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Nur noch ein Schritt von Nenya

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Short-Cut: Sie kam zu spät.
Widmung: Für alle, die eine Fortsetzung haben wollten.

Zu spät


Elizabeth stand hinter Kates Schreibtisch und fuhr mit den Fingern leicht über die zerkratzte Platte. Sie setzte sich und seufzte, als sie die erste Schublade aufzog, um deren Inhalt in den Pappkarton zu ihren Füßen zu packen. Neben der Tür standen schon mehrere Kartons, in denen sich Bilder und andere Dinge aus Kates Büro befanden. Die Akten über ihre Patienten in Atlantis hatte Elizabeth in den Aktenschränken gelassen, um sie dem nächsten Psychologen zur Verfügung zu stellen. Stargate Command hatte versprochen, so schnell wie möglich einen Ersatz zu schicken.
In den weiter unten liegenden Schubladen befanden sich weitere Papiere. Unausgefüllte Anträge, persönliche Notizen und auch einige Erinnerungsstücke an die Erde. Elizabeth fiel es unendlich schwer dies zu tun, doch sie hatte keinem Anderen die Aufgabe überlassen wollen, Kates Büro auszuräumen. Sie war es ihr irgendwie schuldig.
Nach dem ersten Angriff der Wraith waren sie gute Freunde geworden, als sie zusammen auf der Krankenstation saßen und ihre kleineren Verletzungen behandeln ließen. Sie waren ins Gespräch gekommen und hatten, schon wieder lachend, Gemeinsamkeiten und Unterschiede entdeckt.
Elizabeth hatte immer gedacht, dass sie Kate gut kennen würde, so gut, wie man eine enge Freundin eben kannte. Vor zwei Tagen hatte sie feststellen müssen, dass dem wohl nicht so war. Sie schob die letzte Schublade wieder zu und schloss für einen Moment die Augen. Sofort wurde ihr klar, dass sie das lieber nicht hätte machen sollen, denn sofort brachen die verhängnisvollen Bilder wieder über sie herein.
Sie war wie jeden Morgen auf ihren Lieblingsbalkon getreten, mit einer Tasse Kaffee in der Hand, um vor Arbeitsbeginn die ersten Sonnenstrahlen auszukosten. Doch dieser Morgen vor zwei Tagen sollte nicht so sein wie jeder andere. Elizabeth hatte schon gespürt, dass etwas nicht stimmte, als sie den Balkon betrat. Sie wusste im ersten Moment nicht, was es war, doch dann entdeckte sie Kate, die schon ein Bein über das Geländer geschwungen hatte. Es verschlug ihr die Sprache und sie konnte Kate nur verwirrt anstarren, während ihr Gehirn langsam erfasste, was das Bild vor ihr zu bedeuten hatte.
"Kate", entfuhr es ihr keuchend und sie trat einen Schritt näher auf ihre Freundin zu, blieb aber sofort wieder stehen, als sie Kates Gesicht sah. Kate blickte Elizabeth traurig an und schüttelte den Kopf.
"Ich wollte nicht, dass du das siehst", sagte sie leise und schwang auch ihr anderes Bein über das Geländer.
"Kate nicht", rief Elizabeth erschrocken, konnte sich aber nicht von der Stelle bewegen. Sie war wie erstarrt, konnte immer noch nicht wirklich begreifen, was hier vor sich ging.
Kate blickte sie noch einmal traurig an, aber sie hatte ihren Entschluss gefasst.
"Es tut mir Leid." Auf einmal ging alles rasend schnell. Kate stieß sich vom Geländer ab und Elizabeth ließ ihre Kaffeetasse fallen, rannte auf sie zu. Sie kam zu spät.
Fast hätte sie Kates Hand mit ihrer eigenen umschlossen, aber nur fast. Fassungslos sah sie zu, wie Kate vom Balkon stürzte und ihr Körper tief unter ihr auf dem Wasser aufschlug. Sie kam noch einmal an die Oberfläche, schien noch einmal zu Elizabeth aufzublicken und dann war sie verschwunden. Elizabeth musste geschrieen haben, denn kurz darauf tauchte ein Soldat auf, der sie fragte, was passiert sei.
Sie konnte nur stumm nach unten deuten, doch er verstand.
Es war ein Wunder, dass sie Kate überhaupt gefunden hatten. Auf der Krankenstation konnte man nur noch ihren Tod feststellen und Elizabeth konnte sich nicht mehr genau daran erinnern, was danach passiert war.
Alles war wie hinter einem Schleier verborgen, sie hatten ihr wahrscheinlich Medikamente zur Beruhigung gespritzt, doch an eines konnte sie sich noch genau erinnern.
Kates Gesicht war so friedlich gewesen, es strahlte so eine Ruhe aus. Erst jetzt wurde Elizabeth bewusst, dass Kate nie so ausgesehen hatte, als sie noch am Leben war.
Nie so friedlich.
Elizabeth schüttelte den Kopf, um die Erinnerungen zu vertreiben. Sie hatte furchtbare Schuldgefühle, weil sie Kates Tod nicht verhindert hatte. Immer wieder hielt sie sich vor, dass sie aufmerksamer hätte sein müssen, dass sie irgendwie hätte sehen müssen, dass es Kate nicht gut ging.
Und sie machte sich Vorwürfe, weil sie auf dem Balkon nicht eher reagiert hatte, dann wäre es nicht zu spät gewesen. Doch es war zu spät; Kate war nicht mehr hier.
Die Standby-Leuchte des Computerbildschirms erregte ihre Aufmerksamkeit und sie bewegte langsam die Maus. Elizabeth schluckte hart, als sie sah, was sie auf dem sich erhellenden Bildschirm hatte. Es war ein Abschiedsbrief von Kate an sie.

Liebe Liz,
Wenn du das hier liest, werde ich schon tot sein. Mach dir keine Vorwürfe deswegen, denn du hättest es nicht ändern können. Ich weiß, dass du dir trotzdem welche machen wirst.
Danke für die Freundschaft, die du mir geschenkt hast, dass hat mir sehr viel bedeutet. Es tut mir besonders leid, dass ich dich zurücklasse, doch an den Ort, wo ich hingehen werde, darfst du mir nicht folgen. Du hast meinem Leben auch weiterhin einen Sinn gegeben, doch mir ist der Wille zu Leben schon lange verloren gegangen.
Ich hoffe, du behältst mich auch weiter als deine Freundin in Erinnerung.
In Liebe, Kate

Elizabeth schlug schluchzend die Hand vor ihren Mund. Tränen rannen aus ihren Augen und sie schaltete den Computer aus.
Langsam ging sie zur Tür und drehte sich im Türrahmen noch einmal um. Sie würde Kate in Erinnerung behalten und auch wenn die Schuld immer noch schwer auf ihren Schultern lastete, war ihr ein wenig leichter ums Herz.
Leise verließ sie den Raum, die Tür schloss sich hinter ihr und damit auch ein weiteres Kapitel in ihrem Leben.
Das Nächste würde sie ohne eine gute Freundin wie Kate beginnen müssen.

ENDE
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