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In the Line of Duty: (2) Holding the Line von Sally Reeve, Destiny

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Teil 2

Die Uhr an seinem Bett tickte die kleinen Stunden der Nacht mit einer unbarmherzigen Gewissheit weg und Jack lag in der Dunkelheit hörte auf das Tick-Tick, während er in seinem Kopf die trübe Straße des Bedauerns und der Sehnsüchte entlang driftete, welche ihn schon so oft in einer schlaflosen Nacht verfolgt hatte. Bedauern. In Nächten wie diesen, schwirrten sie in seinem Kopf herum, jagten sich gegenseitig, kamen zusammen, vermischen und taumeln zu einer erschreckend Klarheit, die mit neuem Schmerz in seine Brust stach. Bedauern. Sie hatten alle Namen. Charlie, Sara, Kowalsky, Carter. Jeder so schmerzhaft wie der andere, auf ihre eigene Art und Weise. Alle außer Charlie. Das war ein einzigartiger Schmerz, unerreicht von allen anderen. Bedauern und Schuld. Aber heute Nacht war es nicht Charlie, der seine ruhelosen Gedanken jagte, heute Nacht war es Carter. Sam.

Und plötzlich war sie wieder da, so wirklich, wie seine Erinnerungen sie nur machen konnten; wie sie ihn anlächelte, ihre Augen im Mondlicht, ihre Haut heiß gegen seiner, ihr warmer Atem auf seinen Lippen. Und der Schmerz war elektrisierend. Vor nicht mal zwei Monaten war sie genau dort, in seinen Armen und alles war in Ordnung gewesen. Für ein paar kurze Stunden hatte alles einen Sinn ergeben und er hatte seinen Platz in der Welt erkannt. Er war an ihrer Seite. Aber dann brach der Morgen in sein Schlafzimmer und hatte sie gestohlen, ihn beraubt zurückgelassen.

Und er war noch immer beraubt, allein und einsam in einem Haus, in dem die Stunden des kurzlebigen Glücks widerhallten. Aber es war ein gekauftes Glück zu einem kostbaren Preis und heute hatte ihm Daniel gezeigt, wie hoch dieser Preis vermutlich war. Und er wusste nicht, ob er ihn bezahlen konnte.

'Sams Meinung ist die Einzige, auf die du noch hörst.’ Er zuckte bei der Wahrheit hinter diesen Worten zusammen; diese eine Nacht hatte sie beide in eine Umlaufbahn um den jeweils anderen gezogen, nicht in der Lage daraus auszubrechen, als sie ihre Kreise umeinander zogen, verzaubert von dem Tanz, wobei sie die anderen ausschlossen. Seine Augen, seine Aufmerksamkeit, seine Gedanken war nur auf Sam fixiert.
Aber er hatte gedacht, dass er dies verborgen hielt, er hatte gedacht, dass er professionell war – seine Pflicht getan hatte, diese gottverdammte Grenze gehalten hatte. Er hatte gedacht, niemand würde es bemerken. Aber er lag falsch. Daniel hatte es bemerkt. Natürlich hatte er es bemerkt. Wie konnte er auch nicht? Sie waren wie eine Familie, sie standen sich näher als eine Familie. Und diese Sache mit Sam hatte an dem Band zwischen ihnen gezerrt, zerrüttete die Dynamik, die seit drei Jahren aufgebaut hatten.

Daniel vertraute ihm nicht mehr, dass er noch das Richtige tat und in der Dunkelheit der Nacht, war Jack ehrlich genug, um zuzugeben, dass er sich selbst nicht mehr traute. Oh, die Entscheidung sich den Jaffa nicht zu ergeben, die war richtig gewesen, technisch gesehen schon, aber… Aber es war der Gedanke Sam in den Händen von Apophis zu sehen, welcher ihn zu Tode geängstigt hatte, das hatte die Zurückhaltung nur verstärkt, als die Schreie durch die kalte Mittagsluft echoten. Besser sie als Sam, hatte er gedacht. Und dieser Gedanke widerte ihn an.

Er bedeckte sein Gesicht mit den Händen und drückte sie auf seine Augen, trocken und sandig durch den Schlafentzug. „Wie zum Teufel kommst du da nur wieder raus, Jack?“, fragte er sich. Aber es kam keine Antwort, denn er hatte keine.



*******************



Daniel wachte abrupt auf, plötzlich hellwach und starrte in die Schatten seines Schlafzimmers. Für einen kurzen Moment fragte er sich, was ihn geweckt hatte, aber es dauerte nur einen Augenblick, bis die bitteren Erinnerungen auf ihn einschlugen – Schlaf hatte sie nicht weit genug verbannt.

Er erinnerte sich an das Gesicht des Kindes. Er erinnerte sich an Jacks sture Unnachgiebigkeit. Er erinnerte sich an die kalte Wut in den Augen eines Mannes, den er als Freund bezeichnete. Er erinnerte sich an seine eigenen Worte – „Er hätte Charlie sein können“ – und er erinnerte sich, wie Jacks Gesicht unter dieser Anschuldigung fast in sich zusammengefallen war. Ein Impuls von Reue schlug in seiner Brust aus. Dann erinnerte er sich an die anderen Worte. „Fick dich. Aber ich denke mal, dass ist wohl Sams Aufgabe, nicht wahr?“ Er erinnerte sich daran, wie ihr Gesicht erstarrt und wie Eis zersplittert war, der Blick vom erschreckenden Betrug. Und der Impuls wurde zu einem stetigen Fließen, welches die Wut in seinem Herzen ertrank.

