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Raindance von Shendara

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Vorwort

Inspiriert durch eine englische TS-Story, geschrieben unter dem Einfluss der CD Fantastica 1999. Titel vom gleichnamigen Song von Tekanewa (ebenfalls auf der CD) geklaut. Tausend Dank für Beta und generelle Hilfe an Antares. :-)

Und, was vielleicht noch wichtig ist: Die Story spielt in zwei Zeitebenen - der erste Teil irgendwann zwischen Season 4 und 7 (ob Daniel noch oder wieder da ist, ist Ansichtssache), der zweite kurz nach dem Pilotfilm. Gilt es als AU, wenn sich die beiden damals schon geduzt haben?
Raindance


Der Regen ließ langsam nach, doch noch immer zuckten Blitze über den Himmel, begleitet von Donner.

Sommergewitter. Von jedem, der ein neues Auto hatte oder etwas auf seinen Garten hielt, gefürchtet, von fast jedem Menschen gehasst. Vielleicht einmal abgesehen von jenen Wahnsinnigen, die bei einem derartigen Wetter gerne draußen waren, und abwarteten, was als erstes geschah: Dass sie sich eine Lungenentzündung holten, oder dass sie der Blitz traf.

Schätze, wir fallen in die zweite Kategorie.

Jack grinste leicht, als er sich etwas zurücklehnte und dem Regen freie Bahn zu seinem Gesicht ließ. Daniel protestierte mit einem leisen Geräusch gegen die kleine Störung, passte sich jedoch schnell wieder an und suchte sich eine bequeme Haltung gegen Jacks Brust, den Kopf legte er auf Jacks Schulter. Geistesabwesend schlang Jack den rechten Arm um Daniels Taille und zog in noch etwas enger an sich.

"Ich liebe Gewitter", sagte Daniel leise.

"Ich weiß." Jacks Grinsen verwandelte sich in ein leichtes Lächeln, als er Daniels Frage hörte.

"Kannst du dich noch erinnern, wie alles angefangen hat?"

Und ob er konnte.



Es regnete nicht, es schüttete aus Kübeln. Dieser Zustand - er weigerte sich, es Wetter zu nennen - strapazierte seinen ohnehin schon angespannten Geduldsfaden noch weiter. Nach einem dreitägigen Aufenthalt in Washington, an denen er mehr Fragen beantwortet und mehr Formulare, als jemals zuvor in seinem Leben - inklusive nach der ersten Stargate-Mission - unterschrieben hatte, wollte er nur noch nach Hause.

Das verdammte Tor hätte nach der ersten Mission vor einem Jahr wieder im Sand vergraben gehört - dass es nicht getan wurde, war wieder einmal ein Beweis dafür, dass die alten Ägypter um einiges intelligenter gewesen waren, als das heutige US Militär.

"Daniel!"

Keine Antwort, nicht, dass er eine erwartet hatte. Für ihn, Colonel Jack O'Neill, war es schon schwer genug, sich wieder an den normalen Tag-Talkshow-Nacht-Rhythmus auf der Erde zu gewöhnen, er konnte (und wollte) sich nicht einmal ansatzweise vorstellen, wie schwer es sein musste, sich nach über einjähriger Abwesenheit vom Planeten wieder an die menschliche Kultur und Zivilisation, nicht zu vergessen die kürzeren Tage, zu gewöhnen. Die beiden Begriffe weitläufig definiert, das verstand sich von selbst.

Hier war er also, übermüdet, frustriert und auf dem besten Weg dazu, wieder ein Kommando zu übernehmen und philosophierte über Kulturunterschiede, die eine Spanne von ein paar tausend Jahren überbrückten.

Er brauchte ein Bier, eine Dusche und sein Bett. Vielleicht nicht gerade in der Reihenfolge - die Dusche führte das Ranking mit Abstand an und das Bett rief ihn schon seit dem Flughafen mit ohrenbetäubender Lautstärke. Aber irgendwo dazwischen, hoffte er, würde er schon die Zeit finden, ein paar Worte mit seinem temporären Hausgast zu wechseln.

Aber nur, wenn er Daniel auch finden konnte, was sich im Moment als eher schwierig gestaltete. Er war nicht im Wohnzimmer, nicht im Gästezimmer und nicht in der Küche - und dazu, auch noch den Rest des Hauses abzusuchen, war Jack schlicht und ergreifend zu ko. Daniel würde auch noch da sein, wenn er aus seinem fünfzehnstündigen Koma erwachte, dann konnten sie noch immer höflich Konversation betreiben.

Ausgestattet mit diesem, seiner Meinung nach, wirklich nicht schlechten Schlachtplan, ließ Jack Kühlschrank und Bier links liegen und stürzte sich mit Freuden in die Dusche.



Die Dusche hatte seine Sinne wieder auf, wenn auch nur schwachen, Standby-Modus gebracht und das Bier hatte das Bett von Platz Eins in Jacks persönlicher Hitparade verdrängt. Aus Rücksicht darauf, dass er einen Gast hatte, entschied Jack sich für Jeans und T-Shirt - wer brauchte zuhause sonst schon Klamotten? -, bevor er sich auf den Weg in Richtung Küche machte.

Nur, um im Wohnzimmer stehen zu bleiben, sämtliche Pläne vergessen, und durch die Glasfront fasziniert nach draußen zu starren.

