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In the Line of Duty: (2) Holding the Line von Sally Reeve, Destiny

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Vorwort



FanFiction by: Sally Reeve
Übersetzt von: Destiny

Anmerkung der Autorin: Nun, eigentlich wollte ich kein Sequel zu “Crossingthe Line” schreiben, aber sag niemals nie! Wenn du „Crossingthe Line“ nicht gelesen haben solltest, dann brauchst du im Grunde nur zu wissen, dass die beiden diese Grenze nur einmal überschritten haben und diese Story behandelt die Konsequenzen, die sich daraus ergeben – neben eine ganze Anzahl von anderen Dingen. Falls du „Crossingthe Line“ doch noch lesen willst, dann kannst du sie auf meiner Seite finden.
(http://uk.geocities.com/mystories_uk.) Mein Dankeschön geht wie immer an meine geduldigen Beta!
In the Line of Duty:
2. Holding the Line


Teil 1

Sam stand auf einer schmalen Holzbank und konnte gerade eben so durch das winzige Fenster nahe der Decke in ihrem Unterschlupf sehen. Rufe und Schreie schwebten durch die kalte Mittagsluft, die den Winter bereits ankündigte, zu ihnen, als die Jaffa ihre Pflicht taten.

„Sie lassen alle Bewohner aufstellen, Sir“, flüsterte sie zu O’Neill. Er saß neben ihr auf der Bank und wickelte sich gerade einen selbst gebastelten Verband um die Hand. „Sie rufen etwas, aber ich kann es nicht verstehen.“

Mit einem Nicken gab Jack Teal’c zu verstehen, dass er zum Fenster gehen sollte. „Sieh mal nach, ob du herausfindest, was dort vor sich geht“, befahl er. Die Bank begann unter Teal’cs Gewicht zu knarren und Sam sprang herunter, doch musste unweigerlich ihre Zähne zusammenbeißen, als ein Schmerz ihr Knie durchfuhr; letzte Nacht, als sie sich verzweifelt durch den Wald gekämpft hatten, hatte sie es sich verdreht.

„Wir wissen, was dort vor sich geht, Jack“, sagte Daniel von der gegenüberliegenden Seite des dunklen Raumes aus, wo er an der Wand gelehnt saß. Er hatte seinen Kopf in seinen Händen vergraben, sodass seine Stimme nur gedämpft klang. „Sie werden diese Menschen töten.“

„Das wissen wir nicht“, antwortete O’Neill und zog mithilfe seiner Zähne am Ende des Verbandes.

„Daniel Jackson hat recht“, sagte Teal’c schließlich, als er langsam wieder von der Bank kletterte. „Die Jaffa wollen unseren Aufenthaltsort wissen und sagen, dass jede Stunde, die wir frei sind, vier Bewohner für uns sterben werden.“

Daniel hob seinen Kopf. „Vier?”, fragte er mit hohler Stimme. „Jede Stunde?“

Teal’c, nickte, sein Gesicht mit Abscheu gezeichnet. „Es ist eine allgemeine Jaffa-Taktik in Bezug auf Widerstand.“

„Jack“, flehte Daniel, „wir müssen etwas unternehmen.“

„Was denn?“, antwortete O’Neill. Seine Augen war in dem gedämpften Schein nur Schlitze der Dunkelheit, gefüllt mit Wut und etwas, was Sam nicht richtig ausmachen konnte. Es war ein Blick, den sie nicht auf sich gerichtet haben wollte, aber Daniel hielt dem Stand.

„Na ja, wir könnten uns ja ergeben“, schlug er vor.

„Nein.“ Jacks Ton duldete keine Widerworte, seine Stimme so angespannt und kontrolliert wie immer. „Das können wir nicht.“

„Warum nicht? Sie werden diese Menschen *töten*, Jack. Unschuldige Menschen!”

Jack antwortete ihm nicht, aber die Art und Weise, wie er mit der Hand über seinen Mund fuhr, verriet Sam, dass er die Bitterkeit seiner Entscheidung schmeckte. Das Schweigen zwischen ihnen war gereizt, aber schließlich fand er seine Worte. „Und was glaubst du, werden sie uns antun, Daniel, wenn wir uns ergeben?“

Daniel schüttelte nur mit seinem Kopf und richtete seine Aufmerksamkeit auf Sam. „Das ist falsch“, sagte er in einem Flüstern. „Kannst du das nicht sehen?“

„Dieser ganze Krieg ist falsch“, seufzte sie, als sie sich neben ihn auf den Boden setzte. „Aber ich sehe nicht, dass wir eine Wahl haben. Hier steht mehr auf dem Spiel als lediglich unser Leben.“

„Da hast du recht“, stimme er ihr zu und schaute mit einem bitterkalten Blick in Jacks Richtung, der so gar nicht in sein sonst so freundliches Gesicht passte. „Hier *steht* mehr auf dem Spiel als unsere Leben. Da gibt es nämlich diese moralische Ebene, die wir bisher immer vertreten haben, dass wir auf irgendeine Art und Weise besser sind als die Goa’uld! Wenn wir zulassen, dass diese Menschen für uns sterben, dann sind wir keinen Deut besser als…“

Bei Daniels grober Anschuldigung, sprang Jack auf. „Hey! Jetzt komm mir nicht mit diesem Scheiß!“, zischte er plötzlich. „Ich habe es bereits tausend Mal gehört und ändern tut es nichts. Krieg ist Krieg. Es ist beschissen und hässlich und Menschen sterben. Unschuldige Menschen sterben. Und offen gesagt“, fügte er grob hinzu, „besser sie als wir! Hast du auch nur eine Ahnung, was sie mit Carter machen werden, wenn sie sie haben?“

