entriss ihm den Stunner und erschrocken sah Rodney den dritten Wraith plötzlich vor sich stehen. Diesmal lag das Überraschungsmoment beim Feind und noch bevor er hätte reagieren können, hatte ihn ein starker Faustschlag gegen sein Kinn auf den Boden befördert. Ein Schuss drang durch das Klingeln in seinen Ohren und noch etwas betäubt vom Schlag drehte er sich in die Richtung des Geräusches.
Niemand war getroffen worden. Der letzte Wraith war seinem Kumpanen zu Hilfe geeilt und gemeinsam hatten sie Teyla die Waffe entrissen, die sie sich anscheinend in der Zwischenzeit angeeignet hatte. Dabei hatte sich der Schuss gelöst.
Teylas Gegner drückte sie nun gegen den Baum, ihre Arme und Beine unter seinem Gewicht eingeklemmt, so dass sie ihm nun völlig ausgeliefert war.
Tosende Wut sammelte sich in Rodney, als er sie so sah und mühevoll rappelte er sich auf. Doch noch bevor er sich hätte erheben können, war der dritte Wraith auch schon wieder bei ihm und stieß ihm brutal den Waffenlauf in den Rücken. Stöhnend brach er zusammen, um gleich darauf von seinem Feind gepackt und umgedreht zu werden. Er sah das Gesicht des Wraiths nur verschwommen vor sich, als er sich zu ihm hinunter beugte.
"Menschen", hörte er ihn spöttisch sagen und sich noch weiter vor beugen. Entsetzt spürte Rodney plötzlich seine Hand auf der Brust, was nur eines bedeuten konnte. Ein letztes Mal bäumte er sich entschlossen auf, doch der Wraith brach seinen Widerstand binnen weniger Sekunden und nun lag er ebenfalls eingeklemmt von der enormen Kraft seines Angreifers auf dem Boden, nur mehr wenige Augenblicke von seinem Ende entfernt. Panisch sah Rodney zu Teyla.
Noch immer konnte sie sich kaum noch bewegen und auch ihr Gegner hob die Hand für seine letzte Tat. Rodney suchte ihren Blick und fand ihn. Es lag Gewissheit darin, etwas Angst und dennoch soviel Ruhe, dass er ihn nicht mehr abwenden konnte. Sie war bereit zu sterben und durch ihre Kraft konnte er ebenfalls etwas Frieden finden.
Er hatte nicht einmal erfahren, wie diese Wraith seine Sicherheitsvorkehrungen durchbrochen hatten und der Grund für diesen mysteriösen Angriff lag ebenfalls völlig im Dunklen. Er würde sterben, ohne es je zu wissen.
Erst der unerträgliche, stechende Schmerz, als der Wraith sich zu nähren begann, riss seinen Blick von ihr los. Scharf durchfuhr er seine Glieder, lähmte ihm die Atemwege und gab ihm das Gefühl, gleich zu explodieren. Als Teylas Schrei zu ihm durchdrang, war es, als würde eine weitere, noch stärkere Schmerzenswelle durch seinen immer schwächer werdenden Körper rollen.
Dumpf drang ein weiteres Geräusch, surrend und leise, in seine Ohren. Der Antrieb eines nahenden Jumpers.
Dann wurde es dunkel.

ENDE
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