Acht Menschen waren gestorben. Er erinnerte sich an diese Tatsache, aber es machte nichts aus. Alles, was er sehen konnte, war Sams Gesicht und den Schmerz dort, den seine Grausamkeit hervorgerufen hatte, hässliche Worte hatte er dieser Frau an den Kopf geworfen, die er wie eine Schwester liebte, die er nie hatte. „Oh Gott“, seufzte er und beobachtete das Aufleuchten von den vorbeifahrenden Lichtern. „Was habe ich getan?“



*******************



Sam hatte auf dem Stützpunkt geschlafen. Sie hatte sich selbst nicht getraut sich hinter ein Lenkrad zu setzen. Nicht, dass sie nicht in der Lage gewesen wäre zu fahren, sie hatte sich nur nicht vertraut auch nach Hause zu fahren. Weil es so ein Tag wie der gestrige war, wenn die Welt zur Hölle wurde, es ihr da am schwersten fiel ihm zu widerstehen. Es waren Tage wie gestern, an denen er nahe der Grenze tanzte und sie damit in Versuchung führte sie zu überschreiten. „Wollen Sie vielleicht noch ein Bier oder etwas anderes?“, hatte er gefragt, als sie noch immer geschockt in Daniels Büro gesessen hatten. Seine Augen waren unsicher, aber hoffnungsvoll und es hatte sie alle Willenskraft gekostet ihn da abzusagen.

„Vermutlich keine so gute Idee, Sir“, hatte sie gesagt, atemlos durch den Aufwand zu verleugnen, dass sie sich nach dieser Nähe sehnte. „Wenn man Daniels Bedenken… berücksichtigt.“

Er nickte nur, enttäuscht und zu müde es hinter einen seiner idiotischen Witze zu verstecken. Er stieß sich einfach nur auf seine Füße und ging zur Tür. „Nacht, Carter.“ Und dann war er verschwunden, ließ sie alleine zurück – was sie gewollt hatte und was sie auch wiederum nicht wollte.

Und sie war noch immer alleine, als sie in der Cafeteria frühstückte. Es schmeckte nur nach Staub, als sie darüber nachdachte, was der Tag sonst noch für sie bringen mochte. Der Niederschlag von Daniels Anschuldigungen würde chaotisch sein und sie hatte keine Ahnung, wie sie das lösen sollten. Wenn SG-1 überleben sollte, dann musste ernsthaft etwas passieren. Aber sie hatte keine Ahnung was. Und in ihrem Herzen, da fürchtete sie, dass es vielleicht keine Antwort gab. Indem sie die Grenze überschritten hatten, hatten sie und Jack das zerstört, was sie so sehr versucht hatten zu schützen.

„Major Carter?“ Sie schaute auf, überrascht General Hammond auf der anderen Seite des Tisches stehen zu sehen. „Haben Sie was dagegen, wenn ich mich setzte?“

Überrascht sagte sie: „Nein, Sir. Natürlich nicht.“ Ihr Herz begann unweigerlich schneller zu schlagen. Das war ungewöhnlich, gelinde gesagt. Sie biss noch einmal von ihrem Toast ab und schenkte dem General ein vorsichtiges Lächeln. Sie fragte sich, was er wollte.

Lange musste sie nicht warten. „Ich muss mit Ihnen etwas besprechen, Major“, sagte er dann, ein leichtes Stirnrunzeln zeichnete seine Stirn. „Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn wir es hier besprechen oder würden Sie es bevorzugen in mein Büro zu gehen?“
„Uhm“, stammelte sie, halb verängstigt, dass Daniel bereits beim General gewesen war. Aber nein, er würde nicht anbieten über dieses eine Thema hier in der Cafeteria zu sprechen. „Hier ist in Ordnung, Sir“, versicherte sie ihm. „Was ist es?“

Hammond nickte, ordnete seine Gedanken und schob ihr ein Blatt Papier über den Tisch. „Das Pentagon hat ein neues Projekt in Auftrag gegeben, Major. Und Colonel Richards möchte Sie in seinem Team haben.“

Sie blinzelte und nahm den Brief an sich. „Was für ein Projekt, Sir?“

„Sie wollen ein Stargate bauen.“

Sie riss ihre Augen auf. „Bauen? Von Grund auf?” Sie schüttelte den Kopf. „Das ist ehrgeizig.“

Hammond fuhr mit einer Hand über seinen Kopf, seine blauen Augen waren direkt auf sie gerichtet. „Wenn sie Erfolg haben sollten, dann ist das Ausmaß für die Zukunft der Menschheit…“

„Astronomisch“, stimmte sie ihm zu. „Wow.“

„Richards ist hartnäckig Sie in sein Team zu bekommen, Major“, sagte er ihr. „Schon fast so hartnäckig wie ich Sie hier zu behalten.“

Das ließ sie lächeln und nickte dann dankend. „Ich fühle mich geehrt, Sir. Dass man an mich gedacht hat.“

„Ich werde nicht abstreiten, dass dies eine große Chance für Sie ist, Carter“, sagte er. „Meiner Schätzung nach mit Ihrer direkten Erfahrung könnten sie es zum Laufen bringen. Die Beförderung wäre nicht weit.“
Sie nickte, aber ihre Gedanken hatten bereits eine ganz andere Richtung eingeschlagen, und sie hatten ihr Herz gleich mitgenommen. Das war es, erkannte sie.

Das war die Antwort – die Möglichkeit SG-1 zu retten. Es war ihr wie ein Geschenk der Götter in den Schoß gefallen. Jetzt brauchte sie nur noch den Mut danach zu greifen. Sie öffnete den Brief und überflog ihn – ihr Versetzungsbescheid, eine kurze Beschreibung ihrer neuen Verantwortung. Es war beeindruckend, aufregend. Sie biss sich auf die Lippe. Es war in D.C.

