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In the Line of Duty: (3) The End of the Line von Sally Reeve, Destiny

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Teil 1

Erst am späten Morgen erreichten sie den Rand des Dschungels. Die Sonne stach nicht auf sie hinunter, aber der Hitze tat das keinen Abbruch. Sam T-Shirt war schweißnass und klebrig und ihr durchnässter Hut hinderte den Schweiß kaum daran in ihre Augen zu fließen. Verdammt, das hier war aber auch ein ätzender Planet.

Vor ihr hatte sich O’Neill hinter einem großen Baum versteckt und sah durch sein Fernglas auf das Goa’uld-Lager unter ihnen. Sie saßen auf einer abschüssigen Klippe, was ihnen natürlich keinen einfachen Zutritt zum Lager erlauben würde. Vorsichtig und leise schlich sie zu ihm und kniete sich an seine Seite. Sogar ohne ein Fernglas konnte sie die Jaffa- Patrouillen sehen.

„Wir müssen warten, bis es Nacht ist“, sagte sie mehr zu sich selbst als zu ihm.

„Sieht so aus“, kam die leise Antwort.

Doch dann wurde ihr Aufmerksamkeit auf eine kleine Aufruhr am anderen Ende des Lagers gezogen. Eine geschlossene Gruppe von Jaffa kam aus einem Zelt heraus, in ihrer Mitte befand sich eine Person. Sie eskortierten ihn durch die arbeitenden Sklaven.

„Ich denke, ich habe unseren Goa’uld“, murmelte Jack neben ihr. „Verdammter Mistkerl.“

Als Sam sie beobachtete, hielten die Jaffa an ihrem umschlossenen Kreis fest. Einen Moment rührten sie sich nicht, bis sie plötzlich von einem Licht und Transportringe umfasst wurden und dann verschwanden.

„Verdammt“, zischte der Colonel. „Das ist nicht gut.“

„Sie haben ein Schiff in der Umlaufbahn“, beobachtete Teal’c.

„Ich schätze, das erklärt dann auch, warum das Stargate nicht bewacht wurde“, murmelte Sam etwas zufrieden, dass sie immerhin ein Problem an diesem Morgen gelöst hatte.

„Es ist gut möglich, dass sie die Evakuierung vorbereiten“, fährt Teal’c fort.

O’Neill steckte das Fernglas zurück an seinen Platz, drehte sich um und lehnte sich gegen den Baum. „Und wie lange wird das dauern?“, fragte er. „Werden sie all diese Menschen abtransportieren?“

„Das wäre sehr zeit – und energieaufwendig“, antwortete Teal’c. „Es ist wahrscheinlicher, dass sie das Schiff landen werden, um dann die Sklaven an Bord zu bringen.“

Jack schaute blinzelt hinauf in den grauen Himmel. „Wie lange?“

„Das kann ich nicht sagen“, entgegnete Teal’c. „Jedoch ist Major Carters Beurteilung richtig. Wir müssen warten, bis es dunkel ist.“

O’Neill nickte. „Ich weiߓ, antwortete er und wischte sich gleichzeitig mit der Hand über seine Stirn. „Ich hoffe nur, dass es bis dahin nicht bereits zu spät ist.“

Sam seufzte und ein Teil in ihr fragte sich, wie schlimm es wohl wäre, wenn Maybourne einfach erneut verschwinden würde. Es würde sie mit Sicherheit vor jede Menge Schmerzen bewahren. Jack muss sie gehört haben, denn er schaute mit einem knappen Lächeln zu ihr. „Wissen Sie“, flüsterte er, „Ich kann einfach nicht aufhören daran zu denken, dass eine Kugel uns jede Menge Arbeit ersparen würde.“

Sams Lächeln war düster, aber alles, was sie vielleicht gesagt hätte, wurde durch ein aufgebrachter, wenn auch leiser Aufschrei von Daniel unterbrochen. „Was?“

„Du weißt schon“, sagte Jack und deutete mit seiner Hand einen Schuss an. „Sauber, einfach… Wir könnten es schon fast von hier oben aus tun und zum Spiel heute Abend wieder zu Hause sein.“

„Ich nehme mal an“, sagte Daniel hitzig, „ dass das nur ein Scherz ist? Nicht wahr?“

Jack zuckte mit den Schultern. „Ich sage ja nur… Maybourne würde den Steuerzahler der Vereinigten Staaten einiges kosten, und da unsere einzige Mission hier ist, zu verhindern, dass sein Wissen in die Hände der Goa’uld fällt…“

„Mord?“, fragte Daniel zugleich skeptisch als auch etwas verängstigt.