Daniel blinzelte, überrascht über diese Frage. Sam verübelte es ihm nicht. Ihr eigenes Herz machte einen Aussetzer bei seinen Worten und ihr Blick richtete sich auf sein Gesicht. Aber er starrte auf Daniel und zollte ihr keinerlei Aufmerksamkeit. Sie runzelte die Stirn. Schütze er sie etwa? War das der Grund, warum er Daniels Bitte die Bewohner zu retten, ablehnte? Sie schloss ihre Augen und schluckte schwer das ekelerregende Gefühl der Furcht hinunter, welches ihre Kehle zusammenschnürte. Sie wollte nicht für diese Leben dort draußen verantwortlich sein.

„Was meinst du damit?“, fragte Daniel schließlich und zwang Sam ihre Augen wieder zu öffnen.

„Du weißt ganz genau, wer dort draußen ist!“, fauchte Jack und deutete auf das kleine Fenster über ihnen. „Apophis, es ist Apophis! Und du weißt, was er will – die Erde und die Tok’ra zerstören!“ O’Neill zog eine Augenbraue hoch und fragte Daniel stumm, ob er jetzt verstanden hatte, um was es hier ging, aber Daniel schwieg stur. Jack zog seine Augenbrauen zusammen. „Er wird aus Carter das herausbekommen, was er will – über die Erde und die Tok’ra – bevor er sie tötet“, fügte er leise hinzu. „Zweifle nicht eine Sekunde daran.“

Nachdenklich kaute Sam auf ihrer Lippe, beunruhigt über Jacks Beschreibung von dem sie wusste, dass es wahr war. Daniel schielte zu ihr hinüber, durch Jacks Worte zum Schweigen gebracht, aber keineswegs überzeugt. „Du lässt diese Menschen sterben, um dich zu schützen?“, fragte er sie kalt. „Du glaubst, du bist *so* wichtig?“

Sie zuckte bei seinen Worten zusammen, aber wandte nicht ihren Blick ab. „Das sind wir alle, Daniel“, sagte sie leise. „Du weißt, wie unschätzbar Teal’cs Wissen über die Goa’uld gewesen ist und du – du hast uns geholfen eine Allianz mit den Tok’ra, den Asgards und noch vielen anderen Völkern aufzubauen… Und sogar der Colonel“, stockte sie für einen Moment und schielte flüchtig zu ihm. „Ich meine, seine enge Beziehung zu Thor.“

„Vielen Dank, Carter“ murmelte er, der Humor seiner Stimme der Galgenstimmung nahe.

Wäre die Situation nicht so verdammt ernst gewesen, hätte Sam aufgrund seines verletzten Stolzes gelächelt, aber Daniels wütender Blick versiegte jegliche Belustigung. „Die Bewohner sind Sklaven der Goa’uld“, erinnerte er sie. „Sie haben keine Macht sie zu bekämpfen, aber wir haben sie. Wir können etwas ändern.“

Er schüttelte nur den Kopf. „Ich will nicht ihr Blut an meinen Händen kleben haben“, flüsterte er.

„Das wird es auch nicht“, schnappte Jack, als er auf die Bank kletterte, um selbst nach draußen zu sehen. „Es wird an meinen Händen kleben. Ich bin hier derjenige, der die Befehle gibt und ich befehle euch *allen* hier zu bleiben.“

„Soll ich mich dadurch jetzt besser fühlen?“

„Es ist mir egal, wie du dich fühlst“, knurrte Jack. Die Schreie wurden lauter und Sam schaute hinauf zu Jack und fragte sich, was er dort sehen konnte. „Verfluchte Mistkerle“, murmelte er, seine Finger verkrampften sich zu einer Faust, wo er sie gegen die Wand presste.

„Was?“, fragte sie.

„Nichts.“ Er drehte sich um und sprang von der Bank, aber Sam konnte seinen gequälten Blick sehen und wusste, dass er log. Genauso wie Daniel, weil er innerhalb von wenigen Sekunden auf den Beinen war und zum Fenster eilte. Jack schnappte seinen Arm und zog ihn wieder zurück. „Nicht“, warnte er ihn.

Wütend riss sich Daniel aus seinem Griff und kletterte auf die Bank. Er schaute durch das Fenster. „Nein!“, flüsterte er. „Er ist doch noch ein Kind!“

Sam hatte noch nie O’Neills Gesicht so dunkel gesehen. „Komm runter“, zischte er in Daniels Richtung, zog grob an seinem Arm und beförderte ihn auf den Boden.

„Jack!“ In Daniels weit aufgerissenen Augen war pure Wut zu sehen. „Sie werden diesen Jungen wegen uns töten. Wir *müssen* uns ergeben!“

„Nein.“

„Aber…!“

„Ich sagte nein“, knurrte er gefährlich. „Das ist ein Befehl.“

Daniel schüttelte nur den Kopf, er weigerte sich das zu akzeptieren, als er sich mit einer Hand durch seine Haare fuhr und sich nach Unterstützung suchend zu Sam umdrehte. Aber sie konnte ihm keine bieten. Und dann glättete sich das Stirnrunzeln, welches von Unstimmigkeit gekennzeichnet war und in seinem Blick war nichts als Trotz zu sehen. „Scheiß auf deine Befehle, Jack!“, zischte er und rauschte an ihnen vorbei zur Tür, beabsichtig seine eigene Mission durchzuführen. Aber O’Neill war nicht in der Stimmung ihn auch nur einen Zentimeter aus ihrem Unterschlupf entkommen zu lassen. Boshaft packte er seinen Arm und zog ihn zurück.

