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Life's too short (C-4) – My Valentine! von JolinarJackson

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Life's too short – My Valentine!



Jack erwachte, als er Lippen auf den seinen spürte. Er lächelte und legte seine Hand auf Daniels Hinterkopf, hielt den Archäologen fest, während sie sich küssten. Daniel lag auf ihm, mit den Unterarmen neben Jacks Kopf abgestützt und er schien ziemlich genaue Vorstellungen zu haben, was sie an diesem freien Tag machen sollten.

Das SG-1-Team hatte, wie ein Großteil des Berges, für ein paar Tage frei bekommen, da die Computer neu programmiert werden sollten und keine Missionen möglich waren. Ausnahmsweise wollte sogar Sam sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen und Jack, Daniel und Teal’c hatten sich nur verstehend angesehen, als sie verkündete, sie würde nicht im Berg bleiben, sie hätte “bessere Dinge“ vor. Teal’c war vor ein paar Tagen mit der Vermutung an Jack und Daniel herangetreten, dass Sam einen Freund hatte. Inzwischen war unverkennbar – für jene, die Sam kannten – dass der Major eindeutig jemanden traf. Aber sie sprach nicht darüber.

Daniel unterbrach den Kuss und streichelte Jack durchs Haar, bevor er flüsterte: “Morgen!“

“Morgen!“, antwortete Jack und schlang eines seiner Beine um Daniel, um ihn auf seinem Körper festzuhalten. Mit einer Hand auf Daniels Rücken und der anderen in dessen Nacken seufzte Jack zufrieden. Beide Männer waren wegen ihres Sex vom letzten Abend nackt und Daniel beugte sich lächelnd wieder hinunter, um Jack leidenschaftlich zu küssen. Jack stöhnte und ließ seine Hand Daniels Rücken hinunterwandern.

“Ich mache Frühstück!“, verkündete der Archäologe plötzlich und befreite sich aus Jacks Umklammerung.

Fassungslos blieb Jack liegen: “Hey!“ Daniel drehte sich zu ihm um. Seine Augen drückten nichts aus, was Jack beunruhigen sollte, nur Freude und Liebe. “Du ... du lässt mich hier einfach so liegen?“ Daniel grinste breit und Jack wusste, dass der jüngere Mann mit ihm spielte. Er beschloss, Daniel selbst auszutricksen und mimte den Geschockten: “Ich bin tief verletzt!“

“Oh!“, spottete Daniel und trat wieder näher. Als er in Jacks Reichweite war, packte dieser Daniels Handgelenk und zog den überraschten Archäologen zurück aufs Bett, legte sich auf ihn und hielt seine Hände fest. Er küsste ihn, bevor er aufblickte und leise sagte: “Gewonnen!“ Daniel versuchte, sich aus Jacks Griff frei zu kämpfen, kam aber nicht gegen ihn an.

“Das ist unfair! Du bist trainiert!“

“Du auch!“

“Aber du besser!“

“Ich kaufe dir zum Trost Schokolade.“

“Ich hätte lieber was anderes“, schlug Daniel mit heiserer Stimme vor.

Das Telefon klingelte. Jack ließ eine von Daniels Händen los und griff nach dem Hörer. Daniel nutzte die Gelegenheit und warf Jack zur Seite, hielt ihn fest und küsste seinen Oberkörper.

“Moment noch, Daniel!“ Jack drückte den benötigten Knopf und hielt sich das schnurlose Telefon ans Ohr, legte seine freie Hand auf Daniels Kopf und streichelte dessen Haare. “O’Neill?“, fragte er etwas atemlos, als Daniels Hand tiefer wanderte.

“ Jonathan, du klingst erschöpft!“

Erschrocken richtete Jack sich auf, sein Oberkörper kollidierte unglücklich mit Daniels Kinn und der jüngere Mann biss sich auf die Zunge. Er wimmerte leise und steckte einen Zeigefinger in den Mund, um nach Blut zu sehen.

“Mum!“, entfuhr es Jack. Entschuldigend blickte er Daniel an und legte seine freie Hand an Daniels Wange.

