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In the Line of Duty: (3) The End of the Line von Sally Reeve, Destiny

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Teil 6

Das Militärkrankenhaus stank ihm gewaltig, entschied Jack. Er war bereits seit über einer Woche hier und zu Tode gelangweilt. Zumindest, wenn er wach war, war ihm langweilig. Aber er wurde noch immer so mit Drogen zugepumpt, dass der Tag meistens nur in einem verschwommen Nebel gelegentlich mal durch einen Besucher und seiner eigenen vernunftswidriger Wut, durchbrochen wurde.

Selbst jetzt noch, eine Woche danach, wenn er hinunter auf den bandagierten Klumpen schaute, der einst mal seine Hand gewesen war, musste er seinen Blick abwenden. Er konnte sich einfach nicht vorstellen, was sich unter dem Verband befinden würde, obwohl er in seinem Leben schon auf genug Schlachtfeldern war, um einen ziemlich guten Eindruck davon zu haben. Nicht, dass es ihn damals gestört hätte. Aber seinen eigenen Arm so beschädigt und verformt zu sehen, war mehr als bestürzend. Es war schlichtweg entsetzlich. Er hasste es. Er hasste es abgrundtief.

Und was es noch schlimmer machte, was wirklich an seinem Stolz kratzte, war, *wie* es passiert war. Kein ruhmvoller Akt von Heldentum, keine Rettung des Planeten; er hatte seine Karriere damit beendet Maybournes Hintern aus einem Dschungel voller Jaffa zu retten und hatte seine Hand durch einen gottverdammten Insektenstich verloren. Ein Insektenstich! Es war so… würdelos.

Doch im Grunde hatten er und Daniel am gestrigen Tag ein paar Stunden damit verbracht, sich Geschichten auszudenken, die die Frauen beeindrucken würden – Krokodiele, menschfressende Haie, diese Art von Dingen. Obwohl sie beide sehr wohl wussten, dass die einzige Frau, die er beeindrucken wollte, sehr wohl mit der Wahrheit vertraut war. So sehr sogar, dass sie angeblich im SGC in einem Sumpf von Schuld versank, den niemand durchdringen konnte. Sie hatte ihn erst einmal besucht und selbst dieser Besuch war nur sehr kurz und unangenehm angespannt gewesen.

„Ich habe mit Sara gesprochen“, hatte sie ihm abrupt gesagt, als sie verlegen neben seinem Bett stand.

„Sara?“, hatte er ziemlich perplex geantwortet. „Warum?“

Sie hatte sich sichtlich unwohl in ihrer Haut gefühlt und seinen Blick vermieden, als sie ihm geantwortet hatte. „Weil Sie mich darum gebeten hatten, Sir. Sie hatten mich gebeten ihr auszurichten, was geschehen war und ihr zu sagen, dass es Ihnen leidtut.“

Er zuckte leicht zusammen. Er hatte nicht die geringsten Erinnerungen daran, wie er Sam in diese wirklich prekäre Lage gebracht hatte. „Entschuldigung, Carter“, hatte er gesagt und ihr Gesicht war noch ein wenig mehr erstarrt. „Ich hatte nicht wirklich gewusst, was ich eigentlich von mir gegeben hatte…“

„Es ist kein Problem, Sir“, hatte sie ihn mit einem falschen Lächeln versichert. „Sara hatte mich gebeten Ihnen auszurichten, dass es in Ordnung war und sie wusste, dass Sie dort gewesen wären, wenn Sie die Möglichkeit dazu gehabt hätten.“

Er hatte nur genickt, als er sich die resignierte Enttäuschung auf Saras Gesicht vorstellte, wie sie vergebens vor dem Friedhof auf ihn gewartet hatte. Der einzige Tag im Jahr, wo er wirklich irgendwo sein *musste* und er hatte es vermasselt! Er hatte in einem gottverdammten Dschungel mit Maybourne und fleischfressenden Insekten festgesessen. Sein vergängliches Glück war so typisch gewesen. Und genauso typisch war auch Saras Geduld, dass sie es verstand. Aber sie hatte ja auch ein ganzes Jahrzehnt Zeit gehabt sich daran zu gewöhnen.

Seine Gedanken schweiften von Sara zurück zu Sam. Er wusste, dass sie sich schuldig fühlte, Maybourne gerettet zu haben, anstatt ihn zurückzubringen, aber egal, mit wie viel Nachdruck er ihr auch versichert hatte, dass es die richtige Entscheidung gewesen war, weigerte sie sich stur sich zu beruhigen. Was ganz und gar nicht ihre Art war. Carter war für gewöhnlich viel vernünftiger. Er vermutete schon fast, dass es da noch etwas anderes neben ihrer Schuld gab, aber er hatte keine Ahnung, was das sein könnte und sie schien während ihres kurzen, unangenehmen Besuches zu distanziert gewesen zu sein, als das er gefragt hätte.

Jack seufzte und schaute zu dem Glas mit Wasser hinüber auf dem Tablett und fragte sich, ob er die Energie hatte seine Hand danach auszustrecken. Er hatte sich gerade für das Ja entschieden, als es vorsichtig an der Tür klopfte. „Es ist offen“, rief er und gab sich alle Mühe nicht so schwach zu klingen, wie er sich fühlte.

Die Tür öffnete sich und zu seiner vollkommenen Überraschung, lugte ein vertrautes Gesicht durch den Spalt. Sie lächelte, als sie ihn sah und trat in den Raum. „Jack“, sagte sie mit einem leichten Kopfschütteln.

„Sara“, antwortete er verblüfft. „Was tust du hier?“

Ein trockenes Lächeln zeichnete ihre Lippen auf den Weg zu seinem Bett. „Wie ich sehe, hast du deinen natürlichen Charme nicht verloren“, beobachtete sie.

„Ich bin nur etwas überrascht“, gestand er und beäugte sie. „Nicht, dass es mir nicht ein Vergnügen ist, dich zu sehen, aber…?“

„Ich wurde von Major Samantha Carter angerufen“, erklärte Sara. „Sie sagte mir, dass ich zum Krankenhaus kommen sollte.“

Jack blinzelte. „Carter hat dir das gesagt?“

„Sie sagte, dass du verletzt wurdest und dass ich… Oh Jack.“ Das Lächeln verschwand plötzlich aus ihrem Gesicht und er erkannte, das ihr Blick auf seiner linken Hand lag… oder das Fehlen dessen.

Etwas befangen unter ihrem geschockten Blick, rutschte er hin und her. „Ja“, sagte er ohne sie richtig anzusehen, da er sich vor dem fürchtete, was er in ihrem Gesicht erblicken würde. „Diesmal haben sie mich erwischt.“

„Oh, es tut mir so leid“, sagte sie.

Er zuckte mit den Schultern und gab sein bestes teilnahmslos zu wirken. „Ja, na ja, solche Dinge passieren.“

„Nein, das tun sie nicht“, erwiderte sie wütend. „Und du weißt das. Bitte, Jack, jetzt komm mir nicht wieder mit diesem ganzen Militär-Tapferkeit-Getue. Ich habe es dir nie abgekauft.“

„Hey“, sträubte er sich. „Ich habe dich nicht gebeten herzukommen.“

Sie schwieg. Er schwieg. Und dann öffnete sich die Tür. „Sir? Oh… tut mir leid.“ Es war Sam.

Sein Herz machte einen leichten Aussetzer, als er ihre Stimme hörte. „Carter!“, rief er und konnte das Lächeln trotz der verwirrenden Tatsache, dass sich diese beiden Frauen zusammen in einen Raum aufhielten, einfach nicht aus seinem Gesicht verbannen. „Uhm… das ist… Sara. Meine Frau… Exfrau“, verbesserte er sich schnell und lächelte Sara entschuldigend an.

„Major Carter?“, fragte Sara, als sie sich umdrehte.

Sam betrat den Raum, obwohl Jack eher das Gefühl hatte, dass sie sich viel lieber aus dem Staub machen wollte. „Ja“, nickte sie. „Wir haben letzte Woche telefoniert.“

Sara lächelte. „Es ist schön Sie, kennenzulernen. Sie, ähm, Sie arbeiten mit Jack zusammen?”

„Wir sind im selben Team“, antwortete Sam und runzelte dann die Stirn. „Das heißt, wir waren. Bevor der Colonel…“ Ihr Blick fiel auf den Boden und Jack konnte schon die Schuld auf ihren Schultern sehen, die sie praktisch in die Knie zwang. Er hätte sie am liebsten durchgeschüttelt! Das ist nicht deine Schuld! Aber er konnte nichts in der Anwesenheit von Sara sagen. Das war privat, etwas zwischen ihm und Sam.

„Genau“, sagte Sara und auch an ihr ging die Anspannung nicht vorbei, die dieses Thema mit sich brachte. „Ich habe dir etwas mitgebracht, Jack“, sagte sie schließlich und drehte sich zu ihm um, während sie in ihrer Tasche wühlte.

„Sir?“, sagte Sam von der Tür aus.

Jack schaute auf, aber ihr Blick verpasste nur knapp seinen. „Was?“

„Ich werde noch zu Janet gehen“, teilte sie ihm mit und war schon fast aus dem Raum. „Bevor ich nach Hause fahre, schaue ich noch mal vorbei.“

„Okay“, zuckte er mit den Schultern und hoffte nur, dass seine Enttäuschung nicht allzu offensichtlich war. „Sicher.“

Sam nickte. „Es hat mich gefreut, Mrs. O’Neill“, sagte sie und verschwand, ohne ihnen noch einen Blick zuzuwerfen, bevor sie die Tür schloss. Mit Bedauern sah er hinterher. Er wünschte sich, dass es da noch mehr geben würde, dass er tun konnte, um ihr die Schuld zu erleichtern.

