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Scherben (D-2) von JolinarJackson

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Vorwort

Es ist eine plötzliche Idee gewesen, von der ich nicht weiß woher ich sie habe. Ich schickte ’Bald’ an meine Beta Alina und hatte mich noch gar nicht so recht für eine Fortsetzung entschieden. Letztendlich jedoch überwältigten mich meine Ideen in diese Richtung und so entstand ’Scherben’ nicht gerade als actiongeladenes Werk, sondern als eine Story über eine Situation, die alle etwas überfordert. Ich habe hier erstmals auch das ’Du’ zwischen Janet und Daniel eingeführt. Außerdem werdet ihr bemerken, dass ich hier einige zwischenmenschliche Beziehungen – vor allem Jonas Fall – anders darstelle. Ich dachte mir, dass Daniels Nicht-Aufstieg auch Auswirkungen auf die 6. Staffel und ihre Personen direkt haben würde. Bekannte Gesichter in einer völlig anderen Perspektive darstellen und den Verlauf der Serie verändern – das hier ist ein leichtes AU. Es basiert eher weniger auf der Serie, sondern auf selbst erfunden Folgen auf bestimmte, veränderte Handlungen. Bitte schreibt mir, was ihr denkt!... Feedbacks wären nett!

Jegliche Einzelheiten über medizinische Begriffe, Symptome und so weiter und so fort habe ich von www.wissen.de. Sollte also etwas nicht stimmen, wendet euch an diese Leute!

Scherben


“Bis morgen, Colonel!“ meinte Dr. Ford und winkte ihm zu. Jack nickte zurück und wartete, bis sich die Fahrstuhltüren schlossen und Ford an die Oberfläche transportierten. “Kleiner, unfähiger Fachidiot!“ murmelte Jack. Er drehte sich um und wäre beinahe in eine andere Person hineingerannt. “Himmel, Carter! Sie haben mich erschreckt“, stieß er hervor. Sein 2IC blickte ihn neugierig an: “Was halten Sie von Ford, Sir?“

Jack seufzte und fuhr sich durch die Haare, strebte Daniels Labor an. Sam folgte ihm. “Er ist nett ...“

“Und weiter?“ fragte Sam, spürte, dass der Satz noch nicht beendet war.

“Nichts“, antwortete Jack.

“Mir können Sie es doch sagen, Sir“, meinte sein Major. “Natürlich, Carter. Aber ich will nicht, dass wieder so etwas passiert wie beim letzten Mal“, murmelte Jack und blieb stehen, wandte sich seinem Major zu. Sie lächelte ein strahlendes Lächeln und blickte Jack offen an: “Sie meinen, als General Hammond direkt hinter Ihnen stand?“

“Ja, Major“, antwortete er und grinste sie an. “Nun ja, Sir, General Hammond arbeitet meinen Missionsbericht durch. Ich glaube, Sie können das Risiko eingehen“, sagte Sam und folgte ihrem Vorgesetzten weiter durch die Tunnel. Beide wussten genau, dass es Jack so ziemlich egal war, ob Hammond hinter ihm stand, oder nicht, sobald er anfing, über Daniels ’Ersatzmänner’ zu sprechen. Doch sie hatten sich kleine Wortgefechte im Laufe der Jahre angewöhnt und diese harmlosen Scherze waren zu dem einzigen geworden, das ihnen den Abend nach einer anstrengenden Mission noch einmal aufhellte.

“Okay“, Jack blieb stehen. Er blickte Sam an. “Ford ist ein hirnrissiger Fachidiot, ein wahnsinniger Schleimer – und Sie wissen, ich kann Schleimer nicht ausstehen - und zudem vollkommen unfähig. Er hat drei Stunden gebraucht, um drei Zeilen Text zu übersetzen. In dieser Zeit hätte jeder andere eine ganze Seite geschafft“, beschwerte er sich schließlich. Sam verzog das Gesicht. “Sie meinen: In dieser Zeit hätte Daniel eine Seite geschafft, Sir“, korrigierte sie. Jack schüttelte seufzend den Kopf.

“Sir, ich bitte Sie! Überdenken Sie meinen Vorschlag noch einmal!“ meinte Sam.

“Ach, Carter, Shayne war genauso ein Idiot! ’Sehen Sie nur, Colonel, Ionenstrahlung!’ ’Klasse, Shayne! Nur blöd, dass sie genau auf uns zielt!’“ meckerte Jack. Sam senkte den Blick: “Diesen Vorschlag meine ich nicht. Ich sehe Ihre Kritik an Shayne ein, ich dachte nur wir sollten ihm eine Chance geben. Er ist doch noch neu. Ich meinte ... eigentlich dachte ich an Jonas, Sir.“ Jack starrte sie an. Er stieß die Luft aus, schüttelte den Kopf. “Carter,“, er sprach mit sanfter Stimme, “ich sehe, dass Sie sich sehr um ihn kümmern und dass es zwischen Ihnen gut läuft. Er vertraut Ihnen offensichtlich. Ich weiß auch, dass er durchaus so etwas wie Intelligenz und Fähigkeiten besitzt, aber ich will ihn nicht im Team haben, okay?“

“Wieso nicht?“ fragte sein Major. Jack schüttelte den Kopf: “Er ... er ist anders.“

“Teal’c auch.“

“Teal’c hat sich zu einem klasse Kerl gemausert.“

“Jonas muss nur ein Chance bekommen.“

“Darum geht es nicht.“

“Worum dann?“

“Um sein ständiges Lächeln.“

“Bei allem Respekt, Sir, ich denke, es geht Ihnen nicht um das, was er ist, sondern um das, was er getan hat.“

Jack starrte sie an. “Ich muss mich auf die Leute meines Teams verlassen können“, sagte er schließlich.

“Sie können sich auf Jonas verlassen. Er ist ein guter Kerl“, meinte Sam.

“Er hat sich nicht gerade sehr verlässlich auf Kelowna verhalten, oder hat etwa er die Strahlung abbekommen? War er es, der sein eigenes Volk von Lügnern rettete? War er es, der sich dabei eine Verstrahlung einfing? Ist er beinahe gestorben und das für ein Volk, das er nicht einmal eine Woche kennt?!“ Jack hatte immer lauter gesprochen.

Sam blickte ihm in die Augen. “Sie haben auch schon Fehler gemacht, Sir. Das drücke ich mit allem nötigen Respekt aus“, sagte sie. Dann drehte sie sich um und ging zum Lift zurück.

“Daniel wäre beinahe für das Volk dieses Typen gestorben! Und noch nicht einmal jetzt hat Jonas genug Mut, um sich selbst bei mir zu bewerben! Ich würde ihn am liebsten zu seiner ganzen Bagage zurückschicken! Sollen die sich doch um ihn kümmern! Was steht bei denen auf Verrat!? Todesstrafe!?“ rief Jack hinter ihr her.

“Du hasst es erfasst.“

Erschrocken fuhr Jack herum. Jonas stand hinter ihm. Er lächelte nicht. Sein Notizbuch und eine Akte klemmten unter seinem rechten Arm, die Thermoskanne hing wie gewohnt an seinem Gürtel, er hielt eine Schüssel mit Keksen in der Hand.

“Jonas!“ stöhnte Jack. Der junge Mann wartete, blickte den Colonel offen an. Er wirkte traurig. “Ich ... habe die Unterlagen, um die Dr. Jackson bat“, sagte er schließlich mit zitternder Stimme und hielt einen Aktenordner hoch, drückte ihn Jack in die Hand. Dann lächelte er – es wirkte hilflos – und verschwand um die Ecke, Richtung sein Büro, das ihm für die Zeit seines Aufenthaltes gegeben worden war, um sich durch Aufzeichnungen zu arbeiten. Jack fand ihn jedoch öfter in Daniels Labor vor, Computeraufzeichnungen lesend.

Der Colonel starrte ihm nach. “Jonas“, murmelte er.

***

Jack stieg aus dem Auto und warf die Tür ins Schloss. Mit langen Schritten kam er an seiner Haustür an und steckte den Schlüssel ins Schloss. Das war ein ganz mieser Tag gewesen! Seufzend schloss Jack die Tür hinter sich und warf den Schlüssel auf die Kommode an der gegenüberliegenden Wand. Erst die Besprechung, bei der er sich heißen Kaffee über die Hand gekippt hatte. Dann hatte Hammond ihm befohlen, auf die Krankenstation zu gehen, wo Janet Zeter und Mordio geschrieen hatte, als sich herausstellte, dass einer ihrer Pfleger vergessen hatte, das Lager aufzufüllen.

Und wen traf ihre Wut? Natürlich ihn! Dann war der neue Archäologe zu spät im Torraum aufgekreuzt und anschließend hatten sie natürlich ausgerechnet auf einem bewaldeten Planeten mit eisigen Temperaturen und feindlich gesinnten Außerirdischen ihre Mission durchführen müssen.

Die – Jacks Meinung nach – schlimmsten Bedingungen waren erfüllt, als Ford auch noch stolperte und das Bewusstsein verlor, woraufhin SG-1 gefangen genommen wurde. Nach drei Stunden beruhigendem Wir sind friedliche Forscher und wollen mit euch handeln-Gequatsche hatte man ihnen erlaubt, zu gehen. Im Stargate-Center angekommen war Janets Laune inzwischen um weitere 30 Punkte auf der Skala gesunken, weil Cassandra verkündet hatte, mit Dominic eine feste Beziehung eingehen zu wollen – wofür sie, Janets Meinung nach – noch zu jung war.

Als Jack sich darüber lustig gemacht hatte, dass das eigentlich seine Rolle in diesem Spiel sei – er sei schließlich der Ersatz-Vater für das Mädchen -, hatte sie ihm eine Spritze mehr als sonst gegeben – ’zur Vorsorge!’ - und Jack war inzwischen der festen Meinung, für Stethoskope sollte man einen Waffenschein benötigen. Dann hatte er sich erneut Kaffee verschüttet - natürlich auf den frisch geschriebenen, besten Missions-Bericht, den er jemals verfasst hatte - und beim zweiten Ausdrucken desselben, war der Drucker kaputt gegangen.

Dann die furchtbare Szene in den Gängen des SGC und jetzt stand Jack mitten in seinem Wohnzimmer – war auf dem Heimweg natürlich geblitzt worden – und fragte sich, was als nächstes kommen würde. Er ließ sich auf die Couch fallen und schaltete die Lampe auf dem Beistelltisch ein. Sie bildete nun das einzige Licht in diesem Haus. Mit müden Augen nahm Jack eine braune Mappe vor sich wahr und ließ die, die er von Jonas erhalten hatte, neben sich auf das Sofa fallen, um nach der auf dem Tisch zu greifen.

Mechanisch ging er die Symptome durch, die Daniel im Verlauf des Tages aufgeschrieben hatte. Janet hatte es so angeordnet, um ihn besser im Blick zu haben.

Kopfschmerzen, Schwindel (gegen Mittag), Fieber (nicht hoch, Jack!)

“Fieber, hm?“ Jack stand seufzend auf und trat in den Flur, blieb kurz vor der Tür zum Gästezimmer stehen und öffnete sie vorsichtig. Es war dunkel. Daniel schlief offenbar. Zumindest musste er kontrollieren, ob das Fieber gestiegen war. Er ging zu dem Bett hinüber und erkannte, dass Daniel sich auf der Seite liegend zusammengerollt hatte.

Er würde ihn wohl wecken müssen. Vorsichtig legte er Daniel eine Hand auf die Schulter. “Daniel?“

Er reagierte nicht, schlief ruhig weiter. Jack schüttelte ihn leicht und rief: “Daniel!“

“W’s?“ kam die verschlafene Antwort.

“Wach auf, Daniel! Lass mich deine Temperatur messen!“ bat Jack und drehte den jüngeren Mann auf den Rücken. Dieser blinzelte nun zu ihm hoch. “J’ck? Was machst du denn schon hier?“ Er ließ seinen Blick auf die Uhr fallen, hatte Schwierigkeiten, ohne seine Brille die Zahlen zu erkennen.

“Halb zwölf, Daniel. Es ist spät.“ Jack legte ihm eine Hand auf die Stirn. “Du hast ziemlich hohes Fieber“, murmelte er und griff nach dem Thermometer auf dem Nachttisch.

“39,2“, sagte Daniel.

“Kopfweh? Schwindel?“ fragte Jack.

“Weg. Kann ich im Liegen nicht feststellen“, antwortete der Archäologe noch immer sehr verschlafen. “Mund auf!“ befahl Jack und platzierte das Thermometer, ließ seine Hand erneut zu Daniels Stirn gleiten. “Esch geht mir gut“, nuschelte Daniel leise – behindert durch das Thermometer im Mund. “Selbst wenn, würde Fraiser mich mit ihrer heutigen miesen Laune – meine ist übrigens auch nicht die beste – mit ihrem kleinen Stethoskop erschlagen, würde ich deinen Symptomen nicht nachgehen. Das weißt du, das weiß ich ... das weiß Doc Death“, erklärte Jack.

“Mit ihrem kleinen Schtethoschkop?“ echote Daniel lächelnd.

“Ihre Sammlung an Spritzen und die Holzstäbchen nicht zu vergessen – die sind die Schlimmsten. Die Holzstäbchen“, scherzte Jack.

“Du hattescht einen wirklisch schlimmen Tag, wenn du über Janet heschiehscht“, diagnostizierte Daniel. Jack blickte fragend.

“Dasch trauscht du disch nur mit miescher Laune, Jack“, erklärte der Archäologe.

“Na gut, wie du meinst, aber ... mein Tag war tatsächlich furchtbar ... okay!“ Jack nahm Daniel das Thermometer ab und warf einen Blick auf die Anzeige, “39,2, hm?“ Daniel nickte.

“Jetzt sind es 40,9. Hast du Schmerzen?“

Daniel nickte erneut.

“Brust?“

“Ja.“

“Stark?“

Daniel verzog das Gesicht. “Je wacher ich werde“, antwortete er dann.

“Ich rufe Doc Death“, sagte Jack und stand auf.

***

“So, Daniel!“ Janet packte die nun leere Kanüle einer Injektion weg und blickte dann wieder in die Augen ihres Patienten. Er starrte sie müde an, verzog das Gesicht, als eine neue Schmerzenswelle ihn erfasste. Janet verzog mitleidig das Gesicht und legte ihm eine Hand an die Wange. “Die Spritze wird dir die Schmerzen nehmen und dir helfen, zu entspannen. Schlafen ist jetzt das Beste für dich“, erklärte sie. Daniel nickte. Janet ließ ihre Hand zu Daniels Stirn gleiten, dann zurück zu seiner Wange, lächelte ihn an.

“Ich bleibe noch, bis es wirkt“, erklärte sie und spähte dann zu der geschlossenen Zimmertür, bevor sie sich wieder an Daniel wandte. “Unter uns gesagt, der Colonel hat heute keine so gute Laune. Ich leiste ihm am besten so wenig Gesellschaft wie möglich.“

“Er sagte mir dasselbe über dich“, erwiderte Daniel leise.

“Stanley ist auch ein Idiot. Hätten wir einen Notfall gehabt, wären wir ohne Mullbinden und Schmerzmittel gewesen. Gut, dass Clara es bemerkt hat. Heute Nachmittag kam der Nachschub aus dem Militär-Hospital“, erzählte die Ärztin.

“Gibt es was Neues von den Tok’ra? Nox? Asgard?“ fragte Daniel. Janet lächelte: “Du bekommst wohl nicht viel mit, was?“

“Jack hält mich unter Ausschluss der Öffentlichkeit hier drin fest“, scherzte Daniel mühsam, lächelte leicht.

“Er meint es nur gut. Er will nicht, dass du dich über die Geschehnisse im Universum aufregst“, rechtfertigte Janet ihren Vorgesetzten lächelnd.

“Das weiß ich, Jan, aber ich hasse es, abhängig zu sein. Weißt du, was für eine Hölle die momentane Situation für mich ist?“ wollte Daniel wissen. Janet spielte die Empörte, blickte auf ihre Hand an Daniels Wange und fragte gespielt lauernd: “Eine schöne Frau sitzt über dich gebeugt in deinem Bett und für dich ist diese Situation so furchtbar?“ Daniel lächelte leicht: “Nein, Jan. Du weißt was ich meine.“ Er gähnte.

“Sind die Schmerzen besser?“

Er nickte.

“Du solltest nicht versuchen, gegen dein Schlafbedürfnis anzukämpfen“, erklärte die Ärztin.

“Bei dem hochdosierten Zeug, das du mir gibst, ist das gar nicht möglich“, murmelte er verschlafen.

“Sicher, Dr. Jackson, ich bin der Schrecken aller Patienten“, spöttelte die Ärztin.

“Wenn du wüsstet, wie wahr das ist“, sprach Daniel. Er schloss die Augen. Janet schwieg einige Minuten, dann flüsterte sie: “Schlaf gut!“ und gab Daniel einen Kuss auf die Stirn. Leise suchte sie ihre Arzttasche und Jacke zusammen und verließ das Zimmer.

***

“Doc?“, wurde sie sofort überfallen, als sie das Wohnzimmer betrat. Sie seufzte müde und ließ dich in den Sessel fallen, nahm dankbar ein Glas Wasser an. “Er schläft jetzt“, antwortete sie und nahm einen Schluck von dem kühlen Getränk. Jack nickte ungeduldig.

“Colonel,“ Janet setzte sich gerade hin und blickte ihm ernst ins Gesicht, “Daniel wird in den nächsten Wochen Phasen durchleben, die nur schwer zu kontrollieren sind. Wir müssen uns darauf einstellen, dass es bei ihm eine Berg- und Talfahrt gibt. Ich hatte befürchtet, dass das eintritt, jedoch gehofft, dass uns das erspart bleibt. Doch die Untersuchungsergebnisse der letzten Wochen sind zu eindeutig, um es von uns zu weisen. Daniel durchlebt Phasen.“

“Aha“, machte Jack, blickte sie fragend an. Janet lehnte sich zurück und seufzte. “Es wird ihm mal gut, dann wieder weniger gut gehen und wir können nie vorher sagen, wann das eine eintritt und wann das andere“, erklärte sie.

“Also vermehrte Kontrolle?“ hakte Jack nach.

