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In the Line of Duty: (3) The End of the Line von Sally Reeve, Destiny

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Teil 2

Als Daniel das Lager erreichte, hatte sich Jacks Verfassung verschlechtert. Zusammengerollt lag er entweder schlafend oder bewusstlos auf der Seite auf einer Matte und selbst in der Dunkelheit konnte Daniel sehen, wie schlimm seine Hand geschwollen war.

„Okay“, sagte er, als er sich neben Sam setzte, „das sieht nicht gut aus.“ Sie schaute zu ihm hinüber, aber antwortete ihm nicht. Ein von Schmerz erfüllter Gesichtsausdruck zierte lediglich ihr Gesicht. „Was ist?“, fragte er, als es offensichtlich war, dass sie ihm nicht antworten würde.

Sam runzelte die Stirn und verdeckte für einen Moment ihre Augen mit der Hand. „Er hat mir das Kommando übergeben.“

„Hört sich vernünftig an“, stimmte Daniel ihm zu und sein Blick schweifte hinüber zu Jack. „Also, denke ich mal… was jetzt?“

Sam sah ihn unsicher an. „Wenn wir jetzt gehen, dann haben wir vermutlich nie wieder eine Chance Mayboune zurückzuholen“, sagte sie.

„Und wenn wir bleiben?“, fragte Daniel. „Jack sieht nicht so aus, als ob er laufen kann. Wenn wir verfolgt werden…?“ Er ließ es in der Luft hängen, da er wusste, dass sich Sam bereits über diese Frage den Kopf zerbrochen hatte.

Sam drehte sich zu Teal’c um. „Wie wahrscheinlich ist es, dass sie für einen Sklaven eine Großsuche starten werden?“

Teal’c, der noch immer stand, schaute mit einem Schulterzucken zu ihnen hinunter. „Sie würden sicherlich nicht wollen, dass die anderen Sklaven denken, dass sie eine Chance hätten, zu fliehen“, antwortete er, „jedoch glaube ich nicht, dass sie vor der Abreise viel Zeit mit der Suche verschwenden werden.“

Sam nickte. „Das hatte ich gehofft“, sagte sie mit gezügeltem Enthusiasmus. „Alles was wir tun müssen, ist uns für ein paar Stunden verdeckt zu halten, bis die Jaffa die Suche abbrechen und dann gehen wir wie gehabt zurück zum Tor. Es wird uns nur ein paar Stunden kosten – höchstens einen halben Tag.“

Daniel rutschte unruhig hin und her, sein Blick lag noch immer auf Jack. Sein Gesicht war blass und abgesehen von dem Heben und Senken seiner Brust lag er bewegungslos auf dem Boden. „Wie krank ist er?“, fragte Daniel. „Wird ein halber Tag da etwas ausmachen?“

Unschlüssig starrte Sam zu Jack hinüber, bevor sie nach einem langen Schweigen zu sprechen begann. „Das denke ich nicht“, sagte sie schließlich. „Ihm geht es momentan vermutlich ziemlich schlecht, aber ich habe ihn auf Antibiotika gesetzt, um die Infizierung zu kontrollieren und im Moment ist es das Beste, wenn er sich ausruht.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Wer weiß? Vielleicht wird es ihm ja sogar schon besser gehen, bevor wir zurück zum Tor gehen?“

„Vielleicht aber auch nicht“, fügte Daniel dunkel hinzu. „Ich finde es ziemlich riskant.“

Sam schwieg erneut, ihre Augenbrauen zogen sich zusammen, als sie über ihre Möglichkeiten nachdachte. Für Daniel war es offensichtlich, dass in ihrem Inneren ein Krieg tobte – ihr angeborenes Bedürfnis ihre Aufgabe zu erfüllen gegen ihr mehr persönlicheres Verlangen Jack sicher zu sehen. Aber als sich ihre Schultern anspannten und sie ihr Kinn hob, wusste er, welche Seite gewonnen hatte. „Der Colonel würde von uns wollen, dass wir die Mission zu Ende führen, wenn wir es können“, sagte sie ernst.

„Er würde auch verstehen, wenn wir es nicht könnten“, sagte Teal’c ihr. „Du musst nichts beweisen, Major Carter.“

Ein leicht verärgerte Blick wanderte in Teal’cs Richtung. „Ich versuche gar nichts zu beweisen“, erwiderte sie gereizt. „Ich versuche lediglich das Richtige zu tun.“

„Für wen?“

„Für uns alle“, war ihre grobe Antwort, als eine Hand durch ihre Haare fuhr. Für einen kurzen Moment zierte erneutes Zögern ihr Gesicht, bis es sich zu einer grimmigen Entschlossenheit verzog. „Okay, wir werden es tun“, entschied sie und setzte sich auf. „Teal’c, du bringst den Colonel zurück zu der Höhle, in der wir gestern Nacht Rast gemacht haben. Es ist nicht allzu weit und er sollte es bis dahin schaffen. In der Zwischenzeit werden Daniel und ich Maybourne daraus holen und wir werden euch dann sobald wie möglich dort treffen.“ Sie schaute hinunter auf ihre Uhr. „Aber wenn wir in zwölf Stunden nicht dort sind, dann bring euch beide zurück zum Tor.“

Was auch immer Teal’c gefühlt haben mochte, er tat nicht mehr als seinen Kopf leicht zustimmend zur Seite zu beugen. „Ich verstehe, Major Carter“, sagte er besonnen.

Daniel war weniger zuversichtlich. „Du und ich gegen ein ganzes Lager voll mit Jaffa?“, fragte er zweifelnd.

