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Der letzte seiner Art von Sphere

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Vorwort



Spoiler: SG1 1020 „Endlosigkeit“, SGA 4. Staffel
Staffel: 4. Staffel von SGA

Anmerkungen: Ich habe mich mit Hermiod bereits etwas in meiner SG-1 Geschichte „Ein Himmel ohne Sterne“ beschäftigt. Obwohl ich mich hier ein wenig darauf beziehe, ist Kenntnis dieser Story nicht notwendig.
Der letzte seiner Art


Als Hermiod erwachte, fühlte er sich elend. Seine Gliedmaßen ließen sich lediglich unter großem Widerstand bewegen und auch der Fluss seiner Gedanken schien sich nur widerstrebend in Bewegung zu setzen.
Mühsam quälte er sich aus der Medokapsel, in welcher er die Nacht verbracht hatte, um einen Blick auf ihr Display zu werfen. Es zeigte keinerlei körperliche Beeinträchtigung an. Der Verfall des Körpers entwickelte sich wie prognostiziert, stellte aber noch kein Problem dar. Vermutlich entstand sein Mangel an Wohlbefinden also lediglich durch einen simplen psychologischen Effekt.
Mühsam wandte er sich dem von Menschen entwickelten Rechengerät zu, welches sich in seiner Kabine an Bord der Daedalus befand. Wie auch ein Faustkeil war es nicht sonderlich hochentwickelt, aber erfüllte seinen Zweck, solange die Ansprüche nicht allzu hoch waren. Ein paar Tastendrücke später materialisierte Asgard-Nahrung auf dem Tisch, welche aus den Lagerräumen des Schiffes stammte.
Hermiod betrachtete die kleinen Nahrungseinheiten und stellte fest, keinen Hunger zu haben. Er griff nach einem der hellgrünen Quader, die er gewöhnlich bevorzugte, biss davon ab und kaute eine Weile daran herum. Auch beim Verzehr der kleinen, roten Kugel, welche er gewöhnlich bis zuletzt liegen ließ, erschloss sich ihm nicht, wie er an anderen Tagen mit der Nahrungsaufnahme irgendeine Empfindung verbinden konnte.
Da sein Körper diese Stoffe jedoch benötigte, zwang er sich dazu, den Vorgang zu vervollständigen. Nach getanem Werk verließ er seine Kabine und ging in Richtung des Maschinenraumes. Da sich das Raumschiff nicht im Alarmzustand befand, waren die metallenen Korridore, durch welche er schlurfte, zu dieser frühen Stunde noch ausgestorben. Normalerweise empfand er die dadurch entstehende Ruhe als entspannend und wohltuend. Die Abwesenheit anderer Wesen beruhigte ihn gewöhnlich.
Heute stellte sich auch dieser Effekt nicht ein.
Er betrat den Maschinenraum und nahm den Platz hinter seiner persönlichen Konsole ein. Ein Hocker befand sich dahinter, so dass er sie bequem erreichen konnte. Es fiel ihm schwer, sich zu konzentrieren, aber dennoch begann er ohne zu zögern mit der Arbeit, die er sich für heute vorgenommen hatte.
Nach etwa einer halben Stunde trat Colonel Caldwell ein. „Wie weit sind Sie mit den Modifikationen an den Transportern?“, fragte er knapp.
„Ich müsste sie innerhalb der nächsten zwei Stunden abschließen“, erwiderte Hermiod nicht weniger komprimiert.
„Gut“, erklärte Caldwell. „Wenn wir den Kerlen irgendwann wieder begegnen, will ich sicher sein, etwas an Bord von deren Schiffen beamen zu können, bevor wir in ihre Waffenreichweite kommen“, fügte er dann noch, mehr an sich selbst gewandt, hinzu und verließ den Raum.
In den persönlichen Beziehungen der Asgard untereinander gab es das Konzept der Freundschaft nicht. Es gab lediglich Personen, mit denen man etwas besser oder etwas schlechter als durchschnittlich auskam. Colonel Caldwell gehörte zu letzterer Gruppe.
Die Tatsache, dass der Mensch ihn eher als Teil des Schiffes, als ein Lebewesen mit Persönlichkeit betrachtete, war dabei nur ein Punkt. Seine uneingeschränkte Bereitschaft Wenige der Mehrheit zu opfern und die Gnadenlosigkeit gegenüber seiner Feinde waren Charakterzüge, die durchaus zu einem Asgard gepasst hätten. Allerdings waren es gerade die gegenteiligen Eigenschaften gewesen, welche Hermiod auf die Menschheit aufmerksam gemacht und ihn motiviert hatten, seine negative Interpretation der Fakten über dieses Volk einer detaillierten Überprüfung zu unterziehen.
Dass die Menschen Potential hatten, daran zweifelte er heute nicht mehr, denn sie wiesen Eigenschaften auf, welche die Asgard verloren oder nie besessen hatten. Doch sie hatten auch gewaltige Fehler. Bis heute war er sich nicht sicher, ob sie die Bezeichnung fünfte Spezies verdienten oder ob sich in der Benutzung dieses Titels nur die Tatsache widerspiegelte, dass es kein anderes Volk gab, welches ihn eher verdiente. Interessanterweise jedoch hatte sein persönliches Interesse an dem Thema in letzter Zeit rapide gegen Null gestrebt. Zusammen mit dem Interesse war auch das Motiv verschwunden, welches ihn einst in die Gesellschaft der Menschen geführt hatte.
Hermiod arbeitete weiter. Dabei stellte er fest, dass sein Zeitgefühl sich nicht mit dem Schiffschronometer deckte. Die Zeit schien von seinem Standpunkt aus viel langsamer zu vergehen und trotzdem kam er mit seiner Arbeit nicht voran. Möglicherweise würde er länger als zwei Stunden für die Modifikationen benötigen, was äußert ungewöhnlich war.
Erneut öffnete sich die Tür. „Sind Sie immer noch hier?“, fragte Dr. McKay entgeistert.
„Nein.“
Schwerfällig wälzte sich der Gedanke durch Hermiods kompaktes Hirn, dass diese Aussage McKay nicht ausreichen würde. Mit größerem Widerwillen als gewöhnlich fügte er daher hinzu: „Ich bin wieder hier.“
„Oh!“, machte McKay „Wirklich?!“, setzte kurz darauf nach. „Machen Sie eigentlich nie etwas anderes?“
Hermiod wusste, dass es Menschen gab, die ihm unterstellten, dass Ärger die einzige Empfindung wäre, zu der er fähig war. Im Moment konnte er dem nur zustimmen. Die Unterhaltung begann ihm schon in ihren Anfängen lästig zu werden. Aber er hatte gelernt, Dr. McKay am schnellsten mit möglicht knappen Antworten loswerden zu können. „Bevor ich hier eintraf, habe ich Nahrung aufgenommen.“
„Ja, aber das meine ich nicht“, ereiferte sich der Doktor. „Ich meine, haben Sie nicht vielleicht...“
Als er nicht weiter sprach, sah sich Hermiod genötigt, nun doch aufzusehen und sich vom Wohlergehen des Mannes zu vergewissern. Es dauerte einen Moment bis McKay die Sprache wieder fand. „Haben Sie nicht vielleicht irgendwelche... Hobbys
Hermiod starrte ihn überrascht an und hielt den Blick einen Moment aufrecht, weil er wusste, dass Menschen eben dies unangenehm war. „Das würde voraussetzen, dass meine Tätigkeit mich nicht ausfüllt“, belehrte er ihn dann. „Dies ist jedoch nicht der Fall.“
Zu Hermiods Erleichterung schien McKay darauf keine irgendwie geartete Antwort einzufallen, so dass Hermiod sich endlich wieder produktiveren Dingen widmen konnte.

