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In the Line of Duty: (1) Crossing the Line von Sally Reeve, Destiny

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Kapitel 2

Das Protokoll und diese gottverdammten Vorschriften ignorierend, hatte sich Jack so weit es ging von dem armseligen Dorf und dem verdammten Fest entfernt. Von ihm aus, konnten sie alle in der Hölle verschmoren. Heute Nacht war er nicht in der Stimmung das Richtige zu machen. Scheiß auf die Mission, scheiß auf die Vorschriften. Es kümmerte ihn einen Dreck.

Und so begann er durch den Wald zu laufen, schon fast zu rennen, ließ seine Füße ihn den Berg hinauftragen, bis die Bäume um ihn herum verschwanden und er hinunter auf das kleine Feuer schauen konnte und über ihm hell die Sterne zu funkeln begannen.

Und jetzt saß er dort schweigend, durchfroren von der Nachtluft, aber er hegte nicht die Absicht so bald wieder zurückzukehren. Die gewaltigen Stimmen der Männer und das schrille Gelächter der Frauen waren selbst noch aus dieser Entfernung zu hören und er fantasierte, dass er schon Sams Lachen durch die Brise hören konnte. Aber es war nur eine Einbildung, das wusste er, das Produkt seiner Bedürfnisse diese unausgesprochene und doch intime Verbindung zwischen ihnen aufrechtzuerhalten. Aber die Verbindung wurde schwächer, schon vor Monaten war sie es, unter dem Druck von allem, was sie vor sich und gegenseitig verleugneten. Sam versuchte weiter zu machen und er musste sie gehen lassen.

Jack ließ sich auf seinen Rücken fallen und schaute hinauf in den Nachthimmel, in der Hoffnung etwas Trost in den Sternen zu finden. Aber er war noch nie wirklich ein Philosoph gewesen und jetzt war alles, was er wirklich gebrauchen konnte, ein kühles Bier. Nein, streich das, einen Whiskey.

Wahrscheinlich sogar mehr als einen.

Er seufzte. Das war dann also der Schicksalsschlag gewesen. Er hatte nicht erwartet, dass er so hart sein würde, oder dass es so schnell geschehen würde. Es war kaum vorstellbar, dass sie noch vor knapp einer Stunde Hand in Hand in der Dunkelheit gesessen hatten und einen bittersüßen Moment geteilt hatten, der so unzureichend war, um all das auszudrücken, was er fühlte und so viel mehr, von dem er dachte es nie wieder finden zu würden. Und dann war der Kuss. Na ja, der Beinahekuss. Bei der Erinnerung daran schloss er seine Augen, aber es half nichts. Er konnte noch immer ihre Haare riechen, ihre abgehakten Atemzüge hören und die warme Berührung ihrer Finger gegen seinen Nacken spüren. Sein Magen zog sich so schmerzhaft zusammen, dass er fast nach Luft schnappte und seine Augen aufflogen. Sie waren so nahe gewesen. So verdammt nahe. Und jetzt war es vorbei.

Ihre Worte, die durch das Feuer zu ihm getragen wurden, hatten ihn zerfetzt. ‚Da gibt es niemanden in meinem Leben. Nicht wirklich.’ Er wusste, dass es wahr war. Er redete sich dieselben Worte mindestens tausendmal am Tag selbst ein, aber es von ihren Lippen zu hören, wie sie es Taran erzählte, war fast zu viel für ihn.

Er bedeckte sein Gesicht mit seinen beiden Händen und drückte seine Handflächen in seine Augen, um das Gefühlschaos in ihm wieder unter Kontrolle zu bringen. Trauer, Verzweiflung, Liebe, Verlust und Wut – alle versammelt an einem Platz in seinem Herzen. Sie strafften seinen gesamten Körper dermaßen, dass er das Gefühl hatte, jeden Augenblick auseinanderzufallen. Und das war etwas, was Jack O’Neill nie tat. Niemals. Er hatte seine Gefühle immer in sich gekehrt getragen, verschlossen hinter einer lebenslangen Disziplin. Auf diese Art und Weise war es besser.

Sicherer für alle Beteiligten.

Und so zwang er sich, sich zu entspannen und Jack zog mit einem langsamen Seufzen seine Hände von seinem Gesicht. Das war das Beste, egal wie stark sich das Messer in seinen Eingeweiden drehte. Sie hatte ein Recht auf ihre Zukunft und er würde ihr dabei nicht im Weg stehen. Wie konnte er sich beschweren, wenn ein anderer Mann Interesse an ihr zeigte. Was hatte er ihr schon zu bieten? Nichts.

Nichts außer gestohlener Blicke und ein schweigendes Verlangen. Nichts außer Schmerz. Er musste sie gehen lassen. Er konnte nur hoffen, dass sie sich nicht zu weit von ihm entfernte. Zumindest nicht sofort. Er hoffte, dass er noch etwas Zeit haben würde, um mit ihren Verlust klar zu kommen, wenigstens etwas Zeit.

Aber das Schicksal schien es nicht gut mit ihm zu meinen. Sogar, als das Fest langsam auf sein Ende zuging und Jack mit dem Gedanken spielte wieder zu ihrem Camp zurückzukehren, hörte er unter sich in der Dunkelheit Stimmen.

„Spektakulär, siehst du?“, sagte die Stimme. „Die Sterne sind hier so hell und es gibt hier so viele von ihnen…“

Ein kalter Schub von Eifersucht durchfuhr seine Brust. Die Stimme gehörte Taran.

„Wunderschön“, flüsterte eine andere Stimme.

Jack schloss seine Augen. Sam.

„Ja“, stimmte ihr Taran zu. „Aber die Sterne sehen noch schöner aus, wenn sie sich in deinen Augen widerspiegeln."

Oh bitte! Das musste er sich nun wirklich nicht mit anhören. Jack setzte sich langsam auf, entschlossen zu flüchten, aber zu all seiner Bestürzung sah er, dass der Fleck, wo Taran und Sam nahe beieinanderstanden, nur wenigen Meter unter ihm lag. Wenn er sich bewegte, dann würden sie ihn mit Sicherheit sehen. Verdammt, er war gefangen!

„Du hast mit Sicherheit eine poetische Ader in dir Taran“, flüsterte Sam und Jack konnte die Belustigung in ihrer Stimme hören. Gut, dachte er sich, sie kaufte ihm diesen ganzen Mist nicht ab.

„Wenn ich sie habe“, antwortete Taran, „dann, weil du sie hervorgerufen hast, Samantha.“

Sie schüttelte den Kopf. „Bitte, ich…“

„Warum widerstrebt es dir so das zu hören?“, drängte er und drehte sie zu sich um, wo seine Hand auf ihrem Arm verweilte. „Ich sage nur die Wahrheit.“

Jack schloss seine Augen, er wollte sich das nicht mit ansehen. Aber nach einem Moment zog eine kranke Faszination seinen Blick zurück auf die Szene vor ihm.

„Ich denke, ich bin es einfach nicht gewohnt, dass die Leute so… direkt sind“, erklärte Sam flüsternd. Und dann fügte sie mit einem trockenen Lachen hinzu: „Im Grunde ist es sogar ziemlich erfrischend jemanden zu haben, der mir sagt, was er fühlt.“

Jack verstand die Bedeutung ihrer Worte und es bohrte das Messer nur noch weiter in sein Herz. 'Ich würde es dir sagen, Sam. Wenn ich es könnte, ich würde es dir sagen. Weißt du das denn nicht?’

Sie lächelte jetzt und ihr Lächeln war heller als die Sterne. Jack erwischte sich dabei, wie er sogar selbst fast lächelte, bis Taran mit einem Finger vorsichtig ihre Lippen berührte. „Dein Lächeln ist wie ein Sonnenschein“, sagte er ihr, „aber deine Augen…?“ Er legte seinen Kopf leicht zur Seite. „Deine Augen sind traurig, Samantha.“

„Traurig?“

Taran nickte. „Sag mir, was dich traurig macht.“

Sie schüttelte ihren Kopf und Jack wusste, dass sie sich unwohl bei dieser Frage fühlte. Genau wie er, öffnete sie sich nur selten. Es war etwas, was sie zusammenhielt. Aber zu seiner Überraschung begann sie zu sprechen. „Ich denke, dass ich etwas einsam bin.“

Einsam? Jacks Herz machte einen schmerzhaften Aussetzer. Oh, Sam, es tut mir so leid.

„Einsam?“, echote Taran. „Warum?“

Sie zuckte mit den Schultern. „Ich habe kaum noch Familie – meine Mutter ist gestorben, mein Dad ist… viel unterwegs. Und ich sehe meinen Bruder kaum noch.“

„Aber du hast doch Freunde?“

„Ja“, nickte sie und selbst Jack konnte die Traurigkeit aus ihrer Stimme heraushören. „Aber ich… manchmal… manchmal fühle ich mich sehr einsam.“

„Samantha“, flüsterte Taran und fuhr sanft über ihr Gesicht, bis seine Finger sich in ihren Haaren verflochtenen, als er sie in seine Arme zog. „Jetzt bist du nicht allein. Nicht heute Nacht.“

„Nein“, antwortete sie und schaute im Mondlicht mit einem hellen und ernsten Gesicht zu ihm auf. „Ich denke, das bin ich nicht.“

Und dann küsste er sie, sanft, verweilte jede mögliche Sekunde dort, als langsam, sehr langsam Sam ihre Arme um seinen Nacken schlang und ihn näher zu sich heranzog.

Jack konnte sich das nicht mehr ansehen. Es war ihm egal, ob sie ihn sehen würde, er würde noch nicht einmal über seine Schulter schauen, um zu sehen, ob sie ihn entdeckt hatten, und so sprang er auf und marschierte davon.



*******************



Sam wachte früh, ziemlich durchfroren und unruhig in ihrem Schlafsack auf. Dieser Planet, wie auch immer er heißen mochte, schien eine kühle Feuchtigkeit zu besitzen, die sich überall festsetzte. Zitternd setzte sie sich auf, immer noch wie ein einen Kokon in ihren Schlafsack eingeschlossen und sah sich in ihrem Lager am Rande des Dorfes um. Sie war erst spät vom Fest zurückgekehrt und begann es bereits zu bereuen, als ihr Kopf vollkommen benebelt aufgrund ihres Schlafmangels war.

Die Nacht hatte merkwürdig für sie geendet, sie stand zusammen mit Taran in der Dunkelheit und hatte hinauf zu den Sternen geschaut. Sterne hatte sie immer an Jack erinnerte und der Schmerz muss offensichtlich auf ihrem Gesicht gesehen gewesen zu sein, denn Tara hatte es bemerkt und sie danach gefragt, warum sie so traurig sei. Und er war so nett, so sanft – und einfach nur da – dass, als er sie geküsst hatte, sie sich nicht dagegen gewehrt hatte. Sie schloss ihre Augen und hatte sich den körperlichen Trost erlaubt, nach dem ihr Herz so schrie und auch wenn er nicht der Mann war, den sie liebte, so waren seine Arme dennoch warm und sein Kuss sanft gewesen. Und sie musste sich endlich von Jack lösen. Sie musste es einfach. Taran, dachte sie, war vielleicht ein Schritt in die richtige Richtung.

Wenn er mehr als einen Kuss erwartet hatte, dann hatte er sich nichts anmerken lassen, als sie sich in ihrem Lager trennten und nur kaum ihre Hand drückte als Zeichen seiner Zuneigung. Sie lächelte. Es war schon so lange her seit sie das letzte Mal starke, warme Arme um sich herum gespürt hatte und erst jetzt erkannte sie, wie sehr sie dieses Gefühl vermisst hatte.

Sie gähnte. So spät sie vielleicht auch ins Bett gekommen war, sie war noch vor Jack hier gewesen. Nachdem er die Feuerstelle verlassen hatte, hatte sie ihn nicht mehr gesehen. Und so war sie froh ihn jetzt zu sehen, wo er nicht weit entfernt von ihr noch immer schlafend in seinem Schlafsack, vergraben unter ein paar Extradecken, lag. Nur sein Haarsatz war sichtbar im grauen Morgenlicht.

Sie lächelte erneut, froh, dass er zurückgekommen war, obwohl sie wusste, dass sie ihn verletzt hatte. Nicht, dass er sie das je wissen ließ. Er war ein sehr zurückgezogener Mann und sie respektierte das. Er war nicht wie Taran, der frei mit blumigen Worten durch die Weltgeschichte lief, er hielt seine Gefühle für sich, tief im Inneren verschlossen. Aber was er fühlte, das spürte er tief, so tief, dass es nicht einfach in Worte gefasst werden konnte. Und genau das liebte sie an ihm.

Kopfschüttelnd befreite sie sich aus ihrer Träumerei und gähnte, als sie nach ihren Stiefeln griff, und hoffte nur, dass sie einigermaßen trocken geblieben waren. Noch während sie sich aus ihrem Schlafsack wandte, zog sie sich an und zuckte leicht zusammen, als sie den Stoff auf ihren Füßen spürte. Sie ging zu dem kleinen Fluss, um sich ihr Gesicht zu waschen und ihre Zähne zu putzen. Jack fand es immer äußerst amüsant, dass egal wo sie sich befanden, sie immer ein Fleckchen fand, wo sie sich ihre Zähne putzen konnte. Ohne eine Dusche konnte sie mal überleben, aber Zahnpasta war lebenswichtig! Ihre Zahnbürste bekam ein paar neugierige Blicke von den Einwohnern, als sie sich vor den Fluss kniete, aber sie lächelte ihnen nur zu und sie schüttelten nur als Antwort den Kopf und ließen sie allein.