Ein kurzlebiges Lächeln erhellte Sams Gesicht. „Sicher“, sagte sie, „warum nicht?“

„Weil es… verrückt ist?“

Sam schüttelte den Kopf. „Es ist dunkel, die Jaffa sind dabei diesen Planeten zu verlassen und die Sklaven sind nicht besonders viel wert… das wird ein Spaziergang.“

„Weißt du“, sagte Daniel, als er aufstand und auf sie hinunter schaute, „du hörst dich schon ganz wie Jack an.“

Das Lächeln verschwand, ihre Lippen verzogen sich zu einer Linie. Sie schaute erneut hinüber zum schlafenden O’Neill. „Das hoffe ich doch.“

Sie hatte Angst, erkannte Daniel plötzlich. Angst, dass ihre Entscheidung wohlmöglich falsch war, Angst, dass sie dadurch Jacks Leben aufs Spiel setzte und Angst davor, dass sie ihren eigenen riesigen Erwartungen an sich selbst nicht gerecht werden konnte. Die eine Person, die sich weigerte noch weniger von Sam Carter zu tolerieren war Sam Carter selbst. Daniel legte eine beruhigende Hand auf ihre Schulter. „Er würde vermutlich dasselbe tun“, versicherte er ihr.

Sie nickte und sah mit einem dankbaren Lächeln zu ihm auf. „Vermutlich“, stimmte sie ihm zu. Und dann stand sie auf und griff nach ihrem Rucksack. „Teal’c“, sagte sie, als sie das Gepäck auf ihren Rücken setzte, „pass gut auf ihn auf.“

Der Jaffa nickte. „Wie auf meinen Bruder“, versicherte er ihr ernst. „Ich gebe dir mein Wort.“



*******************



Das Vergessen, welches der Schlaf mit sich brachte, war ein seltener Luxus. Die Chance zu entfliehen, nur für ein paar Stunden, von der ständigen Angst, dem Schmerz und der bitteren, bitteren Wut, war ein begehrtes Privileg, um welches Harry Maybourne jedem beneidete. Und ausgerechnet heute Nacht hatte ihn etwas aus dieser kostbaren Zuflucht gerissen. Es war nicht die an den Knochen nagende Müdigkeit, die seine Muskeln verkrampfen ließen oder der Gestank aus dem Gefangenenlager. Beides war inzwischen schon zu seiner zweiten Haut geworden, dass er sie kaum noch beachtete. Nein, es war etwas aus seinem vergangenen Leben, wo er noch gut durchtrainiert war, wo er noch respektiert wurde, wo es ihm noch gut ging.

Was auch immer der Grund sein mochte, jetzt lag er auf dem Rücken und starrte hinauf in die warme Nacht, jede Faser seines Körpers war angespannt. Etwas war dort draußen. Er rührte nicht einen Muskel, als sich all seine Sinne schärften – und dann hörte er es. Ein leises Knacken von einem Fuß, der vorsichtig auf dem Boden gesetzt wurde. Jemand schlich im Lager herum. Er benetzte seine trockenen Lippen, hin und her gerissen, ob er Alarm schlagen oder einfach nur stillliegen bleiben sollte, in der Hoffnung, dass wer auch immer es war, einfach an ihm vorbeiging. Aber das Glück war nicht auf seiner Seite. Die Schritte stoppten an seinem Kopfende. Er hielt seine Luft an, schloss seine Augen und hoffte, dass…

„Maybourne!“

Sein Name! Er konnte sich schon gar nicht mehr daran erinnern, wann er ihn zuletzt gehört hatte. Seine Augen flogen auf und er drehte seinen Kopf. Durch das gedämpfte Licht konnte er ein blasses Gesicht ausmachen, ein Schopf von blondem Haar, welches halb versteckt unter einer Kappe lag und das dumpfe Glitzern von Metall.

„Carter“, flüsterte er mit kratziger Stimme. Carter – das Miststück, dessen dickköpfige Unnachgiebigkeit ihn zu dieser Hölle hier verurteilt hatte. Er hatte sich geschworen, dass dieses Miststück für all seinen Schmerz und Qualen büßen würde. Sie wird für das bezahlen, was er erleiden musste, nachdem sie den Goa’uldHakraa getötet und ihn in den Händen von Apophis zurückgelassen hatte. Er hatte Glück gehabt noch am Leben zu sein; sie wird es nicht sein.

„Stehen Sie auf“, zischte sie. „Wir holen Sie hier raus.“

Oh, war für eine Ironie des Schicksals! „Warum?“, zischte er zurück. „Um mich ins Gefängnis zu stecken?“

„Würden Sie lieber hier bleiben?“, schnauzte sie leise, als sie ihm noch ein Stückchen näher kam.

„Gefängnis ist Gefängnis“, log er.

„Hören Sie, Maybourne“, sagte eine andere Stimme ebenso angespannt wie ruhelos. „Tatsache ist, Sie sind ein Sicherheitsrisiko. Also, entweder bringen wir Sie lebend zurück oder wir stellen sicher, dass Sie uns keinerlei Schwierigkeiten mehr machen können. Verstanden?“

Maybourne zuckte bei der Drohung leicht zusammen, verärgert, dass er die Stimme nicht ganz zuordnen konnte. Sie hörte sich vertraut an… aber es war bereits viel zu lange her. Seine Erinnerungen an dieses andere Leben waren ziemlich verschwommen. Aber wer auch immer es war seine Argumentation war einwandfrei – damals hatte er nicht andere Befehle erteilt. Vorsichtig setzte er sich auf und schaute hinüber zu seinen schlafenden Kameraden. Er kannte ihre Namen nicht, sie sprachen nicht mal dieselbe Sprache und er hegte keinerlei Gewissensbisse, sie ihrem Schicksal zu überlassen. Sein eigenes sah nicht besser aus. Aber trotz seiner verschwommenen Erinnerungen konnte er sich noch gut daran erinnern, dass das Leben in einem Bundesgefängnis um einiges angenehmer sein würde, als den Ort, an den er die letzten Nur – Gott – alleine – wusste wie viele Monate verbracht hatte.