Hermiod erwachte.
Er fühle sich nicht besser, als die Tage zuvor.
Mühsam drehte er den Kopf, um auf das Bild zu sehen, welches der Bildschirm des menschlichen Laptops zeigte. Lange Minuten verharrte er in dieser Position und betrachtete es.
Kunst war etwas, das es in der heutigen Asgard-Gesellschaft nicht mehr gab. Bei den Menschen hatte er gelernt, dass die Motivation für das Ausüben von Kunst oft darin bestand, Bilder, welche im Geist entstanden, in Form von Gemälden oder Skulpturen in die reale Welt abzubilden.
Wenn dem so war, dann war die Darstellung auf dem Display des Rechners Kunst, denn dieses Bild dominierte in letzter Zeit seine Gedanken.
Scherfällig erhob er sich aus der Kapsel und musterte ihre Anzeige.
Verbleibende Lebensdauer des Körpers: 99 Tage, stand dort zu lesen.
Hermiod ließ die Mahlzeit aus und verließ seinen Raum.
Doch diesmal ging er nicht direkt in den Maschinenraum. Er bog ab und gelangte in den Besprechungsraum des Schiffes. An dessen Ende befand sich ein großes Fenster, durch welches die Sterne zu sehen waren. Hermiod begab sich dorthin und sah nach draußen.
Er wusste genau, wie Sterne funktionierten, wie sie entstanden, sich entwickelten und vergingen. Er benutzte zuverlässig arbeitende Programme, um aus der scheinbaren Anordnung der Sterne die aktuelle Position eines Raumschiffs zu ermitteln. Er hatte für die Sterne entsprechend nie mehr als einen flüchtigen Blick übrig gehabt, denn dieser hätte ihm nichts verraten können, was er nicht schon gewusst hätte
Aus irgendeinem Grund jedoch sah er nun hinaus in die Leere des Alls. Sah seine Schwärze und die kleinen, hellen Lichter darin. Er wusste nicht, was er sich von diesem Anblick erhoffte, aber dennoch übte er eine Faszination auf ihn aus, die er nicht verstand.
„Hier sind Sie!“, erklang plötzlich eine Stimme hinter ihm.
Hermiod erschrak. Gewöhnlich hörte er das Öffnen der schwerfälligen Türen ganz genau.
„Colonel Carter! Es freut mich, Sie zu sehen.“
Überraschung zeigte sich auf dem Gesicht der Leiterin der Atlantis-Expedition. Seine Äußerung hatte vermutlich ein ungewöhnlich hohes Maß an Freude demonstriert. „Ja, es ist auch gut, Sie zu sehen.“ Sie setzte sich an den Konferenztisch. „Was tun Sie hier?“, fragte sie dann.
„Ich habe mich davon vergewissert, dass die Navigationssysteme der Daedalus korrekte Daten liefern“, behauptete er automatisch.
Colonel Carter hob den Kopf und senkte ihn langsam – eine Geste, die Verstehen vorgab, wo es nicht der Fall war.
„Ich habe mich gefragt, wie es Ihnen geht.“
Die Frage verwirrte Hermiod einen Moment. „Es geht mir gut.“ Die Aussage entsprach nicht der Wahrheit, aber er hatte nicht die Absicht, irgendjemanden an seinem Zustand teilhaben zu lassen. Dies ging nur ihn etwas an, er würde keine Schwäche zeigen.
„Das Ende Ihres Heimatplaneten muss Sie schwer getroffen haben.“
„Die Explosion fand in so großen Abstand statt, dass sie mir nichts anhaben konnte“, wies er sie auf das Offensichtliche hin.
Dr. McKay hätte sich mit einer derartigen Aussage schnell abspeisen lassen. Unglücklicherweise funktionierte dies bei seinem jetzigen Gegenüber nicht. Sie lächelte mitfühlend. „Das meinte ich nicht. Ich kann mir vorstellen, dass Sie sich jetzt ziemlich einsam fühlen.“
„Die Besatzungsstärke der Daedalus beträgt 121 Menschen“, erklärte er ihr. „An die Abwesenheit anderer Asgard konnte ich mich im Verlauf der letzten zwei Jahre gewöhnen. Ihre Vermutung ist nicht zutreffend.“
Die menschliche Mimik war grobschlächtig, aber daher noch lange nicht leicht zu interpretieren. Doch er hatte Übung und erkannte daher, wie Carter leicht ungeduldig wurde. „Was, wenn Sie sterben? Sie sind der letzte Ihrer Art, mit Ihnen würde das Volk der Asgard untergehen.“
„Das Volk der Asgard ging mit der Sprengung unserer Welt unter“, erklärte er ihr grimmig und meinte es genau so. „Mein Körper wird irgendwann versagen und da es hier keine Kloneinrichtungen gibt, werde ich dabei sterben. Aber das spielt keine Rolle.“
„Natürlich spielt es eine Rolle!“, widersprach sie energisch.
Hermiod schwieg. Er teilte ihre Meinung nicht und das wusste sie.
„Wir werden Ihnen einen neuen Körper züchten. Mit dem Vermächtnis Ihres Volkes in der Odyssee müsste es uns möglich sein...“
„Sie werden in den Speichern der Odyssee nichts derartiges finden“, unterbrach er die Menschenfrau gelassen, woraufhin sie schwieg. Manchmal war die Scheu der Menschen vor den Asgard von Vorteil für ihn. „Diese Technologie hat den Untergang meines Volkes heraufbeschworen. Sie sollen nicht in Versuchung geführt werden, den gleichen Fehler zu begehen.“
Carter schwieg und das war gut so. „Ich habe noch andere Dinge zu tun“, erklärte er ihr also und machte sich ans Gehen.
„Wieso sind Sie noch hier?“, rief sie ihm hinterher.
Er verharrte vor der Tür.
„Warum waren Sie nicht auf der Asgardwelt, als es geschah? Hat man Sie vergessen?“
Im Grunde hatte Hermiod sich vorhin gar nicht über die Tatsache gefreut, Samantha Carter zu sehen. Dass er einen kurzen Moment der Freude und Geborgenheit empfunden hatte, rührte lediglich daher, dass sie ihn an bessere Zeiten erinnert hatte. Zeiten, in denen er Chefingenieur und Erster Offizier eines mächtigen Asgardschiffes gewesen war. Carter war ihm egal. Im Gegenteil lag seit ihrer ersten Begegnung eine Kluft zwischen ihnen und die wenigen Gespräche seit sie die Leitung über die Expedition übernommen hatte, konnten daran nichts ändern.
Dennoch sah er sich gezwungen, sich umzudrehen und ihr zu antworten. „Die Entscheidung, unsere Existenz zu beenden, wurde von allen Asgard gemeinsam gefällt. Ich blieb hier, weil Sie mich brauchen.“
Erneut wollte er gehen und erneut hielt sie ihn mit eisiger Stimme zurück. „Diese Menschen, die Sie brauchen haben mir berichtet, dass Sie sich in letzter Zeit merkwürdig verhalten.“ Sie erhob sich aus dem Sessel, kam zu ihm herüber und ging in die Hocke. Mit weicher Stimme fuhr sie fort: „Bitte! Ich habe Thor sehr gut gekannt. Ich weiß, dass Ihr Volk nicht so kalt ist, wie es sich gibt. Ich möchte Ihnen helfen.“
Doch Hermiod benötigte keine Hilfe.
Wortlos verließ er den Raum.

