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Im Abgrund von Jadzia

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Kapitel Bemerkung: Eine kleine Warnung am Rande, ein paar starke Nerven könnten hier absolut nicht schaden...
Kapitel 7:
Die Frage und ihre Antwort


Er wusste nicht wie viel Zeit vergangen war, als er spürte wie sich seine Umgebung änderte. Die Präsenz neben ihm verschwand und kurz darauf hörte er leise Stimmen, die sich unterhielten.

Sie klangen beunruhigt, sorgenvoll und zum Teil auch aufgebracht. Doch John hatte nicht die Muße um nach zu sehen, was los war. Er wusste nicht mehr, was er fühlte oder wie er sich fühlen sollte. Er war komplett ausgewrungen und kraftlos. Er war in einen Abgrund gestürzt und die Dunkelheit um ihn nahm ihm die Luft zu atmen.

„Hier, John, trinken Sie etwas." Jemand bot ihm eine Wasserflasche dar, die er nach kurzem Zögern annahm. Das kühle Nass fühlte sich gut in seiner rauen Kehle an.

Unsicher brachte er seinen Fokus auf die Person vor ihm. Es war Kate. Sie war vor ihm in die Hocke gegangen und studierte ihn.

„Sie sollten darüber reden, John. Ihr Team ist noch hier. Möchten Sie, dass sie gehen?"

Er hob seinen Kopf und sah die Gesichter seiner Freunde. Sie drückten Sorge aus. Sorge um ihn. Wie hatten sie ihm gesagt? 'Er war nicht alleine.'

Und in diesem Moment wollte er es auch nicht mehr sein. Seine natürliche Abwehr war nicht mehr existent, er konnte sich gegen nichts mehr wehren. So hilflos brauchte und wollte er den Schutz der anderen.

Also schüttelte er den Kopf und brachte ein schwaches „Nein" über seine Lippen.

John wusste, was nun kommen würde. Es würde nun geschehen, so wie er es tief in sich drin von Anfang an gewusst hatte, dass er dem nicht für immer entgehen konnte. Unbewusst klammerte er sich an die Flasche, die er noch immer in seinen leicht zittrigen Händen vor sich hielt, als er die Frage hörte, der er so verzweifelt zu entkommen versucht hatte.

„John, was ist passiert?"

Und in diesem Moment wusste er, dass er ihnen alles sagen würde. Da war nichts mehr an Kraft in ihm, um sich zu wehren. Nichts mehr, was die Bilder und Erinnerungen in seinem Kopf aufhalten konnte. Keine Möglichkeit mehr vor der Wahrheit zu fliehen.

Und so antwortete John schließlich auf die ihm so gefürchtete Frage.

„Wir — wir waren bis an das Gelände vor Chorejs Unterkunft gekommen", brachte John mit zittrigen Worten hervor. „Wir verteilten uns um die Wachen vor dem Gebäude auszuschalten. Ihre Stunner hatten sie inzwischen mit Projektilwaffen getauscht. Wir hatten keine Möglichkeit lautlos zu handeln."

Johns Blick starrte ins Leere und vor seinem inneren Auge sah er alles, wie das erste Mal an jenem Tage.

„Im Gebäude verteilten wir uns um Rodney und Teyla zu suchen. Man musste auf uns aufmerksam geworden sein, denn wir stießen auf erheblichen Widerstand."

John hatte auf einen stillen Alarm getippt. Aber daran hätten sie nichts ändern können. Mit Major Lorne, Sergeant Blade und Ronon an seiner Seite war er Richtung Empfangshalle gestürmt.

„Wir haben einen von Chorejs Männern in die Hände bekommen."

Die Halle war bewacht gewesen und ein weiteres Feuergefecht folgte. John hatte einen der bewaffneten Männer außer Gefecht setzen können und nachdem die anderen Wachen bewegungslos am Boden lagen, hatte er den Mann, den John schon bei ihrem ersten Treffen im Gefolge von Chorej gesehen hatte, in die Mangel genommen.

„Ich habe ihn gefragt, wo sie die beiden festhielten."

Als Antwort hatte ihn der widerliche Kerl mit seinem stinkendem Atem und einem schiefem Grinsen ins Gesicht gelacht.

„Er sagte, dass Chorej sich gerade mit ihnen amüsieren würde. Das er darauf spekulierte, dass dieser inzwischen dazu übergegangen wäre Gliedmaßen abzutrennen."

