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Heliopolis von Aker

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Heliopolis

4. Kapitel – Der Generator



Sie hielten sich seit etwa einer Stunde in der unteren Kammer auf, als sich Radek meldete. Die Kontrollstühle schienen im Gegensatz zu den Terminals über vollen Datenzugriff zu verfügen und hatten ihnen tieferen Einblick in die Anlage gewährt. Offensichtlich befanden sie sich in einer großen natürlichen Höhle, die den Bedürfnissen des Versammlungsortes angepasst worden war. Neben der Bibliothek waren noch weitere Antikereinrichtungen auf dem Planeten verzeichnet, dazu eine Siedlung, die vielleicht einmal von Asgard bewohnt war, die das Wissen Bibliothek studieren wollten.

Die Wissenschaftler schienen eine Art Kontroll- oder Überwachungsprogramm gefunden zu haben, dass mit dem ganzen Planeten in Verbindung stand. Direkt nach der Initialisierung der Komponente waren die Einrichtungen rot aufgeleuchtet und eine Beischrift gab die nüchterne Information, dass sie zerstört waren. Die Bibliothek hatte wahrscheinlich nur ihre geschützte Lage in der Planetenkruste gerettet. Wesentlich wichtiger war aber die Warnung, die zeitgleich aufgeblinkt war. Sie pulsierte in einem monotonen Rhythmus die Mitteilung über eine Fehlfunktion des Energieerzeugers an den Betrachter.

"Ah, daher stammt wohl das Flackern", beantwortete Rodney Radeks Anruf.

Es hatte in der Zeit, die sie hier unten zugebracht hatten stetig zugenommen und beeinflusste nun auch den Speicher. Im Bibliotheksraum waren die Auswirkungen inzwischen ebenfalls zu spüren. Einige Terminals waren bereits ausgefallen. Unglücklicherweise erlaubte das Programm aber keinen Zugriff auf die Steuerung des Generators.

"Wo ist die Energiequelle? Vielleicht können wir sie reparieren."

"Äh, das könnte sich als schwierig erweisen.

"Wieso? Sagen Sie's mir! So schlimm kann es nicht sein."

"Naja…" Radek räusperte sich. "Sie befindet sich im Kern des Planeten. Es scheint sich um ein Gravitationskraftwerk zu handeln, wenn wir das richtig sehen."

"Wie bitte?"

"Ja. Und ich bin mir nicht sicher, wie gut es abgeschirmt ist. Wir erhalten hier Anzeigen für einen Energieschirm. Aber der hängt natürlich auch von der Energieversorgung ab..."

"Einfach großartig!"

"Äh, und was haben Sie so herausgefunden?"

Rodney schaltete ab. Die anderen, die Radeks Part des Gespräches nicht gehört hatten, sahen Rodney besorgt an. Er gab die neuen Informationen weiter, was ihre Befürchtungen aber nicht wirklich vertreiben konnte.

Die Suche war bisher nicht sehr erfolgreich gewesen. Es gab zwar verschiedene Andockstellen für tragbare Kontrolleinheiten – von denen sie natürlich keine hatten – aber keine Konsole. Der Speicher war einfach das, was er war: ein Speicher. Zugriff konnten sie nur über die Bibliotheksterminals erhalten. Oder indem sie ihn auseinander nahmen. Eine Möglichkeit, die sie bis als letzte aufsparen sollten, denn es gab keine Garantie, dass sie ihn je wieder zusammenfügen oder auf die Einzelteile Zugriff erhalten konnten. Es blieb ihnen nur, die gesamte Anlage zu erhalten. Und die Energiequelle war ein wesentlicher Bestandteil davon.

"Gravitationskraftwerk? Ich gehe wohl richtig in der Annahme, dass es sich dabei nicht um einen Antigrav-Generator handelt und sich Zelenka nur versprochen hat, oder?" fragte Cameron schließlich in die Stille.

"Nein. Es sind ja nicht alle..." Ein eisiger Blick aus zwei Paar Colonel-Augen brachte Rodney zum Schweigen. "Schon gut..."

"Wollen Sie jetzt eine wissenschaftliche Erklärung von mir hören?" grinste Sam Mitchell an.

"Äh, nein! Versuchen Sie es mit der abgespeckten Version. Das volle Programm können Sie dann ins Missionsprotokoll packen."