Als sie wieder zurück in ihr Lager kam, war Jack ebenfalls aufgestanden und Daniel suchte noch leicht benebelt nach seiner Brille. „Ich glaube ich habe zu viel von diesem… süßen Zeug getrunken“, murmelte er. „Der Geschmack in meinen Mund ist einfach ekelhaft.“

„Wenn du bitte sagst, dann leiht dir Carter vielleicht ihre Zahnbürste“, schlug Jack vor, als er seine Ausrüstung zusammenpackte.

Sam lächelte. „Ich denke, dass erst Geld den Besitzer wechseln müsste, Sir“, antwortete sie. „Ich habe gesehen, wie viel er gestern Abend getrunken hat.“

„Arg“, stöhnte Daniel, als er sich zurücksetzte. „Ich kann meine Brille nirgends finden.“ Jack stand auf, sein Rucksack fertig gepackt und blies sich einmal in seine Hände. „Ich schlage vor, dass wir so schnell wie möglich von hier verschwinden“, sagte er. „Hier ist es so verdammt feucht, dass ich schon das Gefühl habe zu verschimmeln.“

Sam lachte leicht und bekam somit seine Aufmerksamkeit. Er schielte kurz zu ihr hinüber, aber diesmal konnte sie kein Lächeln auf seinem Gesicht sehen. „Wissen Sie wo sich Taran um diese Uhrzeit aufhält?“, fragte er mit einer Stimme, die zu gezügelt war, als dass es normal war.

Sie zog eine Augenbraue hoch, als ihr Herz leicht sank. Was genau meinte er denn damit? „Warum sollte ich das, Sir?“, fragte sie vorsichtig.

Er zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Ich dachte nur, dass Sie es tun würden, das ist alles. Wir müssen ihn finden und dann verschwinden wir von hier.“

Leicht beunruhigt wandte sie ihren Blick von ihm. Wusste er von dem Kuss, den sie mit dem anderen Mann geteilt hatte? Sie konnte sich vage daran erinnern, dass sie etwas gehört hatte, das Rascheln von Tieren in der Nacht, hatte sie gedacht, aber hatte er sie gesehen?

War er dort oben gewesen?

„Carter?“ Seine Stimme war angespannt.

„Sir?“

„Wollen Sie Taran nicht suchen gehen?“

„Warum ich?“, fragte sie noch immer misstrauisch.

Falsche Antwort. Sie sah einen Funken von Überraschung, dicht gefolgt von Wut in seinen Augen und plötzlich war er wieder ganz der Soldat.

„Muss ich erst einen Befehl daraus machen, Major?“

„Nein, Sir“, antwortete sie hastig, krabbelte auf ihre Füße und verschwand.

Whooops, das hatte sie dann wohl falsch verstanden.



*******************



Es kam einer Ewigkeit gleich, aber letztendlich schaffte es Jack alle vor dem Stargate zu versammeln, selbst Daniel, welcher alles durchsucht hatte und sich darüber beschwerte, dass er seine Brille nicht finden konnte, genau wie die Anthropologen, die sich von jeden einzelnen Bewohnern mindestens zweimal verabschieden zu schienen.

„Okay“, rief er wahrscheinlich schon zum zehnten Male. „Wir gehen. Und zwar sofort!”

Das Geschwätz der Einwohner wurde nicht weniger und der Häuptling schien schon zu seiner nächsten Rede anzusetzen, also ignorierte er sie alle und wandte sich an Sam. „Starten Sie den Generator, Carter.“ Und dann schrie er über die Menge hinweg: „Teal’c, bring uns nach Hause!“

Es dauerte eine Weile, aber Teal’c war stark und schließlich erweckte das sich langsam drehende Tor die Aufmerksamkeit der aufgeregten Einwohner und die Lautstärke senkte sich um ein paar Dezibel. Danke Gott. Jack fühlte sich mies und der beständige Lärm tat seinem Kopfschmerzen direkt zwischen den Augen nicht besonders gut. Aber im Gegensatz zu Daniel war es nicht der übermäßige Genuss von letzter Nacht, der diesen Schmerz verursachte oder sein Schlafmangel.

Nachdem er letzte Nacht Sams kleine Verabredung in der Dunkelheit beobachtet hatte, hatte er fast die halbe Nacht damit verbracht herumzulaufen und versucht sich Sam und Taran nicht zusammen vorzustellen. Es war nicht grade sehr erfolgreich gewesen, seine Vorstellungskraft war zu lebendig und seine Eifersucht zu überwältigend, sodass er sich die schrecklichsten Szenarien ausgemalt hatte. Also, als er dann doch noch eine Stunde vor Sonnenaufgang zum Lager zurückkehrt war, war er überrascht gewesen sie dort liegen zu sehen. Er war vollkommen felsenfest davon überzeugt gewesen, dass sie nicht da sein würde – oder noch schlimmer – in den Armen eines anderen Mannes, anstatt ihr Wirr aus blonden Haaren unter ihrem Schlafsack zu sehen und es war eine Erleichterung.

„Colonel O’Neill?“, unterbrach Taran seine Gedanken und das lächelnde Gesicht, welches aus der Menge auftauchte, war so ziemlich das Letzte, welches er jetzt sehen wollte.

„Taran“, antwortete er mit dem Versuch seine Stimme ruhig zu halten.

„Ich wollte euch noch einmal danken“, sagte Taran, „dass ihr uns erlaubt mit euch zurückzukehren. Samantha ist sich sicher, dass sie unser Gerät reparieren kann, wenn sie erst einmal zurück in ihrem Labor ist. Also hoffe ich, dass wir eure Gastfreundschaft nicht allzu lange in Anspruch nehmen müssen.“

Jack zuckte mit den Schultern. „Wenn Carter das Dingsda nicht reparieren kann, dann kann es niemand“, sagte er ihm. „Und es ist nicht meine Gastfreundschaft, die ihr in Anspruch nehmt. Es ist die der US Steuerzahler.“

Ein leichtes Stirnrunzeln verdunkelte das Lächeln des Mannes, als er versuchte die Bedeutung der Worte zu verstehen. Aber alles, was er sagte, war: „Trotzdem unseren Dank, Colonel. Ich befürchte, dass dies hier eine Belastung für deine Geduld gewesen sein muss.“

Jack konnte nicht anders, aber ein dunkles Lächeln zeichnete sich auf seinen Lippen ab. „Oh, du hast ja keine Ahnung!“

Wenn Taran etwas darauf antworten wollte, so wurde er von einem lauten, erstaunten Raunen der Menge unterbrochen, als sich das Wurmloch etablierte.

„Hallelujah!“, murmelte Jack. „Gute Arbeit, Carter. Teal’c”, rief er dann und sah, wie die beiden ihn zunickten. Dann wandte er sich an Taran. „Okay, dann schnappt euch eure Sachen, weil wir jetzt von hier verschwinden werden.“



*******************



Eine Dusche und trockene Kleidung trug sehr viel dazu bei, dass sich Sams Stimmung etwas gebessert hatte und jetzt saß sie warm und zufrieden in der Besprechung. Sie wünschte sich nur, dass es auch denselben Effekt auf Jack hätte.

Ungewöhnlicherweise saß er gegenüber von ihr anstatt wie sonst direkt neben ihr und er versuchte die Müdigkeit wegzublinzeln, die ihn offensichtlich erfasst hatte. Er sah schlecht aus, stellte sie fest und vermutlich fühlte er sich auch so. Eine Stimme in ihren Kopf flüsterte, dass es irgendwie ihre Schuld war und winzige Flügel der Schuld begannen in ihrem Bauch herumzuflattern. Hatte er sie mit Taran gesehen? Verzweifelt hoffte sie, dass er es nicht getan hatte.

„Major Carter?“ Hammonds Stimme zog sie aus ihren Sog von Gedanken und sie schaute auf.

„Sir?“

Er runzelte die Stirn. „Ich fragte Sie, wie lange Sie wohl brauchen, um das Gerät zu reparieren, Major.“

„Ich weiß es nicht, Sir“, antwortete sie ehrlich. „Ich hatte bisher noch keine Chance einen richtigen Blick drauf zu werfen. Es könnte ein paar Wochen dauern.“

„Wochen?“ Jack war offensichtlich mehr als unzufrieden, als er sie von der anderen Seite des Tisches aus ansah und unbewusst die Stelle zwischen seinen Augen rieb.

Kopfschmerzen, vermutete Sam, als sie sein verzogenes Gesicht sah.

„Es ist eine komplizierte Technologie, Sir“, erklärte sie. „Und auch wenn nur das Energiemodul fehlerhaft ist, so muss ich dennoch verstehen, wie es funktioniert, bevor ich es reparieren kann.“

Er knurrte etwas und fuhr sich mit seiner Hand durch sein kurzes Haar, als er ein Gähnen unterdrückte. „Was macht es überhaupt?“

„Ahm“, begann sie und senkte ihren Blick auf ihre Hände, die sie auf dem Tisch gefaltet liegen, hatte. „Ich bin mir noch nicht ganz sicher, Colonel.“

Eine ganze Weile sagte er nichts. „Wie bitte?“

Sie schaute auf und zwang sich seinen Blick zu treffen. Flüchtig trafen sie sich und er hatte seine Augen verengt, als er auf eine Antwort antwortete. „Taran hat es mir noch nicht gesagt.“

„Colonel O’Neill“, ging Hammond dazwischen, „sagen Sie mir grade, dass SG-1 keine Ahnung hat, was diese beiden Männer durch das Tor mitgebracht haben?“

„Hört sich ganz danach an“, antwortete Jack, als er sich aufrichtete und seine Schultern straffte. „Es tut mir leid, General“, sagte er. „Ich habe den Fehler gemacht und bin davon ausgegangen, dass Major Carter vorher das Gerät untersucht und von ihren Besitzern Informationen erhalten hatte, bevor wir es mitgebracht haben.“

Hammond runzelte die Stirn. „Haben Sie sie gefragt?“

„Wie bereits sagte, Sir, mein Fehler“, antwortete er. „Das nächste Mal weiß ich besser Bescheid, als ihr einfach nur zu vertrauen.“

Seine Worte waren wir ein Amboss, der in ihren Magen gerammt wurde. Es schmerzte. „Stellen Sie mein professionelles Urteilsvermögen infrage, Sir?“, fragte sie leise.

„Nein“, antwortete er mit einem so kalten Zynismus in seiner Stimme, dass sie erschauderte. „Ich frage mich nur, ob Ihr Urteilsvermögen hier diesmal von persönlichen Gefühlen beeinflusst wurde, Major.“

„Komm schon, Jack“, protestierte Daniel, „so schlimm ist es nun auch wieder nicht.“

„Ist es nicht?“, fragte er. „Es hätte eine Bombe sein können. Oder etwas noch Schlimmeres.“

„Es ist keine Waffe, Sir.“

„Hat Taran Ihnen das erzählt?“, erwiderte er gereizt.

„Ja“, antwortete sie und merkte, wie sie selbst langsam wütend wurde. „Und ich vertraue ihm, Sir.“

„Natürlich“, murmelte Jack. „Ich habe genau gesehen, wie sehr Sie ihm *vertrauen*, Major.“ Er betonte das Wort 'vertrauen’ besonders eigenartig und sie konnte so etwas wie ehrliche Wut in seinem Gesicht sehen, bevor er seinen Blick senkte.

Oh nein, er hatte sie zusammen gesehen. Sam sah es jetzt in seinen Augen, ein grober Schmerz, den sie fühlte, als wäre es ihr eigener. Plötzlich verstand sie seine verwirrende Wut und spürte nichts weiter als Mitleid mit ihm, aber trotz ihrer Trauer und der Tatsache, wie sich ihr Herz in ihrer Brust verdrehte, war alles, was sie sagte: „Ich habe das Gerät eigenhändig untersucht, Sir. Es ist keine Waffe. Taran hat nicht gelogen.“

„Colonel“, sagte Hammond schließlich, der sichtlich überrascht von dem plötzlichen Ausbruch war, „wollen Sie mir vielleicht sagen, was hier das Problem ist?“

Mit einem Kopfschütteln sah Jack zum General. „Kein Problem, Sir.“

„Sind Sie sich sicher?“, beharrte Hammond, der jetzt zu Sam schaute. „Denn von meinem Platz aus sieht es verdammt noch mal danach aus.“

„Es gibt kein Problem, Sir“, versicherte ihm Sam. „Der Colonel hat recht. Ich hätte ihm mehr Auskunft gegeben sollen, Sir. Es tut mir leid.“ Sie wandte sich an Jack. „Es tut mir Leid, Sir“, sagte sie dann in einer etwas ruhigeren Stimme und hoffte, dass er sie verstand.

Er tat es, weil er seinen Blick hob und sie konnte sehen, wie die Wut in seinen Augen verschwand, ersetzt durch eine müde Traurigkeit. „Schon okay, Carter“, antwortete er leise. „Solche Dinge passieren. Es ist unumgänglich.”

Sie wandte sich von seinem Blick ab und schaute hinunter auf ihre zusammengefalteten Hände auf dem Tisch. Wie konnte man nur ahnen, dass es so schwer und schmerzhaft wäre, jemanden zu lieben. Es war nicht fair, einfach nicht fair.

„Major Carter?“, durchbrach Hammond dann die Stille. „Ich will regelmäßige Berichte über Ihr Vorankommen. Je eher wir diese Männer nach Hause bringen, desto besser. Dieses Gerät zu reparieren ist jetzt Ihre oberste Priorität.“

„Ja, Sir“, antwortete sie und war wieder ganz der Major.

„Der Rest von Ihnen“, fuhr Hammond fort, „ist, solange bis Major Carter ihre Arbeit am Gerät beendet hat, von jeglichen Missionen entbunden.“

„Kaum zu glauben“, murmelte Jack.

Hammond runzelte die Stirn. „Ich schlage vor, dass Sie Ihre Zeit sinnvoll nutzen, Colonel“, sagte er, während er aufstand. „Ich glaube, ich warte noch immer auf ein paar Berichte, nicht wahr?“

Jack zuckte nur leicht die Schultern, als er sich noch weiter aufsetzte, offensichtlich darauf erpicht sofort zu verschwinden.

