Stargate Fanfic Login
HilfeImpressumLexikon
Erweiterte Suche

In the Line of Duty: (3) The End of the Line von Sally Reeve, Destiny

[Reviews - 0]   Drucker Kapitel oder Geschichte Inhaltsverzeichnis

- Schriftgröße +
Teil 5

Sam saß in ihrem Büro und starrte bereits seit gut einer halben Stunde das Telefon an. Die Nummer, die sie wählen musste, war auf einem kleinen Zettel gekritzelt und klebte am Tisch. General Hammond hatte sie ihr ohne irgendwelche Fragen aus Jacks Akte der nächststehenden Angehörigen gegeben und jetzt musste sie nur noch wählen. Und dennoch zögerte sie.

Sie hatte Sara einmal vor Jahren getroffen. Es war in dem Krankenhaus, wo die Kristallentität in Jacks Form gelandet war. Sie schien… nett zu sein. Wenn sie ehrlich war, dann hatte sie dem nicht viel Aufmerksamkeit gezollt, aber sie erinnerte sich daran, dass sie überrascht gewesen, dass Sara so… gewöhnlich zu sein schien. So bodenständig und nahe an der Wirklichkeit, so anders als der launenhafte O’Neill.

Und so saß sie hier jetzt, drei Jahre später, und musste sie anrufen, um ihr zu sagen, dass ihr Mann – Exmann oder was auch immer sie im Moment waren – fast gestorben wäre. Und dass seine Karriere jetzt beendet war. Ihr Herz machte einen kleinen Aussetzer und dann zerrte sie ihre Gedanken von diesem Pfad fort. Sie konnte sich jetzt nicht mit all den Verwicklungen auseinandersetzen. Die Schuld war zu überwältigend und sie wusste, wenn sie aufhörte, darüber nachzudenken, dann würde sie über sie hineinbrechen. Also machte sie weiter, verdrängte die Gedanken und handelte einfach nur.

Sie nahm den Hörer ab, ihre Finger zitterten nur leicht, als sie zu wählen begann. Es klingelte drei Mal, bevor abgenommen wurde.
„Hallo?“, antwortete eine Frauenstimme und Sams Magen zog sich zusammen.

„Spreche ich mit Sara O’Neill?“, fragte sie nach und schaffte es zumindest einigermaßen professionell zu klingen.

Es herrschte ein kurzes Schweigen, bevor die Frau antwortete. „Ja. Und mit wem spreche ich?“

„Mein Name ist Major Samantha Carter, Ma’am“, antwortete sie mit perfekter militärischer Höflichkeit.

Ein weiters Schweigen. Und dann war ihre Stimme nur ein Flüstern. „Was ist ihm passiert?“

„Ich befürchte Ihnen mitteilen zu müssen, dass der Colonel verletzt wurde“, sagte Sam, als sie sich einen Kugelschreiber schnappte und damit nervös auf dem Zettel tippte. „Er…“ Sie zögerte und verfluchte sich selbst dafür. „Er hat mich gebeten Sie zu kontaktieren und Ihnen zu sagen, was geschehen ist. Und… und er wollte, dass ich Ihnen mitteile, dass es ihm leidtut. Er hatte zwar nicht wirklich gesagt, um was es ging, aber…“

„Ist in Ordnung“, versicherte Sara ihr. „Ich weiß wofür.“ Sie schwieg erneut und fragte dann in einer merkwürdig gelösten Stimme. „Wird es ihm gut gehen?“

„Ja, wird es“, sagte Sam und fügte dann hinzu: „Aber, ähm, Sie sollten wohl besser zum Krankenhaus kommen.“

Sara seufzte leise. „Welches Krankenhaus?“

„Das Militärkrankenhaus“, sagte Sam ihr. „Aber im Moment… befindet er sich noch woanders. In ein paar Tagen wird er dorthin verlegt.“

„Ich verstehe“, sagte Sara und war wohl weniger überrascht von den militärischen Geheimnissen. „Könnten Sie ihm dann eine Nachricht von mir übermitteln, Major Carter?“

„Natürlich.“

„Sagen Sie ihm, dass es in Ordnung ist. Dass ich denke, dass wohl etwas Unvermeidliches dazwischen gekommen sein muss und dass ich weiß, dass er da gewesen wäre, wenn er die Möglichkeit gehabt hätte.“

„Ich werde es ihm ausrichten“, versprach Sam.

