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Sara von Tanagra

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Vorwort



Spoiler: Die Auferstehung, Die Invasion
Sara


Endlich war die Lagebesprechung zuende, und sie konnten in die Duschen gehen. Als sie von ihrer Mission zurückgekehrt waren, hatte General Hammond sofort Bericht haben wollen, so dass ihnen nicht einmal Zeit geblieben war, sich frisch zu machen.
Jack O'Neill stöhnte wohlig auf, als das heiße Wasser endlich über seinen Körper prasselte. Die Mission war nicht außergewöhnlich gewesen, nur dreckig, anstrengend, staubig, langwierig - normal eben. Die Dusche war jedenfalls wohlverdient. Umso unwilliger reagierte er, als plötzlich die Tür zum Waschraum mit einem lauten Knall aufflog und jemand "Colonel!" rief. Erst im zweiten Moment bemerkte er, dass diese Stimme Major Carter gehörte, und erst im dritten Moment realisierte er, dass er unter der Dusche stand und sie in den Raum hineingeplatzt war.
"Carter...?" Er sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an und machte keine Anstalten, sich in irgendeiner Form zu bedecken. Sie schien die Situation aber gar nicht zu erfassen. Mit weit aufgerissenen Augen sah sie ihm ins Gesicht und sagte aufgeregt: "Sir, Sie müssen sofort kommen! Es... da ist jemand für Sie!"
Nun stand plötzlich auch General Hammond in der Tür, und langsam wurde es Jack doch mulmig, dass keiner es komisch zu finden schien, dass sie ihn alle unter der Dusche störten. "Colonel, ziehen Sie sich sofort an und kommen Sie in mein Büro!" kommandierte der General.
"Darf ich, zum Teufel, vielleicht erst mal erfahren, was überhaupt los ist?!" fluchte Jack jetzt laut drauflos.
General Hammond sah ihn leicht irritiert an.
"Sie haben Besuch, Colonel. Da ist eine Mrs. O'Neill, und sie will zu ihrem Mann, General O'Neill!"

Wenig später war Jack angezogen, wenn auch noch mit nassen Haaren, in Hammonds Büro erschienen, wo auch schon der Rest von SG-1 versammelt war.
"Das ist ja wohl ein Scherz," sagte Jack nur trocken, doch keiner sah so aus, als sei ihm nach scherzen zumute.
"Wir haben soeben eine Frau aufgegriffen, die behauptet, Sara O'Neill auf der Suche nach ihrem Mann, General Jack O'Neill, zu sein," teilte General Hammond mit.
"Sara...?" Jack sah verständnislos zu seinem Vorgesetzten. "Sir, bei allem Respekt, wer auch immer diese Lady sein mag, meine Ex-Frau" und er betonte die Silbe Ex- sehr deutlich, "lebt meines Wissens mittlerweile an der Ostküste, in Maine. Außerdem hat sie keine Ahnung, wo ich arbeite."
"Jack," mischte sich Daniel Jackson nun behutsam ein. "sie ist durch den Spiegel zu uns gekommen. Sie ist nicht die Sara aus unserer Realität."
Nach dem letzten Besuch aus einer alternativen Realität hatte man den Quantenspiegel aus Area 51 direkt ins SGC gebracht, um ihn dort unter Bewachung zu halten. Die Gefahr, dass bei einem weiteren Besuch etwas nach außen hätte dringen können, war einfach zu groß gewesen.
"Na toll!" war Jacks wenig begeisterter Kommentar. Diese Sache mit den parallelen Realitäten war ihm noch nie ganz geheuer gewesen, und erstmalig war er direkt betroffen.
"Sie möchte Sie sehen, Colonel, und wir sollten uns gut überlegen, was wir ihr sagen. Sie scheint auch in ihrer Realität eine Zivilistin zu sein, die zufällig an den Spiegel geraten ist. Sie ist entsprechend verwirrt."
"Daniel, das ist Ihr Job," stellte Jack nüchtern fest. "Keiner kann diese Realitäten-Nummer so gut erklären wie Sie!"
"Das ist unmöglich!" schaltete sich General Hammond sofort ein. "Wir müssen davon ausgehen, dass sie keine Ahnung vom Stargate und Ihrem Job hat, und dabei muß es bleiben."