Wütend hatte er dem Mann eine Faust ins Gesicht geschlagen, doch dieser hatte sein Grinsen, wenn auch daraufhin etwas schmerzhaft verzerrt, beibehalten.

Was immer Sie tun werden, Sie haben keine Chance Ihre Freunde lebend hier raus zu holen. Und wenn Chorej Sie in seine Hände bekommen wird, wird er auch mit Ihnen seinen Spaß haben.

Das darauf folgenden Lachen hatte Johns Griff nur noch gröber werden lassen.

„Er gab uns keine Informationen und es war auch nichts aus ihm heraus zu bekommen."

Das hatte er jedenfalls als Ausrede genommen, als er das stumpfe Ende seiner P90 gegen den Schädel seines Gegenübers mit etwas mehr Gewalt als nötig, hatte niedergehen lassen.

„Lieutenant Claydens Team stieß zu uns und wir nahmen die Tür in Angriff, aus der Chorej das erste Mal zu uns getreten war. Aber in dem Moment wo wir durch die Tür gingen, stürmten ein Dutzend weiterer Anhänger von Chorej in die Eingangshalle. Ronon, Lorne, Blade und ich wurden daraufhin von vorne attackiert."

Der Raum war ein breiter Flur gewesen, der etliche weitere verschlossene Durchgänge hatte. Der vorherige Tumult hatte ihre Gegner wohl auf sie aufmerksam gemacht.

„Ein hitziges Feuergefecht entbrannte."

Blade, der unweit neben John aus seiner Deckung hinter einer unförmigen alten Kiste ihre Position verteidigt hatte, war kurz darauf schwer getroffen worden. Und die Geräusche, die aus der Eingangshalle zu vernehmen gewesen waren, hatten sich ebenfalls nicht gut angehört. Über Funk hatte er Lieutenant Claydens Team als Verstärkung angefordert. Von Major Thompson hatte er kurz darauf die Nachricht erhalten, dass sie zwei Männer verloren hatten.

An diesem Punkt hatte sich seine Wut verstärkt, die seit dem Zusammenstoß mit Chorejs Gefolgsmann in ihm zu lodern begonnen hatte. Wo kamen nur all diese Männer her, die sich ihnen in den Weg stellten und so treu zu ihrem Anführer standen, hatte er sich gefragt.

„Es gelang uns mit dem verwundeten Blade durch einen der Durchgänge zu entfliehen."

Nicht ohne selbst ein paar Leichen zu hinterlassen.

„Der Lebenszeichendetektor zeigte uns einen Bereich, an dem auffällig viele versammelt waren. Clayden half den übrigen in der Empfangshalle und ich rief Lieutenant Thompsons Team, um mir das näher anzusehen."

Es war nun schon einige Zeit vergangen und Chorej musste gewusst haben, dass sie ihn angriffen. Das hieß, dass Rodney und Teyla in noch größerer Gefahr gewesen waren als zuvor. Denn was hätte Chorej daran hindern sollen an diesem Punkt kurzen Prozess mit ihnen zu machen?

Wie sehr hatte er in diesem Moment auf Tempo gedrängt! Das brodelnde Gefühl einer dunklen Vorahnung hatte sich mit seiner Wut vermischt. Er hatte sein Ziel erreichen müssen, um jeden Preis! Teyla und Rodney würde er lebend dort herausholen, das hatte er sich geschworen.

Thompson selbst hatte auch Feindkontakt gehabt, war aber glimpflich davongekommen. Und gemeinsam waren sie dem Weg gefolgt, der sie, wie er damals gehofft hatte, direkt an ihr Ziel führen würde.

„Wir stießen auf kleinere Hindernisse, die wir aus dem Weg räumen konnten."

Ein paar Wachen in den Gängen, die sie mehr und mehr Zeit geraubt hatten. Unruhe hatte sich daraufhin in John ausgebreitet und er hatte noch mehr zur Eile getrieben.

Und schließlich hatte sie nur noch eine Tür von ihrem Ziel getrennt.

Über Funk hatte John ihre Position weitergegeben und einen Statusbericht eingeholt, bevor Ronon die Tür eingetreten hatte. Ihr Plan war simpel gewesen. Reinstürmen, den Überraschungsmoment ausnutzen und so schnell es ging Deckung suchen. Kaum nötig zu erwähnen, dass sie so viele Gegner wie möglich dabei
ausschalten sollten.

