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In the Line of Duty: (1) Crossing the Line von Sally Reeve, Destiny

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Vorwort



FanFiction by: Sally Reeve
Übersetzt von: Destiny

Anmerkung der Autorin: Wieder einmal ein großes Danke an Marcy für den Beta und an Becci, die mich immer auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt hat! Hier gibt es nicht viel Action, aber trotzdem solltet ihr euch schon mal reichlich Popcorn und Schokolade zurechtlegen.

Anmerkung der Übersetzerin: Auch hier habe ich mich wieder dafür entschieden, dass sich Jack/Daniel und Daniel/Sam und Sam/Janet duzen. Es passt einfach besser in den Verlauf der Geschichte. Und jetzt wünsche ich euch viel Spaß


Spoilers: Anspielungen auf die Folgen “Gipfeltreffen” ("DivideandConquer") und „Kein Ende in Sicht“ ("WindowofOpportunity")
In the Line of Duty:
1. Crossing the Line


Sam hatte ihre Augen geöffnet. Sie war hellwach und starrte mit schweren Herzen an die graue Decke ihres Quartiers. Heute würde ein schlechter Tag werden und sie wollte erst gar nicht damit anfangen. Nicht im Geringsten.

Bleep-bleep.

Ohne auch nur in die Richtung des Geräusches zu schauen, streckte sie ihre Hand aus und beförderte den Wecker zurück in den Schlummerzustand.

Sie hatte Zeit. Zehn weitere Minuten würden sie auch nicht umbringen. Ihr Blick glitt von der Decke zu dem hübschen Stapel von Umschlägen auf dem kleinen Tisch neben ihrem Bett. Es mussten insgesamt ungefähr fünf sein, jeder in einer anderen hellen Farbe und Größe. Als sie sich aufsetzte, seufzte sie schwer und legte ihr Kissen etwas höher, damit sie sich gegen das unbequeme Metallkopfende ihres Bettes lehnen konnte. Nur widerwillig nahm sie den ersten Umschlag und riss ihn auf

. Herzlichen Glückwunsch! Auf dem Deckblatt waren ein paar niedliche Hasen und über ihnen ein extragroßer Kuchen abgebildet. Als sie die Karte aufklappte, ließ sie das blumige Gedicht erschaudern. Aber dennoch lächelte sie, als sie die leicht verwackelte geschriebene Nachricht von ihrer Großtante Kathy las. Sie war schon fast neunzig. Schön, dass sie sich dran erinnert hatte, möge Gott mit ihr sein. Sie nahm sich den nächsten Umschlag. Darin befand sich eine selbstgemachte Karte von ihrem Bruder und seiner Familie. Ihr Lächeln auf den Lippen vergrößerte sich. Sie konnte einfach nicht glauben, wie schnell die Kinder wuchsen und sie hatte dieses schreckliche Gefühl, dass sie eines Tages mal bei ihnen vorbeischauen und dann zu einer Hochzeit von ihnen eingeladen sein würde. Natürlich noch vor ihrer eigenen, gar keine Zweifel. Sie widmete sich der nächsten Karte – sie war von Janet und dann zu ihrer Überraschung auch von General Hammond. Muss wohl die Idee seiner Sekretärin gewesen sein, überlegte sie.

Und dann nahm sie die letzte Karte. Die, vor die sie sich schon das ganze Jahr über gefürchtet hatte. Sie erkannte sie sofort anhand der Briefmarke aus Texas. Louise. Sie war von ihrem Zwilling. Nun ja, nicht direkt von ihrem Zwilling, aber sie waren auf der High School befreundet gewesen und hatten am selben Tag Geburtstag. Und auch noch all die Jahre danach schrieben sie sich eine Karte und einen Brief, um den jeweils anderen einen kurzen Bericht aus ihrem letzten Jahr zu erstatten. Schön, wirklich. Wenigstens war es das Mal. Sam hatte es genossen damals als eifrige Rekrutin diese Briefe zu schreiben. Sie hatte jede Herausforderung geschildert, all die Orte genannt, wo sie gewesen war. „Als ich in Saudi-Arabien war…“ oder „Ich habe den Ausflug nach Okinawa wirklich genossen.“

Aber mit den Jahren füllten sich Lou’s Berichte mit den Neuigkeiten ihrer Verlobung, ihrer Hochzeit und ihrer Hochzeitsreise, dann ihre Schwangerschaft und die Geburt ihres ersten Kindes und Sam fiel es immer schwerer die Briefe zu lesen und noch schwerer ihre eigenen Briefe zu schreiben.