Hammond nickte. „Wegtreten“, sagte er und Jack war schon fast vor dem General aus der Tür verschwunden.



*******************



Mist. Das fasste es so ziemlich zusammen. Er fühlte sich mies und sah auch noch so aus, als er in den Spiegel schaute, der an der Tür seines Büros hing. Graue Haare, ausgezehrtes Gesicht, rot unterlaufende Augen von zu wenig Schlaf. Mist. Nicht gerade eine großartige Konkurrenz für Taran mit seinem jungen Aussehen, dunkles Haar, welches so aalglatt war, wie der Mann selbst, unberührt von irgendwelchen grauen Strähnen. Er war nicht wirklich eine Konkurrenz. Nicht, dass er konkurrierte. Nicht, dass er es könnte. Taran hatte freie Bahn und alles, was Jack tun konnte, war am Seitenstreifen zu stehen und zuzusehen.

Mit einem Seufzen ließ er sich in seinen Stuhl fallen und starrte abgelenkt auf den Stapel von Notizen auf seinem Schreibtisch und auf das leere Dokument auf seinem Computerbildschirm. Entschlossen tippte „Missionsbericht: P4R -“ und hielt dann inne, als er seine Notizen durchwühlte. War das richtig? Wie hieß noch gleich dieser verdammte Planet?

Ah, scheiß drauf, er war dafür nicht in der Stimmung. Er hatte kaum geschlafen und der Kaffee, den er in sich hineingeschüttet hatte, half seinen Kopfschmerzen auch nicht und so sehr er sich auch versuchte auf seinen Bericht zu konzentrieren, seine Gedanken schweiften immer wieder zu ein und demselben Thema, über welches er wirklich nicht nachdenken wollte. Sam.

Seine Augen schließend, lehnte er sich in seinen Stuhl zurück und gab es auf dagegen anzukämpfen. Er hatte sich heute Morgen so gut geschlagen, dachte er, schön seinen Schmerz versteckt und hatte sich nichts anmerken lassen. Und dann war etwas durchgeflutscht und er hatte in der Besprechung die Kontrolle verloren. Er hatte sie beschuldigt sich unprofessionell verhalten zu haben, als er genau wusste, dass er derjenige war, der hier aus dem Rahmen gefallen war. Und sie hatte es fast ohne einen Kommentar ertragen, mit nicht als Verständnis in ihren leuchteten, wunderschönen Augen.

Mit einem Seufzen setzte er sich auf und versuchte dieses Bild aus seinem Kopf zu bekommen, als er in seinem Schreibtisch nach einer Packung Tylenol suchte, von der er wusste, dass sie hier irgendwo herumfliegen musste. Seine Finger hatten grade die Packung umschlossen, als er eine weitere Schatulle erblickte. Eine kleine, hölzerne Schatulle. Für einen Moment starrte er sie einfach nur an, bevor er sie herausholte, es in seiner Hand wog und zu einem Entschluss kam.

Er kam zu dem Entschluss, dass er Sam eine Entschuldigung schuldete. Na ja, im Grunde mehr als eine. Einmal für seinen Ausbruch bei der Besprechung natürlich, aber auch dafür, was letzte Nacht fast zwischen ihnen geschehen war. Er hatte sie trotz der Tatsache, dass sie nicht dorthin wollte, fast über diese Grenze gezogen, die sie so entschlossen nicht überschreiten wollten. Sie war eine brillante Wissenschaftlerin, eine verdammt gute Soldatin und sie hatte es verdient bis ganz nach oben zu kommen. Sie hatte so hart dafür gearbeitet dort zu sein, wo sie jetzt war, sie hatte gegen die Diskriminierung im Militär angekämpft, hatte gegen die Stereotypen ihres eigenen Geschlechts und ihrer wissenschaftlichen Berufung angekämpft. Ohne jegliche Zweifel, sie war eine der besten Offiziere, die die Air Force je hatte und er hatte nicht vor ihr im Wege zu stehen. Aber letzte Nacht – er konnte noch immer das überwältigende Verlangen spüren sie zu halten, auf die Weise, wie sein Körper auf ihre Berührung reagiert hatte – letzte Nacht, hatte er sie fast dazu gebracht all das zu zerstören, für das sie so hart gearbeitet hatte. Und dafür schuldete er ihr sowohl eine Entschuldigung als auch sein Versprechen, dass es nie wieder passieren würde.

Er steckte die kleine Schatulle in seine Tasche, als er ein paar Tylenol mit dem Restkaffee herunterschluckte und verließ sein Büro. Er wusste genau, wo sie sich befinden würde, natürlich, und je näher er ihrem Labor kam, desto langsamer wurde er. Das würde das letzte Mal sein, wo er seine Gefühle für sie offen zwischen ihnen zeigen würde. Keine weiteren bedeutungsvollen Blicke, keine weiteren geheimnisvollen Lächeln. Das war es. Es war vorbei.

Es musste vorbei sein.

Tief durchatmend lauschte er einen Moment an der Tür, halb ängstlich, dass er Tarans schleimige Stimme hören könnte. Aber alles war ruhig und so klopfte er leicht.

Sams Antwort kam sofort, wenn auch etwas abgelenkt. „Herein.“

Das Gerät, welches sie versuchte zu reparieren lag in Einzelstücke vor ihr auf dem Tisch und sie studierte es mit ihrer gewöhnlichen Hingabe, eine leichte Falte zeichnete sich dabei auf ihrer Stirn ab. Jack lächelte bei dem Anblick und er wusste mit einer schmerzhaften Sicherheit, dass egal wie auch seine Vorsätze aussahen, ihr nicht länger im Weg zu stehen, eines konnte er nicht verdrängen, er würde sie immer lieben, wenn auch nur aus der Ferne.

„Carter?“, sagte er schließlich, als es offensichtlich war, dass sie nicht aufschauen würde.

Erschrocken hob sie ihren Kopf, so, als ob sie das Klopfen an ihrer Tür vollkommen vergessen hätte. „Sir!“

Er nickte in Richtung des Geräts. „Beschäftigt?“

„Ja“, antwortete sie und lächelte ihn dann leicht an. „Aber ich könnte eine Pause gebrauchen. Was kann ich für Sie tun, Colonel?“

„Och, nichts“, antwortete er und nahm eines der Stücke von dem Gerät in seine Hand. Er betrachtete es, bis sie es ihm wieder vorsichtig abnahm und es zurück auf den Tisch legte.

„Es ist ziemlich empfindlich“, erklärte sie.

„Ja“, nickte er. „Sieht wohl so aus.“

Sie antwortete ihm nicht, sondern beobachtete ihn neugierig.

„Ich, ähm“, begann er und stopfte seine Hände in seine Taschen. „Ich schulde Ihnen wohl ein, zwei Entschuldigungen, Carter.“

Sie schüttelte ihren Kopf. „Nein, tun Sie nicht.“

„Was ich in der Besprechung gesagt habe“, fuhr er fort und ignorierte ihren leisen Protest, „war ziemlich daneben.“ Er schaute hinunter auf ihren Tisch und sprach weiter. „Sie wissen, dass ich Ihrem Urteilsvermögen traue, Carter. Sie haben mir nie einen Grund gegeben daran zu zweifeln. Niemals.“

„Danke“, antwortete sie, „das bedeutet mir eine Menge, Sir.“ Er nickte schweigend und wollte grade weitermachen, als sie zu ihm aufschaute. „Und was ist mit meinem persönlichen Urteilsvermögen, Sir? Vertrauen sie dem auch?“

Er hielt ihren Blick, aber war sich nicht sicher, ob er die stumme Bitte in ihren blauen Augen richtig verstand. „Ihr persönliches Leben, Major“, flüsterte er, „geht mich nichts an.“

„Tut es das nicht?“

„Sie wissen, dass es mich nichts angeht“, antwortete er. Sein Herz begann zu rasen, als sie sich beide dem Thema näherte, welches sie zusammenhielt und voneinander trennte. „Das darf es nicht.“

Ihr Blick wandte sich von ihm ab und sie stimmte ihm traurig zu.
Okay, jetzt oder nie. Er atmete noch einmal tief durch. „Was wir gestern fast getan hätten“, sagte er, „war ziemlich hart an der Grenze.“

„Ja“, nickte sie.

„Es tut mir leid“, fuhr er fort. „Es tut mir leid, dass ich es so gedrängt habe, Carter. Das war nicht in Ordnung. Und als Ihr CO, da hätte ich…“

„Sir?“, unterbrach sie ihn. „Ich kann auf mich selbst aufpassen. Wir sind beide für das verantwortlich, was letzte Nacht passiert ist.“ Er runzelte leicht die Stirn, aber sie fuhr fort. „Wenn ich Sie darum gebeten hätte zu gehen, dann hätten Sie das auch getan.“

Er zuckte zustimmend mit den Schultern.

„Und ich hätte Sie darum bitten sollen“, sagte sie dann, „aber ich habe es nicht getan.“

„Nein, hätten Sie nicht“, entgegnete er. „Und es wird nicht wieder passieren, Carter. Das verspreche in Ihnen.“

Er sah so etwas wie in Enttäuschung in ihren Augen, bevor sie ein „Oh“, murmelte und ihren Blick senkte. Sie nahm ein kleines Stück von dem Gerät und betrachtete es eingehend.

„Das war alles, was ich Ihnen sagen wollte, Sam“, sprach er weiter. „Egal welche persönliche Entscheidung Sie auch treffen mögen, ich werde Ihnen das Leben nicht schwer machen. Das schwöre ich.“

Sie schwieg eine ganze Weile, nur ihre Finger spielten mit dem kleinen Metallstück. Aber schließlich legte sie es wieder zurück und sah ernst zu ihm auf. „Waren Sie letzte Nacht auf dem Hügel?“

Diese Frage überraschte ihn und er musste einmal langsam ausatmen. Nach einem Augenblick nickte er. „Ich war bereits ein paar Stunden dort, bevor Sie und Taran aufgetaucht waren.“

„Es tut mir leid“, flüsterte sie, als sie erneut wegschaute, „dass ich Sie verletzt habe.“

„Nein“, log er. „Ich meine, ich freue mich für Sie, Sam. Sie haben es verdient glücklich zu sein und wenn Sie sich in Taran verliebt haben, dann sollte ich mich nicht beschweren.“

Mit einem Kopfschütteln lachte sie auf. „Ich habe mich nicht in ihn verliebt.“

„Sah aber ganz so aus“, antwortete er und zuckte selbst dann noch zusammen, als er die Worte aussprach. „Nicht, dass ich hingesehen hätte“, fügte er lahm hinzu.

Sie seufzte. „Was Sie gesehen haben, hatte nichts zu bedeuten. Es war…“ Sie verstummte und suchte offensichtlich nach dem richtigen Wort. „Manchmal“, sagte sie schließlich mit einem Blick in seine Richtung, „manchmal ist es einfach nur schön gehalten zu werden.“

„Ja“, seufzte er, sein Blick mit ihrem verankert. „Ich denke, das ist es. Ich hätte nur gewünscht…“ Er unterbrach sich selbst, bevor er noch etwas sagen konnte, aber es war bereits zu spät und er sah in ihren Augen, dass sie ihn verstand. ‚Ich hätte einfach nur gewünscht, dass ich derjenige sein könnte, der dich hält, Sam.’

„Ich auch“, flüsterte sie, so als ob seine Gedanken direkt in ihr Herz fließen würden. „Ich auch.“

Verdammt, er hatte es wieder getan! Er war mit der Absicht herkommen ihr aus den Weg zu gehen, um sie wissen zu lassen, dass er mit ihrer neuen Beziehung umgehen konnte und bevor er sich versah, schmachteten sich die beiden mit genauso viel hoffnungslosen Verlangen an, wie schon zuvor. Rücksichtslos wandte er sich von ihr ab und brach den Kontakt zwischen ihnen. Aber die Stille war zu erdrückend. Und so stand er dort, starrte ins Nichts, während seine Finger die Schatulle in seiner Tasche umschlossen und er sie herauszog.
„Ich, ähm“, sagte er, seine Worte nahmen der Spannung etwas Wind aus den Segeln, als er sich wieder zu ihr umdrehte. „Entschuldigen Sie die Verspätung, aber“, sagte er und hielt ihr die Schatulle hin, „Herzlichen Glückwunsch.“

Mit aufgerissenen Augen nahm sie es an sich. „Sir, das hätten Sie doch nicht…“

„Ich weiߓ, unterbrach er sie, „aber ich wollte es.“ Dann zuckte er mit den Schultern. „’Tschuldigung, dass es nicht eingepackt ist.“

Kopfschüttelnd schaute sie mit einem Lächeln zu ihm auf. „Sie hätten das wirklich nicht…“

„Es ist nur ein Geschenk für eine Freundin“, sagte er ihr abrupt. „Das ist nicht falsch.“

„Nein“, stimmte sie ihm zu, als sie den Deckel öffnete und den Inhalt herausholte. „Colonel“, haucht sie. Die goldene Kette glitt durch ihre Finger. „Sie ist wunderschön.“

Er lächelte und schaute leicht verlegen hinunter auf seine Stiefel. „Freut mich, dass es Ihnen gefällt.“

„Es ist…“, begann sie. „Ich habe so etwas noch nie zuvor gesehen. Woher haben Sie sie?“

„Oh.“ Er schüttelte den Kopf und schenkte ihr ein einseitiges Lächeln. „P3X- irgendwas.“

Die Überraschung stand ihr förmlich ins Gesicht geschrieben. „Sie haben es von einem anderen Planeten, Sir?“

„Ich dachte, es wäre ganz passend.“

Sie grinste und ihr Lächeln konnte der Sonne Konkurrenz machen. „Es ist wahrscheinlich vollkommen unangebracht“, sagte sie, „aber es ist perfekt. Danke.“ Und als sie sprach, stand sie auf und kam um den Tisch herum und blieb erst ein paar Meter vor ihm stehen. „Ich bin froh, dass wir noch immer Freunde sind“, flüsterte sie.