Mit einem Kopfschütteln stand der Colonel auf. „Ich werde es nicht machen“, versicherte er seinem Freund und verschwand wieder hinter seinem Baum, von wo aus er auf das Lager hinunter schauen konnte. „Ich habe kein Scharfschützengewehr bei mir.“

Daniels Mund hing offen, die Worte lagen tot auf seinen Lippen.
Sam berührte leicht lächelnd seine Schulter. „Er macht nur Witze“, versicherte sie ihm, als sie aufstand.

„Wirklich?“, fragte Daniel, als er ihr folgte. „Ich wette, dass es nicht das erste Mal für ihn sein würde.“

„Nein“, stimmte Sam ihm zu. „Ich denke, er hat schon oft den Befehl erhalten es zu machen. Das ist ein Unterschied.“

Daniel verdrehte seine Augen. „Ja klar, nur Befehle befolgen?“, fragte er. „Und ich dachte, sie hätten diesen Teil der Verteidigung in Nürnberg eingeschränkt.“

Sam antwortete ihm nicht. Ihr war viel zu warm und sie war viel zu müde, als sich jetzt noch darüber zu streiten. Daniels fundamentalistische Probleme mit dem Militär würden sich nie ändern, auch dann nicht, wenn ihr Gesicht bereits blau angelaufen war.



*******************



Daniel nahm einen Schluck von dem Wasser aus seiner Flasche und verzog bei dem chemischen Geschmack augenblicklich sein Gesicht. Er hasste diese elenden Wasserreinigungstabletten, obwohl die Alternative wahrscheinlich noch viel schlimmer war. Wer konnte schon wissen, welche Art von Insekten dieser warme, feuchte Planet zum Vorschein brachte. Bestimmt ganz Scheußliche.

Er ging hinter Jack her und konnte Teal’cs konstante Gegenwart neben sich spüren. Sam bildete das Schlusslicht. Doch abgesehen von ihrem kleinen Ausflug in die Abgründe der militärischen Ethikgrundsätze, marschierten sie die meiste Zeit über in einem konstanten Schweigen. Es war viel zu heiß, um eine richtige Unterhaltung zu führen, ganz zu schweigen von der Anspannung. Die Horde der Jaffa irgendwo hinter den Bäumen unterdrückten das gewöhnliche Geplänkel noch zusätzlich. Nichtsdestotrotz konnte er spüren, wie eine unterschwellige Anspannung von Jack ausging und er wusste, dass es nicht nur diese Mission, die Hitze oder sogar die ständig summenden Insekten waren.
Etwas stimmte nicht und er wurde einfach nicht das Gefühl los, dass er die Ursache kennen sollte. Er glaubte, dass es diesmal ausnahmsweise nichts mit Sam zutun hatte. Sicherlich, zwischen ihnen war eine gewisse Anspannung, aber das hier war anders – es war tiefer, dunkler, eine Anspannung, die von Innen kam. Etwas beschäftigte Jack, etwas Tiefgründiges.

Er wurde von der Person, über die er nachdachte, aus seinen Gedanken gerissen. Jack zischte laut und wedelte leicht geschockt mit seiner linken Hand in der Luft herum. „Verdammt noch mal!“, fluchte er schüttelnd und betrachtete sie dann vorsichtig.

„Was ist passiert?“, fragte Daniel, als er zu ihm aufschloss.

„Etwas hat mich gestochen“, murmelte er, als er seine verletzte Hand hielt. „Verdammt, das tut weh!“

Daniel konnte bereits die große, böse Anschwellung auf Jacks Handfläche sehen und zuckte bei dem Anblick leicht zusammen. „Hast du gesehen, was dich gestochen hat?“, fragte er und sah sich behutsam um.

„Nein“, antwortete Jack. Er bewegte seine Finger und verzog sein Gesicht. „Autsch!“

„Sir?“ Sam war jetzt ebenfalls an seiner Seite. „Was ist los?“

„Nur ein Stich“, sagte Jack ihr und schüttelte seine Hand, um so den Schmerz etwas zu lindern.