"Kommen Sie, Sir," fuhr Jack herum. "Es kann uns doch egal sein, wie die das wieder hinbiegen! Schicken wir sie zurück, und dann sollen die sehen, wie sie damit klarkommen!"
"Sir, das ist nicht Ihr Ernst!" warf Sam Carter ein. "Wir gehen auch davon aus, dass in anderen Realitäten verantwortlich mit unserer Welt umgegangen wird, sobald es Berühungspunkte gibt. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir es einer anderen Realität zu verdanken haben, dass wir die Invasion der Goa'uld abwehren konnten. Wenn es unseren Parallel-Ichs damals auch egal gewesen wäre, was mit unserer Welt geschieht, dann..."
Jack winkte ab, aber man konnte sehen, dass er die Botschaft verstanden hatte. Es trat Schweigen ein, das immer drückender wurde. "Okay!" rief O'Neill plötzlich. "Was, also, wird genau von mir erwartet?!"
"Nun," setzte General Hammond an. "Offensichtlich ist in dieser anderen Realität die Ehe zwischen Ihnen und Sara O'Neill noch existent, außerdem bekleiden Sie den Rang eines Generals und..."
Jack hatte den Kopf gesenkt, und plötzlich herrschte eine sehr gespannte Stimmung im Raum, der sich keiner entziehen konnte. Man sah, dass Jack sehr mit sich kämpfte, bevor er jetzt sprach. "Weiß man... ich meine, wenn wir noch verheiratet sind..."
Wieder trat Schweigen ein.
Sam krampfte sich der Magen zusammen. Sie wusste genau, was jetzt in Jack vorging. Er fragte sich, ob sein Sohn noch lebte in dieser Realität, in der er noch mit Sara verheiratet war. Auch Daniel war sofort klar, was für Gedanken gerade durch den Kopf seines Freundes jagten.
"Sie hat Charlie nicht erwähnt..." sagte er und sah Jack über den Rand seiner Brille hinweg an. Jack nickte nur, vermied aber jeden Augenkontakt.
"Offensichtlich ist nur, dass Sie noch mit ihr verheiratet sind," ergriff General Hammond nun wieder das Wort. "Sie sagte etwas, dass Sie Dr. Jackson besucht hätten und nicht wiedergekommen seien. Auf ihrer Suche in dessen Wohnung hat sie dann den Spiegel entdeckt und ist hier gelandet. Sie ist natürlich verwirrt und fragt nach ihrem Mann, General O'Neill. Ansonsten erscheint sie ziemlich ahnungslos. Ich glaube nicht, dass sie etwas über das Stargate weiß, und dabei sollte es möglichst bleiben."
Wieder nickte Jack, aber er sah immer noch nicht auf. "Und was soll ich jetzt tun?" fragte er leise.
General Hammond atmete tief durch. "Beschäftigen Sie sie. Lenken Sie sie ab. Machen Sie ihr klar, dass alles in Ordnung ist. Fahren Sie mit ihr nach Hause. Wir müssen inzwischen herausfinden, wo General O'Neill aus ihrer Realität tatsächlich geblieben ist und wie wir sie wieder zurückbringen können, ohne dass sie etwas merkt."
Jack sah müde zu ihm auf. "Sir, Sie verlangen allen Ernstes von mir, dass ich für meine Ex-Frau den Ehemann spiele, sie mit -in welches auch immer - nach Hause nehme, nett ein Gläschen Wein mit ihr trinke, sie küsse, vielleicht auch mit ihr schlafe...im Dienste meines Planeten?"
General Hammond räusperte sich und war nicht in der Lage, seinem Colonel in die Augen zu sehen. "Tun Sie, was immer nötig ist!" sagte er nur und verließ das Büro.
"Sir!" rief Sam ihm nach, aber er war schon weg.
"Mein Gott," sagte Jack nur und schüttelte den Kopf.
"Jack...." fing Daniel an, doch Jack drehte sich um und ging ebenfalls zur Tür. "Gebt mir eine Auszeit. Nur 'ne halbe Stunde." Er blieb an der Tür stehen, drehte sich aber nicht um. "Bitte," sagte er, dann ging er hinaus. Zurück blieb der Rest von SG-1.