“Da liegt das Problem“, erwiderte Janet, “Daniel wird seit drei Monaten von uns bemuttert und allmählich frustriert ihn das. So sehr ich auch immer dafür bin, das Physische dem Psychischen vorzuziehen, in diesem Falle dürfte es schwierig werden. In seinen guten Phasen wird Daniel sich wohl fühlen, vor Energie sprühen, eventuell sogar auf eine Forschungsmission gehen können, doch genauso rasch kann alles umschlagen. Es würde ihn fertig machen, wenn wir ihn trotz seines guten Wohlbefindens hier einsperren und es wird genauso gut natürlich nur von Vorteil sein, dass jemand in seiner Nähe ist, wenn es ihm schlecht geht.“

“Glauben Sie wirklich, er fühlt sich hier eingesperrt? Ich meine, er kann gehen wohin er will“, meinte Jack.

“In der Theorie, Colonel. Doch wir beide wissen, dass Sie sich allzu sehr um ihn kümmern.“ Forschend blickte Janet ihr Gegenüber an. Jack nickte langsam: “Klartext, Doc?“

“Er sollte zu sich nach Hause, sobald diese Phase durchgestanden ist. Dann können Sie immer nach Dienstschluss mal bei ihm vorbeisehen oder Sam übernimmt den Job. Ich bin sicher, das würde sie gern“, meinte Janet. Jack nickte: “Okay.“ Sein Gesichtsausdruck war skeptisch.

“Glauben Sie mir, wenn ich Ihnen sage, dass seine eigene Wohnung genau das ist, was Daniel braucht!“ bat Janet. Jack nickte erneut: “Wenn Sie es sagen, Doc ...“ Sie lächelte aufmunternd: “Sie sehen müde aus, Sir. Langer Tag?“

“Sehr langer Tag.“

“Der wievielte?“

“Der siebte.“

Janet lächelte mitleidig: “Ich habe einen Blick auf Ihren Missionsplan geworfen. Ich kenne die junge Frau, die Sie morgen begleiten wird. Heyne ist nett. Sie wird Ihnen gefallen.“

“Wenn sie es sagen, Doc ...“, wiederholte Jack.

“Na gut. Es ist spät und Cassie wartet mit einer ganzen Liste an Argumenten, die für eine feste Beziehung mit Dominic stehen“, sagte die Ärztin und zuckte geschlagen mit den Schultern, “Wer kann diesem Kind etwas abschlagen?“

“Das konnten wir noch nie“, erwiderte Jack.

“Sie ist manipulativ. Eine richtige, kleine, manipulative, widerspenstige ... Teenagerin“, klagte Janet ihr Leid.

“Sie wollten sie adoptieren, Doc“, neckte Jack.

“Warum bloß?“ fragte Janet lächelnd. Beide wussten, dass die Ärztin die letzte Überlebende Hankas über alles liebte. Sie stand auf. “Daniel sollte morgen unbedingt noch einmal etwas gegen das Fieber nehmen. Es steht auf dem Nachttisch. Am besten sehen Sie gleich noch mal kurz nach ihm und dann noch einmal morgen früh, damit Sie mir die Temperatur mitteilen können. Sollte es einen Notfall geben ...“

“... weiß ich wo ich Sie finde. Vielen Dank!“ erwiderte Jack. Janet lächelte: “Keine Ursache, Sir! Bis morgen!“

“Bis dann!“

***

Der nächste Morgen dämmerte still und kühl heran. Es hatte etwas geschneit.

Jack erwachte, noch bevor sein Wecker klingelte. Er hatte äußerst unruhig geschlafen und fühlte sich nicht fit genug, um die Mission heute durchzuführen.

Er ging im Kopf noch einmal das Gespräch am Vorabend mit Janet durch, während er sich Kaffee brühte und starrte dann aus dem Fenster in der Küche. Friedlich lag die Nachbarschaft da. Ein Mann eilte sie zu seinem Auto, stieg ein und fuhr zur Arbeit. Dann wurde es wieder ruhig. Jack seufzte und trank seinen Kaffee aus. An die Notwendigkeit erinnert, Daniels Temperatur zu überprüfen und ihm das Medikament zu geben stellte Jack die Tasse weg und ging zu Daniels Zimmer, öffnete leise die Tür.

Durch das Fenster kam das erste Dämmerlicht des Morgens, doch Daniel schlief noch. Jack trat an das Bett heran und suchte kurz nach dem Thermometer, fand es schließlich in der Schublade, wo Janet es wohl zurückgelassen hatte.

“Daniel!“ rief er leise. Es kam keine Reaktion. Der Archäologe schlief ruhig weiter.

“Hey, Daniel!“

Zögernd schlug der Angesprochene die Augen auf. Er wirkte noch müder als am Vorabend.

“Wie fühlst du dich?“ fragte Jack. Daniel murmelte irgendetwas Unverständliches vor sich hin. Jack wedelte mit dem Fieberthermometer und platzierte es dann in Daniels Mund. “Fraiserscher Befehl“, verkündete er auf den missbilligenden Blick Daniels hin. “Geht es dir besser?“ fragte er, als er annahm, dass Daniel nun wacher war. Daniel schüttelte den Kopf.

“Hast du Schmerzen?“ wollte Jack wissen und griff nach dem Medikament auf dem Nachttisch. Daniel nickte.

“Schlimm?“ Ein Kopfschütteln. Das Thermometer zeigte 38,7 und Jack nickte zufrieden: “Es ist runtergegangen. Fraiser bat mich, dir das zu geben.“ Er hielt die Tabletten in Daniels Augenhöhe. “Drogen?“

“Medikamente!“ erwiderte Jack.

“Furchtbar!“ kommentierte Daniel.

“Tu ihr den Gefallen! Sie will auch bloß helfen“, erklärte Jack.

“Ihr wollte alle ’bloß helfen’“, erwiderte Daniel gehässig. Jack blickte ihn erstaunt an: “Natürlich! Hast du schlechte Laune?“ Daniel wandte seinen Blick dem Fenster zu. Es schneite wieder. “Entschuldige“, sagte er tonlos. Jack nickte und goss Wasser in das Glas auf dem Nachttisch. “Komm, nimm die!“ bat er und hielt Daniel das Wasserglas und eine Tablette entgegen. Der Archäologe wandte ihm seinen Blick zu. “Ja, natürlich“, erwiderte er dann und schluckte brav das Medikament.

“Schlaf noch ein bisschen! Ich bin heute Abend zurück, wenn alles glatt geht“, erklärte Jack.

“Wenn du meinst“, antwortete Daniel.

“Oh!“ Jack war etwas eingefallen. Er stand auf und holte die Mappe aus dem Wohnzimmer, die Jonas ihm gestern Abend in die Hand gedrückt hatte.

“Jonas gab mir das für dich. Du wolltest die Aufzeichnungen von dieser Steinwüste“, erklärte er und legte sie Daniel auf den Nachttisch. “Meinetwegen“, erwiderte der Archäologe.

“Du wolltest sie“, sagte Jack irritiert.

“Ja, ich weiߓ, antwortete Daniel.

“Überarbeite dich nicht, ja? Du bist noch schwach“, sagte Jack langsam, zweifelte, dass die Mappe überhaupt einmal ihren Platz verlassen würde.

“Ja“, antwortete Daniel und schloss die Augen.

“Okay.“ Zögernd stand Jack auf und verließ das Zimmer. Er würde mit Janet darüber sprechen.

***

Jack betrat nachdenklich den Lift und traf dort auf eine schwer beschäftigt wirkende Carter. “Guten Morgen, Sir!“ lächelte sie ihn an. “Morgen, Carter!“ Es wurde still. Sam blätterte in ihrer Mappe und Jack starrte die Wand an. “Carter?“ fragte er schließlich.

“Ja, Sir?“ war die Antwort. “Sind Sie ... sind Sie mir böse wegen meinem Kommentar gestern?“ wollte Jack wissen. Sam blickte ihn an, schüttelte dann den Kopf. “Dafür bestand kein Grund. Sie haben nur Ihre Meinung dargelegt“, erklärte sie. Jack nickte.

“In Jonas Gegenwart allerdings haben Sie sich deutlicher ausgedrückt und – wie soll ich sagen, Sir – er ist etwas bedrückt deshalb“, sagte Sam.

“Hat er sich bei Ihnen ausgeweint?“

“Sir!“ erwiderte Sam tadelnd. Die Türen öffneten sich auf Ebene 12 und Jack und Sam verließen den Lift. “Er hätte das nicht hören dürfen“, verteidigte Jack sich.

“Sie hätten es nicht sagen müssen“, erwiderte Sam. Jack schwieg.

“Das war gemein, Sir. Selbst, wenn Jonas es nicht gehört hätte. Und er hat sich nicht bei mir ausgeweint, Sir, er hat sich bei mir nach weitere Missionsberichten erkundigt und ich bemerkte, dass er bedrückt war. Ich fragte ihn und er erklärte es mir“, sagte Sam.

“Carter, das interessiert mich nicht, verdammt noch mal!“ sagte Jack laut genug, dass sich einige Wissenschaftler zu ihnen umdrehten. Sie gingen sogleich weiter und kümmerten sich nicht mehr um das Paar auf dem Flur. “Ich habe größere Probleme und Schwierigkeiten, als mich um Jonas Interessen und Gefühle zu kümmern! Tatsache ist, dass Daniel für sein Volk beinahe draufgegangen wäre und ich -“

“Sir, Sie werden laut“, sagte Sam ruhig. Jack starrte sie an. Dann senkte er den Blick: “Ich wollte Sie nicht anschreien, Carter. Es tut mir leid, aber momentan kommt einfach alles auf einmal.“ Sie betraten nun die Kantine und setzten sich an einen stillen Tisch in der hinteren Ecke. Sam nickte ihm zu. “Daniel geht es nicht so gut, hm?“ fragte sie verstehend. Jack nickte: “Nicht nur das. Er hatte gestern einen Zusammenbruch und ... er hatte hohes Fieber.“ Jack fühlte sich durch die Aussprache erleichtert.

“Er war so ablehnend heute morgen, so ... schlecht gelaunt.“

“Vielleicht sollten wir mit Dr. McKenzie reden“, meinte Sam.

“Sind Sie verrückt? Das fehlte Daniel gerade noch!“ meinte Jack kopfschüttelnd. Sam nickte: “Okay, aber wir müssen mit Janet reden.“

“Natürlich, Carter“, antwortete Jack.

***

“Colonel O’Neill meinte, Daniel wäre heute morgen ablehnend gewesen“, sagte Sam und lehnte sich in dem Stuhl zurück, der vor dem Schreibtisch ihrer Freundin stand. “Ablehnend?“

“Kalt“, erklärte Jack der Ärztin. Sie runzelte die Stirn.

“Die Aufzeichnungen, die ich ihm mitbrachte, interessieren ihn plötzlich nicht mehr. Vor ein paar Tagen hat es nicht mal drei Sekunden gedauert, da hatte er sie mir aus der Hand gerissen.“

Janet seufzte. “Okay, damit wäre die Frage, wann er wieder allein wohnen sollte, endgültig geklärt.“

“Was?“ fragte Jack.

“Ich bin dafür, ihn in drei Tagen nach Hause zu bringen, Colonel. Vielleicht sollte noch jemand ein paar Tage bei ihm bleiben, aber er sollte in seine Wohnung. Er fühlt sich bedrängt und ich will ihm den Stress nicht länger zumuten“, erklärte die Ärztin.

“Okay, dann werde ich zu ihm ziehen“, erklärte Jack. Janet schüttelte den Kopf: “Nein, Sir. Ich finde, das sollte Sam machen.“

“Ich?“ wiederholte der Major überrascht.

“Hast du etwas dagegen?“ wollte die Ärztin wissen.

“Nein, natürlich nicht, aber ... Colonel O’Neill hat sich die letzten Wochen um ihn gekümmert und -“

“Genau da liegt der Punkt. Daniel fühlt sich bedrängt, vor allem von Colonel O’Neill“, erklärte Janet. Jack nickte verstehend: “Okay, er hat also genug von meiner Gesellschaft.“ Janet schüttelte den Kopf: “Nein, Sir, aber er hat genug davon, von Ihnen bemuttert zu werden. Seien Sie ehrlich! In den letzten paar Wochen hat er außer Ihnen und mir niemanden regelmäßig gesehen.“

“Joanna“, erwiderte Jack.

“Joanna war nicht jeden Tag bei ihm, Sir.“

Jack nickte: “Okay. Ich bringe ihn in drei Tagen rüber.“

“Was wird aus den Missionen?“ fragte Sam.

“Tja, General Hammond eröffnete mir heute Morgen, dass er unsere Missionen für die nächsten 14 Tage abgesetzt hat, da er erst mal nach neuen vierten Teammitgliedern suchen muss. Heyne hat sich wohl strikt geweigert“, erklärte Jack. Janet lächelte: “Eigentlich sagte er, er will nach Mitgliedern suchen, die nicht bei dem Wort ’O’Neill’ zusammenzucken. Ihr Ruf ist weit gekommen, Sir.“

“Als ob ich so schlimm wäre“, meinte Jack kopfschüttelnd.

“Na gut. Ich komme dann Vormittags bei Ihnen vorbei, Sir. General Hammond gibt mir die nächsten Tage sicher Urlaub“, meinte Sam. Jack nickte. Das wäre ja auch kein Wunder. Sie arbeitete ja auch beinahe ununterbrochen und hatte fast alle Projekte beendet.

“Okay!“ sagte Jack und stand auf.

“Okay.“

***

“Brauchst du noch irgendetwas?“ fragte Sam vier Tage später und lehnte sich in den an die Wand im Durchgang zur Küche. Daniel schüttelte den Kopf: “Es geht mir gut.“ Er wandte sich wieder seinem Tee zu. Sam ging in die Küche zurück und spülte ihre Kaffee-Tasse aus. “Ich fahre in die Basis! Ich muss mit Sergeant Miller über die Strahlungswerte des Reaktors reden!“ rief sie Daniel zu. “Du willst nur verhindern, dass er das Projekt ohne dich weiterbringt, weil du davon überzeugt bist, er wird einen Fehler machen“, interpretierte Daniel.

Sam schüttelte lächelnd den Kopf und trocknete die Tasse ab. “Du kennst mich zu gut“, seufzte sie.

“Fünf Jahre sind eine lange Zeit“, erwiderte Daniel. Sam blickte zu ihm und erkannte ein Lächeln auf seinem Gesicht. Sie ging zu ihm und blickte ihm in die Augen: “Geht es dir jetzt besser in deiner eigenen Wohnung?“ Daniel verzog das Gesicht. “Nimmt Jack es mir übel?“ fragte er. Sam schüttelte entschieden den Kopf: “Aber du hättest einfach mit ihm reden sollen. Er wusste nicht, was los war, als du ihn neulich morgens so ablehnend behandelt hast.“ Daniel nickte: “Ich fühle mich besser ... nicht nur wegen der Wohnung. Das Fieber ist weg und ich kann endlich wieder aufstehen. Ganz davon abgesehen, dass Jan mir leichte Arbeit erlaubt.

Ich darf mir Aufzeichnungen nicht nur ansehen, sondern auch bearbeiten. Wäre nur nett, auch noch mit jemandem darüber zu reden. Hast du vielleicht Zeit, Mittelsmann zu werden? Ich möchte, dass Jenkins mir die Missionsaufzeichnungen von dem Planeten schickt, den sie vor sechs Wochen besucht haben und das, was sie herausgefunden hat über dese Altarinschriften. Ich wollte das schon vor Wochen machen, aber ... Kelowna kam dazwischen.“ Sam nickte.

“Das wäre toll, Sam. Danke! Frag Jenkins einfach, ob sie Zeit hat, mit mir zu telefonieren“, fügte er lächelnd hinzu. Sam grinste. “Ich fahre dann mal, in Ordnung?“

“Lass dir Zeit!“ meinte Daniel.

“Ich will dich nicht nerven, aber Janet sagte außerdem, dass du es nicht übertreiben sollst. Also, wenn ich mir Zeit lassen soll, weißt du dann auch, wo die Grenze ist?“ fragte Sam prüfend. Daniel seufzte. “Sicher“, antwortete er.

“Gut! Bis dann! Denk dran, wenn alles glatt läuft, bist du in einer Woche wieder in deinem Büro.“

“Bye, Sam. Danke.“

***

“Sam!“ rief Jonas und Sam drehte sich um. “Sam, ich ...“ Außer Atem schnappte er erst mal nach Luft. Sam lachte. “Schon erschöpft?“ neckte sie.

“Ich habe einen ganz schönen Sprint hinter mir. Als Miller mir sagte, du wärest unterwegs zum Kontrollraum, bin ich hinterher“, erklärte der junge Mann und lächelte Sam an. “Ich wollte tatsächlich in den Kontrollraum, aber jetzt denke ich, ich trinke einen Kaffee“, erklärte sie und ging weiter. Jonas folgte ihr. “Gehst du allein?“ fragte er. Sam blieb stehen und drehte sich zu ihm um. “Willst du mich begleiten?“ fragte sie.

“Ich frage nur, weil ich wissen wollte, ob ich ohne Gefahr mitkommen kann“, erklärte Jonas und blickte zur Seite.

“Es geht um Colonel O’Neill, ha?“ fragte sie und rief den Aufzug. Jonas nickte.

“Was hat er getan?“ wollte Sam wissen.

“Du warst gestern Nachmittag nicht im Berg und ich fragte ihn wieso. Er meinte, dass du bei Dr. Jackson wärst“, erklärte Jonas. Sam nickte: “Ja, ich war bei Daniel. Jetzt komme ich aber wieder arbeiten. Wo liegt denn das Problem mit Colonel O’Neill?“

Sie betrat den Lift. Jonas folgte ihr. “Er war gut gelaunt. Ich fragte ihn nach einer Möglichkeit, ihm Team mitzuarbeiten“, erklärte Jonas.

“Oh, Jonas ...“, seufzte Sam. Er blickte zu ihr: “Habe ich was falsch gemacht? Es war eine simple Frage.“

“Ich habe es Colonel O’Neill bereits vorgeschlagen und es sieht nicht so aus, als wolle er dich akzeptieren. So hart es klingt“, erklärte Sam. Jonas senkte den Blick: “Kannst du mir verraten, was ich noch tun muss? Er ist so verdammt ... abweisend“, sagte er. Sam schüttelte den Kopf: “Colonel O’Neill ist ein sehr eigenwilliger Mensch. Er scheint rücksichtslos und wirklich würdig zu sein, ihn nicht zu mögen, doch im Prinzip ist er ein überaus netter und freundlicher Kerl, Jonas ... zumindest denen gegenüber, die er mag. Du musst ihm Zeit geben. Weißt du ... Daniel hat in Colonel O’Neills Leben einiges verändert vor ein paar Jahren. Bevor der Colonel reaktiviert wurde, hat sich sein einziger Sohn erschossen.“

Jonas blickte sie schockiert an. “Das solltest du nie erfahren, okay?“

Nachdem der junge Mann genickt hatte, fuhr Sam fort: “Er war auf der ersten Mission bereit, sein Leben zu beenden. Er hat sich freiwillig dafür gemeldet.“

“Ich las den Bericht“, nickte Jonas.