„Lassen Sie mich mal sehen“, antwortete Sam und nahm seine Hand in ihre beiden, um sie stillzuhalten. „Das sieht böse aus“, entschied sie nach einem geprüften Blick und schaute zu ihm auf. „Wir sollten es verbinden.“

„Es ist ein Mückenstich!“, protestierte er, obwohl er erst gar nicht versuchte seine Hand aus ihrem Griff zu befreien.

Sam lächelte leicht. „Eine große Mücke“, kommentierte sie. „Und bei diesem Klima hier, Sir, sollten wir versuchen zu vermeiden, dass es sich infiziert.“

Widerwillig akzeptierte er ihren Standpunkt und begann damit seinen Rucksack abzusetzen. „Teal’c“, rief er, als das Gepäck schwer auf den Boden fiel. „Halte die Augen offen. Wir sind nicht mehr weit vom Lager entfernt.“

Leise hielt Teal’c Ausschau, während Daniel das Beste aus dieser Möglichkeit machte, um sich auszuruhen und setzte sich neben Jack. Er beobachtete ihn mit einem Seitenblick und kam nicht drum herum eine gewisse Blässe in dem Gesicht seines Freundes zu sehen, was ihn zu der Schlussfolgerung verließ, dass er ein paar Schmerzen haben musste.

„Wird’s gehen?“, fragte er, während Sam nach ihrem Erste-Hilfekoffer suchte.

„Es ist ein Insektenstich, Daniel.“

„Es sieht aber wirklich böse aus.“

Jack zuckte mit den Schultern. „Ich hatte schon Schlimmere.“

Als sie den Erste-Hilfekasten herauszog, kniete sie sich vor Jack. „Zeigen Sie mal her, Sir“, sagte sie. „Ich muss es erst säubern.“

Gehorsam streckte Jack seine Hand aus und ließ Sam vorsichtig auf den geschwollenen Stich herumtupfen. Sein Blick war die gesamte Zeit auf sie gerichtet, obwohl er kein Wort sprach. Vorsichtig wickelte Sam einen Verband um die Hand und festigte ihn. „So“, sagte sie, als sie fertig war. „Jetzt dürfte es sich eigentlich nicht infizieren, Sir. Und Sie sollten die hier nehmen“, fügte sie noch hinzu, als sie ihn ein paar Tabletten in die Hand schüttete. „Das ist Antihistaminikum, nur für alle Fälle.“

„Ein paar Nachhilfestunden von Fraiser?“, fragte Jack, als er seinen Kopf nach hinten kippte und die Tabletten hinunterschluckte.

Sam lächelte. „Erste Lektion in der Feldmedizin, Sir“, sagte sie ihm. „Vorsorge ist besser als Heilung.“

„Dann bin ich ja froh, dass Sie schön aufmerksam waren“, antwortete er mit einem leichten Lächeln. „Danke.“

Sie nickte nur, bevor sie den Kasten wieder zurück in ihren Rucksack stopfte und ihn schulterte. „Fertig, Sir?“

„Dann mal los“, seufzte er und musste die Zähne zusammenbeißen, als er sich aufrichtete.



*******************



Das Lager war nicht sehr groß, aber voller Menschen. Die Sklaven arbeiteten in offenen Minen, die, wie Sam entschied, sicherlich Naquadah enthielten. Sie schaute über das Gefälle, welches sie versteckte. Ein paar der Sklaven bauten noch immer an den Kliffen das Material ab, obwohl die Mehrheit bereits große Container zu den Transportringen zogen.

„Sie haben sich genommen, was sie brauchten“, flüsterte Teal’c ihr zu. „Und jetzt bereiten sie sich darauf vor diesen Planeten zu verlassen.“

„Flüchtiges Minen?“, fragte Sam mit einem Kopfschütteln. „Hört sich nicht gerade sehr kosteneffektiv an.“

„Eine Operation wie diese hier ist ziemlich schwer zu verteidigen“, erklärte Teal’c. „Kein Goa’uld würde seine Kräfte dauerhaft ausschöpfen. Also nehmen sie sich, was sie schnell und einfach bekommen können und verschwinden dann.“

Sam zuckte mit den Schultern, als sie darüber nachdachte. „Ich habe die Goa’uld nie als ein Nomadenvolk gesehen“, kommentierte sie.