Als er seine Aufmerksamkeit wieder auf Sara richtete, beobachtete sie ihm mit einem grüblerischen Blick, aber sie sagte nichts, sondern gab ihm nur ein Jo-Jo. „Ich weiß doch, wie sehr du dich langweilst.“

Er lachte leicht und nahm es ihr ab. „Danke“, sagte er. „Aber das hättest du wirklich nicht tun müssen.“

„Ich weiߓ, antwortete sie. Und dann seufzte sie und schüttelte traurig den Kopf. „Ich hatte schon immer angenommen, dass dies eines Tages passieren wird, Jack.“

Er verzog sein Gesicht, ihm war ihr Mitleid unangenehm. „Es hätte auch schlimmer kommen können“, sagte er ihr.

„Na ja, ich denke, du hättest tot sein können“, stimmte sie ihm zu.

Er sah zu ihr auf, betrachtete die einst so vertrauten Züge und wie sie sich mit der Zeit und Trauer verändert hatten. „Was ich meine, ist, dass ich bereits Wichtigeres verloren habe als das hier.“

Sie hielt seinem Blick einen langen Moment Stand, bevor sie wegschaute. „Das nehme ich an.“

„Es tut mir leid, dass ich letzte Woche nicht da war“, sagte er schließlich und sie nickte.

„Ich weiß. Ist schon in Ordnung. Wirklich.”

Er schaute hinunter auf seine Hand, als seine Finger mit der Decke spielten. „Ich hasse den Gedanken, dass du dort alleine gewartet hast…“

„War ich nicht“, flüsterte Sara schon fast vorsichtig. „Anthony war bei mir.“

Für einen Moment stockte ihm der Atem. „Anthony?“, fragte er mit gesenktem Blick.

„Er ist ein… Freund“, sagte sie. „Na ja, eigentlich mehr als ein Freund. Wir sind… du weißt schon. Wir sehen uns. Er ist mein… Ich habe keine Ahnung, wie man so was in unserem Alter nennt.”

Jack lachte leicht. „Bestimmt nicht Freund.“

„Nein“, stimmte Sara ihm zu. „Ganz bestimmt nicht.“

Mit einem leichten Lächeln schaute er zu ihr auf. „Ich bin froh, dass du nicht allein warst.“

„Er war nicht mit bei Charlie“, versicherte sie ihm. „Ich dachte, dass es falsch sein würde. Ich weiß nicht warum, wahrscheinlich ist es total dumm, aber ich… es fühlte sich nicht richtig an.“

Jack nickte. „Ja, ich verstehe.“

Sie verfielen in ein erneutes Schweigen. „Also, was ist mit dir? Hast du…?“ Sie suchte nach dem richtigen Wort und Jack nutzte die Gelegenheit, um sich einzulinken.

„Nein“, sagte er ihr schnell. „Nein, habe ich nicht.“ Er lächelte, sodass sie sich nicht unwohl fühlte. „Zu viel Arbeit weißt du?“

„Richtig“, nickte sie und dann schaute sie hinunter auf seine Hand, „aber ich schätze mal, das wird sich ja jetzt ändern.“

Er folgte ihrem Blick zu dem Überbleibsel seines linken Armes und seufzte. „Ja, denke ich mal.“ Sie hatte recht, eine Menge Dinge würden sich ändern. Und trotz der Wut, die sich durch den Verlust seiner Hand angesammelt hatte, war er der Tatsache gegenüber, dass er nicht länger mehr Sams CO war, nicht blind. Die Regeln, die bisher eine Entwicklung ihrer Beziehung verboten hatten, hatte keinerlei Macht mehr über sie. Was er jedoch noch nicht wusste, war, was das jetzt zu bedeuten hatte. Im Grunde war dieser Gedanke sogar ziemlich erschreckend. Jetzt gab es nichts mehr, hinter das man sich verstecken konnte und er fühlte sich mehr als nur etwas entblößt.

„Jack?“ Saras Stimme unterbrach seine Gedanken und sie wiederholte sich offensichtlich. „Alles in Ordnung? Du siehst müde aus.“

„Ich denke, das bin ich auch“, gab er zu, da er nicht die wahren Abgründe seiner Gedanken offenbaren wollte. „Die pumpen mich hier mit Gott-weiß-was voll und ich habe Schwierigkeiten für länger wach zu bleiben.“

„Dann solltest du schlafen“, sagte sie ihm. „Ich werde jetzt gehen.“

„Danke für deinen Besuch“, sagte er und beobachtete sie liebevoll. „Das hättest du nicht tun müssen.“

„Ich weiß, aber…“ Sie zuckte mit den Schultern. „Du bedeutest mir noch immer was, Jack. Und das wird sich auch nicht ändern.“

„Ja“, nickte er, „du mir auch. Und ich, uhm, ich hoffe, dass es mit Anthony klappt.“

Sara lächelte, aber er dachte so etwas wie Bedauern in ihren Augen gesehen zu haben. Sie *waren* wirklich mal großartig zusammen gewesen, aber diese Tage waren schon lange vorbei und sie beide wussten es. Ihre Wege hatten sich seit Charlies Tod getrennt und jetzt waren sie andere Menschen. „Pass auf dich auf, Jack“, sagte sie ihm und küsste ihn leicht auf die Wange. „Ich sehe dich dann nächstes Jahr?“

Er nickte. „Ganz sicher.“

Und mit einem letzten Lächeln, drehte sie sich um und ließ ihn allein. Für lange Zeit schaute er einfach nur hinaus aus dem Fenster und beobachtete, wie die Blätter langsam zu Boden fielen, bis er bemerkte, dass er wirklich müde war und zurück in seine bittersüße Träume von einem Leben versank, welches er nie wieder wird haben können.



*******************



Obwohl sie die meiste Zeit im SGC verbrachte, hatte Doktor Fraiser auch hier ihr eigenes Büro. Und während O’Neill sich in sehr fähigen Händen befand, betrachtete sie es als persönliche Verpflichtung ein Auge auf seine Genesung zu werfen. Und so hatte sie ihre Nachmittage hier verbracht, noch ein paar Berichte aufgearbeitet und die Behandlung des Colonels beobachtet.

Es war kein großes Büro, gerade mal Platz genug für einen Schreibtisch und ein paar Stühle, von dem einer mit Akten vollgepackt war. Heute jedoch lungerte Sam in diesem Stuhl und starrte düster aus dem Fenster, als sie einen Schluck von dem Kaffee aus ihrem Pappbecher nahm.

„Nun“, sagte Janet, als sich das Schweigen ihrer Meinung nach etwas zu sehr ausstreckte, „so sehr ich auch deine Gesellschaft genieße, Sam, glaube ich nicht, dass du den ganzen Weg hierher gekommen bist, um schlechten Kaffee in meinem Büro zu trinken.“

„Was?“, fragte Sam und schüttelte dann den Kopf, als ob sie ihn so auslüften könnte. „Nein, entschuldige, Janet“, seufzte sie. „Ich bin nur… ich weiß auch nicht.“

Als Janet ihr Kinn auf ihre Hände abstützte, entschied sie direkt zum Punkt zu kommen. „Sag mir ruhig, dass ich mich nicht einmischen soll, wenn du willst“, sagte sie, „aber was zum Teufel ist nur mit dir und Colonel O’Neill los?“

Sam starrte sie einen Augenblick nur an. „Nichts.“

„Oh komm schon“, rief Janet, „ich bin’s mit dem du hier redest…“

Sam schüttelte nur den Kopf. „Nichts ist los, Janet.“

„Na schön, und warum sitzt du dann hier bei mir anstatt bei ihm?“, fragte sie spitz. „Er ist doch der Grund, warum du hier bist, nicht wahr?“

Mit einem Stirnrunzeln schaute sie hinunter auf ihren Kaffee und nahm einen zögernden Schluck. „Er hat gerade Besuch.“

Wirklich? Janets Neugier war geweckt. „Wen?“

„Seine Frau.“

„Exfrau“, korrigierte Janet sie. „Es sei denn, da ist etwas, was ich nicht weiß?“

Sam zuckte mit den Schultern. „Du weißt genauso viel wie ich“, versicherte sie ihr.

Wenn sie sich den mürrischen Blick ihrer Freundin betrachtete, dann bezweifelte Janet das. Behutsam fragte sie schließlich: „Glaubst du, dass sie sich wieder sehen?“

„Ich weiß es nicht.“ Sam seufzte verärgert. „Vielleicht. Auf ’850 hatte er die ganze Zeit nach ihr gefragt.“

Janet zuckte daraufhin leicht zusammen und auch als sie Sams offenkundige Frustration sah. Aber sie hatte das Gefühl, dass sie die offensichtliche Frage stellen musste. „Hast du ihn danach gefragt?“

„Nein!“, war die Antwort und Sam riss schon fast apathisch ihre Augen auf. „Natürlich nicht.“

„Was meinst du damit 'natürlich nicht’?“

Sam sah sie ungläubig an. „Ich meine damit, dass es mich nichts angeht, Janet.“

„Wirklich nicht?“

„Er ist mein CO“, sagte Sam als sie ihren Blick abwandte. „Sein Privatleben hat nichts mit mir zu tun.“

„Guter Punkt“, räumte Janet ein, „wenn er auch noch dein CO wäre. Aber das ist er jetzt nicht mehr, nicht wahr?“

Sam schwieg und rutschte in ihrem Stuhl noch tiefer, als sich ein dunkler Schatten über ihr Gesicht legte. „Nein, ist er nicht“, sagte sie. „Wegen mir. Er sagt, es ist nicht meine Schuld, aber er hat unrecht. Es war meine Entscheidung. Es ist meine Schuld.“

Müde davon diese Unterhaltung mit Sam zu führen, schwieg Janet für einen Moment. Und dann griff sie in ihre Schublade, zog eine dicke Akte heraus und ließ sie mit einem dumpfen Aufprall auf ihrem Schreibtisch landen. Sam schaute auf. „Weißt du, was das hier ist?“ Als Sam nur ihren Kopf schüttelte, fuhr sie fort. „Das sind die medizinischen Unterlagen von Colonel Jonathan O’Neill, Volumen Nummer zwei.“

Sam sah sie nur an. „Und?“

„Und“, sagte Janet, „er hatte einen verdammt gefährlich Job, Sam. Um ehrlich zu sein, grenzt es schon fast an ein Wunder, dass er noch immer am Leben ist. Und ich spreche hier nicht nur von den letzten vier Jahren. Jack flirtete bereits mit dem Tod und gefährlichen Verletzungen, als du noch auf der High School warst. Das hier“, sagte sie und haute einmal auf die Akte, „ist nur ein Katalog mit einem Beinaheverlustnach dem anderem. Und weißt du was? Wenn du wirklich denkst, dass es deine Schuld ist, dann kann ich nur sagen: Herzlichen Glückwunsch. Du hast diesem Mann einen Gefallen getan, denn lass uns doch mal ehrlich sein, er hatte nicht geplant aufzuhören, bis ihn dort draußen wirklich etwas umgebracht hätte.“

Sam sah sie grübelnd an und ein schwaches Licht leuchtete in den Tiefen ihrer blauen Augen. „Ich denke, das stimmt“, räumte sie ein.