“Ihm kam etwas dazwischen. Daniel hat ihn davon abgehalten. Ich kenne einen Offizier, der bei der ersten Mission ebenfalls dabei war - Ferretti. Er sagte, sie haben sich verhalten, wie Hund und Katze und nachdem das Tor reaktiviert und wir nach Abydos unterwegs waren, sah es ganz so aus, als würden sie sich immer noch hassen. Ich meine, Colonel O’Neill ignorierte Daniel zunächst völlig bei der Begrüßung.“ Sie verließen den Lift und betraten die Kantine, setzten sich an einen Tisch in der Ecke, nachdem Sam sich Kaffee geholt hatte.

“Aber Tatsache ist auch, dass Colonel O’Neill derjenige war, der Daniel in seinem Haus aufnahm, als wir von Abydos zurückkamen und Daniel niemanden hatte – und er behielt ihn etwa drei Wochen bei sich – also bis Daniel genug Zeit gefunden hatte, alles für eine eigene Wohnung zusammenzukaufen und auch ein Appartement zu finden. Und ich denke einfach, dass du nicht so einfach an Daniels Platz treten kannst. Eigentlich kann das niemand. Er ist nicht wütend auf dich ... nicht nur. Du warst eben einfach der Pechvogel, der daneben stand und du bist eben einer von ihnen. Colonel O’Neill macht sich vermutlich selbst irgendwelche kopfzerbrechenden Vorwürfe. Er ist ziemlich nachdenklich in letzter Zeit“, erklärte Sam.

“Du willst mir sagen, ich soll ihn in Ruhe lassen?“ fragte Jonas. Sam nickte. Jonas senkte den Blick.

“Hey, hör zu!“ sagte Sam und setzte ein gewinnendes Lächeln auf, “Willst du heute Abend vielleicht mal ins Kino gehen?“

“Kino?“ Jonas blickte sie fragend an. “Einen Film ansehen.“

“Ach, Fernsehen“, nickte Jonas, “Ja, auf einem der Kanäle läuft ein Film, den Teal’c mir empfohlen hat. Es geht um einen Krieger namens Luke Skywalker ... der Film heißt ...“ Jonas zog nachdenklich die Augenbrauen zusammen. Sam lachte. “’Star Wars’?“ fragte sie. Jonas nickte: “Genau.“ Sam schüttelte den Kopf: “Den hat Teal’c auf Video. Den kannst du dir irgendwann einmal ohne Werbung ansehen. Kino bedeutet, dass du in die Stadt fährst und dir einen der neuesten Filme ansiehst, die es noch nicht im Fernsehen gibt. Ein großer Saal, viele Stühle und eine riesige Leinwand. Es ist besser als Fernsehen. Und es läuft ein angeblich toller Film mit Tom Cruise.“

Jonas nickte: “In Ordnung. Dann gehen wir ins Kino. Das wir sicher interessant ... wer ist Tom Cruise?“

***

Es klingelte. Daniel stand auf und ging zur Tür. Überrascht blickte er auf seinen Besucher: “Jack, hi!“

“Hey, Daniel!“ Der Colonel trat auf eine Geste Daniels ein. “Du siehst gesund aus“, sagte er und nahm seinen Freund genauer in Augeschein. “Ja, ich ... Jan meint, ich kann bald wieder in den Berg. Ich hoffe, in spätestens einer Woche“, erklärte der Archäologe. Jack ließ sich auf die Couch fallen, nahm die Aufzeichnungen darauf in Augenschein: “Du arbeitest?“ Daniel suchte die Notizen zusammen: “Ja, etwas.“ Daniel bemerkte Jacks kritischen Blick und lächelte. “Ich übertreibe es nicht, Jack.“

“Schon gut!“ Suchend blickte sich der Colonel um: “Wo hat sich Carter versteckt?“

“Uhm ...“ Daniel packte alle Papiere auf einen Stapel und antwortete: “Sie ist im Kino, mit Jonas. Irgendwas mit ... Samurais und Tom Cruise. Ich habe abgelehnt.“ Jack zog die Augenbrauen hoch: “Tom Cruise? Seit wann steht Carter denn auf Tom Cruise?“ Daniel lächelte: “Ewigkeiten. Sie sagt, sein Lächeln wäre ... charmant oder so.“ Er setzte sich. Sie schwiegen einige Minuten. Schließlich blickte Daniel wieder auf: “Uhm ... wolltest du etwas Bestimmtes?“

“Nein, ich wollte nur mal vorbei schauen“, erklärte der Colonel.

“Nur mal ... vorbei schauen. Ah ja!“ meinte Daniel und nickte langsam. Sein Blick verschloss sich. “Kontrollieren, ob ich mich nicht überarbeite, Sam gut auf mich aufpasst, mein Herz noch schlägt?“ fragte er und hob den Blick wieder. Jack zuckte mit den Schultern. “Nein! Sehen, ob es dir gut geht.“ Er schwieg einen Moment. “Wann kommt Carter wieder?“

“Jack!“ Daniel stand auf: “Sie wird kommen, wenn der Film zu Ende ist. Ich werde pünktlich schlafen gehen und ich werde selbst entscheiden, wann das ist.“

“Schon gut!“ antwortete Jack, “War ja nur eine Frage!“

“Eine blöde Frage!“ antwortete Daniel gereizt, “Hör mal, ich ... wenn ... du nur hier bist, um mich zu kontrollieren, dann ... geh doch einfach wieder, okay?“ Er senkte den Blick.

“Wie bitte?“ fragte Jack.

“Geh!“ bat Daniel.

“Du wirfst mich raus?“ hakte Jack nach.

“Scheint ja nötig zu sein“, antwortete Daniel. Jack stand auf. “Na gut!“ meinte er gereizt. Er verließ das Wohnzimmer. Daniel folgte ihm nach einigen Sekunden eilig: “Jack, es ...“ Die Tür fiel ins Schloss. Daniel starrte sie an. Er ging zurück in den Wohnbereich und ließ sich auf seinen Sessel fallen. “... tut mir leid“, murmelte er. Er hob den Blick und starrte die gegenüberliegende Wand an.

***

“Der Colonel beruhigt sich schon wieder“, meinte Sam beinahe eine Woche später und ließ sich auf einen Stuhl in Daniels Büro fallen. Der Archäologe blickte sie zweifelnd an. “Er hat in den letzten Tagen kaum ein Wort mit mir gesprochen, Sam“, erklärte er.

“Ich rede mit ihm“, bot der Major an.

“Nein! Nein, nein! Ich ... bin ja selbst Schuld“, murmelte Daniel und sprach dann fester weiter, “Das muss ich alleine wieder hinkriegen.“

“Okay“, meinte Sam, “Wann willst du heute Mittag essen?“

“Oh ... ich denke, Jan zwingt mich spätestens um 15 Uhr dazu, also werde ich ihr zuvorkommen. Wie wäre es mit 13 Uhr?“ fragte Daniel. Sam nickte. “Perfekt! Ich ziehe heute wieder zu mir um. Ist das okay?“ fragte sie dann. Daniel nickte und lächelte. “Kein Problem!“

“Gut!“ antwortete Sam und stand auf, “Also um 13 Uhr?“ Daniel nickte: “Ich hole dich ab.“

“Super, bis dann!“ rief Sam und verschwand. Das Telefon klingelte. Daniel nahm den Hörer hoch: “Daniel Jackson?“

“Hey, Daniel, ich bin’s!“ grüßte eine fröhliche Frauenstimme am anderen Ende.

“Janet, hi!“

“Bereit für einen Check-Up?“

“So bereit, wie man sein kann, Janet. Wann soll ich kommen?“ fragte Daniel seufzend und verdrehte die Augen.

“Nicht seufzen, nicht die Augen verdrehen und auf der Stelle auf den Weg machen!“ antwortete die Ärztin.

“Dir ist wohl langweilig?“ hakte Daniel nach.

“Meine Patienten schlafen, weißt du ... und ich denke, ich sollte sie auch schlafen lassen und nicht damit anfangen, sie mit Spritzen zu quälen und mein Stethoskop nach ihnen zu werfen“, erklärte die Ärztin lächelnd.

“Der Gedanke an Flucht ist verführerisch“, meinte Daniel.

“Vergiss es!“ antwortete Janet herrisch.

“Bin unterwegs!“ sagte Daniel und legte auf. Er stand auf und verließ das Büro.

***

Daniel zog sich seine Uniform-Jacke wieder an und ließ sich vollständig auf das Bett fallen, während er auf die Untersuchungs-Ergebnisse wartete. Er war froh und glücklich, dass sein Leben allmählich wieder in normale Bahnen zurückfand. Er wohnte ab morgen wieder vollständig alleine, er durfte arbeiten und er konnte seinen Job sogar weiterhin im SGC verrichten. Leider nicht als SG-1-Mitglied, aber die Chance, doch vielleicht mal die eine oder andere Forschungsgruppe begleiten zu können, war ihm unter diesen Umständen äußerst lieb.

“Daniel, schläfst du?“

Er richtete sich auf und blickte zu Janet, die am Bettende stand und ihn nachdenklich und prüfend musterte. “Nein, ich habe nur nachgedacht“, antwortete und lächelte beruhigend. Sie lächelte zurück und sagte dann: “Es scheint soweit alles in Ordnung bei dir zu sein. Wenn du irgendwelche Unregelmäßigkeiten in deinem Schlafrhythmus bemerkst, dann sagst du mir Bescheid, ja?“ Daniel nickte und sagte genervt: “Auch wenn ich ungewöhnlich starke Kopfschmerzen bekomme, Fieber kriege und so weiter und so fort, schon klar, Jan.“

“Oh!“ Die Ärztin setzte einen bemitleidenden Blick auf und ging zu ihm, setzte sich neben ihn auf das Bett. “Bist du frustriert?“

“Etwas, wegen den ganzen Tests und Untersuchungen und -“

“Dann freut es dich, wenn ich dir sage, dass wir das erst mal lassen können?“ fragte die Ärztin lächelnd. Daniel blickte zu ihr. “Tatsächlich?“

Sie nickte: “Der Ausbruch der Krankheit ist jetzt drei Monate her. Du hast zwei Monate auf der Krankenstation verbracht, einen Monat bei Colonel O’Neill unter ständiger Kontrolle und einige Tage mit Sam, doch ich denke, wir können nun beruhigt sein“, sagte die Ärztin, “Dank der regelmäßigen Behandlung durch das Heilungsgerät am Anfang sind deine Wunden besser und schneller verheilt als gewöhnlich.“ Daniel lächelte: “Das hört sich gut an. Danke, Janet!“

“Hm“, meinte die Ärztin nun bedauernd.

“Was ist los?“ fragte Daniel.

“Weißt du, ich hatte durch deine wöchentlichen Check-Ups wenigstens noch ein bisschen was zu tun. Momentan ist in der Krankenstation wirklich kaum was Vernünftiges los“, erklärte sie.

“Du hast Patienten“, sagte Daniel.

“Ja ... einer fiel von der Leiter, der andere verbrannte sich an seinem Bunsenbrenner und der dritte hat es doch tatsächlich geschafft, Labor 17 zu zerstören.“ Die Ärztin lächelte. “Gib mir eine Herausforderung!“

“Ich werde drüber nachdenken, Jan!“ versprach Daniel und stand auf. Er verließ die Station. Janet blickte ihm seufzend hinterher. “Ja. Tu das!“

***

“Hey, Jackson, was ist los mit dir?“ fragte Ferretti flapsig und setzte sich dem Archäologen gegenüber an den Kantinen-Tisch. Daniel blickte von seinem Kaffee auf und blickte dem Soldaten in die Augen. Automatisch lächelte er. “Wie kommst du darauf, dass etwas nicht stimmt?“ fragte er so harmlos wie möglich und trank einen Schluck Kaffee.

“Na ja, du bist doch sonst nicht so vertieft, Daniel“, meinte Ferretti nun ernster und begann, seinen Kuchen zu essen. “Außerdem ...“, fügte er zwischen zwei Bissen hinzu, “ist der Colonel auch nicht so gut drauf und meine Ahnung sagt mir, dass ihr euch schon wieder gestritten habt. Das sieht doch ein Blinder!“ Daniel seufzte leise. “Aber es geht mir gut. Wir hatten eine Auseinandersetzung und ich werde versuchen, mit ihm darüber zu reden, okay?“

Ferretti nickte zufrieden. Dann schob eine schwarze Mappe in Daniels Richtung. “Lust auf einen Trip, Doc?“

***

“Janet, es ist unbedingt nötig, dass ich dorthin gehe. Ich flehe dich an!“ sagte Daniel und verstärkte den Druck seiner Hände auf den Schultern der kleineren Ärztin sanft. Sie blickte ihm fest in die Augen und sagte: “Es ist mir zu unsicher.“

“Jan!“ jammerte Daniel.

“Hör auf damit, Daniel! Du machst es nur noch schlimmer für dich“, drohte die Ärztin. Daniel ließ sie los und ließ sich wieder in den Stuhl vor ihrem Schreibtisch fallen. Janet setzte sich zurück auf ihren Platz und legte ihre Unterarme auf die Tischplatte, blickte Daniel an. Sie wartete.

“Aber du hast doch gesagt, dass jetzt alles wieder in Ordnung ist“, kam der erwartete Widerspruch. “Das schon, aber ich habe mit keinem Wort erwähnt, dass du bereit für eine Mission bist“, erklärte Janet entschieden.

“Es ist doch nur Forschung“, meinte Daniel.

“Das macht in diesem Fall keinen Unterschied. Daniel ... bitte!“ sagte sie. Der Archäologe seufzte.

“Sei mir nicht böse und glaub mir, wenn ich dir sage, dass ich nur besorgt um dich bin. Nur besorgt“, sagte Janet und blickte ihn flehend an. Daniel blickte auf: “Sicher bist du das.“

“Gut“, sie nickte zufrieden. Daniel stand auf und ging zur Tür.

“Daniel?!“

Er drehte sich zu ihr um. Sie stand auf und schloss ihn in die Arme. Er erwiderte die Umarmung.

“Es tut mir wirklich, wirklich leid für dich“, sagte sie.

“Wann kann ich wieder los?“ fragte Daniel.

“Das wird sich zeigen, Daniel“, antwortete sie. Er nickte und ließ sie los. “Danke, Jan!“

***

Das Telefon klingelte. Daniel seufzte und nahm den Hörer ab, blickte weiterhin auf den Computerbildschirm. “Ja?“ fragte er.

“Hey, Daniel, ich bin es noch mal!“ begrüßte Janet ihn. “Hey! Was ist los? Habe ich was vergessen?“ fragte er.

“Nein, hast du nicht“, antwortete sie lachend.

“Hast du ... deine Meinung geändert?“ wollte Daniel wissen und lehnte sich in seinem Stuhl zurück.

“Um ehrlich zu sein, nein.“

“Warum rufst du dann an?“

Daniel wendete der Bürotür den Rücken zu und suchte in einem Bücherstapel nach einem bestimmten Titel, hielt aber inne, als Janet meinte: “Uhm ... na ja ...“

“Jan?“ fragte er grinsend. Schüchternheit war eher etwas ungewohntes von der sonst so resoluten Ärztin. “Ich ... Cassandra ist nächste Woche nicht da. Sie ist mit ... Dominic unterwegs und übernachtet bei ihm. Wie konnte ich dazu nur Ja sagen?“ fragte Janet sich selbst. Daniel räusperte sich. “Was wolltest du sagen, Janet?“ fragte er gespannt.

“Vielleicht ... na ja, ich habe dir doch heute diesen Trip verboten und das tut mir wirklich außerordentlich leid, Daniel. Ich weiß, wie viel dir so etwas bedeutet. Aber ich dachte mir, du könntest Dienstag Abend zum Essen kommen. Als Entschädigung“, erklärte die Ärztin schließlich. Daniel lächelte: “Sicher Jan. Würde mich freuen.“

“Ja? Super!“ Einige Sekunden war es still, dann: “Um acht? Bei mir!“

“Klar, Janet! Um acht!“ antwortete Daniel und legte nach einem “Ich freu mich!“ von Janet auf.

“Um acht?! Beim Doc?! Daniel?!“

Erschrocken fuhr der Archäologe herum. Jack stand in der Tür. Zu Daniels Erleichterung lächelte er leicht. “Ja, ich ... wir ... sie ...“ Er fuhr sich nervös durch die Haare.

“Schon klar, Daniel“, meinte Jack nur. Er trat ein und lehnte sich gegenüber von Daniel mit den Armen auf die Schreibtischplatte. “Wir müssen mal reden“, meinte er. Daniel blickte kurz nach unten, meinte dann: “Ja, wir ... müssen.“

“Es ist wirklich nicht so, dass ich dich beaufsichtigen oder bemuttern will, Daniel. Ich mache mir nur Sorgen um dich. Dass es dich nervt, ist verständlich, aber ... versuche, geduldig zusein, okay? Ich meine es nicht böse“, erklärte der Colonel.

“Das ... weiß ich doch“, antwortete Daniel. Jack blickte ihn an. “Ich wollte dich auch nicht rausschmeißen, Jack, aber du hast mich so wahnsinnig ...“ Daniel suchte nach Worten.

“Aufgeregt?“ schlug Jack vor.

“Ja“, antwortete Daniel.

“Okay“, sagte Jack und ging um den Schreibtisch herum. “Es ist in Ordnung, ja?“ fragte er. Daniel nickte: “Ja.“

“Gut“, sagte Jack. Einige Minuten stand Jack noch schweigend vor ihm, dann meinte er “Bis dann!“ und verschwand.

***

“Das ist doch gut, Sir. Wo liegt Ihr Problem?“ fragte Sam und legte ihr Schweißgerät aus der Hand.

“Woher wissen Sie, dass ich ein Problem habe?“ stellte Jack eine Gegenfrage.

Sam lachte. “Ich bitte Sie, Sir. Ich kenne Sie wie meine Westentasche“, erklärte sie, “Dieser zögerliche Blick, dieser nervöse Unterton.“

“Das liegt nur daran, dass ich mit Ihnen spreche, Carter“, erklärte Jack. Sam errötete leicht und senkte kurz den Blick. Dann räusperte sie sich.

