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In the Line of Duty: (2) Holding the Line von Sally Reeve, Destiny

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Teil 3

An Sams letzten Tag im SGC, wachte Daniel schon früh mit schweren Herzen auf. Heute würden sie Sam Auf Wiedersehen sagen, sie mit einer kleinen, fröhlichen Party verabschieden, mit viel Gelächter und Glückwünsche, wenn doch allen von ihnen sie einfach nur halten und ihr sagen möchten, dass sie nicht gehen sollte.

Um es vorsichtig zu sagen, die letzten Wochen waren schwierig gewesen, quälend bis hin zu schlimm. Sam sah so aus, als ob ihr jemand einen heftigen Tritt in den Bauch verpasst hätte. Sie schwieg und hatte sich zurückgezogen, als sie sich ganz ihrer Arbeit widmete, Berichte sotierte, Notizen weiterleitete und den Schredder mit einem Haufen von Papieren fütterte. Währenddessen streifte Jack wie ein Wolf, der nach einem Kampf suchte, durch die Korridore und wehe jemand kam ihm in den Weg; an diesen Tagen waren Jacks Bisse schlimmer als sein Gebell und *das* konnte man von dem einen Ende des Stützpunktes bis zum anderen hören.

Und um dem Ganzen noch die Krone aufzusetzen, wurde Daniel einfach nicht das Gefühl los, dass all dies seine Schuld war. Trotz der Tatsache, dass beide, Sam und Jack, vehement verneinten, dass sie sich mal auf einer romantischen Ebene miteinander eingelassen hatten, kannte Daniel die Menschen gut genug, um die Wahrheit zu erkennen. Und der Gedanke, dass sein Ausraster nach dem Vorfall auf P6J-487 diese Katastrophe nur vorangetrieben hatte, jagte ihn Nacht für Nacht. Waren seine unüberlegten und verletzenden Worte, gesprochen in der Hitze der Wut, verantwortlich für die Sache, die er in der Welt so geschätzt, die er zerstört hatte? Der Gedanke ließ ihn vor Selbstschuld fast verzweifeln, egal wie oft Sam ihn versichert hatte, dass dies ihre alleinige Entscheidung gewesen war und von nichts anderem als einer neuen Herausforderung und einem Karriereschub beeinflusst wurde. Er glaubte ihr das einfach nicht.

Beep, beep.

Sein Wecker erwachte, ein trauervolles Geräusch läutete den neuen Tag ein, vor den er sich schon seit Wochen fürchtete. Wenn die Sonne erst einmal hoch am Himmel stand, dann hatte sich schon alles geändert und seine Welt würde für immer aus den Fugen geraten sein. Mit einem Seufzen stand er auf und betete noch stumm für ein Wunder.



*******************



Der Tag begann hell und kühl; der perfekte Herbstmorgen.

Sam lag in ihrem Bett und erleichtert darüber, dass sie nicht früh aufstehen musste. Sie ließ sich in den verträumten Raum driften, der irgendwo zwischen Schlaf und Bewusstsein lag, dort versteckte sie sich vor dem, was der Tag noch so bringen mochte. Und als sie gerade eindöste, drifteten ihre Gedanken unweigerlich zu Jack ab und die Nacht, die sie zusammen verbracht hatten.

Drei Monate und die Erinnerungen waren noch immer lebendig, ließen sie durch das Wissen, dass es etwas Einzigartiges und Einmaliges war, nur noch kostbarer erscheinen. Aber wo es einst angenehm war diesen Weg der Erinnerungen zu beschreiten, war er jetzt erstickt mit Bitterkeit und der Schärfe des Bedauerns. Und heute, ausgerechnet heute, konnte sie sich nicht an seine Berührungen, seine Wärme und die Liebe in seinen Augen erinnern.

Der Schmerz riss sie aus der Illusion und mit einem Seufzen rollte sie sich auf den Rücken. Schnell verbannte sie diese zuckersüßen Gedanken, die sie geweckt hatten. Aber sie beeilte sich nicht und es war fast acht Uhr, bevor sie sich mit der Zeitung an den Tisch setzte, um zu frühstücken. Als sie die Überschriften auf der Titelseite las, gähnte sie herzhaft und war gerade im Begriff in Blaubeermuffin zu beißen, als es klingelte. Sam runzelte die Stirn. Wer würde sie um diese Uhrzeit besuchen wollen? Noch während sie die letzten Krümel von ihren Fingern leckte, schlurfte sie zur Tür und öffnete sie, aber niemand war dort. Sie sah sich um, aber niemand war zu sehen. Mit einem Stirnrunzeln wollte sie gerade die Tür schließen, als etwas auf den Boden ihre Aufmerksamkeit erregte. Es war ein kleiner, weißer Umschlag, ihr Name stand deutlich auf der Vorderseite geschrieben:

Major Samantha Carter, USAF.