Er nickte. „Das werden wir immer sein, Carter. Ich schwör’s bei Gott.”

„Ja“, stimmte sie ihm mit einem direkten Blick zu. Und dann, mit einem süßen Lächeln, schloss sie die Lücke zwischen ihnen und zog ihn in eine warme Umarmung, wo sie ihn festhielt, aber kein Wort sagte. Er zog sie näher an sich heran, das bittersüße Gefühl sie zu halten überwältigte ihn fast und für eine ganze Weile standen sie einfach nur leicht schwankend da. Aber schließlich zog sie sich zurück und widerspenstig ließ er sie los.

„Ich sollte wieder zurück an meine Arbeit“, sagte er ihr und seine Stimme hörte sich selbst für seine Ohren ziemlich beschlagen an.

Sie nickte nur und drehte sich um. Aber als seine Hand die Türklinke berührte, sagte sie: „Sir, kann ich Sie was fragen?“

„Alles“, antwortete er ihr mit dem Rücken zugewandt.

„Wenn Sie die Kette von einem anderen Planeten haben, wie haben Sie sie dann bezahlt?“

Mit einem unschuldigen Lächeln drehte er sich zu ihr um. „Mastercard.“
Sam zog eine Augenbraue hoch. „American Express?“, versuchte er es weiter.

„Sir“, sagte sie dann, als sie auf seine Hand schaute, die noch immer auf der Türklinke lag. „Ist das eine neue Uhr?“

Er grinste. „Später, Carter.“

„Sir…?“

Aber er war verschwunden, bevor sie noch etwas sagen konnte und er noch die Kraft hatte aus ihrem Büro zu gehen.



*******************



Daniel trat mit einem tiefen Atemzug hinaus in die Herbstsonne und war einfach nur froh den engen Gängen des SGCs einmal zu entkommen. Er hatte das Gefühl, wenn er zu viel Zeit unten im Berg verbringen würde, dass er dann seinen Sinn für die Jahreszeiten verlor, ganz zu schweigen von den Tagen, die über ihnen verstrichen. Also, von zu Zeit war er mal froh aus seinem Büro herauszukommen, dann schnappte er sich ein Sandwich und verbrachte eine Stunde an der frischen Luft und in der Sonne. Er entfernte sich ein paar Meter von dem steinigen und bewachten Eingang und setzte sich unter einen Baum. Er hatte grade seinen ersten Bissen genommen, als er Stimmen hinter sich hörte.

„Glaubst du immer noch, dass sie es reparieren kann?“ Daniel runzelte die Stirn, als er Jemus’ Stimme hörte. „Es sind bereits zehn Tage vergangen“, fuhr der Mann fort. „Es scheint wohlmöglich außerhalb ihrer Fähigkeiten zu liegen.“

„Nein“, antwortete eine andere Stimme, die er als Tarans erkannte. „Sie schafft es. Sie ist eine der klügsten Menschen, denen ich je begegnet bin.“

„Huh“, knurrte Jemus. „Ich glaube nicht, dass es ihr Kopf ist, der dich interessiert.“

Daniel erstarrte, sein Sandwich hing irgendwie zwischen seinem Schoß und seinen Lippen in der Luft. Sie sprachen über Sam. „Ich habe zuvor noch nie jemanden getroffen, der so ist, wie sie“, gab Taran zu und klang schon fast ehrfürchtig. „Brillant, wunderschön, lustig…“

„*Hier* ja“, hielt ihm Jemus vor Augen, als ob es von großer Bedeutung wäre.

„Ich weiߓ, antwortete Taran. „Aber…“ Er seufzte, „sie ist es wert ein paar Regeln zu brechen.“

„Ein paar?“

„Ich habe noch *nie* jemanden wie sie getroffen“, wiederholte Taran. „Niemals – und das meine ich wortwörtlich.“

Jemus schwieg einen langen Moment. „Na ja, es wäre schon ein strittiger Punkt, wenn sie das TSD nicht reparieren kann. Dann würden wir hier festsitzen.“

„Sie wird es reparieren“, flüsterte Taran. „Obwohl ich mir manchmal schon fast wünschte, dass sie es nicht könnte.“

„Du willst bleiben?“, fragte Jemus ungläubig. „Hier?“

„So schlimm ist es auch nicht – zumindest können wir noch immer die Sonne auf unserem Gesicht spüren.“

„Hast du überhaupt eine Ahnung, wie verschmutzt die Luft ist? Und das Wasser? Nur Gott weiß, wie die Menschen das hier überleben. Wenn wir zurück sind, müssen wir bestimmt eine Woche in der Entgiftungszelle verbringen.“

„Ich mag ihr Fernsehen“, hielt Taran entgegen. „Und da gibt es eine gewisse Sandigkeit über ihr Leben, das dem Ganzen einen Vorteil verschafft.“

„Huh“, pustete Jemus, „für eine Forschungsreise ist es ganz in Ordnung, aber um hier zu leben? Nicht für mich. Je eher sie dieses verdammte TSD wieder zum Laufen bringt, desto besser. Ich habe genug davon.“

„Ich denke, ich könnte mich dran gewöhnen.“

„Wirklich?“, fragte Jemus. „Oder ist es Samantha Carter, an die du dich gewöhnen könntest?“

Eine weitere Pause und dann begann Taran leise zu flüstern. „Ich glaube, das habe ich bereits, Jemus. Viel zu sehr.“

„Taran…?“ Es schwang ein warnender Unterton in der Stimme des Mannes mit. „Und was hast du jetzt vor?“

Eine weitere Pause, diesmal noch länger. Ein Tropfen Mayonnaise tropfte von Daniels Sandwich auf sein Knie, aber er wagte nicht sich zu bewegen. Was in Gottes Namen hatte dieser Kerl vor?

Schließlich begann Taran wieder zu reden. „Ich werde sie fragen, ob sie mit mir zurückkommt.“

„Was?! Heilige Muttergottes, Taran, nein. Das kannst du nicht!”

'Heilige Muttergottes?’, dachte Daniel plötzlich. ‚Hatte dieser Mann grade Heilige Muttergottes gesagt?’

„Warum nicht?“ Tarans Antwort war aggressiv. „Ich wäre nicht der Erste.“

„Du willst deine Karriere schon mit fünfunddreißig beenden?“

„Ich denke, ich habe mich in sie verliebt.“

Jemus stöhnte auf. „Du kennst sie grade mal ein paar Wochen!“

„Das ist egal.“

„Das ist verrückt, selbst für dich“, murmelte Jemus.

„Ich weiߓ, stimmte Taran ihm zu und Daniel konnte das Lächeln aus der Stimme des Mannes heraushören. „Ich kann einfach nicht anders.“

„Warum denkst du, dass sie mit dir kommen würde?“

Ja, dachte Daniel, eine verdammt gute Frage.

„Weil sie niemanden hat, der sie hier hält“, antwortete Taran selbstsicher, „so viel hat sie mir erzählt.“

Daniels Herz machte einen Aussetzer. Was? Niemanden? Was zum Teufel meinte er damit? Sie hatte ihn, Teal’c, Janet – Jack. Ganz besonders Jack, wenn er sich endlich mal sammeln und ihr gestehen würde, was er für sie empfand. Niemanden? Hatte Sam das wirklich gesagt? Hatte sie das wirklich so gemeint?

„Ich wäre mir da nicht so sicher“, warnte Jemus ihn.

„Na ja, ich kann doch fragen. Ich muss es.“

Daniel hörte Jemus seufzen. „Es ist dein Leben“, murmelte er.

„Ja“, stimmte ihm sein Freund zu, „das ist es.“

Ihre Stimmen waren jetzt nur noch schwer zu verstehen und Daniel erkannte, dass sie sich entfernten. Er riskierte es um den Baumstamm herumzuschielen und sah, wie die beiden ein paar Wachen zunickten, bevor sie wieder im Berg verschwanden. Mit einem Seufzen lehnte er sich wieder zurück gegen den Baum, sein Essen war jetzt vollkommen vergessen. Sam würde sie verlassen? Taran würde sie fragen, ob sie mit ihm zurück zu wo immer das auch sein mochte, ging? Nein, entschied er, als er auf seine Füße kletterte. Er sollte verdammt sein, wenn er dies zuließ. Niemand hält sie noch hier? „Scheißdreck“, knurrte er, als er durch den Wald ging und seine Mission sich plötzlich ziemlich klar in seinen Kopf verankert hatte.



*******************



Jack aß alleine zu Mittag, hauptsächlich, weil es schon ziemlich spät war und die Cafeteria so gut wie ausgestorben war, aber auch, weil er versuchte seinen Abschlussbericht noch einmal durchzugehen, bevor er ihn Hammond geben würde.

Abschlussbericht. Das hörte sich verdammt gut an! Und da Carter noch immer an Tarans Gerät bastelt, hatte er die Möglichkeit wahrgenommen sich diese Tage frei zunehmen, die er eigentlich schon die letzten dreieinhalb Jahre für sich beanspruchen wollte.

Also, wenn er erst einmal fertig mit dem Essen war und Hammond seinen Bericht gegeben hatte, dann würde er nach Hause fahren. Und dann? Na ja, wo es dann hinging, darum würde er sich später kümmern. Es war ihm so ziemlich egal, wohin er fuhr, solange er nicht in Carter und in ihren neuen besten Freund hineinlaufen würde. Er seufzte, da sich seine Gedanken unerbittlich nur um Sam drehten und von Sam zu Taran wanderten. Dieser Mann hing seit ihrer Rückkehr wie ein treues Hündchen an ihr und seit seiner großen Entschuldigung vor ein paar Wochen, hatte er kaum zwei Minuten mit ihr alleine verbracht. Was, wie er zugeben musste, vermutlich gar nicht mal so schlecht war. Seit sie aus dem Flirten eine Angewohnheit gemacht hatten, bei welchen sie immer die Grenze zu überschreiten schienen, wenn sie grade mal fünf Minuten alleine waren, schien ein wenig Trennung für sie beide wohl das Beste zu sein.

Er seufzte schwer, als er bemerkte, dass er bereits am Ende seines Berichtes angekommen war, ohne auch nur ein Wort von dem, was er gelesen hatte, zu verstehen. Und, bemerkte er wütend, klebte jetzt ein Senfklecks auf der Vorderseite. Verdammt.

„Jack!“ Daniels dringende Stimme erschrak ihn, als sein Freund in die Cafeteria gehechtet kam.

„Was?“, rief er und erwartete schon halb, dass ein ganzer Haufen von Jaffa an seinem Hintern kleben würde.

„Probleme“, sagte Daniel und ließ sich auf dem Stuhl gegenüber von ihm fallen. „Wir haben Probleme.“

„Warum?“

„Sam.“

Eine merkwürdige Kälte breitete sich in seiner Brust aus. „Was ist passiert?“

Daniel schüttelte den Kopf. „Noch nichts, aber ich denke, dass wir sie verlieren werden.“

„Verlieren?“, fragte er knapp. „Wie?“

Daniel schaute sich schnell um, bevor er sich leicht über den Tisch beugte und zu flüstern begann. „Ich habe ein Gespräch zwischen Jemus und Taran überhört. Er wird Sam fragen mit ihm zu gehen.“

„Oh“, antwortete Jack und spürte, wie die Anspannung in ihm etwas nachließ, als er seine Aufmerksamkeit wieder auf sein Essen richtete. „Und?“

„Und?“

„Du glaubst doch nicht, dass sie geht, oder?“, fragte Jack, als er eine weitere Gabel in seinen Mund schob.

„Sie hat Taran erzählt, dass sie niemanden hätte, der sie hier noch halten würde“, sagte Daniel spitz.

„Sie hat das SGC“, sagte Jack und ignorierte bewusst Daniels Andeutung. „Sie hat ihre Karriere.“

Daniel seufzte, als er sich in seinen Stuhl zurücklehnte. „Was, wenn sie mehr als das will?“

„Wollen wir das nicht alle?“, entgegnete er. „Das bedeutet aber noch lange nicht, dass sie jetzt einen auf Familie macht mit diesem Taran-Typen.“

„Warum nicht? Wenn sie das Gefühl hat, dass es hier niemanden gibt, der sich um sie kümmert…?“

„Weil sie Carter ist“, antwortete Jack. „Weil sie ihrem Team gegenüber loyal ist. Sie hat sich verpflichtet gegen die Goa’uld zu kämpfen, weil ihre Karriere ihr alles bedeutet.“

Daniel schüttelte den Kopf. „Ich denke, du unterschätzt, wie einsam sie sich fühlt, Jack“, flüsterte er. „Ich habe an ihrem Geburtstag mit ihr darüber gesprochen und sie ist ziemlich unglücklich. Vielleicht ist es schwer für dich das zu verstehen – für mich vielleicht auch – weil wir wissen wie es ist verheiratet zu sein und eine eigene Familie zu haben. Aber Sam hat ihr ganzes Leben damit verbracht dafür zu arbeiten, wo sie jetzt steht – ihr ganzes Leben, Jack – und ich denke, dass sie jetzt beginnt zu verstehen, dass es mehr in einem Leben gibt, als auf die nächste Beförderung zu warten.“

Jack schwieg und schaute hinunter auf die Krümel auf seinem Teller. Konnte Daniel recht haben? Konnte sie es wirklich in Erwägung ziehen sie zu verlassen? Ihn zu verlassen? Schließlich zwang er sich dazu zu antworten und konnte nur hoffen, dass Daniel nicht mitbekam, wie sehr er damit kämpfte seine Gefühle im Zaum zu behalten. „Wenn Sam denkt, dass Taran der Mann ist, der ihr das geben kann, was sie sich wünscht – Hochzeit, Familie – wer sind dann wir, um sie aufzuhalten?“

„Wir können sie nicht aufhalten“, stimmte ihm Daniel flüsternd zu, „aber wenn sie wüsste, was wir für sie empfinden…“

Jack lächelte und konnte schon erahnen auf, was Daniel hinauswollte. „Du denkt, dass dies einen Unterschied machen würde?“, fragte er.