„Viele der nicht so mächtigen Goa’uld sind nomadisch“, sagte Teal’c. „Nur die wirklich mächtigen Goa’uld, wie Hathor oder Sokar können einen Heimatplaneten verteidigen.“

Gerade in diesen Moment erwachte ihr Funkgerät zum Leben. „Carter, hören Sie mich?“

„Fahren Sie fort, Sir“, murmelte sie.

„Sind Sie auf Position?“

„Ja, Sir, aber bisher konnte ich Maybourne noch nicht ausfindig machen.“

Eine Weile herrschte nur statisches Rauschen. „… wo sie die Nacht verbringen.“

„Wiederholen Sie das, Sir“, antwortete Sam. „Ich habe es nicht verstanden.“

„Wir haben das Lager der Sklaven gefunden“, wiederholte O’Neill durch das Rauschen, „wo sie die Nacht verbringen. Dort werden wir vermutlich am meisten Glück haben.“

Sam nickte. „Ja, Sir.“

„Beenden Sie Ihren Rundgang, Major“, sagte der Colonel. „Bevor wir da rein gehen, müssen wir Maybourne identifiziert haben. Ich riskiere nicht unsere Leben für ein vielleicht.“

„Ja, Sir.“

„O’Neill, Ende.“

Das Funkgerät verstummte und sie tauschte einen Blick mit Teal’c aus. „Halte deine Augen offen“, riet sie ihm. Teal’c zog nur eine Augenbraue hoch, aber erwiderte nichts und gemeinsam setzten sie ihren Weg fort.

Gebückt schlichen sie den Umkreis des Lagers ab. Die Luft war gefüllt mit Stimmen und Schreie der Arbeit, punktiert mit gelegentlichen Schmerzensschreien. Sam konnte innerhalb des Lagers schauen und sie sah die Sklaven arbeiten, wie sie große Schlitten, die gefüllt mit Steinen waren, zu den Ringen zogen. Hinter einen großen Fels versteckt, griff sie nach ihrem Fernglas, um sich die Lage genauer anzusehen. Die Sklaven waren schon fast unterernährt, ihre Haut hing schlaff an ihren Körpern. Es waren überwiegend Männer, auch wenn sie gelegentlich mal eine Frau unter ihnen erblickte. Und sie arbeiteten in einem kollektiven Schweigen; die einzigen Geräusche waren verteiltes Stöhnen, als sie die Steine über den unebenen Boden zogen und die Schreie der Jaffa, die die Arbeit überwachten. Langsam senkte sie das Fernglas und warf einen Blick über das gesamte Lager und hinüber zu dem Gefälle, wo sie noch am Morgen gestanden hatten. Es lag über den Klippen, die die Sklaven freigelegt hatten und von diesem Blickwinkel aus, konnte sie die hässlichen Narben erkennen, die der Abbau der Landschaft zugefügt hatte.

Mit einem Seufzen fragte sich Sam, wie sie nur Maybourne unter den Hunderten von Sklaven ausfindig machen sollten – falls er noch am Leben war – als sie Teal’cs Hand auf ihren Arm spürte.

„Major Carter“, flüsterte er und deutete mit seiner Hand auf einen Punkt. „Schau.“

Stirnrunzelnd folgte sie seinem Finger. Der Mann, auf den er zeigte, war gebeugt, ein Arm lag in einem schiefen Winkel, so als ob er gebrochen und schlecht verheilt wäre. Sein Gesicht war dünn und eingefallen. Durch ihr Fernglas betrachtete sie die Person genauer und genau in diesem Moment schaute er auf. Sie sah seine Augen und wusste, dass Teal’c recht hatte. Es war Maybourne, und er schien in schlechter Verfassung zu sein. Seine Haare waren lang und strohig und als er an einen der Seile zog, um den Schlitten zu ziehen, sah Sam, dass er ein verstauchtes Fußgelenk zu haben schien. Das Leben, so schien es, war nicht sehr freundlich zum Colonel gewesen. Sam biss die Zähne zusammen, entschlossen kein Mitleid für diesen Mann zu empfinden, welcher sie alle betrogen und fast zerstört hatte. Und dennoch musste sie zugeben, dass er einen ziemlich erbärmlichen Anblick bot.