“Warum hast du mich nicht angerufen?“, wetterte Lea O’Neill.

“Angerufen?“

“Morgen ist Valentinstag, Jack! Du rufst mich immer eine Woche vor Valentinstag an. Und du weißt, dass ich mit Barbara jedes Jahr eine Weile in die Hamptons fahre und dann unerreichbar bin. Und ich will schließlich wissen, wie es meinem Sohn geht!“

Jack starrte erschrocken auf den Kalender. “Ist es tatsächlich wieder so weit? Moment mal ... du bist dieses Jahr zu Hause geblieben?“

“Nein, ich bin in den Hamptons.“

“Hat Barbara jetzt endlich ein Telefon dort installieren lassen?“

“Nein, ich bin im Besitz eines Handys.“

“Du?“

“Jonathan ...“

“Mum, ich heiße Jack! Bitte!“

Daniel ließ sich seitlich auf das zerwühlte Bett fallen. Dann stand er auf und signalisierte Jack, er würde nun tatsächlich Frühstück machen. Jack nickte.

“Also, deine Entschuldigung? Warum hast du dich nicht gemeldet?“, fragte Lea. Jack dachte eine Woche zurück und erinnerte sich, zu diesem Zeitpunkt voller Sorge um den entführten Daniel gewesen zu sein.

“Es ist etwas dazwischen gekommen und danach habe ich es wohl einfach vergessen.“

“ Ach, Jack!“, seufzte Lea, “Ihr zwei seid doch alles was ich noch habe. Mit Mels Anruf rechne ich schon gar nicht mehr. Aber wenigstens du und Lynn! Ihr seid alles, was ich noch habe, seit Patrick tot ist.“

“Das ist gar nicht wahr, Mum! Wir haben tausend Verwandte!“

“Ihr seid meine Kinder!“

“Okay, schon gut! Es tut mir Leid, aber es ist wirklich etwas Wichtiges dazwischen gekommen. Ein Freund war in Schwierigkeiten und ... es tut mir Leid.“

Lea schien einen Augenblick zu überlegen, dann seufzte sie: “Kommst du zu meinem Geburtstag?“

“Aber natürlich, Mum!“

“Gut! Dann sprechen wir uns vorher noch mal genauer! Ich melde mich!“

“Gut! Bis dann, Mum!“

“Bis dann!“

Sie legte auf und Jack seufzte. Er ließ das Telefon im Schlafzimmer zurück, zog sich Boxershorts über und wanderte in die Küche. Daniel hatte sich einen Bademantel übergezogen und machte Rührei. Neben ihm arbeitete die Kaffeemaschine. Jack legte seine Arme um Daniel und zog den jüngeren Mann an sich. “Tut mir Leid!“

“Hey, kein Problem“, antwortete Daniel. Er drehte sich um und legte seine Arme um Jacks Hals. “Übrigens, morgen ist Valentinstag“, sagte er.

Jack nickte. “Ich weiß.“

Daniel biss sich auf die Unterlippe und spielte etwas nervös mit Jacks Haaren, als er leise fragte: “Wollen wir etwas unternehmen?“

“Unternehmen? Inwiefern?“

Daniel zuckte mit den Schultern und antwortete: “Na ja, romantisch essen oder irgendwohin gehen, wo es ruhig ist ... draußen. Bei schönem Wetter.“ Jack seufzte unwillig: “Es ist kalt draußen, Daniel. Wir haben Februar. Und romantisch essen können wir – wenn überhaupt – nicht in Colorado Springs. Stell dir vor, man sieht uns.“

“Dann fahren wir nach Denver.“

“Das ist mir zu umständlich für ein Essen.“

Daniel seufzte und wandte sich wieder dem Herd zu. “Okay.“

Jack begann, den Tisch zu decken. Sie frühstückten schweigend, dann nahm Daniel sich seinen Laptop und einige Bücher und arbeitete etwas im Gästezimmer, wo er seine Ruhe hatte, da Jack sich ein Hockeyspiel ansah. Dabei fiel dem Colonel ein, dass er eigentlich vorgehabt hatte, Daniel an diesem freien Tag gar nicht mehr aus dem Bett zu lassen – und dass Daniel noch am Morgen dieselben Intentionen gehabt hatte. Leise fluchend verschränkte er die Arme und schmollte.