„Danke“, antwortete Sara. „Und danke, dass Sie mich angerufen haben, Major Carter. Ich bin froh, dass es ihm gut gehen wird.“

„Ja, ich auch“, antwortete sie mit mehr Gefühl, als sie beabsichtigt hatte.

Sara gab ein Geräusch von sich. Es hätte ein Lachen oder ein Seufzen sein können. „Gott“, sagte sie. „Ich habe die letzten Jahre diese Anrufe nicht gerade vermisst.“

„Oh?“, murmelte Sam etwas unsicher.

„Die Anrufe, die mir sagen, dass Jack verletzt ist oder vermisst wird oder verletzt und vermisst ist“, erklärte sie mit einem trockenen Humor, den Sam überraschte. „Sagen Sie ihm, dass ich vorbeischaue und ihn bald besuchen werde.“ Und dann fügte sie noch hinzu: „Und nochmals danke, dass sie angerufen haben, Major.“

„Gern geschehen“, sagte Sam ihr.

„Okay. Nun dann… Auf Wiedersehen.“

„Auf Wiedersehen“, murmelte Sam, bevor es Klick machte und ein monotones Freizeichen an ihr Ohr drang.

Sie atmete einmal tief aus und legte auf. Sie war sich nicht wirklich sicher, was sie von dieser Unterhaltung halten sollte.



*******************



Daniel und Teal’c waren noch immer auf der Krankenstation, als Sam schließlich zurückkehrte. Ihre Füße schleiften sie nur widerwillig vorwärts. Sie betrat den Raum und blieb wie vor die Wand gelaufen stehen, als sie Jack regungslos im Bett liegen sah. Sein linker Arm lag in einem Verband und seine Hand war… verschwunden. Sie musste bei diesem Anblick schwer schlucken, ihre Augen hin und her gerissen, einfach nur wegzuschauen oder mit erschreckender Faszination darauf zu starren. Sie hatte ihm das angetan. Sie hatte seine Karriere zerstört, sein Leben. Ihre Entscheidung. Ihr Fehler.

Es war alles, was sie dazu gebracht hätte, aus diesem Raum zu flüchten, aber ihre Pflicht hielt sie fest und zwang sie langsam auf sein Bett zuzugehen. Daniel hörte sie und schaute neugierig über seine Schulter in ihre Richtung. „Geht’s dir gut?“, fragte er, obwohl er genauso trostlos aussah, wie sie sich fühlte und sie hätte ihm dieselbe Frage stellen können.

„Nicht wirklich“, antwortete sie.

„Nein“, sagte Daniel und drehte sich zurück zu Jack um. „Dumme Frage.“

„Wie geht’s ihm?“, fragte Sam, als sie an Jacks Seite stand.

„Janet sagte, dass er sich jetzt erholt, wo die Quelle der Infektion… verschwunden ist“, bemerkt er und zuckt bei den letzten Worten leicht zusammen. „Aber er schläft noch immer von der Narkose.“

Sam nickte nur und sie verfielen wieder ins Schweigen, jeder Einzelne versunken in seinen eigenen Gedanken. Nach ein paar Minuten rührte sich Daniel und fuhr mit einer Hand durch seine Haare. „Zumindest ist es nicht seine rechte Hand“, murmelte er, als ob er in einer stummen Unterhaltung mit sich selbst stecken würde.

Teal’c sah ihn an. „Warum ist das von Bedeutung?“

Daniel zuckte mit den Schultern. „Na ja, du weißt schon… du benutzt doch deine rechte Hand auch öfters, nicht wahr?“

„Nein, tue ich nicht“, antwortete Teal’c.

