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Im Abgrund von Jadzia

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Kapitel 2:
Nicht ganz wie sonst


Es war kurz vor Mittag als John in seinem Quartier stand. Dr. Keller hatte ihn entlassen, allerdings nicht ohne ein paar Bedingungen. Er hatte sich täglich auf der Krankenstation zu melden, körperliche Ertüchtigungen jedweder Art waren ihm verboten und er hatte ein paar Pillen, die er täglich einnehmen musste. Oh, und auch Arbeit, in welcher Weise auch immer, stand auf seiner Verbotsliste. Aber ehrlich gesagt hatte er bis jetzt auch kein Verlangen danach.

Er wusch sich kurz und wechselte sein Krankenstationsoutfit in seine normale Kleidung, bevor er sich Richtung Messehalle in Bewegung setzte. Ein paar Blicke spürte er an sich kleben als er durch die Gänge der Stadt schritt, bedacht darauf seine Verletzungen so wenig wie möglich der Bewegung auszusetzen.

Es gab Nudelauflauf mit Gemüse und einem Fleisch, das entfernt an Hühnchen erinnerte und von einem ihrer Handelspartner stammte. John entschied sich dafür den Nachtisch auszulassen und griff sich stattdessen nur eine Wasserflasche.

Es waren nicht all zu viele Plätze besetzt, der große Ansturm war wohl noch zu erwarten. Allerdings war es auch noch früh. Viele der Wissenschaftler kamen meistens erst auf den letzten Drücker.

Am hinteren Ende, nahe eines der Fenster, fand John seinen Platz.

Als er halb durch seine Mahlzeit war, trat einer seiner Männer zu ihm. „Sir, macht es Ihnen etwas aus wenn ich mich zu Ihnen setze?" Dabei schwenkte er einen dampfenden Kaffeebecher durch die Luft.

„Nur zu, Lieutenant."

Second Lieutenant Holloman war wie John in der Air Force und nun schon seit fast einem halben Jahr in Atlantis. Und wie es unter Fliegern so ist, kommt man untereinander schnell ins Gespräch und lernt sich kennen. Für John war es wichtig seine Männer zu kennen. Er hatte genug Vorgesetzte gesehen dessen Informationen kaum den Namen seiner Untergebenen hergaben.

Sein Blick blieb auf dem dampfenden Kaffee hängen. „Kein Mittagessen, Holloman?"

„Nein, Sir. Habe spät gefrühstückt. Kein Appetit."

Zwischen zwei Bissen betrachtete John sein Gegenüber genauer. Seine Gesichtszüge waren neutral gehalten und doch merkte John etwas Unterschwelliges in ihnen. Es war der gleiche Ausdruck, gepaart mit Besorgnis, den John in den letzten Tagen bei vielen gesehen hatte. Bei den Besuchern der Patienten in der Krankenstation. Viele Männer lagen dort und viele besorgte Freunde kamen, um bei ihnen zu sein. Manch einen Blick hatte auch er zwischendurch von dem an seinem Fußende vorbei gehenden erhascht. Der gleiche Ausdruck in ihren Augen war auch an ihn gerichtet gewesen.

„Einige Ihrer Freunde sind auf der Krankenstation." Es war mehr eine Feststellung als eine Frage geworden, die John über die Lippen kam. Und warum fragte er überhaupt?

„Ja. Einige hatten nicht soviel Glück wie ich. Und einige haben es nicht geschafft." Hollomans Blick war fest auf seinen Kaffee gerichtet, als John seinen letzten Bissen schluckte.

Carter hatte ihm die Zahlen genannt, auch wenn er nicht gefragt hatte. Zu Vierzehnt waren sie aufgebrochen, um Teyla und Rodney zu befreien. Fünf kamen schwer verletzt und fünf kamen nicht lebend wieder. Und der Rest war auch nicht ohne Blessuren davon gekommen.

John wusste nichts zu entgegnen. Was sollte er auch sagen? Warum war der Lieutenant überhaupt hier, an seinem Tisch?