Der Lebenszeichendetektor hatte ihnen 15 Personen angezeigt, hauptsächlich im vorderen Bereich des ebenfalls hallengroßen Raumes.

„Wir stürmten und konnten in den Raum eindringen."

Ein schweres Einatmen unterbrach John und das Zittern seines Körpers verstärkte sich deutlich, als er weiter sprach.

„Ich konnte sie sehen. Rodney und Teyla. Sie waren in der hintersten Ecke auf — auf fast senkrecht stehenden Brettern festgebunden."

Der Anblick war wie ein Schock für ihn gewesen. Ihre Körper, ihre Gesichter. Wie die Bilder aus einem schlimmen Alptraum. Ein ganzes Arsenal an verschiedensten Werkzeugen war in der dunklen Ecke des nur spärlich beleuchteten Raumes um die beiden versammelt gewesen. Folterwerkzeuge.

„Chorej stand bei ihnen und ... und er ließ sich nicht von uns stören."

Nicht im Geringsten. John war sich sogar ziemlich sicher gewesen, dass er ihn genau gesehen hatte. Der Raum war mit allerlei Gerümpel voll gestellt gewesen und hatte John somit keine freie Schussbahn auf den ihm verhassten Mann ermöglicht.

Ein paar erstickte und schwache Schreie hatten es in den kurzen Momenten, in denen einer von ihnen nachladen musste, bis zu ihm geschafft und seine Wut nur weiter angestachelt.

„Er hat sie gefoltert. Während wir dabei waren uns einen Weg zu Chorej zu bahnen, hat er sie seelenruhig gefoltert."

Ein freudloses Lachen kam John über die Lippen, auch wenn es alles andere als komisch war.

Der Kampf mit Chorejs Verteidigern war bis dahin gut verlaufen, wenn auch viel zu langsam für Johns Geschmack. Sie hatten eine Lücke zwischen ihren Gegnern genutzt und waren nach vorne losgeprescht. Doch wie John zu spät feststellen musste, war es ein Hinterhalt gewesen, in den sie gelockt wurden.

„Wir versuchten zu ihnen zu gelangen, wurden aber in die Mangel genommen. Lorne, Ronon und Blade wurden von uns abgeschnitten und von uns fortgedrängt. Major Thompsons Team und ich sahen uns umzingelt."

Der Moment hatte allerdings nur einen Sekundenbruchteil gewährt, in dem John nicht einmal Zeit hatte um sich zu fragen, wo die generische Verstärkung hergekommen war und schon hatten sie das Feuer auf sie eröffnet.

Da waren kein Schutz und keine Deckung gewesen. Es war nur die Frage gewesen, wer schneller schießen und wer besser ausweichen konnte.

Major Thompson war als erstes gefallen, eine feindliche Kugel hatte ihn mitten zwischen die Augen getroffen. Ihm waren drei ihrer Gegner gefolgt. Zwei weitere von ihnen hatten sich auf Sergeant Thatcher gestürzt und ihn brutal außer Gefecht geschlagen.

John selbst hatte in diesem Augenblick einer der feindlichen Kugeln nicht entkommen können und auf einmal hatte er ein schmerzhaftes Brennen in seiner rechten Seite gehabt, dass ihn aus der Bahn geworfen hatte.

In der Zeit hatten die beiden verbliebenen aus Thompsons Team sich hinter einer nahen Kiste verschanzen können. Und auch er hatte es ohne sich weitere Kugeln zuzuziehen geschafft, sich aus der Schusslinie zu bringen.

„Thompson fiel, Thatcher ging k.o. und ich wurde angeschossen."

Fürs erste aus der unmittelbaren Gefahr, hatte John die Lage genutzt, um seine P90 nachzuladen und einen Blick auf seine Umgebung zu werfen.

„Von meiner Deckung aus konnte ich Chorej sehen..."

Hier verloren sich seine Worte, als er mit seiner Erzählung ins Stocken geriet. Doch er konnte den Fluss nicht länger aufhalten. Es war an der Zeit sich seinen Dämonen zu stellen.

„Er — er hatte ein blutiges Messer in der Hand und entfernte sich von Teyla. Sie war viel zu still."