Dieses Jahr schaffte sie es grade mal die Worte „Noch immer in der Air Force“ zu schreiben und hatte dann aufgegeben.

Mit einem Schuldgefühl berührte sie die Geburtstagskarte, da sie wusste, dass Lou keinen Brief haben würde, den sie lesen könnte. Aber was konnte sie auch schon schreiben? Über ihre Arbeit durfte sie nichts schreiben. Und als sie dort saß mit dem Kugelschreiber in der Hand und angestrengt überlegte, was sie ihr erzählen könnte, erkannte sie, dass es nichts anderes mehr in ihrem Leben gab. Nicht mal eine Sache.

Nichts.

Das war ein ganz schön deprimierender Gedanke und er schwebte wie ein Schatten über ihr.

Es war ja nicht so, dass sie unglücklich war. Sie hatte einen Job, von dem sie als Kind noch nicht einmal geträumt hatte. Sie erforschte die Galaxien, strapazierte ihre mentalen und physikalischen Erkenntnisse bis zum äußersten. Und sie hatte Freunde, wahre, zuverlässige Freunde, denen sie ihr Leben anvertraute. Und sie liebte sie. Sie liebte sie alle.

Aber sie wurde das Gefühl einfach nicht los, dass sie etwas vermisste. Sie wachte viel zu oft in ihrem engen Quartier auf als zu Hause. Und jedes Mal war sie allein. Schon seit über drei Jahren war sie jetzt Single. Langsam hatte sie das Gefühl, dass aus dieser anfänglichen Phase eine feste Gewohnheit wurde. Sam Carter. Single, Karrierefrau. Fast jeden, den sie 'außerhalb’ kannte – und zugegebener Maßen waren das nicht viele – waren sesshaft und wohnten in einem schönen Haus, mit einem Pool und Kindern und waren verheiratet. Nichts Besonderes, nur das Gewöhnliche. Und es war ja nicht so, als ob sie es nicht genießen würde, die Welt zu retten und andere Planeten zu erkunden, es war einfach nur so, dass sie sich manchmal wünschte, dass sie jemand hätte, der danach zu Hause auf sie warten würde.

Mit einem Seufzen konzentrierte sie sich wieder auf Lous Karte auf dem Tisch, die noch immer ungeöffnet war. Sie schwang ihre Beine aus dem Bett und zuckte kurz zusammen, als ihre nackten Füße den kalten Boden berührten. Auf ihrem Weg ins kleine Badezimmer schaltete sie den Wecker aus.

„Du willst einfach zu viel, Sam“, sagte sie sich selbst und seufzte, als das heiße Wasser den letzten Schlaf von ihr wusch. „Du hast ein tolles Leben! Jeder würde dich darum beneiden. Aber du kannst nicht alles haben.”

Sie war großartig darin sich selbst wieder zur Vernunft zu bringen. Eine Schande nur, dass sie so schlecht darin war, auch darauf zu hören. Ich kann nicht alles haben? Warum nicht? Warum konnte sie das nicht? Es war ja nicht so, als ob sie je zu viel verlangt hätte. Alles, was sie wollte, war eine Person – aus den sechs Milliarden auf diesem Planeten - eine Person, die zu ihr gehörte. War das wirklich zu viel verlangt? Nur eine Person. Im Grunde eine bestimmte Person. Einen bestimmten Colonel, der sie mit mehr als nur einem flüchtigen Blick zum Lächeln bringen konnte und der bereits viel zu viele Gedanken für sich vereinnahmt hatte.

Sie drehte das Wasser ab, trat aus der Dusche und begann sich abzutrocknen. Ihre Gedanken befanden sich jetzt wieder auf den unbarmherzigen Jack-Weg, von dem sie aus Erfahrung wusste, dass es sinnlos war, dort zu verweilen. Es war immer dasselbe – Ich liebe ihn, er liebt mich, wir werden diesbezüglich nichts unternehmen, also mach weiter. In ihrem Hinterkopf fragte sie sich, wie oft sie dieser Gedanke noch heimsuchen würde, bevor sie anfing daran zu glauben. Mach weiter, Sam. Es wird nicht passieren. Es kann nicht passieren. Aber dieses Wissen lag wie schweres Blei in ihrem Herzen und ein Teil von ihr weigerte sich dickköpfig daran zu glauben. 'Du weißt nie‘, flüsterte es ihr in der Dunkelheit der Nacht zu. 'Du weißt nie, was sich hinter der nächsten Ecke befinden wird.’