„Ist O’Neill auch hier?“, fragte er vor seiner nächsten Bewegung.

Carter antwortete ihm zunächst nicht, bevor sie es sich schließlich anders überlegte. „Ja.“

Zittrig stand er auf. Maybourne verzog vor Schmerzen in seinem rechten Bein das Gesicht und murmelte nur: „Na ja, dann lassen Sie nur nicht zu, dass er mich umbringt, ja?“

Ein weiteres längeres Schweigen folgte. „Ich werde mein bestes tun“, war die kalte Antwort. „Jetzt lasst uns von hier verschwinden, bevor ich Sie töte.“

Er lächelte ihr kurz zu, da er wusste, dass sie es hasste, aber er antwortete ihr nicht. 'Ich frage mich‘, dachte er, als er zum Rande des Lagers humpelte, 'ob du mich genauso hasst, wie ich dich hasse, Samantha Carter?’



*******************



Bei dem mühsamen Versuch den Weg hinauf in die Höhle zu klettern, begannen Jacks Beine zu zittern und der Schmerz in seiner Hand war schon fast unerträglich und wurde lediglich durch die stechenden Kopfschmerzen in den Hintergrund gedrückt. Es zerrte an seinen Kräften und es war ihm nicht mehr möglich noch etwas in der mondlosen Nacht auszumachen. Deshalb beschäftigte er sich mit dem Schmerz, der wie ein roter Schleier vor seinen Augen zu schweben schien und ihm die Sicht auf alles andere verdeckte. Er hatte sich schon schlechter gefühlt, redete er sich ein, als seine Knie leicht unter ihm nachgaben und nur Teal’cs starke Hand auf seinem Arm ihm davon abhielt den ganzen Weg wieder hinunter zu fallen. Er hatte sich schon schlechter gefühlt, aber nicht so sehr und es kam auch nicht besonders oft vor.

„Wir haben unser Ziel fast erreicht“, versicherte Teal’c ihm mit einem festen Griff um seinen Arm.

„Wirklich?“, murmelte Jack und schluckte hart gegen das trockene Würgen in seinem Halse an, welches der Schmerz hervorrief. „Schon so bald?“

Seine Versuche die Stimmung etwas zu heben, hatten auf Teal’c keinerlei Auswirkungen, welcher ihn lediglich schweigend auf das Gefälle der Anhöhe zog und mit einem Male umgab Jack die angenehme Kälte der Höhle. Danke Gott! Dankend sank er zu Boden, als sein Körper unkontrolliert zu zittern begann. Er hatte es kaum bis hier hergeschafft und er wusste mit absoluter Sicherheit, dass er es auf gar keinen Fall noch weiter schaffen würde. Neben sich hörte er, wie Teal’c in der Dunkelheit herumhantierte und dann lag seine Hand auf Jacks Schulter. „Leg dich hier hin“, wies er ihn an und mit einer überraschenden Vorsicht, führte er ihn zu eine der Matten, die er dort ausgebreitet hatte.

Mit einem Seufzen legte Jack seinen schmerzenden Körper auf dem Boden, sowohl frustriert über seine Untauglichkeit als auch resigniert über die Tatsache, dass er absolut nichts dagegen tun konnte. „Colonel O’Neill?“, fragte Teal’c schließlich und rüttelte leicht seine Schultern. „Du musst noch etwas trinken, bevor du einschläfst. Dein Fieber ist sehr stark.“

Mühselig stützte sich Jack auf seinem Ellbogen ab und streckte seine gesunde Hand aus. Sie zitterte, als er den kleinen Becher umklammerte, den Teal’c ihm entgegen hielt, aber er schaffte es trotz des Widerstandes in seinem Magen ein paar größere Schlucke zu nehmen. „Danke“, murmelte er, als er sich wieder hinlegte, und wunderte sich über die Fremdartigkeit von Teal’cs so offenkundiger Sorge. Und schon fast zeichnete sich ein Lächeln auf seinen Lippen ab, aber dann schoss ihn ein anderer Gedanke durch den Kopf. „Wo ist Carter?“, fragte er, während sich seine schweren Augenlider langsam schlossen. Mensch war er müde.

Teal’c antwortete ihm nach einem kurzen Schweigen. „Sie holt Colonel Maybourne zurück“, sagte er. „Kannst du dich nicht erinnern, wie ich dir von ihrem Plan erzählt habe?“

„Mayborune?“, fragte Jack zunehmend verwirrt. „Ich dachte der wäre tot?“

Ein weiteres Schweigen. „Schlaf jetzt, O’Neill. Ich werde Wache halten.”

„Ja“, schaffte Jack noch zu seufzen, als er sich langsam dem Schmerz entzog, der auf ihn einschlug. „Tu das.“



*******************



Die Schüsse aus den Stabwaffen prallten durch die Bäume, tauchten die Nacht für ein paar Sekunden in helles Licht. Sam lag flach auf ihrem Bauch, eine Hand drückte Maybourne neben sich in den Dreck. Daniel lag auf der anderen Seite von Maybourne, seine Arme lagen schützend über seinem Kopf geschlungen.
„Das war knapp“, murmelte er.