Neugierig nahm sie ihn an sich und drehte ihn um. Keine Briefmarke, kein Absender. Mit einem letzten Blick nach draußen schloss sie die Tür und ging langsam zurück in die Küche. Auf ihren Weg dorthin, untersuchte sie neugierig den Umschlag. Aber nichts verriet einen möglichen Absender. Als sie sich setzte, öffnete sie den Umschlag mit einem Finger und zog den Inhalt heraus.

„Oh mein Gott“, schnappte sie nach Luft, als sie sah, was ihre plötzlich zitternden Hände hielten. „Oh nein.“ Und noch während sie erstarrte, zog sich ihr Magen vor Übelkeit zusammen und ein kalter Schweiß brach über ihren ganzen Körper aus. Ihr Blick war wie versteinert auf die Fotos in ihrer Hand gerichtet. Sie wurden nachts aufgenommen und die Auflösung war verschwommen, aber man konnte sehr gut die beiden Personen ausmachen, die sich unter einem Sternenhimmel leidenschaftlich hielten. Es waren sie und Jack. Mit zitternden Fingern blätterte sie durch die Fotos; insgesamt waren es drei, jedes entblößte mehr als das letzte Foto. Eins von ihnen auf dem Dach, zwei in seinem Haus. In seinem Schlafzimmer.

Erstarrt ließ sie sie einfach fallen, ihr Herz begann wie eine Achterbahn vor Angst zu rasen. Und dann sah sie die Nachricht, noch immer im Umschlag. Eifrig griff sie danach und las sie fieberhaft durch.

„Ein wenig indiskret, Major?“, stand dort geschrieben. „Es wäre doch eine Schande gleich zwei Karrieren zu ruinieren. Kontaktieren Sie niemand und treffen Sie mich in einer Stunde an den folgenden Koordinaten oder alle Offiziere im SGC werden diese Fotos bis zum Mittag haben. Und nicht vergessen, wir beobachten Sie.“

Panik stieg so schnell in ihr auf, dass sie dachte, gleich los zu schreien. Verzweifelt rannte sie zu den Fenstern und zog sämtliche Vorhänge zu, ihr Körper war vor Kälte und Ekel am zittern. Erpressung. Sie wurde erpresst! Sie wusste nicht, was sie tun sollte, sie war gefangen, allein. „Verdammt!“, schrie sie, ihre Stimme ungewohnt laut im stillen Haus. „Okay“, sagte sie dann, „denk nach, Sam. Denk nach.“ Ihre Hand griff nach dem Telefon, instinktiv wollte sie Jacks Nummer wählen. Aber im letzten Moment hielt sie inne, ihre Finger verkrampften sich um das kalte Plastik. 'Kontaktieren Sie niemanden’, hatte in der Nachricht gestanden und plötzlich fragte sie sich, ob ihr Telefon abgehört wurde. 'Und vergessen Sie nicht, wir beobachten Sie’. Mist, Mist, Mist, Mist!

Schwer setzte sie sich auf den Stuhl und lockerte den Griff um das Telefon. Geschockt starrte sie auf die Fotos, die über dem Frühstückstisch verteilt lagen. Und dann ganz langsam vertrieb die Wut die Angst und Panik in ihr. Wut, dass jemand es wagte, sie zu erpressen und Wut, dass ihre kostbare Nacht mit Jack so herabgesetzt wurde. Sie schloss ihre Augen, als die volle Erkenntnis, dass jemand sie beobachtet hatte, über sie hereinbrach.

„Mistkerle“, zischte sie, als ihre Faust mit voller Kraft auf den Tisch knallte, so, dass das Geschirr kurzeitig einen Sprung in die Luft machte. Sie erkannte, dass sie zwei Möglichkeiten hatten: Entweder, sie ließ sich nicht erpressen, sie würde Jack anrufen und würde das ganze Chaos gleich zu Hammond schleppen, oder sie würde sich mit dem verantwortlichen Mistkerl treffen und ließ ihn den Tag bedauern, an dem er auch nur daran *gedacht* hatte, sie zu erpressen. Sie schloss ihre Augen und dachte über ihre Möglichkeiten nach. Sollte sie ihre Tage im SGC mit Pein und Erniedrigung beenden oder den verantwortlichen Mistkerl außer Gefecht setzen? Schwierige Entscheidung.