Das Kratzen von Stuhlbeinen über den Boden zog ihren Blick zurück zum General und wie er aufstand. „Dann lasse ich Sie mal in Ruhe frühstücken, Major“, sagte er, „und Sie über das Angebot nachdenken. So sehr ich auch hassen würde Sie zu verlieren, es wäre bestimmt gut für Ihre Karriere.“ Als er sprach, suchte Sam sein Gesicht nach einem Hauch von Zweifel ab – wusste er von ihr und Jack? Meinte er das damit? In dem Sinne, dass es ihre Karriere retten würde? Und Jacks? Aber sie fand nichts außer die ehrlichen Sorgen eines Senior Offiziers und das Atmen fiel ihr etwas leichter. „Ich brauche Ihre Antwort bis zum Ende der Woche“, sagte er ihr noch, bevor er mit einem Kaffee davonging.

Sam nickte nur, ihr Herz zitterte mit dem Wissen, dass die Entscheidung schon längst gefällt war. Sie würde gehen. Es war die einzige Lösung. Die einzige Antwort auf ein Problem, welches keine andere Lösung hatte. Sie wusste, dass es richtig war, auch wenn der Gedanke zu gehen, ihre Brust so sehr zusammendrückte, dass sie kaum noch atmen konnte.

Aber die zerbrochenen Überreste ihres Herzens wussten, dass die Entscheidung richtig war. Was sie nicht wusste, war, wie zum Teufel sie es nur Jack erzählen sollte.



*******************



Zögernd stand Daniel vor Sams Labortür. Er hob seine Hand, um anzuklopfen, aber senkte sie im letzten Moment wieder und wandte sich ab. Er ging zwei Schritte und hielt dann an. „Verdammt“, flüsterte er, „mach es einfach, Daniel. Das ist das Geringste, was du ihr schuldest.“
Auf seinem Absatz drehte er sich wieder um und ging zurück zur Tür. Er klopfte, bevor er diesmal wieder Zeit hatte davon zu laufen.

Ihre Antwort kam sofort. „Herein.“

Noch während er die Tür öffnete und das Labor betrat, schluckte er die Nerven herunter. „Hi“, sagte er zögernd und fragte mit einem schnellen Blick, ob er auch willkommen war.

Sie lächelte nicht so, wie sie es sonst immer tat und er konnte den Schatten in ihren Augen sehen, der ihre Heiterkeit verdunkelte. Aber sie sprach mit ihm. „Daniel. Hi”.

Er räusperte sich. „Sam, ich will mich entschuldigen, wegen gestern.“

„Ist schon okay“, antwortete sie etwas zu schnell.

„Nein“, seufzte er, „nein, das ist es nicht. Die Dinge, die ich gesagt habe – über dich und Jack – ich habe sie nicht so gemeint. Wirklich.“

Sie senkte ihren Blick zurück auf ihre Notizen. „Ist schon okay“, wiederholte sie. „Mach dir keine Sorgen.“

Daniel seufzte. Ihre Abwehr stand und er hatte das Gefühl ein Barbar am Tor zu sein. „Hör zu, Sam“, sagte er, als er einen Schritt auf sie zuging. „Ich finde es toll, dass ihr beide zusammen seid. Ich meine, es ist ja nicht so…“

Er hatte nicht die Chance diesen Satz zu beenden, weil plötzlich ihr Kopf nach oben schoss. „Sind wir nicht“, unterbrach sie ihn abrupt.

Er zog seine Augenbrauen hoch. „Seid ihr nicht?“ Oh komm schon, Sam – ich habe doch die verdammte Kette gesehen, erinnerst du dich?

„Nein.“ Das Wort war schwer von Bedauern und sie richtete ihren Blick zurück auf ihre Arbeit. „ Da ist nichts zwischen uns und wird es auch nie sein.“

Er runzelte die Stirn. „Aber ich dachte…“

Und wieder schnitt sie ihm das Wort ab. „Dann hast du falsch gedacht.“

„Nun, wenn du das sagst.“

Schweigen.

„Okaaay.“ Er trat unbehaglich von dem einen Bein auf andere, da er nicht wusste, was er sonst sagen sollte. „Nun; es tut mir noch immer leid. Dass ich so aus der Haut gefahren bin. Ich war nur so… angewidert und entsetzt…“ Er seufzte erneut, als die Erinnerungen zurückkehrten. „Ich denke, ich werde wohl nie ein Soldat sein.“

„Nein“, stimmte sie ihm zu, „das wirst du nicht.“ Ihre Stimme war angespannt, kontrolliert, verkrampft. So, als ob sie damit kämpfte, die Kontrolle zu bewahren.

„Sam, ist alles in Ordnung?“, fragte er und ging leicht in die Knie, um ihr Gesicht zu sehen. „Du scheinst etwas angespannt zu sein.“

Sie schaute nicht auf. „Mir geht es gut.“

„Dann… ist zwischen uns alles in Ordnung?“, fragte er misstrauisch.

„Alles in Ordnung, Daniel“, sagte sie und letztendlich hob sie doch noch ihren Blick. Aber er war noch immer bedeckt, irgendwie zerbrochen. „Du solltest mit Colonel O’Neill reden. Er war ziemlich sauer.”

Daniel verzog sein Gesicht. „Ich wei߅ daran arbeite ich noch.“

Sie lächelte matt. „Wenn du vielleicht auf die Knie fällst, dann wird er dich eventuell nicht umbringen.“

„Ich denke noch immer, dass er unrecht hatte“, sagte er ihr. Er war nicht gewillt die ganze Schuld alleine zu tragen.

Aber die Worte gingen an ihr vorbei. „Das ist eine Sache zwischen euch beiden“, sagte sie augenblicklich und ihre Aufmerksamkeit war wieder auf ihre Arbeit gerichtet. „Es ist nicht länger meine Sorge.“

„Nicht länger?“, fragte er etwas verdutzt und beunruhigt.

Sie winkte nur ab. „Geh zum Colonel, Daniel. Bring es hinter dich.”