Aber sie wusste es. Im kalten Licht des Tages, da wusste sie genau, was sich hinter der nächsten Ecke befand – Vorschriften, der Krieg mit den Goa’uld, ihre Karriere und die Professionalität der beiden. Und seit dem Tag, an dem die unausgesprochene Wahrheit geäußert wurde, wurde es nur noch schlimmer.

Oh sicher, zuerst war es irgendwo lustig. Nach all der Zeit des Hoffens und des Vermutens hatte die plötzliche Sicherheit seiner Gefühle ein Lächeln auf ihre Lippen gezaubert und jeden Morgen eine gewisse Aufregung durch ihren Körper gejagt. Und jeder versteckte Blick, jede fast unbeabsichtigte Berührung ließ ihren Bauch mit einem Kribbeln erfüllen. Aber diese romantischen Gegebenheiten waren aufgrund des Wissens, dass es hoffnungslose Wünsche waren, schnell wieder abgeklungen, sogar gänzlich gestorben. Die Romantik, verstand sie, war genauso anfällig wie eine Treibhauspflanze. Sie brauchte ständige Verpflegung, um zu überleben. Aber unter der täglichen Schinderei des Verlangens nach dem Unmöglichen, der körperlichen Frustration und der erdrückenden Einsamkeit, starb die Romantik und hinterließ nur ein ermüdendes Verlangen nach etwas, was nie erfüllt werden würde. Es war kein Märchen. Sie war keine Prinzessin und es würde auch kein Happy End geben.

Sie schaute auf ihr Spiegelbild – kurze, nasse Haare standen durcheinander von ihren Kopf ab, leicht hohlwangig und kleine Fältchen unter ihren Augen. Lachfältchen oder Krähenfüße? In letzter Zeit hatte sie nicht grade viel gelacht… Vierunddreißig. Noch nicht über den Berg, aber schon ganz weit oben. Vierunddreißig und allein, verliebt in einen Mann, den sie nie haben wird können. Sie schüttelte ihren Kopf und verließ das Badezimmer. Wie bist du nur in dieses Schlamassel geraten, Carter? Und wie zum Teufel willst du da nur wieder herausfinden?



*******************



Jack saß auf seiner Bettkante und schaute tief in Gedanken versunken hinunter auf die kleine Schatulle in seiner Hand. Heute war Sams Geburtstag. Irgendwie hatte sich dieses Datum wie von selbst in sein Unterbewusstsein eingebrannt. Er hatte keine Ahnung, wann oder wo es passiert war, nur, dass er all die Jahre wusste, dass heute ihr Geburtstag war und sie heute vierunddreißig Jahre alt wurde. Ein leises Lachen entfloh seinen Lippen. Vierunddreißig. Das hörte sich noch so jung an. Sie hatte kaum die zwanzig hinter sich gelassen, so voller Leben, noch eine ganze Zukunft lag vor ihr. Gott, er liebte sie. Verboten sprang dieser Gedanke in seinen Kopf und er schob ihn zur Seite. 'Wird nicht passieren, Jack, lass es endlich los.’

Sie ist eine Freundin, eine Kollegin. Mehr darf sie nicht sein. Nie.

Was seine Aufmerksamkeit wieder zurück auf die Schatulle in seiner Hand richtete. Sollte er es ihr geben? Würde er damit die dünne, unbestimmte Grenze, die sie zwischen sich gezogen hatten, überschreiten? Er wusste es nicht. Er hatte wirklich keine Ahnung.

Verdammt! Die Dinge wurden seit dem Tag, an dem sie alles offen darlegen mussten, nur noch komplizierter! Die Sache war die, er hatte es sich immer vorgestellt. Wenn er ihr je von seinen Gefühlen erzählen würde, dann hätte er genau das auf ihrem Gesicht erblickt, was er gesehen hatte – Schock, Überraschung und Verlegenheit. Er hatte sich dieses gedemütigte Gesicht seit Kurzen immer vor Augen gerufen und es dazu benutzt die Hitze in ihm zu kühlen, die sich all die Jahre hinweg aufgebaut hatte. Er benutzte es, um sich selbst davon zu überzeugen, dass es keine Chance gab, dass sie nichts weiter als ihren CO in ihm sah. Ein Freund, wenn überhaupt. Und es war verdammt wirkungsvoll. Wenn auch immer er versucht war ein paar Dinge etwas voranzutreiben, um das Wasser zu testen, dann stellte er sich diesen Blick vor und sprang wieder zurück hinter die Grenze.

Das Problem war nur, dass sie ihn nicht so angesehen hatte. Oh nein.