“Allerdings habe ich tatsächlich ein Problem mit Daniel“, erklärte Jack schließlich.

“Welches denn?“ wollte Sam wissen.

“Wir ... normalerweise, wenn wir uns streiten und wieder vertragen, dann umarmen wir uns. Das ist das, was Freunde tun sollten, nicht wahr? Sich nach einem Streit umarmen“, erklärte Jack. Sam nickte: “Zumindest ich kenne das so.“

“Nun ja, Daniel hat keine Anstalten gemacht“, erklärte Jack.

“Aha“, machte Sam.

***

Jack ging vier Tage später gedankenverloren den Korridor hinunter Richtung Aufzug. Er war bereits in ziviler Kleidung und bereit nach Hause zu gehen. Einen Moment blieb er vor Daniels Büro stehen und blickte hinein. Der Archäologe arbeitete an einer Übersetzung und schien ihn gar nicht zu bemerken. Einen Moment spielte Jack mit dem Gedanken hineinzugehen und Daniel darum zu bitten, nach Hause zu gehen, doch er entschied sich dagegen. Es hatte genug böses Blut zwischen ihnen gegeben.

Er brauchte nicht der zu sein, der den gerade abgekühlten Streit wieder aufriss. Allerdings war das, was sie momentan verband, auch keine richtige Freundschaft. Daniel grüßte, redete mit ihm und machte Scherze. Dennoch hatte er in den letzten paar Tagen, seitdem der Streit begraben war, nichts weiter getan, als seine ’Pflichten’ als Freund zu erfüllen.

Nur die nötigsten Pflichten. Jack ging weiter den Korridor entlang und rief den Lift.

“Hey, Colonel!“ grüßte jemand neben ihm und er erblickte Ferretti, der den Gang hinunter kam. “Ferretti! Lange nicht gesehen!“ antwortete er. Der Major lächelte: “Ich war auf Mission. Hat Daniel Ihnen nichts davon erzählt?“ Sie bestiegen die Kabine. “Wovon?“ fragte Jack mit hochgezogenen Augenbrauen und drückte den Knopf für die Oberfläche, während Ferretti sich mit der 18 begnügte.

Das war seltsam, Daniel teilte ihm doch sonst immer sofort mit, wenn ein Bekannter oder Freund von ihnen auf Mission war.

“Na, P3U-758! Maya-Kultur und das ganze Zeug. Ich wollte, dass Daniel mitkommt und meiner Archäologin hilft, aber er hat abgelehnt – ’aus gesundheitlichen Gründen’. Ich glaube eher, des Hippokrates Hofhund hat ihn zurückgepfiffen. Das ist wirklich schade. Lisa ist ein nettes Mädchen. Ich wollte die beiden zusammenbringen und dem Doc vielleicht endlich mal eine Freundin verschaffen – nicht, dass ich zu Lisa nein sagen würde. Sie sollten sie mal sehen -“

“Ferretti!“ unterbrach Jack die Rede seines Freundes, “Um das noch mal klar zu machen – Daniel hatte die Möglichkeit auf eine Forschungsmission zu gehen, doch Fraiser hat es ihm verboten.“ Ferretti nickte. Die Türen glitten auf. “Meine Etage! Bis demnächst, Sir!“ winkte Ferretti und verschwand um die Ecke. Jack starrte die zugleitenden Türen an. “Also deshalb.“

***

“Okay“, sagte Jack und lehnte sich gegen den Türrahmen zu Daniels Büro. Der junge Mann blickte auf. “Okay?“ echote er.

“Okay“, wiederholte Jack. Daniel zog die Stirn in Falten. Jack stand in zivilen Klamotten in seiner Bürotür und blickte ihn ernst an: “Ich habe mit Ferretti gesprochen.“ Daniel stieß die Luft aus und verdrehte die Augen. “Hast du?“ hakte er nach.

“Ja“, antwortete Jack.

“Okay“, antwortete Daniel und versuchte, sich wieder auf seine Arbeit zu konzentrieren.

“Maya ... interessantes Thema“, meinte Jack und beobachtete, wie Daniels Bewegungen gefroren. Der Archäologe starrte auf sein Blatt, auf dem er merkwürdige Zeichen vom Computerbildschirm abmalte. “Ja“, sagte er schließlich, tat, als wisse er nicht, worauf Jack hinauswollte. “Ferretti hat mir von dem Trip erzählt, den er und sein Team hatten ... Daniel?“ fragte Jack und stützte sich auf der gegenüberliegenden Seite der Schreibtischplatte von dem Archäologen ab. Daniel senkte den Blick.

Er wollte nicht darüber reden. Er hasste es, darüber zu reden. Er musste immer darüber reden. “Ich will nicht darüber reden, Jack“, sagte er heiser und konzentrierte sich möglichst interessiert auf die Schriftzeichen vor ihm.

“Ich verstehe jetzt einiges genauer“, erklärte Jack in Plauderstimme. Daniel blickte auf: “Wie?“

“Warum du mir nicht verzeihst?“

“Ich dir nicht verzeihe? Wir haben uns entschuldigt, oder?“ fragte Daniel verwirrt.

“Du weißt genau, worauf ich hinauswill. Daniel, du ... benimmst dich anders, wenn du mir wirklich etwas verzeihst. Erinnerst du dich an den Geheimauftrag, den ich zu erledigen hatte. Der Maybournes illegale Aktivitäten enttarnte?“

Daniel nickte langsam: “Der, von dem du uns nichts erzählt hast.“ Jack seufzte. “Ja, der von dem ich euch nichts erzählt habe! Siehst du? Du warst drei Wochen wütend ... nicht zu vergessen Teal’c, der es auf vier Wochen brachte und Carter hat mir noch nach fünf Wochen Kaffee über den Schoss gekippt.“

Daniel blickte auf: “Das war ein Versehen.“

“Das sagt sie“, erklärte Jack.

“Jack, ich muss arbeiten“, sagte Daniel ernst. Er wandte sich wieder seine Schriften zu.

“Jetzt nicht!“ sagte Jack fest und nahm dem jungen Mann den Stift aus der Hand. “Jack!“ protestierte dieser.

“Ich will mit dir reden und zwar jetzt!“ erwiderte Jack. Er wusste, er musste Daniel reizen, um aus ihm die Wahrheit herauszubekommen. “Ich habe auch noch andere Stifte!“ sagte Daniel ärgerlich und griff nach dem Glas, das auf seinem Tisch stand und mehrere Bleistifte, Kugelschreiber und Kohlestifte enthielt. Jack stellte es außerhalb Daniels Reichweite in ein Regal hinter sich. “Verdammt, was soll das, Jack?! General Hammond will die Übersetzung morgen!“

“Du solltest nicht so viel arbeiten“, erwiderte Jack ruhiger.

“Das ist doch immer noch meine Sache!“ erwiderte Daniel.

“Nicht mehr!“ antwortete Jack. Daniel verstummte und senkte den Blick. Oh, dachte Jack.

“Weißt du, Jack, die ganze Zeit habe ich darüber nachgedacht, ob es nun besser war, noch am Leben zu sein ... ich meine – ich bin ein Archäologe, der weder auf Ausgrabungen geht und nur fünf Stunden täglich arbeitet ... ich muss hier sitzen und warten, während andere mir das Material liefern. Denkst du, das ist leicht?“ fragte Daniel leise. Er blickte Jack in die Augen. Der Colonel schluckte und schüttelte langsam den Kopf: “Ich denke nicht, dass es das ist.“ Daniel nickte und sagte ruhig: “Es ist verdammt schwer. Nenn mir nur einen Grund, aus dem ich es schätzen sollte, Omas Angebot nicht angenommen zu haben.“

Seine Hände zitterten, also verschränkte er sie vor seinem Oberkörper wie er es oft tat.

“Wir würden dich vermissen“, sagte Jack leise. Daniel nickte langsam: “Richtig ... doch niemand hat mich gefragt, ob ich lieber weiterlebe – wenn auch anders als zuvor – oder ob ich es vorziehe, ein Pflegefall zu sein.“ Er wandte sich um und verließ das Büro.

***

Jack ging den Korridor entlang und in die Kantine.

“Hey, Sir!“ hörte er und wandte sich zu Sam um. Erst auf den zweiten Blick fiel ihm auch Jonas Quinn auf, der sich bei seinem Anblick regelrecht hinter Sam verstecken zu schien. “Wir wollten Kaffee trinken. Möchten Sie auch?“ fragte Jacks 2IC nun und lächelte ihn strahlend an. Jonas blickte sie an und dann zu Jack, der antwortend lächelte, wenn auch nicht ganz so freudig. “Ich ... Sam, ich habe noch Arbeit“, sagte Jonas plötzlich. Er wandte sich um, winkte Sam noch kurz zu und war verschwunden.

Der Major blickte ihm nach.

“Was ist denn in den gefahren?“ fragte Jack mit hochgezogenen Augenbrauen. Sam seufzte und wartete mit ihrer Antwort, bis die beiden sich einen stillen Tisch in der Ecke gesucht hatten.

“Sie, Sir“, antwortete sie schließlich.

“Ich?“ fragte mit hoher Stimme.

“Sie waren gemein zu ihm. Seit er hier ist, haben Sie nicht ein nettes Wort zu ihm gesagt“, gemerkte Sam mahnend, besann sich dann aber und fügte rasch hinzu, “Sir.“

“Was soll ich denn auch zu ihm sagen? Er hat nicht mal dieselben Hobbies wie ich? Ich meine ... er guckt Wetterkanäle, ich schaue Hockey“, entschuldigte Jack sich. Sam blickte ihn mir hochgezogenen Augenbrauen an und schlug dann die Mappe auf, die vor ihr lag. Dabei murmelte sie etwas Unverständliches vor sich hin. Jack blickte zur Seite. Sam schaute noch einmal zu ihm auf und lächelte still. Gut, er schien wenigstens über sein Verhalten Jonas gegenüber nachzudenken. Als er zu ihr blickte, hatte sie ihren Blick bereits wieder ihren Aufzeichnungen zugewandt.

Er räusperte sich. Sam lächelte und trank schnell einen Schluck Kaffee, um es zu verbergen.

“Uhm ... Carter?“

“Ja, Sir?“ Sie blickte auf, als hätte sie nicht geahnt, dass er eine Frage stellen wollte. “Habe ich das Richtige getan?“

Sam schwieg einen Moment. Sie wusste, von wem Jack jetzt sprach. “Ich meine, habe ich -“

“Sir!“ ging sie dazwischen.

“Ja?“ fragte er.

“Sie haben getan, was sie für richtig hielten“, antwortete Sam.

“Ja, Carter, danke!“

***

“Danke, Janet. Das war toll“, sagte Daniel und öffnete die Haustür, als er sich von der Ärztin verabschiedete. Diese lächelte ihn an. “Habe ich gern gemacht, Daniel.“

Er beugte sich zu ihr hinunter und gab ihr einen kurzen Kuss auf die Lippen. Sie lächelte ihn strahlend an. “Wir wiederholen das“, sagte Daniel leise. Sie nickte. Er ging den Weg zu seinem Auto und Janet schloss die Tür. “Hoffentlich!“ murmelte sie leise.

***

Die Lifttüren öffneten sich. Jack blickte auf Daniel, der im Inneren der Kabine stand und eine Akte studierte. Er trat ein. “Wie war das Date?“ fragte er.

“Nett“, antwortete Daniel.

“Werdet ihr ... euch wieder treffen?“

“Möglicherweise“, antwortete Daniel. Jack nickte. Schließlich drehte er sich zu dem Archäologen und sagte: “Es tut mir leid, Daniel!“

“Was?“ fragte der und blickte auf, wirkte tatsächlich ratlos.

“Was ich gesagt, habe, dass es nicht mehr deine Sache sei, dich um dich zu kümmern, deine Arbeitszeiten und so ...“, antwortete Jack. Daniel nickte langsam und blickte kurz zu Boden: “Weißt du, Jack, du hast ja recht, nicht wahr? Ich meine, ich würde wahrscheinlich zu viel arbeiten, wenn niemand von euch dazwischen gehen würde. Aber ich persönlich glaube ... dass ich es inzwischen auch ohne eure Hilfe schaffen kann. Aber was ich glaube, zählt offenbar nicht.“

“Aber, Daniel -“

“Nein, Jack! Es ist doch so, oder? Du versuchst mich zu kontrollieren ... und wenn du dieses Gehabe mal ein oder zwei Tage fallen lässt, sitzt mir Sam im Nacken. Ich weiß nicht, ob ihr es schon mitbekommen habt, aber es geht mir wieder gut“, sagte Daniel fest und verließ die Kabine, als sie in der nächsten Ebene hielt. Jack senkte den Blick.

***

“Hi, Janet!“ grüßte Daniel und blickte die Ärztin lächelnd an. “Hey!“ antwortete diese freudig und wandte sich von dem Monitor an der Seite eines Krankenbettes ab, “Wie geht dir?“

“Gut“, antwortete Daniel und sprach zögernd weiter, “Ich komme wegen ... einer Wiederholung.“ Janet nickte: “Morgen? Bei dir?“ Daniel lächelte: “Das würde mich freuen.“ Er blieb einige Sekunden unschlüssig stehen. Janet blickte ihn abwartend an. “Okay, bis dann“, meinte Daniel schließlich und küsste Janet kurz auf die Lippen. Sie senkte den Blick und wurde rot, als ein Pfleger die beiden anstarrte und vergaß, die Tür vor sich zu öffnen. Mit einer Beule am Kopf und einem neuen Gerücht im Hinterkopf floh er aus dem Raum.

Daniel lächelte die noch immer etwas verdutzte Janet an und verließ die Krankenstation ebenfalls.

“Janet!?“

Sie fuhr herum. Sam Carter starrte sie mit offnem Mund an. Ihr ewiger Schatten Jonas Quinn stand an einem Computerbildschirm hinter ihr und starrte interessiert auf die Anzeigen.

“Sam ...“

“Du ... du hast ... er hat ... ihr habt ... seit wann?“, stotterte Sam.

“Diese Woche“, antwortete Janet und drängte ihre beste Freundin schnell in ihr Büro, wo sie das ungestört besprechen konnten. “Aber ... das ist Daniel“, sagte Sam.

“Und was ist daran so besonderes? Ich habe endlich mal wieder ein vernünftiges Date!“, sagte Janet die Augen verdrehend.

“Er ist einer deiner besten Freunde. Noch nie gehört, dass so was gewaltig schief gehen kann?“, wollte Sam wissen.

“Übertreib es nicht!“ antwortete Janet. Sam lächelte: “Das ist ja super! Das muss ich gleich -“

“Das wirst du niemandem erzählen! Charlie hat es schon mitgekriegt“, erklärte Janet seufzend. Sam lächelte. “Das freut mich wirklich. Daniel kann es gebrauchen“, erklärte sie, “So, wie er sich in letzter Zeit mit dem Colonel streitet.“ Janet nickte: “Er hat es mir erzählt. Und der Colonel hat es mir auch erzählt. Und Major Winston hat auch schon wieder Probleme mit seinem ältesten Sohn. Und Sergeant DeLuise weiß einfach nicht, wie sie ihrem Mann die Delle in seinem kostbaren Wagen erklären soll ... aber das weißt du alles nicht von mir“, erklärte Janet.

Die Krankenstation war die Gerüchtezentrale des SGC. Dort arbeiteten die neugierigsten Schwestern und Pfleger – mal ganz abgesehen von einer ganz und gar neugierigen Ärztin - und während der Untersuchungen wurde viel geredet. “Wann habt ihr das nächste Date?“ wollte Sam wissen und grinste ihre Freundin an. “Morgen“, antwortete diese lächelnd und blickte auf ihre Schreibtischplatte, spielte nervös mit ihrem Kuli.

***

“Das eigentliche Problem ist doch, dass ich Daniel nicht verstehe“, resümierte Jack und beobachtete Teal’c bei seinem Training auf dem Laufband. Er selbst trug ebenfalls Trainingsklamotten, zog es aber vor, Teal’c seit einer halben Stunde Vorträge über seine Schwierigkeiten mit Daniel zu halten. Der Jaffa starrte ausdruckslos die Wand an.

“Ich meine, wie meint er das? Sieht er sich etwa als eine Last oder so was? Oder will er nicht, dass ich nach ihm sehe? Möglicherweise liegt es auch an dem -“

“O’Neill!“ unterbrach Teal’c ruhig. Jack blickte ihn neugierig an. “Hast du es schon einmal in Betracht gezogen, dass Daniel Jackson schlicht und einfach verletzt wegen seinem Verweis aus dem SG-1-Team ist?“

“Verweis? Was heißt hier Verweis?“

“Handhabten wir es nicht wie einen Verweis?“

“Was sollten wir tun? Eine Party auf der Krankenstation feiern, während Daniel noch halb im Koma lag?“

“Du weißt, was ich meine, O’Neill!“ antwortete Teal’c. Jack senkte den Blick: “Ja.“

“Dr. Fraiser hat uns die Diagnosen früh genug gegeben. Daniel Jackson würde gesund werden, aber nicht mehr auf Aufklärungsmissionen gehen können. Wir haben es ihm gesagt und er hat seine Verletzung kaschiert ... dann haben wir zu Mittag gegessen“, erklärte der Jaffa und stellte das Laufband ab. Jack nickte langsam: “Wir sind nie wieder darauf zurückgekommen, ha?“ Teal’c nickte langsam: “Das ist korrekt!“

***

Daniel stellte das letzte Geschirr in die Spüle und drehte sich dann um, nur, um Janet zu sehen, wie sie in der Küchentür stand. “Das war toll, Daniel“, meinte sie und kam auf ihn zu. “Ich war motiviert“, antwortete er und umarmte sie. Janet seufzte leise. Dann blickte sie auf. Daniel küsste sie auf die Stirn. “Das können Sie aber besser, Dr. Jackson“, meinte Janet. Daniel lächelte und beugte sich weiter herunter, küsste die Ärztin auf den Mund. Sie lächelte ihn strahlend an. “Sieht ganz so aus, als ob an den Gerüchten über uns doch was dran ist“, meinte sie und nestelte an Daniels Hemdkragen.

Der Archäologe lächelte. “Ja, scheint so“, murmelte er und küsste Janet erneut.

***

“Daniel!“ Jack rannte auf den Lift zu und quetschte sich zwischen den Türen hindurch kam neben Daniel zum Stehen. “Jack“, grüßte der Archäologe.