***

Als Daniel am Spätnachmittag noch immer nicht wieder aufgetaucht war, war Jack dafür, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Er war verärgert. Nach dem Spiel hatte er Daniel Bescheid gesagt, dass er im Wohnzimmer etwas lesen wolle und dass der Archäologe dort weiterarbeiten könnte. Der jüngere Mann hatte entschieden abgelehnt. Jack war sich absolut sicher, dass Daniel nur wütend wegen des Gesprächs vor dem Frühstück war. Er persönlich empfand Daniels Verhalten als extreme Überreaktion und er gedachte, dieses alberne Spielchen zu beenden.

Entschlossen betrat er das Gästezimmer und fragte: “Was ist los mit dir?“ Daniel saß im Schneidersitz auf dem Bett, den Laptop im Schoß und etliche Bücher und Fotografien um sich herum verteilt.

Fragend blickte er auf, etwas abgelenkt von dem Foto, das er in der Hand hielt: “Bitte?“

“Warum sitzt du hier hinten?“

Daniel seufzte. “Weil ich hier besser arbeiten kann als vorne, Jack“, erklärte er geduldig.

“Aber wir haben frei! Du kannst genauso gut auch gar nicht arbeiten.“

“Aber ich will arbeiten. Ich hatte nun mal keine Lust auf das Spiel und als es zu Ende war, hatte ich gerade alles geordnet und mich in die Arbeit vertieft.“

“Und du bist dir sicher, dass du nicht sauer bist?“, hakte Jack nach.

“Sauer? Weshalb?“

“Beispielsweise wegen unseres Gesprächs beim Frühstückmachen. Valentinstag und so weiter.“

Daniel hielt inne und schaute zu Jack auf, er wirkte ertappt. Schließlich schüttelte er den Kopf. “Wir haben nur eine verschiedene Meinung vertreten“, erklärte er. Jacks Gesichtszüge wurden sanfter, als der Archäologe hinzufügte: “Ich wollte eben ... Valentinstag feiern. Weil ich dich liebe.“ Jack seufzte und ging zum Bett hinüber, setzte sich hinter Daniel und streckte seine Beine zu beiden Seiten des Archäologen aus, während er ihn dichter an sich heranzog. “Hey, pass auf!“, sagte Daniel und sammelte Fotos zusammen, die Gefahr liefen, durch die Bewegung vom Bett zu fallen.

“Daniel, hör auf damit! Lass die Fotos, okay?“, bat Jack und nahm sie seinem Liebhaber aus der Hand, bevor er sich zum Laptop lehnte und die Eingaben speicherte. Dann schob er auch ihn zur Seite und lehnte sich gegen den Kopf des Bettes zurück. Daniel zog er mit sich. Er küsste den jüngeren Mann sanft auf den Kopf und murmelte leise: “Ich bin nun mal nicht so für Valentinstag und das ganze Theater darum.“

“Ich wollte auch nicht das ganze Theater ... ich wollte Zeit mit dir verbringen – romantisch, verstehst du?“ Daniel kuschelte sich an Jack, während er sprach und ergänzte: “Weil ich dich liebe.“

“Ich war nie sonderlich gut mit Valentinstag, Danny. Sara konnte den ganzen Rummel darum ebenso wenig leiden wie ich und ich hatte schon immer Probleme, meine romantische Seite auszuleben? Lass uns doch einfach den ganzen Tag im Bett bleiben und nichts tun außer ...“ Er ließ seine Hand zu Daniels Gürtel rutschen und der jüngere Mann seufzte.

“Aber ich möchte -“

“Daniel! Du hast mir mal gesagt, dass du noch nie Valentinstag gefeiert hast. Glaub mir, du verpasst nichts und ich habe einfach keine Lust darauf, okay? Wir sollten uns einfach wie Männer benehmen.“

Daniel antwortete nicht, biss sich aber auf die Lippe. Jack stand auf und küsste Daniel auf die Stirn. “Weißt du was, ich mache uns was zu essen.“ Er verließ das Zimmer und ließ Daniel wie betäubt zurück. Der Archäologe starrte auf die Fotos auf dem Bett und schüttelte den Kopf. Wütend stand er auf und lief hinter Jack her in die Küche.