Noch immer mit einem Stirnrunzeln drehte er sich um. Aber gerade, als er die Tür erreicht hatte, hörte er ein schweres, inniges Seufzen und er fragte sich, was zum Teufel das nur zu bedeuten hatte.



*******************



Am Himmel über Cheyenne Mountain strahlte die Sonne in einem hellen Feuerball und warf lange Schatten über die Winterlandschaft. Aber tief unter dem Berg, sagte nichts als die tickende Uhr General Hammond, dass ein neuer Tag heranbrach. Das und das Jucken in seinen Augen, so wie seine schmerzenden Schultern. Als er sich in seinem Stuhl streckte, legte er seinen Kugelschreiber beiseite und erlaubte sich ein für einen General sehr untypisches Gähnen.

Klopf - Klopf.

Er seufzte mit einem Blick auf die Uhr. Schon halb sieben. „Herein“, rief er und rappelte sich wieder hinauf, so als ob er sich eine Jacke anziehen würde.

Auf seine Bitte hin öffnete sich die Tür und eine ziemlich blasse Major Carter trat ein. „Sir“, begann sie“, haben Sie vielleicht einen Moment Zeit?“

Er nickte lächelnd, erfreut sie zu sehen. „Was kann ich für Sie tun, Major?“

Ihre Hände hatte sie hinter ihrem Rücken gefaltet und sie stand stramm, als sie leicht ihre Stirn runzelte. „Sir“, sagte sie, „ich habe mich dafür entschieden das Angebot des Pentagons anzunehmen. Der Bau des Stargate.“

Hammond starrte sie nur an, nicht sicher, ob er auch wirklich seinen Ohren trauen konnte. Er hatte gewusst, dass es eine Möglichkeit gewesen war, aber nur eine geringe. Er hatte nie gedacht, dass sie es auch wirklich akzeptieren würde. Carter verlässt das SGC? Das war doch nicht möglich. Colonel O’Neill hatte auch so gedacht. ‚Na ja, *das* wird nie passieren’, waren seine exakten Worte gewesen, als Hammond ihn den Versetzungsbescheid gezeigt hatte.

„Sir?“, hakte Carter nach und er erkannte, dass sie es geschafft hatte, dass ihm die Worte fehlten.

„Ich verstehe“, sagte er schließlich mit einem Räuspern und setzte einen vollkommen neutralen Gesichtsausdruck auf. „Setzen Sie sich, Major.“

Sie tat, um was sie gebeten wurde und er kam nicht drum herum die angespannten Fältchen um ihre Augen zu bemerken. „Sir“, sagte sie, bevor er fortfahren konnte. „Ich möchte nur, dass Sie wissen, wie viel es mir bedeutet hat, hier zu arbeiten – mit jedem hier. Es war unglaublich.“

Er nickte. „Ich kann nicht verleugnen, dass Sie ein herber Verlust sein werden, Major – für das SGC und wenn ich hinzufügen darf, auch auf persönlicher Ebene.“ Dann runzelte er die Stirn. „Ich nehme an, Colonel O’Neill war nicht sehr erfreut darüber?“

Sie zuckte leicht zusammen und ihr Blick glitt zu ihren gefalteten Händen in ihren Schoß. „Ich habe es noch nicht mit dem Colonel besprochen“, antwortete sie leise. „Ich wollte es erst mit Ihnen absprechen.“

Er lächelte sie trocken an. „Das kann ich gut verstehen, Major.“ Jack würde *nicht* erfreut sein. Kein bisschen. Und der gute Colonel war nicht gerade jemand, dem man leicht widersprechen konnte. Carter nickte nur, ihre Gesichtszüge angespannt und unglücklich. Nicht wirklich überraschend dachte er. Es war eine schwere Entscheidung gewesen; das SGC zu verlassen, wäre ähnlich die eigne Familie hinter sich zu lassen. „Sind Sie sich auch sicher, Major? Sie haben sich nicht gerade viel Zeit gelassen über Ihre Entscheidung nachzudenken.“ Er wollte sie nicht in die Ecke drängen, aber er musste sichergehen, dass ihre Entscheidung auch korrekt war. So wie er Carter kannte, konnte er sich kaum vorstellen, dass es anders sein würde.

„Ja, Sir, ich denke, es ist das Beste. Langfristig gesehen.“ Sie gab nur wenige weg. „Die Herausforderung ein neues Tor zu bauen wird aufregend… einzigartig sein.“

„Ja, das wird es, Carter“, stimmte er ihr zu. Aufregend. Wie kam es dann nur, dass sie überhaupt nicht aufgeregt ausschaute? Wie kam es dann, als ob sie aussehen würde, als ob ihr Herz gebrochen war? Mit einem tiefen Atemzug beäugte er sie nachdenklich und versuchte zu verstehen, was hier eigentlich los war. Sie war ehrgeizig. Gott wusste, sie wäre nie dem SGC zugeteilt worden, wenn sie es nicht wäre. Und ehrgeizige Leute können einfach nicht zu lange an einem Ort verharren. Eine neue Herausforderung, ein hoch qualifizierter Job, Schulter an Schulter mit den Menschen, die die Entscheidungen trafen – das war der Weg zur Beförderung und Carter wusste es. Jacob hatte seine Tochter gut trainiert. Es war eine logische Entscheidung für eine noch so junge und hartnäckige Frau wie Sam Carter sich einen Namen zu machen. Und dennoch, erkannte er, war es immer noch eine schwierige Wahl. Die engen Banden der Freundschaft, die sie die letzten vier Jahre hier im SGC geschlossen hatte, würden schmerzhaft zerbrechen und Carter war nicht so zäh, wie sie immer alle glauben ließ. Und jetzt, in der Wahl zwischen ihrem Kopf und ihrem Herzen, hat sie den Kopf gewählt und er konnte sie deswegen nicht verurteilen. Auch wenn er sich wünschte, dass ihr Herz gewonnen hätte.