Zum Regen von vorhin gesellten sich jetzt auch noch die Gewitterwolken, die, als Jack zu Hause ankam, noch einige Kilometer weit entfernt waren und verwandelten einen Sommerregen in ein ausgewachsenes Gewitter mit Blitz und Donner.

Und inmitten dieses Infernos saß Daniel Jackson seelenruhig im Gras, den Kopf gen Himmel gewandt und schien die beste Zeit, seit seiner Rückkehr auf die Erde, zu haben.

Er saß ganz entspannt im Schneidersitz, so entspannt, wie Jack ihn noch nie zuvor gesehen hatte. In diesem Moment wurde ihm klar, dass irgend etwas in ihm auf das Bild, das Daniel bot, reagierte. Noch konnte er den vagen Gefühlen keinen Namen geben, doch wenn er Jahre später an diesen Moment zurückdachte, war klar, dass dies der Anfang gewesen war.

Daniel bezeichnete es als das Ende von Colonel Jack O'Neill, dem AirForce-Bastard und dem Beginn von Jack, dem Freund, nachdem sich ab diesem Tag Jacks Verhalten Daniel gegenüber langsam aber sicher verändert hatte.

Aber in diesem Moment war alles, was Jack wissen wollte: Warum? Welcher Mensch setzte sich freiwillig in ein verdammtes Gewitter? Fest dazu entschlossen, seinem Gast genau diese Frage zu stellen, öffnete Jack die Tür und rannte in Richtung Daniel - nur um angesichts der unverhohlenen Freude auf Daniels Gesicht bewegungslos und stumm neben ihm stehen zu bleiben.

"Wunderschön, nicht?", fragte Daniel, ohne die Augen zu öffnen. Er lächelte leicht und ließ sich nach hinten fallen, nur um sich im letzten Moment mit beiden Armen abzufangen. Erst dann öffnete er seine Augen und suchte Jacks Blick. "Hi."

"Hi." Eine originellere Erwiderung fiel Jack nicht ein, doch Daniel schien es egal zu sein. "Was machst du hier?"

Er rechnete mit einem Nach was sieht es denn für dich aus? oder irgend einer hochtrabenden Erklärung, nicht jedoch mit einem simplen "Ich genieße den Regen."

Von der schlichten und offensichtlichen Antwort aus der Bahn geworfen, brachte Jack bloß "Warum?" hervor.

"Warum?", wiederholte Daniel. Für einige Sekunden wirkte er verwundert, doch dann schüttelte er kurz den Kopf und lachte leise auf. "Natürlich, ich hatte ganz vergessen..." Mit einer eleganten Bewegung richtete er sich kurz auf, nur um sich danach wieder hinzuknien. "Auf Abydos gibt es keinen Regen", sagte er schließlich. "Das Wasser kommt aus unterirdischen Quellen, die immer wieder versiegen und neu erschlossen werden müssen. Kein Regen, keine offenen Wasserflächen... nur Sand, Sand, Sand." Er gestikulierte, als ob mit seinen nächsten Worte den ganzen Planeten Erde miteinschließen wollte. "Gegen das Klima dort ist Afrika vom Regen gesegnet. Und ja, ich meine auch die Wüstengebiete. Weißt du, wann es auf Abydos zum letzten Mal geregnet hat?"

Überrascht und fasziniert gleichermaßen schüttelte Jack nur den Kopf.

"Ich auch nicht. Niemand weiß es. Ich bin kein Geologe - ich habe keine Ahnung von Gestein oder davon, wie sich Wasser bildet - aber soweit ich es feststellen kann, hat es auf Abydos nie geregnet." Daniel schloss die Augen und wandte sein Gesicht wieder dem Regen zu. "Nach einem Jahr Wüste, in dem ich Wasser nur in primitiven Behältern gesehen habe, ist das hier", er deutete mit dem Kopf nach oben, "das absolute Paradies. Verstehst du, Jack?"

Die Frage riss Jack aus der fremden und gleichermaßen vertrauten Welt, in die Daniels Worte ihn in entführt hatten. Doch so sehr er auch wollte, so sehr es auch versuchte... er konnte es nicht verstehen.

Zu kurz war seine Zeit auf Abydos gewesen, zu abgehärtet war er in seinem Weltbild, um noch Freude in so etwas simplen wie einem Regensturm zu finden. "Nein", sagte er schließlich und zuckte entschuldigend mit den Schultern. Was ihn am meisten überraschte war die Tatsache, dass es ihm wirklich leid tat, dass er Daniels Begeisterung nicht teilen konnte.

Aber trotzdem... Der Gedanke floh, bevor er ihn richtig erfasst hatte, und ließ ihn mit dem Gefühl zurück, dass er gerade etwas Wichtiges verpasst hatte.

"Komm rein, bevor du dir den Tod holst." Seine Stimme klang rau, doch wenigstens schaffte er es, das ursprünglich geplante Wir müssen morgen wieder zurück im SGC sein, da brauche ich dich fit zurückzuhalten.

Daniel nickte resigniert und streckte eine Hand nach oben, damit Jack ihm auf die Beine helfen konnte.

Einige Zeit später, als Jack endlich auf dem Weg ins Bett war, sah er durch die angelehnte Tür ins Gästezimmer, dass Daniel vor dem Fenster stand und den Regen beobachtete. Er unterdrückte die leichte Trauer, die bei dem Anblick aufkam und schloss die Tür leise.

Daniel würde später noch genug Zeit dazu haben, im Regen zu spielen.

Ende


07.07.03
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