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Ist es wirklich nur Freundschaft? von Harumi20

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Kapitel 4


Mit schmerzendem Rücken erwachte Rodney aus einem unruhigen Schlaf. Er hatte wohl wieder verkehrt gelegen und dazu plagten ihn die ganze Nacht Alpträume, die ihm immer wieder zeigten, wie er dem Gelächter der Anderen ausgesetzt war. Und ständig stand John im Mittelpunkt der Szenerie. John. Der Gedanke an den Mann ließ Tränen in seine Augen steigen, die er sofort wegwischte. Nein! Wegen diesem Mistkerl würde er nicht weinen. Wollte ihm auf keinen Fall zeigen, dass er schwach war, sondern stark. Stark genug, um John aus dem Weg zu gehen und die Gefühle, die er für ihn hegte, zu vergessen. Den Schmerz vergessen, den er tief in seinem Inneren verspürte und die Löcher in seinem persönlich aufgebauten Schutzwall stopfen, die John hineingeschlagen hatte, indem er sich auf ihn eingelassen hatte. Rodney wusste, dass es schwer werden würde, aber er musste es versuchen. Schon allein deswegen, um sich selbst vor einer weiteren Zurückweisung, welcher Art auch immer, zu schützen. Vielleicht sollte er Elizabeth bitten, ihm Urlaub zu geben, damit er, mit etwas Abstand zu der ganzen Sache, endlich darüber hinwegkommen konnte. Möglicherweise sollte er sogar für immer gehen. Alles hinter sich lassen und nicht mehr zurückblicken.

Rodney stand auf, überprüfte seine Kleidungsstücke, die mittlerweile total zerknittert waren und ging ins Bad. Eine heiße Dusche war genau das, was er jetzt brauchte, um halbwegs in Ordnung zu wirken. Er entledigte sich seiner Kleidung und stieg unter die Brause. Das Wasser fühlte sich angenehm an und er hätte hier ewig so stehen können, aber Rodney hatte noch etwas zu erledigen. So verließ er das Badezimmer keine zwei Minuten später mit einem Handtuch um die Hüften und zog sich an. Er machte sich auf den direkten Weg in sein Labor, wo sich um diese Zeit sicher noch niemand befand. So blieb er wenigstens noch eine Weile von den Blicken der Wissenschaftler verschont, deren Dienst in anderthalb Stunden begann. Er genoss sonst immer die Zeit bevor der Ansturm der Wissenschaftler begann und sie in das Labor einfielen. Doch nun, da er allein war und die Stille auf ihn einstürzte, begaben sich seine Gedanken erneut auf die Reise. Er versuchte, das 'Warum' zu verstehen, doch eine Antwort bekam er nicht. Es tat wirklich weh, von John derart verletzt zu werden, wo er ihm doch so vertraute. Rodneys Herz schnürte sich abermals zusammen, als er daran dachte, wie John gelacht hatte. Er würde diesen Anblick sein ganzes Leben nicht vergessen, so tief schien sich das Bild in sein Gedächtnis gebrannt zu haben. Er konnte definitiv nicht mehr mit dem Colonel arbeiten, ohne daran erinnert zu werden.


***


Die Tage vergingen, in denen John versuchte, sich bei Rodney zu entschuldigen. Aber es half nichts. Entweder war Rodney nicht zu finden oder er verließ augenblicklich die Räumlichkeiten, wenn John diese betrat. Flüchtete regelrecht. Wie sollte er sich bei dem Wissenschaftler entschuldigen - bei den Dorfbewohnern klappte es ja auch - wenn dieser ihm aus dem Weg ging? Und Elizabeth machte ihm auch schon die Hölle heiß. Sie war der Meinung, dass er das schleunigst in Ordnung bringen musste, da sie das Team wieder in den Einsatz schicken wollte, und zwar vollständig. Und deshalb war er auch auf dem Weg zum Labor. Mal wieder. Er hatte aufgehört zu zählen, wie oft er schon hier gewesen war, um einen Versuch zu wagen. Dort angekommen, bemerkte er allerdings, dass Rodney nicht allein war und mit jemandem sprach. John schielte weiter in den Raum hinein und entdeckte Teyla, die nah bei Rodney, der mit hängenden Schultern auf einem Stuhl saß, stand. Sofort verließ ihn der Mut zu Rodney zu gehen und lauschte stattdessen, eher zufällig als beabsichtigt, den Worten, die die beiden wechselten.