„Ich glaube, du hast vermutlich sein Leben gerettet, Sam“, sagte Janet ihr ernst. „Und jetzt ist er noch jung genug, um es auch richtig zu leben.“

„Es ist aber nicht das, was er wollte“, flüsterte Sam, ihr Blick klebte noch immer auf Jacks Akte. „Er wollte weiter kämpfen.“

Janet zuckte mit den Schultern. „Ich denke, dass er auch andere Dinge wollte“, sagte sie jetzt etwas sanfter. „Dinge, die mit seinem Pflichtbewusstsein oder dem Krieg der Goa’uld nicht übereinstimmen konnten. Aber das hat sich alles geändert. Für ihn ist der Krieg jetzt vorbei, Sam.“

Sie nickte langsam und schloss ihre Augen. Als sie sprach, war ihre Stimme nur ein Flüstern. „Was, wenn es Sara ist, die er will?“

Janet brach es fast das Herz, aber alles, was sie sagte, war: „Warum fragst du ihn nicht einfach?“

„Ich weiß nicht wie.“

„Warum nicht?“

Mit einem Kopfschütteln seufzte sie. „Weil es bereits zu lange her ist, seit wir das letzte Mal wirklich miteinander geredet haben… Ich weiß nicht, was er noch fühlt und ich will die Dinge nicht noch komplizierter machen.“

Janet lachte. „Ich denke, die Dinge sind bereits kompliziert genug.“

„Vielleicht“, stimmte sie zu und zerdrückte den Pappbecher in ihrer Hand.

Janet beobachtete sie schweigend. „Er hat sich um dich Sorgen gemacht, weißt du. Darüber, ob du dich noch immer schuldig fühlst und auch, warum du ihn nicht öfters besucht hast.“

Sam schien wirklich überrascht zu sein. „Wirklich?“

„Wirklich“, sagte Janet ihr und stopfte die schwere Akte zurück in die Schublade. „Ich habe keine Ahnung, was da mit Sara ist“, sagt sie schließlich, „aber ich weiß, dass du ihm etwas bedeutest, Sam. Das ist offensichtlich.“

Langsam stand Sam auf. „Danke“, sagte sie gedankenverloren und warf den zerknüllten Becher in den Mülleimer. „Für den Kaffee.“

Janet lächelte. „Jederzeit“, sagte sie mit einem Blick auf ihre Uhr. „Du beeilst dich besser“, fügte sie dann hinzu. „Die Besuchszeit ist schon fast um.“

Mit einem angespannten Lächeln, nickte Sam und ging zur Tür. „Danke, Janet“, wiederholte sie, als sie die Tür aufdrückte und dann mit einem knappen Nicken verschwand.

Die Tür fiel ins Schloss und Janet vergrub ihren Kopf in ihren Händen. „Das ist ja wie Zähne ziehen!“, murmelte sie.



*******************



Als Sam Jacks Zimmer erreichte, begann der Nachmittag bereits zu dämmern und Jack war am Schlafen. Sie betrat leise den Raum und schloss die Tür vorsichtig hinter sich, bevor sie an sein Bett ging. Er sah seit ihrem letzten Besuch schon um einiges besser aus; er hatte wieder mehr Farbe und die ganzen Schläuche, die ihn da noch umgeben hatten, waren auf nur einen Schlauch reduziert worden, der in seinem verbundenen Arm steckte.

Sie schaute hinunter auf seinen beschädigten Arm, seine Hand fehlte direkt über dem Handgelenk, und sie musste bei dem Anblick schwer ihre Schuldgefühle hinunterschlucken. Aber es wurde durch Janets Worte gemäßigt. 'Du hast diesem Mann einen Gefallen getan, denn lass uns doch mal ehrlich sein, er hatte nicht geplant aufzuhören, bis ihn dort draußen wirklich etwas umgebracht hätte.’ Sam wusste, dass sie recht hatte. Als er noch eine Wahl hatte, da stand die Pflicht immer an erster Stelle. So war es bereits sein ganzes Leben gewesen, da war sie sich ziemlich sicher. Aber jetzt hatte sie ihn von seiner Pflicht entbunden, ob er es nun wollte oder nicht.

Mit einem Seufzen setzte sie sich, ihre Ellbogen stützte sie auf ihren Knien ab und beobachtete ihn. Vielleicht konnte sie ja morgen zurückkommen? Vielleicht war jetzt nicht gerade der perfekte Zeitpunkt zu versuchen dieses Netz der Gefühle anzugehen, welches sie beide zusammenhielt und doch trennte? Sie konnte morgen an ihrem freien Tag zurückkommen.

Jack rührte sich etwas und murmelte etwas im Schlaf, was sie nicht ausmachen konnte. Die Nacht, als sie von `850 zurückgekehrt waren, da hatte Janet ihr gesagt, dass sie ihm dabei helfen konnte mit seinem Leben fortzufahren, aber als sie ihr saß und ihn beobachtete, da fragte sie sich, wie sie das machen sollte. Wenn Sara diejenige war, die er wollte, wenn sie irgendwie wieder zurück in seinem Leben war, dann hatte Sam nicht die Absicht sich ihnen in den Weg zu stellen. Und doch war der Gedanke ihn mit einer anderen Frau zu sehen verdammt schmerzhaft. Konnte sie noch immer seine Freundin sein, wenn Freundschaft alles war, was er von ihr wollte? Sie war seine Freundin, und wie auch immer seine Gefühle Sara gegenüber aussehen mögen, hatten sie und Jack eine gewisse Verbindung, die auch nicht von ihrer persönlichen Enttäuschung zerrüttet werden konnte. Sie hatte als eine Freundin ihm gegenüber genauso eine Pflicht, wie sie sie auch hatte, als er noch ihr CO war. Und sie konnte ihn jetzt genauso wenig im Stich lassen, wie es bei einer Mission der Fall gewesen wäre. Wenn er ihre Freundschaft brauchte, dann würde sie sie ihm ohne jegliche Frage geben, so wie sie ihn auch immer vertraut und respektiert hatte.

Langsam stand sie auf, straffte ihre Schultern, als sie ihre neue Pflicht annahm. Niemals sollte gesagt werden, dass Sam Carter vor etwas davon lief, nur weil es schwierig war, dachte sie ironisch. Als sie zu ihm hinunterschaute, wie er dort friedlich schlafend lag, widerstand sie der Versuchung ihn zu berühren und begnügte sich nur damit ein „Gute Nacht, Colonel. Schlafen Sie gut“, zu murmeln.

Und dann drehte sie sich um und verschwand, entschlossen sich bis zum nächsten Tag wieder gesammelt zu haben. 'Ich kann lediglich seine Freundin sein’, sagte sie sich selbst, als sie den leeren Korridor entlang ging. 'Ich kann ihm eine Freundin sein. Ich kann das. Ich kann es.’



*******************



Daniel hatte sich an einiges während seiner vier Jahre im SGC gewöhnt; intergalaktisches Reisen, Außerirdische, eine Waffe zu tragen. Der frühe Tagesbeginn jedoch war noch immer ziemlich problematisch. Sein Gehirn weigerte sich einfach vor zehn Uhr richtig zu funktionieren und er hatte immer das Gefühl nur auf Sparflamme zu laufen. Heute war es nicht anders und der scheußliche Krankenhauskaffee war nicht wirklich hilfreich, als er den Gang zu Jacks Zimmer entlang schlenderte. Normalerweise würde er seinen Freund um diese Zeit keinen Besuch abstatten, aber um acht Uhr musste er wieder im SGC sein, wo er dann eine Woche auf einer Mission sein würde und er wollte Jack noch einmal sehen, bevor er ging.

Daniel öffnete die Tür zu Jacks ruhigem Zimmer und gab sein bestes den Kaffee nicht zu verschütten, als er hineinschaute. Aber es gab keinen Grund für Heimlichkeiten, Jack war bereits wach und stocherte trostlos in seinem Essen vor ihm herum.

„Hey“, rief Daniel, als er ganz eintrat.