Sie schnappte sich die Nachricht, stürmte in das Wohnzimmer und zog ein Karte aus ihrem Bücherregal, wobei sie in ihrer Eile einen ganzen Stapel von Blättern verteilte. Die Unordnung ignorierend, fand sie die Koordinaten und runzelte nur die Stirn. Sie kannte den Ort, dort oben in den Bergen. Schnell zog sie sich ihre Schuhe an und schnappte sich ihre Jacke. Anschließend rannte sie in ihr Schlafzimmer, wo sie ihren Safe öffnete und ihre persönliche Pistole herausholte. Als sie ihre Waffe in ihre Tasche stopfte, rannte sie schon in Richtung Tür und war nur zehn Minuten nach Erhalten der Nachricht verschwunden.



*******************



Lange bevor die Besprechung beginnen würde, befand sich Jack bereits im Besprechungsraum. Es würde keinen Spaß machen und er wollte die ganze Sache einfach nur so schnell wie möglich hinter sich bringen. Die letzte Besprechung – SG-1 letztes Hurra.

Seine Füße hatte er auf den Tisch gelegt, während er mit leerem Blick hinunter in den menschenleeren Torraum schaute. Er hatte das Gefühl, dass der heutige Tag das Ende der Dinge war und er kämpfte mit sich dahinter zu schauen, sich vorzustellen, dass das Leben auch nach ihrem Weggang weiterging. Oh, er wusste, dass es das tat. Das hat es immer getan. Es ging weiter, nachdem Sara ihn verlassen hatte, sogar nach Charlies Tod. Er wusste, dass der Schmerz verstreichen und nachlassen und die Geister seine anderen Verluste beiwohnen würde. Aber dieses Wissen tat wenig die Qual der Trennung zu lindern, die dieser Tag mit sich bringen würde. Heute würde er ihr Gesicht zum letzten Mal sehen und er wusste, dass wenn sie fortging, sie einen großen Teil seines Herzens gleich mit sich nahm.

„Hey.“

Daniels müde Stimme zog seinen Blick von dem ruhenden Stargate zurück in den Raum. „Du bist früh dran“, sagte Jack.

Daniel nickte. „Du auch.“

Jack antwortete ihm nicht, seine Augen senkten sich ziellos auf die Hände in seinem Schoß.

„Es wird nicht dasselbe sein ohne sie, oder?“, fragte Daniel in einem Flüstern.

Jack schloss seine Augen, als ein plötzlicher, vollkommen vernunftswidriger Blitz der Wut in ihm aufloderte. Mit vorsichtig kontrollierter Stimme antwortete er ihm. „Nein. Das wird es nicht.” Es war nicht Daniels Schuld, erinnerte er sich grimmig. Es fühlte sich nur so an, als ob es das aber war.

„Ich denke, dass alles für die Party fertig ist“, sagte Daniel schließlich mit gezwungen heiterer Stimme. „Es wird bestimmt… lustig.“ Das letzte Wort war nur noch ein Seufzen. Jack sah zu seinem Freund hinüber und er erkannte, dass er nicht der Einzige war, der trauerte. Daniel und Sam standen sich auf ihre Art und Weise ziemlich nahe.

Ihre Blicke trafen sich und irgendwas blitze zwischen ihnen auf; eine Entschuldigung wurde angenommen und eine Bestätigung von gemeinsamen Bedauern und Trauer. „Es tut mir leid, dass ich mich in letzter Zeit wie ein Arsch aufgeführt habe“, sagte Jack schließlich leise in den ruhigen Raum hinein. „Ich bin nur…“

„Ich weiߓ, sagte Daniel. „Ist schon okay. Wir alle stehen ziemlich neben uns wegen dieser Sache – aber für dich ist es wohl schlimmer.“

Er runzelte die Stirn. Ihr Moment des geteilten Verstehens wurde ersetzt durch die übliche Vorsicht. „Weil?“

Daniel lächelte fast. „Weil du eine gewisse Zuneigung ihr gegenüber hast, Jack – eine Zuneigung, die ich und Teal’c nicht haben.“

Jacks Stirnrunzeln verwandelte sich in einen finsteren Blick, als er seine Beine vom Tisch schwang und Daniel den Rücken zuwandte, wo er erneut auf das Stargate hinunterblickte. Er machte sich nicht Mühe es zu verleugnen. Was für einen Sinn hatte es schon? Aber bestätigen tat er es auch nicht; er ließ einfach nur Daniels Worte unbeantwortet im ausbreiteten Schweigen zwischen ihnen hängen und seine Gedanken schweiften erneut zu der schmerzhaften Trennung ab, die ihnen bevorstand.