Mit einem Nicken senkte sie erneut das Fernglas. „Gut gesehen“, murmelte sie und hantierte bereits mit dem Funkgerät. „Colonel O’Neill, hier ist Carter, hören Sie mich, Sir?“

Erst Stille, dann Knacken und dann: „Was gibt’s, Carter?“

„Wir haben Maybourne ausfindig gemacht, Sir.“

„Verstanden, Carter“, antwortete der Colonel. „Kommen Sie zurück zum Basislager und achten Sie darauf nicht entdeckt zu werden.“

„Ja, Sir“, antwortete sie. „Carter, Ende.“

Sie drückte leicht Teal’cs Schulter und nickte auf die Bäume hinter sich. „Mit mehr Deckung können wir uns schneller fortbewegen“, schlug sie vor. „Lass uns zurück in den Wald gehen.“

Er nickte und machte sich auf den Weg. Er bewegte sich schneller, als seine markante Gestalt vermuten ließ. Sam folgte ihm, aber ihre Gedanken waren bereits in der Nacht, die noch vor ihnen lag. Mayourne aus diesem Lager zu bekommen und dann zurück zum Tor zu gehen, das war ein schwieriges Unterfangen und es würde *nicht* einfach werden.



*******************



Mit der Zeit, in der Jack den Ort erreichte, den er als ihr Basislager auserkoren hatte – nicht mehr als ein paar Stöcke markierten die Gegend – war er mehr als froh sich ausruhen zu können. Er hatte es Daniel gegenüber nicht erwähnt, aber der Schmerz in seiner Hand war schon fast unerträglich. Die Schwellung war inzwischen schon so groß, dass er Probleme hatte, seine Finger zu bewegen. Und um dem Ganzen noch eins draufzusetzen, machte sich ein unangenehmes Pochen in seinem Kopf breit. Keines von beiden ließ etwas Gutes verheißen für ihre nächtliche Rettungsaktion.

„Sieht so aus, als hätten wir recht gehabt“, sagte Daniel, als er Ausschau nach Carter und Teal’c hielt.

„Ja“, seufzte Jack, als er sich auf einen Baumstamm setzte. Das gewöhnliche Unbehagen, wenn irgendjemand aus seinem Team noch nicht zugegen war, breitete sich in seinem Bauch aus, aber es war ein vertrautes Gefühl, welches er kaum Aufmerksamkeit schenkte. Wenn sie in Schwierigkeiten stecken würden, dann wüsste er das. Er schloss seine Augen und stützte den Schmerz beschwörend seinen Kopf auf seiner gesunden Hand ab.

„Jack?“ Daniels Stimme klang extrem besorgt. „Was ist los?“

„Kopfschmerzen“, sagte Jack ihm und lächelte ihn grimmig an, als er aufschaute. „Hast du 'ne Aspirin?“

„Ja“, antwortete Daniel, als er seinen Rucksack abstellte und darin herumwühlte. Er war noch immer am Suchen, als ein Rascheln hinter ihnen Jack aufspringen ließ, seine MP schussbereit in der Hand. Er zuckte leicht unter den Schmerzen in seiner linken Hand zusammen, als sich seine Hand um die Waffen legte, aber lockerte den Griff nicht.

Nach einem Moment erblickte er Carters vertrautes Gesicht zwischen den Bäumen. „Wir sind’s nur“, sagte sie und hob ihre Hände leicht, so als ob sie erwartet hatte, dass er auf sie schießen würde. Und dann verengten sich ihre Augen blitzartig. „Sir? Was ist los?”

Er blinzelte. „Nichts. Wieso?”