“Bloß weil wir zwei Männer sind, ja?! Und was sollte dieser Kommentar überhaupt bedeuten, Jack?!“

“Was?“ Verwirrt drehte Jack sich wieder um. Daniel verschränkte die Arme: “’Wir sollten uns wie Männer benehmen’. Super, Jack! Was willst du damit andeuten?!“

“Was macht dich nur so verdammt versessen darauf, Valentinstag zu feiern?! Du kannst es mir doch nicht aufdrängen! Ich will nicht, also machen wir es nicht!“

“Ich will aber!“

“Dann feiere ihn alleine! Das hast du doch sonst auch so gut hinbekommen!“

Daniel starrte Jack an. Er setzte zu einer Erwiderung an, doch schüttelte den Kopf. “Okay“, murmelte er, bevor er sich umdrehte und die Küche verließ. Jack ging hinter ihm her und fand seinen Geliebten im Gästezimmer, wie er seine Recherchen und Materialien zusammensuchte.

“Wo willst du hin?“

“Weg!“ Der jüngere Mann stopfte alles in seinen Rucksack und schwang sich diesen auf den Rücken. Er drehte sich zu Jack um und wollte an ihm vorbei das Zimmer verlassen.

“Oh, nein! Das denkst auch nur du!“ Jack packte Daniels Schultern und hielt ihn fest. Daniel schaute zu ihm auf und Jack war überrascht von dem Schmerz, den er in seinen Augen sah. Instinktiv ließ er den Archäologen los und beobachtete, wie dieser zur Haustür ging und sie hinter sich wieder zuwarf. “Dann geh doch!“, rief Jack verspätet, “Glaub ja nicht, ich lauf dir nach.“

***

Es verspottete ihn, wie es da lag und ihm immer wieder ins Auge fiel, sobald er nach seinem Bier griff. Er konnte aller Logik zum Trotz regelrecht spüren, wie es ihn auslachte. Jack starrte das Telefon wütend an, als wäre es an allem schuld. Er hatte es bereits drei Mal zu seiner Ladestation auf der Durchreiche zwischen Esszimmer und Wohnzimmer gebracht und drei Mal hatte er es wieder zurückgeholt, Daniels Nummer schon beinahe gewählt. Doch er hatte sich immer wieder gestoppt. Er würde Daniel nicht nachlaufen, oh nein!

Auf keinen Fall! Wenn der Archäologe schmollen wollte, dann sollte er doch! Alleine! Zufrieden lächelnd wandte Jack sich wieder den ’Simpsons’ zu. Drei Minuten später ruhte sein Blick erneut auf dem Telefon. “Ach verdammt noch mal!“ Er griff danach, schaltete den Ton der DVD aus und wählte Daniels Nummer, wartete auf ein Freizeichen. Nachdem er diesem mindestens eine halbe Minute zugehört hatte, wollte er gerade wieder auflegen, als ...

“Daniel Jackson.“

“Hey, Danny, ich ...“

“Ich bin gerade nicht zu Hause. Hinterlassen Sie eine Nachricht, ich rufe zurück.“

Das Signal reizte Jack. Er hatte mit Daniel persönlich sprechen wollen. Dass nur der Anrufbeantworter ranging kam für ihn einer persönlichen Beleidigung gleich und seine Stimmung näherte sich wieder dem Nullpunkt. Vor allem, weil er zu ahnen glaubte, dass Daniel zu Hause war. Der Archäologe ließ selten seine Arbeit liegen, wenn er erst mal angefangen hatte. Jack konnte sich nur schwerlich vorstellen, dass er den weiten weiteren Weg zum Cheyenne-Mountain gefahren war und somit blieb für den arbeitswütigen Wissenschafter nur sein eigenes Haus.