„Wag es nicht“, sagte der Colonel ruhig, seine Stimme tanzte am Grenzscheit seiner Nerven. „Wag es nicht meine Befehle hier draußen zu missachten.“

„Oder was?“, antwortete Daniel und er zuckte unweigerlich zusammen, als sich Jacks Finger noch weiter in seinen Arm bohrten. „Wirst du mich vors Militärgericht stellen?“

Die Muskeln um Jacks Augen herum zuckten, aber ansonsten blieb sein Ausdruck kalt und teilnahmslos. „Ich werde dich töten, bevor du dieses Team verrätst.“

Daniel zuckte nicht einmal, aber im Vergleich zu O’Neills eisiger Teilnahmslosigkeit war Daniels Gesicht ein offenes Buch. Und Sam sah dort Trauer, Trotz und eine unglaubliche Wut groß über die ganze Seite geschrieben. „Wie kannst du nur zulassen, dass sie so etwas tun?“, beharrte Daniel, seine Stimme erstick mit wütenden Tränen. „Er ist doch noch ein Kind – er könnte auch Charlie sein!“

Sams Herz hörte augenblicklich auf zu schlagen und der Raum füllte sich mit tödlichem Schweigen. Jack sagte kein Wort, aber sein Kiefer zuckte vor Spannung, als er Daniels Blick nur mit derselben Schärfe traf. Keiner der Männer bewegte sich und Sam spürte, wie ihr Herz zwischen ihnen beiden entzweibrach; beide hatten recht und beide lagen so falsch. Schließlich brach Jack das Schweigen, seine Stimme ruhig und eben; welche Gefühle Daniel auch immer in ihm geweckt haben mochte, er hatte sie unter erdrückender Kontrolle. „Wir sind im Krieg“, sagte er grob. „Das Einzige, was zählt, ist zu gewinnen.“

„Ist es das?“, stellte Daniel ebenso kalt die Gegenfrage. „Ich dachte, dass wir *für* etwas kämpfen und nicht nur dagegen. Wenn wir unsere Menschlichkeit aufgeben, dann haben wir bereits verloren.“

Niemand bewegte sich in der Stille und Sam spürte, wie sich ihre Muskeln anspannten, abwartend. Sie wusste nicht auf was, bis es passierte: Ein Schuss aus einer Stabwaffe. Ein Schrei, ein Chor bestehend aus Wimmern. Ein weiterer Schuss, ein Dritter und dann der Vierte. Sie waren tot. Und noch immer rührte sich niemand im dunklen Keller.

„Es klebt an deinen Händen“, sagte Daniel schließlich mit einer Stimme, die nur so vor Wut, Ekel und Verrat triefte, als er seinen Arm aus Jacks Griff riss. Und dann fiel sein Gesicht in sich zusammen, er nahm seine Brille ab, bevor er sich schwer auf die Bank fallen ließ und seinen Kopf in seinen Händen vergrub.

Jack beobachtete ihn lange Zeit, sein eigener Blick dunkel und unergründlich, bevor er in Carters Richtung nickte. „Halten Sie Wache. Sobald es dunkel ist, verschwinden wir.“



*******************



General Hammond schaute auf die Uhr an der Wand. Eine subtile Geste; er wollte nicht, dass noch jemand dachte, dass er nervös war. Bei einer Führung kam es immer nur auf die äußere Erscheinungsform an – lass zu, dass deine Männer sehen, wie man selbst am Rande der Nerven wandelte und das Spiel war vorbei.

Siebzehnnullfünf. Es waren bereits drei Stunden vergangen seit SG-3 losgeschickt wurde, um SG-1 aus der Falle zu holen, in die sie geraten waren. Drei Stunden und noch kein Lebenszeichen. Bereits seit gut eineinhalb Stunden stand er einfach nur im Kontrollraum, starrte auf das ruhende Stargate und seine Muskeln schmerzten vor Spannung und Ungewissheit. Er fragte sich, wie oft er das bereits getan hatte. Hier zu stehen und darauf zu warten, dass eines seiner Teams trotz aller Wahrscheinlichkeit heile wieder zurückkehrte. Zu oft, um sie überhaupt noch zu zählen, erkannte er mit einem Seufzen. Das Geräusch zog den Blick des jungen Captains auf sich und er nickte ihr knapp zu und entschied, dass es an der Zeit war, diese Menschen ihren Job machen zu lassen. „Lassen Sie mich wissen…“, begann er, aber wurde augenblicklich unterbrochen.

„Aktivierung von außen, Sir!“

Sein Lächeln war dünn. „Wird aber auch langsam Zeit. Erhalten wir ein Signal?”

Das kurze Schweigen erstreckte sich für ihn bis zu einer Ewigkeit. „Ja, Sir. Es ist SG-3.“

„Öffnen Sie die Iris“, sagte er auf den halben Weg hinunter in den Torraum.