„Aber das muss ich Ihnen wohl nicht sagen, Sir." Ein verständnisvolles Lächeln blickte ihm entgegen.

Ja, er war der Kommandierende Offizier hier. Er war für seine Männer verantwortlich. Wusste er nicht genau, wie es seinen Untergebenen ging? Fühlte er nicht jeden Verlust? Spürte er nicht jedes Leid von ihnen? War es nicht für gewöhnlich so? Warum war es dann jetzt anders?

Sein Blick war wieder einmal ins Leere gerichtet, nur war dieses diesmal nicht von diesem alles umfassenden, einlullenden Nichts erfüllt. Seine Gedanken schalteten sich nicht ab, sie fingen im Gegenteil an sich zu bilden. War es nicht so, dass er gar nichts fühlte?

Er horchte tief in sich hinein, doch es war nichts dort. Absolut nichts. Hätte ihm Carter nichts von ihnen erzählt, er wusste genau dass er nicht nach seinen Männern gefragt hätte. Was war geschehen?

„Entschuldigen Sie, darf ich mir den Stuhl leihen?"

Aus seinen Gedanken geschreckt sah er geradewegs in das Gesicht einer jungen Wissenschaftlerin, die seinem Wissen nach in der Biologieabteilung arbeitete.

„Wie? Oh, sicher."

Die Messe war laut und voll um ihn herum geworden und inzwischen war er alleine an seinem Tisch. Wie lange hatte er hier gesessen? Er hatte niemanden kommen sehen. Wahrscheinlich war er zu sehr in seinen Gedanken gefangen gewesen.

Sich nicht weiter wundernd, nahm er sein Tablett und verließ seinen Tisch und kurz darauf die Messehalle.

ooOoo


Der nächste Morgen brach für John wie gewöhnlich an. Eine kalte Dusche weckte seinen verschlafenen Geist. Er hatte gleich einen Termin bei Kate Heightmeyer. Nachdem er gestern Nachmittag seine Freunde in der Krankenstation besucht hatte, waren er und Ronon den Rest des Tages die meiste Zeit über still durch Atlantis gegangen. Irgendwann hatte sich John an einem der Piere wieder gefunden und war dort geblieben, mit Ronon als seinen Schatten, bis es dunkel wurde. Hhm, John wusste selbst schon nicht mehr, was er die ganze Zeit über gemacht hatte, als er aufs Meer gestarrt hatte. Nur, dass er wie so oft in der letzten Zeit alles um sich herum vergessen hatte. Beim Abendessen schließlich war ihm die Psychiaterin über den Weg gelaufen und hatte ihn gefragt, ob er sie nicht besuchen wolle. Er hatte keinen Grund gesehen Nein zu sagen. Und wusste sie nicht auch, was gut war und was nicht? Das einzige, dessen er sich sicher war, war, dass er sich in nichts wirklich sicher war.

Nach einem kargen Frühstück, sein Appetit war auch nicht mehr das, was er mal war seit er vor ein paar Tagen in der Krankenstation zu sich gekommen war, betrat er Kates Büro.

„Guten Morgen, John!", begrüßte sie ihn strahlend. „Setzten Sie sich doch."

Er nahm auf ihrem weißen Sofa Platz. Durch das Fenster zu seiner rechten konnte er den Morgen über der Stadt erblicken. Und war es nicht ein schöner Anblick? Konnte man sich nicht selbst darin völlig vergessen?
„Eine wundervolle Aussicht. Ich selbst verbringe gelegentlich meine Zeit auch damit, einfach nur hinaus zu sehen." Kate hatte sich vor ihm niedergelassen und war seinem Blick wohl gefolgt.

„Ja, es ist wirklich wundervoll."

„Wie geht es Ihnen, John? Sie sind jetzt schon einige Tage wieder auf den Beinen, seit Ihren Verletzungen."

Er wandte seinen Blick nicht von der Stadt, die in den Strahlen der Sonne ein ganz eigenes Leuchten offenbarte, als er Kate antwortete. „Die Wunden ziepen nur leicht und Dr. Keller meinte, dass ich bald pillenfrei sein werde."