“Wir müssen reden“, erklärte der Colonel. Daniel schüttelte den Kopf. “Alles Reden endet nur wieder in Streit, Jack“, erklärte er.

“Also gibst du es auf?“ fragte der Colonel, “Du lässt die letzten fünf Jahre einfach fallen?“ Daniel antwortete: “Das habe ich nicht gesagt.“

“Verdammt noch mal, Daniel, so hört es sich aber an!“ antwortete Jack aufgebracht.

“Tut mir sehr leid, wenn ich deinen Wünschen nicht nachgebe, Jack. Es geht mir gut und ich bin der Meinung, wir sollten die ganze Situation erst einmal abkühlen lassen, bevor wir voreilige Entscheidungen treffen, die wir bereuen könnten.“ Auf Ebene 22 verließ er den Lift. Jack folgte ihm, während der Archäologe die Gänge hinunter ging. “Daniel, das kannst du doch nicht ... bleib stehen, wenn ich dir mit dir rede!“ verlangte er und hielt Daniel an der Schulter fest, drehte ihn zu sich, “Du kannst nicht das, was wir in den letzten fünf Jahren aufgebaut haben, wegwerfen, nur weil du zu stolz bist, um einzusehen, dass ich dir das Leben retten wollte.

Ich habe es nur getan, weil ich nicht wollte, dass du deine Entscheidung irgendwann einmal bereust, Daniel. Du ... verdammt, du ...“ Jack brach verzweifelt ab. Daniel wartete, dass er weiterredete und nach einigen Sekunden ergriff Jack tatsächlich wieder das Wort: “Du bist mir viel zu wichtig, um alles an einem simplen Streit zerbrechen zu lassen, hörst du? Wir haben nie genauer über deinen Ausstieg aus SG-1 geredet, wir haben dich nicht gefragt und im Prinzip war alles beschlossene Sache über deinen Kopf hinweg. Das war falsch, das ... gebe ich zu, aber du wirst mir doch jetzt nicht ewig aus dem Weg gehen, oder? Daniel?“

Jack blickte den jüngeren Mann flehend an. “Ich habe dich um etwas gebeten, Jack. Es war eine simple Bitte -“

“Du nennst es eine simple Bitte, seinen besten Freund sterben zu lassen?“ fragte Jack.

“Warum unterbrichst du mich?“ fragte Daniel, schüttelte den Kopf und sagte kühl: “Ich kündige heute, Jack!“ Dann ging er weiter den Gang hinunter, klopfte an einer der Türen und trat ein. Jack starrte ihm nach.

***

“Teal’c?“ fragte Daniel und blickte den Jaffa an, der aus seiner Meditation erwachte und aufblickte, “Störe ich?“ Teal’c schüttelte den Kopf: “Ich war fertig mit meinem Kel’No’Reem.“ Er beobachtete den jüngeren Mann einige Augenblicke, dann fragte er: “Kann ich etwas für dich tun, Daniel Jackson?“ Daniel lächelte leicht und antwortete: “Ja, ich ... brauche deine Hilfe, Teal’c. Ich fürchte, ich ... verliere ...“ Er lachte kurz. Dann senkte er den Blick. Teal’c stand auf und wies auf den einzigen Stuhl in dem Quartier.

“Setz dich!“

“Danke!“ antwortete Daniel. Teal’c schaltete das Licht an und löschte die Kerzen. Während Daniel ihn dabei beobachtete, fragte er: “Glaubst du an das, was Sam, Janet und Jack glauben?“ Teal’c drehte sich kurz zu ihm, bevor er damit fortfuhr, beinahe feierlich eine Kerze nach der anderen zu löschen. “Was genau meinst du?“

“Dass ich Hilfe brauche“, antwortete Daniel. Teal’c drehte sich zu ihm. “Ich glaube, dass du keine Hilfe brauchst, Daniel Jackson. Ich glaube, dass Colonel O’Neill, Major Carter und Dr. Fraiser trotzdem richtig handeln. Die machen sich nur Sorgen.“

“Ja, aber du handelst nicht so. Ich meine ... du ...“ Daniel suchte nach Worten. Teal’c trat näher. “Ich sorge mich genauso um dich wie die anderen, aber auf Chulak gibt es eigene Regeln, um mit so einer Situation klarzukommen.“

Daniel starrte ihn an. “Und ... die wären?“

“Man kränkt einen Krieger mit so einem Verhalten. Man hilft ihm erst, wenn dieser es wünscht. Es kann vorkommen, dass ein Symbiont länger braucht, um Wunden zu heilen. Hilfe beim Verlassen des Schlachtfeldes wäre eine Verletzung des Stolzes unter den Jaffa, da diese sich von den anderen unterschätzt fühlen.“

“Okay, ich bitte dich um Hilfe, Teal’c. Ich brauche einen Rat“, erklärte Daniel.

“Das Stargate-Center zu verlassen, wäre nicht der richtige Weg für dich.“

Daniel starrte Teal’c fassungslos an, als dieser seine letzten Kerzen löschte. “Woher ...“ Daniel schüttelte verwirrt den Kopf. Teal’c lächelte ihn an. “Ich kenne dich, Daniel Jackson. Weglaufen gehört nicht zu deinen typischen Verhaltensweisen.“

Daniel lächelte ihn an. “Dann denke ich wohl noch einmal darüber nach.“

Teal’c nickte.

***

Es klingelte. Daniel stöhnte und öffnete die Augen, blickte auf die Uhr an seinem Videorekorder. Die Kopfschmerzen kehrten ungehindert zurück, als das Licht des Nachmittags durch seine Wohnzimmerfester hineinfiel und seine Augen traf. Grell und irgendwie kalt stand die Sonne am Himmel. Ein Wintertag in Colorado-Springs. Der Tag, an dem Daniel mit Teal’c gesprochen hatte.

Der Tag, an dem er nach diesem Gespräch mit entsetzlichen Kopfschmerzen nach Hause gefahren war. Es war 16 Uhr. Es klingelte erneut und Daniel richtete sich auf, legte den nassen Lappen, den er sich auf die Stirn gelegt hatte, um die Schmerzen zu lindern, auf den Tisch neben der Couch.

Er ging langsam in den Flur und öffnete dann die Tür. Überrascht blickte er auf seinen Besucher. “Jack?“

“Wir müssen reden“, erwiderte der Colonel nur und trat ungefragt in die Wohnung ein. Er war im Wohnzimmer verschwunden, bevor Daniel auch nur die Tür geschlossen hatte.

“Jack, ich fühle mich nicht so gut“, sagte er, als er hinter dem Colonel herkam. “Ach, plötzlich?“ fragte dieser spöttisch.

“Hör auf damit, Jack!“ bat Daniel und setzte sich auf einen Stuhl, der mit drei anderen um seinen Tisch in der Küchenecke stand.

“Du willst also kündigen?“ fragte der Colonel. Daniel blickte ihn nur an. “Gott, Daniel, meinst du das etwa ernst?“

“Ich denke darüber nach, Jack!“ erwiderte der Archäologe.

“Ich will nicht, dass du kündigst.“

“Ich bin nicht dein Eigentum.“

“Das behaupte ich doch auch gar nicht!“ Jack ballte die Hände zu Fäusten und setzte sich dann Daniel gegenüber, beobachtete den Mann einige Augenblicke, wie dieser den Blick gesenkt hielt und seine Stirn auf eine Hand gestützt hatte.

“Jack“, sagte er schließlich leise.

“Ich will das nicht, Daniel. Ich finde diesen ganzen Streit so was von überflüssig. Und ich bin es leid, deswegen das reinste Nervenbündel zu sein. Ich bin es leid, dass Carter mich die ganze Zeit kritisiert.“

Daniel blickte verwundert auf: “Was hat denn Sam damit zu tun?“

“Ich bin wütend auf dich, also muss ich meine Wut irgendwo abladen, weil ich es nicht bei dir machen will. Und dann – immer, wenn ich geradezu koche – läuft mir natürlich der Junge über den Weg. Und ich schnauze ihn an, Carter findet es raus und macht mich an ... respektvoll, aber sie tut es.“

“Jonas?“ fragte Daniel.

“Natürlich Jonas!“ antwortete Jack gereizt. Er seufzte und legte seine Hände über seine Augen, blickte dann wieder auf und sagte ruhiger: “Ich habe es satt, an drei Fronten zu kämpfen, Daniel.“

“Dann hör auf, mich wie ein Kleinkind zu behandeln.“

“Also, ich bin Schuld, ja? Ich bin der einzige, der den Streit immer weiterpuscht und immer schlimmer macht. Ich alleine?“ fragte Jack ungläubig. Daniel antwortete nicht.

“Ich will, dass du mir diese Frage beantwortest.“

“Ich habe tierische Kopfschmerzen, Jack. Können wir nicht ein anderes Mal darüber reden?“ fragte Daniel. Jack sprang auf. “Wenn ich durch diese Tür gehe, wird es kein anderes Mal mehr geben, Daniel.“

“Was soll das heißen? Du kündigst das, was noch von unserer Freundschaft übrig ist?“

“Was denn, es ist noch etwas davon übrig, Daniel?“ fragte Jack sarkastisch. Er stützte seine Hände auf der Tischplatte ab und beugte sich vor. “Sag mir auf de Stelle, dass du das nicht willst, Daniel!“

Daniel schwieg. Jack stieß ungläubig die Luft aus. “Du willst, dass ich gehe?“

Daniel antwortete nicht. Jack wurde zunehmend verzweifelter: “Daniel?“ Daniel versuchte, gegen den beginnenden Schwindel anzukämpfen. Ihm war schlecht. Jack starrte Daniel an. “Das meinst du nicht ernst“, flüsterte er. Daniel blickte auf. Er hatte im Moment nur einen Wunsch.

“Geh bitte!“ flüsterte er. Jack starrte ihn an. “Wir werden später darüber reden. Ich kann jetzt wirklich nicht, Jack“, fuhr Daniel fort. Jack wurde wieder wütend. “Wann immer er es dir beliebt, Daniel“, fauchte er spöttisch und stieß seinen Stuhl mit solcher Wucht an den Tisch zurück, dass dieser umfiel. Daniel wimmerte, als er den Lärm des fallenden Stuhls hörte und er sah Jack aus der Küche stürmen. “Jack!“ Er stand auf. Er musste sich festhalten, alles drehte sich. Die Wohnungstür fiel ins Schloss.

“Jack, hilf mir!“ flüsterte Daniel, bevor er bewusstlos zusammenbrach.

***

Sam parkte den Wagen und stieg aus. Jonas blickte sich um, als er die Autotür geschlossen hatte.

Sam schloss ab.

“Du glaubst nicht, dass Dr. Jackson etwas dagegen hat, wenn du mich mit in seine Wohnung nimmst?“ fragte Jonas unsicher.

“Ich denke nicht. Daniel mag dich, Jonas.“ Sie betraten den Lift und sie stiegen gemeinsam auf dem Stockwerk aus, auf dem Daniels Wohnung lag. Sam klingelte. Es kam keine Antwort. “Vielleicht ist er nicht zu Hause?“ meinte Jonas.

“Vielleicht ...“, murmelte Sam. Sie begann, in ihren Jackentaschen zu kramen. Jonas blickte sie neugierig an, dann begriff er: “Du hast ein schlechtes Gefühl?“ Sie nickte: “Daniel hat mir doch ... ah, hier!“ Sie zog den Wohnungsschlüssel hervor, zögerte dann aber und klingelte erneut, diesmal länger. Als wieder keine Antwort kam, schloss Sam die Tür auf. “Daniel?!“ Sie traten ein. Sams schlechtes Gefühl verstärkte sich urplötzlich. Sie vertraute auf ihre Instinkte, ließ Jonas stehen und rannte ins Wohnzimmer, dann in die Küchenecke.

“Jonas, ruf Janet!“

Der junge Mann sah sich nach dem Telefon um und entdeckte es auf der Kommode in der Diele. Sam schlug Daniel gegen die rechte Wange. “Daniel? Wach auf!“ Sie legte ihm eine Hand auf die Stirn. Sie war von kaltem Schweiß bedeckt und Sam biss sich auf die Unterlippe. Einer der Stühle war umgefallen und als Jonas in die Küche trat, hob er ihn wieder auf. “Sie ist unterwegs. Was ist mit ihm?“

“Ich weiß es nicht, Jonas“, murmelte Sam.

***

“In Ordnung, wie sieht es mit dem Schwindel aus?“ fragte Janet und zog die Decke in Daniels Bett zurecht. Er schüttelte den Kopf. Er war noch immer ziemlich blass, doch Janet nahm an, dass das schlimmste überstanden war. Sam und Jonas warteten im Wohnzimmer, gemeinsam mit Teal’c, der Janet hierher begleitet hatte, falls seine Hilfe von Nöten war.

“Okay, dann erklär mir mal, was passiert ist“, verlangte Janet und streichelte Daniels Wange. “Schwindel, Übelkeit, alles schwarz“, antwortete Daniel langsam.

“Linguist bist du also, ja?“ seufzte Janet. Daniel blickte zur Seite: “Ich habe mich mit Jack gestritten.“

“Schon wieder? Könnt ihr euch nicht vertragen? Es trifft Sam sehr ... Teal’c natürlich auch, aber vor allem Sam leidet darunter ... Jonas natürlich auch, denn er bekommt ab, was der Colonel nicht an dir auslassen will.“

Daniel schwieg. Janet seufzte erneut und küsste ihn kurz auf die Lippen. “Du solltest schlafen. Es ist spät und du hattest einen anstrengenden Tag.“

“Was du nicht sagst“, murmelte Daniel.

“Ich bleibe über Nacht hier. Du wirst also nicht alleine bleiben“, erklärte Janet.

“Was ist mit mir los?“ fragte Daniel.

“Du bist schlicht und einfach krank, Daniel. Von etwas, was du erlebt hast, erholt man sich nicht so einfach. Wie in Tschernobyl. Die Nachfahren der Menschen dort tragen noch immer die Folgen.“

Daniel nickte verstehend.

“Du musst einfach kürzer treten.“

“Ich trete kurz.“

“Ich meine, die Sache mit dem Colonel. Ihr solltet euch vertragen. Das wäre das Beste für alle.“ Janet streichelte Daniel über die Stirn und lächelte. Daniel konnte nicht anders, als zurückzulächeln: “Was ist?“

“Ich denke nur gerade nach, Dr. Jackson“, antwortete die Ärztin.

“Oh, und was ist Ihnen dabei aufgefallen, Dr. Fraiser?“

“Dass ich eine verdammt glückliche Frau bin“, antwortete sie.

***

Es war am nächsten Morgen, als es an Jacks Tür klingelte. Der Colonel stellte seine Kaffeetasse ab und ging, um zu öffnen. “Carter“, entfuhr es ihm überrascht.

“Sir, hey!“ grüßte sie. Er ließ sie eintreten. “Eine seltene Ehre“, meinte er. Sie nickte und blickte sich in Jacks Haus um. Er führte sie in die Küche. “Ich frühstücke gerade. Wollen Sie auch?“

“Nein, Sir ... aber wenn Sie noch Kaffee hätten“, meinte Sam.

“Für Sie doch immer“, antwortete Jack und lächelte sie an, während er ihr eine Tasse einschenkte. Sam lächelte zurück und nahm einen Schluck, bevor sie sagte: “Es geht um Daniel, Sir.“

“Ja?“ fragte Jack.

“Er ist gestern in seiner Wohnung bewusstlos zusammengebrochen.“

Jack ließ den Löffel mit Froot Loops sinken und starrte Sam erschrocken an. “Wie bitte? Aber ich war doch noch bei ihm“, meinte er verwirrt. Dann schlug er sich gegen die Stirn: “Ich hätte ihn nicht alleine lassen dürfen. Es ging ihm nicht gut, aber ich war ...“ Er brach ab und schüttelte den Kopf: “Wie geht es ihm?“ Sam zuckte mit den Schultern. “Den Umständen entsprechend. Heute ist er schon wieder relativ fit. Ich war eben bei ihm. Aber Janet hält ihn noch im Bett fest ... mindestens bis Morgen Mittag“, erklärte sie.

Es wurde eine Weile ruhig. “Er will Sie sprechen, Sir.“

“Nein“, antwortete Jack sofort.

“Wie bitte?“ fragte Sam überrascht. Jack schüttelte den Kopf: “Hören Sie, Carter. Gestern sind Dinge zwischen uns vorgefallen ... und ich will nicht mit ihm sprechen.“ Sam starrte ihn an. “Aber, Sir -“

“Das soll nicht heißen, dass ich ihn überhaupt nicht mehr sehen will, Carter. Ich will einfach im Moment nicht. Ich muss über einige Dinge nachdenken“, erklärte er langsam und schloss die Augen kurz, bevor er den Kopf schüttelte und einen Schluck Kaffee nahm.

“Sir ... Daniel will Sie sprechen.“

“Aber ich kann nicht mit ihm sprechen. Ich meine ... mir ist gestern nicht mal aufgefallen, wie schlecht es ihm ging. Ich bin rausgestürmt und -“

“Ich bin mir sicher, Sir, dass Sie nicht der einzige sind, der Fehler gemacht hat. Daniel kann ebenso stur sein, wie Sie ... manchmal sogar sturer“, erklärte Sam.

“Aber ich ... Carter, ich habe gestern praktisch unsere Freundschaft gekündigt.“

“Sir, was man in der Wut sagt, ist nicht immer so gemeint.“

“Ich habe Dinge getan, die nicht zu verzeihen sind.“

“Sie konnten nicht wissen, dass Daniel zusammenbricht.“

“ICH HABE IHN VERDAMMT NOCHMAL NICHT STERBEN LASSEN, CARTER!“

Sam zuckte zusammen.

“DARUM GEHT ES! ALLEIN DARUM!“ Jack war aufgesprungen und starrte Sam wütend an. Sie hielt ihren Kopf gesenkt.

“VERDAMMT NOCHMAL!“ schrie Jack und verließ die Küche. Sam hörte eine Tür laut zufallen und stieß die Luft aus. Sie fuhr sich über die Augen und atmete zittrig ein. Jack hatte sie noch nie dermaßen angeschrieen. Und sie hatte auch nicht erwartet, dass das jemals passieren würde.

Tränen bildeten sich in ihren Augen und sie stand auf. Sie musste gehen. Cassie wartete auf ihre Schachpartie. Sie trat aus der Küche und wollte gerade die Vordertür öffnen, als sich die Tür zum Bad wieder öffnete und Jack im Flur auftauchte. Er hatte sich inzwischen des Bademantels entledigt und Jeans über die Boxershorts und ein Hemd über das T-Shirt angezogen.