Der Ereignishorizont tauchte den Torraum bereits in einen schimmernden Blauton, als er dort ankam, umgeben von entsicherten Waffen und der vertrauten Ruhe vor dem Sturm. Seine Hände ballten sich zu Fäusten und er schleuderte ein Stoßgebet gen Himmel, betete, dass seine Teams in einem Stück durch das Tor kamen. Und dann brach der Sturm aus.

Zuerst taumelten drei Marines durch das Tor, einer wurde von zwei seiner Kameraden gestützt. „Wir brauchen einen Arzt!“, begann er augenblicklich zu schreien, als er den verletzten Körper die Rampe hinunter trug, um Platz für die anderen zu machen. Der Raum füllte sich schnell mit Soldaten und Ärzten, aber Hammonds Blick klebte starr auf dem Tor und zählte die Männer, die nach Hause kamen. Und dann sah er Teal’c und sein Herz wagte wieder zu schlagen; zumindest hatte SG-3 sie gefunden. Major Carter folgte ihm eine Sekunde später, humpelnd, aber sonst unverletzt. Doktor Jackson folgte ihr, sein Gesicht aufgebracht wie eine Sturmfront, eskortiert von zwei Marines. Und dann nach einem Moment kam O’Neill durchgetaumelt, er stolperte in Daniel, bevor er zum Stehen kam.

„Die Iris schließen!“, schrie er, aber es war zu spät. Ein voll bewaffneter Jaffa trat direkt hinter ihm durch das Tor, seine Stabwaffe angelegt, bereit zum Feuern. Aber O’Neill gab ihm nicht mal die Chance dazu. Er eröffnete das Feuer und schoss weiter, als sich bereits die Iris hinter ihnen schloss und der leblose Körper des Jaffas dagegen taumelte, grotesk tanzend, als O’Neill sein ganzes Magazin in den Körper leerte.

„Hör auf!“, schrie Jackson und griff nach O’Neills Waffe, um so den Strom der Kugeln zu unterbrechen. Die Blicke der beiden Männer waren ineinander verankert und Hammond war überrascht so etwas wie richtigen Hass dort zu sehen. „Hast du nicht bereits genug Tod an einen Tag gesehen?“, fragte Daniel mit leiser Stimme, aber noch so laut, dass sie durch den erstarrten Raum driftete. Und dann stieß er die Waffe des Colonels zur Seite und schubste sich seinen Weg durch die Menge zur Tür.

Hammond sah ihn erstaunt hinterher und wandte sich dann nach einer Erklärung suchend an O’Neill. „Colonel?“, fragte er. „Wollen Sie mir vielleicht mal erklären, was das gerade eben war?“

Aber Jack schüttelte nur den Kopf. „Wir hatten eine Meinungsverschiedenheit“, murmelte er. „Ich werde mich darum kümmern.“

„Verdammt richtig“, stimmte ihm Hammond zu.

O’Neill antwortete ihm nicht, aber er warf Carter noch einen schnellen Blick zu. Ihr Blick ruhte bereits auf ihm und sie traf seine Augen mit einem leichten Schulterzucken und einem Kopfschütteln. Hammond teilte ihre offensichtliche Sorge; etwas war mit seinem besten Team nicht in Ordnung und das gefiel ihm überhaupt nicht. Nicht ein bisschen.



*******************



Mit noch nassem Haar von der Dusche knallte Jack die Tür seines Spindes zu. Er konnte das Bild einfach nicht aus seinem Kopf verbannen; große, verängstigte Augen, dunkles, glattes Haar. Ein Kind. Tot, durch die Hände der Jaffa. Ein Kind, welches starb, um in einem Krieg aufrecht zu stehen, welches es wahrscheinlich noch nicht mal verstand. Jack schloss seine Augen und ließ seinen Kopf gegen das kalte Metal des Spindes ruhen. Welches Recht hatte er dieses Kind für *ihren* Krieg zu opfern? Kein Recht entschied er, nur eine Notwendigkeit. Aber war das genug?

„Sir?“, hörte er Carters Stimme hinter ihm und er fand, dass noch nicht mal ihre sanfte Stimme genug war, um die Last in seinem Herzen zu schmälern. „Colonel?“

Als er sich ein T-Shirt über den Kopf zog, drehte er sich zu ihr um. „Hey, Carter. Ich bin fast fertig.“

Sie schüttelte leicht mit dem Kopf und setzte sich gegenüber von ihm auf die Bank. „Ein ziemlich harter Tag heute“, sagte sie schließlich und schaute zu ihm auf, mit einem Blick, der eine Einladung zum Reden war.

Aber er lehnte sie ab. „Ja“, war alles, was er sagte und er griff nach seiner Jacke.

Sie akzeptierte seine Entscheidung und wechselte das Thema. „Reden Sie noch mit Daniel?“, fragte sie und er bemerkte so etwas wie Sorge in ihrer Stimme.

„Ich muss das aus der Welt schaffen, Carter“, sagte er ihr. „Er hat sich vollkommen daneben benommen.“

„Vielleicht sollten Sie etwas warten?“, schlug sie vor. „Lassen Sie ihn sich erst einmal beruhigen.“

„Nein.“ Jack schüttelte den Kopf. „Das ist eine Frage der Disziplin. Ich kann es nicht darauf beruhen lassen.“

Dann stand sie auf und ging einen Schritt auf ihn zu. „Er ist kein Soldat, Sir“, erinnerte sie ihn. „Es war für uns alle schlimm – zu sehen, wie diese Menschen starben – aber für Daniel muss es am schlimmsten gewesen sein.“

„Es war nicht seine Entscheidung“, knurrte Jack. Er war sich nur allzu bewusst darüber, dass seine eigene Wut und eigener Schmerz gefährlich nahe unter der Oberfläche brodelten. Er hoffte, dass Carter es nicht bemerkte, aber sie kannte ihn zu gut, als dass sie sich täuschen ließ.