“Du hast überhaupt keinen Grund, so wütend zu sein, Daniel! Ich weiß, dass du da bist! Diese ganze Nummer, die du durchziehst, ist kindisch! Wer von uns zweien besteht denn immer darauf, dass man in einer Partnerschaft Kompromisse eingehen muss?! Du! Also geh doch bitte mal in dich und sag mir, wer hier eher verzichten sollte – ich auf einen ruhigen Tag oder du auf diesen ganzen romantischen Sonnenuntergangs-Rosen-Schwachsinn! Ich -“

“Das wäre kein Kompromiss, Jack“, sagte Daniel plötzlich.

“Na, sieh mal einer an! Du bist tatsächlich zu Hause!“

“Wo sollte ich sonst sein?“

“Rosen kaufen, vielleicht?!“

“Jack ...“ Es war einen Moment ruhig, dann meinte Daniel leise: “ Niemand hat etwas von Sonnenuntergängen oder Rosen oder etwas in der Richtung gesagt. Es ging mir einfach darum, mit dir irgendwohin zu fahren und mich offen mit dir zu zeigen. Mehr nicht.“ Er legte auf.

“Super Idee! Ich bin ja auch ganz wild aufs Gefängnis!“, murmelte Jack und legte ebenfalls auf.

Daniel griff nach dem Foto auf der Couch neben ihm und blickte auf die Schriften. Dann griff er zu dem Weinglas neben seinem Laptop und seufzte schwer.

***

Daniel stellte seinen Rucksack auf die Arbeitsplatte in der Küche und packte die Thermoskanne mit dem Tee ein. Er wollte mal wieder raus und nachdenken. Von Zeit zu Zeit – wenn SG-1 auf der Erde war und Urlaub hatte – ging Daniel wandern. Sam, die zu Beginn des Stargate-Projekts den Vorteil hatte, bereits vor einigen Jahren kurz in Colorado Springs gelebt zu haben, hatte ihm im zweiten Monat ihrer Zusammenarbeit einige Wanderwege auf Pikes Peak gezeigt – einen Berg, etwas westlich von Colorado Springs gelegen.

Eigentlich hatte Daniel bis auf die ersten drei oder vier Wanderungen mit Sam nie Gesellschaft dabei gehabt. Die letzten sechs Jahre was er immer alleine zum Pikes Peak gefahren. Heute jedoch hätte er Jack gerne mitgenommen und ihm etwas gezeigt. Daniel sammelte ein paar Äpfel aus seinem Kühlschrank zusammen und steckte noch einige Energieriegel ein, bevor er den Rucksack verschnürte und zur Haustür ging. Plötzlich ließ er den Rucksack fallen und ging mit schnellen Schritten zum Telefon zurück, wählte Jacks Nummer.

“O’Neill?“

“Jack!“

“Daniel?“ Er klang verschlafen. Wahrscheinlich hatte Daniel ihn geweckt. Ein Blick zur Uhr verriet ihm, dass es gerade mal halb neun war.

Er war schneller fertig geworden als gedacht. “Jack, ich ... ich wollte jetzt los.“

“Los?“

“Pikes Peak. Ich gehe wandern. Willst du ... mit?“

Jack schien sich im Bett zu bewegen und er gähnte, dann antwortete er: “Lass mich raten! Als du gestern gesagt hast, dass du raus willst und offen sein ... da meintest du Pikes Peak? Weißt du eigentlich, wie viele Familien dort rumlaufen – Familien von Cheyenne-Mountain-Angestellten?“ Jack klang gereizt und Daniel schloss die Augen und schluckte hart.

“Ich kenne einen sicheren Weg.“

“Daniel, ich habe dir gestern deutlich gesagt, dass ich heute zu Hause bleiben und entspannen will. Ohne das ganze Theater.“

“Sieh es doch als eine gewöhnliche Wanderung an! Es gibt da einen Platz, von dem aus man Colorado Springs sehen kann. Er ist sehr hoch gelegen und sehr schwer zu besteigen, deswegen kommt da eigentlich nie jemand vorbei, schon gar keine Familien. Außerdem weicht er von den gewöhnlichen Wanderwegen ab. Ich will dir dort was zeigen. Jack?“, schlug Daniel vor.