Jack schaute auf und nickte ihm flüchtig zu. „Daniel“, sagte er, „ist es nicht ein bisschen früh für dich?“

„Ja“, stimmte Daniel ihm zu. „Ich hoffe, du fühlst dich geehrt.“

Ein Hauch eines Lächelns zeichneten sich auf Jacks Lippen ab, aber alles, was er sagte, war: „Sieht das für dich wie Ei aus?“

Als er auf das Tablett schaute, konnte Daniel ehrlich sagen: „Ich weiß es nicht.“

„Das Essen hier ist grausam“, sagte Jack und ließ seine Gabel auf den Teller fallen. Dann sah er zu ihm auf. „Habe ich das eigentlich schon mal erwähnt?“

„Ein paar Mal“, nickte Daniel. „Wenn du hungrig bist, dann könnte ich dir was von der Cafeteria holen? Es ist vermutlich etwas genießbarer.“

Aber Jack schüttelte nur den Kopf und schob das Tablett zur Seite. „Mach dir keine Mühe“, sagte er und winkte Daniel zum Stuhl. „Also, was führt dich um diese Zeit zu mir?“

„Ich wollte nur mal sehen, wie es dir geht“, sagte Daniel ihm und setzte sich auf den Stuhl, als er erneut einen Schluck von dem scheußlichen Kaffee nahm. „Ich werde die nächsten Tage mit SG-6 Off-World sein, also dachte ich, dass ich vorher noch mal vorbeischaue.“

„Off-World…?“, seufzte Jack und schloss seine Augen, bevor er langsam ausatmete. „Das hört sich toll an.“

Daniel zuckte leicht zusammen. „Tut mir leid“, flüsterte er. „Es muss bestimmt schwer sein.“

„Denkst du?“

Daniel schwieg. Jacks Karriere war vorbei, da konnte nichts dran gedreht werden und jegliche Worte des Trosts wären nur bedeutungslos. Jedoch… „Weißt du“, flüsterte er mit einem Blick auf Jack gerichtet, „hier jetzt zu sitzen, erinnert mich irgendwie an meinen Besuch auf der Krankenstation letztes Jahr Weihnachten. Erinnerst du dich?“

Die Anspannung auf Jacks Gesicht verschwand. „Janet hatte mich wegen den Papierflugzeugen früher entlassen“, sagte er mit einem leichten Lächeln.

„Ja“, nickte Daniel und erinnerte sich an ihren wütenden Vortrag, wie unangemessen sein Geschenk doch war. „Aber ich erinnere mich auch noch an das, worüber wir uns da unterhalten haben.“

Jack wandte seinen Blick ab und begann nervös mit der Decke zu spielen. „Hockey?“, fragte er hoffnungsvoll.

„Sam“, korrigierte Daniel ihn.

„Oh.“

Daniel runzelte die Stirn, da er sich nicht sicher war, wie er fortfahren sollte. „Sieh mal“, sagte er, „ich will dir nicht sagen, was du tun sollst, aber… ich denke, es gibt doch 'ne gute Seite an all dem hier.“

Jack schwieg, aber Daniel wusste, dass es nur so war, weil er versuchte seine Gedanken zu formulieren und so hielt er seinen Mund. „Das ist nicht so einfach“, sagte Jack schließlich, während er weiterhin mit der Decke spielte.

„Wann ist es jemals einfach?“, fragte Daniel.

Jack lächelte etwas und schaute dann mit einem merkwürdig verunsicherten Blick in seine Richtung. „Glaubst du wirklich, dass sie noch einen einarmigen Pensionär interessiert wäre?“

„Und glaubst du wirklich, dass ihr das wichtig ist?“, hielt Daniel dagegen.

Jack zuckte mit den Schultern und hob seinen linken Arm. „Es ist nicht gerade attraktiv“, murmelte er. „Noch nicht einmal ich will es mir ansehen.“

Kopfschüttelnd lehnte sich Daniel nach vorne und nahm seine Brille von seinen trockenen Augen. „Wir reden hier von Sam“, sagte er. „Sie ist nicht so oberflächlich.“

„Vielleicht“, nickte er nicht wirklich überzeugt, „aber ich habe nicht besonders viel von ihr gesehen, seit ich hier bin, also fange ich an mich zu fragen…“

„Komm schon, Jack“, protestierte Daniel und weigerte sich ihm mit dieser Selbstmitleidnummer durchkommen zu lassen. „Du weißt *genau* warum sie sich fernhält.“ Er machte eine Pause, aber Jack antwortete ihm nicht und so buchstabierte er es ihm. „Sie denkt, dass es ihre Schuld ist. Sie fühlt sich elend, Jack. Sie denkt, dass sie deine Karriere beendet hat!“

„Das ist doch kompletter Schwachsinn!“, rief Jack plötzlich. „Und ich habe ihr das auch gesagt. Sie hat das Richtige getan und ich gebe ihr keine Schuld.“ Er schüttelte den Kopf, als seine Hand verärgert durch seine Haare fuhr. „Sie ist im Militär, Daniel. Sie versteht, wie das hier funktioniert. Risiko ist ein Teil des Jobs.“

„Nur weil du ihr nicht die Schuld gibst, heißt das noch lange nicht, dass sie sie sich nicht selbst gibt“, hielt ihm Daniel vor Augen.

„Nein“, sagte Jack mit einem Kopfschütteln. „Das ist es nicht. Das ist es nicht, was sie stört. Na ja, nicht ganz.“

Daniel runzelte die Stirn und erinnerte sich an Sams erstarrtes Gesicht, als Jack nach Sara gefragt hatte. Aber ein Blick auf Jacks brodelnde Züge sagte ihm, dass jetzt wohl nicht der richtige Zeitpunkt war, dieses Thema anzusprechen. „Also, hast du sie dann gefragt, was sie so stört?“, fragte er stattdessen.

„Wie denn?“, knurrte Jack. „Ich habe sie ja nie gesehen.“ Seine Stimme wurde leiser, als er noch hinzufügte: „Gestern war sie für 'ne Minute hier. Sie hatte gesagt, dass sie später noch mal vorbeischauen würde, aber das hat sie nie getan.“

Ouch. Jacks Enttäuschung war schon greifbar. „Vielleicht ist sie ja beschäftigt?“, schlug Daniel ziemlich halbherzig vor. Verdammt, aber sein Gehirn schien immer noch im Tiefschlaf zu stecken. Beschäftigt…?

„Beschäftigt?“, echote Jack. „Nein, sie war nicht beschäftigt. Sie ist mir aus dem Weg gegangen.“

Daniel seufzte und schaute hinunter auf seine Uhr. Er musste bald gehen, aber er hasste es, Jack so zurückzulassen. „Ruf sie an“, schlug er plötzlich vor. „Sie hat heute frei. Ruf sie an und frag sie, ob sie dich nicht besuchen kommen will.”

„Ich werde ihr nicht befehlen mich zu besuchen!“, rief Jack aufgebracht. „Herr Gott noch mal, Daniel, so verzweifelt bin ich nun auch wieder nicht.“

Daniel lachte nur, als er aufstand. „Ich hatte eigentlich eher daran gedacht, dass du sie 'einlädst’ und es ihr nicht 'befielst’, Jack“, sagte er ihm. „Du weißt schon, wie es die Menschen für gewöhnlich tun.“

Jack verengte seine Augen. „Tun das die Menschen für gewöhnlich?“

Daniel war sich nicht sicher, ob das jetzt Sarkasmus oder eine aufrichte Frage war. Egal, was es war, die Antwort war dieselbe. „Ja“, sagte er, „das tun sie. Du solltest es mal versuchen, weißt du. Du wärst überrascht.“

Jack nickte ihn schweigend mit einem gedankenverlorenen Blick zu. „Glaubst du, sie wird kommen?“, flüsterte er. „Ich meine, wenn ich sie einlade?“

„Es ist Sam“, sagte Daniel ihm einfach. „Natürlich wird sie vorbeikommen.“



*******************



Das Radio in Sams Küche blubberte eine Mischung von Nachrichten und Hörermeinungen, als sie sich eine Tasse Kaffee einschenkte und mit einer Zeitung unter ihren Arm geklemmt, langsam ins Wohnzimmer schlenderte. Trotz der tobenden Gefühlsachterbahn in ihr war sie entschlossen das Beste aus diesem Tag zu machen und hatte erst einmal eine Stunde in ihrer Badewanne verbracht und war gerade dabei mindestens eine weitere mit der Morgenzeitung zu verbringen. Sie hatte sich gerade auf ihre Couch gesetzt, als das Telefon klingelte. Sie hob es vom Boden auf und nahm gerade dann ab, bevor der Anrufbeantworter drangehen konnte. „Hi, Sam Carter“, sagte sie und überflog die Überschriften auf dem Titelblatt.

Es herrschte ein längeres Schweigen und sie wollte gerade noch einmal ihre Worte wiederholen, als sie eine Stimme hörte. „Hi, ich bin’s. Jack.“

Ihr Herz vollführte einen unerwarteten Salto. Jack? „Sir, hi“, antwortete sie und setzte sich augenblicklich auf. Sie schloss für einen kurzen Moment ihre Augen und verfluchte ihre so heftige Reaktion auf seinen unerwarteten Anruf.

Ein weiteres Schweigen. „Kein ‚Sir’, Carter. Jack.”

„Entschuldigung“, antwortete sie, als sie ihre Beine nervös über die Kante ihres Sofas legte. „Ist alles in Ordnung, Si… Jack?“

„Fein“, war die merkwürdig bedachte Antwort. Und dann nach einer weiteren Pause sprach er erneut. „Sehen Sie, Carter, ich habe mich gefragt… Fraiser hat mir gesagt, dass sie mich diesen Nachmittag endlich aus diesem gottverdammten Zimmer raus lässt, um draußen herumzulaufen oder so was. Aber sie lässt mich nicht gehen, es sei denn, ich habe noch eine Begleitung, die auch sichergeht, dass ich nicht im Blumenbett zusammenklappe.“ Sie hörte, wie er einmal tief Luft holte und dann die nächsten Worte fast in einem Atemzug aussprach. „Also, habe ich mich gefragt, ob Sie nicht vielleicht Zeit hätten, Sie wissen schon, herzukommen und… spazieren zu gehen. Oder so etwas.“

Seine lange und ausschweifende Wunschformulierung ließ ihre Lippen zu einem Lächeln erwachen, aber ihr Herz befand sich mit sich selbst im Krieg. Ihre Selbsterhaltung warnte sie, dass es nur wehtun würde, aber ihr Pflichtbewusstsein und ihr Sinn nach Ehre leiteten sie ein „Okay“, zu antworteten.