„Es tut mir leid Sie zu verlieren, Major“, sagte er schließlich und in seiner Stimme konnte sie die Wahrheit seiner Worte hören. „Aber ich verstehe Ihre Entscheidung. Vier Jahre an einem Ort sind für jemand Ihres Talentes und Ehrgeiz wahrscheinlich genug.“

Ihr Blick schoss nach oben und für einen Moment sah er etwas wie vertraute Verleugnung in den blauen Tiefen ihrer Augen. Aber es war nach einem Bruchteil von Sekunden verschwunden und sie nickte nur. „Ja, Sir.“

„Na dann“, seufzte er, „sollten Sie noch heute mit Colonel O’Neill sprechen und ich werde dann morgen mit ihm die Papiere durchgehen.“
Carter nickte schweigend und Hammond runzelte die Stirn. „Major“, sagte er, als er ihr unglückliches Gesicht betrachtete, „wenn Sie Ihre Meinung innerhalb der nächsten Tagen noch ändern…?“

Aber ihr Blick war entschlossen. „Das werde ich nicht, Sir“, versicherte sie ihm. „Ich weiß, dass es die richtige Entscheidung ist – ich bin nur traurig zu gehen.“ Und da war wieder die Spannung um ihre Augen herum, eine Traurigkeit, die so ungewöhnlich in ihren sonst so eifrigen Gesichtszügen war.

Mit einem Nicken entließ er sie. Sie drehte sich um und er ließ sie ohne ein weiteres Wort gehen. Die Entscheidung die neue Stellung anzunehmen war schwer genug, auch ohne ihn, wie er sein eigenes Bedauern auf ihren Schultern ablud. Aber als sich die Tür hinter ihr schloss, senkte er seinen Kopf, als sein Herz bei dem Gedanken an das SGC, an SG-1 ohne die standhafte Großartigkeit von Sam Carter bis auf den Boden sank.



*******************



Auf den Weg nach Hause war Daniel überrascht über eine leise fluchende Carter zu stolpern, genau vor der Tür von Jacks verschlossener Bürotür.

„Sam?“, fragte er noch immer etwas unsicher in ihrer Gegenwart. Er hatte sie seit seiner Entschuldigung heute Morgen nicht mehr gesehen und er hatte nicht unbedingt das Gefühl, dass die Dinge zwischen ihnen wieder in Ordnung waren. „Alles okay?“

Von ihrem mürrischen Gesicht her konnte er ihre Antwort schon erraten. „Hast du den Colonel gesehen?“, fragte sie mit einer Dringlichkeit, der ihn hellhörig werden ließ.

„Er ist nach Hause“, sagte er. „Warum? Was ist passiert?“

„Nach Hause?“, flüsterte sie, so als ob dieser Gedanke abgrundtief störend sei.

„Sam?“, drängelte Daniel. „Was ist los?“

Sie schüttelte den Kopf und der merkwürdige Blick verschwand aus ihrem Gesicht. „Nichts“, sagte sie ihm. „Ich muss nur… ich muss nur mit ihm noch was bereden. Schon in Ordnung.“

„Gibt es ein Problem?“, fragte er. „Etwas, wobei ich dir helfen kann?“

Sie lächelte, ihre Augen gefüllt mit durchdringender Traurigkeit. „Nein, Daniel. Diesmal nicht. Aber danke.” Und dann überraschte sie ihn, als sie ihn umarmte und ihn fest an sich drückte. Lange bewegte sie sich nicht.

Sanft schob er sie von sich weg und schaute ihr tief in die Augen. „Sag es mir, Sam“, bat er. „Bitte, ich bin doch dein Freund. Ist es Jack? Gibt es da etwas…?”

„Morgen“, flüsterte sie. „Ich werde es dir morgen sagen. Im Moment kann ich es nicht.“

Daniels Herz machte einen schmerzhaften Aussetzer. „Sam, du beunruhigst mich“, sagte er und umfasste sie an ihren Schultern. „Was kannst du mir nicht sagen? Geht’s dir gut? Du bist weiß wie die Wand!“

„Mir geht’s gut“, antwortete sie und löste sich aus seinem Griff. Sie ging einen Schritt zurück. „Alles ist in Ordnung“, sagte sie, ihre Worte verraten durch den trostlosen Ausdruck auf ihrem Gesicht. „Bitte, mach dir keine Sorgen. Alles wird gut.“

„Sam…?“

Aber sie hatte sich bereits abgewandt und eilte zu den Fahrstühlen.

„Sam!“, rief er erneut.

Sie hob zum Abschied nur ihre Hand, ohne anzuhalten, ohne sich umzudrehen. „Ich sehe dich morgen, Daniel“, rief sie, bevor sie um die Ecke verschwunden war. Sie ließ ihn einfach allein zurück mit einem bitteren Geschmack in seinem Mund und einem Herz gefüllt mit namenloser Furcht. Er konnte nicht anders, als das Gefühl zu haben, dass sich die Welt gerade dazu entschlossen hatte, sich auf den Kopf zu stellen und das machte ihm Angst. Es machte ihm verdammt viel Angst.



*******************



Sam bog in seine Einfahrt ein, schaltete den Motor und das Licht aus. Aber sie rührte sich nicht. Sie saß einfach nur in der Dunkelheit, beobachtete das warme gelbe Licht, welches durch Jacks Fenster strahlte, erhellte einen begrüßenden Kreis in der kalten Winternacht. Sie erschauderte, nicht vor Kälte, sondern von den Erinnerungen. Vor zwei Monaten, seit dieser Nacht war sie nicht mehr hier gewesen, als sie… Sie seufzte und schloss ihre Augen bei den vielen Gedanken daran. Verdammt, dachte sie, wie konnten sie immer noch so lebhaft sein?