“Carter“, sagte er sanft und legte ihre Hand die Schulter. Sie drehte sich zu ihm um. “Oh, Carter!“ Er zog sie in seine Arme. “Es tut mir leid. Es tut mir so leid“, murmelte er, “Bitte gehen Sie nicht! Nicht so.“ Sie legte auch ihre Arme um ihn und barg ihr Gesicht an seiner Schulter. Sie standen lange so. Jack wusste am Ende nicht, wie lange es gedauert hatte, bis sie weiter gefrühstückt hatten.

***

Am nächsten Morgen hatte Jack lange genug über Sams Worte nachgedacht. Er hatte lange genug Argumente gesammelt und er hatte erst recht lange genug geschmollt.

Er stand auf, zog sich an und fuhr zu Daniel.

***

Als es klingelte, ging Daniel zur Tür. Janet war vor ein paar Minuten gegangen, möglicherweise hatte sie etwas vergessen.

Als er erkannte, wer wirklich vor seiner Tür stand, trat er automatisch ein paar Schritte zurück. “Jack“, meinte er.

“Hey!“ antwortete der Colonel.

“Komm doch rein“, meinte Daniel zögernd und Jack ging an ihm vorbei, während Daniel die Tür schloss. “Möchtest du etwas trinken?“ fragte der Archäologe und lud Jack ein, sich zu setzen. Der Colonel nahm an und nickte auf Daniels Frage hin. Ein paar Sekunden später stand eine Tasse Kaffee vor ihm. Daniel setzte sich ihm gegenüber. “Ich habe gehört, was passiert ist. Tut mir leid!“ sagte Jack und blickte Daniel abwartend an. Der andere Mann senkte den Blick und schüttelte den Kopf: “Dafür kannst du nichts.“

Er nahm selbst einen Schluck von seinem Kaffee. Es wurde eine ganze Weile still. Jack hielt es schließlich nicht mehr aus und fragte: “Worum geht es hier eigentlich?“ Daniel schüttelte den Kopf: “Um viele Dinge, Jack. Im Allgemeinen ... es hat sich einiges geändert. Ich bin nicht mehr derselbe.“

“Natürlich“, antwortete Jack. Daniel blickte überrascht auf.

“Du bist nur ... verletzlich und ... was ich damit sagen will, ist, dass wir irgendwo ein ernstes Problem miteinander bekommen haben. Aber ich komme nicht mehr mit ... wo?“ fragte Jack. Daniel räusperte sich. Er blickte Jack einige Augenblicke an, dann sagte er langsam: “An dem Punkt, an dem ich dich darum bat, mich sterben zu lassen.“ Jack blickte auf. Daniel schüttelte den Kopf: “Ich wusste, ich würde nicht wieder gesund werden, Jack.“

“Aber du hast uns. Carter, Teal’c, Fraiser, Cassie ... sogar Hammond ... wir brauchen dich und du brauchst uns. Daniel ...“ Jack brach ab. Es wurde wieder eine Weile ruhig, dann sagte Daniel: “Aber ich kann so nicht leben.“ Er blickte auf und traf Jacks Blick. “Es ist ... ich ... ich habe jetzt einen eindeutigen Beweis dafür erhalten, dass ich es ohne Hilfe nie schaffen werde, Jack. Weil ich immer wieder zusammenbrechen kann. Ich kann nicht zu Ausgrabungen gehen, ohne dass mich ein Arzt begleitet und wir müssten uns schon eine sehr gute Story ausdenken, um jedem Arzt außerhalb des SGC meine Krankheit zu erklären. Und im SGC kann ich kein Erst-Kontakt-Team mehr begleiten.“

“Aber du kannst auf Forschungsmissionen.“

“Nicht auf einer regulären Basis.“

“Irgendwann bestimmt wieder“, versicherte Jack. Daniel schüttelte den Kopf.

“Du willst kündigen?“ fragte Jack.

“Draußen bekomme ich keinen Job. Leider verjähren die Geschichten, die man ich über mich erzählt, nicht. Wer beschäftigt einen Archäologen, der an Aliens glaubt?“ fragte Daniel leise, “Und im SGC sitze ich am Schreibtisch ... die meiste Zeit und ... ich sehe nicht, dass ich irgendwo hin könnte… Du?“ Jack schüttelte langsam den Kopf: “Wohl nicht. Ich habe niemals darüber nachgedacht, dich aufsteigen zu lassen. Oma war da ... auf dieser Rampe und verwandelte sich in dieses Lichtwesen und ich dachte, du könntest unmöglich so werden. Es wäre genauso endgültig wie der Tod und das wollte ich nicht.“

Daniel nickte und lächelte bitter: “Das wolltest du nicht.“ Er starrte aus dem Fenster: “Aber ich.“ Jack blickte ebenfalls hinaus: “Es ... tut mir wahnsinnig leid, Daniel.“

“Das ist der Punkt“, antwortete der Archäologe. Jack blickte ihn fragend an. Daniel schien das zu bemerken, denn er lächelte bitter und antwortete: “Ich glaube dir nicht, dass es dir leid tut.“ Jack senkte den Blick. Daniel hatte Recht.

Es tat ihm nicht leid. Wie könnte es ihm Leid tun?

“Du hast mich verraten“, murmelte Daniel gedankenverloren. Jack schluckte und stand auf. Es hatte ihm einen Stich ins Herz versetzt, das zu hören. Aber Daniel lag richtig.

“Ich gehe dann“, meinte er.

“Ja“, antwortete Daniel. Jack wandte sich um und verließ ohne ein weiteres Wort die Wohnung. Er wusste, dass er mit dem Verlassen der Wohnung alles beendet hatte.

Daniel wandte den Blick und starrte auf Jacks Tasse. Er wusste, dass er mit seinem letzten Vorwurf alles beendet hatte.

***

Am nächsten Tag war Montag und Jack war pünktlich im Cheyenne-Mountain eingetroffen, um mit General Hammond zu sprechen. Gerade war Jack noch schnell in der Kantine auf einen Kaffee und in Sams Labor gewesen. Er hatte mit ihr gesprochen und war dann zu Teal’c gegangen, um ihm ebenfalls einen Guten Morgen zu wünschen.

Seine Entscheidung, ein neues Teammitglied betreffend, stand fest und er wollte sichergehen, dass seine beiden anderen Teamkameraden einverstanden waren, bevor er zu Hammond ging. Als sich jetzt die Fahrstuhltüren des Lifts öffneten, der Jack zu Hammonds Büro bringen sollte, stand Daniel darin. “Hey!“ sagte Jack und trat ein, drückte 28.

“Hey!“ antwortete Daniel und verschränkte die Arme. Es wurde still, während der Fahrstuhl sich fortbewegte. Jack wollte etwas sagen, doch ihm fiel einfach nicht die richtige Formulierung ein. Er wollte sich entschuldigen. Er wollte Daniel vorschlagen, sich mit ihm auf ein Bier zu treffen und die Sache aus der Welt zu schaffen. Er wollte, dass alles wieder wie früher wurde. Er wollte es so sehr. Doch er wusste nicht, ob Daniel es auch wollte. Daniel atmete still ein und dann langsam wieder aus, um sich zu beruhigen.

So still war es zwischen ihnen noch nie gewesen. Es war unpersönlich, es war ... fürchterlich! Er wollte Jack sagen, dass es ihm leid tat, aber er wusste nicht wie. Er wollte sich nicht länger so kindisch benehmen. Er hatte das Gefühl, alles wäre auf einer Stelle festgefahren.

Die ganze Sache war so persönlich, dass er sie nicht mehr ansprechen wollte, doch er wusste, um mit Jack ins Reine zu kommen, musste er das. So entschied er sich dafür, zu warten und dann mit Jack zu reden, wenn sich alles etwas abgekühlt hatte.

Er wollte, dass wieder alles wie früher wurde. Doch er wusste nicht, ob Jack es auch wollte.

Der Fahrstuhl hielt und Daniel stieg aus.

“Bis dann!“ murmelte Jack.

***

Jack klopfte an die Tür zu Hammonds Büro. “Herein!“ rief der General. Jack trat ein und schloss die Tür hinter sich. Der General lächelte erfreut: “Jack, was kann ich für Sie tun?“ Der Colonel setzte sich. “Sir, ich habe eine Entscheidung bezüglich ... eines neuen Teammitgliedes getroffen. Carter und Teal’c sind einverstanden“, erklärte er. Der General nickte und wartete, bis Jack fortfuhr. “Ich denke, Jonas Quinn wäre ein passendes Ersatzmitglied“, sagte Jack schließlich. Der General runzelte die Stirn: “Wie bitte?“

Jack hob die Augenbrauen: “Was? Ist er schon vom Markt?“

“Colonel, es ist allgemein bekannt, dass Sie mit dem Jungen nicht zurecht kommen“, meinte Hammond.

“Gut, dann wird sich ja nichts ändern“, lächelte Jack. Hammond schüttelte den Kopf: “Ich denke, Sie sollten diese Entscheidung noch einmal überdenken.“

“Ich will Quinn. Er hat es verdient. Er ... na ja, ich war nicht gerade sehr nett zu ihm. Wir werden es versuchen. Wenn es nicht klappt, suche ich mir jemand anderen.“

Der General wollte gerade widersprechen, da sagte Jack schnell: “Ich werde ihn nicht töten. Das verspreche ich, General.“ Er grinste, um seinen Witz wirken zu lassen, doch Hammond stützte die Arme auf dem Tisch ab und lehnte sich vor, um Jack in die Augen zu blicken. “Colonel ... Jack, Sie haben eine Woche Zeit, um diese Entscheidung zu überdenken. Sehen Sie noch einmal alle Akten durch und sagen Sie mir dann, wer Ihnen gefällt.“

Jack schüttelte den Kopf: “Sie verstehen nicht, Sir. Ich will Jonas wirklich im Team haben. Er ist ... es würde Carter so glücklich machen, Sir. Sie wissen, dass die beiden beinahe ständig zusammen irgendwelche ... Dinge erforschen, die ... keiner versteht.“

“Also gut“, seufzte Hammond. Jack stand auf. “Danke, Sir. Ich sage Jonas Bescheid.“

Hammond beobachtete, wie Jack das Büro verließ und schüttelte den Kopf. “Wenn das mal gut geht.“

***

“Das meinst du ernst?“ fragte Jonas zum tausendsten Mal.

“Ja, Jonas“, antwortete Jack. Der jüngere Mann kniff misstrauisch die Augen zusammen: “Hier gibt es nicht zufällig noch einen weiteren Tag, der dieselbe Funktion hat, wie der 1. April, oder?“

“Herr Gott!“ fluchte Jack und kam um den Schreibtisch herum, bevor er Jonas an den Schultern packte und sagte: “Du bist im Team! Leb damit oder sag mir, dass du raus willst!“ Jonas begann zu lächeln: “Ich danke dir.“ Jack lächelte zurück: “Schon okay.“ Er ging. Jonas blieb grinsend zurück.

***

“Hallo, schöne Frau!“ sagte Daniel und kam in Janets Büro. Er schloss die Tür hinter sich. Sie blickte auf und lächelte ihn an. “Hallo, schöner Mann!“

Er zog sie in seine Arme und küsste sie auf die Stirn. “Bloß nicht zu romantisch, ha?“ neckte Janet.

“Wir sind im Berg“, antwortete Daniel. Janet lächelte und überlegte einige Augenblicke, dann sagte sie: “Du hast doch sicher von dieser Ausgrabung gehört, die die Archäologen einiger Teams auf P8F-592 durchführen?“ Daniel blickte sie fragend an. “Sicher“, antwortete er. Eine alte Goa’uld-Kolonie war gefunden worden. Sie war verlassen und verfallen, doch es schien so, als wäre noch immer etwas von dem Naquadah, das früher in den nahen Bergen abgebaut wurde, vorhanden. Seit einigen Wochen arbeiteten also Archäologen und Geologen zusammen, um dem Geheimnis dieser verfallenen Kolonie auf die Spur zu kommen.

“Sam war ganz aufgeregt wegen des Naquadah“, erinnerte Daniel sich lächelnd.

“Genau“, bestätigte Janet und sie spielte mit Daniels Kragen während sie sprach: “Ich muss als Ärztin dorthin, da es ganz so aussieht, als würde dort für längere Zeit gearbeitet werden. Die Bergregionen sind sehr gefährlich und deshalb kommt es häufig zu Verletzungen bei den Geologen, die die Minen erforschen. Dr. Warner kehrt morgen zurück und ich wurde von General Hammond gebeten, die nächsten zwei Wochen dort zu bleiben, bis der nächste Arzt wieder übernimmt. Und du wirst mitkommen.“

Daniel trat zurück. “Ich?“

“Ja, Dr. Jackson, Sie“, lachte Janet. Daniel lächelte: “Das meinst du ernst?“

“Aber sicher!“ lachte Janet.

“Ich darf? Ausgrabungen machen?“

“Alles sieht gut aus und ich dachte, möglicherweise tut dir etwas Abwechslung sehr gut“, erklärte Janet. Daniel umarmte sie und begann sie zu küssen. Janet lachte und kämpfte sich frei. “Aber Dr. Jackson! Wir sind doch im Berg“, neckte sie.

***

“So, Colonel, dann wollen mir mal sehen!“ meinte Janet und leuchtete in Jacks Augen. “Wer hat sich diesen monatlichen Check-Up-Quatsch eigentlich ausgedacht?“ murmelte dieser verärgert.

“Ach, tun Sie doch nicht so, als würden Sie es nicht genießen, hierher zu kommen!“ neckte Janet.

“Ich genieße es ganz und gar nicht und außerdem bin ich eine Woche zu früh“, antwortete Jack beleidigt.

“Nun Colonel, Sie wollen doch nicht, dass Dr. Warner Ihren Check-Up macht, oder?“ fragte Janet. Jack blickte sie verwirrt an. “Bekommen Sie nächste Woche Urlaub?“ fragte er. Janet lächelte: “Nein, ich werde morgen für zwei Wochen nach P8F-592 reisen und dort als Ärztin stationiert sein.“

“P8F ...“, wiederholte Jack langsam.

“Ausgrabungen und Naquadah ... viele Geologen und Archäologen“, fasste Janet zusammen.

“Oh ja!“ fiel es Jack ein, “Carter war ganz begeistert von diesen Naquadah-Werten.“

“Stimmt“, antwortete Janet und nahm Jacks Puls. “Und Sie lassen Daniel zwei Wochen allein?“ fragte Jack.

“Wieso allein?“ wollte Janet wissen.

“Sie sind doch noch ein Paar, oder nicht?“ fragte Jack. Janet lächelte verlegen und nickte: “Ja, Sir.“

“Also?“ fragte Jack.

“Er wird mitkommen. Er wird Ausgrabungen machen und ich werde Patienten versorgen“, antwortete Janet.

“Wie bitte? Auf Mission?“ fragte Jack fassungslos.

“Ja. Ich dachte, Sie wüssten es“, antwortete Janet schlicht.

“Aber ... er ist doch erst vor kurzem zusammengebrochen“, erinnerte Jack sie. “Ja“, antwortete Janet schulterzuckend. Jack stieß verärgert die Luft aus.

“Sir, Daniel braucht eine Luftveränderung und ich kann sie ihm geben. Ich kenne seine Symptome und seine Krankheitsgeschichte. Kein anderer Arzt im SGC kennt sich so gut mit seinem aktuellen Zustand aus wie ich. Und ich werde mitgehen und jederzeit für ihn erreichbar sein. In zwei Wochen ist er wieder hier“, erklärte die Ärztin.

“Wenn wir Glück haben!“ sagte Jack. Janet hielt inne und blickte an: “Wie bitte?“

“Wenn er nicht zufällig einen Anfall bekommt, wo keiner bei ihm ist ... im Wald oder wo er sich immer rumtreibt! Und dann liegt er da ... und ... und erfriert oder so was und Sie würden es nicht einmal bemerken! Soweit ich weiß, ist doch dort so was wie eine Eiszeit!“ sagte Jack. Janet schüttelte den Kopf: “Er bleibt im Lager.“

“Das sagen Sie! Sie kennen Daniel doch!“

“Colonel, würden Sie sich bitte beruhigen?!“ fragte Janet. Jack stand auf. “Bin ich fertig?“ fragte er. Janet nickte. Er stürmte davon. Janet starrte ihm kopfschüttelnd hinterher.

Jack lehnte sich gegen die Wand im Lift, während er darauf wartete, dass er auf Ebene 18 und bei Daniels Büro ankam. Er wusste nicht wieso, aber er hatte ein schlechtes Gefühl, was diese Mission anging.

Ein sehr schlechtes.

***

Jack klopfte entgegen seiner Gewohnheiten an Daniels Bürotür, bevor er eintrat. Der junge Mann blickte auf und zog die Stirn in Falten, als er Jack erblickte. “Hey!“ grüßte er dann und wandte sich wieder seinen Aufzeichnungen zu.

“Hi, Daniel!“ Jack stellte sich auf die andere Seite des Schreibtisches. “Kann ich kurz mal mit dir über die anstehende Mission reden?“ fragte er.

“P8F-592 meinst du?“ fragte der junge Mann gelassen zurück. Jack nickte und sagte dann: “Du kannst nicht wirklich dorthin.“ Daniel blickte auf und starrte Jack mit hochgezogenen Augenbrauen an. “Bitte?“

“Du kannst nicht dorthin. Dort ist es kalt und -“

“Jack.“ Daniel blickte ihn eisern an. Der Colonel hatte einen abwartenden Gesichtsausdruck aufgesetzt. “Ja?“ fragte er dann.

“Raus hier!“ Daniel hatte nur leise gesprochen.

Jack starrte ihn an. “Bitte?“

“Ich denke nicht, dass es noch weiterhin einen Sinn hat“, sagte Daniel, vermied es, Jack in die Augen zu sehen. Der Colonel richtete sich auf. “Du beendest es“, sagte er nüchtern. Daniel nickte.

“Okay, dann ... schätze ich, ich habe es verdient“, murmelte Jack. Daniel blickte zu Boden.

“Okay“, sagte Jack langsam und wandte sich um, um das Büro zu verlassen. Daniel verschränkte die Arme auf dem Tisch und legte seinen Kopf darauf. Er atmete tief durch.

***

Jack starrte emotionslos gegen die Lifttüren, als dieser los fuhr. Auf halber Strecke fluchte er laut: “Verdammt!“ Er trat auf die Liftwand ein, bis dieser hielt und stürmte den Gang hinunter in sein Büro. Er hatte kampflos aufgeben. Warum hatte er kampflos aufgegeben?