"Das kann doch nicht wahr sein," flüsterte Sam ungläubig. "Das kann man unmöglich von ihm verlangen!"
"Ist Sara O'Neill Jack O'Neills Frau?" fragte Teal'c, der die ganze Zeit kein Wort gesagt hatte.
"Sie war es," erklärte Daniel. "Als damals ihr gemeinsamer Sohn starb, kamen die beiden nicht damit klar. Sie haben sich getrennt und später scheiden lassen. Für Jack ist das Kapitel abgeschlossen."
"Wenn man sich auf Chulak eine Frau nimmt, dann ist es für immer. Es gibt nicht so etwas wie - Scheidung-," sagte Teal'c. "Liebt man bei Euch eine Frau und dann überlegt man es sich wieder anders?"
Sam und Daniel sahen sich an. "Das ist nicht so einfach, Teal'c..." sagten sie wie aus einem Mund und mussten lächeln.
"Ich gehe zu ihm!" beschloss Sam, doch Daniel hielt sie zurück.
"Sam, ich glaube, im Augenblick sind Sie die letzte, mit der er reden will."
Sie sah in verletzt an, glaubte dann aber zu verstehen. "Ich werde ihn suchen," sagte Daniel und verließ ebenfalls das Büro. Er hatte schon so eine Ahnung, wo Jack sein konnte.

Wie erwartet fand er ihn oben auf Cheyenne-Mountain, im Sperrbezirk, wo kein Mensch jemals hinkam. Es saß an einen Felsen gelehnt und starrte in die Sterne. "Man kann sie nicht mehr so unvoreingenommen ansehen wie früher, nicht?" sagte Daniel, setzte sich neben ihn und wandte seinen Blick ebenfalls den Sternen zu.
"Auf jedem einzelnen von ihnen wäre ich jetzt lieber als in dieser Situation..." sagte Jack heiser. Daniel senkte den Blick und begann, einzelne Grashalme zwischen seinen Beinen auszureißen.
"Wann haben Sie die Sara unserer Realität zuletzt gesehen?"
"Bei der Scheidung," antwortete Jack. "Ja, und dann noch mal, als dieses Energiewesen hierher gekommen ist und sie besucht hat." Einen Augenblick herrschte Ruhe.
"Sie hat mich so angesehen... Sie liebte mich immer noch... obwohl ich unseren Sohn... obwohl..." Jack schluckte und schwieg, und Daniel tat es ihm gleich.
Jack atmete tief durch. "Daniel, ... ich habe diese Frau geliebt. Ich habe sie mehr geliebt als alles andere auf der Welt. Ich war... ich war damals so glücklich. Wir hatten alles, was man sich nur wünschen konnte. Ich dachte damals, es würde immer so weitergehen. Nachdem Charlie ..." Er schluckte und wandte den Blick wieder zum Himmel zu den Sternen. "Ich konnte sie nicht mehr ansehen, ich konnte ihren Blick nicht mehr ertragen."
"Aber sie hat Ihnen nie die Schuld gegeben...?"fragte Daniel vorsichtig.
"Ich! Ich habe mir die Schuld gegeben!" antwortete Jack heftig. "Das war fast noch schlimmer, als wenn sie es getan hätte. Sie hat es nie verstanden, was es für mich bedeutet hat. Von einem Augenblick zum anderen war mein Leben zerstört. Ich habe nichts mehr gehasst als mich selbst. Und ich konnte es nicht ertragen, in ihren Augen zu sehen, dass sie mich immer noch liebte."
Daniel zog es vor, einfach nur zu schweigen und zuzuhören. Es war selten, dass Jack so aus sich herauskam und von sich erzählte.
"Es war alles ein furchtbarer Albtraum. Erst nahm ich ihr den Sohn, und als sie meine Hilfe am meisten brauchte, zog ich mich auch noch vollends von ihr zurück. Ich konnte mit dieser Situation nicht mehr leben, deswegen nahm ich damals die Stargate-Mission an, Sie wissen das. Jemand wie ich nimmt sich nicht einfach das Leben! Man stirbt für sein Land. Oder für seinen Planeten, wie heroisch! Aber der Zweck der Übung bleibt der gleiche. Sie waren ja dabei. Und doch kam alles ganz anders. Irgendwie habe ich es geschafft, mich mit mir selbst zu arrangieren, und das war auch Ihr Verdienst, Daniel. Aber für Sara war da kein Platz mehr. Sie erinnerte mich an alles, was ich vergessen wollte. Ich musste sie hinter mir lassen, um weitermachen zu können."