Ihr Blick hatte nur all seine geheimen Sehnsüchte, seine Bedürfnisse, sein Verlangen widergespiegelt. Widergespiegelt mit einer Hitze, die eine Flamme entzündet hatte, die er bis dahin immer unter Kontrolle gehabt hatte. Wo sie vorher nur klein loderte, war das Feuer jetzt zwanzig Fuß hoch. Die Situation, erkannte er, hatte sich um einiges verschlechtert.

Wenn er sie jetzt sah, da konnte er sich nicht mehr länger vormachen sie nur als Kollegin, als ein Mitglied seines Teams zu sehen. Jetzt wusste er, dass sie mehr war, dass er sich danach sehnte, bei ihr zu sein, sowohl emotional als auch körperlich. Aber was es fast unerträglich machte, war das Wissen, dass die einzige Sache, die zwischen ihnen stand ihr eigenes Pflichtbewusstsein war, oder das, was richtig war, was sie ihren Kollegen im SGC schuldeten. Man könnte es vielleicht Professionalität nennen. Und das war beschissen.

Er bewahrte jeden Blick, den sie teilten, jede noch so kleine Berührung, die ihr beider Pulse zum Rasen brachte. Sie schürten das Feuer, welches noch nicht einmal brennen sollte. Er bewahrte sie alle auf, auch wenn er wusste, dass es eines Tages aufhören würde. Sie war jung, klug, lustig und schön und eines Tages wird sie jemanden finden, der mit ihr dieses Leben teilte, weil sie es sich verdient hatte. Und er musste dem ohne ein Wort zu sagen zusehen. Er hatte nicht das Recht etwas zu sagen.

Und das war beschissen. Verdammt beschissen.



*******************



Die Cafeteria war zu dieser frühen Stunde weitgehend leer, worüber Sam sehr dankbar war. Ihre heutige Mission würde um Nullsiebenhundert beginnen, also hatte sie noch eine gute halbe Stunde zum Frühstücken, bevor die Besprechung um sechs Uhr beginnen würde. Nicht, dass sie hungrig war, aber sie zwang sich trotzdem eine Schüssel Haferbrei zu nehmen, da sie wusste, dass sie es später bereuen würde. Vor ihr auf dem Tisch lag fröhlich glänzend Lous ungeöffnete Geburtstagskarte. Während sie einen Löffel nach dem anderen zu ihrem Mund führte, starrte sie auf den Umschlag und riss ihn letztendlich auf. Ein paar Bilder fielen heraus und verfehlten nur knapp ihr Frühstück. Mit einem traurigen Lächeln betrachtete sie sie. Ein weiteres Baby. Das waren dann schon zwei.

Dieses Jahr war der Brief kürzer, aber in ihm standen Worte gefüllt mit Glück und Stolz. Sam überflog ihn nur und suchte sich die Höhepunkte heraus. Tom wurde befördert, der kleine Oliver war jetzt im Kindergarten. Das neue Baby ist ein kleines Mädchen – es wog sieben Pfund – und heißt Joanne. Nett, dachte sie, als sie sich wieder ihrem Essen zuwandte. Aber hey, ich gehe heute auf einem weiteren Planeten, nicht wahr? Stell dir das Mal vor! Wer braucht schon Männer oder Kinder oder irgendwelche Pools? Richtig?

Ja, genau.


„Hi, Sam.“ Sie schaute lächelnd auf, nur um zu sehen, wie sich Daniel gegenüber von ihr auf den Stuhl setzte. Während er an seinen Kaffee nippte, war er noch zum Teil im Halbschlaf versunken.

„Wer ist das?“, fragte er und deutete mit seinem Kopf in Richtung Fotos.

„Die Kinder einer Freundin“, sagte sie ihm, als sie sie ihm über den Tisch schob.

„Süß.“

„Ja.“

Sein Blick wanderte über Tisch und blieb auf der Geburtstagskarte hängen, als er plötzlich seine Augen aufriss. „Heute ist dein Geburtstag!“, rief er und zuckte zusammen.

Sam lächelte. Daniel vergaß ihn immer und jedes Mal fühlte er sich deswegen schrecklich. „Schon okay“, versicherte sie ihm.

„Ich kann einfach nicht glauben, dass ich es schon wieder getan habe!“, murmelte er. „Letzte Woche habe ich noch dran gedacht und…“

Über den Tisch hinweg berührte sie seine Hand. „Wirklich, mach dir keine Sorgen. Ich versuche es selbst zu vergessen.“

„Warum?“

Sie zuckte mit den Schultern. „Die falsche Seite der dreißig.“

„So schlimm ist es auch nicht“, versicherte er ihr.