John hatte das widerliche, selbstzufrieden Grinsen in dem ihm verhassten Gesicht gesehen, als er sich von Teyla zu Rodney gewandt hatte. Ihre Augen hatten sich kurz getroffen und John war sich sicher gewesen, dass dessen Grinsen nur noch breiter geworden war.

„Chorej näherte sich dann Rodney. Ich konnte ihn nicht voll sehen..."

Oh, wie sehr hatte er sich gewünscht irgendetwas tun zu können, zu Chorej stürmen zu können und ihn aufzuhalten. Aber in seiner damaligen Situation war es ihm nicht möglich gewesen.

„Ich konnte ihn nicht aufhalten. Ich lag unter Beschuss, ich — ich konnte nichts tun."

Er hatte gerade einer feindlichen Kugel ausweichen müssen, als ein markerschütternder Schrei jedes andere Geräusch für ihn hatte verstummen lassen.

„Rodney, er — er schrie."

Und Gott, so hatte er den Wissenschaftler niemals zuvor schreien hören.

„Und dann verstummte er."

Nach einer halben Ewigkeit, wie es John vorgekommen war.

„Er bewegte sich nicht mehr. Selbst sein schweres Atmen hatte aufgehört."

Die Stille, die darauf gefolgt war, hatte ihn bis in sein Innerstes getroffen. In diesem Moment hatte John völlig vergessen, dass er unter Beschuss lag und sich seine Gegner immer mehr seiner Position näherten. Alles was er noch wahrgenommen hatte, war Chorejs selbstzufriedenes Gesicht, als er ihn direkt ansprach.

Sie sind tot, Colonel Sheppard. Ihre Schreie waren wie Musik in meinen Ohren. Wir hatten viel Spaß zusammen. Schade, dass es nicht länger dauerte, aber ich habe ja noch Sie und Ihre restlichen Männer.

„Chorej sagte mir, das Rodney und Teyla tot waren."

Chorejs Worten war ein Lachen gefolgt, das John mit jedem einzelnen Ton aufgespießt hatte. Teyla und Rodney, sie waren tot. Dieser Satz hatte sich immer und immer wieder in seinem Kopf wiederholt. In ihm war nichts weiter als Taubheit gewesen.

„Sie — sie waren tot. Beide tot." Seine brüchige Stimme wurde zu einem Flüstern, als er seinen ins Leere gehenden Blick auf den Boden vor ihm senkte. Keines der anwesenden Gesichter wollte er in diesem Moment vor Augen haben.

„Ronon hätte uns vor ein paar Wochen beinahe verlassen. Elizabeth, sie ist irgendwo da draußen in den Händen der Replikatoren. Und Carson... Und nun Teyla und Rodney..."

In diesem Augenblick war irgendetwas in John zerbrochen. Seine Taubheit war verschwunden und statt ihrer hatte sich eine rasende, alles andere vergessende Wut in ihm breitgemacht, die heiß durch jede seiner Adern geströmt war.

Er wollte Blut sehen.

„Ich habe die Kontrolle verloren."

Mit seiner P90 in den Händen war er aus seiner Deckung gestürmt und hatte sich auf den nächstbesten von Chorejs Anhängern gestürzt. Er selbst war in diesem Moment nicht mehr wichtig gewesen. Soviele Dreckskerle wie möglich in den Tod zu befördern war das einzige, dass noch in seinem Kopf vorgegangen war. Er hatte den Mann vor ihm durchsiebt, eine Salve nach der nächsten in den Körper vor ihm gejagt.

„Ich stürzte mich auf Chorejs Männer und brachte sie einfach um. Einen nach dem anderen."

Ohne Rücksicht auf sich selbst, hatte er sich auf die nächsten beiden Gegner gestürzt. Die beiden schmutzigen Typen hatten Sergeant Barnes in eine Ecke getrieben und waren kurz davor gewesen, ihm eine Kugel ins Herz zu jagen.

Barnes hatte keine Munition mehr gehabt und auch einer der Angreifer hatte seine Waffe weggesteckt und hatte sich stattdessen mit einer kurzen, schmalen Holzplanke bewaffnet. Ohne zu zögern hatte John den Rest seiner Munition in den bewaffneten Kerl befördert.