Immer noch schwieg Daniel, denn er hatte das Gefühl, dass das, was Jack eigentlich sagen wollte, erst noch kam.
"Ich habe quasi ein neues Leben angefangen. Ich reise zu fernen Sternen und habe jeden Kontakt zur Vergangenheit abgebrochen. Ich habe meinem Leben einen neuen Sinn gegeben, und ich habe sogar wieder Freude daran."
Jack atmete einmal tief durch und sah dann Daniel direkt an. Der Archäologe erschrak über den Ausdruck tiefster Verzweiflung, den er in Jacks Augen sah.
"Ich habe es irgendwie geschafft, damit weiterzuleben, und nun soll ich auf einmal von vorne anfangen. Ich soll in ein früheres Leben zurückspringen, mit dem ich nicht klarkomme. Ich soll eine Wunde aufreißen, die gerade so verheilt war. Ich soll einfach dem einzigen Menschen gegenübertreten, dem ich nie wieder in die Augen sehen wollte. Lieber lasse ich mich von Apophis endlos foltern, bevor ich noch einmal diesen Blick aus Saras Augen ertrage..."
Jack sah weg, und Daniel merkte, dass er um Fassung rang. Sein Freund war offensichtlich mit der Situation absolut überfordert. Hier wurde an ein Kapitel gerührt, das er für immer abgeschlossen glaubte und mit dessen Neueröffnung er nicht würde leben können.
"Vielleicht kann ich mit ihr reden," überlegte Daniel. "Sie scheint mich ja zu kennen, wenn sie in meine Wohnung kam und dort den Spiegel fand." Jack reagierte nicht.
"Ich könnte sagen, dass Du nicht da bist. Dass Du einen wichtigen Auftrag hast, irgendwas wird uns einfallen. Du musst ihr nicht gegenübertreten," Daniel war unbewusst zum Du übergegangen, es erschien ihm in dieser Situation der absoluten Vertrautheit einfach nur natürlich, die freundschaftliche Anrede zu verwenden. "Wahrscheinlich wäre es sogar glaubhafter, wenn ich mit ihr rede..."
"Irgendwas scheint in ihrer Realität wirklich ganz anders gelaufen zu sein, Daniel," unterbrach Jack ihn. "Wir sind noch verheiratet. Ich bin General. Irgendwas ist ganz entschieden besser gelaufen."
Daniel ahnte, in welche Richtung Jacks Gedanken gingen, und ihm wurde schwindelig bei dem Gedanken. "Jack, auch wenn er noch lebt, es ist nicht Dein Charlie, nicht Dein Charlie!"
"Ich könnte ihn wiedersehen... es könnte alles wieder so sein wie früher..."
"Jack," sagte plötzlich eine andere Stimme. Carter war zu ihnen gestoßen, setzte sich auf Jacks andere Seite und legte einen Arm um seine Schultern.
"Es ist nicht wirklich," gab sie zu bedenken. "Es ist nicht Ihr Leben, in das Sie da hereinplatzen. Diese Sara ist mit General O'Neill verheiratet. Und General O'Neill ist irgendwo und wird zurückkommen zu seiner Familie."
"Nun, wie auch immer...Es ist mein Problem," schnaufte Jack und stand auf. Dabei streifte er Sams Arm von seiner Schulter. Diese Aufmerksamkeit und Anteilnahme war ihm sichtlich unangenehm, und er entfernte sich Richtung Eingang der Militärbasis.
"Schlechtes Timing?" fragte Sam und sah Daniel an.
"Scheinbar," antwortete er und folgte Jack. Sam blieb noch allein sitzen und sah in die Sterne. Auch in ihrem Inneren tobten die Gefühle in einem wilden Rausch. Sie hatte eine nicht greifbare, nicht benennbare Angst, die ihr die Kehle zuschnürte.

"Da bin ich, Sir," meldete sich Colonel O'Neill in General Hammonds Büro. "Was soll ich also tun?"