„Was ist denn das?“, fragte Dr. McKay in einem Ton, als wäre er eben auf eine größere Menge organischen Abfalls gestoßen.
Seiner Verärgerung über die Störung in leisen Flüchen luftmachend, rief Hermiod auf seiner Konsole das gleiche Display auf, welches auch McKay soeben betrachtete. Hermiod Beta-2-7 stand dort zu lesen. „Es ist der Prototyp eines Transport-Protokolls“, klärte er ihn auf, damit er Ruhe gab.
„Ja! Aber das macht doch keinen Sinn!“, erwiderte McKay gereizt. „Da! Nach 0,76 Sekunden schalten sie den ringförmigen Eindämmungsstrahl einfach ab! Wollen Sie mich umbringen?!“
Einen Moment schwieg Hermiod. Er hatte keine Lust, McKay zu antworten. Die kurze Stille dagegen gefiel ihm.
Doch sie würde unmöglich andauern, daher klärte er den Menschen auf. „Wenn sich die Notwendigkeit ergibt, einen gefährlichen Körper von Bord zu transportieren, beamen wir diesen gewöhnlich ins Weltall. Es ist allerdings weit effektiver, wenn das Objekt dort nicht in einem Stück ankommt, sondern lediglich als lose Atome.“
Die plötzliche Erkenntnis auf Seiten von McKay sorgte für eine begeisterte Reaktion, die Hermiod nicht nachvollziehen konnte. Die Asgard benutzten ihre Transportersysteme schon seit über zehntausend Jahren als Waffe.
Im übrigen stellte das beschriebene Vorgehen eine perfekte Methode dar, Hermiods Körper zu entsorgen bevor der Tod von selbst eintrat...