"Rodney, Sie sollten wissen, dass Sie mir vertrauen können! Ich werde niemanden auch nur ein Sterbenswörtchen von dem erzählen, was Sie mir anvertrauen. Also, was liegt Ihnen so schwer auf der Seele, dass Sie es niemanden sagen können?" Teyla strich Rodney sanft über den Rücken, zeigte ihm, dass sie verstand und für ihn da war, jetzt, wo sie es endlich geschafft hatte, an ihn heranzukommen.
"Es ist zu kompliziert!", zögerte er einen Moment. Wusste nicht, wie Teyla dann über ihn dachte, wenn sie erfuhr, was ihn quälte.
"Dann versuchen Sie es!", machte sie Rodney dennoch Mut.
"Ähm... Ich bin... ich empfinde... na ja... sehr starke Gefühle für jemanden und... und deshalb hat es mich sehr verletzt, dass John mir so übel mitgespielt hat und mich verkuppeln wollte. Ich habe noch niemals zuvor so starke Gefühle für jemanden empfunden. Verstehen Sie Teyla, dieser Mensch bedeutet mir alles und ihn zu verlieren ist das Schlimmste, was je passieren könnte. Das wäre einfach schrecklich! Ich dürfte diese Art von Gefühlen nicht einmal haben, aber es ist einfach passiert!", brach es aus Rodney hervor und Tränen brannten in seinen Augen.
"Schon gut Rodney.", ging Teyla vor ihm in die Hocke, nahm Rodney in die Arme und er bettete seinen Kopf auf ihrer Schulter, schluchzte leise.
"Dabei liebe ich ihn doch so sehr! Warum tut er mir das an?", flüsterte Rodney nur, sodass es Teyla kaum verstand und dennoch wusste sie, von wem Rodney sprach. Ihr Gespür hatte sie nicht getäuscht. Sie hatte geahnt, dass es nur diesen einen Grund für Rodneys extreme Reaktion geben konnte, denn im Grunde hatte er mit Gewalt nicht viel am Hut.
"Dann sagen Sie es ihm!", schlug Teyla behutsam vor.
"Das...das kann ich nicht! Er...John würde mich hassen!", sah er Teyla erschrocken an. Brüchig und zittrig seine Stimme.


***


Rodney war verliebt! Warum hatte er ihm gegenüber nie etwas erwähnt? John war sofort gegangen, als er die Worte aus Rodneys Mund vernommen hatte. Er konnte einfach keinen Moment mehr länger zuhören. Plagte ihn doch sein schlechtes Gewissen stärker als zuvor. Wieso nur machte ihn das so traurig? So als ob ihm plötzlich etwas genommen wurde. Sollte er sich nicht für den Wissenschaftler freuen, dass er jemanden gefunden hatte? Eigentlich schon, aber John empfand nun so etwas wie Wut oder Enttäuschung. Aber warum? War er eifersüchtig auf den anderen Mann, der scheinbar sein Glück hier draußen in der Pegasus-Galaxie entdeckt hatte und er selbst leer ausging? So ein Quatsch! Er und eifersüchtig. Nie im Leben! Aber weshalb verspürte er dann diese Angst des Verlassenwerdens, wenn es ihm nichts ausmachte? Sicher hätte Rodney nicht mehr so viel Zeit für ihn, sollten sie sich je wieder zusammenraufen, wenn er doch lieber mit seiner Freundin zusammen war. Nette Abende und romantische Stunden zu zweit verlebten. Einen Moment! Wer war die ominöse Unbekannte überhaupt, die Rodney erobert hatte? Vor allem, wer hielt die Launen des Wissenschaftlers dauerhaft aus, ohne daran zu verzweifeln? 'Du!!!' meldete sich von irgendwoher ein Stimmchen im besten Säusel-Ton. Stimmt schon! John wusste, wie man mit Rodney umgehen musste, waren sie bis vor ein paar Tagen noch die besten Freunde gewesen. 'Bist du dir sicher, dass es bloß das ist??' Da war es wieder, das Männlein im Ohr, welches einen mit seltsamen Kommentaren regelrecht belästigte. Ja, John war sich sicher, dass sie nur Freunde waren und sich respektierten. Dennoch wurde er das Gefühl nicht los, dass sich der Wissenschaftler weiter von ihm entfernt hatte. Dieses Geständnis seitens Rodneys wühlte ihn auf und verursachte eine gewisse Panik, die John nicht fassen, sie bei bestem Willen nicht greifen konnte. Was war nur auf einmal los mit ihm? Seine Gedanken drehten immer schnellere Runden auf einer verschlungenen Achterbahn, ohne Möglichkeit, den Wirrwarr zu beenden. Etwas in John verkrampfte sich und ein seltsamer Kloß bildete sich in seinem Hals, als in ihm eine Ahnung heranreifte. Es war definitiv keine Eifersucht, die ihm Rodneys Glück neiden ließ! Es war etwas viel Bedeutenderes, das winzig und kurz in seinem Inneren aufflackerte, sich nicht bewusst, dass es da war und leise schleichend wuchs.