“Daniel: Nein. Ich liebe dich, aber nein. Du bist jederzeit hier willkommen, aber ich verlasse das Haus nicht.“

“Jack -“

“Bis dann, Daniel.“ Er legte auf.

Daniel knallte das Telefon auf den Wohnzimmertisch und fauchte: “Na schön! Dann nicht!“

***

Die Sonne strahlte und es wehte ein frischer Wind, als Daniel am späten Nachmittag endlich auf der Lichtung ankam, die jedem Wanderer, der es hierher schaffte, einen atemberaubenden Blick auf die umliegende Landschaft bot. Er atmete tief ein und lächelte. Sam kannte diesen Ort nicht. Was seinen Freundeskreis betraf, so wusste nur Daniel hiervon.

Er hatte noch nie jemand anderen hier getroffen, aber andere Wanderer mussten diesen Ort auch kennen, denn manchmal hatte Daniel bei seinen Besuchen Hinweise auf heimliche Lagerfeuer gefunden. Er fegte mit der Hand Schnee von einem Baumstamm und ließ sich darauf fallen, um etwas durchzuatmen. Hier oben hatte es etwas stärker geschneit als in er Stadt und Daniel zog mit seinem linken Schuh ein Muster in den Schnee. Colorado Springs lag friedlich in einiger Entfernung vor ihm und er lächelte. Diese Stadt und die Zeit, während der er in ihr lebte, hatte ihm mehr gegeben als der vorherige Teil seines Lebens – mal abgesehen von seiner Kindheit, als seine Eltern noch am Leben waren, und Abydos.

Er stützte seine Ellenbogen auf die Knie und seinen Kopf in die Handflächen. Er schloss die Augen und atmete ruhiger, um sich auszuruhen. Ohne es zu merken, hatte er ein schnelles Tempo vorgelegt, während er hierher wanderte und das letzte Stück, das man sich erklettern musste, war noch anstrengender gewesen. Daniel konnte von sich behaupten, in guter Form zu sein, dennoch schien er sich heute etwas überschätzt zu haben. Seine Wut auf Jack hatte ihn angetrieben und ihn schneller laufen lassen als notwendig. Er richtete seinen Blick wieder auf die Aussicht.

Er wusste nicht, wie lange er so hier gesessen hatte, als sich plötzlich eine Hand auf seinen Nacken legte. Erschrocken fuhr Daniel herum und erkannte Jack, der ihn nervös anlächelte. “Hey!“, sagte der Colonel etwas unsicher.

“Hey!“, antwortete Daniel. Verwirrt zog er die Augenbrauen zusammen. “Wie hast du -“

“Zwei junge Frauen unten. Ich habe gehört, dass sie sich über ihre vielen Wanderungen hier unterhielten und fragte, ob sie sich hier sehr gut auskennen. Sie kannten diese Lichtung, Daniel. Ist wohl so eine Art Geheimtipp. Und ... du hattest Recht. Sie wussten nicht, dass sonst noch jemand sie kennt und sie haben mir eine Abkürzung hierher verraten.“

“Es liegt abgelegen.“

“Ja, das tut es.“ Die beiden schwiegen und Jack setzte sich neben Daniel, die angezogenen Knie stützten seine Unterarme.

Daniel biss sich auf die Unterlippe, bevor er fragte: “Warum bist du hier?“

Jack senkte den Blick. “Du hattest Recht, es wäre kein Kompromiss. Ich wollte unbedingt meine Meinung durchsetzen und habe ... vollkommen vergessen, dass du auch noch da bist.“

Daniel nickte: “Allerdings.“ Jack beobachtete ihn einige Momente stumm, dann stellte er fest: “Ich habe dir weh getan.“

Daniel lächelte hilflos. “Was habe ich dir getan, Jack?“

“Nichts, Daniel. Gar nichts. Es war ... meine Schuld“, antwortete Jack schnell. Er legte eine Hand an Daniels Wange und drehte das Gesicht des jüngeren Mannes zu sich. “Ich liebe dich“, sagte er fest.