„Das ist schön zu hören. Und wie geht es Ihnen sonst? Wie fühlen Sie sich?"

Noch immer hatte der Himmel dieses gelbe Leuchten, als wenn die Sonne am Morgen am hellsten Strahlen würde um alles Leben zu wecken. Noch wussten sie nicht viel über das Leben auf ihrem neuen Heimatplaneten. Ob die einheimischen Lebensformen jetzt wohl auch in den weiten Himmel sahen?

„Ich schätze in Ordnung. Das ist es doch, oder etwa nicht? Alles ist in Ordnung."

War das ein Vogel, der an einem der Türme der Stadt entlang geflogen war?

„John, es ist gut wenn Sie mir Ihre Einschätzung mitteilen. Aber was fühlen Sie wirklich? Jede Antwort ist hier richtig," setzte Kate noch hinzu, als er nicht antwortete.

Langsam richtete er seinen Blick auf seinen Gesprächspartner. Ein ermutigendes Lächeln zierte ihre Züge, die von roten, langen Haaren eingerahmt waren. Auch diese glänzten in den morgendlichen Sonnenstrahlen.

„Ich weiß nicht. Ich fühle keine Sorgen oder ähnliches. Ich fühle keine Trauer oder Wut. Eigentlich fühle ich nichts."

Nach einer Pause, in der John versuchte seine Gedanken in Worte zu fassen, sprach er weiter, wobei sich sein Blick wieder zum Fenster verirrte. „Ich... uh... Ich weiß, dass etwas nicht stimmt. Das — diese... Dieses Verhalten bin nicht ich, oder?"

War nicht alles in den letzten Tagen wie in Watte gehüllt? War es nicht, als wenn er da und doch nicht da wäre? War er es nicht, der nicht einmal nach seinen verletzten Freunden hatte sehen wollen?

„John, Sie haben viel durchgemacht. Die Ereignisse Ihrer letzten Mission haben sie schwer mitgenommen."

Kate setzte zu einer kurzen Pause an, wie um seine Reaktion auf ihre Worte abzuwarten. Aber es kam keine.

„Ich möchte Ihnen helfen, John. Und ich bin sicher, Ihre Freunde möchten das auch."

„Rodney und Teyla, sie sprechen mit Ihnen, oder? Sie wollten sie doch davon überzeugen, dass es wichtig für sie sei."

Eine kaum zu erkennende Erleichterung in Kates Augen sah ihm entgegen. „Ja, Rodney ist zur Vernunft gekommen. Und Teyla war von vornherein nicht abgeneigt gewesen. Schön, das Sie fragen."

„Und, ihnen geht es gut?"

„Den Umständen entsprechend. Aber Sie verstehen sicherlich, dass ich nicht weiter darüber reden kann."

Ja, natürlich. Er nickte ihr kurz zu.

„Lassen Sie mich Ihnen ein paar Fragen stellen. Sie können sie ganz einfach mit Ja oder Nein beantworten."

Wieder nickte John ihr als Antwort nur zu. Sein Blick klebte wieder am Fenster.

„Schlafen Sie gut?"

„Ja."

„Keine Alpträume oder Probleme einzuschlafen?"

„Nein."

„Haben Sie manchmal das Gefühl Zeit zu verlieren?"

„Zeit zu verlieren?"

Der Himmel draußen hatte die letzten Erinnerungen an den Morgen abgestreift und der Tag war angebrochen.

„Setzten Sie sich manchmal hin und wundern sich wie spät es ist, wenn Sie wieder aufstehen?"

„Ja."

„Merken Sie, was in diesen Momenten um Sie herum geschieht?"

„Nein."

„Erinnern Sie sich manchmal an Dinge, die während Ihrer letzten Mission passiert sind?"

Dinge die passiert waren. Sein Kopf war für so etwas nicht ausgerichtet, zurzeit. Und was gab es da schon, um sich zu erinnern? Eine Mission wie so viele andere. Naja, nicht ganz so. Aber das spielte keine Rolle.

„John, haben Sie sich nicht in der Krankenstation an etwas erinnert?"