General Hammond sah seinen Colonel forschend an. Der Mann wirkte völlig unbeteiligt, ganz professionell, ganz Soldat. "Wenn Sie sich der Aufgabe nicht gewachsen fühlen, wird es andere Möglichkeiten geben," räumte General Hammond ein.
"Was auch immer nötig wird, ich werde es tun," entgegnete Jack ungerührt. Er war Soldat, und er war auf einer Himmelfahrtsmission.

"Hi, Sara! Na, Du sorgst hier vielleicht für Aufregung!"
Die zierliche Frau wirbelte in der Arrestzelle herum und sah ihren Mann an.
"Jack! Endlich!" jubelte sie und fiel ihm um den Hals.
"Ich weiß überhaupt nicht, was los ist. Ich wollte Dich bestimmt nicht in Schwierigkeiten bringen, aber auf einmal war ich hier, dabei weiß ich gar nicht..."
Sie küsste ihn, und er konnte nicht anders, als ihren Kuss zu erwidern.
"Sara," er drückte sie sanft von sich weg. "Wir sind da in eine dumme Sache geraten..."
Sie sah ihn groß an.
"Der Spiegel, den Du in Daniels Wohnung entdeckt hast..."
"Was für ein seltsames Ding!" brach es aus ihr hervor. "Erst sah er aus wie ein Spiegel, aber ich konnte mich nicht darin sehen. Es war direkt unheimlich. Und als ich ihn berührte, war ich plötzlich ganz woanders, und man bedrohte mich mit einer Waffe und..."
Jack nickte beschwichtigend und suchte nach Worten, aber sie kam ihm zuvor.
"Mir ist schon klar, dass das alles supergeheim ist und dass ich nie hätte hierher kommen dürfen. Es tut mir wirklich leid. Aber Du wolltest nur kurz zu Daniel rübergehen, und dann kamst Du nicht wieder und ...Verdammt!"
Mit einer unerwarteten Heftigkeit machte sie sich von ihm los. Er blickte irritiert in die eine Raumecke, denn ihm war klar, dass sie von Kameras beobachtet wurden. "Seit Charlies Unfall bin ich so...ängstlich geworden! Ich gehe mir selbst auf die Nerven damit!"
Jack zuckte zusammen, als hätte ihm jemand in den Magen geschlagen.
"Wir können noch nicht nach Hause gehen, Sara," sagte er langsam. "Ich muß erst noch ein paar Dinge klären. Du stellst plötzlich ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar."
Damit rettete er sich zur Tür und stürmte hinaus, bevor sie noch etwas sagen konnte. Draußen lief er Daniel direkt in die Arme. "Gott, verdammt!" flüsterte er verzweifelt, und Daniel legte ihm schützend und stützend den Arm um die Schultern.
"Du warst sehr gut! Sie hat bestimmt nichts gemerkt."
"Ich rette also den Planeten, welchen auch immer," sagte Jack zynisch. Dann schluckte er.
"Sie hat mich geküsst."
"Ich weiß," antwortete Daniel nur.
"Es fühlte sich an, als wäre es absolut richtig. Und absolut falsch zugleich." Er machte eine Pause. "Kannst Du Dir vorstellen, wie das für mich ist?" Jack wartete einen Augenblick, doch Daniel sagte nichts.
"Es gilt nicht mir!" fuhr Jack deswegen heftig fort. "Die Sara meiner Welt küsst mich nicht mehr so. Ich küsse sie nicht mehr so! Es stimmt alles und nichts! Oh Gott, ich werde wahnsinnig, Daniel, ich steh' das nicht durch! Nicht nochmal!" Er ballte die Hände zu Fäusten, aber es war mehr eine hilflose als eine aggressive Geste.
"Sir!" Sam kam schnellen Schrittes durch den Flur zu ihnen, und sofort straffte sich Jacks Haltung wieder, und er schob die Hände in die Hosentaschen.. Sam wirkte angespannt.
"Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass General O'Neill und Daniel aus der anderen Realität ebenfalls hier in der Basis sein müssen. Sara hat nichts von dem Bedienelement des Spiegels gesagt, also können wir davon ausgehen, dass die Einstellung des Spiegels nicht verändert wurde, seit O'Neill und Daniel ihn benutzt haben."