„Okay“, wiederholte Jack und hörte sich sinnwidrig erleichtert an. „Okay! Cool! Nun, Sie können jederzeit vorbei kommen. Ich werde hier sein.”

„Ist gegen dreizehnhundert in Ordnung?“, fragte sie.

„Sehr gut.“

„Okay. Also, bis dann, Sir… Jack.“

„Ja, großartig. Uhm, tschüss, Carter… Sam.“

„Tschüss.“

Und so legte er auf und ließ Sam sich wundernd, was zum Teufel er sie da eben genau gefragt hatte, auf der Sofakante sitzen. Seine nervöse Bitte hatte schon fast wie ein Date geklungen, aber… 'Nur Freunde’, erinnerte sie sich selbst, als sie sich ihren Kaffee schnappte und ins Schlafzimmer ging. 'Nur Freunde’, wiederholte sie die Worte, als sie ihren Schrank öffnete und sich überlegte, was sie anziehen sollte. 'Nur Freunde.’



*******************



Es fühlte sich gut an endlich aus dem Bett zu sein. Es fühlte sich gut an auf einem Stuhl zu sitzen. Es fühlte sich gut an mal etwas anderes zu tragen als diesen Krankenhauskittel.

Aber auf den verbundenen Stummel seines Armes zu schauen, der leicht unter dem Ärmel herauslugte, fühlte sich nicht mehr gut an. Im Grunde wandte sich sogar sein Blick reflexartig davon ab, wenn er auch nur in diese Richtung blickte. In seinen eigenen Augen war es einfach nur grotesk und er fürchtete sich davor dasselbe Gefühl auf Sams Gesicht zu sehen, wenn sie ihn ansah.

„Es heilt ziemlich gut“, sagte Janet ihm, als sie ihm eine Schlinge um die Schulter legte. „Sie werden die Schlinge nicht sehr lange gebrauchen, aber für ein paar Tage möchte ich, dass Sie Ihren Arm hochhalten, wenn Sie nicht liegen.“

Jack zuckte mit den Schultern. „Stört mich nicht“, sagte er ihr mürrisch. „Es gibt ja nicht unbedingt sehr viel, was ich damit tun könnte, auch ohne die Schlinge.“

„Oh, Sie wären überrascht“, sagte sie ihm, als sie seinen Arm hob und die Schlinge festigte. „Prothesen können sehr…“

„Ah!“, warnte er sie und hob seine gesunde Hand hoch, um sie zu unterbrechen. Prothese? Bitte! „Ich will’s nicht hören.“

Janet zuckte nur mit den Schultern, so als ob dieser Ausbruch vollkommen zu erwarten gewesen war, und ging einen Schritt zurück, nur um einmal kurz zu nicken, als sie ihre Arbeit betrachte. „Ich werde ihnen jetzt einen Rollstuhl holen“, sagte sie.

„Einen was?“

„Einen Rollstuhl“, wiederholte sie. „Damit Sam Sie nach draußen bringen kann.“

„Den Teufel werde ich tun“, knurrte er. „Ich habe noch zwei gesunde Beine, Doc. Ich kann laufen.“

„Colonel“, begann Fraiser mit übertriebener Geduld. „Sie erholen sich gerade von einem ernsthaften Eingriff. Sie sind noch immer ziemlich blass, Sie haben seit einer Woche kaum was gegessen und…“

„Keinen Rollstuhl“, unterbrach er sie mit einer Stimme, die eine ganze Legion von Rekruten huschen lassen würde.

Janet jedoch war weniger beeindruckt davon und hatte bereits ihren Mund geöffnet, um weiter zu debattieren, als ein Klopfen Jack vor einer Triade rettete. Mit einem Lächeln schaute er hinunter auf seine Uhr. Es war genau dreizehnhundert – es musste Sam sein.

„Herein“, rief er und die Tür öffnete sich. Sie betrat den Raum und ihr Blick wanderte sofort zum leeren Bett. „Hier drüben“, sagte er lächelnd, als sie sich umdrehte. Ihre Blicke trafen sich kurz und er sah den Anflug von Freude auf ihrem Gesicht, bevor ihre militärische Maske erneut fiel.

„Sie sehen gut aus, Sir“, kommentierte sie und scheiterte daran die Überraschung aus ihrer Stimme zu halten.

„Danke, Carter“, antwortete er. „Der Doc und ich hatte gerade eine ähnlich Unterhaltung.“

Als sie seinen Ton hörte, sah sie neugierig zu Janet hinüber. „Macht er Probleme?“, fragte sie mit der Andeutung eines Lachens.

Janet verdrehte nur ihre Augen. „Was glaubst du denn?“

Sie ignorierend, drückte sich Jack langsam auf die Füße und forderte Fraiser heraus. Aber sie beobachtete ihn nur mit ihren dunklen, teilnahmslosen Augen und schwieg. Nach einem kurzen Schwindelgefühl grinste er sie triumphierend an. „Heute sieht es nach einem wunderschönen Nachmittag aus“, sagte er Sam. „Sollen wir einen Spaziergang machen, Carter?“

Sie nickte. „Okay.“

„Colonel“, platzte es dann aus Fraiser heraus, da sie sich das nicht schweigend mit ansehen konnte. „Ich denke wirklich, dass Sie einen Rollstuhl benutzen sollten. Es ist wirklich nicht…“

„Nein“, bellte er grober als beabsichtigt. Und dann spannte er seinen Kiefer an, wütend über sich selbst, so die Beherrschung verloren zu haben. Aber es war schon schlimm genug hier mit nur einem Arm zu sitzen, da wollte er nicht auch noch, dass Sam ihn wie einen alten senilen Mann herumschob!

„Sie sind wirklich nicht in der Verfassung“, beharrte Fraiser, als sie ihre Arme bestimmt vor ihrer Brust verschränkte, aber Sam ging dazwischen.

„Wir werden nicht weit gehen, Janet“, versicherte sie ihr. „Ich habe direkt am Eingang ein paar Bänke gesehen.“ Die beiden Frauen tauschten einen bedeutungsvollen Blick aus und Jack konnte das Flehen auf Sams Gesicht sehen, als sie leicht ihre Augenbrauen zusammenzog.

Sie verstand ihn, erkannte Jack. Dieser Gedanke berührte ihn tief. Sam hatte ihn immer so verstanden, wie es noch nie jemand zuvor getan hatte. Sie wusste genau, warum er hier herausgehen musste und ihn nicht versuchte vom Gegenteil zu überzeugen. Sie wusste es einfach.
Die Flut von warmen Gefühlen lenkte ihn von dem stummen Wettkampf der beiden Frauen ab, bis Fraiser schließlich das Schweigen durchbrach. „Okay“, sagte sie ziemlich widerwillig. „Aber wenn er ohnmächtig wird, dann hohl Hilfe.“

„Natürlich“, antwortete Sam mit einem dankbaren Lächeln. „Aber ich bin mir sicher, dass es ihm gut gehen wird. Der Colonel ist ziemlich robust.“

Janet sah nicht überzeugt aus. „Ich weiß genau, wie robust er ist“, murmelte sie. Und dann warf sie ihre Arme in die Luft. „Fein! Genießt den Sonnenschein. Und bitte versuch ihn müde zu machen, Sam!”

Damit ließ sie Sam und Jack etwas befangen zurück. Nach einem Moment räusperte sich Jack. „Danke, Carter.“

„Wofür?“, fragte sie und sah ihn mit geheuchelter Unschuld an.

Er lächelte langsam, als er seine Antwort gut überlegte. „Fürs Kommen“, entschied er schließlich und schaute dann hinaus in den blauen Himmel. „Es sieht wirklich nach einem schönen Nachmittag aus.“

„Das ist es“, sagte sie. „Ich, uhm…“ Sie verlagerte die Tasche, die über ihrer Schulter hing. „Ich weiß ja, wie das Essen hier ist, also habe ich 'ne Kleinigkeit gekauft. Wenn Sie hungrig sind.“

„Nett“, nickte er lächelnd.

Sam lächelte und deutete auf die Tür. „Sollen wir?“

„Sicher.“ Er griff über den Stuhl, um sich seine Lederjacke zu schnappen. Und hielt dann inne, als er sie in seiner Hand hielt und nicht so recht wusste, wie er sie anziehen sollte. Nach einem Moment des Zögerns nahm Sam sie ihn wortlos ab und hielt sie ihm offen hin. Er unterdrückte ein verärgertes Seufzen, dass sie ihm helfen musste, auch wenn er wusste, dass es vollkommen unvernünftig war, da Sam nicht verdient hatte das zu hören. Stattdessen murmelte er ein: „Danke, Carter“, als sie behutsam seine Jacke über seine Schulter zog.

„Ich hoffe, Sie mögen Thunfisch“, war ihr einziger Kommentar, als sie langsam zur Tür gingen.

Jack lächelte nur, so dankbar, dass ihre stumme Hilfe ihn diesmal vor den Worten bewahrt hatte.



*******************



Die Luft war erfrischend kühl, als Sam aus den überhitzen Krankenhaus hinaustrat und ihre Jacke noch etwas enger um sich zog. Aber die Sonne auf ihrem Gesicht war noch immer warm und stellte sich somit den nahenden Winter gegenüber. Neben ihr, ging Jack langsam und trotz der Tatsache, dass sie gerade mal wenige Minuten von seinem Zimmer entfernt waren, war er schon leicht außer Atem. Aber sie maskierte ihre Sorgen mit einem Lächeln, als sie Tür für ihn aufhielt. Sie wusste genau wie frustrierend es war so schwach zu sein, denn auch sie war schon oft in solchen Situationen gewesen. Und wenn dann noch die Freunde sich aufführten wie irgendwelche überbeschützenden Glucken, war es alles andere als hilfreich.