*******************



Die Straßen waren frei, als Sam fuhr, was günstig war, denn sie war zu sehr mit ihren Gedanken woanders, als dass sie dem Verkehr irgendwelche Aufmerksamkeit zollte. Erpressung. Sie konnte es kaum glauben! Aber von wem und warum? Was zum Teufel dachten sie nur, was sie ihnen geben könnte? Geld? Bei ihrem Gehalt? Und die Nachricht – dort wurde das SGC und ihr Rank erwähnt. Es musste jemand von der Arbeit sein. Es gab keine andere Erklärung. Ihr Blick verfinsterte sich im hellen Sonnenlicht und sie wünschte sich, ihre Sonnenbrille dabei zu haben. Wer zum Teufel würde sie nur erpressen wollen?

In ihrem Kopf kämpfte sie noch immer mit der Frage, als sie auf dem besagten Parkplatz einbog. Niemand war hier. Zumindest niemand sichtbares. Bevor sie ihr Auto verließ, nahm sie sich noch die Zeit ihre Waffe zu entsichern, leise hoffend, dass sie keinen Grund bekommen würde, sie zu benutzen. Aber wenn sie bedroht werden würde, dann wäre sie verdammt, wenn sie zögerte. Niemand sollte Sam Carter an der Nase herumführen und damit ungeschoren davonkommen.

Nervös, ihr Herz raste vor Adrenalin, stieg sie aus dem Wagen. Ihre Hand hielt sie fest um ihre Waffe in ihrer Jacke gepresst, als sie sich langsam umdrehte und die Umgebung nach irgendwelchen Anzeichen von Bewegungen oder einer Bedrohung absuchte. Nichts. Niemand. Sie schaute auf ihre Uhr; eine Minute noch bis zur vorgeschriebenen Stunde. Vielleicht war sie ja zuerst angekommen? Sie entfernte sich etwas vom Auto, aber ließ die Tür offen für den Fall, dass sie flüchten musste. Und in der Ferne hörte sie das sanfte Surren eines sich nähernden Wagens und ihr Magen zog sich vor Besorgnis zusammen, als sich ihr Griff um die Waffe noch weiter festigte. Ein Fuß leicht zur Seite gestellt, um das Gleichgewicht zu halten, auf die bevorstehende Konfrontation vorbereitet. Das Auto kam immer näher, es war glänzend und schwarz und… fuhr direkt an ihr vorbei. Sie war schon fast enttäuscht, darauf erpicht die Sache endlich hinter sich zu bringen.

Sie war gerade im Begriff sich zu ihren eigenen Wagen umzudrehen, als sie ein schrecklich vertrautes Geräusch hörte; das metallische Kreischen einer Technologie, als um sie herum die Ringe so schnell nach unten schossen, dass sie nicht die Möglichkeit hatte zu entkommen. In den Bruchteil einer Sekunde, bevor sie verschwinden würde, tat Sam das Erste, was ihr durch den Kopf schoss. Sie griff nach ihrem Hals, riss Jacks Kette ab und schmiss sie außerhalb der Reichweite der Ringe, bevor sie wieder verschwanden und Sam mit sich nahmen.



*******************



Mit einem ungeduldigen Fingertrommeln saß General Hammond am großen Holztisch. Zum dritten Mal schaute er bereits auf seine Uhr: Dreizehn nach zehn. Carter war spät dran.

Er schaute sich am Tisch um und sah, wie Daniel ebenfalls seine Uhr überprüfte, sein Gesicht angespannt vor Sorge. Teal’c blieb wie gewöhnlich teilnahmslos, obwohl Hammond dachte, so etwas wie eine gewisse Anspannung um sein Kinn herum auszumachen. Jack dagegen war nicht in der Lage still zu sitzen. Seine Finger schlugen nervös einen Bleistift rhythmisch gegen den Tisch, während er mit seinem Fuß ungeduldig auf und ab wippte und sein Blick glitt ständig zwischen seiner Uhr und der Tür hin und her. Carter verspätete sich. Und Carter verspätete sich nie.

„Hat sie jemand heute Morgen gesehen?“, fragte Jack schließlich, da er das Schweigen einfach nicht mehr aushielt.

Daniel schüttelte den Kopf. „Ich bin direkt hierhergekommen“, sagte er. „Ich bin nicht an ihrem Labor vorbeigegangen.“

Jacks Blick huschte zu Teal’c. „Ihr Labor war noch abgeschlossen, als ich vor einer Stunde dort gewesen war, O’Neill.“

Das Gesicht des Colonels verzog sich zu einer besorgten Miene. „Carter kommt nie zu spät“, sagte er und sprach nur die Gedanken der anderen laut aus.