„Nun“, seufzte Daniel. „Jack hat es gemacht… Menschen tun es. Die meisten.“

Sam zollte ihrer Unterhaltung nicht viel Aufmerksamkeit, ihr Blick war nur auf Jack gerichtet. Er sah älter aus, dachte sie. Seine grauen Haare und farblosen Lippen schien das Leben aus seinen Gesichtszügen gezogen zu haben und ohne seine dunklen, lebhaften Augen, die sein Gesicht immer erwärmten, sah er alt und kalt aus. Er sah kaum noch so aus, wie sie ihn kannte. Und sie fragte sich, ob er es je wieder tun würde, wenn er erst einmal erfahren hatte, was geschehen war. Was sie getan hatte. 'Es tut mir leid’, sagte sie ihm stumm und spürte die heißen Tränen in ihren Augen. 'Es tut mir so leid, Jack.’

Eine behutsame Berührung auf ihrem Arm erinnerte sie daran, dass Daniel noch immer neben ihr stand. „Warum setzt du dich nicht?“, schlug er vor. „Teal’c und ich wollten gerade in die Cafeteria gehen. Sollen wir dir etwas mitbringen? Ein Sandwich?“

„Nein“, murmelte Sam und der Gedanke an Essen ließ ihr Magen Purzelbäume schlagen. „Danke.“

Daniel drückte leicht ihren Arm, als sie sich auf den Plastikstuhl setzte, bevor er und Teal’c sie leise mit Jack alleine ließ. Sie wusste, dass ihr Verschwinden nicht rein zufällig war und sie war dankbar für die Zeit. Auf irgendeine Art und Weise verabschiedete sie sich. Nicht nur, dass sie erkannt hatte, dass Sara bei ihm an erster Stelle stand, jetzt hatte sie ihn auch noch als ihren CO verloren. Selbst wenn er ihr für das vergeben konnte, was passiert war, wusste sie, dass sie sich jetzt nur noch selten sehen würden. Jack war nicht mehr im SGC und somit aus ihrem Leben verschwunden.

Mit ihrem Finger fuhr sie leicht über seine Rückhand. „Ich werde dich vermissen, Jack“, flüsterte sie. „Und es tut mir leid. Es tut mir so leid.“



*******************



„Janet!“ Sams dringender Ruf ließ Janet augenblicklich aufspringen. Es lag so etwas wie Panik in ihrer Stimme.

Sie stürmte aus ihrem Büro in die Krankenstation und sah Sam alleine an Jacks Bettseite stehen. Sie blickte sie mit erschrockenen, weit aufgerissenen Augen an. Für einen grausamen Moment befürchtete sie irgendwelche Komplikationen, aber als sie zu Sam eilte, sagte sie lediglich: „Er ist wach, Janet. Er sagt, dass ihm seine Hand wehtut.“ Ihre Stimme zitterte und Janet verstand den Grund. Sie wollte nicht diejenige sein, die es ihm sagte.

Müde und mit einem benommenen Blinzeln, drehte der Colonel seinen Kopf in ihre Richtung. „Hey, Doc.“

Janet holte einmal tief Luft. „Sam, würdest du bitte für einen Augenblick draußen warten?“

Trotz ihrer plötzlichen Furcht vor der bevorstehenden Unterhaltung zögerte Sam. „Ich… vielleicht sollte ich…?“

„Gib uns nur ein paar Minuten“, schlug Janet vor, da sie wusste, dass dies einfacher werden würde, wenn sie beide alleine waren. Nicht, dass er sich vermutlich noch an diese Unterhaltung erinnern würde, aber es war immer das Beste mit der Wahrheit anzufangen.

Sam entfernte sich etwas und Janet zog sich einen Stuhl an Jacks Bett heran, um sich zu setzen. „Wie fühlen Sie sich?“, fragte sie ihn.