„Sie haben uns nicht gesehen“, versicherte Sam ihm. „Sie feuern ziellos in dem Versuch Maybourne aus seinem Versteck zu locken. Vergiss nicht, sie wissen nicht, dass wir hier sind.“

Unter ihrer Hand spürte sie, wie sich Maybournes abgemagerte Gestalt leicht bewegte. Sie musste zugeben, dass sie auf eine gewisse Art und Weise geschockt von seiner momentanen körperlichen Verfassung war, aber seine stichelnden Bemerkungen und das Fehlen jeglicher Menschlichkeit, ließ schon bald ihr Mitgefühl für ihn schwinden. „Das nennen Sie eine Rettung?“, knurrte er sich unter ihrem Griff windend.

„Halten Sie die Klappe, Maybourne“, zischte Daniel und ersparte ihr somit die Mühe.

Plötzlich hallte eine Stimme durch die Nacht. Es war ein Jaffa. Er rief etwas, was Sam nicht verstehen konnte. Mit hochgezogenen Augenbrauen sah sie zu Daniel hinüber. „Daniel?“

„Uhm“, nickte er und starrte hinaus in die Dunkelheit. „Grob übersetzt… ‚Da entlang.’“

Mist. Sam nickte. „Dann können wir nicht hier bleiben“, flüsterte sie. „Halte dich bereit. Wir gehen Richtung Osten, bis wir sie abgeschüttelt haben, dann machen wir kehrt und gehen zurück zur Höhle.“

Daniel nickte, obwohl sie wusste, dass er keine Ahnung hatte, wo rechts und links war, ganz zu schweigen von Osten und Westen. Aber sie wusste auch, dass er ihr vertraute und dafür war sie ihm dankbar. Als sie aufstand, zog sie Maybourne mit sich aus dem Dreck. „Sie werden rennen“, sagte sie ihm, ihr Griff fest um seinen Arm. „Und es ist mir egal, wie sehr es Ihnen wehtut…“

Er starrte sie an. Die Missgunst sickerte aus jeder Pore, aber er hielt seinen Mund und nickte nur knapp. Sam erschauderte. Dieser Mann hatte Augen wie eine Klapperschlange und sein Charakter war nicht weit davon entfernt.



*******************



Teal’c saß in der Mitte der niedrigen Höhle, sein Blick starr auf den Eingang und die Dunkelheit dahinter gerichtet. Es waren bereits drei Stunden vergangen seit er und O’Neill hier angekommen waren und noch immer gab es kein Zeichen von Major Carter oder Daniel Jackson. In der Ferne echoten die Einschläge der Stabwaffen durch die Nacht und Teal’cs Kiefermuskeln spannten sich weiter an. Es nagte an ihm nur dazusitzen, während seine Freunde dort draußen der Gefahr ausgesetzt waren und dennoch… Er schaute kurz hinüber zu der Person, die neben ihm lag und er wusste, dass er nicht gehen konnte. O’Neill brauchte ihn, vermutlich sogar noch mehr als die anderen. Dass sein Freund so krank war, störte ihn gewaltig. Und als er O’Neill beobachtete, wie er sich in seinen Fieberträumen hin und her warf, erfasste ihn erneut die Vorahnung, die ihn schon seit Beginn der Mission begleitet hatte. Sie war kalt und erdrückend und wisperte vom Ende.

Er legte eine beruhigende Hand auf O’Neills Arm. „Sei stark, mein Freund“, sagte er ihm. „Ich werde nicht zulassen, dass es hier enden wird.“



*******************



„Verdammt“, murmelte Sam, als sie das flache Gefälle hinunterschaute und die teilweise glänzende Rüstung, der Jaffa durch die Bäume ausfindig machen konnte. „Ich hatte nicht geglaubt, dass sie sich so lange mit der Suche aufhalten würden.“

„Es sind gerade mal drei Stunden“, flüsterte Daniel von seinem Versteck hinter der kleinen Anhöhe aus, während sein Blick auf Maybourne gerichtet war.

Drei Stunden. Sams Gedanken wanderte zurück zu Jack, er war so blass und krank gewesen, als sie ihn das letzte Mal gesehen hatte. Was, wenn es ihm jetzt noch schlechter ging? Was, wenn die Jaffa die Höhle gefunden hatten? Teal’c konnte sie nicht beide verteidigen und es bestand keinerlei Chancen, dass Jack in seinem Zustand fliehen konnte. Sie hätte nie gehen sollen, sie hätte das Team nie auf feindlichem Terrain trennen sollen, sie hätte…

„Sam?“, fragte Daniel offensichtlich nicht schon zum ersten Male.

Blinzelnd schüttelte sie sich aus ihren düsteren Gedanken. „Ja, entschuldige, was?“

„Schau“, sagte er mit einem Nicken Richtung der Jaffa. „Ich denke, sie gehen zurück zum Lager.“

Als sie zu den Bäumen schaute, konnte sie nichts ausmachen. Der Dschungel war ruhig, abgesehen von den nächtlichen Klängen der Kreaturen, die hier lebten. Sie hielt ihren Atem an, zählte bis zehn – noch immer nichts. „Endlich“, flüsterte sie und atmete langsam wieder aus.