"General Landry wird sich freuen."

"Also dem traue ich inzwischen alles zu. Würde mich nicht wundern, wenn er was mit Ihrem Technobabbel... äh Ihren Fachausdrücken anfangen kann."

Sam funkelte Cameron gespielt beleidigt an, bevor sie erklärte: "Am ehesten könnte man ein Gravitationskraftwerk mit einem Gezeitenkraftwerk vergleichen. Es nutzt die Potentialunterschiede zwischen verschiedenen Schwerkraftfeldern. In einigen Theorien muss es dazu eine eigene Anomalie erzeugen."

"Reden wir von einem Schwarzen Loch?"

"Im Prinzip schon. Aber wie gesagt, dass ist nur Theorie. Vielleicht handelt es sich auch gar nicht um eine Gravitationsquelle die hier genutzt wird, sondern um die Fließbewegungen des Magmas. Schließlich befindet sich der Generator im Planetenkern."

"Wenn wir dann fertig sind, uns über die mögliche Natur der Energiequelle auszutauschen, könnten wir ja endlich einmal nachsehen gehen", verlangte Rodney ungeduldig. "Falls es noch niemandem aufgefallen ist: Die Stromschwankungen werden schlimmer. Und ich möchte da unten nicht ohne Schutzschild festsitzen. Oder ohne eine Möglichkeit zurückzukehren."

"Da ist was dran", stimmte Cameron zu.

Sie gingen zum Ringtransporter zurück. Radek hatte ihnen zusammen mit den anderen Informationen auch die Tastenkombination geschickt, die den Richtstrahl des Transporters auf die Ringe in der Generatorhöhle ausrichten würde.

"Wir sollten nicht alle hinunterbeamen." Rodney betrat den Kreis im Boden, der die Ringe barg.

"Wieso nicht?"

"Colonel Carter kann mir assistieren und Sheppard verfügt über das Antikergen. Der Rest von ihnen würde mir nur im Weg rumstehen."

Diesmal zog nicht nur Teal'c seine Augenbrauen hoch.

"Ist das der Dank dafür, dass ich uns hier runter gebracht habe?" fragte Vala.

"Ja, Dankeschön. Und fassen Sie hier nichts an!"

"Tja, da kann man nichts machen." John gesellte sich kein bisschen traurig zu Rodney, während Cameron mürrisch zurückblieb.

"Was ist mit Daniel?" fragte Sam. "Vielleicht brauchen wir..."

"Wir sind jetzt – Wie lange? Drei Jahre? – in Atlantis und bisher ganz gut ohne ihn ausgekommen, oder?"

"Ist schon gut, Sam. Wir werden hier warten, falls ihr Hilfe braucht."

"Na schön." Sie trat zu John und Rodney und die Ringe transportierten sie ins heiße Innere des Planeten.

Mitchell sah sich um. "So, und was machen wir jetzt?"

_________

Hitze empfing sie. Schweißtreibend und den Atem raubend. Sie sollten sich hier definitiv nicht länger als unbedingt notwendig aufhalten.

Die Ringe hatten sie in eine kleine abgeschlossene Kammer entlassen, deren einziges Inventar aus einem Kontrolltisch bestand, wie SG-1 ihn zuletzt in Camelot gefunden hatte. Sie betraten die davor befindliche Stufe und die Tasten wurden unvermittelt in sanftes Licht getaucht. Ein Hologramm flammte über dem Tisch auf und zeigte einen kugelförmigen Ausschnitt des Planeteninneren. Eine gewaltige, mehrere Meilen durchmessende, von einem Energieschirm umgebene Kugel rotierte langsam im Magmafluss. Einige kleinere übergelagerte Grafiken gaben einen Eindruck von der Funktionsweise und dem Status des Kraftwerks. Letzterer war bedenklich. Wie eine Pustel war eine bedeutend kleinere Sphäre an der Hülle der Kugel angeflanscht. Das war ihre Kontrollkammer. Und ihr Energieschild wies besorgniserregende Schwachstellen auf...

Sam wies auf die gekennzeichneten Stellen. "Wir sollten uns beeilen."

"Und, hat schon jemand eine Idee, an welcher Schraube wir drehen müssen?" John blickte ratlos auf den Steintisch und seine in antikisch beschrifteten großen Tasten.

"Also Daniel hätte zumindest lesen können, was..."