„Beschissen“, murmelte er und war kaum noch in der Lage seine Augen offen zu halten. „Meine Hand tut verdammt weh.“

Janet nickte. „Ich werde Ihnen etwas gegen den Schmerz geben“, sagte sie ihm. „Aber es wird Sie müde machen.“

„Gut“, seufzte er. „Ich habe nichts dagegen mal wieder auszuschlafen.“

Sie lächelte leicht und sagte schließlich: „Colonel, da gibt es etwas, was Sie wissen sollten.“

Jack kämpfte damit seine Augen offen zu halten. „Was?“, fragte er. „Mein Team…?“

„Ihnen geht es allen gut“, versicherte sie ihm. „Es betrifft Sie.“

„Oh.“

„Ihre Hand war sehr schwer infiziert, Jack“, sagte sie und ließ den Rank bewusst außen vor. „Die Infektion begann sich in Ihren Arm auszubreiten und wir hatten keine Möglichkeit gehabt es zu behandeln. Es hätte sie getötet und so hatten wir keine andere Wahl gehabt, als Ihre Hand zu amputieren.“

Er starrte sie einfach nur an und schüttelte dann seinen Kopf. „Schwachsinn“, murmelte er. „Ich kann sie fühlen. Es tut weh.”

„Das ist nicht ungewöhnlich“, sagte sie ihm. „Wir nennen es Phantomschmerz.“

„Nein“, atmete Jack einmal aus und schloss seine Augen. „Das ist nicht wahr… nur ein Traum. Nur ein Traum.“

Janet legte eine Hand auf seine Schulter. „Es tut mir leid, Colonel, aber es ist wahr. Sie haben Ihre Hand verloren, Sir.“

Er schüttelte den Kopf. „Nur ein Traum“, murmelte er, als er zurück in den Schlaf sank. „Nur ein Traum.“

Es war dann, als Janet das erstickte nach Luftschnappen von der Tür hörte, welches sie als das von Sam erkannte, die diese Szene mit tiefer Bestürzung beobachtet hatte. Ihre Blicke trafen sich. „Janet“, würgte Sam mit einer Hand über den Mund. „Das ist alles meine Schuld.“

„Nein“, versicherte Janet ihr und stand auf.

„Das ist es“, beharrte Sam. „Ich hätte ihn bereits gestern zurückbringen können.“

Oh. Mist. „Warum hast du es nicht?“, fragte sie in einem Flüstern.

„Wegen der Mission“, erklärte Sam immer verzweifelter. „Weil ich nicht wollte, dass jemand dachte, dass ich die Mission aus falschen Gründen… abbrechen würde.“

Janet schloss für einen Moment ihre Augen. Die falschen Gründe waren natürlich Jack und die Gefühle ihrer Freundin für ihn. „Ich verstehe“, war alles, was sie sagte und dann, weil sie wusste, dass Sam nichts als die Wahrheit akzeptieren würde, fügte sie hinzu: „Na ja, du hast vielleicht recht. Wenn du ihn vor vierundzwanzig Stunden zurückgebracht hättest, dann hätte ich vielleicht seine Hand retten können. Oder vielleicht auch nicht. Ich kann dir unmöglich sagen, wie die außerirdischen Bakterien auf unser Antibiotika reagiert hätten.“

„Aber er hätte eine bessere Chance gehabt?“, bohrte Sam weiter.

„Vielleicht“, antwortete Janet. „Aber Sam, jetzt ist es vorbei. Das Beste, was du jetzt für ihn tun kannst, ist ihm zu helfen weiter zu machen… sein Leben ist nicht vorbei, nur seine Karriere innerhalb der Air Force.“ Sie beobachtete Sam, als sie sprach und Janet fragte sich, ob sie überhaupt in der Lage gewesen war über ihre Trauer und schlechten Gewissen hinwegzusehen, die so offensichtlich wie Sturmwolken über ihren Kopf schwebten.

Aber Sams Gesicht war verschlossen, so als ob sich Rollladen vor ihre Augen schieben würden. „Denke ich mal“, war alles, was sie sagte, aber ihre Stimme war matt und sagte Janet rein gar nichts.

„Warum ruhst du dich nicht etwas aus?“, Schlug sie vor. „Du siehst erschöpft aus und Colonel O’Neill wird vermutlich den Großteil der Nacht durchschlafen.“

Sam nickte. „Ja“, sagte sie. „Sicher.“ Und mit einem letzten, ernsten Blick auf Jack, drehte sie sich um und verschwand. Janet seufzte, da sie sich nicht sicher war, wer ihr Mitleid mehr verdient hatte, Sam oder O’Neill.


weiter: Kapitel 6
Du musst login (registrieren) um ein Review abzugeben.