"Warum sind die beiden dann nicht aufgegriffen worden?" wollte Jack wissen. "Der Spiegel wird doch wohl bewacht."
"Das ist es ja," teilte Sam mit. "Es hat ein Wachwechsel stattgefunden. Der Soldat Hanson, der Sara aufgegriffen hat, hatte gerade erst seinen Dienst angetreten. Der Soldat, den er eigentlich ablösen sollte, war aber nicht auf seinem Posten. Hanson hat nichts gesagt, um seinen Kollegen nicht zu verraten. Wir wissen noch nicht, warum der nicht auf Posten war. Vielleicht haben die beiden ihn überwältigt. Vielleicht hat er sich aber auch nur unerlaubt entfernt."
"Also laufen die beiden hier irgendwo rum," schloss Jack. "Trotzdem, warum hat sie noch keiner aufgegriffen?"
"Sir, kein Soldat findet es merkwürdig, wenn Sie beide hier herumlaufen," gab Sam zu bedenken. "Jeder kennt Sie hier. Auffällig wird es erst, wenn Sie sich selbst über den Weg laufen." Daniel atmete tief durch.
"Ich werde jetzt Sara zurückbringen."
"Was?!" Jack sah ihn erstaunt an.
"Ich werde ihr sagen, dass Du hier nicht wegkannst. Ich werde ihr erklären, dass der Spiegel ein ... neuartiges Transportsystem ist, das wir erproben. Sie denkt bisher nur, dass sie durch den Spiegel aus meiner Wohnung in diese Basis gekommen ist, und dabei können wir es belassen. Wir gehen auf dem gleichen Weg zurück, und ich beschäftige sie, bis Ihr mir den anderen Jack und mein Double schickt. Dann kehre ich zurück."
Er sah erst Jack und dann Sam fragend an. "Irgendwelche Einwände?"
"Ich werde ihr selbst sagen, dass ich hier jetzt nicht wegkann und dass Du sie nach Hause bringst," wandte Jack ein. "Ich werde mich...verabschieden." Er atmete tief durch und ging dann wieder in die Arrestzelle, wo Sara auf der Pritsche saß und ihn groß ansah.
"Du hast Ärger meinetwegen, richtig?" fragte sie bedrückt.
"Nichts, was ich nicht wieder hinkriege," beruhigte Jack sie. "Aber trotzdem musst Du wieder nach Hause. Daniel wird Dich auf dem gleichen Weg nach Hause bringen, auf dem Du gekommen bist. Ich komme dann nach, sobald ich hier die Wogen geglättet habe. Die sind ganz schön sauer, dass Du so einfach Zugang zu unserem Geheimprojekt hattest."
Sie stand auf und kam zu ihm, und er fühlte, wie sein Herz ihm bis zum Hals schlug. Sie ergriff seine Hand. "Du bist mir nicht böse?"
Er seufzte. "Sara, ich kann Dir gar nicht wirklich böse sein."
"Ich liebe Dich, Jack," sagte sie und umarmte ihn wieder. Er küsste sie, um nicht antworten zu müssen. Dann öffnete sich die Tür wieder, und Daniel kam herein. "Hi, Sara! Du hast ein Taxi bestellt?!"
"Daniel!" Sie begrüßte auch ihn mit einer Umarmung. "Gott, das ist mir alles so peinlich! Was für ein Aufstand, nur weil ich mir wieder blöde Sorgen gemacht habe! Hier halten mich wahrscheinlich auch alle für komplett bescheuert."
Sie lächelte Jack noch einmal zu und ging dann mit Daniel zur Tür. "Charlie hat sicher auch schon angerufen und wundert sich, dass keiner ans Telefon geht!" hörte Jack sie im Rausgehen noch sagen. Er musste sich an der Wand festhalten, als ihm die Knie nachgaben. Kraftlos sank er auf die Pritsche und vergrub das Gesicht in den Händen.
"Jack..." Sam Carter lugte vorsichtig zur Tür herein.
"RAUS!" brüllte er nur, und sie verschwand eilig und schloss die Tür. Auf dem Monitor verfolgte sie über die Überwachungskamera, wie er weiter reglos dasaß, den Kopf in seine Hände gestützt, sein Gesicht nicht einsehbar. Was mochte jetzt in ihm vorgehen? Es tat ihr weh, ihn so zu sehen und ihm nicht helfen zu können.