„Sie sehen nicht besonders gut aus“, sagte sie und ihr Blick wanderte zu seiner linken Hand, die jetzt schlaff an seiner Seite hing. „Stört Sie das?“

Verdammt, warum musste sie immer so schnell sein? Er verzog leicht sein Gesicht. „Etwas“, gab er zu. „Daniel sucht mir gerade 'ne Aspirin.“ Und dann änderte er schnell das Thema. „Also, was habt ihr rausgefunden?“

Sam beobachtet ihn vorsichtig, aber antwortete auf seine Frage. „Maybourne ist hier, aber ist in ziemlich schlechter Verfassung.“

„Mein Herz blutet“, murmelte Jack und entschied sich lieber wieder hinzusetzen, bevor seine Kopfschmerzen ihn noch in die Knie zwangen. „Sonst noch was?“

„Nicht viel“, sagte ihm Carter und beobachtete ihn weiterhin durch zusammengekniffene Augen. „Er ist unter den Arbeitern, die die Schlitten zu den Ringen ziehen.“

„Hier“, sagte Daniel schließlich und streckte seine Hand Richtung Jack aus. „Aspirin.“

Er nahm die Flasche an sich, doch Jack hielt kurz inne, bevor er versucht den Deckel zu lösen. Seine linke Hand war steif und geschwollen, aber er schaffte es gerade eben so die Flasche in seinen Fingern zu halten, bevor Carter zu ihm eilte.

„Colonel!“, rief sie, als sie seine Hand sah. „Ach du meine Güte!“

Er zuckte bei ihrem Ausbruch leicht zusammen und schaute hinunter auf die rote Schwellung, die sich unter dem Verband noch weiter ausgebreitet hatte. „Es ist etwas geschwollen“, gab er zu.

„Lassen Sie mich das ansehen“, schnappte sie und setzte sich neben ihn auf den Baumstamm. Ihre Hände fühlten sich so sanft und kalt gegen seine Haut an und er musste zugeben, dass er ihre Berührung genoss. Vorsichtig entfernte sie den Verband und selbst er zuckte zusammen, als er sah, was sich darunter verbarg. Der Stich war rot und böse, während sich in der Mitte ein dunkler Fleck bildete. Er berührte es zögernd, aber spürte nichts. Es war vollkommen taub.

Carter biss sich besorgt auf die Lippe. „Sir“, sagte sie. „Ich denke, wir sollten Sie zurück zum Tor bringen. Sofort.“

Jack lachte schnaubend auf. „Das glaube ich nicht, Carter“, sagte er ihr. „Nicht ohne Maybourne.“

„Aber, Colonel, das sieht wirklich schlimm aus“, antwortete sie und schaute von seiner Hand zu ihm auf. Er konnte die Sorge in ihren Augen sehen und lächelte ihr beruhigend zu.

„Es ist nur ein Stich“, sagte er. „Ein böser, das gebe ich zu. Aber wir verschwinden nicht ohne Maybourne von hier. Das wird vermutlich unsere einzige Chance sein, um ihn hier raus zu bringen und ich denke, dass wir beide besser schlafen werden, wenn wir wissen, dass er hinter Schloss und Riegel ist.“

Sie senkte ihren Blick bei seiner verschleierten Andeutung, aber hielt weiterhin seine Hand. „Ich mag wirklich nicht, wie das hier aussieht, Sir. Ich denke, dass es bereits infiziert ist. Es könnte sogar vergiftet sein.“

„Hier steht jede Menge auf dem Spiel“, erinnerte er sie leise. „Lassen Sie uns hier unseren Job erledigen und danach können Sie von mir aus Fraiser anweisen mich zu Tode zu spritzen, wenn wir wieder zurück sind. Und Kopf hoch“, fügte er hinzu. „Es ist ja nicht gerade so, als ob Menschen von winzigen Insektenstichen sterben, oder?“

Carter starrte ihn nur an. „Soll ich die Menschen, die an Malaria sterben mit einbeziehen oder ausschließen, Sir?“, fragte sie bestimmt.



*******************



Bereits seit Beginn dieser Mission, verspürte Teal’c das unangenehme Gefühl der Vorahnung und als er sich in der Dunkelheit neben O’Neill kniete, wurde sie immer stärker. Und es hatte nicht sehr viel mit der Jaffa – Patrouille zutun, die gerade an ihnen vorbeigegangen war.
Sein Freund war krank; er konnte einen ungesunden Schimmer in seinen Augen erkennen und seine Haut war viel zu blass. „Haltet euch bereit“, flüsterte der Colonel, als er leicht sein Gewicht verlagerte und für einen Moment angespannt innehielt. „Auf mein Zeichen.“