Er sah Kate direkt in die Augen und schwieg.

„Ist es seit dem noch einmal passiert?"

„Nein." Noch immer ließ er sie nicht aus den Augen.

Auch Kate studierte ihn. Und am Ende war sie es, die den Kontakt als erstes abbrach.

„Ich würde Sie gerne täglich sehen, wenn es Ihnen nichts ausmacht."

„Warum nicht?" Es war ja nicht so, als wenn er etwas anderes vor hatte.

„Schön, dann sehen wir uns morgen. Und falls irgendetwas ist, falls sie reden möchten oder ein Problem haben sollten, rufen Sie mich."

„Ok." Was auch immer Kate glaubte, dass passieren würde. Es war ja nicht so, als wenn... Oder etwa doch? Erwartete sie, dass etwas passieren würde?

Aber warum machte er sich überhaupt darüber Gedanken?

Er verabschiedete sich und ließ all seine Fragen mit Kate in ihrem Büro zurück.

ooOoo


Der nächste Tag verging wie im Fluge. Und seine Taubheit ging im Fahrtwind dabei verloren. John hatte sogar ein Gespräch mit Ronon, das länger als ein paar Minuten dauerte. Und auch an Rodneys und Teylas Krankenbett kam er sich mehr wie er selbst vor.

Und Mann, fühlte sich das gut an!

Das Beste an der Sache war, dass sich die Anderen auch deutlich wohler zu fühlen schienen. Und überhaupt war es ein guter Tag. Dr. Kellers Untersuchung verlief sehr gut, seine Armschlinge kam ab und er musste nicht länger irgendwelche Pillen schlucken. Und mit Kate hatte er ein langes Gespräch über Gott und die Welt. Sie hatte keine einzige Frage über ihn gestellt. Das hatte ihm auch mehr das Gefühl der Normalität gegeben.

Am Ende des Tages fühlte er sich richtig gut.

Aber etwas stimmte nicht ganz, was ihm erst am darauf folgenden Morgen bewusst wurde. Vielleicht konnte man in diesem Fall nicht wirklich von bewusst werden reden. Es war vielmehr der Schatten eines Gefühls, das sich ihm unerwünscht aufdrängte. Es schien irgendwie in der Luft zu liegen.

Er saß bei seinem schlichten Frühstück, das aus Toast und Kaffee bestand. Es war recht voll um ihn herum. Und doch war es ungewöhnlich ruhig. Die Stimmung war betreten und ein irrationaler Teil von John wünschte sich, dass jemand bei ihm sitzen würde.

Kaum angetastet, legte er schließlich seinen Toast ab und gab es auf. Sein Appetit war im Nirgendwo verschwunden und er hatte das deutliche Verlangen, diesen Ort zu verlassen.

Gerade als er aufstehen wollte, trat Colonel Carter zu ihm. „John, kann ich Sie einen Moment sprechen?"

„Sicher."

Er hatte Carter seit ihren kurzen Besuchen in der Krankenstation nicht mehr gesehen. Und ihre Miene hatte sich auch nicht sehr verändert seit dem. Nur waren ihre Züge vielleicht noch etwas angespannter und von einer deutlichen Schwere belegt.

„Ich weiß, dass es Ihnen zurzeit nicht so gut geht, Colonel."

Was sollte das heißen? Es ging ihm besser als seit langem. Aber er schwieg, da es ihr offensichtlich schwer fiel zu äußern, was auch immer sie ihm sagen wollte.

„Wir... Es ist nun eine Woche her seit... Was ich sagen will, heute findet die Trauerfeier für unsere gefallenen Männer statt und ich uh, ich wollte Sie fragen, ob Sie dabei sein wollen. Ich kann verstehen wenn Sie das nicht wollen, jeder hier würde das verstehen. Sie müssen das nicht tun."

Huh. John fühlte sich, als hätte man ihm einen Eimer eiskaltes Wasser über den Kopf gegossen. Er hatte nicht die geringste Ahnung, was er sagen sollte.