Inzwischen hatte Daniel mit Sara die Basis durch den Spiegel verlassen, und das SGC wurde fieberhaft nach den beiden Eindringlingen durchsucht. Dabei war es von Vorteil, dass Dr. Jackson nicht mehr anwesend war und Colonel O'Neill sich immer noch n der Arrestzelle aufhielt. Es dauerte nicht lange, und man hatte die beiden gefunden.

Als Jack in den Besprechungsraum trat, blickte er in zwei fassungslose Gesichter.
"Das...das ist doch nicht möglich!" entfuhr es dem Mann, der ihm wie aus dem Gesicht geschnitten war. Auch der Mann neben ihm, Dr. Jackson, starrte mit offenem Mund. Sam sah Jack eindringlich an, sie versuchte aus seinem Gesicht zu lesen, in welcher Verfassung er war. Aber äußerlich war ihm nichts anzumerken, er wirkte nur etwas blass.
"Ja," sagte Jack. "Es haut mich auch immer wieder um. Eure erste Erfahrung mit dem Spiegel?" Die beiden Männer nickten.
"Hat Major Carter die Realitäten-Sache schon erklärt?"
"Ja...ja, ja," antwortete General O'Neill abgelenkt, denn er musterte nach wie vor gebannt sein Ebenbild. "Aber es ist schwer vorstellbar. Wenn ich es nicht selbst sehen würde..."
"Mein Reden!" stimmte Jack zu und warf einen -sehen Sie, der versteht's auch nicht-Blick- zu Carter.
"Sie hier haben ja offensichtlich schon mehrere Erfahrungen mit diesem ...Quantenspiegel gemacht. Und da wir einmal hier sind, würde ich gern mehr darüber erfahren," sagte Daniel nun und sah fragend von Sam zu Jack und General Hammond, aber bevor einer von ihnen antworten konnte, schüttelte General O'Neill den Kopf.
"Daniel, das geht nicht. Zumindest ich muss zurück. Sara hat keine Ahnung, wo ich stecke, und ich kann ja schlecht von hier bei ihr anrufen, denke ich. Du weißt, wie nervös sie in letzter Zeit wird, wenn ich mich nicht melde."
"Seit Charlies Unfall," ergänzte Jack und warf dem anderen Jack einen unergründlichen Blick zu.
"Genau. Woher... Oh, ist Charlie hier dasselbe passiert?"
Jack antwortete nicht.
"Sara war hier," teilte nun General Hammond mit, und General O'Neill sah ihn groß an. "Verdammt! Was haben Sie ihr gesagt? Sie weiß nichts vom Stargate, sie denkt, ich sei Testpilot! Oder was glaubt Deine Sara, was Du hier arbeitest?" fragte er an Jack gewandt.
Als er keine Antwort bekam, sah er in die Runde. "Ich nehme doch an, dass es hier auch eine Sara gibt? Oder hab ich das jetzt alles falsch verstanden?"
Sam sah unsicher von einem O'Neill zum anderen.
"Nun, es gibt schon sehr gravierende Unterschiede zwischen den einzelnen Realitäten, General. Manche scheinen sich fast bis ins Detail zu gleichen, andere weichen sehr voneinander ab. Wir wissen von Realitäten, wo die Goa'uld die Erde erobert haben. Wo... einige von uns nicht mehr am Leben sind. Wo Teal'c noch an der Seite von Apophis kämpft. Es scheint unendlich viele Möglichkeiten zu geben. Aber wir experimentieren nicht mehr mit dem Spiegel. Es hat keinen wirklichen Nutzen."
"Wenn es Realitäten gibt, wo die Goa'uld die Erde beherrschen," überlegte Daniel, "dann wäre es also möglich, dass plötzlich eine Jaffa-Armee aus dem Spiegel zu uns kommt? Oder ein Goa'uld?"
"Genau wie durch das Stargate, ja," nickte Sam. "Sie sollten den Spiegel also nicht bei sich in der Wohnung aufbewahren, sondern ihn an einem sicheren Ort gut bewachen lassen."
"Hey, wir sind auch einfach so bei Euch reinspaziert!" rieb General O'Neill ihnen unter die Nase, und Sam musste schmunzelnd feststellen, dass die beiden Jacks sich schon irgendwie ähnlich waren.