Jack schloss seine Augen und atmete einmal tief ein, sobald er draußen war. „Also, das ist schon viel besser“, beobachtete er leise. „Ich hasse Krankenhäuser.“

„Ich weiߓ, antwortete Sam und ließ die Tür hinter sich ins Schloss schwingen und hielt nach der nächsten Bank Ausschau. Eine war ganz in der Nähe, sie stand unter einem Baum und war in ein herbstliches Sonnenlicht getaucht. „Lassen Sie uns dort hinsetzen“, sagte sie und widerstand dem Drang seinen Arm zu nehmen und ihn zur Bank zu führen.

Jack sah sie mit einem neugierigen Lächeln an. „Ich werde schon nicht zusammenklappen“, versicherte er ihr.

Sie zuckte mit den Schultern. „Ich weiß, aber ich verhungere und möchte etwas essen.“

Er grinste und sie bezweifelte, dass er ihre kleine Notlüge abgekauft hatte, aber sie dachte, dass er ihren Versuch sehr schätzte. „Okay“, sagte er, „wenn Sie hungrig sind…“

Ihr Gang über den Rasen war langsam und schweigsam. Uns als sie die Bank erreichten, setzte sich Jack mit einem erleichterten Seufzen hin. „Kennen Sie den Ausdruck, sich so schwach wie ein Kätzchen zu fühlen?“, seufzte er.

„War schon dort, hab’s schon hinter mir“, nickte Sam. Und dann war sie einfach nicht mehr in der Lage die Frage zurückzuhalten. „Wie geht’s Ihnen?“

Jack dachte sorgfältig über die Fragen nach, seine Augen verengten sich leicht. „Okay“, antwortete er vollkommen unverfänglich.

Sam erkannte Schönrederei, wenn sie sie hörte. „Nein, wirklich“, ging sie etwas weiter. „Tut Ihnen Ihr… Arm noch weh?“

Er beobachtete sie noch immer abschätzend. „Wirklich?“

Sie nickte.

„Eigentlich“, gab er zu, „tut mir meine *Hand* noch immer weh.“
Sam nickte erneut und kroch fast auf den Knien, als erneut Schuldgefühle an ihr nagten, aber sie gab ihr Bestes sie zu ignorieren. „Phantomschmerz“, sagte sie. „Janet hat mir davon erzählt. Anscheinend kann es Jahre anhalten.”

Er zog eine Augenbraue hoch. „Na, das ist doch mal beruhigend.“

„Entschuldigung“, murmelte sie leicht zusammenzuckend. Sehr gut, Sam. Öffne den Mund und iss einfach…

„Schon okay“, versicherte Jack ihr und zog seine Jacke etwas enger um sich. „Wenn man genau drüber nachdenkt, dann ist es gar nicht mal so schlimm.“ Dann lächelte er sie mit einer ungewöhnlichen Unsicherheit an. „Also, wie geht’s *Ihnen*?“, fragte er. „Ich habe seit ich hier bin nicht gerade sehr viel von Ihnen gesehen.“

„Mir geht’s gut“, versicherte sie ihm augenblicklich, da ihr diese Frage ziemlich unangenehm war. „Ich, uhm… es tut mir leid, dass ich Sie nicht so oft besucht habe. Ich war…“

„Beschäftigt?“, schlug Jack zweifelnd vor.

„Ja“, nickte sie, froh über die Entschuldigung. „Sie glauben ja gar nicht, wie viel es zu tun gibt, selbst wenn SG-1 im Moment nicht in Bereitschaft ist, bis der der General einen…“ Oh Mist. Sie hatte eigentlich nicht vorgehabt, *dieses* Thema anzusprechen. Sie schluckte den Rest der Wörter hinunter, aber es war bereits zu spät.

Jacks Gesicht spannte sich ein wenig an, als er ihren Satz beendete. „… einen Ersatz für mich gefunden hat?“

Als sie mit ihrer Hand durch ihre Haare fuhr, verlagerte Sam ihre Position so, dass sie ihn jetzt direkt anschaute. Sie hatte wirklich nicht heute darüber reden wollen, aber anlügen wollte sie ihn auch nicht. „Uhm, na ja, eigentlich“, sagte sie nervös lächelnd, „hat General Hammond mir das Kommando für SG-1 angeboten. Also wäre es im Grunde ein Ersatz für mich. Vermutlich ein Captain.“

Jack starrte sie einen Moment nur an, als sie ihre Luft anhielt und ihn eingehend beobachtete, so als ob sie auf eine Reaktion von ihm warten würde. Und plötzlich grinste er, es war ein breites, echtes Grinsen. „George hat Ihnen SG-1 gegeben, Carter? Cool.“ Er lachte leicht. „Ich wette, jetzt gibt es dort draußen ein paar wirklich wütende Colonels.“

„Es ist nicht das erste Mal, dass ich mich mit etwas professioneller Eifersucht auseinandersetzen muss, Sir“, versicherte Sam ihm und schwoll fast vor Stolz an aufgrund seiner offenkundigen Anerkennung. „Ich werde das schon hinbekommen.“ Gott, fragte sie sich, wann war ihr seine Zustimmung so wichtig geworden?

„Daran habe ich gar keine Zweifle“, nickte er. „Also, ist das auch gleich eine Beförderung?“, fragte er noch immer grinsend. „Muss ich schon salutieren?“

Jetzt war es Sam, die leicht lachte. „Nein, Sir, keine Beförderung. Na ja, nicht sofort. Der General will erst einmal sehen, wie sich die Dinge entwickeln. Sie wissen schon, mir etwas Zeit zu geben mir es zu verdienen.“

„Sie werden das großartig machen, Carter“, sagte er ihr plötzlich ernst. „Verdammt, Sie waren bereits seit einer langen Zeit für ein eigenes Kommando bereit.“

Sie zog eine Augenbraue hoch. „Das denken Sie?“

„Sicher“, zuckte er mit den Schultern. „Ich denke, ich war wohl nur etwas egoistisch, Sie in SG-1 behalten zu wollen.“

„Nein“, antwortete Sam ebenso ernst. „Ich hätte nicht woanders sein wollen, Sir.“

Er lächelte und sie schnappte leicht nach Luft, als sie die Zuneigung in seinen Augen sah. „Ich weiߓ, flüsterte er mit glitzernden Augen. „Ich wünschte einfach nur, dass ich da wäre, um Sie auch im Einsatz zu sehen, Carter.“

„Ich auch“, antwortete sie, als sie seinen Blick hielt und in seiner Wärme badete. „Ich werde Sie vermissen, Sir.“ Die Worte waren draußen, bevor sie drüber nachdenken konnte und als sie sah, wie er leicht seine Augen aufriss, spürte sie, wie sie rot anlief.

Nach einem Moment sagte Jack: „Ich, um, ich hatte irgendwie gehofft, dass wir trotzdem noch in Verbindung bleiben.“

„Natürlich“, versicherte Sam ihm eilig. „Ich meine, nur weil wir nicht mehr zusammenarbeiten, heißt das ja noch lange nicht… dass wir uns nicht sehen können… wenn wir es wollen. Sie wissen schon… als Freunde.“

Er blinzelte, schaute dann aber abrupt weg und begann seine Jacke noch weiter über seinen verletzten Arm zu ziehen. „Als Freunde“, wiederholte er flüsternd. „Ist es das, was Sie wollen?“

Es war so, als ob die Erde stillstand. Die Vögel hörten auf zu singen, die entfernten Geräusche des Verkehrs verstummten und alles, was Sam hören konnte, war das Rauschen ihres Blutes in ihren Ohren und das heftige Pochen ihres Herzens. Ihr Blick klebte förmlich auf Jack, als sie ihn dabei beobachtete, wie er nervös an einen Knopf seiner Jacke zupfte, als er hinunter auf seine Füße schaute. „Na ja, in Anbetracht der Situation“, sagte sie; ihre Stimme erschreckend laut in der Stille. „Ich denke, dass es so am Besten wäre.“

Dann schaute er auf und starrte sie an, sein Gesicht war gezeichnet mit einem verwirrten Stirnrunzeln. Dieser Ausdruckt zerrte an Sams Entschlossenheit, als sie sah, wie sein Blick zu ihrem Hals wanderte und er dann geschockt seine Augen aufriss; er hatte bemerkt, dass ihre Kette verschwunden war. „Warum?“, fragte er mit schmerzerfüllter Stimme. Sie wollte ihm antworten, aber er sprach weiter, die Worte kamen verlegen von seinen Lippen. „Ich meine, ich kann schon verstehen, wie ein… einarmiger, pensionierter Mann nicht gerade die perfekte Vorstellung eines Mannes ist, aber ich dachte, dass wir…“

„Whoa“, unterbrach Sam ihn vollkommen überrumpelt von seinen Worten. „Ich rede nicht von Ihrer Hand. Denken Sie wirklich, das ist mir wichtig?“ Sie verstummte und versuchte die plötzliche Wut zu kontrollieren. Wie konnte er nur überhaupt an so einen Schwachsinn denken?