Er musste wohl wieder einige Zeit ins Leere gestarrt haben, denn Carter machte den Eindruck, schon ein paar Mal versucht zu haben, ihn wieder zu sich kommen zu lassen.

„Colonel? Hey, vielleicht sollten Sie sich Zeit nehmen darüber nachzudenken. Ahm, die Feier findet um 1300 statt. Ist alles Ok bei Ihnen?"

„Ja, alles in Ordnung."

John stand auf und ignorierte den besorgten Blick seiner Vorgesetzten, der auf ihm ruhte. Als er sein Tablett nahm merkte er, wie sehr seine Hände zitterten. Und ohne noch einen Blick zurück zu werfen, verließ er diesen Ort.

ooOoo


„Hey, John."

Langsam drehte er sich um. Kate Heightmeyer stand in der Tür.

„Sie haben unseren Termin versäumt."

„Oh."

Als er die Messe verlassen hatte, hatten ihn seine Schritte genau hierhin geführt. Hier konnte er das Meer sehen. Und hier hatte er einst versucht Ronon das Golf spielen beizubringen. Wie viele Bälle hatte er wohl ins Meer geschlagen? Es war schon seltsam. Hier war er, am selben Ort wie damals, aber trotzdem ganz woanders. Ob die Bälle immer noch auf dem Meeresboden lagen, auf dem Planeten, der einst Atlantis beherbergte?

„Darf ich mich zu Ihnen setzen?"

Mit einem Nicken brachte er seinen Fokus wieder auf die sanften Wellen vor ihm.

„Colonel Carter hat mit mir geredet."

Wieder nickte er nur stumm. Was gab es schon darauf zu sagen?

„Ich kann verstehen, dass Sie aufgewühlt sind."

Das fand er seltsam, denn er selbst hatte keine Ahnung, warum er sich so fühlte. Er wusste nur, dass es bei weitem einfacher war nicht darüber nachzudenken. Und dabei hatte er gerade erst wieder damit angefangen. Vielleicht sollte er fragen. Ja, das sollte er tun. Aber keine Worte verließen seinen Mund.
„Wollen Sie hingehen?"

So eine einfache Frage. Noch vor kurzem wäre es keine gewesen, das wusste er. War es nicht seltsam, dass es überhaupt eine war? Und war es nicht noch viel merkwürdiger, dass er keine Antwort hatte?

„Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht... Weiß nicht, warum es mir schwer fällt eine Antwort zu finden."

Warum es mir Angst macht, fügte er im Stillen hinzu. Aber das würde seine Lippen nicht verlassen. Das alleine zu äußern, kam ihm wie ein Verbrechen vor. Und doch konnte er es nicht leugnen. Er hatte eine Heidenangst davor.

„Nun, ich kann Ihnen die Antwort nicht geben, John. Aber ich kann Ihnen versichern, dass Sie nicht allein dort hingehen müssen, falls Sie sich dafür entscheiden würden. Nichts von alledem müssen Sie allein durchstehen."

Ernsthaftigkeit ging von Kates Augen aus, als sie sprach. Eine Ernsthaftigkeit, die einerseits beruhigend auf ihn wirkte und ihn andererseits auch abschreckte. Warum musste alles nur so kompliziert sein?

„Rodney und Teyla werden dort sein. Sie könnten sich ihnen anschließen. Aber welche Entscheidung Sie auch immer treffen werden, keiner wird schlecht von Ihnen denken."

Und mit einem ermutigenden Drücken seiner unverletzten Schulter verließ sie John und überließ ihn seinen Gedanken.

ooOoo


Es war 1230. Das Mittagessen hatte John völlig übergangen. Tatsächlich saß er schon seit gut einer Stunde auf seinem Bett und starrte auf seine blaue Uniform, die neben ihm ausgebreitet lag. Kaum einmal, wo er sie zu etwas anderem als zu einer Beerdigung in diesen Zeiten trug.

Langsam zog er sie sich an. Er wusste nicht mehr, was zu tun war. Aber er wusste genau, was er vorher getan hätte. Vor einem Monat, oder auch nur einer Woche. Das war das einzige, woran er sich halten konnte, das Einzige, dessen er sich sicher war. Und wenn er nicht seinem eigenen Verhalten trauen konnte, wem dann?