Daniel seufzte. “Dann erklär es mir!“

Jack stieß die Luft in seinen Lungen vollständig aus, dann lachte er leise: “Es ist simpel.“

“Was?“, fragte Daniel. Er blickte Jack nicht in die Augen.

“Als ich 16 war sind mein Vater und meine Mutter für zwei Wochen in den Urlaub gefahren. So eine Tour durch Amerika. Unter anderem zu den Niagara-Fällen. Er hatte ihr dort den Heiratsantrag gemacht.“

Daniel grinste.

“Kitschig, ich weiß, aber so waren die beiden“, seufzte Jack, “Eine Woche vor Valentinstag unternahmen sie eine Bootstour. Eine junge Frau stolperte und stürzte ins Wasser. Mein Vater und zwei andere Männer sprangen hinterher, um ihr zu helfen. Sie waren zu dicht am Wasserfall. Alle vier sind ... ertrunken.“ Daniel legte eine Hand an Jacks Wange: “Das habe ich nicht gewusst.“

“Valentinstag war von da an in unserer Familie tabu. Meine Eltern haben sich abgöttisch geliebt und der Valentinstag war ein furchtbar romantisches Fest bei uns. Ich glaube, Mum ist noch immer nicht darüber hinweg gekommen.“

Daniel rückte näher an Jack heran und legte seine Arme um ihn. Der Colonel seufzte und erwiderte die Geste, drückte Daniel an seine Seite. “Das tut mir Leid, Jack. Das hättest du mir sagen sollen“, meinte Daniel leise.

Jack seufzte. “Du weißt, so was fällt mir schwer“, antwortete er. Daniel küsste ihn. “Es ist lange her“, meinte Jack leicht lächelnd. “Was ... wolltest du mir zeigen?“, fragte er seufzend, um abzulenken. Daniel lächelte und schwang eines seiner Beine auf die andere Seite des Baumstamms, rückte nah Jack heran. Inzwischen war es bereits etwas dunkler geworden. Der Februar sandte nun frischen Wind durch die Bäume und Jack zog Daniel fröstelnd näher an sich.

Dieser deutete zum Himmel. “Dort!“

Jack starrte hinauf und sah die ersten Sterne – hier wegen des fehlenden Lichts der Straßenlaternen bereits zu erkennen – am Himmel über ihnen aufleuchten. “Daniel?“, hakte er nach. Er wusste nicht, worauf sein Liebhaber hinaus wollte. Daniel drückte sich enger an Jack.

“Siehst du drei Sterne, die da dicht beieinander stehen?“

“Ja“, antwortete der Colonel.

“Der links – daneben liegt Cimmeria.“

Jack hob erstaunt die Augenbrauen. “Woher -“

“Sam hat es mir gesagt.“ Daniel legte seinen Kopf auf Jacks Schulter und seufzte, starrte in den dämmerigen Wald neben ihnen. “Ich bin immer hergekommen, um mich daran zu erinnern, dass es möglich ist, Sha’re zu retten. Und nachdem sie gestorben war, kam ich her, um ... an sie zu denken. Und daran, dass wir andere, die wie sie versklavt wurden, retten können.“ Jack nickte und fuhr durch Daniels Haare.

“Ich liebe dich. Was gestern und heute passiert ist, tut mir Leid.“

“Schon okay“, antwortete Daniel. Sie saßen noch einige Minuten still da, dann meinte Jack: “Lass uns gehen! Ich weiß, dass bei mir zu Hause eine Flasche Versöhnungs-Wein auf dich wartet.“

Daniel lächelte. “Warten noch andere Versöhnungs-Dinge auf mich?“, wollte er wissen und Jack überraschte ihn mit einem harten Kuss.

“Oh ja!“

“Lass uns gehen!“, sagte Daniel eifrig und stand auf, half Jack auf die Füße. Sie standen sich gegenüber und Daniel legte eine Hand in Jacks Nacken, sagte leise: “Du alter Romantiker!“

“Sh!“, machte Jack und senkte seine Stimme zu einem Flüstern, “Sag es niemandem! Das würde mein Image zerstören!“

Ende



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