Irgendwo in der Ferne begann ein Hund zu bellen und das riss sie wieder zurück in die Wirklichkeit. Sie war aus einem Grund hier, erinnerte sie sich. Sie musste es ihm sagen. Heute Abend. Aber ihr Herz zog sich bei dem Gedanken diese Worte in seinem Haus auszusprechen, zusammen. Sie hatte es auf einer professionellen Ebene halten und in seinem Büro als Kollegen mit ihm darüber reden wollen. Nicht hier, wo ihre letzte Erinnerung an ihn die als ihr Geliebter war. Verdammt, das würde ziemlich schwierig werden. Die feige Seite in ihr schlug vor, dass sie das Ganze vielleicht auf den nächsten Morgen verlegen sollte – sie würde einfach etwas früher kommen und hoffen, dass er es ebenso tat. Aber sie wollte nicht, dass General Hammond zuerst mit ihm sprach, ihm das erzählte, was er verdient hatte, von ihren Lippen zu hören. Nein, das konnte sie ihm nicht antun.

Sie riss sich zusammen, öffnete die Tür und erschauderte bei der kalten Luft, die ihr augenblicklich entgegen sprang, als sie ausstieg. Ihr Magen verdrehte sich vor Angst, als sie die Tür hinter sich schloss und die wenigen Stufen auf seine Veranda hochging und schließlich klingelte.
Nichts passierte. Verdammt. Sie klingelte erneut.

„Okay, okay, ist ja schon gut”, hörte sie seine gedämpfte Stimme durch die schwere Tür hindurch und ihr Magen schnürte sich nur noch weiter zusammen. „Was ist denn so…?“ Die Tür flog auf und dort stand er, überrascht blinzelnd. „Carter!“

„Es tut mir leid, wenn ich Sie störe, Sir“, begann sie und schlang schützend ihre Arme um ihren Bauch. „Ich muss mit Ihnen reden.“

Er nickte, noch immer etwas verblüfft und trat einen Schritt zur Seite, um sie rein zu lassen. „Jederzeit“, murmelte er, als sie an ihm vorbeiging.

Sein Haus war genauso, wie sie es in Erinnerung hatte. Vielleicht ein bisschen aufgeräumter als sonst. Aber warm und einladend. Verlockend. Ihr Herz raste, mit mehr als nur ängstlicher Erwartung; Erinnerungen rauschten an die Oberfläche und sie fragte sich, wie er nur in ihnen leben konnte. Aber vielleicht verfolgten sie ihn nicht so, wie sie sie verfolgten? Vielleicht waren sie ja bereits vertraute Schatten, Schatten, mit denen er leben konnte, ohne einen gewissen Schmerz zu verspüren? Aber als sie zu ihm aufschaute und dort die Mischung aus Hoffnung, kontrollierter Erwartung und Verwirrung in den Tiefen seiner Augen erblickte, da wusste sie, dass ihre Gedanken einen gemeinsamen Pfad entlang schritten. Erinnerungen jagten sie beide.

Für einen Moment waren ihre Blicke gefesselt, verflüchtigte alles, was zwischen ihnen lag. Es war ein Moment der nackten Klarheit, eine brutale Ehrlichkeit und sie sah, wie die Hoffnung aus seinem Blick verschwand, als er in ihren Augen versank. Sie wurde ersetzt durch eine hartnäckige Resignation und eine tiefe Enttäuschung. Es brach ihr fast das Herz.

Jack räusperte sich und beendete den Moment der Zweisamkeit. „Etwas zu trinken?“

Sie schüttelte den Kopf. „Ich bleibe nicht, Sir“, sagte sie hastig und bereute im selben Atemzug ihre ungeschickte Wortwahl.

„Nein“, flüsterte er, „das hatte ich auch nicht angenommen.“ Das Bedauern in seiner Stimme war schon fast greifbar, aber er schüttelte es ab und zwang sich zu einem Lächeln. „Also“, sagte er dann und führte sie in das Wohnzimmer, „was ist so dringend, dass es nicht bis morgen warten kann?“

Direkt und auf den Punkt gebracht. Das war Jack. Keine Zeit, um langsam an das Thema heranzugehen, es etwas angenehmer zu gestalten. Sie blieb mitten im Wohnzimmer stehen, als er sich in einen Stuhl fallen ließ, seine Beine vor sich ausstreckte und sie erwartungsvoll anschaute. „Ich muss Ihnen etwas sagen“, sagte sie.

Er zog eine Augenbraue hoch. „Werde ich es mögen?“

Sie schwieg, ihr Herz schlug so hart gegen ihre Brust, dass sie sich sicher war, dass Jack es hören musste. Nach einem Räuspern setzte sie zum Sprechen an, aber entschied dann, dass es besser war, sich zu setzen. Irgendwo im Hinterkopf erinnerte sie sich daran, dass sich durch das Setzen angespannte Situationen etwas entschärften und Anspannung beschrieb nicht einmal annähernd ihre Situation! Außerdem hatte sie noch ein paar Sekunden gewonnen, bevor sie die Worte äußern musste. Also, ging sie ein paar Schritte zurück und setzte sich lediglich nervös auf die Kante des Stuhles.

„Carter?“, hakte er nach, sein Blick war direkt auf sie gerichtet. „Was ist los?“

Als sie für einen Augenblick ihre Augen schloss, nickte sie kurz und holte einmal tief Luft. Als sie sie wieder öffnete, sah sie ihn direkt an. „Ich habe mich entschieden den Job vom Pentagon, mit dem Bau des Stargates, anzunehmen.“ Er starrte sie einfach nur an, so als ob sie gerade Japanisch gesprochen hätte. „Ich verlasse das SGC, Sir“, fügte sie noch hinzu, um auch sicherzugehen, dass er es verstand.