Das Bild auf dem Laptop zeigte einen Frame aus einer normaloptischen Außenbordkamera der Odyssee. Glühendes Gestein und flüssiges Eisen spritzten nach allen Seiten davon. Bald schon würde das Material auskühlen und im Laufe der Zeit würde sich aus der kugelförmigen Schmutzwolke ein Ring bilden, welcher den Stern umkreiste, der einst die neue Heimat der Asgard erhellt hatte.
Sein Volk war tot, aber was spielte das schon für eine Rolle? Wenn eine Sonne geboren wurde oder starb, wenn ein Atomkern in einem Stern immer weiter anwuchs und dann irgendwann in seine Einzelteile zersprengt wurde, dann spielte das auch keine Rolle. Es war nicht gut und nicht schlecht. Es geschah einfach.
Das Ende seines Volkes war bereits absehbar gewesen, als ihre ursprüngliche Heimat an die Replikatoren fiel, vielleicht schon, als der erste Klon gezüchtet worden war. Als Hermiod geboren worden war, hatte seine Zivilisation schon lange im Todeskampf gelegen. Das nur kurzzeitig erfolgreiche Züchten von Nachwuchs statt Klonen war ihr letztes verzweifeltes Aufbäumen gegen das Unvermeidliche gewesen.
Doch sie hatten es nicht stoppen können. Die Klone lebten immer kürzer, ihre Hirne konnten den müden Geist der Asgard nur noch schwer aufnehmen. Es wäre ein langsames und unwürdiges Dahinsiechen gewesen, hätten sie nicht beschlossen, dass es Zeit war, von der kosmischen Bühne abzutreten.
Daher das Bild der Explosion auf dem Schirm.