Sie sah sich schnell im Raum um, um sicherzugehen, dass sie auch alleine waren, bevor sie ihre Hand ausstreckte und seinen Arm berührte. „Falls es Ihnen hilft, Sir“, sagte sie, „ich denke, Sie haben richtig entschieden.“

Ihr Blick war gefüllt mit Verständnis und Wärme, als sie ihn anschaute und er erkannte, dass das Gewicht in seinem Herzen aufgrund ihrer Worte etwas leichter geworden war. Er fand sogar ein Lächeln, als er ihre Hand mit seiner bedeckte. „Es bedeutet mir 'ne Menge das von Ihnen zu hören, Carter.“ Dann lächelte sie und die Welt schmolz dahin. So frustrierend sie auch zu seinen schienen, aber er mochte Momente wie diese. Da konnte er sich vorstellen, dass sie ganz allein im Universum waren; die Berührung ihrer Hand war ausdrucksstärker als tausend Streicheleinheiten und alles, was nicht gesagt werden sollte oder konnte, lag dort in ihren Augen und er musste bloß darin lesen. Aber wie gewöhnlich wurde ihr kostbares Fragment der Zweisamkeit zerstört, als die Tür aufgestoßen wurde. Automatisch gingen sie einen Schritt auseinander, der Moment verschwand ohne ein Wort.

„Vielleicht sollte ich ja mit Ihnen mitkommen, Sir?“, schlug Carter vor, als SG-3 hereinkam und ihre lauten Stimmen ihre fast übertönten.

Jack zog seine Jacke an. „Um Daniel zu sehen?“, fragte er. „Haben Sie Angst, dass wir uns an die Gurgel gehen?“

Carter lächelte. „Na ja“, sagte sie ihm auf dem Weg zur Tür, „dran gedacht habe ich schon.“



*******************



In dem Moment, in dem sie ihren Fuß in Daniels Labor gesetzt hatte, wusste Sam, dass die folgende Aussprache eine schlechte Idee war. Er saß an seinem Tisch, finster schielte er über seine Brille hinweg zu ihnen und sie war schon halb gewillt Jack wieder aus dem Raum zu zerren. Aber Daniel sprach, bevor sie auch nur in Erwägung ziehen konnte zu handeln.

„Was ist das jetzt?“, fragte er. „Eine Delegation?“

„Wir dachten nur, dass du vielleicht reden willst“, sagte Sam hastig, bevor Jack noch irgendwas Unangebrachtes von sich geben konnte. „Über das, was auf P6J-587 passiert ist.“

Er lehnte sich zurück, sein Blick hartherzig. „Was passiert ist?“, schnappte er. „Oh, das ist eine schöne Beschreibung. Du meinst wohl, als wir zuließen, dass acht unschuldige Menschen sterben mussten, um uns zu retten?“

Sam schloss für einen Moment ihre Augen. Irgendwas in ihr wurde von seiner Unverblümtheit ganz kalt. „Ja, genau das meine ich.“

„Nun, was gibt es da noch zu sagen?“, fragte er bitter, während er mit seinem Kugelschreiber gegen seinen Tisch tippte und ein rhythmisches Muster der Feindseligkeit den Raum füllte. „Hast du Jack hierher geschleift, damit er sich entschuldigt?“

Neben sich spürte sie, wie Jack sich sträubte und sie konnte bereits die Wut fühlen, bevor er auch nur ein Wort ausgesprochen hatte. „Okay“, sagte er mit gefährlicher Stimme. „Erstens, Carter hat mich nicht hierher geschleift und zweitens, ich bin nicht hier, um mich zu entschuldigen. Ich habe das getan, was getan werden musste. Das ist alles.“

„Scheißdreck!“

„Wie bitte?!“

„Daniel“, ging Sam dazwischen und trat einen Schritt vor, in die Mitte der beiden Männer. „Der Colonel hat eine militärische Entscheidung getroffen – wenn wir uns ergeben hätten, hätten wir dadurch nichts erreicht.“

Wütend und verletzt starrte er sie an. „Es hätte das Leben dieser Menschen gerettet“, sagte er. „Das ist doch etwas.“

„Für wie lange?“, knurrte Jack und warf Daniel einen ebenso wütenden Blick zu. „Einen Tag? Einen Monat? Bis die Jaffa die Bevölkerung aus einem anderen Grund wieder angegriffen hätten?“

Daniel antwortete ihm nicht, funkelte ihn einfach nur an, sein Schmerz und seine Abneigung mehr als offensichtlich. Und sie fühlte so etwas wie Mitleid. Daniel war kein Soldat, trotz allem, was sie auch gemeinsam durchgestanden hatten. Er war ein Mensch, der die Dinge sehr intensiv fühlte, welcher die Menschen in sein Herz schloss. Ein Mensch, der immer noch glaubte, dass die guten Jungs gewannen, weil sie recht hatten. Er war kein Soldat, kein Zyniker, kein Pragmatiker. Sie trat einen Schritt näher auf ihn zu. „Denk doch mal daran, was Apophis mit den Informationen gemacht hätte, die er von uns erhalten hätte“, sagte sie und versuchte der Sache auf den Grund zu gehen. „Das gesamte SGC wäre in Gefahr gewesen – der gesamte Planet!“