Und Jack musste sich eingestehen, dass er auch keinen Sinn mehr in seiner Freundschaft zu Daniel sah.

***

Daniel war weg! Jack starrte das geschlossene Tor an, durch das sein ehemaliger Freund gerade gemeinsam mit Janet verschwunden war.

“Colonel?“

Er drehte sich zu Jonas um. “Kann ich dich kurz mal sprechen?“ fragte der junge Kelownaner.

“Sicher!“ seufzte Jack und folgte ihm in den Konferenzraum. “Mich beschäftigt seit einiger Zeit diese Ruine, die SG-6 ...“ Jonas hielt inne, als er bemerkte, dass Jack nicht zuhörte. “Colonel?!“

Jack blickte auf: “Ja?“

“Hörst du mir zu?“ fragte Jonas verwirrt und tippte auf die DIN A3- Zeichnung, die er von den Ruinen angefertigt hatte.

“Klar. Entschuldige, Jonas!“ murmelte Jack. Der junge Mann seufzte. “Du solltest mit Dr. Jackson reden“, erklärte er. Jack starrte ihn an. “Wie kommst du darauf, mir Tipps zu geben?“ fragte er verärgert.

“Weil du offenbar nicht alleine mit diesem Problem weiterkommst“, erwiderte Jonas.

“Hör mir mal gut zu, mein Junge, du verstehst nur halb so viel von dieser Welt, wie ich ... wenn nicht weniger. Bloß, weil ich dich in mein Team genommen habe, bedeutet das noch lange nicht, dass ich mir Ratschläge von dir anhören muss“, sagte Jack wütend. Er stand auf und wollte den Raum verlassen, doch Jonas rief: “Ich weiß, dass du es willst!“ Jack blieb stehen, drehte sich jedoch nicht zu Jonas um. “Du traust dich nur nicht, offen zu sprechen“, erklärte der jüngere Mann.

“Du wirst mir nicht erklären, was ich zu tun und was ich zu lassen habe, Jonas!“ rief Jack erzürnt. Hammond kam aus seinem Büro. “Colonel, gibt es hier ein Problem?“

Jack blickte Jonas noch einige Momente lang hasserfüllt an, dann sagte er: “Nein, General.“ Er verließ den Raum mit schnellen Schritten.

“Mr. Quinn?“ fragte Hammond. Jonas schluckte. “Nein, General.“

***

Sam blickte Jack einige Zeit an, bevor sie sagte: “Möglicherweise haben Sie falsch gehandelt.“ Jack starrte sie an und stieß sich von der Wand ab, an der er gelehnt hatte.

“Möglicherweise? Möglicherweise?! Carter! Sie haben gesagt, ich soll mit Daniel reden!“ erklärte er wütend. Sams Lippen verschmälerten sich zu einem dünnen Strich. “Ich bin schuld, ja?“ fragte sie. Sie behielt den gewünscht frechen Ton bei, war sich wohl bewusst, dass es sich hierbei nicht um eine Arbeitsdiskussion handelte, bei der sie ihren Colonel Respekt zollen musste.

Nicht dieses Mal! Sie hatte genug davon, dass er sie als Punching-Ball benutzte!

“Sie! Sie kommen an, sagen mir, dass es Daniel nicht gut geht und wollen, dass ich mit ihm rede ...“

“Bei allem Respekt, Sir ... wagen Sie es nicht, mich für Ihre Probleme verantwortlich zu machen!“ rief Sam.

“Warum reagiert er nur so ... zickig?! Was habe ich ihm getan, Carter?“

“Er fühlt sich verraten!!“ rief Sam. Sie atmete tief durch und antwortete: “Es ist doch so, Sir: Sie glauben, das Richtige getan zu haben, obwohl Daniel Sie darum gebeten hatte, ihn nicht zu heilen! Und jetzt müssen Sie mit den Folgen klarkommen, denn Sie allein haben sie provoziert! Dass Daniel wütend auf Sie ist, ist eine verständliche Reaktion! Sie müssen bedenken, dass er nie wieder seinen ursprünglichen Gesundheitszustand erreichen kann!“ Jack starrte sie an. Sam zitterte leicht vor Aufregung, als sie hinzufügte: “Ich denke, er hat Angst, Sir! Und Sie auch.“

Jack blickte sie einige Augenblicke lang an, dann wandte er sich um und verließ das Labor. Sam ließ sich auf ihren Stuhl fallen und barg das Gesicht in den Händen. Noch nie hatte sie sich so hoffnungslos gefühlt.

Und sie verstand weder Jack noch Daniel. Die beiden hatten all die Jahre, in denen sie zusammengearbeitet hatten, eine wunderbare, vielleicht manchmal etwas merkwürdige Freundschaft geteilt.

Sie konnte nicht begreifen, wie so etwas zerbrechen konnte – daran, dass Jack nicht gesagt hatte, ihr Vater solle mit der Heilung aufhören.

Sicher fühlte Daniel sich verraten. Er war wehrlos gewesen, als Jacob ihn geheilt hatte.

Er hatte seine Wünsche nicht weiter vermitteln können. Er hatte seinen besten Freund gebeten, ihn quasi zu töten, doch dieser hatte seinen Wunsch nicht erfüllt.

Aber für beste Freunde musste doch eine Zeit der Vergebung kommen!

“Sam?“

Sie blickte auf und erkannte Jonas in ihrer Tür. Er sah besorgt aus. “Geht es dir nicht gut?“

Sie stand auf und ging auf ihn zu, um ihn in die Arme zu schließen. Verwirrt erwiderte er die Umarmung. “Was ist passiert?“ fragte er.

“Das Übliche ... aber ich kann nicht mehr. Ich glaube, es ist vorbei“, flüsterte Sam.

***

“Teal’c?“ fragte Jonas und setzte sich zu dem Jaffa an einen Tisch in der Kantine. “Jonas Quinn“, antwortete der Jaffa. Jonas nestelte nervös mit einer Serviette herum, die auf dem Tisch liegen gelassen worden war und fragte: “Wie siehst du das Problem zwischen Colonel O’Neill und Dr. Jackson?“ Teal’c schob sich eine Gabel Nudeln in den Mund und antwortete: “Ich kann mich dazu nicht äußern. Ich bin nicht beteiligt.“

“Aber du wirst doch wohl eine Meinung haben. Ich meine ... sie sind doch Freunde“, erklärte Jonas. Teal’c hielt inne und blickte den jungen Mann vor sich an. “O’Neill und Daniel Jackson werden schon wissen, was sie tun.“

“Das Gefühl habe ich nicht. Ich glaube, dass Sam Angst davor hat, Colonel O’Neill und Dr. Jackson könnten ihre Freundschaft beenden“, erklärte Jonas.

“Wie kommst du darauf?“ fragte Teal’c.

“Sie ... als ich vorhin in ihr Büro kam, war sie völlig verstört. Kurz zuvor war Colonel O’Neill gegangen. Er sah sehr wütend aus, Teal’c. Major Carter sagte, es sei vorbei“, berichtete Jonas. Teal’c nahm sein Mittagessen wieder auf. “O’Neill und Daniel Jackson werden den richtigen Weg finden, Jonas Quinn. Wenn sie ihre Freundschaft beendet haben, so werden sie bald erkennen, dass das keine Option ist und sie werden wieder reden. Bisher war es immer so.“

“Ich glaube, du unterschätzt die Situation“, meinte Sam und setzte sich zu den beiden. Teal’c neigte kurz zur Begrüßung den Kopf und sagte dann: “Ich glaube das nicht.“ Sam schüttelte den Kopf und fuhr sich mit ihrer Hand durch das blasse Gesicht. “Teal’c, Daniel hat Colonel O’Neill vertraut. Er bat ihn um den Tod und ... er hat mir mehr von Oma erzählt und ich glaube inzwischen, dass er sich nichts sehnlicher wünscht, als bei ihr zu sein.“

Teal’c musterte den Major prüfend: “Und du bist verletzt deswegen?“ Sam blickte erstaunt auf. “Ich ...“

Teal’c blickte sie so durchdringend an, dass sie jegliches Abstreiten aufgab. “Ja ... aber ich verstehe den Colonel und ihn einfach nicht“, erklärte sie, “Ich glaube, sie haben Angst.“

“Sicher. Dr. Jackson muss ein völlig neues Leben beginnen“, meinte Jonas schulterzuckend und Teal’c fügte hinzu: “Und O’Neill macht sich Sorgen, dass er falsch entschieden hat.“

“Fragt sich nur, warum keiner von ihnen das gegenüber dem anderen zugibt“, meinte Sam.

“Stolz kann verletzen“, erklärte Teal’c. Sam nickte. “Wie es scheint auch zerstören.“

***

“In Ordnung, SG-1! Sie haben sich einen Urlaub verdient! Am besten machen Sie in einer Woche weiter. Also, Montagmorgen hier!“ sagte Hammond nach einer komplizierten Mission des neu zusammengestellten Teams und stand auf. Sie hatten ein Mutterschiff bergen wollen und waren gescheitert.

Irgendwo auf dem Meeresgrund freuten sich sicher die Fische über ihre neue Behausung. Doch es würde nicht lange dauern, bis ein Bergungsteam anrückte.

Jack und Sam hatten in den letzten Tagen höflich, aber distanziert miteinander agiert.

Jonas ging dem Colonel geflissentlich aus dem Weg, doch die wenigen Male, die sie sich sahen, unterhielten sie sich über Daten, Missionen und Briefings. Die Briefings waren zäh, da keiner mit den Gedanken richtig bei der Sache war. Auf einer ihrer Mission waren sie in einen Hinterhalt geraten, den selbst ein Anfänger hätte erkennen können. Die Eingeborenen waren harmlos gewesen, doch genauso gut hätten es Jaffa sein können. Hammond stand auf und SG-1 erhob sich ebenfalls, um zu gehen.

“Einen Moment noch!“ bat General Hammond. Sie drehten sich zu ihm um. “Ich gebe Ihnen diesen Urlaub nicht aus Mitleid wegen der vielen Arbeit, die Sie in den letzten Tagen hatten. Ich erwarte, dass Sie über Ihre Zusammenarbeit nachdenken. Wenn ich weiterhin diese gespannte Stimmung zwischen Ihnen fühle, wird das Team getrennt, habe ich mich klar ausgedrückt?“

“Ja, Sir“, antworteten Sam und Jack gleichzeitig. Jonas senkte betroffen den Blick. Teal’c nickte knapp.

“Dann bis zur Ihrer nächsten Mission!“ sagte Hammond und verschwand in sein Büro.

***

Sie zogen sich um. Es war still in der Umkleide. “Was haben Sie in Ihrem Urlaub vor, Sir?“ fragte Sam, bemühte sich, Normalität in die Situation einzubringen und versagte kläglich, als sie den Blick des Colonels bemerkte, der auf Jonas Spind hängen blieb – dort, wo früher einmal Daniels gewesen war. “Ich gehe angeln“, antwortete er schließlich knapp.

“Viel Spaß!“ wünschte Sam und beobachtete, wie Teal’c ihr aufmunternd zunickte und den Raum verließ. Sie lächelte ihm hinterher. Jack ließ seine Sporttasche auf die Bank fallen und Jonas drehte sich in ihre Richtung, um sich auf die Bank zu setzen und sich die Schuhe zuzubinden. Jack bemerkte, dass er sich zivil gekleidet hatte.

Auf seinen fragenden Blick hin erklärte Jonas: “Ich gehe ins Kino.“ Jacks Blick wanderte zu Sam. Auch diese blickte erstaunt zu Jonas. “Du gehst ins Kino? Alleine?“ fragte diese und ein Lächeln breitete sich auf ihrem blassen Gesicht aus, als er antwortete: “Nein.“ Dabei wollte er es offenbar belassen und er richtete sich wieder auf. “Bis dann!“ Er wollte den Raum verlassen, doch Jack rief ihn noch mal zurück. “Hey, Jonas!“

Der junge Mann drehte sich zu ihm um. “Diese Tauchaktion auf dem Mutterschiff ...“, meinte Jack und lächelte dem Kelownaner kurz zu, “Guter Job!“ Jonas grinste: “Danke, Colonel!“ Mit diesen Worten und einem Lächeln in Sams Richtung war er verschwunden. Sam setzte sich, um ihre Schuhe zuzubinden: “Das war nett, Colonel!“ Jack zuckte mit den Schultern: “Ich habe nur die Wahrheit gesagt.“ Er blickte zu Sam und überlegte einige Augenblicke, dann gab er zu: “Der Junge ist clever. Ich bin froh, dass ich Ihrem Rat gefolgt bin. Danke, Carter!“

“Kein Problem, Sir.“ Sam wusste, sie befanden sich auf einem guten Weg. Jack nahm seine Tasche hoch und ging zur Tür, drehte sich noch ein Mal um: “Carter?“ Sie blickte fragend zu ihm. “Wollen Sie angeln gehen?“

Sie lächelte strahlend und Jack konnte nicht anders, als ebenfalls zu lächeln. “Nein, Sir ... ich habe zu tun.“

“Schade!“ meinte er schulterzuckend.

“Aber ... danke, Colonel. Wir sind okay?“

Er nickte: “Ja ... und Daniel und ich werden auch wieder okay sein. Carter, wir hatten solche Streits schon öfter, als Sie denken. Sie bekommen es nur nie mit. Wir wollten euch nicht reinziehen. Die Situation war einfach ...“ Er schüttelte hilflos den Kopf. “Wir kommen in Ordnung!“ versprach er dann noch einmal. Sam seufzte: “Ja, Sir. Das werden Sie.“ Kurz bevor er den Raum verlassen hatte, drehte Jack sich erneut um: “Und Sie wissen nicht zufällig, wer mit Jonas ins Kino geht?“ Sie lachte und schüttelte den Kopf.

***

Sam hatte nicht anders gekonnt. Die Bitte, Daniel auf der Forschungsstation besuchen zu dürfen, war schnell General Hammond vorgetragen worden und als sie zusätzlich erwähnte, dass die Daten, die das Wissenschaftsteam inzwischen gesammelt haben musste, genau das Richtige für sie wären um zu entspannen, hatte sie ihn überredet.

Außerdem hätte er sowieso jemanden zu einem Tagesauflug dorthin schicken müssen, um die Daten abzuholen und einige Fundstücke zu überführen. Hammond bemerkte den fröhlicheren Ausdruck in Sams Augen und fragte: “Ist das Team in Gefahr, Major?“ Sie lächelte ihn an. “Nein, Sir. Niemals!“ Mit diesen Worten und einem Nicken verließ sie Hammonds Büro. Der General lächelte der jungen Frau hinterher.

***

“Sam!“ Janet schloss sie in die Arme, nachdem der Major aus dem Tor gekommen war. “Hey, Janet!“ Sie ließ ihren Blick über das friedliche, wenn auch von Schnee bedecktem Tal wandern und atmete tief durch. “Es ist schön hier“, sagte sie.

“Ja, nicht wahr?“ Janet deutete einladend auf das Lager der Wissenschaftler nur wenige 100 Meter entfernt. Sam betrachtete die großen Kuppeln der Forschungseinrichtungen mit den Gemeinschaftslabors, den Quartieren und die kleineren Forschungszelte mit Einzellabors am Rand des Lagers, wo auch einige Soldaten campierten.

“Du hast Glück“, sagte Janet, “letzte Nacht ist der Generator ausgefallen. Ich kann dir sagen, wir haben wahnsinnig gefroren. Aber jetzt läuft er wieder und alle Zelte sind warm.“ Sie lachte.

“Aber man kann hier leben?“ fragte Sam grinsend.

“Oh, sicher. Die vergangenen Tage waren nicht schlecht.“

“Deine erste Mission dieser Art, oder?“

Janet nickte. Sam atmete die frische Luft ein.

“Was treibt dich hierher?“ fragte Janet amüsiert.

“Oh, Urlaub! SG-1 hat eine Woche Pause.“

“Hört sich gut an.“

Sam nickte.

“Wie geht’s Jonas?“ wollte Janet wissen.

“Er und der Colonel befinden sich auf gutem Wege“, antwortete Sam lächelnd.

“Freut mich das zu hören.“

“Und Daniel?“

Janet seufzte sorgenschwer: “Er leidet darunter. Ich meine jetzt nicht die Verstrahlung. Er leidet unter dem ganzen Streit. Ich habe das Gefühl, er will sich mit dem Colonel versöhnen, aber er weiß nun einmal auch, dass sein Standpunkt richtig ist und will nicht nachgeben. Er ist das sture, typische Ich des Daniel Jackson.“ Sam lächelte, dann wurde sie ernster: “Ich weiß, der Colonel will sich mit ihm vertragen. Doch seinen Standpunkt völlig aufgeben will er sicher auch nicht.“

“Die beiden Jungs stehen auf verschiedenen Seiten mit einer schmalen Brücke als Verbindung, aber sie wollen sich nicht in der Mitte treffen, da diese sonst einstürzen könnte. Sie wollen, dass der andere schnell herübergelaufen kommt“, sinnierte Janet.

“Dr. Fraiser, das sind ja ganz neue Seiten“, lachte Sam. Sie näherten sich nun allmählich dem Stützpunkt. “Wo ist er?“ fragte der Major. Janet nickte auf eines der einzeln stehenden Zelte: “In seinem Labor.“

***

Daniel legte die Kreide auf den Rand der Tafel und ging zu dem Laptop hinüber, der auf dem Metalltisch stand. Er setzte sich und begann, einen zusammenfassenden Bericht zu schreiben, wobei er immer wieder auf die Tafel neben ihm blickte, auf der er die Übersetzung der Runen aufgeschrieben hatte.

“Klopf, klopf!“ rief jemand vom Eingang her. Daniel drehte sich um: “Sam!“ Freudig ging er auf sie zu und schloss sie in die Arme. “Schön dich zu sehen. Was tust du hier?“ fragte er und bot ihr Kaffee an. Sie nickte und nahm dankbar die Tasse entgegen: “Ach, weißt du, ich war gerade in der Gegend.“ Sie musterte ihn aufmerksam. “Du siehst gut aus.“

Daniel senkte den Blick: “Lass das bloß nicht Janet hören. Sie kann eifersüchtig sein wie keine Frau, die ich bisher kannte.“ Sam lachte: “Das war ganz auf deine Gesundheit bezogen.“

“Oh, ich nehme meine Medikamente, esse regelmäßig, schlafe genug ... arbeite sozusagen an der frischen Luft“, erklärte Daniel und neigte den Kopf forschend zur Seite, als er fragte: “Was tust du denn nun hier?“

“Wir haben Urlaub. Grüße von allen!“ sagte Sam.