"Das war ein Versehen, das noch geklärt werden muss. Auf jeden Fall wird es ein Nachspiel haben. Auch wir müssen besser auf den Spiegel aufpassen," räumte General Hammond ein.
"Okay, Daniel, lass uns zurückgehen. Es macht mich irgendwie nervös, dass der Spiegel da einfach so bei Dir rumsteht."
Sie gingen wieder in den Raum, wo der Spiegel aufbewahrt wurde.
"Im Augenblick ist unser Daniel bei Sara, also solltest Du erst mal allein nach Hause gehen und ihn zurückschicken. Wir haben es bisher wohl ganz gut hingekriegt, aber wenn plötzlich zwei Daniels vor ihr stehen, könnte es schwierig sein, eine Erklärung zu finden," sagte Jack und gab seinem Doppelgänger die Hand.
"Umarm Charlie für mich, okay?" Er nickte Daniel zu und verließ dann den Raum.
General O'Neill sah die anderen fragend an. "Was war das denn?"
Sam sah ihn an. "Sir, in unserer Realität ist Charlie gestorben. Es hat den Colonel ziemlich mitgenommen zu hören, dass Ihr Charlie noch lebt. Ich glaube, er hätte gern mit Ihnen getauscht."
"Oh," O'Neill war sichtlich erschrocken. "Das tut mir leid. Gott, was für ein Gedanke! Bei uns wurde Charlie zum Glück nur leicht verletzt, das Auto fuhr relativ langsam. Nur Sara ist seitdem überängstlich. Naja, es ist ja auch gerade erst 5 Monate her."
"Jack, wir sollten jetzt wirklich gehen," drängte Daniel.
Sie verabschiedeten sich und berührten den Spiegel. Einen Moment später waren sie auf der anderen Seite und winkten noch einmal. Etwa eine halbe Stunde später trat Daniel wieder durch den Spiegel, welcher daraufhin abgeschaltet wurde. Der Vorfall galt damit als erledigt, und die Alarmsituation wurde aufgehoben.

Jack stand an seinem Spind und nahm seine Jacke heraus, als Sam in den Umkleideraum kam. "Sir, Sie wollen gehen?" fragte sie.
"Sicher," antwortete er. "Ich habe eine dringende Verabredung mit einer Flasche Irish Whiskey. Also, wenn Sie mich entschuldigen würden..."
Er wollte an ihr vorbeigehen, doch Sam ging nicht zur Seite und versperrte die Tür. Sie sah ihn fragend an."Darf ich Sie begleiten, Sir?" Jack trat einen Schritt zurück und sah sie verwundert an.
"Was?" Er schüttelte den Kopf. "Carter, jederzeit gerne, das wissen Sie. Aber heute Abend wäre ich lieber allein, danke."
Sie machte immer noch keine Anstalten, ihn vorbeizulassen. Stattdessen sah sie ihm in die Augen, trat einen Schritt vor, legte ihm die Arme um den Nacken und küsste ihn. Er war völlig überrumpelt und stand erst etwas hilflos da, dann umarmte er sie ebenfalls und erwiderte den Kuss, bis sie ihn beendete.
"Wofür war das denn?" fragte er heiser.
"Ich möchte nur, dass Du beim Nachdenken über das, was Du in der Vergangenheit verloren hast, nicht vergisst, was in der Gegenwart ist." Sam strich ihm über das Gesicht und löste sich dann wieder von ihm.
"Ich möchte Sie morgen pünktlich zu Dienstbeginn hier wiedersehen, Jack!" sagte sie. "Das ist ein Befehl!" Er sah sie nur an und sagte eine Weile nichts. Dann nickte er ernst.
"Übermorgen, okay? Morgen werde ich wohl einen unerträglichen Kater haben und mehr oder weniger im Koma liegen, aber übermorgen bin ich wieder hier." Sie sahen sich an, und dann trat Sam zur Seite.
"Übermorgen also," sagte sie.
"Versprochen," antwortete Jack, und dann ging er an ihr vorbei, ohne sich noch einmal umzusehen. Sie sah im zweifelnd und voller Sorge nach. Er aber lächelte.

Ende

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