„Ich muss schon sagen“, erklang Maybourns sarkastische Stimme, „das ist vermutlich die schlechteste Rettungsaktion, die ich bisher unglücklicherweise miterlebt habe.“

„Halten Sie Ihre gottverdammte Klappe“, sagte sie ihm und gesellte sich zu Daniel und Maybourne. Sie wandte sich an Daniel. „Ich werde nicht riskieren direkt zur Höhle zurück zu gehen. Wenn wir von hier aus Richtung Süden gehen, können wir das Gebiet, welches die Jaffa durchsucht haben, umgehen. Es wird vermutlich länger dauern, aber ich werde auf keinen Fall riskieren sie zu Ja… zu den anderen zu führen.“

Maybourne lachte leicht. „Haben wir immer noch unsere Geheimnisse, Samantha?“, stichelte er. „Sie sollten vorsichtig sein. Geheimnissen können ziemlich gefährlich sein, wissen Sie. Jemand könnte sie eventuell gegen einem benutzen.“

Das Verlangen zu ihm herum zu wirbeln war so groß, dass Sam sich bewusst stoppen musste, um ihm nicht eine runter zu hauen. „Bedenken Sie nur eines, Maybourne“, sagte sie ohne ihn anzusehen, „dass ich nicht denke, dass General Hammond *wirklich* allzu verärgert wäre, wenn Sie während der Flucht von ein paar Jaffas getötet werden.“ Schließlich schaute sie doch in seine Richtung und verlagerte ihre Waffe, so, dass sie bequem in ihrer Hand lag. „Verstehen Sie, was ich damit sagen will?“

Er erblasste leicht, aber in seinen Augen konnte sie den puren Hass sehen. „Herzlichen Glückwunsch, Major“, lächelte er spöttisch, „Sie sind mir gar nicht mehr so unähnlich.“

Mistkerl! Aber sie weigerte sich, sich darüber aufzuregen. „Daniel“, sagte sie stattdessen. „Behalte ihm im Auge.“ Und dann, ohne einen weiteren Blick, führte sie sie zurück in den Wald und in die dunkle, feuchte Nacht.



*******************



Jack tauchte hinab in eine merkwürdige, vernebelte Welt. Der Schmerz in seinem Kopf war immer noch penetrant, aber seine Hand bereitete ihm keinerlei Schwierigkeiten mehr. Und dafür war abgrundtief dankbar. Nach einer Weile bemerkte er, dass er an die Decke der Höhle starrte und drehte seinen Kopf in die Richtung aus der, die leichte Luftbriese zu schweben schien. Dunkle Bäume umgeben von Felsen waren lediglich Silhouetten gegen den Nachthimmel. Er erkannte diesen Ort. Er war schon einmal hier gewesen - mit Carter. Sie hatten hier geredet. Wann war das gewesen?

„Carter?“, flüsterte er und fragte sich, wohin sie gegangen sein mochte. Aber seine Stimme war nur ein Krächzen und er bezweifelte, dass sie ihn gehört hatte. Er wollte einen neuen Versuch starten, als er eine andere Stimme hörte.

„Colonel O’Neill.“

Jack lächelte leicht, als er die Teal’cs stetige Stimme erkannte. Ja, jetzt erinnerte er sich. Teal’c war hier bei ihm und Carter rettete gerade Maybournes Hintern.

„Wie fühlst du dich?“, fragte Teal’c schließlich und kroch neben ihm.

Jack dachte einen Moment darüber nach. „Ich habe höllische Kopfschmerzen“, antwortete er mit kratziger Stimme, „aber ich denke, meiner Hand geht’s schon besser. Es tut nicht mehr weh.“

Über die Hälfte von Teal’cs Gesicht lag im Schatten, aber auch durch die Dunkelheit hindurch konnte Jack sein Unbehagen spüren. „Wir werden so bald wie möglich zum Stargate zurückkehren“, sagte er leise. „Dann wird es dir gut gehen.“

„Ja“, stimmte Jack ihm zu und rollte sich auf dem harten Boden herum, um eine bequemere Position zu finden. „Wie lang ist Carter jetzt schon weg?“, fragte er schließlich.

Teal’c antwortete ihm nicht sofort. „Ein paar Stunden“, antwortete er unbestimmt.

Augenblicklich begannen die Alarmglocken in ihm zu schrillen. „Wie viele Stunden?“

„Fünf“, war die ruhige Antwort. „Ich habe Schüsse gehört, aber das war vor zwei Stunden.“

Jack schloss seine Augen und versuchte sich nicht das Schlimmste auszumalen. „Sie werden es schaffen“, flüsterte er und betete, dass er die Wahrheit sprach. „Carter ist viel zu klug, um sich von ein paar dummen Jaffas gefangen nehmen zu lassen.“ Er schielte zu Teal’c. „Nichts für ungut.“

„Schon in Ordnung“, versicherte Teal’c ihm mit dem Hauch eines Lächelns. Und dann fügte er ernster hinzu: „Du solltest dich jetzt ausruhen. Die Reise zurück zum Tor wird ziemlich anstrengend für dich werden.“

Jack schnaubte leicht. „Was du nicht sagst“, murmelte er und ließ sich erneut zurück in die stille, schmerzfreie Vergessenheit reißen. Seine letzten, ängstlichen Gedanken jedoch, galten Carter.



*******************



Das erste Tageslicht entzog dem Himmel seine Farbe, als Daniel Maybourne in Richtung des felsigen Abhanges schubste, der ihnen letzte Nacht als Unterschlupf gedient hatte. Er war erschöpft und hungrig, aber erleichtert, dass ihnen keine weiteren Jaffas über den Weg gelaufen waren. Teal’c, so schien es, hatte recht behalten – die Suche war nur kurz und halbherzig gewesen.