Teal’c bereitete sich vor, seine Aufmerksamkeit vollends auf die unmittelbare Situation gerichtet. Vor ihnen lag das Sklavenlager, inzwischen von den Männern und Frauen belagert, die sich von ihrer schweren Arbeit ausruhten. Major Carter war der hölzernen Barriere nahe, leise kroch sie im Schutz des Schattens, als sie versuchte Maybourne ausfindig zu machen. O’Neills Blick ruhte auf ihr, er wartete auf ihr Signal. Mit einer Hand hielt er seine Waffe, während die andere nutzlos an seiner Seite hinunter hing, aber nichtsdestotrotz konnte Teal’c erkennen, wie die Waffe leicht wackelte und sein Herz begann vor Besorgnis zu pochen.

„O’Neill“, flüsterte er. „Geht’s dir gut?“

„Shhh“, zischte der Colonel. Er veränderte erneut seine Position, diesmal stützte er sich auf einem Knie ab. Sein Kopf fiel für einen Moment nach vorne auf seine Brust und mit seinem gesunden Unterarm verdeckte er kurzzeitig seine Augen. „Verdammte Kopfschmerzen“, murmelte er.

Augenblicklich hatte Teal’c seine Entscheidung getroffen. Entschlossen umfasste er die Schulter des Colonels. „Brich die Mission ab“, flüsterte er. „Du bist dazu nicht in der Verfassung.“

„Was?!“, erwiderte O’Neill und drehte sich unter seinem Griff zu Teal’c um. „Bist du verrückt?“

„Du gefährdest die Mission“, beharrte Teal’c und hielt ihn bestimmt fest. „Du wirst nicht in der Lage sein vor den Jaffa zu flüchten, wenn Major Carter erst einmal Colonel Maybourne ausfindig gemacht hat. Und du weißt, dass sie dich nicht zurücklassen wird. Damit gefährdest du uns alle.“ Seine Wortwahl war nicht unbeabsichtigt und hatte auch sofort seine erwünschte Wirkung.

O’Neill schloss seine Augen, seine Lippen verzogen sich frustriert zu einer dünnen Linie. Nach einem Moment nickte er schließlich knapp und richtete seinen Blick wieder auf Carter. „Hohl Daniel“, befahl er Teal’c. „Ich hohle Carter zurück. Wir treffen uns im Basislager.“

Aber Teal’c rührte sich nicht. Er wollte seinen Freund nicht alleine lassen. Verärgert schaute O’Neill über seine Schulter in seine Richtung, aber schon bald wurde der Ärger durch Schmerz ersetzt. Als sie sich zurück zum Lager umdrehten, sahen sie, wie Carter aus dem Schatten heraus trat. Sie machte eine kurze, triumphierende Geste, die ihnen zeigte, dass sie Maybourne entdeckt hatte und Teal’c beobachtete O’Neill dabei, wie er widerwillig den Plan rückgängig machte. Verwirrt hielt Carter in ihrer Bewegung inne, als sie seine abrupte, wedelnde Geste mit seiner Hand an seinem Hals sah, aber nur wenige Sekunden später war sie schon wieder in Bewegung. Sie sprintete hinüber und ließ sich neben ihnen auf den Boden fallen.

„Was ist passiert?“, flüsterte sie atemlos.

O’Neill antwortete ihr nicht und so ergriff Teal’c das Wort. „Colonel O’Neill fühlt sich nicht wohl und ist nicht in der Lage die Mission zu beenden“, sagte er.

„Sir?“ Ihre Stimme war besorgt und vollkommen ergriffen, als sie durch die Dunkelheit versuchte ihn richtig anzusehen.

„Wir brauchen einen neuen Plan“, erklärte er widerwillig. „Einen, der wohl offensichtlich nicht mich beinhaltet.“

Carter nickte schweigend. „Wir sollten zurück zum Basislager“, schlug sie vor. „Wo ist Daniel?“

„Ich sollte ihn zurückholen“, sagte Teal’c, als er aufstand. „Du solltest O’Neill helfen.“

„Ich brauche keine Hilfe!“, murmelte der Colonel, obwohl von der Art und Weise wie seine Worte undeutlich über die Lippen kamen, bezweifelte Teal’c dies stark.