Als nur noch ein Klicken erklungen war, war er sich wieder des Anderen bewusst geworden, der inzwischen Barnes mit seiner Holzplanke k.o. geschlagen hatte und sich ihm daraufhin näherte.

Ohne zu zögern und mit einem nicht versiegenden Blutdrang, hatte er seine nutzlose P90 fortgeworfen, seine 9mm gezogen und diese in den Mann entleert.

Inzwischen war man auf ihn aufmerksam geworden und weitere Männer näherten sich ihm und hatten sich somit zwischen ihn und Chorej gestellt. Doch in diesem Moment hatte Chorej warten können. Keiner würde hier wieder lebend von ihnen rauskommen, dafür hatte John sorgen wollen.

Er hatte seine 9mm nachgeladen und hatte einen weiteren Mann zur Strecke gebracht.

Als er sich auf den nächsten stürzte, hatte er aus dem Augenwinkel Sergeant Travers tot am Boden liegen sehen. Der Anblick hatte ihn nur noch weiter aufgestachelt und seine nun ebenfalls nutzlose Waffe warf er, mit einem unbändigen Brodeln in sich, fort. In diesem Moment war ihm alles egal gewesen. Es hatte für ihn kein Morgen gegeben, nur das hier und jetzt, in dem jede Faser seines Körpers nach Blut geschrieen hatte.

„Als mir die Munition ausging, griff ich zu meinem Messer."

Wie sehr würde er jetzt einfach schweigen, die Bilder in seinem Kopf versiegen lassen. Die Erinnerungen schnürten ihm langsam aber sicher die Kehle zu.

„Es — es war ein einziges Abschlachten."

Und wie es das gewesen war. Drei von ihnen hatten sich ihm genähert und hatten dieses Grinsen in ihren Gesichtern, das dem Chorejs so ähnlich gewesen war. Sie hatten ihre Waffen stecken lassen und mit einer Selbstsicherheit, als wenn John schon am Boden läge, hatten sie sich auf ihn gestürzt.

Zahlreiche Schläge gingen auf ihn nieder, bevor sein Messer das erste Mal auf Fleisch gestoßen war. Was war es für ein befriedigendes Gefühl gewesen, als der erste seiner Angreifer gefallen war und John dessen Blut auf sie alle verteilt hatte.

„Oh mein Gott, ich habe sie einfach brutal abgeschlachtet..."

Das war nicht er gewesen. John würde niemals so handeln, sich so an dem Leid anderer weiden, es so sehr genießen jemandem das Leben auszuhauchen. Er schloss die Augen, doch die begonnene Flut an Erinnerungen konnte er nicht mehr zügeln.

Als der letzte seiner drei Angreifer vor ihm leblos zusammen gebrochen war, war er ohne sich umzudrehen los, in Richtung Chorej gestürmt. Er wollte Rache, wollte diesem Mann Schmerzen zufügen, wie er ihm Schmerzen zugefügt hatte.

„Und dann stellte ich Chorej."

Der Anführer der dreckigen kleinen Bande von Kriminellen hatte allem Anschein nach nicht damit gerechnet, dass John es zu ihm schaffen würde. Sie hatten einen Augenblick lang einander in die Augen gesehen, in dem John nur vage gefühlt hatte, wie seine rechte Seite immer feuchter wurde. Sämtliches Gefühl war aus seinem Körper gewichen und seine Schussverletzung hatte er schon lange nicht mehr gespürt.

Der Moment war vergangen und sie hatten sich beide aufeinander gestürzt, John mit einem Schrei auf den Lippen, der nichts außer Hass ausdrückte und Chorej mit einem Dolch, an dem noch Blut klebte.

„Wir kämpften miteinander."

Keiner von ihnen hatte es geschafft dem anderen seine Klinge in den Leib zu rammen, nur der ein oder andere Schlag war durch ihre jeweilige Deckung gelangt.

„Bis ich die Oberhand gewann."

John hatte in diesem Augenblick genug gehabt und hatte sich einfach auf Chorej gestürzt und ihn zu Boden befördert. Er war auf dem Mann gelandet, dem alle Luft aus den Lungen gewichen war und John somit die Gelegenheit gab, ihn zu entwaffnen.