„Sie erwarten, dass ich da raufklettere?“, beschwerte sich Maybourne sauer und blieb direkt vor dem Abhang stehen.

„Es ist nicht weit“, sagte Daniel ihm matt, da er das ständige Gemecker dieses Mannes so leid war. „Sie werden das schon schaffen.“

„Mit diesem Arm?“, fragte er und hielt seinen gekrümmten Arm hoch. „Ein Geschenk von Apophis übrigens“, sagte er mit einem wütenden Blick Richtung Sam, welche etwas abseits von ihnen stand und hinauf zu dem dunklen Maul der Höhle starrte.

„Na ja“, seufzte Daniel, „es ist nicht gerade so, als ob Sie eine Wahl haben, also könnten Sie auch gleich…“

„Oder was?“, wollte er wissen. „Sie denken doch nicht wirklich, dass Sie mich da raufschleifen können, oder?“

Mit bedachter Langsamkeit tastete Daniels Blick Maybournes mageren Körper ab. „Ich denke schon…“, antwortete er ihm und sah ihn schließlich bestimmt an.

„Mach dir keine Mühe“, sagte Sam schließlich, als sie sich von dem felsigen Gesicht abwandte und die beiden ansah. Ihre Gesichtszüge waren hart und wütend und Daniel konnte mit Sicherheit sagen, dass der kleine Anteil von Geduld, den sie für Maybourne übrig hatte, schon längst ausgeschöpft war. „Wenn er nicht mit uns dort hinaufklettert, dann fesseln wir ihn einfach an einen der Bäume hier und binden ihn erst wieder los, wenn wir bereit sind, zurück zum Tor zu gehen.“ Ihre blauen Augen waren aus purem Eis, als sie ihren Blick auf Maybourne richtete. „Ganz wie Sie wollen“, sagte sie ihm.

Maybournes Gesicht verzog sich, und als er seinen Mund öffnete, um etwas zu erwidern, füllte sich die Luft mit einem lauten Geräusch, das sogar die Erde zum Beben brachte. Ein Schatten flog über Daniel hinweg. Er schaute hinauf und sein Herz sank so schnell, dass es fast in seinen Zehen landete. Es war ein Schiff. Ein riesiges, gottverdammtes Mutterschiff.

„Es landet!“, schrie Sam über den ohrenbetäubenden Lärm hinweg. „Los, wir müssen in die Höhle! SOFORT!“

Daniel lachte schon fast bei dem Anblick von Maybourne, wie er über die Felsen krabbelte. Er war auf einmal so schnell, dass er wie eine Bergziege aussah. Aber der Gedanke von einem Mutterschiff voll mit Jaffa, das nur wenige Meter von ihnen landeten, versetzten seiner Belustigung einen Dämpfer und er eilte mit mehr Grazie hinter Maybourne her. Ihre einzige Chance war sich zu verstecken.



*******************



Teal’c musste die Höhle nicht verlassen, um zu wissen, was dieses Geräusch bedeutete. Der Goa’uld landete sein Schiff, um seine restlichen Arbeitskräfte einzusammeln, wenn Major Carter gescheitert war, in ihrer Mission Maybourne zu befreien, dann würde sie keine zweite Chance bekommen. Hinten am Horizont konnte der den Sonnenaufgang sehen. Im weichen Licht fiel sein Blick auf O’Neills blasses Gesicht, wo er schlafend an seiner Seite lag. Vorsichtig berührte er die Stirn des Mannes und die erhitzte Haut ließ sein Unbehagen nur noch vertiefen. Trotz seiner kurzen Klarheit wusste Teal’c, dass sich O’Neill Zustand verschlechterte und nicht verbesserte. Unweigerlich wanderte sein Blick zu der geschwollenen Hand des Colonels. Inzwischen war aus dem Rot ein dunkles Lila geworden. Das war schlecht, sagten ihm seine Jahre der Erfahrung. Sehr schlecht.

Ein Geräusch von außerhalb der Höhle, riss seinen Blick zurück zum Eingang, seine Hand griff automatisch nach seiner Waffe. Langsam und lautlos stand er auf. Er versteckte sich im Schutz des Schattens und stellte sich an eine Stelle am Eingang, von wo aus er den besten Überblick hatte. Für einen kurzen Moment festigte sich sein Griff um seine Waffe, als er sah, wie ein Mann vorsichtig das Geröll hinaufkletterte. Aber dann sah er Daniel, der direkt hinter dem Fremden war und hinter ihnen beiden kletterte Major Carter. Ihr Blick wanderte zwischen dem Himmel und der Höhle hin und her. Der Fremde, erkannte Teal’c schließlich, war Maybourne, auch wenn es ihm schwerfiel, den Mann in ihm zu sehen, den er kannte.

„Teal’c!“, rief Carter augenblicklich. „Du hast es geschafft!”
Ihre Erleichterung spiegelte sich kurzeitig in ihrem breiten Lächeln wieder, bevor es von einem Stirnrunzeln ersetzt wurde. „Sie landen das Schiff“, rief sie, als sie sich zu ihm hinaufzog.

„Ich habe es bemerkt“, sagte er ihr und sie lächelte aufgrund der Ironie in seiner Stimme.