***


Schlurfend betrat Rodney das Badezimmer in seinem Quartier, sah in den Spiegel und schaute in das Gesicht eines Mannes, der ihm nicht mehr ähnlich sah. Gerötete Augen durch die Tränen, die er in den letzten Tagen vergossen hatte und dunkle Ringe darunter, die eindeutig den schlaflosen Nächten zuzuschreiben waren. Er fühlte sich ein wenig erleichtert und war Teyla dankbar dafür, dass sie ihm zugehört hatte. Er war überrascht, wie leicht es ihm gefallen war, sich ihr anzuvertrauen und sie hatte ihn nicht verurteilt. Hatte ihn nicht ausgelacht, als er anfing zu heulen, weil er weder ein noch aus wusste. Ihr Trost bedeutete ihm viel. Bei ihr hatte er schon immer das Gefühl, dass sie für alles und jeden Verständnis aufbrachte, wo andere sich längst abgewandt hätten. Nicht aber Teyla, sie stand einem zur Seite, egal von welchem Problem man verfolgt wurde. Und sein Problem war von der aussichtslosen Sorte. John zu sagen, dass er ihn liebte, so einfach war es eben nicht. Schließlich stand John auf weibliche Wesen mit den passenden Rundungen an den richtigen Stellen. So, wie er hinter jedem Rockzipfel her rannte, stand es außer Frage, ob John sich jemals für das gleiche Geschlecht interessieren würde. Eher hörten die Wraith auf, sich an Menschen zu nähren, als dass dieser Fall je eintrat. Er sollte wirklich aufhören über das 'Was wäre, wenn....' nachzudenken, weil er sein Vorhaben, John zu vergessen, schlussendlich in Angriff nehmen musste. Daran war nicht zu rütteln. 'Was machst du nur?' Rodney drehte das Wasser auf und wusch sich das Gesicht, bevor er sich erneut auf den Weg in sein Labor machte um sich in die Arbeit zu stürzen.


***


Unschlüssig, was er mit sich anfangen sollte, lief John ziellos durch die Gänge von Atlantis. Sein Herz zog es zwar an einen bestimmten Ort, doch sein Verstand wehrte sich noch immer vehement gegen den Versuch, dorthin zu gelangen. Schließlich konnte nicht sein, was nicht sein durfte. In den letzten Stunden waren ihm viele Dinge klar geworden. Er hatte über Sachen nachgedacht, an die er nie zu denken wagte und ein ganz bestimmtes Etwas galt ganz allein Rodney. Es war schon verrückt. Da versuchte er die ganzen Jahre, eine gewisse Distanz zu anderen Menschen zu wahren und dann war es ausgerechnet einem Dr. Meredith Rodney McKay gelungen, näher als jede andere Person hier auf Atlantis - und ganz allgemein in diesem Job - an ihn heranzukommen. John vermisste den Wissenschaftler. Erstens als seinen besten Freund. Mit wem sonst verstand er sich so gut. Zweitens als einen Menschen, dem er vertraute. Wem sonst würde er in brenzligen Situationen, wo immenses Wissen von Nöten war, sein Leben anvertrauen. Und drittens... ja drittens, dass war eine Sache, die absolut neu für ihn war. Wie konnte er dieses Gefühl nur beschreiben, das ihm, seit Rodneys Offenbarung, tief drinnen warm ums Herz werden ließ? War es übermäßiger Respekt? Loyalität? Oder vielleicht doch das kleine Wort mit 'L', welches so abstrakt in diesem Zusammenhang wirkte? Wenn dem tatsächlich so war, dann stand John vor einem riesigen, Konsequenzen nach sich ziehenden Problem und der Tatsache, dass Rodney nicht so für ihn empfand, weil dieser ja bereits vergeben war. Auch wenn aus den weitreichenden Gefühlen für den anderen Mann nichts wurde, so verdiente der Wissenschaftler trotz allem eine ernst gemeinte, aufrichtige Entschuldigung von ihm. Das war John ihrer beider Freundschaft schuldig. So machte er sich auf den Weg zum Labor, indem Rodney sicher wieder in irgendeine äußerst wichtige Arbeit vertieft war.