„Du solltest mit ihr reden.“

„Ich?“

„Ich denke“, sagte Daniel langsam, als er ihn über seinen Brillenrand hinweg beobachtete, „dass ihr deine Meinung über sie sehr viel bedeutet.“

Jack schüttelte den Kopf. „Sie weiß, wie ich über sie denke, Daniel.“

„Nein“, antwortete Daniel und beugte sich erneut nach vorne, seine Augenbrauen hatte er tief runtergezogen, als er versuchte seine Vermutung in Worte zu fassen. „Ich denke, dass sie *Gefühle* für dich hat.“

Wenn er sich nicht so mies fühlen würde, dann hätte Jack diese ganze Situation wahnsinnig komisch gefunden. Aber er seufzte nur. „Du weiß nicht, wovon du da redest.“

„Ich weiß, dass sie dir etwas bedeutet, Jack“, beharrte er. „Wenn du ihr vielleicht sagst, wie du fühlst, dann…?“

„Hör auf“, antwortete er und stand auf.

„Jack…“

„Ich sagte, hör auf“, schnappte er. „Es ist nicht so, wie du denkst, Daniel! Okay? Halt dich einfach daraus.“ Und damit schnappte er sich seinen senfverschmierten Bericht und marschierte aus der Cafeteria. Sam würde sie verlassen? Mit Taran? Damit wollte er sich im Augenblick nicht auseinandersetzen. Er seufzte und schmiss seinen Bericht, den Senf und alles andere in den nächsten Mülleimer, bevor er zu den Fahrstühlen ging. Je eher er von ihr verschwand, desto besser.



*******************



Sam rieb sich ihre Augen, die schon seit den letzten Tagen, in denen sie an dieser Mikrotechnologie arbeitete, alles verschwommen sahen und machte sich auf den Weg zur Cafeteria auf der Suche nach Kaffee und einer Eingebung. Tarans Gerät trieb sie noch in den Wahnsinn.

Nicht, dass sie das Ding nicht wieder funktionsfähig gemacht hätte. Das hatte sie bereits gegen Ende der ersten Woche geschafft; sie hatte es bisher nur niemanden erzählt. Na ja, allen außer General Hammmond. Er stimmte ihr zu, dass sie noch versuchen sollte herauszufinden, was genau dieses Gerät war, bevor sie es Taran wieder aushändigte. Also hatte sie die letzten Wochen hauptsächlich damit verbracht herumzuexperimentieren, Vermutungen aufzustellen und alles Vergebens. Sie wusste, dass es irgendwie das Wurmloch von seinem eigentlichen Pfad abbrachte, aber wohin und warum, das wusste sie nicht.

Die Frustration machte sie wütend und sie seufzte, als sie um die Ecke zur Kantine bog. Gerade als sie das getan hatte, flogen die Türen auf und Jack kam heraus, sein Gesicht düster und verwirrt, als er in die andere Richtung verschwand. Sie beobachtete ihn schweigend. Seit dem Tag, an dem er ihr die Kette geschenkt hatte, hatten sie kaum ein Wort miteinander gewechselt und sie vermisste ihn. Aber sie wusste, dass er sich von ihr fernhielt, und bewunderte ihn dafür, auch wenn sie ihn dafür verfluchte, dass er so verdammt pflichtbewusst war.

Immer wenn sie an ihn dachte, griff sie instinktiv an ihren Hals, um seine Kette zu berühren, wo sie warm und wohlbehütet auf ihrer Haut lag. Sie hatte sie seit ihrem ersten Anlegen nicht einmal abgelegt, trotz der Vorschriften. Sie dachte, dass sie es sich verdient hatte, ein klein wenig gegen die Kleiderordnung zu verstoßen! Es war ja nicht so, als ob sie jemand sehen würde. Aber sie wusste, dass sie da war und das gab ihr das Gefühl näher bei ihm zu sein. Sie hätte sich kein besseres Geschenk vorstellen können, etwas so Exquisites und Wunderschönes, das ihre gemeinsamen durchlebten Abenteuer symbolisierte. Sie reist mit diesem Mann durch die Galaxis und er hatte ihr ein winziges Stückchen davon mitgebracht. Es war perfekt. Einfach nur perfekt.

Ihre Träumerei endete, als sie die Tür zur Kantine öffnete, auch wenn sie noch halb in Gedanken schwelgte, als sie sich eine Tasse Kaffee holte. Sie wollte grade wieder zurück in ihr Labor verschwinden, als sie Daniel alleine am Tisch sitzen sah, er hatte seinen Kopf in seinen Händen vergraben. Sie erinnerte sich an Jacks wütenden Abgang und fragte sich, was passiert war, als sie zu ihm hinüberschlenderte.
„Hey, Daniel“, sagte sie, als sie sich setzte. „Alles in Ordnung?“

„Sam!“, rief er erschrocken und irgendwo schuldig, so als ob sie ihn grade bei irgendwas vollkommen Verbotenes erwischt hätte.

Sie runzelte die Stirn. „Was ist los?“

„Hast du Jack gesehen?“, fragte er hoffnungsvoll.

„Ich habe nicht ihm geredet“, antwortete sie besorgt. „Warum? Was ist passiert?“

Daniel schüttelte seufzend den Kopf. „Nichts, denke ich.“

„Hattet ihr einen Streit?“

„Nichts Außergewöhnliches“, antwortete er. Und dann lächelte er, als er über den Tisch hinweg ihre Hand nahm. „Wie geht es *dir*, Sam?“, fragte er ernst.

„Gut“, antwortete sie vorsichtig. „Warum?“

„Ich will nur, dass du weißt, dass du uns etwas bedeutest… uns allen, Sam“, antwortete er und sah sie mit einem durchdringenden Blick an. „Du bist hier nicht allein.“

„Okay“, nickte sie und fühlte sich mehr als ein wenig unbehaglich. Sie war noch nie ziemlich gut darin gewesen mit offener Zuneigung umzugehen.

Und weil sie so nervös war, tasteten ihre Finger automatisch nach der Kette um ihren Hals.

Sie fielen ins Schweigen und sie zog grade in Erwägung in ihr Labor zurückzukehren, als sie bemerkte, wie Daniel auf ihren Hals starrte. Sie brauchte einen Moment, um zu verstehen, dass es ihre Kette war, die seine Aufmerksamkeit erregt hatte.

„Wo hast du das her?“, fragte er, bevor sie es wieder unter ihrem Shirt verstecken konnte.

„Ahm“, begann sie etwas unbeholfen, „es war ein Geschenk.“

„Darf ich es mal sehen?“, fragte er.

Sie zuckte mit den Schultern, löste die Kette von ihrem Hals und gab sie ihm. Er studierte sie eine Weile, seine Gedanken huschten sichtbar über sein Gesicht und dann lächelte er. „Ich nehme an von Taran?“

„Wie kommst du darauf?“, stellte sie die Gegenfrage.

„Na ja, zunächst einmal, es ist offensichtlich, dass sie von einem anderen Planeten stammte.“

„Stammte?“

„Ja“, antwortete er. „Die Hieroglyphen stammen eindeutig aus der sechsten Dynastie Ägyptens, aber sie gleichen keinen, die hier auf der Erde entdeckt wurden.“

„Hieroglyphen?“, fragte sie und beugte sich über den Tisch, wo ihre Kette vor Daniel ausgebreitet lag.

Daniel schaute auf, etwas überrascht, dass sie sie nicht gesehen hatte. „Die Verbindungen“, erklärte er, „sind grundlegend stilisierte Hieroglyphen… hier schau.“

Sam nickte und verstand wohl zum ersten Mal das sich wiederholende Musterschema auf ihrer Kette. „Ich dachte, es wären einfach irgendwelche Muster.“

Daniel lächelte. „Taran ist romantisch“, sagte er mit einem kaum vernehmbaren Seufzen.

„Was meinst du?“, fragte sie und ließ ihn an diese Vorstellung glauben.

„Nun ja, das hier“, sagte er und deutete auf die schlanken Linien, „bedeutet so etwas wie sehr geliebt oder ehrenvoll und es ist verbunden, siehst du, mit dem Zweiten hier und das bedeutet Loyalität und Beständigkeit. Und diese Verbindungen wiederholen sich immerzu – ein immerwährender Kreis der Liebe und Loyalität.“

„Oh.“ Das war alles, was Sam zustande brachte, als sie auf die Kette starte und es nicht wagte aufzuschauen, weil sie befürchtete, dass Daniel die Wahrheit in ihren Augen sehen würde.

„Und der Verschluss“, fuhr er fort, als er die Kette hochhob, um sie sich näher zu betrachten, „ist im Grunde ein Schriftzeichen, welches man nur dann lesen kann, wenn die beiden Enden geschlossen sind. Siehste?“

Sie nickte nur.

„Es bedeutet Ewigkeit.“ „Ewigkeit?“, flüsterte sie. Oh, Jack.

„Es ist wirklich ziemlich romantisch“, seufzte Daniel. „Ein Versprechen der ewigen Liebe und Loyalität.“

Schwer schluckte sie den Klumpen in ihren Hals herunter, als Sam die Kette wieder an sich nahm und es mit zitternden Fingern wieder um ihren Nacken legte. Hatte er gewusst, was es bedeutete? Vielleicht fand er ja einfach nur hübsch? Aber nein, sie kannte ihn besser als das. Es machte ihn vielleicht Spaß vorzugeben, dass er an nichts, was nicht mit den militärischen Notwendigkeiten ihrer Missionen zutun hatte, Interesse hatte, aber es gab nicht viel, was an ihm vorüberging. Er wusste es. Natürlich wusste er es. Und dann erinnerte sie sich an seine Worte, als er es ihr gegeben hatte: 'Ich dachte, es wäre ganz passend.’ Oh, Jack, das ist es. Das ist es.

„Schätze mal, dass ich diesen Typen unterschätzt habe“, murmelte Daniel.

„Was?“, fragte sie plötzlich sichtlich nervös.

„Taran“, half Daniel ihr auf die Sprünge. „Über ihn sprechen wir doch, oder etwa nicht?“

„Ja“, antwortete sie, als sie schnell aufstand. „Ich, ahm, ich muss los, Daniel“, sprudelte es aus ihr heraus, als sie praktisch aus dem Raum rannte.

Sie war so schnell verschwunden, dass sie nicht mehr das grüblerische Lächeln auf seinen Lippen sehen und ein gemurmeltes „Hatte Jack nie als einen Romantiker gesehen“, hören konnte.



*******************



Sie musste ihn finden. Das war einfach zu viel. Er konnte ihr das nicht schenken, ihr das erzählen und dann einfach so verschwinden. Das würde sie nicht zulassen. Das konnte sie nicht. Sie überprüfte sein Quartier und sein Büro, aber sie waren beide leer. Wo zum Teufel steckte er nur?

„Samantha?“

Verdammt, nicht jetzt! Mit einem gezwungenen Lächeln drehte sie sich zu Taran um. „Hi“, sagte sie knapp und versuchte ihm höflich mitzuteilen, dass sie im Moment ganz und gar nicht in der Stimmung war zu reden.

„Was ist los?“, fragte er. „Du siehst abgelenkt aus.“

„Hast du Colonel O’Neill gesehen?“

Taran nickte. „Vor ein paar Minuten. Ich glaube, er hat den Komplex verlassen. Er war nicht grade gut gelaunt und nicht grade redselig.“

Zuhause. Er ist nach Hause gefahren. Okay, sie wusste, wo das war. Jetzt musste sie nur noch…

„Samantha, ich muss mit dir reden.“

„Jetzt?“, fragte sie, sich dem durchaus bewusst, dass sie ihm gegenüber unfair war, aber sie konnte nicht anders. An alles, was sie denken konnte, war Jack und seine stumme Liebeserklärung – ein Versprechen der ewigen Liebe und Loyalität – so hatte Daniel es genannt.

„Jetzt“, antwortete er. „Bitte. Es ist sehr wichtig.”

„Ich hab’s wirklich eilig“, sagte sie ihm. „Dauert es lange?“

Er runzelte etwas mit der Stirn, offensichtlich genervt von ihrem Verhalten. „Ich hoffe nicht“, sagte er dann, als e sie mit einem Grübeln ansah. „Aber das hängt ganz von dir ab.“

Da war eine ungewöhnliche Tiefe in seinem Blick und Sams Bauch rutschte ihr bis in die Kniekehlen, als sie erkannte, auf was er hinauswollte. Oh Mist. Es war dumm von ihr gewesen es jemals soweit kommen zu lassen. Nur weil seine Gesellschaft angenehm war, weil es besser war, mit ihm zusammen als allein zu sein. Weil seine charmanten Komplimente sie zum Lachen brachten und sie sie sonst von niemand anderen zu hören bekam. Jetzt würde sie den Preis dafür zahlen, dass sie nicht ganz ehrlich zu ihm war und sie vermutete, dass auch er dafür zahlte. Seufzend entschied sie, dass sie lieber früher als später dieses Verhältnis beenden sollte, weil sie mit einem ziemlich freien Kopf zu Jack wollte. Mit einem gezwungenen Lächeln antwortete sie. „Lass uns in mein Labor gehen.“

Sobald sie den Raum betraten, stellte sich Sam hinter ihren Tisch, um sicherzugehen, dass eine feste Barriere zwischen ihnen stand. Sie lächelte. „Also, was ist so wichtig, dass es nicht warten kann?“

Taran antwortete nicht sofort, sondern ging zu dem Tisch und nahm das Gerät an sich. Er betrachtete es für einen Moment und dann schaute er zu ihr. „Hast du schon seine wirkliche Funktion entdeckt, Samantha?“

„Ich, ahm…“ Sie blinzelte ein paar Mal und lächelte dann etwas verlegen, als sie erkannte, dass sie ertappt wurde. „Nein, nicht wirklich.“

Taran nickte nur und schien nicht besonders besorgt zu sein, dass sie es hinter seinem Rücken versucht hatte. „Wir nennen es Zeitverschiebungsgerät“, sagte er ihr.