"Ja, ja", fiel Rodney ein. "Er ist jetzt aber nicht hier. Außerdem kann ich auch… äh…"

"Was ist?"

Rodney räusperte sich. "Es muss sich da um einen Dialekt handeln, der sich von dem in Atlantis verwendeten unterscheidet."

"Sehen Sie?"

John starrte die beiden vorwurfsvoll fragend an. Sie verstummten schuldbewusst. Er drehte sich kopfschüttelnd um. Ein plötzlicher Ruck fuhr durch die Anlage und er versteifte sich. "Okay, Leute, das wird langsam ernst!" Er schaute unsicher auf die Tasten. "Welche soll ich drücken?"

"Drücken sie einfach irgendeine Taste und wir sehen was passiert. Schlimmer kann es kaum werden."

John schaute Sam skeptisch an, versuchte es aber schließlich in Ermangelung einer Alternative.

"Halt! Was soll das?" Rodney konnte es nicht fassen und sprang vor, um John am Drücken der Taste zu hindern.

"Haben Sie einen besseren Vorschlag?"

"Warten Sie. Geben Sie… Geben Sie mir nur einen Moment, damit ich…"

"McKay! Wir haben keine Zeit mehr." Sam wurde ungeduldig.

"Ja, natürlich, drücken Sie irgendeine Taste. Wen kümmert es schon, ob wir in die Luft fliegen."

"Na schön", seufzte John. Er zögerte kurz, ehe er sich einen Ruck gab und wahllos eine der Tasten betätigte.

Vergeblich. Die Taste rührte sich keinen Millimeter.

"Was ist?"

"Da tut sich nichts."

"Was?" Langsam wurde Rodney panisch. "Da muss sich etwas tun!" Er schob John zur Seite und versuchte es selbst. Nacheinander probierte er mehrere Tasten aus, doch nicht eine ließ sich bewegen. "Aber..."

"Rodney..."

"Nein, nein, es muss eine Möglichkeit geben. Lassen Sie mir nur etwas Zeit."

Der Astrophysiker beugte sich hinunter und tastete die Seitenwand des Tisches ab, bis er die Schublade mit den Steuerkristallen gefunden hatte. Ungeduldig zog er sie heraus. Doch er brauchte den Inhalt gar nicht näher zu untersuchen, um festzustellen, dass da nichts mehr zu machen war. Die meisten Kristalle waren trübe oder verschmort, hätten längst ausgetauscht werden müssen.

"Rodney", versuchte es Sheppard erneut. "Wir können hier nichts mehr tun. Wir müssen die anderen benachrichtigen."

"Nein, wir brauchen Ersatzkristalle. Wenn die Odyssee…"

"Rodney!" Sam sah ihn eindringlich an. Sie wussten beide, dass es nichts mehr gab, was sie tun konnten.

"Ja...", flüsterte McKay und ließ sich mitziehen, den Blick abwesend auf das erlöschende Hologramm und den funktionsuntüchtigen Kontrolltisch gerichtet. Sam konnte ihn verstehen, denn wie Rodney begriff sie die volle Tragweite ihrer Unfähigkeit, das Kraftwerk zu stabilisieren.

_________

Der Rest von SG-1 musste nicht lange auf eine Rückkehr des Reparaturtrupps warten. Völlig verschwitzt traten die drei schon nach etwa einer Viertelstunde wieder aus dem Ringtransporter.

"Das war's schon?" begrüßte sie Mitchell.

"Nicht ganz, Cam." Sam klang erschöpft und Cameron fiel derselbe resignierte Gesichtsausdruck auch bei Rodney auf.

"Was ist passiert?"

Heftig erwiderte McKay: "Wir können das Kraftwerk nicht reparieren, das ist passiert! Zufrieden?" Wütend stapfte er zum Speicher und begann einige der Kristalle herauszuziehen. Sie beobachteten ihn verwirrt.

"Sam?"

"Dr. Zelenka hatte Recht, es handelt sich um ein Gravitationskraftwerk. Und es weist Unregelmäßigkeiten auf. Leider haben wir keine Möglichkeit gefunden, es zu reparieren."

"Und das bedeutet?"

"Das bedeutet, dass wir den Planeten verlassen müssen."

"Was?" brach es aus Daniel heraus. "Sag nicht, dass wir wieder alles zurücklassen müssen."