Als er in der Dunkelheit verschwand, warf Teal’c noch einen letzten Blick über seine Schulter und er sah, wie Carter O’Neill auf die Füße half. Sie flüsterten leise, bevor sie sich in Bewegung setzten, aber der Colonel war keine zwei Schritte gegangen, als er fast sein Gleichgewicht verlor. Carter schaffte es gerade eben noch ihm davon abzuhalten auf den Boden zu fallen und ihre Hand lag entschlossen auf seinem Arm, als sie zusammen in der Nacht verschwanden.

Mit einem Stirnrunzeln wandte sich Teal’c von ihnen ab. Es war richtig gewesen, die Mission abzubrechen, aber dennoch wurde er immer noch von dem Gefühl verfolgt, dass *etwas* passieren würde. Schnell verdrängt er den Gedanken, als er sich auf die Suche nach Daniel machte. Vielleicht würde die böse Vorahnung verschwinden, wenn sie erst einmal wieder zu Hause waren.



*******************



Jack hatte es geschafft vor ihrer Rückkehr ins Basislager seinen gesamten Mageninhalt zu entleeren und nun lag er zusammengerollt, zitternd und mit Fieber auf Sams Matte. Ihre Hand ruhte kurz auf seiner Stirn und sie wusste, dass es schlimm war. Sie spürte keinen Schweiß. Trotz des feuchten Klimas war er heiß und trocken.

„Colonel“, flüsterte sie, „Sie müssen etwas trinken.“

Mit einer zitternden Hand nahm er die Feldflasche, die sie ihm entgegen hielt, und führte sie an seine Lippen. Er nahm ein paar Schlucke, bevor er zurück auf die Decken sank. „Ich fühl mich schrecklich“, murmelte er, während er mit dem gesunden Arm gegen seinen Kopf drückte. „Was zum Teufel ist das?“

„Ihre Hand ist infiziert“, sagte Sam ihm. „Und Sie haben hohes Fieber.“

„Ich wusste doch, dass ich mein Insektenspray hätte einpacken sollen“, murmelte er, als er unter Schmerzen seine Augen schloss.

Sam beobachte ihn nur unsicher, sie wusste nicht, was sie sonst tun sollte. Sie hatte bereits den Verband gewechselt und hatte bemerkt, dass der schwarze Fleck in der Mitte größer geworden war. Ein Teil von ihr wollte geradewegs zurück zum Tor marschieren, aber sie hatte Angst auf diesen Teil ihres Kopfes zu hören, da er von Gefühlen beeinflusst wurde, die keinen Platz in ihrem militärischen Leben hatten. Und sie war Maybourne so nahe gewesen! Sie hätte ihn schon fast berühren können; sie wusste, dass sie, Teal’c und Daniel ihn daraus holen konnten. Es würde noch nicht mal lange dauern. Frustriert und verängstigt seufzte sie. Wenn sie Maybourne entwischen ließen, dann würden sie damit eine Menge riskieren, ganz abgesehen von der persönlichen Bloßstellung. Vielleicht hatte Jack ja recht, vielleicht würde eine Kugel viel einfacher sein…?

„Carter?“ Seine Stimme war schwach und undeutlich.

„Gleich hier, Sir“, flüsterte sie, als sie seine gesunde Hand umfasste.

Er blinzelte und fixierte sie mit einem bedachten, wenn auch leicht abwesenden Blick. „Major“, flüsterte er und festigte seinen Griff um ihre Hand. „Ich denke, das hier kann als Untauglichkeit eingestuft werden.“ Sam schluckte, sehr wohl wissen, was folgen würde. „Sie haben das Kommando, Major.“

„Sir…“, begann sie zu protestieren, aber verstummte, als sich seine Augen wieder schlossen und sein Griff schlaff wurde. „Sir?“

Seine Lippen bewegten sich leicht, aber es kam kein Ton heraus, als er ins Land des Vergessens abdriftete. Sie drückte ein letztes Mal seine Hand und legte sie behutsam auf den Boden, als sie schließlich aufstand. Sie hatte das Kommando. Trotz der Umstände durchfuhr sie der vertraute Schwall von Adrenalin. Kommando. Alles ruhte jetzt auf ihren Schultern; Jack zurück zum SGC zu bringen, Maybourne zu befreien und die Mission zu erfüllen. „Ich werde Sie nicht enttäuschen, Sir“, flüsterte sie. „Ich verspreche es.“


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