Wie hatte er diesen Moment genossen, als Chorej hilflos unter ihm gelegen hatte. Als er die Erkenntnis in Chorejs Augen gesehen hatte, dass er diesen Kampf nicht gewinnen würde. Dieses Stück Abschaum der Menschheit hatte zwei seiner Freunde, seiner Familie, brutal umgebracht. Und nun würde er Chorej dafür zahlen lassen!

„Ich nahm mein Messer und stach blind vor Wut auf ihn ein. Immer und immer wieder."

Er wusste nicht, wie lange er so über ihn gebeugt saß und sein Messer in dem Mann versenkte. Überall um ihn herum war Blut gewesen. Auf Chorej, auf dem dreckigen Boden und auf ihm. Nichts hatte ihn in diesem Moment bremsen können. Er hatte sogar kaum mitbekommen, wie sich etwas in seine linke Schulter gebohrt hatte. Seine Welt hatte nur noch aus der Tätigkeit bestanden, die er gerade ausführte.

„Ich... da... dann..."

Er konnte es nicht. Er konnte es einfach nicht. Ein schmerzverzerrter Laut entglitt ihm, als er seinen Kopf nach oben richtete. Heiße Tränen liefen sein Gesicht entlang. Er ließ die Flasche, die er immer noch in seinen Händen hielt, fallen und fuhr sich mit ihnen fahrig durch sein Gesicht. Er glaubte, dass jemand etwas sagte, aber seine Welt bestand nur aus dem, was er in seinem Kopf wieder erlebte. An diesem Punkt gab es kein Zurück mehr.

Mit kaum mehr wahrnehmbaren Worten fuhr John fort.

„Ich — ich spürte eine Hand auf meiner Schulter."

Noch immer über Chorej gebeugt, hatte ihn diese Berührung auffahren lassen, sein blutverschmiertes Messer noch immer in seiner nicht minder blutverschmierten Hand.

„Ich richtete mich auf und ... und ohne nachzudenken hob ich mein Messer und... ich ließ es auf den Mann niedergehen..."

Sein ganzer Körper zitterte unhaltbar und er wünschte sich nur, dass er in diesem Moment alleine wäre. Zu deutlich spürte er die Blicke auf sich ruhen.

„Der Mann ging zu Boden. ... Und ich sah in das erste Mal richtig an.

„Es war Lieutenant Holloman."

Im ersten Moment hatte er nicht begreifen können, was er vor sich sah. Sein Blick hatte den Lieutenant gemustert, seine Blessuren und eine hässliche Schusswunde, bevor seine Augen auf der Kehle des Piloten hängengeblieben waren.

Seiner aufgeschnittenen, blutenden Kehle.

Das war der Augenblick gewesen, in dem John all seine Wut und sein Hass mit einem mal verschwanden, als hätte es sie nie gegeben.

Sein Blick, der sich auf der blutigen Wunde festgefahren hatte, hatte sich nur widerwillig von dem Anblick gelöst und war zu dem Messer in seiner Hand gewandert.

Kompletter Unglaube hatte sich in ihm ausgebreitet. Er hatte nicht begreifen können, was er da vor sich gesehen hatte. Einen seiner eigenen Männer, mit einer aufgeschnittenen Kehle und er mit einem Messer in der Hand.

Er war völlig paralysiert gewesen und hatte hilflos mit angesehen, wie Holloman seine letzten Atemzüge getan hatte, die Augen auf ihn gerichtet, mit einem Blick, den John nicht zu deuten wusste.

„Ich — ich habe ihm die — die Kehle durchgeschnitten."

Der Gedanke hatte ihn wie ein Blitz getroffen und sein Messer war mit einem lauten Geräusch, das lange in seinem Kopf nach geklungen war, zu Boden gefallen.

Was hatte er getan? Was hatte er nur getan?

Unsicher war er rückwärts gestolpert, ohne das er sich von den nun toten Augen des Lieutenant hätte lösen können.

Seine Flucht war von einem Gegenstand unterbrochen worden, in den er hinein getaumelt war und ihn sein Gleichgewicht verlieren ließ. Nur undeutlich hatte er gemerkt, dass der Gegenstand ein Mensch war und ihn an seinem Fall hinderte.

Das letzte, was er in seinem nicht mehr funktionierenden Verstand registriert hatte war, wie er an seinem Arm gepackt und von den toten, starren Augen Hollomans fortgeführt worden war.

„Ich habe ihn umgebracht", flüsterte er die schreckliche Wahrheit hinaus.

tbc
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