Auch als er sich zu Maybourne umdrehte, senkte er seine Waffe nicht, als dieser sich nach oben zog. Er schwitzte und war vollkommen außer Atem. Nichtsdestotrotz behandelte Teal’c den Mann mit dem Argwohn, den er verdient hatte. „Colonel Maybourne“, sagte er schließlich und begutachtete das ausgemergelte Gesicht.

„Teal’c“, antwortete Maybourne, als er tief ein und ausatmete. Bedacht sah er sich um, so als ob er erwarten würde jeden Moment einer Gefahr ausgesetzt zu sein. Teal’c lächelte leicht – er hielt offensichtlich Ausschau nach O’Neill.

„Wir sollten rein gehen“, sagte Daniel Jackson schließlich, als er oben ankam.

„Dem stimme ich zu“, antwortete Teal’c, als er einen Schritt zur Seite ging. „Ich werde noch auf Major Carter warten.“

Daniel nickte knapp und mit einer Hand auf Maybournes Schulter, stieß er ihn in die Dunkelheit.

„Teal’c?“ Die Stimme gehörte Carter. „Wie geht’s Colonel O’Neill?“, fragte sie augenblicklich, als sie schließlich neben ihm stand. Sie gab ihr Bestes teilnahmslos zu wirken, aber Teal’c konnte die Sorge in ihren Augen sehen.

Ihm tat es so leid, dass er keine besseren Neuigkeiten hatte. „Ihm geht es schlecht“, sagte er ihr die geradewegs heraus. „Er hat noch immer hohes Fieber, er ist kaum bei klarem Verstand… und er hat jegliches Gefühl aus seiner Hand verloren…“

„Mist!“, zischte Carter und überraschte ihn mit der Wucht ihres plötzlichen Ausbruches. Für einen kurzen Moment schloss sie kopfschüttelnd ihre Augen, um die Kontrolle wieder zu erlangen, bevor sie ihn erneut ansah. „Tut mir leid“, murmelte sie. „Er kann seine Hand nicht spüren?“

„Das letzte Mal, als er aufgewacht war“, erklärte Teal’c, „da hat er mir gesagt, dass er keinen Schmerz mehr spürte – jedoch ist seine Hand ernsthaft infiziert, vielleicht sogar noch schlimmer.“

„Schlimmer?“ Ihre Stimme war nur noch ein ängstliches Flüstern.
„Wir müssen sobald wie möglich zum SGC zurückkehren“, schlug Teal’c vor, da er ihre Vorstellungen nicht noch weiter füttern wollte.

„Ja“, nickte Carter. „Aber glaubst, du wir können es riskieren tagsüber zu gehen?“

Sein Blick ruhte auf dem langsam landenden Schiff, während er einmal tief einatmete. „Ich befürchte, dass das Risiko es nicht zu versuchen, eventuell viel schlimmer sein könnte“, sagte er. „Colonel O’Neill ist sehr krank.“



*******************



Seit Stunden saßen sie jetzt schon in dieser stinkenden Höhle fest, während draußen die Sonne durch die Wolken gebrochen war und der Dschungel in der Hitze glänzte. Nicht dass sich Maybourne beschweren würde. Nach der Nacht, die sie ihm zugemutet hatten, da brauchte er die Ruhe. Also saß er mit dem Rücken an der Wand gelehnt und kaute auf dem Essen herum, welches Jackson ihm widerwillig gegeben hatte – die Essensrationen des Militärs waren noch nie so köstlich gewesen!

Als er jeden Bissen genoss, beobachtete er das erbärmliche kleine Drama, welches sich vor seinen Augen abspielte und ihn mit Zufriedenheit erfüllte. O’Neill, so schien es, war krank. Maybourne hatte nur kurz seine geschwollene Hand gesehen, als Jackson ihn grob in die Höhle gestoßen hatte und selbst er war bei diesem Anblick leicht zusammengezuckt. Wenn es nicht O’Neill gewesen wäre, dann hätte er vermutlich sogar so etwas wie Mitleid empfunden. Aber das war nicht der Fall und so lachte er leise in sich hinein. „Herr Gott, Jack, Sie sehen ja noch schrecklicher aus als ich.“

Bei diesem Kommentar hatte Jack seine Augen geöffnet, sein Blick war verschwommen und desorientiert und dennoch hatte er nichts von seiner scharfen Intelligenz eingebüßt. „Maybourne“, krächzte er. „Ich hätte Sie schon vor Jahren töten sollen.“

„Das beruht wohl auf Gegenseitigkeit“, war seine Antwort gewesen, als Jackson ihn auf den Boden gedrückt hatte.

„Bleiben Sie dort sitzen und halten Sie Ihre Klappe“, war alles, was Daniel sagte und er wandte sich augenblicklich an O’Neill.

„Jack?“, hatte er mit weicherer Stimme gefragt und war neben ihn gekrochen. „Wie geht’s dir?“

„Großartig“, hatte O’Neill mit seinem typisch trockenen Humor geantwortet. „Mir ging’s noch nie besser.“ Und dann hatte er sich verraten. Unruhig hatte er gefragt: „Wo ist Carter?“

„Noch draußen bei Teal’c“, hatte Jackson ihm geantwortet. „Ihr geht’s gut, aber…“

„Aber?“, kam die schwache Nachfrage.