Aber Daniel beruhigte sich nicht. Sein Gesicht war dunkel vor Schrecken, den sie nur allzu gut kannte. Sie spürte es ebenfalls, es kroch in ihrem Magen herum, als sie sich an die Gesichter der Männer, Frauen und Kinder erinnerte, die die Jaffa hingerichtet hatten. Und von Jacks bitteren Gesichtsausdruck her, wusste sie, dass ihn dieser saure Geschmack ebenfalls verfolgte. „Das ist unser Job“, sagte Daniel nach einem langen Schweigen. „Wir kämpfen gegen die Goa’uld, das ist was wir *tun*. Diese Menschen waren unschuldige Betroffene.“

Jack schüttelte seinen Kopf und fuhr mit einer Hand durch sein nasses Haar. „Sie waren Sklaven der Goa’uld“, stellte er klar. „Kolateralschaden ist nun mal eine Tatsache, wenn man in einem Krieg kämpft.“

Sam zuckte bei seiner Wortwahl zusammen und sah, wie sich Daniels Augen weiteten, bevor er sie zu zwei Schlitzen zusammenzog. „Kollateralschaden?“, würgte er. „Jetzt sind sie also schon ein Kolateroschaden?!“

„Er hat es nicht so gemeint“, ging Sam dazwischen, um die Situation zu beruhigen, aber alles, was sie erreichte war, Daniels Wut auf sich zu ziehen.

„Hat er nicht?“, spukte Daniel. „Bist du dir da sicher? Und woher zum Teufel willst *du* eigentlich wissen, was er überhaupt meinte, Sam? Verdammt noch mal, keiner von euch kapiert es, oder?“ Er riss seine Brille von der Nase und sprang auf seine Füße, als er ihnen den Rücken zuwandte. „Wir haben diese Menschen heute *getötet*“, sagte er, als er sich über seinen Nasenrücken rieb. „Wir hätten sie retten können, aber wir haben es nicht getan.“

„Ich hatte keine Wahl“, bellte Jack, aber Sam konnte die Zweifel in seinen Augen sehen und ihr Herz spürte seinen Schmerz. Sie wusste, wie schwer diese Entscheidung gewesen war, warum konnte Daniel es denn nicht verstehen? Er machte es nur noch schlimmer, für sie alle.

„Wir hätten es versuchen können“, beharrte Daniel. „Wir hätten irgendwas tun können – irgendwas anderes als uns wie Feiglinge zu verstecken!“
Jack zuckte bei dieser Anschuldigung zusammen und langsam entfachte auch in Sam die Wut. „Hey“, rief sie, „hast du überhaupt eine Ahnung, wie schwierig es ist solch einen Befehl zu geben?“

„Das ist mir egal!“, schrie er und drehte sich um. „Und verdammt noch mal, Sam, warum musst du ihn immer verteidigen?“

„Das tue ich nicht!“, protestierte sie, zeitgleich als Jack aufschrie.

„Ich muss nicht verteidigt werden, Daniel! Ich bin hier nicht derjenige, der sich daneben benimmt.“

Daniel sagte einen Moment nichts, aber er war weit davon entfernt überzeugt zu sein. „Ich versteh einfach nur nicht, warum du nicht nur einmal eine andere Möglichkeit in Erwägung gezogen hast“, sagte er und versuchte erneut seine Stimme zu mäßigen. „Es *hätte* eine andere Möglichkeit geben müssen.“

„Die anderen Möglichkeiten haben mir aber nicht gefallen“, sagte Jack ihm, „weil wir in allen getötet hätten werden können!“

„Wenn wir ausführlicher darüber gesprochen…“, begann Daniel, aber O’Neill schnitt ihm das Wort ab.

„Verdammt, Daniel, das hier ist das Militär und nicht irgend so ein gottverdammter Debattierklub. Ich gebe die Befehle, du führst sie aus. So läuft es!“

„Aber deine Befehle waren *falsch*“, schoss Daniel zurück.

„Mein Problem.“

„Nein“, widersprach er. „Ich bin nicht im Militär und ich bestehe darauf mitzureden!“

„Daniel“, seufzte Sam. Sie ging einen Schritt auf ihn zu und hoffte ihn so zu beruhigen. „Ich einer militärischen Situation müssen wir Befehle befolgen, auch die, die wir nicht mögen. Sonst würde man die Sicherheit des gesamten Teams aufs Spiel setzen. Du weißt das.“

Daniels Blick wanderte in ihre Richtung. „Und was ist mit dir, Sam?“, fragte er. „Mochtest du diese Befehle?“

Sie schüttelte ihren Kopf. „Natürlich nicht. Aber das ist nicht das Thema. Der Colonel ist mein Vorgesetzter – ich befolge seine Befehle.“

„Aber du warst nicht mit ihnen einverstanden, oder?“, drängelte er. „Du hättest sie nicht sterben lassen.“

Sam runzelte die Stirn, wütend, das er versuchte aus ihr eine nicht loyale Beichte zu bekommen. „Nein, ich war nicht mit ihnen einverstanden“, gab sie zu, „aber das bedeutet nicht, dass sie falsch waren. Im Grunde denke ich sogar, dass Colonel O’Neill die richtige Entscheidung getroffen hat – auch wenn ich sie nicht mag.“

Daniel nickte nur und fuhr sich erneut mit den Fingern durch seine Haare. „Verteidigst du ihn schon wieder, Sam? Ich weiß noch nicht einmal, warum mich das nicht mehr überrascht!“

„Was soll das denn heißen?“, entgegnete sie aufgebracht.