Ausdruckslos starrte er sie weiterhin an und dann brach es aus ihm heraus. „Den Teufel werden Sie tun!“

„Es tut mir leid, Sir…“, begann sie, aber innerhalb weniger Sekunden war er auf seinen Füßen.

„Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen, Carter, weil es nicht passieren wird.“ Er ging zum Fenster, wo er eine Faust gegen die Wand drückte und hinaus in die Nacht schaute. „Wird nicht passieren.“

„General Hammond hat der Versetzung bereits zugestimmt“, sagte sie ihm und zuckte leicht zusammen, als sie sah, wie sich sein gesamter Körper anspannte.

„Dann ändert er halt wieder seine Meinung“, schnappte er, „weil ich Ihr CO bin und ich sage Nein. Ende der Diskussion.“

Sam starrte mit einem finsteren Blick hinunter auf ihre Stiefel. „Das können Sie nicht tun, Sir.“

„Oh doch.“

„Aus welchen Gründen?“, fragte sie und langsam befürchtete Sam, dass er wohlmöglich wahrhaftig versuchen würde ihre Versetzung zu blockieren.

„Aus den Gründen“, antwortete er, als er sich zu ihr umdrehte, „dass SG-1 Sie braucht.“

„SG-1?“ Oh, ich bitte dich, Jack.

Er nickte. „Ganz genau. Das Team braucht Sie.” Er schüttelte wütend den Kopf. „Verdammt, Carter, was ist daraus geworden, die Grenzen zu bewahren? Den Krieg zu gewinnen?“

„Ich werde noch immer im Krieg kämpfen“, protestiert sie, als sie langsam aufstand, ihre Körperhaltung instinktiv auf Abwehr geschaltet. „Nur von einer anderen Front aus.“

„Hinter den Linien“, stellte er klar mit lauter Stimme. „Hinter einem Schreibtisch. Wir brauchen Sie *hier* - wir brauchen Sie an der gottverdammten Front!“

„Sie werden schon einen Ersatz finden.“

Jack starrte sie ungläubig an. „Ersatz?“, echote er. „Ich will keinen Ersatz, Sam. Ich will *Sie*!” Sobald die Worte seinen Mund verlassen hatten, senkte er seinen Blick und stampfte in die Küche. Sie hörte, wie eine Schranktür zugeschlagen wurde und das Klirren von einer Flasche gegen Glas. Als er wieder zurückkam, hielt er einen sehr großen Whiskey in der Hand. „Also“, sagte er dann mit schmerzender Heiterkeit, „hat Daniel Sie darauf angesetzt?“

Sie runzelte die Stirn. „Daniel? Das hat nichts mit Daniel zutun.”

„ Wirklich?“, fragte er. „Das hat nichts mit seinem kleinen, gestrigen Ausbruch zutun? Seine überaus charmanten Kommentar über uns?“

„Wenn Daniel etwas getan hat“, sagte sie ihm leise, „dann hat er nur meine Augen geöffnet, um zu sehen, was im Team los ist.“

„Es ist gar nichts los mit dem Team, mal abgesehen von Daniels Meckereien“, knurrte er.

„Sie wissen, dass das nicht wahr ist, Sir“, setzte sie dagegen. „Wir beide wissen, dass sich die Dinge geändert haben. Alles hat sich verändert, nachdem wir…“ Sie konnte sich nicht überwinden es zu sagen.

Aber Jack konnte es. „Nachdem wir es getrieben haben?”, schlug er mit so verbitterter Stimme zu, wie sie es noch nie von ihm gehört hatte. Sie zuckte leicht zusammen, genau wie er. „Entschuldigung“, sagte er sofort und ging einen Schritt auf sie zu, als die Wut von einer Welle der Scham überspült wurde. „Sam, es tut mir leid. Das habe ich nicht so gemeint.“

Augen schließend taumelte sie etwas zurück, als ihre Hand instinktiv nach der goldenen Kette, die sie immer trug, griff. „Ich versuche nur das Richtige zu machen“, sagte sie ihm. „Etwas, was einer von uns schon vor langer Zeit hätte tun sollen."

„Einer von uns?“, fragte er, als er seinen Kopf senkte und unter seinen Augenbrauen zu ihr aufschaute. „Damit meinen Sie mich?“

„Ich meine, einer von uns“, wiederholte sie. „Wir beide wussten, was passieren würde und wir beide haben es geschehen lassen. Wir haben beide Schuld. Und jetzt bezahlen wir den Preis dafür.“

Er schüttelte den Kopf und stellte seinen Drink auf dem Tisch ab. Dann ging er einen Schritt auf sie zu und nahm ihre Hand. Trotz ihres besseren Wissens ließ sie zu, dass er sie nahm, und erlaubte ihre Finger sich um seine zu schlingen. Was machte das denn jetzt noch aus? Bald würde sie gar nicht mehr hier sein. „Bitte, Sam“, flüsterte er, „geh nicht.“

„Ich muss“, antwortete sie mit tränenerstickter Stimme, aber dann hatte sie sich auch schon wieder in seinen Augen verloren – so tief, so dunkel, so voll mit Wärme. Sie atmete tief ein und versuchte sich wieder unter Kontrolle zu bringen. „Hilf mir das Richtige zutun, Jack.“

Aber er schüttelte den Kopf. „Das ist aber nicht das Richtige.“

„Was ist es dann?“, fragte sie hilflos, als er sie noch näher an sich heranzog und seine Hand nach ihrem Gesicht ausstreckte. Erschaudernd kehrten die Erinnerungen zurück.