Seine Vorräte waren beinahe aufgebraucht. In wenigen Tagen schon würde er nichts mehr zu Essen haben. Es gab keinen Nachschub mehr und den Menschen schien das nicht einmal aufzufallen.
Stattdessen menschliche Nahrung aufzunehmen, kam nicht in Frage. Sein gealterter Körper tat sich schon schwer damit, die hochentwickelten Nahrungseinheiten aus den Asgardlabors zu verarbeiten, konnte die Reste nur innerhalb der Medokapsel gefahrlos wieder ausscheiden. Menschliches Essen hätte ihn qualvoll umgebracht.
Verbleibende Lebensdauer des Körpers: 19 Tage, stand auf dem Display zu lesen.
Hermiod ging in den Maschinenraum und rief seine letzten Modifikationen an der Transportersoftware auf.
Hermiod Beta-2-7.
Er begann mit seiner anderen Arbeit, starrte aber immer wieder auf das Fenster mit dem bewussten Programm. Es erwartete die Eingabe von Koordinaten. Ein Test mit einem passenden Körper würde beweisen, dass es reibungslos und ganz einfach funktionierte...
„Ha! Wer hätte gedacht, Sie hier anzutreffen!“, donnerte McKays Stimme durch seinen Schädel.
Er blickte auf und sah sich McKay und Carter gegenüber.
McKay deutete lässig mit dem Daumen hinter sich. „Ich wollte Ihnen nur sagen, dass wir Ihre Nahrungsvorräte aufgefüllt haben“, erklärte er leichthin.
„Wir fanden einige Kisten an Bord der Odyssee, die wohl für Sie bestimmt waren“, erklärte Carter. „Leider hat sich der Transport hierher etwas verzögert.“
„Sie haben doch nicht geglaubt, wir lassen Sie verhungern?!“
Hermiod war zu keiner Erwiderung fähig. Seine Umgebung verschwamm. Er verließ seine Station, kehrte wie in Trance in sein Quartier zurück. Dort stolperte er und fiel zu Boden. Beunruhigende Geräusche, die er unmöglich zuordnen konnte, erklangen von irgendwoher und dauerten eine undefinierbare Zeitspanne an.
Eine überdimensionierte Hand griff nach ihm. „Geht es Ihnen gut?“, hörte er eine Stimme.
Doch er war unfähig, darüber nachzudenken, ging völlig in den Geräuschen auf, die sein Universum erfüllten.
„Er ist zu Tränen gerührt“, erklang wieder die Stimme und die Riesenhand begann langsam an seiner Schulter entlang zu gleiten.
Eine zweite Stimme tauchte aus dem Nebel auf. „Es ist ein Asgard! Er ist unmöglich...“ Aus irgendeinem Grund verstummte die neue Stimme wie abgeschnitten.
Hermiod öffnete seine Augen und irgendwie wurde ihm klar, dass er es war, der diese merkwürdigen Geräusche ausstieß. Er konnte auch nicht damit aufhören. Sein Körper produzierte eine massive physische Reaktion auf seine Gefühle, die dringend behandelt werden musste, auch wenn er keine Ahnung hatte, wie dies zu geschehen hatte.
„Ich sagte Ihnen doch, dass die Zerstörung Ihrer Welt Sie verletzt hat“, sagte Carter und es dauerte eine ganze, lange Weile, bis ihm gewahr wurde, dass dies erklärte, was soeben mit ihm geschah. „Wir werden Ihnen helfen.“