Doch als er schließlich vor seiner Tür stand, zögerte er wieder. Sein Inneres war aufgewühlt. Und er wusste einfach nicht warum.

Tief durchatmend öffnete er die Tür. Es war das Richtige. Das hoffte John zumindest.

Seine Schritte führten ihn wie von selbst Richtung Kontrollraum. Auf seinem Weg war er niemandem begegnet. Und irgendwie war er froh darüber.

Leise Stimmen drangen zu seinem Ohr, als hinter einer Kurve das Stargate sichtbar wurde. Seine Schritte stockten. Er ging nicht viel weiter, gerade bis an das Ende des Durchgangs und stoppte dort. Es waren sehr viele anwesend. Auch wenn er nur einen Teil der Menge von seiner Position sehen konnte, spürte er doch die Präsenz seiner Mitmenschen.

Sein Standort war ein wenig tiefer gelegen als der Platz vor dem Stargate und durch die Menschen vor ihm, konnte er kaum die Särge ausmachen, die zweifelsohne dort aufgebahrt waren.

Der bläulich schimmernde Ereignishorizont warf seinen Schein auf die Versammelten und er konnte Colonel Carters Stimme hören, auch wenn keines ihrer Worte bei ihm ankam. Es war das erste Mal, dass er wieder hier am Stargate war.

Undeutlich nahm er wahr, dass seine Hände zitterten. Und er hatte das dringende, ihm nicht zu erklärende Bedürfnis, weg zu laufen. Weg, fort, überall hin, bloß nicht hier bleiben.

Die Minuten vergingen und er hielt eisern aus. War es nicht das, was er sonst getan hätte? War es nicht das gewesen, dass er bei Carson getan hatte?

Nur am Rande hatte er die Blicke bemerkt, die ihm ab und an getroffen hatten. Doch einer entging ihm nicht. Nicht weit von ihm entfernt stand Lieutenant Holloman und als dieser in Johns Richtung schaute, trafen sich ihre Blicke. Es konnte nicht lange gedauert haben. Aber John kam es wie Minuten vor. Trauer zeigten die Züge des Piloten. Tiefe Trauer um den Verlust seiner Freunde. Aber keinen Schmerz. Wieso war da kein Schmerz in diesen graublauen Augen? Der Mangel dessen ging John unter die Haut.

Er verlor sich im Klang von Carters und bald darauf auch anderen Stimmen, die der Ihrigen folgten. Beinah hätte er nicht mitbekommen, wie sich die Versammelten auflösten. Zu tief war er wieder fortgedriftet.
„Sir? In der Messe findet eine Art Leichenschmaus statt. Falls — falls Sie kommen möchten."

Corporal Almon war unbemerkt zu ihm getreten. Er war einer derjenigen, die bei der letzten Mission dabei gewesen waren. Nicht unweit von ihm standen drei seiner Teamkollegen und blickten in ihre Richtung.

Blickten zu ihm.

John fühlte sich unwohl. Der Gedanke an Menschen um ihn herum tat nichts zur Besserung dieses Gefühls.
„Danke, Corporal. Vielleicht komme ich später vorbei." Aber er glaubte nicht daran.

Und auch Almon tat es nicht. Aber John sah keinen Vorwurf in den Augen des Mannes, als er sich von ihm verabschiedete und mit seinen Teamkollegen in die andere Richtung davonging.

Auch er setzte sich in Bewegung. Den Rückweg zu seinem Quartier brachte er ohne ihn richtig wahrzunehmen hinter sich. Kaum war die Tür hinter ihm verschlossen, als er begann sich aus seiner Uniform zu schälen. Sorgsam hängte er sie wieder in seinen Schrank und mit einem Seufzen der Erleichterung schloss er diesen.

Müde und erschöpft kroch er in sein Bett und es dauerte nicht lange, bis er nichts mehr um sich herum wahrnahm.

tbc
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