Sie blinzelte erneut. „Zeitverschiebungs…?“ Hatte sie das eben richtig verstanden. „Du meinst, es verschiebt die Zeit?“

„Nicht genau“, erklärte er, „es erlaubt uns mit dem vom Stargate erschaffenen Wurmloch sowohl durch Zeit als auch durch den Raum zu reisen, es erlaubt uns…“

„Durch die Zeit reisen“, hauchte Sam. In ihrem Kopf drehte sich alles vor den Möglichkeiten, die sich ihr auftaten, als sich sämtliche Gedanken nur noch um die neue, unglaubliche Entdeckung kreisten. Sie grinste aufgeregt. „Es ist eine Zeitmaschine!“

Taran lächelte. „So was in der Art.“

„Okay, warte“, sagte sie schließlich mit einem Kopfschütteln, um sich auf das Offensichtliche zu konzentrieren, „dann bist du nicht aus dieser Zeit? Deswegen musst du nach Hause?“

„Ja“, antwortete Taran. „Wir kommen zweihundert Jahren aus der Zukunft. Deiner Zukunft.“

Seine Worte ließen sie erstarren. „Unsere Zukunft?“

„Die Zukunft der Erde.“

„Oh mein Gott!“ Das war verblüffend, das stellte alles, was sie bisher kannte auf den Kopf. Zeitreise! Vor Aufregung konnte sie kaum atmen. „Kannst du überhall hinreisen?“, fragte sie und wusste, dass sie zu plappern begann. „In jede Zeit auf jeden Planeten… durch das Stargate?“

Er nickte, sein eigenes breites Lächeln erhellte seine dunklen Augen. „Wir können sehen, wie ganze Zivilisationen entstehen und fallen, Samantha“, sagte er ihr. „Wir können vor unseren Augen sehen, wie sich Rassen entwickeln. Wir können sehen, wie die Sterne sterben und wiedergeboren werden – alles was du dir vorstellen kannst gehört uns.“
Ihr Kopf fuhr Achterbahn. Das war unmöglich, aber sie sah die Wahrheit in seinen Augen und wusste, dass es wahr war. Sie tastete nach ihrem Stuhl und setzte sich hin. Sie konnte einfach nicht ihren Blick von dem Gerät abwenden, es war so klein und doch so unglaublich mächtig.

Sam atmete einmal tief durch und zwang sich selbst einen Gang runterzuschalten.

Sie war Wissenschaftlerin aus Berufung, aber sie war Soldatin von Beruf und langsam durchbrach ihr Sinn für Vorsichtig ihre intellektuelle Begeisterung. Okay, das war wirklich erstaunlich, sogar phänomenal, aber es gab immer noch Fragen, die gestellt werden mussten. Sie runzelte leicht ihre Stirn und schaute in seine schwarzen Augen.

„Warum habt ihr es uns nicht erzählt?“, fragte sie.

Taran zuckte mit den Schultern. „Vorschriften“, sagte er ihr. „Uns ist es verboten den Menschen, denen wir auf unseren Missionen begegnen, zu sagen, wer wir sind oder woher wir kommen. Es ist aus dem einfachen Grund, um die Unversehrtheit der Zeitachse zu bewahren.“

Sie nickte verstehen, aber seine Antwort machte sie nur noch misstrauischer. „Und warum erzählst du es dann mir?“

Er antwortete ihr nicht sofort, sondern beobachtete sie nur für einen Augenblick, so als ob er ihre Reaktion abwägen wollte. Schließlich öffnete er seinen Mund. „Aus zwei Gründen. Erstens wusste ich, dass du am Ende selbst die Wahrheit herausgefunden hättest und zweitens“, sagte er und verstummte, als er offensichtlich nervös mit seiner Zunge über seine Lippen fuhr. „Ich möchte dir meine Welt zeigen, Samantha. Ich möchte dir all das zeigen, was du dir nur vorstellen kannst.“

Ihr verschlug es dem Atem. Er wollte sie mit in die Zukunft nehmen? ‚Ich könnte die Zukunft besuchen! Ich könnte in die Vergangenheit reisen. Ich könnte überall hingehen!’

Taran lächelte. „Möglich, ja“, stimmte er ihr zu, aber sie konnte eine gewisse Zurückhaltung in seiner Stimme hören.

„Aber?“, fragte sie. Ihre anfängliche Begeisterung wurde durch eine böse Vorahnung gedämpft.

Er schien sich etwas unwohl zu fühlen. „Es ist nicht vollkommen erlaubt.“

„Vorschriften?“, fragte sie mit einem schiefen Lächeln und er nickte.

„Aber Samantha“, sagte er dann, als er um den Tisch ging und vor ihr stehen blieb, „du bist es mir wert diese Vorschriften zu brechen.“

„Was würde das bedeuten?“ Sie wich leicht von ihm zurück. „Die Regeln zu brechen?“

Er zuckte mit den Schultern. „Ein paar Anhörungen vielleicht.“ Dann nahm er ihre Hand. „Aber Samantha, ich würde alles aufgeben, nur damit du an meiner Seite bist.“

Ah. In der Aufregung über ihre neue Entdeckung hatte sie ja vollkommen ihr kleines Problem vergessen. „Taran“, sagte sie, als sie ihre Hand aus seiner zog und ihr war das mehr als unangenehm, aber sie würde sich nicht davor drücken. „Du solltest wissen, dass ich nicht dieselben Gefühle für dich habe.“ Er senkte augenblicklich seinen Blick und sie zuckte leicht zusammen, als sie die Enttäuschung in seinen Augen sah. „Es tut mir leid“, fügte sie noch hinzu.

„Vielleicht“, sagte er dann schließlich mit dem Hauch eines Lächelns, „mit der Zeit…?“

„Mit der Zeit?“, wiederholte sie und lächelte aufgrund seiner Wortwahl.

„Wir hätten jede Menge davon, Samantha.“

„Ich denke die hätten wir.“

„Lass mich dich dort hinbringen“, bettelte er, als er seine Augen zurück auf ihr Gesicht richtete. „Auch wenn du nichts weiter als eine Wissenschaftlerin dort bist. Lass mich dir alles zeigen, was ich dir bieten kann. Dieser Ort hier, Samantha, ist zu klein für eine Frau wie dich. Zu begrenzt. Ich kann dir so viel mehr geben.“

Sie seufzte, in ihrem Kopf kreisten noch immer die ganzen Möglichkeiten. Es gab so viel, was sie entdecken könnte, wenn sie mit ihm ginge, so viel, was ihr mit dem Krieg helfen könnte, um die Menschheit in der ganzen Galaxis zu befreien.

Sie konnte trotz Tarans Gefühlen ihr gegenüber dieser Möglichkeit nicht einfach den Rücken zukehren. „Könnte der Rest meines Teams auch mitkommen?“, fragte sie schließlich. „Daniel würde es mir nie verzeihen, wenn ich ohne ihn ginge!“

Tarans Blick verdunkelte sich. „Nein, das tut mir leid, Samantha. Der Ausschuss wird noch nicht einmal deine Anwesenheit für gut heißen. Noch mehr und sie würden mich verbannen.“

Ihr Misstrauen kehrte zurück. „Und ich?“, fragte sie scharf. „Was würden sie mit mir tun?“

„Da gibt es nicht viel, was sie tun könnten“, versicherte er ihr. „Du wärst bereits dort.“

Sie nickte schweigend, während sich eine angespannte Falte auf ihrer Stirn abzeichnete. „Aber würden sie mich auch wieder zurückkehren lassen?“, fragte sie in einem Flüstern, als sie ihn eingehend beobachtete.

„Wenn du es einmal gesehen hast, Samantha“, sagte er, „dann wirst du nicht zurück wollen. Unsere Welt ist so wunderschön und du kannst kaum anfangen zu verstehen, was wir dort gemeinsam entdecken könnten.“ Erneut nahm er ihre Hand. „Ich glaube nicht, dass du wieder zurück willst, Samantha.“

Und wieder zog sie ihre Hand aus seiner und trat einen Schritt zurück. „Würden sie mich wieder zurücklassen?“, wiederholte sie ernst.

Er hielt ihren entschlossenen Blick für einen Moment und sie konnte den Konflikt in seinen dunklen Augen funkeln sehen. „Nein“, murmelte er. „Nein, das würden sie nicht, Samantha. Du hättest schon zu viel gesehen und das Risiko die Zeitachse zu beeinflussen wäre nicht akzeptabel.“

Sie seufzte, all die Möglichkeiten, die seine Technologie ihr offenbart hatte, fielen wie ein Kartenhaus um sie herum zusammen. „Taran“, sagte sie sanft. „Ich kann hier nicht weg. Es steht zu viel auf dem Spiel.“ Sie lächelte leicht. „Die Zukunft steht auf dem Spiel. Ich gehöre hierher. Ich habe hier Verpflichtungen… ich muss hier einen Krieg gewinnen.“

„Ganz allein?“, fragte er mit einem unglücklichen Lächeln auf seinen Lippen.

„Mit etwas Hilfe von meinem Freunden.“

„Deinen Freunden?“, fragte er mit einem Stirnrunzeln. „Du hast mir erzählt, dass du einsam wärst, Samantha“, drängte er sie und trat einen Schritt näher auf sie zu. „Du musst nicht allein sein.“

Aber sie schüttelte den Kopf. „Das bin ich nicht“, versicherte sie ihm. „Ich war nie allein. Ich habe meine Freunde hier, Taran. Freunde, die mir etwas bedeuten. Freunde, die mir mehr als alles andere bedeuten. Freunde, denen ich etwas bedeute.“

Er schaute sie lange an, aber irgendwas muss er dort gesehen haben, was all seine Hoffnungen zerstörte, weil er sich abrupt von ihr abwandte und zur Tür ging. Er verlangsamte seinen Schritt, als er dort ankam, und drehte sich dann zurück zu ihr um, diesmal kämpften Wut und Enttäuschung auf seinem Gesicht einen unerbittlichen Krieg. „Ich habe dir wohl die falsche Frage gestellt, Samantha“, sagte er nach einem Moment. „Damals auf dem Planeten.“

„Hast du?“

„Ich habe dich gefragt, ob es einen anderen Mann in deinem Leben geben würde“, sagte er in einem Flüstern, „aber ich hätte dich lieber fragen sollen, ob es bereits einen anderen Mann in deinem Herzen gibt.“ Sie öffneten ihren Mund, um ihn zu antworten, aber es kam nichts heraus. „Colonel O’Neill kann sich glücklich schätzen“, seufzte er. „Und er ist dumm, dass er dich nicht nimmt.“

„Nein“, sagte sie ihm leise. „Er ist nicht glücklich. Keiner von uns ist es. Und er ist nicht dumm, er ist nur ehrenhaft.”

Taran sah sie an, so als ob er jetzt etwas sehen würde, dem er vorher blind gegenüber gewesen war. „Manchmal können auch die ehrenhaften Menschen so dumm sein, wie der Rest von uns“, sagte er mit einem traurigen Lächeln, als er sich abwandte. „Und manchmal, Samantha, sollten sie es sein.“



*******************



Der frühe Herbstabend war schon fast so kalt wie das Bier, welches Jack in seiner Hand hielt, als er auf seinem Dach saß und hinauf in den Himmel schaute. Er war so klar, dass er kein Teleskop brauchte, also hatte er sich stattdessen einfach auf den Rücken gelegt und beobachtete, wie das Universum über ihn langsam an ihm vorbeizog. Das dünne Scheibchen eines neuen Mondes war der einzige Konkurrent zu der Schönheit des Himmels. Eine Brise raschelte in den Bäumen und trockene Blätter flüsterten von dem Ende, seufzten die letzten Atemzüge des Sommers. Er seufzte ebenfalls und fragte sich, wie er weiter machen sollte, wenn Carter ihn verlassen würde. Er hatte die Wahrheit gesagt, als er Anise erzählt hatte, dass er lieber sterben würde, als sie zu verlieren. Aber in diesem Fall lag die Wahl bei ihr und nicht bei ihm.

Schemenhaft hörte er durch das Rauschen der Blätter das Knirschen des Kieses, als ein Auto in seine Einfahrt fuhr. Als er hinunterschaute, sah er nur noch, wie die Lichter ausgeschaltet wurden und dann hörte er, wie eine Tür geöffnet und leise geschlossen wurde. Es war zu dunkel, um etwas auszumachen, aber selbst blind hätte er diese Fußschritte überall erkannt. Sein Herz schlug einen kleinen Salto, als er hörte, wie sie sich der Leiter näherten. Was machte sie hier?

„Sir?“, rief Carter leise. „Sind sie dort oben?“

Er zuckte leicht zusammen, da er wusste, dass er es nicht verleugnen konnte. „Ja“, sagte er vorsichtig. Warum war sie hier? Er schaute im Mondlicht auf seine Uhr. Halb elf. Was zum Teufel wollte sie hier? Sie kam nie nur mal so vorbei. Und dann erinnerte er sich an seine Unterhaltung mit Daniel und sein Herz gefror. War sie hergekommen, um ihm zu sagen, dass sie ihn verlassen würde? Gott, nein.

„Kann ich raufkommen, Sir?“, fragte sie vorsichtig.