„Nur ein weiteres Beispiel für die Sam-und–Jack-Allianz in Aktion“, knurrte er. „Militärische Entscheidungen überstimmen die moralischen – mal wieder!“

„Das ist nicht wahr, Daniel“, sagte sie ihm, ein wenig besorgt aufgrund seiner Anschuldigung. Die Sam–und–Jack-Allianz? Was sollte das denn heißen?

„Nun, das sieht aus meiner Sicht aber ganz danach aus“, beharrte Daniel. „Jedes Mal, wenn auf irgendeine Art und Weise das Militär mit einbezogen ist, dann hüpft ihr beide zusammen ins Bett und ignoriert vollkommen, was Teal’c und ich zu sagen…“

Sam verlor den Faden, weil seine versehentlich angemessene Metapher ihren Blick unweigerlich in Jacks Richtung zog, genau dann, als sie sah, wie sich sein Blick schuldig von ihr abwandte. Ihre halben Blicke schossen zwischen ihnen hin und her, aber nicht schnell genug, als dass Daniel sie nicht bemerkt hätte.

„Oh…“, schnappte er plötzlich nach Luft. Er hielt mitten in seiner Triade inne und schaute mit großen Augen zwischen den beiden hin und her. „Also, ich schätze, *das* erklärt dann wohl alles!“

Sam spürte nur, wie die Hitze in ihre Wangen schoss. „Was meinst du?“

Daniel lachte kalt und ohne jeglichen Sinn von Humor auf. „Ha“, sinnierte er mit einem Kopfschütteln. „Ich habe nur symbolisch gesprochen, aber ich schätze mal, dass ihr beide das wohl etwas zu wörtlich genommen habt.“

„Wovon zum Teufel sprichst du überhaupt, Daniel?“, schnappte Jack und starrte den Mann mit verborgener Nervosität an.

„Darüber, warum Sams Meinung die Einzige ist, auf die du noch zu hören scheinst“, rief er. „Und warum du ihr Leben nicht riskieren wolltest, um *acht* unschuldige Menschen zu retten!“ Sams Herz erfror und ihr Blick flog zu Jack. 'Das war nicht der Grund’, flehte sie ihn schweigend an, 'bitte, Jack, sag nicht, dass das auch nur ein Teil des Grundes war.’

Jacks Stimme war eisig und so hart wie Granit. „Meine Entscheidung war vollkommen militärisch“, knirschte er. „Und ich soll verdammt sein, wenn ich meine Entscheidungen vor dir oder sonst irgendjemanden rechtfertigen muss.“

„Wie wäre es mit den acht Menschen, die du zum Tode verurteilt hast? Rechtfertigst du dich vor ihnen? Vor ihren Familien?“

Jacks Augen zogen sich zusammen, gefüllt mit dunkler Wut. Sam konnte es sehen, wie er seine Schultern straffte, auf die Art, wie die kleinen Muskeln an der Seite seines Kinns zuckten, als er sich bemühte seine Gefühle unter Kontrolle zu halten und es ließ sie erschaudern. „Das ist Krieg, Daniel“, sagte er kalt. „Und ich bin ein Soldat. Wenn du mit dem, was wir hier tun nicht einverstanden bist, dann begrab deinen Kopf doch in irgendeinem Archiv und lass uns anderen mit unserer schmutzigen Arbeit weitermachen. Weil, Daniel, jemand muss sie tun und heute war ich es.“

„Hilft dir wenigstens dieser ganze Macho-Militärmist dabei besser zu schlafen?“, schoss Daniel zurück, als er hinter seinen Tisch hervorkam und nur wenige Zentimeter vor Jack zum Stehen kam, sein ganzer Körper zitterte in einer Art, wie sie es noch nie an ihm gesehen hatte.

Ein schnelles, freudloses Lächeln huschte über die Lippen des Colonels. „Oh, ich schlafe ausgezeichnet.“

„Ja?“, fragte Daniel. „Weißt du was? Es ist mir scheißegal! Scheiß auf das Militär und weißt du was, fick dich, Jack!”, kam der von ihm vollkommen untypischer Ausbruch. Sein wütender Blick verließ nie Jacks Gesicht, aber seine Lippen formten sich zu einem giftigen Lächeln, als er gelassen hinzufügte: „Aber ich denke mal, das ist wohl Sams Aufgabe, nicht wahr?“ Und damit stampfte er aus dem Raum, knallte die Tür so hart hinter sich zu, dass sie augenblicklich wieder aufflog.

Jack machte Anstalten ihm zu folgen, aber Sam griff nach seinem Arm, bevor er die Tür erreichte. „Nicht!“, zischte sie. „Lassen Sie ihn.“

Er drehte sich zu ihr um, auf seinem Gesicht war die blanke Wut zu sehen. „Es ist mir egal, ob er ein Freund ist. Das lasse ich ihn nicht so einfach…“

„Sie wollen diese Unterhaltung auf dem Flur fortsetzen?“, verlangte sie von ihm wissen.

Das stoppte ihn und er taumelte zurück in den Raum und schloss dir Tür hinter sich. Er wandte ihr den Rücken zu, als er beide Hände auf Daniels Tisch abstützte, und versuchte die Kontrolle zu bewahren. „Verdammt“, murmelte er zu sich selbst und sie wusste genau, was er meinte. Die Dinge liefen schief, verdammt schief. Und es war alles die Schuld von ihnen beiden.