„Das Goa’uld-Mutterschiff landet gerade, also…“

O’Neill hatte schwer geseufzt. „Also, bleiben wir wohl noch ein bisschen länger?“

Daniel nickte. „Du wirst es schaffen?“

„Habe ich denn eine Wahl?“

„Nein“, antwortete Daniel langsam. „Nicht wirklich.“

Und so vergingen die Stunden. O’Neill erlangte hin und wieder das Bewusstsein und sein loyales Team saß immer abwechselnd bei ihm, sie ermutigten ihn etwas zu trinken oder versuchten sein Fieber mit kalter, nasser Kleidung zu lindern. Es war eine verabscheuende Darstellung von Gefühlsduselei, die Maybourne schon fast in Versuchung führte mit den Jaffas mitzugehen. Fast.

Jetzt saß Carter bei Jack, eine Hand ruhte schon fast abwesend auf seinem gesunden Arm, als sie mit Teal’c flüsterte. „Auf gar keinen Fall kann er in dieser Verfassung laufen“, sagte sie. „Denkst du, du könntest ihn den gesamten Weg zurücktragen?“

„Colonel O’Neill ist nicht leicht“, gab Teal’c mit seiner gewöhnlichen Untertreibung zu. „Jedoch glaube ich, dass ich es schaffen könnte.“

Carter nickte. „Wir werden nur langsam vorankommen“, hob sie hervor. „Vielleicht sollte ich alleine gehen und ein medizinisches Evakuierungsteam holen?“

„Das wäre auch nicht schneller“, sagte Teal’c mit einem Kopfschütteln.

Offensichtlich frustriert schloss Carter ihre Augen. „Verdammt“, murmelte sie. „Ich hätte ihn letzte Nacht direkt zurück zum Tor bringen sollen. Das ist alles nur meine Schuld.“

„Du konntest nicht wissen, dass sich sein Zustand so schnell verschlechtert“, antwortete Teal’c. „Oder, dass das Goa’uld-Schiff so bald hier landen würde.“

Leugnend schüttelte sie den Kopf. „Er war bereits sehr krank gewesen, Teal’c“, flüsterte sie. „Er hatte mir das Kommando gegeben! Ich hätte es wissen müssen.“ Sie verstummte kurz und haute mit ihrer Faust gegen ihr Bein. „Verdammt noch mal, ich hatte es gewusst! Aber ich war so entschlossen nicht meine…“ Wütend schnitt sie sich selbst das Wort ab. „Ich war ein Idiot und der Colonel bezahlt jetzt den Preis dafür.“

„Ich glaube nicht, dass Colonel O’Neill es so sehen würde“, versicherte Teal’c ihr.

„Ganz richtig“, mischte sich jetzt Maybourne ein, sodass ihre beiden Köpfe in seine Richtung flogen. Er zuckte leicht mit den Schultern. „Jack würde seiner kleinen Majorette nie für irgendwas die Schuld geben, nicht wahr, Sam?“

Ihre Augen verzogen sich zu eisigen Schlitzen. „Sie können mich mal, Maybourne“, stieß sie verächtlich hervor.

Er begann anzüglich zu grinsen. „Also verstehe ich das jetzt richtig, dass Sie jetzt *jedem* Senior Officer Ihre speziellen Dienste anbieten, Major?“

Es amüsierte Maybourne zutiefst die Mischung aus Schock, Wut und totaler Verlegenheit auf ihrem Gesicht zu sehen. Doch das hatte ihn von Teal’c abgelenkt, bis dieser ihn hart gegen die Wand presste, sein Unterarm drückte ihm die Luftzufuhr ab. „Wenn du noch einmal“, flüsterte Teal’c scharf, „respektlos von Major Carter sprichst, dann werde ich dir deine Zunge herausreißen und sie stückweise an dich verfüttern. Verstanden?“

So gut es ging nickte er, doch er schaffte es nicht den Arm, der wohl aus Stahl zu bestehen schien, von seinem Hals zu entfernen. Maybourne schaute in Teal’cs unnachgiebigen Augen. „Ja…“, krächzte er. „… ich verstehe.“

„Ich mag dich nicht, Colonel Maybourne“, fügte Teal’c hinzu ohne seinen Griff auch nur einen Millimeter zu lösen. „Es wäre ratsam für dich, wenn du mich nicht noch einmal provozierst.“

Maybourne begann schon Sterne zu sehen und seine Finger kratzten schwach gegen Teal’cs Arm, als er sich plötzlich ohne Halt und nach Luft schnappend zu Boden fiel.

„Schweig“, befahl Teal’c ihm, als er seine Aufmerksamkeit wieder auf Carter richtete.

Mayboune sah, wie sie Teal’c ein knappes, verlegendes Lächeln schenkte und er nickte ihr kaum merklich zu. Ihre Unterhaltung kehrte wieder zu ihrem Ursprung zurück, wie sie die medizinische Versorgung bekamen, die O’Neill angeblich so sehr brauchte, aber Maybourne verspürte eine mürrische Befriedigung, als er sah, wie Carter bewusst ihre Hand von seinem Arm gezogen und noch mehr Distanz zwischen sich und ihm gebracht hatte. Er lächelte freudlos. Offensichtlich hatte sich seit ihrem letzten Treffen nichts zwischen den beiden geändert, was er vielleicht ansatzweise für sich ausnutzen konnte. Vermutlich noch nicht zu diesem Zeitpunkt, aber später. Wenn sie es schafften, ihn zurück zur Erde und ins Gefängnis zu bringen, besaß er zumindest etwas gegen die zwei Vorzeigemarionetten des SGC. Dieser Gedanke gab ihm etwas Trost. Natürlich hegte er nicht wirklich die Absicht, dass sie ihn auch nur in die Nähe der Erde brachten, aber dafür hatte er später auch noch genügend Zeit…


weiter: Kapitel 3
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