Plötzlich stand er schlagartig im Dunkeln. Was war nun schon wieder? Kurz darauf sprang die Notbeleuchtung automatisch an. Schnellen Schrittes lief er weiter Richtung Labor, denn dort würde er mit Sicherheit seine Antwort bekommen. Über den allgemeinen Kanal hörte John, dass es eine Überladung in der Stromversorgung gegeben hatte, die man nicht hatte abwenden können und es dadurch auch ein paar Verletzte gab. Augenblicklich fuhr es John eiskalt den Rücken hinunter, als ihm bewusst wurde, wer in letzter Zeit Veränderungen an der Stromversorgung vorgenommen hatte. Das unheilvolle Gefühl veranlasste ihn, noch schneller durch die teils spärlich beleuchteten Gänge zu stürmen. Vorbei an vereinzelten Soldaten und anderem Personal, das seinen Weg kreuzte. Immer weiter Richtung Krankenstation, seiner Intuition folgend. Es dauerte eine Weile, ehe John dort ankam, da ein paar Transporter ausgefallen waren und er somit einen Umweg gehen musste. Als er die Krankenstation schließlich betrat, deckten die Sanitäter gerade einen Verletzten mit einem weißen Laken zu und John befürchtete schon das Schlimmste. Er sah sich um und erspähte Carson, der etwas in ein Tableau eingab und den typischen Gesichtsausdruck eines Arztes hatte, der eben einen Patienten verloren hatte. Dieser blickte auf und schaute ihn leicht besorgt an. Aber auch noch etwas anderes, Vorwurfsvolles lag in seinem Blick, sodass sämtliche Alarmglocken in John zu läuten begannen.


"Was ist los, Carson? Ist etwas mit Rodney? Ist er einer der Verletzten?" Johns Gedanken überschlugen sich förmlich. Er wusste doch eigentlich gar nicht, ob der Wissenschaftler überhaupt an der Stromversorgung gearbeitet hatte. Es war einfach nur eine Vermutung, dennoch ließ ihn die Vorstellung nicht los.
"Ja!", sprach Carson ernst, da an ihn herangetragen wurden war, was John vor ein paar Tagen getan hatte und er somit nicht gut auf den Colonel zu sprechen war.
"Was? Wie geht es ihm? Ist er..." Johns Herz raste wie verrückt, sein Gesicht zeigte pures Entsetzen und er malte sich schon sonst was aus, als Beckett ihn unterbrach.
"Ganz ruhig Colonel. Rodney geht es gut. Er konnte von Glück reden, dass er nicht in unmittelbarer Nähe zu dieser Stromleitung und dem dazugehörigen Generator stand. Der andere Wissenschaftler hatte nicht soviel Glück." klärte er John auf, als er dessen Verhalten und echte Sorge bemerkte. Irgendetwas war geschehen, da war er sich sicher. Seine Wut auf John verflog augenblicklich.
"Gott sei Dank!", flüsterte John und ließ die Luft entweichen, die er zuvor unweigerlich angehalten hatte.
"Rodney hat nur leichte Verbrennungen erlitten, die ohne bleibende Schäden abheilen werden. Er wird wieder ganz der Alte sein! Aber ich werde ihn trotzdem eine Nacht hier behalten, nur zur Sicherheit.", erklärte der Schotte weiter.
"Kann man zu ihm?", fragte John mehr als erleichtert.
"Aber klar. Er wird sich sicher über ein wenig Besuch freuen. Wir wissen ja, wie toll er es findet auf der Krankenstation zu bleiben.", lächelte der Arzt, aber so sicher war er sich angesichts des Vorfalls vor ein paar Tagen nicht.
"Danke Carson!"


Fortsetzung folgt!
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