Hermiod bewegte den Läufer über das Spielfeld. „Schach-matt“, erklärte er Dr. McKay.
Dieser zeigte sich verwirrt, versuchte noch über zwei Züge hinweg dem Unvermeidlichen zu entkommen, musste dann aber seine Niederlage eingestehen.
Es war nicht schwierig gewesen, Schach zu erlernen. Das Problem war es, hin und wieder derart zu verlieren, so dass Dr. McKay nicht merkte, dass er ihn gewinnen ließ.
„Colonel Sheppard will übrigens auch mit dir spielen“, ließ Dr. McKay eine Bemerkung fallen.
„Wieso ist das so?“, hörte sich Hermiod antworten.
„Nun, alle wissen, wie gut du Schach spielst. Aber ich bin derjenige, der trotzdem gegen dich gewinnt.“ McKay entblößte sein kräftiges Menschengebiss und lehnte sich über den Tisch nach vorn. „Sheppard glaubt, das kann er auch. Daher ist es wirklich wichtig, dass du ihn schlägst. Hörst du: Wichtig
Freundschaften sind wichtig. Dies hatte ihm Colonel Carter nach seinem Zusammenbruch eröffnet. Er müsse Beziehungen zu anderen Wesen aufbauen, hatte sie ihm gesagt.
Seitdem waren Dr. McKay und Colonel Carter seine Freunde. Seitdem unterhielt er gute Beziehungen zu Colonel Sheppard und Dr. Novak.
Seitdem verbrachte er Zeit mit sinnlosen Dingen wie Schach.
Wirklich besser fühlen, tat er sich nicht. Aber alle anderen glaubten das und ließen ihn daher in Ruhe.
Er ließ sie in dem Glauben.
„Selbstverständlich“, sagte Hermiod und stellte die Figuren auf ihre Startpositionen zurück.

Seine Glieder brannten, als er erwachte. Seine Lungen schmerzten bei jedem Atemzug und sein Kopf brummte.
Verbleibende Lebensdauer des Körpers: ca. 18 Stunden.
Hermiod nahm seine Mahlzeit zu sich und ging an die Arbeit.

Es war kein Tag großer technischer Errungenschaften oder Ausbrüchen von Genialität gewesen. Im Grunde war er seinen Aufgaben mehr schlecht als recht nachgekommen. Trotzdem war Hermiod zufrieden.
Er hatte das neue Transporterprotokoll in die reguläre Steuerung integriert. Die Systeme der Daedalus arbeiteten optimal und würden dies noch eine ganze Weile tun. Sämtliche Tätigkeiten, denen er gewöhnlich nachkam, sämtliche relevanten technischen Daten der integrierten Asgard-Systeme hatte er inzwischen sorgfältigst dokumentiert.
In seinem Quartier ließ ein Knopfdruck eine Verblende der Medokapsel vollautomatisch auffahren. Mit zitternden Fingern ergriff er einen Kristall und zog ihn heraus. Heute Nacht würde es kein medizinisches Monitoring geben. Die Kapsel würde keinen Alarm schlagen, ihn nicht in Stasis versetzen.
Hermiod hatte niemandem von seinem Zustand berichtet. Er wollte keine Hilfe in letzter Minute und er wollte kein Mitgefühl. Er wollte nur seine Ruhe.
Trotzdem waren ihm die Menschen seiner Umgebung nicht egal und daher aktivierte er die Kamerafunktion des Faustkeil-Computers.
„Es handelt sich nicht um einen Unfall oder einen Mord“, sagte er in Richtung des Mikrophons. „Lediglich die Lebensdauer dieses Körpers ist erschöpft. Es besteht also kein Grund, sich Sorgen zu machen.“ Er machte sich keine Mühe mit einer automatischen Abspielfunktion des Videos. Die Menschen waren findig genug, es selbst aufzustöbern.
Statt dessen öffnete er eine Bilddatei und stieg in die Medokapsel.
Das Bild zeigte die ursprüngliche Heimat der Asgard. Keine Zuflucht in der Not, sondern genau den Planeten, auf dem sich sein Volk entwickelt hatte. Der Planet, auf dem auch er das Licht der weißen Sonne erblickt hatte. Es war ein schöner Anblick. Er war beinahe genauso schön, wie der Anblick der Sterne mit dem bloßen Auge.
Zufrieden schloss Hermiod die Augen.
Den Übergang zwischen Schlafen und Wachen erlebte er nicht bewusst.

Ende
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