Er wollte Nein sagen – er wollte nicht hören, was sie zu sagen hatte, er wollte es niemals hören – aber da war etwas in ihrer Stimme, was sein Herz ergriff. Etwas, was ihn als einen Freund ansprach, nicht als ein CO, nicht als ein Möglich-Geliebter und er konnte dem nicht widerstehen. Er hatte ihr versprochen als Freund immer für sie da zu sein und genau das würde er auch, was auch immer es ihn kostete. Also antwortete er mit großer Mühe. „Sind Sie allein?“

Nun, okay, das war vielleicht nicht die höflichste Antwort, aber er war jetzt wirklich nicht in der Stimmung für Tarans schleimige Worte.

„Ja, Sir“, kam ihre Antwort.

Erleichterung ließ ihn lächeln. „Kommen Sie rauf, Major.“

Es dauerte nicht lange und ihr blonder Kopf tauchte oberhalb der Leiter auf, ihr Lächeln war etwas zurückhaltend, aber noch immer wunderschön.

„Hey“, sagte er und schaute zu ihr über seine Schulter, als er den Deckel einer weiteren Flasche entfernte und sie ihr hinhielt. „Bier?“

„Danke“, antwortete sie und nahm die Flasche aus seiner Hand. Die leichte Berührung ihrer Finger gegen seine war warm in der kalten Nachtluft.

Er beobachtete sie einen Augenblick, wartete, aber sie sagte kein Wort, sie saß einfach nur gegen die Wand gelehnt und sah sich um. „Es ist wirklich schön“, hauchte sie. „Es überrascht mich nicht, dass Sie es hier oben lieben.“

„Ja“, sagte er, ohne den Blick von ihr abzuwenden. „Die Aussicht ist schon was Besonderes.“

Sie schaute zu ihm, als er sprach, ihr Gesicht war ernst, ihre Augenbrauen so zusammengezogen, als ob sie einige schwierige Worte in ihren Kopf formulierte. Er entschied sich vor ihr zu sprechen, um es einfacher für sie beide zu machen. „Also, wo ist Taran?“, fragte er mit dem Versuch seine Stimme fröhlich klingen zu lassen. „Wartet er ihm Auto?“

Sie blinzelte offensichtlich überrascht. „Ahm, nein, Sir, er ist fort.“

„Fort?“ Okay, das hatte er nicht erwartet. „Wohin?“

„Nach Hause“, antwortete sie.

„Nach Hause wie in…?“ Wenn sie jetzt ihr Haus meinte, dann würde er von diesem verdammten Dach springen!

„Er und Jemus sind vor ein paar Stunden gegangen“, erklärte sie. „Ich habe das Gerät repariert und sie sind gegangen.“

„Oh.“ Sein Herz schlug vor Erleichterung wie wild in seiner Brust und es kostete ihn alle Kraft nicht zu grinsen. Aber als er zu ihr sah, erstarb sein Lächeln. Da war etwas in der Art und Weise, wie sie hinunter auf ihre Schuhe schaute und damit leicht auf dem Dach schabte, das ihm sagte, dass es da noch mehr gab.

Er stellte jetzt mal eine nicht ganz so abwegige Vermutung auf. „Hat er Sie gefragt, ob Sie ihn begleiten wollen?“

Sie schaute mit einem Nicken zu ihm auf. „Ja, hat er“, antwortete sie und startete noch nicht einmal den Versuch es zu verleugnen.

„Warum sind Sie nicht mitgegangen?“, fragte er.

„Weil mein Leben hier ist“, antwortete sie flüstern. „Meine Pflicht liegt hier. Alle, die ich liebe, sind hier.“

Alle, die ich liebe? Ihre Worte ließen sein Herz stolpern. „Ich, ähm“, sagte er und kämpfte damit seine Stimme einigermaßen ruhig zu halten. „Ich bin froh, dass Sie geblieben sind. Es wäre nicht dasselbe ohne Sie gewesen, Carter.“

Sie lächelte wieder. „Danke.“

Schweigen fiel über sie, angespannt und peinlich. Sam spielte mit ihrer Bierflasche und schlug sie abwesend gegen ihr Bein, während Jack sie einfach nur verwundert beobachtete. Nach einer Weile durchbrach er die Stille. „Nicht, dass es mir nicht eine Freude ist, Sie zu sehen, Carter, aber was machen Sie hier?“

„Im Grunde weiß ich es nicht genau“, gab sie leise zu. „Ich wollte wohl einfach reden, denke ich.“

„Okay“, zuckte er mit den Schultern. „Das kann ich.“

Mit einem Seufzen stand sie auf, wandte ihm ihren Rücken zu und schaute über die Bäume. „Können wir das wirklich schaffen, Sir?“, fragte sie schließlich.

„Was schaffen?“

„Das hier“, antwortete sie. „Zusammenzuarbeiten – zusammenzusein – ohne die Grenze zu überschreiten?“

„Oh, das.“ Er zuckte leicht mit den Schultern. „Haben wir denn eine Wahl?“

„Ich denke, einer von uns könnte gehen, sich versetzen lassen, zurücktreten… Irgendwas.“

„Ja“, stimmte er ihr leise zu. „Aber das würde auch bedeuten den Kampf aufzugeben, nicht wahr? Dann würde jemand anderes den Goa’uld an der Front gegenüberstehen.“

Sie seufzte und ließ ihren Kopf hängen, sodass er im hellen Mondlicht um ihren Nacken herum die Kette aufblitzen sehen konnte, der er ihr geschenkt hatte. „Warum wir?“, flüsterte sie. „Warum müssen wir an der Front stehen?“

„Weil wir hier sind, Carter“, sagte er und stellte sich neben sie, „und weil es sonst niemanden gibt.“

„Das ist grausam“, flüsterte sie.

„Ja“, stimmte er ihr zu und wünschte sich mehr denn je sie mit mehr als nur Worten trösten zu können, aber er wagte es nicht sie zu berühren. Die Situation war zu heikel. Er seufzte, als er sie in der Dunkelheit beobachtete. „Das Leben ist ziemlich grausam, Sam.“

„Nehme ich an.“ Sie schaute hinaus in die Nacht, als sie ihm antwortete und ihre Hand fuhr zu ihrem Nacken, wo sie die Kette von unter ihrer dicken Jacke herausholte und sie durch ihre Finger fahren ließ. Er beobachtete sie mit einer stummen Faszination, bis sie weiter sprach. „Meinen Sie es, Jack?“

„Meine ich was?“

Sie schaute hinunter, so als ob es ihr peinlich wäre. „Ewige Liebe und Loyalität?“

„Oh.“ Er lächelte verlegen, etwas überrascht, dass sie die versteckte Bedeutung seines Geschenks herausgefunden hatte. Er hatte nie beabsichtigt, dass sie es tun würde, er wollte nicht, dass sie sich verpflichtet fühlte, aber irgendwie musste er ihr sagen, wie stark seine Gefühle für sie waren, selbst wenn sie sein Versprechen nicht gehört hatte.

„Jack?“, hakte sie nach und ihre Stimme begann mit einer plötzlichen Unsicherheit zu zittern.

„Jedes Wort“, versicherte er ihr hastig. Dann konnte er sich nicht mehr zurückhalten, als er seine Hand ausstreckte und ihr Kinn anhob. „Ich wünschte, ich könnte es Ihnen zeigen, wie sehr ich es meine, Sam. Wörter sind dafür einfach nicht genug.“

„Ich weiߓ, flüsterte sie, als sie sie ihre Arme um ihre Brust schlang, so als ob sie sich zwang still stehen zu bleiben. „Ich auch.“

Sein Herz machte einen Aussetzer. „Sie auch…?“

„Ich wünschte, Sie könnten es mir zeigen“, seufzte sie kaum hörbar. „Ich wünschte, ich könnte es Ihnen zeigen.“

Die Berührung ihrer Haut ruhte noch immer auf seinen Fingerspitzen, als er zitternd seine Hand senkte. „Wenn der Krieg vorbei ist“, sagte er mit erstickter Stimme, „dann können wir zusammen sein. Ich werde zurücktreten…“

„Ich werde mich versetzen lassen“, nickte sie mit einem kleinen Lächeln.

„Vielleicht wird er Krieg schon sehr bald vorbei sein?“, schlug er vor.

„Genau“, antwortete sie, aber es lag keine Hoffnung in ihren Augen und ihr Gesicht wurde wieder ernst. „Und vielleicht wird keiner von uns mehr leben, um das Ende zu sehen.“

„Hey!“, rief er. „Kommen Sie, hören Sie auf so zu denken.“

„Wie denn?“, fragte sie. „Realistisch?“

„Das wird nicht passieren.“

„Oh, ich bitte Sie“, seufzte sie plötzlich tot ernst. „Wir kennen beide unsere Gewinnchancen, Jack. Jedes Mal wenn wir durch das Tor gehen, wissen wir, dass einer von uns vielleicht nicht mehr mit zurückkommt. Ich kann schon gar nicht mehr die vielen Male zählen, in denen es fast passiert wäre!“

„Na ja“, begann er und versuchte sie verzweifelt zu beruhigen. „Das zeigt doch nur, welches Glück wir haben, nicht wahr?“

„Glück vergeht“, sagte sie dunkel.

„Nicht unseres.“

Tief einatmend wandte sie sich erneut von ihm ab. „Ich dachte, dass ich darauf vorbereitet wäre zu sterben, Jack“, flüsterte sie. „Das bringt der Job mit sich und ich habe immer gewusst, dass es jeden Moment passieren könnte. Aber jetzt würde ich bereuen…“ Sie schüttelte ihren Kopf leicht, als sie gedankenverloren in die Nacht hinausschaute. Er wollte grade etwas sagen, als sie sich abrupt wieder zu ihm umdrehte und ihn mit großen, entschlossenen Augen ansah. „Was, wenn Sie es könnten?“, fragte sie.

„Wen ich was könnte?“

„Es mir zeigen.“

Er blinzelte und vergaß fast zu atmen. „Ihnen zeigen…?“

Ihre Stimme wurde zu einem Flüstern. „Was ist, wenn Sie mir zeigen könnten, wie Sie fühlen, Jack? Nur einmal, wo wir noch die Möglichkeit haben.“

„Aber wir können nicht“, protestierte er, die Worte kamen schon automatisch aus seinem Munde. „Die Vorschriften…“

„Nur einmal“, hauchte sie, als sie mit großen, vertrauensvollen Augen zu ihm aufschaute.

Er konnte kaum atmen. „Es wäre falsch.“

„Es wäre wundervoll“, seufzte sie, als sie einen Schritt näher auf ihn zuging und eine Hand auf seine Wange legte, wo sie mit ihren Fingern leicht durch seinen Haaransatz fuhr und in ihm ein Feuer entfachte.

Oh, wie er sie wollte. Sein Verlangen schoss wie weiße Hitze durch ihn hindurch und er zitterte unter dem Versuch sie nicht in seine Arme zu ziehen und das zutun, um was sie ihn gebeten hatte. 'Nur einmal? Oh Gott, Sam, wir können nicht. Wir *können* nicht, oder?’ Sein Herz pochte wie wild und sein Atem war kurz und hohl, als er sich auf sie konzentrierte, nur auf sie. „Das meinen Sie nicht so“, murmelte er, aber hoffte, dass sie es tat. „Sie können nicht klar denken.“ 'Oh bitte Gott, lass sie es so meinen!’

„Ich meine es“, murmelte sie und beantwortete sein stummes Gebet. „Warum können wir nicht nur eine Nacht haben, Jack? Wir geben alles für unseren Kampf, jeden Tag. Können wir da nicht eine Nacht nur für uns haben?“

Sie spielte noch immer mit den Haaren an seinen Schläfen und mit jeder weiteren Berührung trieb sie jegliche rationale Gedanken davon. Er stand so kurz davor nachzugeben. So kurz. Seine Finger verflochten sich mit ihren und zogen sie von seinem Gesicht. „Es würde die ganze Situation nur noch schwieriger machen“, warnte er sie und sich selbst.

„Wie kann es noch schwieriger werden?“, seufzte sie. Er antwortete ihr nicht. Sie hatte einen Punkt. Wie zum Teufel konnte es noch schwieriger werden, als es bereits schon war? „Und wenn das Schlimmste passiert“, murmelte sie, ihre Augen glitzerten mit Sternlicht und von ungeweinten Tränen, „dann haben wir wenigstens etwas, an das wir uns erinnern können. Etwas, was so viel mehr ist, als nur irgendwelches Bedauern und verschwendete Möglichkeiten.“

Und das war’s. Der Gedanke an das Sterben –oder noch schlimmer, sie zu verlieren – und dann den Gedanken an die Nacht, an der er sie abgewiesen hatte. Das war zu viel, als er ertragen könnte. Er konnte es einfach nicht. Wenn er sie verlor, ohne die Chance gehabt zu haben ihr zu zeigen, wie sehr er sie liebte, da wusste er, dass er wahnsinnig werden würde. Also schloss er seine Augen und trat willentlich aus sich heraus. Nicht mehr länger Colonel O’Neill, er wandte den Vorschriften und Regeln und den hundert guten Gründen, warum sie das nicht tun sollten, was sie im Begriff waren zu tun, den Rücken zu und als er wieder seine Augen öffnete, da sah er nicht Major Carter, er sah Sam. Die Frau, die er mit einer Tiefe und Stärke liebte, die er kaum wagte zu verstehen. Sie musste den unterschwelligen Wechsel in seinen Augen gesehen haben, weil ihre plötzlich aufleuchteten, sich mit einer Mischung aus Freude, Liebe, Glück und Erleichterung füllten.