„Das hier“, flüsterte er und beugte sich zu ihr hinunter, um sie zu küssen. „Das hier ist das Richtige, Sam.“

Und er hatte recht. Seine Arme wieder um sich zu spüren, sein sanfter Kuss lösten ganze Feuerwerke in ihren Kopf aus, sie wusste, dass er recht hatte. Es *war* richtig. Es war wundervoll. Aber es war auch falsch. So falsch. Mehr mit mentaler als mit körperlicher Kraft, drückte sie ihn von sich. „Nicht“, hauchte sie, verzweifelt versuchte sie die Enge in ihrer Brust zu vertreiben. „Bitte nicht…“

„Sam…“ Seine Stimme war genauso erstickt wie ihre. „Wir können uns doch etwas überlegen…“

Abrupt wandte sie sich von ihm ab, schlang ihre Arme um ihre Brust in den Versuch ihr Herz daran zu hindern zu zersplittern. „Es tut mir leid“, flüsterte sie. „Das können wir nicht. Ich muss jetzt gehen.”

„Nein, musst du nicht!“ Es lag so etwas wie Verzweiflung in seiner Stimme. „Komm schon, wir können damit umgehen…“

„Nein, *können* wir nicht!“, blaffte sie ihn an, als sie zu ihm herumwirbelte. „Das ist doch das ganze Problem, nicht wahr? Wir können nicht damit umgehen – wir konnten es noch *nie*. Von Anfang an.“

Er runzelte die Stirn. „Was meinst du damit?“

Seufzend schüttelte sie den Kopf und verengte ihren Griff um sich selbst. „Was war es, was Sie Anise gesagt haben? Dass Sie lieber sterben würden, als mich auf Apophis’ Schiff zurückzulassen?“

Jack verlagerte sein Gewicht, ihm war etwas unbehaglich bei den Gedanken daran. „Ja? Und?“

„Und“, sagte sie, „das war nicht damit umzugehen, oder? Wie sollen sich denn Daniel und Teal’c dabei fühlen?“

„Ich hätte und würde es auch für die beiden machen“, antwortete er, als eine Hand durch seine Haare fuhr.

„Würden Sie?“, fragte sie.

Er schwieg.

„Kommen Sie, Jack“, flüsterte Sam. „Ich war auch dort, schon vergessen?“ Sein Schweigen breitete sich weiter aus und so fuhr sie fort. „Und Sie wissen sehr wohl, wie die Dinge waren seit… seit wir miteinander geschlafen haben. Alles hat sich verändert und wir waren so dumm zu glauben, dass es das nicht tun würde. *Ich* war dumm. Ich hätte nie darauf bestehen sollen…“

„Ich bereue es nicht, Sam“, fiel er ihr augenblicklich ins Wort. „Du etwa?“

Sie seufzte kopfschüttelnd den Kopf. Sie konnte ihn nicht anlügen. „Nein“, flüsterte sie. „Ich bereue diese Nacht nicht und ich werde sie immer als… perfekt… in Erinnerung behalten, aber…“

„Aber?“ Seine Stimme war kaum ein Flüstern.

„Aber ich bereue die Konsequenzen, Sir. Für uns und das Team. In dem Moment, indem wir die Grenze überschritten hatten, war dies unvermeidlich – wir haben uns selbst belogen zu denken, dass es das nicht wäre.“

Jack legte seinen Kopf zur Seite und schaute hinunter auf dem Flur. „Das tut mir leid“, flüsterte er.

„Ich weiߓ, sagte sie ihm. Sie widerstand dem Drang ihn zu beruhigen und Trost zu spenden. „Mir auch.“

Er antwortete ihr nicht, sondern wandte sich einfach nur von ihr ab und ging zurück zum Fenster. Als er an dem Tisch vorbeiging, nahm er sich seinen Whiskey und nahm einen großen Schluck von dem Glas. „Sie sollten langsam gehen“, sagte er schließlich, ohne sich umzudrehen. „Es gefriert – die Straßen werden aus Eis bestehen, wenn Sie noch lange warten.“

Und das war dann wohl ihr Rausschmiss. Sie verübelte es ihm nicht. Sie hörte das leichte Zittern in seiner Stimme, als er sprach und verstand, dass er die Trennung hinter sich bringen wollte; das war das Ende ihrer kurzen Romanze und das Ende war schmerzhafter als alles andere.

„Ich sehe Sie dann morgen“, flüstert sie und Jack nickte nur, als er einen weiteren Schluck nahm. Aber sie konnte seine Reflexion im Fenster sehen, und bevor er seine Augen schloss, konnte sie darin das Bedauern erblicken. Und dann sah sie, wie er flüchtig mit den Handrücken über seine Augen fuhr, um die Tränen daran zu hindern zu fallen. Das zu sehen, überwältigte sie mit ihrem eigenen Bedauern. Tief betrübt vom Schmerz, den sie in ihm verursacht hatte. Sam wandte sich ab, damit sie nicht noch mehr sehen musste. Aber als sie die Tür aufzog, hielt sie inne, nicht gewollt so zu gehen. Erneut drehte sie sich zu ihm um und sagte die Worte zu seinem Rücken, die sie zuvor noch nie ausgesprochen hatte. „Ich liebe dich, Jack“, flüsterte sie. Ihre Worte trafen ihn mit einer gewaltigen Wucht und sie sah, wie er unter dem Zusammenstoß erschauderte. Seine Schultern spannten sich an, seine Finger ballten sich zu Fäusten.

„Ja“, sagte er dunkel. „Sicher.“

Sam erfror, als sie sah, wie sein Schmerz sich vor ihren Augen in Wut verwandelte, das unvermeidbare Ergebnis ihrer vom Unglück verfolgten Leidenschaft. Mit schweren Herzen, zerrissen zwischen Trauer und Sehnsucht, wandte sie sich ab und flüchtete, bevor sie noch etwas Dummes sagte.


weiter: Kapitel 3
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