Hammond nickte und stand auf. Er ging zur Tür, wo ein Airman auf dem Gang stand. „Lieutenant Foley, rufen Sie die Sicherheit am Haupttor an“, sagte er. „Überprüfen Sie, ob Major Carter bereits eingetroffen ist.“



*******************



Als die Ringe um sie herum verschwanden, zog Sam ihre Pistole aus der Jacke und wirbelte in einer dreihundertsechziggrad Drehung herum. Sie befand sich in einem leeren Raum, aber sie konnte nicht leugnen, wo sie sich befand. Sie erkannte ein Goa’uld-Schiff, wenn sie eines sah. Das sanfte Summen, welches durch das Metall unter ihren Füßen vibrierte, sagte ihr, dass sich das Schiff bewegte. Mist. Was zum Teufel war hier nur los?

Hinter ihr öffnete sich eine Tür und sie wirbelte mit erhobener Waffe herum, ihr Finger lag auf dem Abzug. Zwei Jaffa kamen herein, starrten finster, als sie ihre Waffe sahen. Einer sprach zu ihr, aber sie konnte seine Worte nicht verstehen. „Zurückbleiben!“, schrie sie ihn an.
Er verstummte und trat einen Schritt zur Seite, sodass eine weitere Person eintreten konnte. Sams Kinnlade machte fast Bekanntschaft mit dem Boden, als sie Colonel Maybourne, gekleidet in seiner US Air Force Uniform, durch die Tür kommen sah.

„Maybourne!“, zischte sie. „Was zum Teufel ist hier los?“

Ein glattes Lächeln huschte über sein Gesicht. „Major Carter“, sagte er, „ich bin so froh, dass Sie es geschafft haben.“

„Sagen Sie mir, was hier los ist, Sie verdammter Mistkerl, oder ich vergesse mich und werde Sie an Ort und Stelle umbringen!“

„Das glaube ich nicht, Major“, antwortete er ruhig. Und dann bemerkte sie einen flüchtigen Seitenblick in seinen Augen, gerade genug, um ihn zu verraten. Sie wirbelte herum, aber nicht schnell genug, als der Jaffa hinter ihr hart seinen Arm auf ihr Handgelenk schlug, sodass die Pistole aus ihren Händen fiel.

Sie griff danach, aber der Jaffa packte sie grob und drehte sie mit ihren Arm schmerzhaft auf den Rücken gedreht, um. Sie schnappte nach Luft, aber weigerte sich aufzuschreien. „Vorsicht“, warnte Maybourne ihn. „Verletzt sie nicht.“

„Was zum Teufel wollen Sie hier, Maybourne?“, spuckte sie. „Haben Sie sich jetzt mit den Goa’uld verbündet?“

Als sie sicher entwaffnet war, ging er einen Schritt auf sie zu. „Ich mache das, wozu Sie und Ihre selbstgerechten Freunde zu feige sind, Major“, sagte er ihr. „Ich tue das, was nötig ist, um die Welt zu retten.“

„Scheißdreck.“

Er fuhr mit einem kalten Finger über ihre Wange. „Ich habe schon immer Ihr Feuer geliebt, Samantha“, sagte er mit einem Lächeln, welches zu einem Grinsen mutierte. „Ich erkenne, warum Jack Sie so unwiderstehlich findet. Schande nur, dass er seine Hände nicht bei sich behalten kann, nicht wahr?“ Sam starrte ihn nur an, nicht gewillt ihm zu antworten. „Sie müssen mich daran erinnern Ihnen noch die anderen Fotos zu zeigen. Sie sind ziemlich… unterhaltsam.“

Ihre Augen verengten sich. „Ich werde sie töten, Maybourne“, zischte sie.

„Oh, das glaube ich nicht, Samantha“, lächelte er, als er einen Schritt zurückging. „Trotz allem werden wir Verbündete sein, Sie und ich.“

„Da würde ich lieber sterben.“

Sein Lächeln wurde eiskalt. „Ja“, stimmte er ihr zu. „Da bin ich mir ganz sicher.“

Und dann öffnete sich erneut die Tür hinter ihm. Eine ganze Garde von Wachen und eine Frau kamen herein, die Sam augenblicklich als Goa’uld entlarvte. Sie war groß und markant, ihre dunklen Haare fielen lang über ihr Gesicht, nur dürftig von den verstrichenen Jahren gezeichnet. Bei ihrer Ankunft schritt Maybourne zurück, um ihr den Weg zu Sam freizumachen.

„Das ist sie?“, fragte der Goa’uld.