Aber Jack war unerschrocken. „Ich weiß es nicht“, antwortete er. Sein Gesicht war angespannt, seine Augen glitzerten dunkel, als sie mit einem mächtigen, prüfenden Blick bedachte. „Ich habe versucht zu verstehen, warum Sie mir aus den Weg gehen“, sagte er angespannt. „Das schien die einzig vernünftige Antwort zu sein.“

Sam starrte ihn an. „Ich kann einfach nicht glauben, dass Sie denken, dass ich so oberflächlich bin“, sagte sie verletzt und verärgert durch seine Anschuldigung. „Nach all dem, was wir die letzten vier Jahre ertragen haben…“

„Na ja, vielleicht habe ich mich ja gefragt – nach all dem, was wir die letzten vier Jahre durchgemacht haben – warum zum Teufel es Ihnen so egal war, mich lediglich nur ein Mal zu besuchen!“, knurrte er mit zusammengezogenen Augenbrauen, als er hinunter auf die Bank starrte. „Tut mir leid“, murmelte er schließlich und fuhr sich frustriert durch die Haare. „Ich war nur…“ Er hob seinen Kopf und sah sie wütend an. „Also, sagen Sie mir jetzt, warum Sie mir aus dem Weg gehen, Carter?“

Sie hielt seinem Blick solange Stand wie sie konnte, bevor sie schließlich wegschaute. Sie atmete einmal tief ein und warf ihre Entschlossenheit über Bord. „Wegen Sara.“

Sie hatte Jacks Reaktion nicht gesehen, aber sie hörte die total Überraschung in seiner Stimme, als er nachhakte. „Sara?“

Sam seufzte verlegen, ihre Finger verknoteten sich nervös in ihrem Schoß. „Wegen Ihren Gefühlen ihr gegenüber…“

„Okay“, sagte Jack plötzlich. „Also, hier komme ich jetzt nicht mehr mit. Sara? Wovon zum Teufel reden Sie überhaupt?“ Er verstummte einen Moment und fügte dann hinzu: „Sara und ich, wir sehen uns kaum. Sie war gestern nur hier, weil Sie sie angerufen haben.“

Seine eindeutige Antwort verwirrte sie etwas, aber sie zwang sich ihn anzusehen. „Ich habe sie nur angerufen, weil Sie mich darum gebeten haben. Weil Sie gesagt haben, dass Sie sie sehen müssen und ich musste Ihnen versprechen sie anzurufen.“

Jack starrte sie einen Moment an, bevor er seinen Blick über den Rasen wandern ließ. „Es tut mir leid, dass ich Sie in diese Lage gebracht habe“, flüsterte er. „Aber, Carter, ich dachte Sie wüssten, was ich für Sie empfinde.“

„Das hatte ich auch gedacht“, antwortete sie und klang reizbarer, als sie wollte. „Aber Sara war diejenige gewesen, die sie gewollt hatten. Das kann ich nicht einfach ignorieren.“

Er nickte leicht, aber es war eine wütende Geste und sie konnte die wachsende Anspannung deutlich sehen. „Also was…?, begann er mit aufgebrachter Stimme. „Denken Sie, dass ich Sie angelogen habe, als ich…“ Er schwieg einen Moment und schluckte schwer. „Was denken Sie eigentlich, was letztes Jahr zwischen uns passiert ist? Glauben Sie wirklich, dass ich der Typ Mann, der das tun würde, wenn…“ Er presste eine Hand über seine Augen und murmelte: „Mensch, Carter.“

Auf diese Reaktion war sie nicht vorbereitet gewesen. „Ich denke nicht, dass Sie gelogen haben“, sagte sie vorsichtig. „Ich denke nur… vielleicht hatten Sie da noch nicht erkannt, wie viel Sara Ihnen immer noch bedeutet.“

„Also, denken Sie, dass ich dumm bin?“, knurrte er.

„Das habe ich nicht gesagt.“

„Dann was?“

„Ich weiß nicht!“, schnappte sie. „Alles, was ich weiß, ist, dass Sie nach Sara gefragt haben, als sie krank waren und nicht nach mir. Genau, wie Sie es bereits in der Antarktis getan haben.“

Er sah sie mit großen Augen an. „Antarktis?“

„Als wir durch das zweite Tor dort gelandet waren?“

„Ich erinnere mich“, murmelte er leicht gereizt. Und dann verstummte er, während er sie neugierig betrachtete. „Ich habe nach Sara gefragt?“

Sam nickte. „Sie haben Ihren Namen gerufen.“

„Oh.“ Gedankenverloren fiel er in ein langes Schweigen. „Das war vor drei Jahren, Carter“, sagte er schließlich. „Seitdem hat sich vieles verändert.“

„Sie wollen noch immer Sara“, flüsterte Sam und gab ihr Bestes ihr letztes Stück Würde zu bewahren. „Das hat sich nicht geändert.“

Aber Jack schüttelte den Kopf und massierte sich seinen Nasenrücken. „Nein, Sie verstehen das nicht, Carter. So ist das nicht mehr. Ich habe nicht…“ Er seufzte und sah zu ihr hinüber. „Unsere Ehe war mit unserem Sohn zusammen gestorben, Carter. Da gibt es kein Zurück mehr.“

Sam zweifelte nicht die Ehrlichkeit seiner Worte an oder die Wahrheit, die dahinter steckte. Aber sie spendeten ihr keinen Trost. „Sehen Sie“, sagte sie, als sie sich nach vorne beugte und ihre Arme auf ihren Knien abstützte. „Auf `850 haben Sie ziemlich deutlich zu verstehen gegeben, dass Ihnen Sara… noch viel bedeutet. Und das mag sich jetzt vielleicht selbstsüchtig anhören, aber ich werde nicht nur die zweite Wahl sein. Das kann ich nicht akzeptieren. Also, denke ich, wäre es das Beste, wenn…“

„Carter“, knurrte Jack ganz so, als wäre es ein Befehl. „Halten Sie die Klappe.“

Instinktiv machte sie das, was er ihr befahl und als sie erkannte, dass er ihr gar keine Befehle mehr erteilen konnte, war es zu spät. Er war bereits am Reden.

„Ich kann mich nicht an das erinnern, was ich auf dem Planeten gesagt habe“, sagte er und fing ihren Blick ein. „Aber Sie haben Recht, ich habe an Sara gedacht und ich wollte mit ihr reden.“ Sam spürte, wie sich ihr Herz zusammenzog, aber behielt ihren teilnahmslosen Blick aufrecht, als sie darauf wartete, dass er fortfahren würde. Jack holte einmal tief Luft und schaute weg, so als ob er mit den folgenden Worten kämpfen würde und Sam wappnete sich für das Schlimmste. „Diesen Donnerstag, letzte Woche“, flüsterte er sehr leise, „war Charlies Geburtstag. Er wäre dieses Jahr fünfzehn geworden.“ Totaler Schock und Schrecken durchfuhr sie. Charlie? Das hatte sie nicht erwartet. „Jedes Jahr“, fuhr er fort, „an seinem Geburtstag, besuchen Sara und ich zusammen sein Grab. Es ist der einzige Tag im Jahr, an dem wir uns sehen und es ist…“ Er schloss seine Augen und presste erneut seine Hand darüber. „Es fühlt sich einfach richtig an als Familie dort zu sein. Nur diesen einen Tag. Und dieses Jahr war ich nicht dort. Ich saß auf diesem verdammten Planeten fest. Und ich wollte nicht, dass sie dachte, dass ich es vergessen oder etwas Wichtigeres zutun hätte, denn es gibt *nichts*, was wichtiger gewesen wäre als dort zu sein. Nichts.“

Sam spürte die Tränen in ihren Augen. „Es tut mir Leid“, murmelte sie. „Ich hatte ja keine Ahnung. Ich dachte…“ Sie schüttelte den Kopf. Es war egal, was sie dachte, sie hatte falsch gelegen, so was von falsch. Charlies Geburtstag? „Warum haben Sie mir nichts davon gesagt?“

„Hätte es Ihre Entscheidung auf `850 zu bleiben geändert?“, fragte er mit abgewandtem Blick.

Sie dachte über die Frage nach und zwang sich zu einer Antwort. „Ja, vielleicht. Vermutlich.“

Jack nickte. „Jetzt wissen Sie, warum ich Ihnen nichts gesagt habe“, sagte er noch immer auf den Rasen schauend. „Die Pflicht kommt zuerst, nicht wahr?“ Sam schwieg, da ihr nichts Passendes einfiel. Es war schon immer so gewesen, Jacks Pflicht hatte immer an erster Stelle gestanden und diesmal hatten sie diese Pflicht mit einem hohen Preis bezahlt. Das Schweigen zwischen ihnen wurde durch ein Räuspern von Jack unterbrochen. „Sehen Sie, Sam“, sagte er. „Sie wissen, dass ich nicht gut mit Worten umgehen kann. Ich sage nie das Richtige zur richtigen Zeit, aber ich will nur… ich will, dass Sie wissen, egal wie schwierig es die letzten Jahre zwischen uns gewesen war, meine Gefühle haben sich nicht geändert.“ Und dann richtete er einen ängstlichen Blick auf sie. „Aber wenn sich Ihre…? Sam, sag mir einfach nur, ob wir hier noch etwas haben…?“

Sie starrte ihn nur an, in ihrem Bauch tobte plötzlich ein ganzer Schwarm mit Schmetterlingen, als sie erkannte, dass Sara nicht länger über ihnen schwebte. Der Weg war frei. Zum ersten Mal in ihrer langen und komplizierten Beziehung stand nichts mehr zwischen ihnen. Sie konnte ganze einfach ihre Hand ausstrecken und ihn berühren und niemand würde ihr sagen können, dass es falsch war. Die Freiheit machte sie fast schwindelig, doch selbst dann noch erschreckte sie sie. „Ja“, sagte sie schließlich, da sie bemerkte, dass ihr Schweigen zu lang war. „Ich denke, das haben wir, Jack.“

Die Freude und Erleichterung, die sich auf seinem Gesicht ausbreiteten, war schon fast jungenhaft. „Wirklich?“, fragte er atemlos, als er sie angrinste.

„Oh ja“, lächelte sie zurück. Ihr Herz begann zu stolpern, als sie sich in seinem erhitzten Blick verlor. In der Ferne wurde irgendwo eine Autotür zugeschlagen und sie hörte, wie jemand einen Befehl bellte. Die Geräusche trafen sie wie kaltes Wasser, als sie sich plötzlich bewusst wurde, dass sie mitten auf einem Rasen eines Militärkrankenhauses saß und inbrünstig in die Augen des Mannes starrte, welcher vor wenigen Tagen noch ihr CO gewesen war.