Sie sagten kein Wort. Sie standen einfach nur da, versanken in den Augen des jeweils anderen und genossen das Gefühl am Rande etwas Verbotenes zu stehen. Jack nahm ihr Gesicht in seine beiden Hände, er war fest entschlossen jeden noch so kleinen Moment bis aufs Letzte auszukosten. Ihre Haut war warm und weich unter seinen Fingerspitzen, als er zärtlich mit seinen Daumen über ihre Wange strich. Er sah sie langsam lächeln, als er sich näher zu ihr beugte, ihre beiden Körper sehnten sich nach dem Kontakt. Der Duft ihrer Haare füllte seinen Kopf und ließ seine Gedanken zurück zu den anderen gestohlenen Kuss kreisen, ein Kuss, der nie für Sam passiert war, aber der schon lange in seinen Träumen geschlummert hatte. Doch diesmal war es anders. Diesmal griff sie auch nach ihm. Ihre Finger verwickelten sich in das Haar auf seinem Nacken, als sie ihn ungeduldig ihn endlich zu berühren, näher an sich heranzog.

Ihre Lippen fanden seinen Mund sein Herz explodierte vor Erlösung.

„Sam“, hauchte er und legte alles in ihren Namen, was er für sie fühlte, als er ihr Gesicht mit kleinen Küssen bedeckte. Er wanderte ihren Hals hinunter und entlockte ihr ein nach Luftschnappen. „Oh danke“, flüsterte er plötzlich und zog sie vollkommen in seine Arme, seine Finger verwickelten sich in ihr weiches Haar, als die Wirklichkeit der Situation ihn erfasste. „Danke.“

Sie begann in seinen Armen zu zittern, ob es von der Kälte oder ihren Gefühlen war, konnte er nicht sagen, aber es erinnerte ihn, wo sie sich befanden. In der kalten Nachtluft standen sie noch immer draußen auf seinem Dach. „Sam“, flüsterte er in ihr Ohr, „wir sollten reingehen.“

„Ja“, flüsterte sie mit wackliger aber nicht unglücklicher Stimme, auch wenn sie keine Anstalten machte, ihn aus ihrer festen Umarmung zu lassen.

Sanft, so sanft zog er sich von ihr weg, sodass er sie anlächeln konnte. „Die Knie sind noch nicht zu schwach, um die Leiter zu bezwingen?“, fragte er mit einem Grinsen.

„Ich kann alles bezwingen, was du auch kannst“, erinnerte sie ihn mit einem langsamen Lächeln. „Weißt du das nicht bereits?“

„Natürlich tue ich das“, antwortete er, als er einen Schritt zurückging, damit sie an ihm vorbeigehen konnte. Sie brauchte nicht lange, bis sie unten angekommen waren, aber es war genug Zeit, damit sie sich beide für einen Augenblick von der Stärke des Momentes befreien konnte. Als er die letzte Sprosse hinunter sprang, drehte sich Jack zu ihr um und sah sie eindringlich an. „Du bist dir auch ganz sicher?“

Sie antwortete ihm nicht, aber das Versprechen in ihren Augen war ihm Antwort genug, als sie eine Hand nach ihm ausstreckte.

Er nahm sie schweigend und zusammen gingen sie in sein Haus und dann letztendlich traten sie in die Arme des jeweils anderen.



*******************



Sam lag hellwach da und beobachtete durch Jacks Fenster, wie sich die Morgenröte über den Himmel zog. Sie lauschte den Vögeln, die ihre ersten Töne zwitscherten. Die Nacht war fast vorbei. Ihre Nacht.

Ihr Kopf lag auf seiner Brut, während seine Finger leichte kreise über ihre Schulter zogen. Die Welle ihrer Leidenschaft war verebbt, ließ sie beide noch im traumähnlichen Nachspiel verbleiben. Gefangen in einer Nähe, die sie nie gespürt hatten. Worte waren schon lange nicht mehr nötig, alles, was gesagt werden konnte, wurde bereits gesagt und alles andere hatten sie mit einem so intensiven Gefühl gespürt, welches jenseits jeglicher Sprache lag. Sie war müde, sie waren es beide, aber keiner von ihnen wollte schlafen. Ihre Zeit war zu kostbar, um sie mit Vergessen zu verschwenden. Und so lagen sie einfach nur da, schweigend, diesen bittersüßen Moment genießend, bis der Morgen sie wieder entzweien würde.

Sie seufzte und seine Arme zogen sich enger um sie herum, sein Kopf drehte sich so, dass er sie sanft auf die Stirn küssen konnte. So sanft. Er war so sanft. Das war eine Überraschung gewesen. Nach allem, was er bereits gesehen, nach allem, was er in seinem Leben schon getan hatte, hatte sie sich nie gewagt vorzustellen, dass er so sanft sein würde. Nicht dass sie es gleich zu Anfang bemerkt hatte. Als die Erinnerung so deutlich in ihren Kopf wieder auftauchte, musste sie unweigerlich lächeln – das erste Mal war wild, eine verzweifelte Erlösung ihrer Leidenschaft, die sich all die Jahre der Verleugnung über zwischen ihnen angestaut hatte. Beide hatten sie nach Luft geschnappt, am ganzen Körper gezittert, sich an den jeweils anderen gekrallt, als sie wie Treibgut auf verklingenden Wellen des Verlangens trieben.

Und dann wurde es ernst. Dann hatte er ihr wirklich gezeigt, wie er fühlte und die Kraft seiner Gefühle waren so überwältigend für sie gewesen. In jeder zarten Berührung, jeder Kuss, spürte sie die Tiefe seiner Liebe und sie hatte es in seinen dunklen Augen gesehen, als er ihren Namen geflüstert hatte. Und er hatte sie mit solch zartem Vertrauen berührt, mit einer so geübten Leichtigkeit, dass sie das Gefühl hatte, dass er ihren Körper besser kannte als sie selbst. Sie seufzte. Da erkannte sie, dass ein Mann nicht über zehn Jahre verheiratet sein konnte, ohne auch etwas dabei zu lernen! Und Junge, er hatte seine Lektion verdammt gut gelernt! Ihr Körper erholte sich noch immer von seinen Berührungen, ihr Verstand noch halb verloren in der Zärtlichkeit seiner Liebe.

Aber trotz allem schwankte eine Bitterkeit mit, ein stechender Schmerz, der sich in den Zauber ihrer ersten Nacht gemischt hatte. Es war sowohl auch ihre letzte Nacht und genau dieses Wissen hatte jeden verstreichenden Moment einen beißenden Beigeschmack verliehen.
Und nun brach der Morgen an, verschlang die Magie der Nacht mit ihrem kalten, harten Licht. Sam verkrampfte sich erneut in Jacks Armen. Sie wusste, dass sie gehen musste, dass jeder Moment, den sie noch länger blieb, es ihnen nur noch schwieriger machen würde. „Es ist schon fast Morgen“, flüsterte sie schließlich. „Es wird bereits hell.“

„Shh“, murmelte er, als er sie fester an sich zog. „Schließ einfach nur die Augen.“

Sie tat es für einen kurzen Augenblick, sank zurück in die Dunkelheit und war gewillt zu glauben, dass die Nacht noch immer ihnen gehörte. Aber es war eine Lüge, und als sie ihre Augen wieder öffnete, sah sie, wie die Sterne am Himmel verblassten.

„Ich sollte gehe“, sagte sie, ihre Stimme genauso matt, wie das Morgenlicht.

„Ich weiߓ, flüsterte er zurück, doch seine Arme zogen sich noch fester um sie. „Aber nicht jetzt. Noch ein bisschen.“

„Wenn ich noch länger bleibe, dann werde ich nie gehen“, sagte sie ihm sanft und zwang sich, sich aufzusetzen und sich aus seinen Armen zu befreien. Es war eines der schwierigsten Dinge, die sie je getan hatte.

„Und warum genau wäre das jetzt schlecht?“, fragte er, als er seine Augen öffnete und zu ihr aufschaute. „Ich kann mich nicht erinnern.“

Ein trauriges Lachen huschte über ihre Lippen. „Hat etwas mit Pflicht und einem Krieg und die Grenze zu bewahren, zutun.“

„Oh ja“, antwortete er. „Kann mich nicht erinnern, warum ich auch nur denken konnte, dass dieses Zeugs wichtig sein könnte.“

Sie streckte ihre Hand aus, um sein Gesicht zu berühren. „Weil es das ist“, sagte sie ihm, als er ihre Hand festhielt und ihre Finger gegen seine Lippen drückte. „Weil du ein ehrenhafter Mann bist, Jack, und weil es keinen anderen gibt, der das tun kann.“

Dann setzte er sich auf, seine Finger fuhren über die feine Linie ihrer goldenen Kette um ihren Hals. „Ich werde es immer so meinen“, sagte er mit einem tiefen Blick in ihre Augen.

„Ich weiߓ, antwortete sie. Seine Berührung ließ ihr eine Gänsehaut über die Haut fahren. „Und ich werde es immer tragen.“ Dann zog sie ihn ganz nahe an sich heran, küsste ihn sanft, als er sie hielt und sie beide wussten, dass es das letzte Mal sein würde. Schließlich zogen sie sich zurück, als ob ein unausgesprochenes Signal ertönt wäre, nur ihre Finger waren noch der einzig körperliche Kontakt zwischen ihnen.

„Ich werde dann, uhm…“, sagte Jack nach einem Räuspern, „ich werde dich dann mal anziehen lassen und werde etwas Kaffee kochen.“

Sie nickte schweigend, nicht in der Lage ihn mit Worten zu antworten. Wenn der Kaffee fertig war, da würde sie bereits verschwunden sein und er wusste es.

Eine Verabschiedung war unmöglich, keiner von ihnen konnte es ertragen diese Worte auszusprechen und so spielten sie weiter in dieser Illusion. Ohne sie noch einmal anzusehen, ging er aus dem Schlafzimmer und sie hörte, wie er in der Küche herumrumorte, als sie sich wieder anzog. Und ohne überhaupt nachzudenken, rannte sie zur Haustür. Als sie sie hinter sich zuzog, konnte sie bereits den frischen Kaffee riechen und das Radio hören, wie es irgendwelche fröhlichen Lieder spielte, nur um ihren stummen Trennungsschmerz zu maskieren.



*******************



03. Oktober 2000

Liebe Lou,

Es tut mir unglaublich leid, dass ich dir diesen Brief nicht rechtzeitig zu deinem – unseren – Geburtstag schicken konnte. Wenn ich ehrlich bin, dann hatte ich Schwierigkeiten überhaupt irgendwas zu finden, über das ich dieses Jahr schreiben könnte. Nicht, weil nichts passiert ist, aber ich denke einfach mal, weil ich mir nicht wirklich sicher war, was geschehen ist. Um ehrlich zu sein, ich bin es jetzt noch nicht.

Ja, du hast es erraten, es geht um einen Kerl. Geht es das nicht immer? Und dieser eine ist so tief in mein Herz eingedrungen, dass ich nicht glaube, dass er jemals von dort verschwinden wird und ganz unter uns, ich will es auch nicht. Was im Grunde das Problem ist. Verstehst du, wir sind Freunde, die besten und treu ergebensten Freunde, die du dir jemals vorstellen kannst. Wir sind jetzt schon sehr lange befreundet und so hätte es auch bleiben sollen.

Aber vor ein paar Monaten passierte etwas, was unsere Freundschaft verändert hatte, es in eine neue Richtung gelenkt hatte oder vielleicht einfach nur uns beide die Augen geöffnet hatte. Und letzte Nacht…

Na ja, letzte Nacht ist noch etwas passiert. Und, Lou, es war unglaublich schön. Ich habe mich in meinem ganzen Leben noch nie so erfüllt gefühlt, emotional als auch körperlich. Es gibt einfach keine Worte, die die Stunden beschreiben können, die wir zusammen verbracht haben. Perfekt kommt dem schon nahe, vollkommen vielleicht…? Nein, Worte sind hier nicht ausreichend.

Aber gleichzeitig war es auch unglaublich schmerzhaft. Weißt du, wir können im Grunde nie zusammen sein. Letzte Nacht war unsere erste, aber auch einzige Nacht, die wir gemeinsam verbracht haben. Da gibt es gewisse Dinge, die zwischen uns stehen, die einfach unüberwindbar sind. Ich kann dir nicht genau sagen, was es ist, aber vertrau mir, wenn ich sage, dass wenn es eine Möglichkeit gegeben hätte, wir sie gefunden hätten. Und es gibt keine.

Nicht jetzt.

Aber darauf will ich nicht weiter eingehen. Stattdessen will ich dir alles über ihn erzählen – über den Mann, den ich liebe. So, wo soll ich nur anfangen? Nun, ich denke mal am Anfang, wo auch sonst?

Das erste Mal habe ich ihn vor drei Jahren getroffen, und wenn ich ehrlich bin, dann glaube ich, dass ich mich bereits etwas in ihn verliebt habe, bevor wir uns überhaupt getroffen hatten. Ich hatte bereits viel von ihm gehört – er war hier so etwas wie ein Held – und ich habe alles über ihn gelesen, was er bisher getan hat. Ich musste es, es war Teil meiner Arbeit, aber etwas von seiner Persönlichkeit kam sogar in den Berichten zur Geltung und er hatte mich zum Lächeln gebracht (das tut er noch immer). Also, als ich ihn dann getroffen habe, nun, sagen wir mal, dass die Funken gesprüht haben…! Und ich glaube, von dem ersten Augenblick an, an dem er mich angelächelt hat – und ich rede hier von einem richtigen Lächeln, das Lächeln, welches seine Augen vor Wärme strahlen lassen – da wusste ich, dass dies der Mann ist, den ich für den Rest meines Lebens lieben werde. Und ich tue es, Lou, ich tue es wirklich. Trotz allem, was uns voneinander trennt.

Jedenfalls denke ich, dass ich dir ein paar Jahre der genauen Einzelheiten schulde, also, los geht’s. Ich hoffe, du hast es dir bequem gemacht, Lou, denn das kann eine Weile dauern…

ENDE!

(Fortsetzung: „Holding the Line“)



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