Etwas hatte sich nach ihrer gemeinsamen Nacht zwischen ihnen verändert. Sie hatte es nicht gewollt, hatte nicht gedacht, dass es das tun würde, aber… Sam stoppte sich genau da. Wen führte sie hier eigentlich an der Nase herum? Sie hatte nicht mal darüber nachgedacht, nicht wirklich. Nicht, wie ihr Handeln eventuell das Team beeinflussen würde. Sie hatte es noch nicht mal in Erwägung gezogen. Trotz allem, es sollte nur eine Nacht sein, eine verbotene, fantastische Nacht, die nichts hätte ändern sollen. Darum ging es doch im Grunde, nicht wahr? Die Dinge so zu belassen, wie sie waren, die Grenze zu halten, den Kampf zu kämpfen. Sie hätte fast aufgelacht; nichts verändert? Wie konnte sie nur so naiv sein? Das war bereits ihr erster Fehler gewesen.

Und obwohl seit dem nichts mehr zwischen ihnen passiert war, war es vollkommen egal, weil es einfach zu spät war. Die Katze war aus dem Sack und so sehr sie es auch versuchte, sie konnte dieses verdammte Viech nicht wieder zurückstecken. Etwas hatte sich verändert. Etwas Unglaubliches. Es war so, als ob diese eine Nacht sie zusammengeschnürt hatte, Fesseln aus Stahl, gefesselt und gefangen an einem Ort, wo es ihnen verboten war, zusammen zu sein und jetzt war es ihnen unmöglich sich von dort zu befreien. Es war eine Folter von ungeheuerlicher Zärtlichkeit und Schmerz. Und es hatte die Dinge verändert, es veränderte noch immer die Dinge – zwischen ihnen und im Team. Sie war dem nicht blind gegenüber gewesen, aber sie hatte versucht es zu ignorieren. Der zweite Fehler.

Mit ihrem Blick auf Jacks angespannten Rücken gerichtet, setzte sie sich und Daniels Worte echoten in ihrem Kopf: 'Sams Meinung ist die Einzige, auf die du noch hörst… du würdest ihr Leben nicht riskieren, um *acht * unschuldige Menschen zu retten!’ Sie schloss ihre Augen und versuchte das Rumoren in ihren Bauch zu kontrollieren, welches Daniels hasserfüllte Stimme ausgelöst hatte, als er seine Anschuldigung vor ihnen ausspuckte. „Sir“, flüsterte sie und öffnete erneut ihre Augen und beobachtete ihn. „Ich muss Sie etwas fragen.“

Er nickte und sie vermutete, dass er bereits wusste, was sie ihn fragen würde. Sie fuhr sich mit ihrer Zunge über ihre Lippen. „Hatte er recht?“, fragte sie. J

ack hob seinen Kopf und drehte sich zu ihr um. Sie wünschte sich, er hätte es nicht getan, weil die Bestürzung und Verwirrung in seinem Gesicht ihr den Atem raubte. Eine ganze Weile sagte er nichts, seine dunklen Augen bohrten sich in ihre, suchten nach etwas, was sie ihm nicht geben konnte. Und dann nickte er schließlich. „Ich weiß es nicht. Vielleicht.”

Sie erlaubte sich selbst ein wenig Gedenkzeit, als sie ihre Augen schloss und den Klumpen in ihrem Hals herunterschluckte, bevor sie zurück auf die Zerstörung in seinem Gesicht blickte. „Militär“, sagte sie langsam. „Es war die richtige Entscheidung, Sir.“

„Daniel denkt das nicht.“

„Daniel ist kein Soldat.“

Er schwieg erneut und lehnte sich zurück gegen Daniels Schreibtisch. Seine Arme schlang er um seine Brust. Abweisend dachte sie und fragte sich, ob er Angst vor ihr hatte oder vor dem wachsenden Verbotenen zwischen ihnen. „Was glauben Sie, was er tun wird?“, fragte er schließlich. „Wird er es zu Hammond bringen? Ihm sagen, dass er nicht mehr mit der 'Sam-und-Jack-Allianz’ zusammenarbeiten kann?“

Sam lächelte leicht, aber sie schüttelte den Kopf. „Ich denke, er wird eine Nacht drüber schlafen und morgen wird er sich schrecklich fühlen. Sie kennen doch Daniel – er ist sehr leidenschaftlich, aber er ist auch vernünftig. Er ist nicht nachtragend.“

Jacks Lippen verzogen sich zu einer dünnen Linie. „Einen Unterschied macht es trotzdem nicht, oder?“, fragte er. „Ich meine, er hat vermutlich recht – über uns. Dinge haben sich verändert.“

„Ja“, stimmte sie ihm zu, „das haben sie, Sir.“

Müde rieb er sich mit einer Hand über seine Augen; müde und unsicher, plötzlich sah er seinem Alter entsprechend aus. „Verdammt“, seufzte er. „Wann ist das alles bloß nur so kompliziert geworden, Carter?“

Sie schüttelte nur ihren Kopf und schaute hinauf in seine geplagten Augen. „Sie wissen wann, Sir“, flüsterte sie. „Die Nacht, in der wir die Grenze überschritten und herausgefunden hatten, dass es von dort keinen Weg zurückgibt.“


weiter: Kapitel 2
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