Jack schien plötzlich genauso unsicher zu werden und sein Grinsen wurde nervös. „Also“, sagte er langsam. „Da wir das nun geklärt hätten…“

„Also“, stimmte sie verlegen zu. „Was jetzt?“

Noch immer grinsend schüttelte Jack nur den Kopf. „Ich habe keine Ahnung. Vielleicht sollte ich jetzt nach deiner Nummer fragen?“

„Ich kann mir uns im Grunde nicht bei einem Date vorstellen“, sagte Sam und begann bei der Albernheit dieses Gedanken leicht zu lachen. Sie hatten zusammen dem Tod und noch viel schlimmeren Dingen gegenübergestanden; das Ritual der Verabredungen erschien irgendwie vollkommen banal bis hin zu absurd.

„Nein“, stimmte Jack ihr zu. Und dann grinste er sie gerissen an und seine Augen begannen begeistert zu glitzern. „Aber wir könnten… Fischen.“

Sam musste daraufhin lachen. „Fischen! Natürlich. Das ist perfekt.”

Er zog eine Augenbraue hoch. „Also ist das ein Ja?“

Sie nahm seine Hand in ihre und genoss das Gefühl, wie sich seine Finger um ihre schlangen. „Definitiv ein Ja.“ Und dann lachte sie wieder. „Oh, du hast ja *keine* Ahnung, wie oft ich das schon sagen wollte!“

„Wenn es so oft ist, wie ich es hören wollte, dann habe ich eine ungefähre Ahnung“, antwortete er und bedachte sie mit einem verwunderten Blick. „Ich hatte schon angefangen zu glauben, dass es nie passieren würde.“ Dann zog er leicht an ihrer Hand. „Komm her, Carter.“

Trotz des unglaublichen Schamgefühls rutschte Sam etwas näher. „Daran muss man sich erst noch gewöhnen“, entschied sie unsicher lächelnd.

„Ja“, stimmte er zu und befreite seine Hand aus ihren, als leicht ihr Gesicht berührte. „Das müssen wir.“

Sam lächelte, als seine sanfte Berührung ein Feuerwerk in ihrem Herzen auslöste, aber sie war vollkommen ernst, als sie sagte: „Ich meine es, das hier wird nicht einfach werden, weißt du. Von unserer Arbeitsbeziehung zu etwas vollkommen… anderen zu gehen.“

„Ich weiߓ, versicherte er ihr, als seine Hand mit ihren Haaren an ihren Schläfen spielte. „Aber ich bin mir sicher, dass wir das schaffen werden.“

„Ich sage ja nur“, flüsterte sie und konnte einfach nicht anders, als sich in seine Bewegung zu lehnen. Gott, wie lange hatte sie schon darauf gewartet? „Ich sage ja nur, dass,,,“ Seine Finger fuhren durch ihre Haare, bis sie auf ihrem Nacken liegen blieben. „Ich sage nur, dass wir auf gewisse Schwierigkeiten vorbereitet sein sollten…“

„Sam?“, unterbrach er sie sanft.

„Ja?“

„Halt den Mund und küss mich.“

Sam hatte gerade noch genug Zeit ein unangebrachtes „Ja, Sir“, zu murmeln, bevor sich ihre Lippen trafen und die Welt sich unter ihr zu drehen begann. Die starke Verbindung von Verlangen, Leidenschaft und Zärtlichkeit drohten sie vollkommen wegzuspülen, als sie sich noch weiter an ihn lehnte, eine Hand ruhte auf seiner Schulter, immer darauf bedacht seinen verletzten Arm zu meiden. Und gerade als sie anfing sich vorzustellen, dass dieser Kuss nie enden würde… zog Jack sich abrupt zurück.

„Whoa“, hauchte er, als er mit seiner Hand zu seinem Kopf fuhr. „Wow, Carter.“

„Jack?“, fragte sie besorgt aufgrund seiner plötzlichen Blässe. „Alles in Ordnung?“

Aber er lachte nur leicht. „Nur etwas schwindelig“, versicherte er ihr. Und dann grinste er sie verrucht an. „Ich schätze nur, dass ich noch nicht fit genug bin, dass mein Blutdruck so schnell hochschießt.“

„Willst du, dass ich Janet hohle?“, fragte sie ehrlich besorgt.

„Nein“, versicherte er und griff nach ihrer Hand. „Nur eine Minute.“ Er lächelte erneut. „Also, passiert dir das bei jedem Kerl?“

Sie schüttelte grinsend den Kopf. „Du bist der Erste.“

Jack zog eine Augenbraue hoch. „Das hört sich schön an“, sagte er und drückte zärtlich ihre Hand.

Sam setzte sich jetzt dicht neben ihm, schloss ihre Augen und ließ die Sonnenstrahlen über ihr Gesicht tanzen. Die tobende Gefühlsachterbahn in ihr schien keine Anstalten zu machen irgendwann mal langsamer zu werden, aber sie war viel zu glücklich als sich darum Sorgen zu machen. Und ohne jegliche Zweifel war dies hier definitiv ein Höhepunkt, und obwohl sie wusste, dass noch viele Schluchten auf sie warten würden, war sie zufrieden diese Fahrt einfach nur zu genießen. „Also“, sagte sie, als sie noch näher an Jack heranrückte, bis sie Schulter an Schulter saßen und ihr umschlungene Hände auf ihrem Schoß lagen. „Erzähl mir was von deiner Hütte. Teal’c sagt, dass es dort oben keine Fische gibt.“

„Gibt es auch nicht“, gab er zu. „Aber es ist einfach großartig nur, um zu fischen.“

Sam lächelte und verstand genau, was er meinte. „Dann erzähl’s mir“, ermutigte sie ihn. „Erzähl mir, was du an diesem Ort so sehr liebst.“

Er lachte. „Wie viel Zeit hast du?“

„Solange wie es dauert“, antwortete sie, und als sie zu ihm aufschaute, lächelte sie ihn an. „Ich habe was zum Essen mitgebracht, schon vergessen?“

Sein antwortendes Grinsen ließ sie vollkommen außer Atem. „Wenn das so ist, dann lass uns mit dem See anfangen, weil es während des Sonnenuntergangs der wohl schönste Ort auf der Welt ist…“



*******************



Von ihrem Büro aus hatte Janet einen hübschen Ausblick über das Gelände des Krankenhauses. Und sie musste lächeln, als sie das Bild vor sich sah. O’Neill und Sam saßen nahe beieinander, ihre Händen umsichtig ineinander verschlungen und sie redeten. Sie saßen da jetzt bereits schon gute zwei Stunden und machten keine Anstalten auch so schnell aufzubrechen. Sie machte sich ein wenig Sorgen um Jack, aber entschied, dass sie noch eine Weile abwarten würde, bevor sie darauf bestand, dass er sich ausruhte.

Sie hatte keine Ahnung, über was sie redeten, aber von dem leichten Lächeln auf ihren Gesichtern, schätzte sie mal, dass Sam für eine Weile nicht mehr über ihren Kaffee brühten würde. Ein höfliches Klopfen an der Tür, zog ihren Blick vom Fenster weg, als sie sich umdrehte. „Herein“, rief sie.

Teal’c öffnete die Tür und nickte ihr kurz zu, als er eintrat. „Ich entschuldige mich für die Störung, Dr. Fraiser“, sagte er leise, „aber ich bin hier, um Colonel O’Neill zu besuchen und er ist nicht in seinem Zimmer.“

„Ah, nein“, nickte Janet mit einem Lächeln. „Er redet mit Sam.“

Teal’c zog eine Augenbraue hoch. „Major Carter ist hier?“

„Ja“, grinste Janet jetzt und deutete auf das Fenster. „Sie sind draußen.“

Teal’cs Blick folgte ihr aus dem Fenster, und nachdem er die beiden einen Moment beobachtet hatte, wandte er sich wieder an Fraiser. „Ich glaube, ich werde nicht zu ihnen gehen.“

„Vermutlich sehr weise“, stimmte sie ihm zu. „Vielleicht einen Kaffee oder etwas anderes? Ich könnte eine Pause gebrauchen.“

Teal’c beugte leicht seinen Kopf. „Gerne“, sagte er ihr. Und dann, als sie eine Schublade aufzog, um ihr Portemonnaie herauszuholen, fügte er hinzu. „Dr. Fraiser, als ich auf P3T-850 war, da hatte ich das Gefühl gehabt, dass etwas Tragisches passieren würde und einige Dinge beendet werden.“

Janet riss überrascht ihre Augen auf. „Ich hatte selbst ein schlechtes Gefühl, Teal’c. So eine Art Vorahnung.“

„Ganz genau“, stimmte er zu. „Und irgendwo hatte ich recht behalten. SG-1 wird nicht mehr das sein, was es einmal war und das tut mir leid. Colonel O’Neill wird sehr vermisst werden.“

Janet lächelte und schloss die Schublade, als sie um den Schreibtisch herumkam. „Irgendwie denke ich, dass wir ihn noch ziemlich oft im SGC antreffen werden, offiziell oder nicht.“

„In der Tat“, nickte Teal’c, „jedoch sind seine Tage mit SG-1 gezählt. Daran besteht kein Zweifel. Aber es scheint“, fügte er hinzu und schaute erneut aus dem Fenster, „dass diese Ereignise nur ein Kapitel beenden, um damit ein neues zu beginnen.“

Janet grinste ihn an. „Philosophisch, Teal’c?“

Er zuckte mit den Schultern. „Nur eine Beobachtung.“

„Na ja“, sagte sie schließlich und zog die Tür ihres Büros auf und hielt sie für ihn. „Wo Sie recht haben, haben Sie recht.“ Sie schaute ein letztes Mal zu ihren Freunden. Jetzt lachten sie beide und Sams Kopf ruhte auf Jacks Schultern und noch immer lachend, schlang er seinen Arm um sie und zog sie näher an sich heran. Janet konnte nicht anders als zu grinsen. „Oh, ich denke, das ist erst der Anfang, Teal’c“, sagte sie glücklich. „Erst der Anfang.“


weiter: Kapitel 7
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