„Ja, Hakraa. Das ist diejenige. Wie ich es versprochen habe.”

Hakraa ignorierte die Worte des Mannes, ihr Blick nur auf Sam gerichtet, als sie langsam auf sie zuging. „Du besitzt das Wissen über die Tok’ra“, sagte sie. „Du warst eins Wirtin von Jolinar.“ Sam hob ihr Kinn an, nicht willens ihr zu antworten und ein grausames Lächeln zeichnete sich auf Hakraas Lippen ab. „Schon bald“, sagte sie, „werde ich alles wissen.“

„Nicht von mir“, erwiderte Sam mutiger, als sie sich fühlte.

Hakraa beachtete ihre Worte nicht, obwohl ihr Blick nie Sams Gesicht verließ. Sie griff mit ihrer Hand nach Sams Kinn und wandte ihren Kopf von der einen Seite zur anderen. „Sie ist hübsch. Ein Bonus.“ Ihre Hand fuhr über Sams Schulter an ihren Armen hinunter. „Und stark.“

Sams Herz pochte wie wild in ihrer Brust, während sie in ihren Kopf damit kämpfte einen Weg hier raus zu finden. Es musste einfach einen Weg geben! Sie kannte den Schmerz, den ein Goa’uld-Handgerät verursachte und sie kannte sich gut genug, um zu wissen, dass sie nicht sehr lange solch eine Tortur aushalten würde. Sie würde lieber sterben, als die Tok’ra zu verraten, aber sie bezweifelte, dass ihr überhaupt diese Möglichkeit zur Verfügung stand. Verzweifelt wandte sie sich an Maybourne. „Wie können Sie nur so etwas tun?“, fragte sie ihn. „Glauben Sie ernsthaft, die werden sich die Erde teilen, wenn sie erst einmal die Tok’ra vernichtet haben? Wir werden die nächsten sein!“

Maybournes Lächeln war so hochmütig wie eh und je. „Major“, seufzte er, „Sie hatten noch nie genug Vertrauen in mich.“

„Ich hatte Ihnen noch nie irgendwie vertraut“, spukte sie.

Er ignorierte sie. „Als Gegenleistung für Ihre Auslieferung an Hakraa, hat sie zugestimmt die Erde mit allen Waffen zu versorgen, die nötig sind, um uns gegen Apophis zu verteidigen. Dann sind wir nicht länger schwach und wehrlos und müssen uns nicht mehr auf unsere zweifelhafte Allianz mit den Tok’ra verlassen. Die Macht der Erde wird dann endlich in der Galaxie geltend gemacht.“

Sam konnte kaum glauben, was sie da gerade eben gehört hatte. „Sie Idiot! Sie glauben ernsthaft, dass sie das auch wirklich *tun* wird?“ Sie lacht beinahe auf. „Gott, Maybourne, Sie sind ein noch größerer Volltrottel, als ich gedacht hatte! Sie benutzt Sie – sehen Sie das denn nicht? Wenn sie sich von mir das genommen hat, was sie will, dann wird sie Sie töten!“

Er schaute aufgrund ihrer Worte etwas angeschlagen aus, aber er bewahrte seine ausdruckslose Miene. „Wir haben eine Vereinbarung“, sagte er ihr. „Unterzeichnet.“

Diesmal lachte sie wirklich auf. „Unterzeichnet? Auf Papier? Oh, ach, wenn das so istl… Herr Gott noch mal, Maybourne!“

„Genug!“ Hakraas Stimme hallte mit aller Kraft durch den Raum. „Es ist keine Zeit für dieses Gezanke. Bereitet sie für die Prozedur vor.“

Sams Blick schnellte zurück zum Goa’uld. „Welche Prozedur?“

Ihre Lippen verzogen sich wieder zu dem grausamen Lächeln. „Du hast doch nicht geglaubt, dass ich meine Zeit damit verschwende, dich zu quälen, um an die gewünschten Informationen zu kommen?“, fragte sie. Sam spürte, wie ihr Herz aufhörte zu schlagen, als ihr Verstand bereits den Schrecken verstand, der ihr bevorstand. Jegliche Farbe verließ Sams Gesicht und in ihrem Kopf begann sich alles zu drehen, als sie die Wahrheit in dem Gesicht der Frau vor ihr erkannte. „Mir ist dieser Körper überdrüssig“, murmelte Hakraa, als sie mit einem eleganten Finger über Sams Wange fuhr. „Und du bist so hübsch. Ich bin mir sicher, dass ich es genüsslich genießen werde.“