"Doch, Daniel. Genau das bedeutet es." Mitgefühl stand in Sams Gesicht. Vor über neun Jahren hatte sie keinen Blick auf die Bibliothek geworfen, doch dieses Mal schon. Sie konnte jetzt Daniels überschäumende Reaktion von damals verstehen. Und wenngleich er nun weniger überschwänglich und weitaus gereifter war, so wusste sie doch, dass in seinem Inneren noch immer unstillbarer Wissensdurst brannte. Selbst Vala schien es zu spüren, denn sie verzichtete auf einen schnippischen Kommentar und legte ihm sanft die Hand auf die Schulter.

"Aber..." Er konnte es nicht glauben. Nicht schon wieder. Mit offenem Mund starrte er Sam an, doch sie schüttelte nur den Kopf.

Rodney brach den Bann. "Kommt jetzt vielleicht mal jemand und hilft mir hier? Wir sollten so viel retten wie möglich!"

"Er hat recht", stimmte Sam zu, und sie verließen die Transporterkammer, um zum Speicher zurückzukehren.

Rodney hatte sein Shirt ausgezogen, um die Kristalle darin zu sammeln. Er verharrte, als ihn die anderen anstarrten. "Was?!"

"Ach, nichts..." Sheppard räusperte sich, bevor er seine Weste auszog und die zahlreichen Taschen entleerte, um Rodneys Beispiel zu folgen. Die anderen trugen noch ihre Jacken, die sie verwenden konnten.

"Nehmt nicht die Kontrollkristalle", drängte Rodney, als erneut das Licht ausfiel, begleitet von einem heftigen Ruck, der sie fast das Gleichgewicht verlieren ließ. "Wir sollten uns beeilen."

"Wieso?" fragte Mitchell.

"Ich will es mal so ausdrücken, Colonel: Gegen das, was den Planeten in Kürze zerfetzen wird, ist eine Atomexplosion nicht mehr als eine Wunderkerze."

"Wie meint er das?" fragte nun auch Sheppard.

Sam balancierte ihr Bündel aus Jacke und Kristallen in einer Hand, während sie versuchte an höhergelegene Stellen des Speichers zu gelangen. Neben ihr gewann Vala unvermittelt einen Meter an Höhe, als plötzlich zwei starke Hände ihre Hüfte umfassten und sie mühelos anhoben. Sie grinste hochzufrieden. "Danke, Partner!" Sie lächelte über ihre Schulter und der Jaffa beugte zufrieden und ebenfalls lächelnd sein Haupt.

Sam folgte der Szene kurz, doch ihr flüchtig aufgetauchtes Lächeln verschwand schnell wieder. "Was McKay sagen will ist, dass das Gravitationskraftwerk in Kürze zu einer Gravitationsbombe wird, die mit ihrem Schwerefeld den Planeten in Stücke reißen wird", beantwortete sie Johns Frage.

"Ja, und ausgehend von den stärker werdenden Auswirkungen der Ausfälle bleibt uns wirklich nicht mehr viel Zeit! Wenn sie sich also beeilen würden!"

"Von wie viel Zeit reden wir hier?"

"Die Unregelmäßigkeit der Ausfälle machen es schwierig…"

"Rodney!"

"Etwa eine halbe Stunde. Eine Stunde vielleicht."

Sheppard und Mitchell sahen sich alarmiert an.

"Ich sage denen da oben besser Bescheid", murmelte John schließlich und schwang sich sein eigenes Bündel über die Schulter, während er zu den Ringen zurückging.

"Gute Idee", stimmte Cameron zu. Er stopfte wahllos noch ein paar Kristalle in seine Jacke, um fertig zu werden. Für ihn sahen sie alle gleich aus. Woher sollte er da wissen, welche davon Kontrollkristalle waren? Ein paar gab er noch an Teal'c, dann scheuchte er sein Team ebenfalls zu den Ringen.

Rodney keuchte mit seiner Ausbeute hinterher. Das Shirt hatte sich unter der Last so weit gedehnt, dass es leicht die doppelte Menge wie die Jacken fasste. Kurzerhand tauschte Teal'c sein Bündel mit dem des Astrophysikers aus und trug dieses mühelos die letzten Meter.

"Äh... danke", brachte Rodney heraus, bevor er ihm nachhechtete.

Dann beamten sie sich wieder nach oben.

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