“Danke, zurück“, antwortete Daniel.

“Daniel, der Colonel will alles wieder in Ordnung bringen. Das weißt du, oder?“

Daniel senkte den Blick: “Sam -“

“Du solltest nicht hier sein. Du solltest zur Erde zurückkehren und mit ihm reden“, erklärte Sam. Daniel schüttelte den Kopf: “Ich brauche noch Zeit, Sam. Und er auch.“

“Er hat gesagt, alles kommt wieder klar zwischen euch.“

Daniel senkte den Blick. Sam begann, sich Sorgen zu machen: “Daniel?“

“Das wird es“, erwiderte er schnell. Sam schwieg einen Moment, bevor sie fragte: “Nur wann?“ Daniel antwortete nicht.

“Kannst du nicht über deinen Schatten springen und ihm einfach alles erklären?“

“Über meinen Schatten springen? Sam, er hat mein Leben ruiniert!“

“Du weißt doch gar nicht, was geschehen wäre, wenn du aufgestiegen wärst.“

“Ich wäre gesünder, als ich es jetzt bin. Sam ... er hat mich verraten. Er hat mir ins Gesicht gesehen, während er Jacob nicht gesagt hat, aufzuhören. Wir standen in dieser anderen ... Bewusstseinsebene und er hat mit ins Gesicht gesehen und nichts getan!“

“Er wollte nur nicht, dass du stirbst. Er wollte dich nicht verlieren.“

“Ich habe eine Frage an dich, Sam: Was, wenn ich dich gewählt hätte?“

Sam senkte den Blick.

“Was, wenn ich dich gewählt hätte und wir ständen in dieser anderen Bewusstseinsebene und ich würde dich bitten, Jacob zum Aufhören zu bewegen? Was hättest du getan?“ Daniels Stimme war leiser geworden. Er hing an dieser Antwort. Sam wusste das. Sie blickte auf: “Ich hätte Dad gesagt, er soll aufhören.“

“Hättest du?“ fragte Daniel, seine Augen erforschten ihren Blick. Sam nickte: “Ganz sicher.“ Daniel seufzte und sagte dann: “Ich werde darüber nachdenken.“

***

Das Tor schloss sich hinter dem Major und Daniel starrte noch einige Zeit auf den leeren Ring. Dann ging er zum Lager zurück und direkt in das Zelt, das er mit Janet und drei anderen Wissenschaftlern bewohnte. Er ließ sich auf sein Bett sinken und starrte an die Zeltdecke.

“Daniel?“ Janet trat ein und setzte sich an den Rand des Bettes, ihre Hand an seiner Wange. “Daniel, ist alles in Ordnung?“

Er blickte zu ihr. “Nein. Eigentlich ... nicht. Laut Sam will Jack sich wieder vertragen.“

“Das ist doch gut, oder?“ fragte Janet. Daniel seufzte: “Ja, es ist nur ... ich weiß nicht, ob ...“ Er brach hilflos ab.

“Du weißt nicht, ob du damit klarkommst, was er getan hat?“ fragte Janet. Daniel schloss die Augen.

“Daniel, um ganz ehrlich zu ein: Ihr beide liegt falsch. Jeder auf seine Art. Und ihr beide liegt richtig ... jeder auf seine Art. Colonel O’Neill hätte dich nicht verraten dürfen und du solltest ihm das nicht ewig vorhalten. Er wollte nur einen Freund beschützen und du wolltest etwas bewirken, weil du wusstest, wie das ganze enden würde, sollte Jacob dich heilen. Aber ihr bringt euch um, wenn ihr weiterhin streitet.“

Daniel schüttelte den Kopf: “Janet ...“

“Es braucht Zeit“, sagte sie, beugte sich vor und küsste ihn auf die Lippen, “Es braucht einfach nur etwas Zeit.“

Einige Tage später:

Das Telefon klingelte. Jack seufzte, richtete sich auf und griff nach dem schnurlosen Hörer, der auf dem Wohnzimmertisch lag. Der Urlaub tat ihm gut. Er hatte noch ein Mal über alles nachdenken können und war sich inzwischen fest entschlossen, alles mit Daniel wieder ins Reine zu bringen.

Gleichgültig, ob der Wissenschaftler das genauso sah. Aber wenn Daniel noch genauso war wie vor dem Unfall, dann würde er zweifellos Jacks Idee zustimmen. “O’Neill?“

“Colonel, kommen Sie auf der Stelle in die Basis.“

“Sir? Ich habe Urlaub! Wenn die Asgard mich brauchen, sollen sie mich hochbeamen und ich sehe, was ich tun kann, aber die -“

“Es geht um das Wissenschaftsteam auf P8F-592.“

Jack erstarrte: “Daniel und Fraiser?“

“Ja. Sie haben ihren Check-in verpasst und als wir ein UAV sendeten, sahen wir, dass sie angegriffen wurden. Das Lager ist vollkommen zerstört.“

“Ich bin in ein paar Stunden da“, sagte Jack und legte auf.

***

“In Ordnung, Leute! Wir vermissen 18 Personen, davon 10 Zivilisten! Auf der anderen Seite lauern möglicherweise noch immer Jaffa in den Wäldern, doch die UAVs konnten uns keinen Aufschluss darüber geben, ob sie nicht vielleicht schon wieder fort sind! Wenn Sie Personen finden, geben Sie den Status und den Namen an das Basislager weiter, wo bereits ein SG-Team auf uns wartet! Wir wollen nach Möglichkeit jeden Vermissten finden! Auf der anderen Seite Aufstellung nehmen! Los!“

Jack gab ein Handzeichen und die drei Teams, die SG-1 begleiten sollten, machten sich auf den Weg. Sam, Jonas und Teal’c blieben noch bei ihm stehen, als Hammond auf sie zukam. “Bringen Sie unsere Leute sicher zurück, Jack!“

Der Colonel senkte den Blick. Er wusste, diese Bitte war unmöglich zu erfüllen. Die Jaffa hatten schnell und leise angegriffen und nicht alle würden überlebt haben.

“Ich versuche es, Sir!“

***

Eisiger Wind zerrte an ihren Kleidern, während Jack und Teal’c durch den Wald liefen, immer nach Vermissten Ausschau haltend. Bereits einen Toten hatten sie gefunden und auch andere Teams hatten Verletzte und Tote aufgespürt.

Weder Janet noch Daniel waren bisher dabei gewesen.

“Teal’c, lass uns mal da runter gehen!“ rief Jack über den Wind hinweg und deutete auf eine Böschung, die einige Meter steil abfiel. Teal’c nickte und sie machten sich an den Abstieg. Jack hoffte, sie würden Daniel und Janet lebend finden. Es ging nicht anders! Es ging einfach nicht anders!

***

“Sam!“ rief Jonas. Er konnte sie nicht mehr sehen. Wind und Schneefall waren stärker geworden. Die Schutzbrille, die er trug, verhinderte nicht, dass er nur noch eine weiße Wand vor sich erkannte: “Sam!“ Er lief weiter in die Richtung, in die sie verschwunden war. Über das Funkgerät hatte er es schon versucht, doch Sam reagierte nicht auf seine Rufe.

Wahrscheinlich war der Sturm zu laut, um das Gerät zu hören. “Sam!“ Er stolperte, schlug hart auf dem Boden auf und stürzte sich überschlagend einen Abhang hinunter. Als er wieder still lag und die Welt sich nicht mehr drehte, öffnete Jonas die Augen. Er schreckte zurück. Ein toter Soldat starrte ihm direkt in die Augen. Er richtete sich auf die Knie auf. Hier unten war der Schneefall weniger stark. Der Wind trieb die Flocken über den Rand der Mulde hinweg, in der er kniete, dennoch nahm er nur dunkle Schemen wahr.

Jonas sog entsetzt die Luft ein. Mehrere tote Soldaten lagen hier. Scheinbar sechs an der Zahl, doch er konnte das Ende der Mulde nicht erkennen. Sie musste alle hier eine Verteidigung aufgebaut haben, aber es hatte nichts geholfen.

Er griff zum Funkgerät: “Basis?“ Es dauerte einen Moment und er hielt sich das Gerät dicht ans Ohr, damit er die Antwort hörte: “Hier Basis!“ Die Soldaten, die in den Resten des Wissenschaftsstützpunktes geblieben waren, hatten bisher 10 Tote und Verletzte gezählt.

Mit diesen sechs Soldaten fehlten ihnen nur noch zwei Personen. “Sechs Tote“, sagte Jonas. Er nannte die Namen und begann, die Kennmarken der Soldaten einzusammeln, als er Sam entdeckte. Sie kniete am Boden und starrte über das Schlachtfeld.

“Sam?“ Er trat an sie heran. “Sam!“ Er schüttelte sie leicht. Sie blickte zu ihm auf und dann zu Boden. “Sie sind alle tot“, sagte sie.

“Ich weiߓ, sagte Jonas, “Komm, wir nehmen ihre Kennmarken und suchen noch Dr. Fraiser und Dr. Jackson.“ Sam schüttelte den Kopf und legte der Person vor ihr eine Hand auf die Schulter. Jonas hockte sich neben sie und blickte auf eine offensichtlich tote Janet Fraiser.

***

“Basis?“

“Hier Basis!“

“Wir haben ... wir haben Dr. Fraiser gefunden!“


Jack erstarrte in seinen Bewegungen. Auch Teal’c blieb stehen und lauschte. Sie hatten die Funkgeräte so laut wie möglich aufgedreht und hörten jetzt geradeso über den Sturm hinweg Jonas Mitteilung. “Sie ist tot.“

Jack schluckte. Damit fehlte nur noch Daniel. Er hatte mitgezählt, jede Meldung gehört und von den 18 Vermissten abgezogen.

Er griff zu seinem Gerät: “Carter?“ Es dauerte einen Moment, doch sie antwortete: “Sir?“

“Es tut mir leid.“ Es war eine ganze Weile ruhig und Jack glaubte schon nicht mehr an eine Antwort, als Sam sagte: “Danke, Sir.“ Falls Daniel noch lebte, würde ihn Janets Tod schwer treffen, das wusste Jack. Der junge Mann hatte seit Jahren seine erste Beziehung mit ihr gehabt und Janet und er gaben ein hübsches Pärchen ab.

“Weiter!“ sagte Jack zu Teal’c. Sie liefen eine Weile durch den Wald, bis Teal’c plötzlich sagte: “O’Neill!“ Er deutete nach vorne und rannte los. Jack konnte nichts erkennen, vertraute aber auf den besseren Sehsinn seines Freundes und eilte hinter ihm her. Der Wind schleuderte Schnee in sein Gesicht und er wäre beinahe in Teal’c gelaufen, als dieser abrupt stehen blieb und in die Knie ging. Jack erkannte Daniel am Boden, konnte aber auf den ersten Blick keine Stabwaffenwunde sehen. Trotzdem trug er eine Platzwunde an der Stirn und Jack erkannte Beschädigungen und eine teilweise kahle Stelle an dem Abhang, den er und Teal’c schon vor einer Stunde ein Stück entfernt hinabgeklettert waren.

“Er ist gestürzt, aber er lebt!“ teilte Teal’c mit.

“Daniel?“ Jack griff nach der Schulter des jungen Mannes und schüttelte ihn leicht. “Daniel!“

Teal’c setzte seinen Rucksack ab, zog eine Decke heraus und Jack richtete Daniel auf, damit sie ihn darin einwickeln konnten. Während Teal’c eine Thermoskanne hervorholte, lehnte Jack den jungen Mann gegen seinen Oberkörper, um es ihm bequemer zu machen. Er nahm die Tasse mit heißem Tee an und stellte sie in Reichweite auf den Boden, bevor er erneut versuchte, Daniel zu wecken. “Daniel?“

Teal’c griff nach dem Funkgerät: “Basis, wir haben Daniel Jackson gefunden. Die Suche kann abgebrochen werden.“

“Was ...?“ fragte Daniel leise und starrte Jack verwirrt und mit glasigem Blick an. “Was ist ...?“ Er begann zu zittern.

“Hier!“ Jack hielt ihm die Tasse an die Lippen. “Vorsichtig!“

Daniel trank ein paar Schlucke. Dann schob er die Tasse weg. “Jack?“ fragte er. Er zitterte noch immer stark und Jack vermutete eine Unterkühlung. “Ja“, antwortete der Colonel. Daniel schloss die Augen: “Kalt.“

“Ich weiß! Teal’c?“

Der Jaffa hatte eine weitere Decke aus seinem Rucksack geholt und legte sie Daniel um die Schultern.

Dann versorgte er Daniels Stirn mit einem Pflaster.

“Wir gehen nach Hause“, erklärte Jack und beobachtete, wie Teal’c aufstand und seine Hose abklopfte, bevor er den Rucksack wieder aufschnallte.

“Es tut mir leid, Jack“, flüsterte Daniel, “Es tut mir so leid!“ Jack drückte ihn kurz versichernd an sich, zum Zeichen, dass er verstanden hatte und antwortete dann leise: “Mir auch! Alles kommt in Ordnung.“ Teal’c nahm ihm Daniel aus den Armen und sie machten sich auf den Weg zurück.

***

Tage später waren die Überlebenden versorgt und in der Krankenstation untergebracht. Daniel war von Janets Tod unterrichtet und lag noch immer auf der Krankenstation. Sam hatte sich nach einiger Zeit außerhalb des Mountain wieder blicken lassen und sogar ein kleines Lächeln gezeigt.

Die Beerdigung war schön gewesen. Daniel hatte die Krankenstation dafür verlassen dürfen. Schwindelanfälle und Übelkeit hatten aber gezeigt, dass er die ärztliche Umsorgung noch immer brauchte.

Seufzend betrat Jack Daniels Zimmer und fand den jungen Mann schlafend vor. Janets Tod hatte ihn, wie erwartet, schwer getroffen. Man hatte ihm mehrere Male ein Beruhigungsmittel geben müssen, um ihn beim Schlafen zu unterstützen.

Bis auf eine Unterkühlung und eine sehr schwere Gehirnerschütterung fehlte ihm jedoch nichts. Er würde entlassen werden können, sobald er heute wieder aufwachte. Aber er und Jack hatten in den letzten Tagen noch nicht miteinander gesprochen ... nicht über die letzten Wochen, nicht über das, was auf dem Planeten geschehen war. Sie waren zurückhaltend gewesen, beinahe vorsichtig. Kein wirklich freundschaftliches Verhältnis, aber auch kein Streit. Der Colonel war entschlossen, das zu ändern.

“Hey, Jack!“ grüßte Daniel. Der Colonel blickte auf und lächelte: “Hey! Geht’s dir besser?“ Daniel nickte leicht. Seine Augen wirkten müde und er hatte nicht einmal den Anflug eines Lächelns aufgesetzt, als er sagte: “Schon wieder alles überstanden, wie es scheint ... auch wenn die Symptome wohl bleiben.“ Er senkte den Blick. Jack trat näher an ihn heran. “Daniel, es -“

“Nein, Jack!“ unterbrach der Archäologe schnell, “Ist schon gut.“ Seine Stimme zitterte: “Janet ... war doch ... nicht deine Schuld.“ Jack nickte langsam: “Das stimmt.“ Er setzte sich an Daniels Bett. “Aber das wollte ich nicht damit sagen. Ich wollte sagen, dass es mir leid tut und dass ich für dich da bin, wenn du reden willst.“

Daniel nickte: “Danke.“

“Was in den letzten Wochen gelaufen ist ...“

Daniel lachte hohl: “Wie dämlich waren wir?“ Jack grinste: “Allerdings. Zwei Dumme, ein Gedanke.“

“Wir beide hatten irgendwo recht“, sagte Daniel, blickte Jack aber fragend an. Der lächelte versichernd: “Das ist der Punkt.“ Daniel senkte wieder den Blick.

“Hey!“ meinte Jack, als die Stille ihm wieder zu laut wurde, “wie wär’s mit einem wärmenden Steak bei O’Malley’s ... nach deiner Entlassung? Wir schnappen uns Carter und Teal’c und -“

“Ich denke nicht, dass ich in der Stimmung bin, Jack“, antwortete Daniel leise.

“Wer hat gesagt, dass du das sein musst?“ wollte der Colonel wissen. Daniel stieß die Luft aus.

“Es geht nicht um ein lustiges Essen mit Freunden, Daniel. Es geht darum, dass wir wieder zueinander finden“, erklärte Jack.

“Das aus deinem Mund“, sagte Daniel neckend.

“Ich habe einen dieser tiefgründigen Tage“, erklärte Jack. Daniel lächelte leicht, das erste Mal seit Tagen. Er würde darüber hinwegkommen. Jack wusste es. Und sie würden die Dämonen besiegen können, die sie bei diesem Streit geritten hatten.

Wenn auch noch nicht heute oder morgen, aber irgendwann ... Stück für Stück. “Okay.“

***

“Hallo, Colonel!“ grüßte Jonas, als sich die Lifttüren öffneten.

“Hi!“ antwortete Jack.

“Was hast du vor?“ fragte der junge Mann, als er die zivile Kleidung bemerkte.

“Ich gehe essen. Mit Carter, Daniel und Teal’c.“

“Aha!“ machte Jonas. Es war eine Weile ruhig, dann fragte Jack plötzlich: “Willst du mitkommen?“ Jonas blickte hoffnungsvoll auf: “Wäre das ... okay?“ Jack grinste: “Sicher. Solange du in einer viertel Stunde am Haupteingang bist.“ Jonas nickte und verließ den Lift auf seiner Ebene: “Bis dann!“

“Jonas!“ rief Jack und der junge Mann drehte sich um. Als sich die Lifttüren schlossen, sagte Jack: “Willkommen im Team!“ Jonas lächelte und blickte die geschlossenen Türen noch eine Weile an. Jack hatte in dem Moment gesprochen, in dem keine Zeit für eine Erwiderung blieb. Der ältere Mann war nicht gut mit Gefühlen und das wusste Jonas. Eine Dankesrede des Kelownaners oder ein dankbares Lächeln hätten ihn aus dem Konzept geworfen. Jonas ging in sein Zimmer und legte die Akten ab, die er sich mitgebracht hatte, bevor er an den Schrank trat und die zivile Kleidung raussuchte, die er mit Sams Hilfe gekauft hatte.

“Danke, Colonel.“

ENDE

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