Für einen Moment vergaß Sam das Atmen. Und dann brach ihre ganze Luft in einen markerschütternden Schrei aus ihr heraus. „NEEEIN!“



*******************



Daniel beobachtete Jack dabei, wie er nervös den Bleistift zwischen seinen Fingern drehte, als sie auf Lieutenant Foley warteten. Wahrscheinlich steckte Sam nur im Verkehr fest oder irgendwas gleichwertig Triviales, aber er konnte einfach nicht die Beunruhigung aus seinen Herzen verbannen. Sam kam nie zu spät. Dann aber auch wieder war sie die letzten Wochen kaum sie selbst gewesen. Ruhig und in sich gekehrt hatte sie ihre Sachen zusammengepackt, so als ob sie eher zu einer Totenwache anstatt zu einem aufregenden, neuen Job aufbrechen würde.

Vielleicht war sie am Ende zu dem Entschluss gekommen, dass sie die letzte Trennung nicht ertragen konnte, all die Verabschiedungen und besten Wünsche? Vielleicht hat sie sich entschieden sich leise und unbesungen zurückzuziehen? Es hätte zu ihrer Bescheidenheit gepasst, aber nicht zu ihrer Sensitivität den anderen gegenüber. Er bezweifelte, dass sie ihre Freunde der Chance berauben würde ihr alles Gute zu wünsche, egal wie unlieb es ihr erscheinen mochte.

Aber ein Blick auf Jacks finstere Gesichtszüge ließen Daniel verstehen, warum sie vielleicht jegliches Aufheben vermeiden wollte. Welche Gefühle sie auch immer teilten, Jack war verdammt wütend, dass sie ging und in den letzten Wochen hatte er jede Möglichkeit genutzt, um genau das zu demonstrieren. Die Luft zwischen ihnen wurde so dick vor Spannung, dass es erstickend war. Bei mindestens einer Gegebenheit hatte General Hammond die Notwendigkeit gesehen dazwischen zu gehen und Jack zu sagen, dass er sich beruhigen sollte. Jack hatte die Rüge mit all seinen gewohnten Anmut hingenommen. Aber zwischen seinen finsteren Blicken und Knurren hatte Daniel den Schimmer von etwas Sanfteren in seinen Augen gesehen, wenn sie auf Sam ruhten; eine tiefe Trauer über den Verlust von etwas Kostbaren.

Und er erblickte es jetzt erneut, als Jack mit dem Bleistift spielte, seine Gedanken abschweiften und seine Augen unfixiert herumirrten. Es war einer seiner seltenen ungeschützten Momente, wo die Maske gefallen war. Dahinter verbarg sich aufrichtige Sorge und tiefe Zuneigung, die unter seiner brüchigen Fassade der Wut vergraben lagen. Genau in diesem Moment, durchbrach ein scharfes Klopfen die angespannte Stille und Jacks Kopf schoss nach oben, als ob ihn dort eine Kugel getroffen hätte.

„Herein“, sagte General Hammond augenblicklich und Lieutenant Foley öffnete die Tür. „Und?“, fragte er, als er sich in seinem Stuhl umdrehte.

Daniel sah, wie Foley den Kopf schüttelte. „Kein Zeichen von Major Carter am Haupttor, Sir“, antwortete er knapp.

Über seiner Schulter hinweg, hörte er, wie Jacks Bleistift entzweibrach. „Ich werde sie zu Hause anrufen“, sagte Jack und rutschte seinen Stuhl geräuschstark nach hinten.

„Es tut mir leid, Sir“, unterbrach ihn Foley, „aber ich habe mir bereits diese Freiheit genommen. Keine Antwort. Genau wie bei ihrem Handy.“

Daniel konnte das besorgte Stirnrunzeln auf Hammonds Gesicht sehen, als sein Blick zurück zu ihm schwankte und er den Airman mit einem knappen Nicken entließ. Als sie wieder alleine waren, begann er zu sprechen. „Hat jemand vielleicht eine Ahnung, was hier los sein könnte?“

'Das habe ich’, dachte Daniel und warf Jack einen bedeutenden Blick zu. Aber O’Neill entschied sich ihn zu ignorieren, der noch immer auf den Füßen war, bereit endlich was zu unternehmen, doch es war Teal’c, der letztendlich das Schweigen brach.

„Major Carter schien seit ihrer Entscheidung das SGC zu verlassen, nicht glücklich zu sein“, beobachtete er. „Vielleicht bereut sie ihre Entscheidung?“

„Carter würde nicht einfach so verschwinden“, sagte Jack mit absoluter Sicherheit und Daniel lächelte fast aufgrund seines uneingeschränktes Vertrauen in sie.

Aber O’Neill war nicht der Einzige. „Da stimme ich zu“, antwortete Hammond. „Major Carter ist eine vorbildliche Soldatin, Teal’c“, sagte er. „Ich glaube nicht, dass sie zuließ, dass ihre persönlichen Gefühle dermaßen ihre Professionalität beeinflussen würde.“

Daniels Blick war weiterhin auf Jack gerichtet, als der General sprach und er konnte sehen, wie Schuldgefühle über sein Gesicht huschten. Irgendwo an der Grenze *waren* ihre persönlichen Gefühle in ihr professionelles Leben eingedrungen und ihr Weggang war vermutlich die Konsequenz daraus. Er seufzte und war sich nicht sicher, ob er wütend, amüsiert oder einfach nur traurig sein sollte.

„Wir sollten jemand losschicken, der ihr Haus überprüft“, sagte Jack schließlich und störte somit seinen Gedankenfluss. „Um sicherzugehen, dass sie in Ordnung ist.“

Hammond nickte. „Aller Wahrscheinlichkeit nach steckt sie im Verkehr fest oder steht mit einem platten Reifen auf dem Seitenstreifen des Highways.“

Jack hatte bereits seinen Mund geöffnet, um etwas darauf zu erwidern, aber Hammond hielt ihn auf, indem er nur seine Hand hob. „Aber da die Party nicht ohne den Ehrengast anfangen kann…“

„Danke, Sir“, sagte Jack und war bereits aus der Tür, bevor der General ihn mit einem knappen Nicken entlassen konnte.

„Hey!“, rief ihm Daniel hinterher und sprang ebenfalls auf. „Warte!“



*******************



In dem Moment, in dem Hakaar ihre Augen in ihrem neuen Wirt öffnete, wusste sie, dass etwas anders war. Sie spürte es sofort, diese andere Gegenwart in ihrem Kopf, wütend zurückgezogen in einer dunklen Ecke, beobachtend, ihre Gelegenheit abwartend. Wartend. Und sie wusste augenblicklich, wer es war, dessen Körper sie vereinnahmte: Samantha Carter.

Als sie aufstand, stellte sie fest, dass sie trotz der beunruhigenden Gegenwart der anderen, volle Kontrolle über ihren neuen Körper hatte. Sie schritt zu dem großen, ovalen Spiegel am anderen Ende des Raumes um sich selbst zu bewundern. Groß, stark gebaut und wild – das war der Körper einer Kriegerin, erkannte sie und genoss die Kraft, die durch sie hindurchfloss, als sie sich bewegte. Gut durchtrainierte Muskeln, der kräftige Herzschlag in ihrer Brust. Ja, das wird ein wundervoller Wirt sein, sogar ohne den anderen Vorteil, der sich dort oben im Kopf verbarg.

Sie schloss ihre Augen und wühlte sich durch das Durcheinander von Gefühlen, Erinnerungen und Gedanken, die im Kopf des Wirts herumirrten. Beirrungslos suchte sie nach der einen Sache, die die anderen in den Schatten stellte – ihr Wissen über die Tok’ra.
Für einen so alten Goa’uld wie Hakraa war es ein Leichtes das zu finden, was sie wollte. Die Anwesenheit von Jolinar ruhte noch immer stark im Kopf und Hakraa griff gierig danach, begierig das Wissen zu erlangen. Als ihre Gedanken die Erinnerungen berührten, spürte sie einen heißen Schmerz, der in ihren Kopf explodierte und sie schrak davor zurück, als ob sie verbrannt worden wäre.

Eine kalte Wut packte sie, als sie die kleine Festung umkreiste, die Jolinar aufgebaut hatte, überprüfte jede Stelle nach einer möglichen Schwäche. Aber sie fand keine, und jedes Mal, wenn sie dem zu nahe kam, spürte sie diesen blendenden Schmerz. Jolinar, so sah es aus, hatte einen Weg in den Kopf ihres Wirtes gefunden. Und innerhalb dieses kleinen Eisenringes erkannte Hakraa das Wesen der Frau, dessen Körper sie besaß, versteckt aber wütend, beschützt in Jolinars Heiligtum und sie schützte es vor jedem, der dieses Wissen stehlen wollte. Und sie lächelte, da sie wusste, dass das Mitgefühl des Tok’ra für ihren Wirt der Untergang ihrer Rasse sein würde. Wo die Gedanken von Jolinar stark und unnachgiebig waren, waren die Gedanken des Wirts menschlich und schwach. Und Schwäche – Menschlichkeit – konnte immer ausgebeutet werden.


weiter: Kapitel 4
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