„Was ist nicht so schlimm?“ Die Stimme gehörte zu Jack, als er sich neben Sam auf den Stuhl fallen ließ.
„Sich auf der falschen Seite, der dreißig zu befinden“, sagte ihm Daniel.
Sam konnte ein Lächeln nicht verkneifen, als sie den leicht verärgerten Blick des Colonels sah. „Dann versucht mal die falsche Seite der vierzig.“
„Ich brauch noch mehr Kaffee“, wechselte Daniel schließlich das Thema und stand auf. „Sam, soll ich dir noch welchen bringen?“
„Nein, ich habe noch, danke.“
Sobald Daniel verschwunden war, breitete sich Schweigen am Tisch aus, wie es schon so oft in den letzten Tagen passiert war. Es war nicht so, als ob sie sich nichts zu sagen hätten, nur war das Thema, welches so grell zwischen ihnen brannte, verboten. Und wie so oft verfielen die beiden ins Schweigen. Sam hasste es, sie hasste es zu wissen, dass so viel ihrer Beziehung hinter hohen Mauern der Vorschriften eingeschlossen war, versteckt sogar vor ihren eigenen Augen. Sie hasste die Stille, wenn an ihrer Stelle eigentlich Kameradschaft und Gelächter stehen sollten.

Doch schließlich durchbrach Jack das Schweigen, schielte aus seinem Augenwinkel heraus mit einem Lächeln zu ihr und unterließ seinen sonst so typischen Sarkasmus. „Herzlichen Glückwunsch, Sam“, flüsterte er.

„Danke“, antwortete sie und war erfreut darüber, dass er ihren Vornamen benutzt hatte. Er tat es kaum noch. Sie erwiderte das Lächeln und schaute zu ihm auf. Die Wärme in seinen Augen war wie eine süße Qual. So viel lag dort, nur außerhalb ihrer Reichweite.

Ihre Blicke trafen sich für einen Moment, bevor Jack wegschaute und hinunter auf den Tisch blickte. Es war offensichtlich, dass er nach etwas suchte, womit er das Schweigen füllen konnte. „Wessen Kinder?“

„Von einer Freundin von der High School“, sagte sie ihm und wandte sich wieder ihrem Frühstück zu. Aber ihr Magen rebellierte gegen noch einen weiteren Löffel und so schob sie die Schüssel weg. „Sie hat grade ihr Zweites bekommen – das kleine Mädchen.“ Sie schob die Fotos in seine Richtung, und gerade als er seine Hand danach ausstreckte, trafen sich ihre Finger. Instinktiv wollte sie ihre Eigenen wieder zurückziehen, aber er fing ihre Fingerspitzen ein und hielt sie auf dem Tisch. Sein Blick wanderte zurück zu ihrem Gesicht.

Sams Herz begann schmerzhaft zu pochen. Wo einst noch seine Finger das Feuer in ihr entfacht hätten, verfestigten sie jetzt den Schmerz in ihrer Brust. „Nicht“, bettelte sie ihn mit einem Flüstern an.

Augenblicklich zog er seine Hand zurück und sah sie mit großer Traurigkeit an. „Entschuldigung“, murmelte er mit dem Blick immer noch auf ihr Gesicht gerichtet. Und dann griff er in seine Tasche. „Ich sollte es wahrscheinlich nicht…“

„Könnt ihr das glauben? Die haben keinen Kaffee mehr!“, rief Daniel und ließ sich zurück auf seinen Stuhl fallen. „Und das um diese unmenschliche Zeit!“

Sam wurde aus der geteilten Zweisamkeit gerissen und lächelte Daniel ein wenig erleichtert an. „Keinen Kaffee?“, fragte sie mit mehr Hingabe, als es eigentlich notwendig gewesen wäre.

Daniel sah sie ziemlich überrascht an. „Nur keine Sorge. Ich werd’s überleben. Sie haben mir Tee gegeben.“

„Wenn du Koffein willst“, sagte Jack und stand abrupt auf, „dann hole ich dir ne Cola.“

Daniel verzog angeekelt sein Gesicht. „Jack“, sagte er mit einem Kopfschütteln, „es ist noch nicht einmal sechs Uhr!“

Er runzelte die Stirn. „Ja, und?“

„Vergiss es“, murmelte Daniel. „Der Tee ist gut.“

„Wie du willst.“ Jack zuckte mit den Schultern und machte sich auf die Suche nach seinem eigenen Frühstück und war offensichtlich ebenfalls erleichtert ihrem kleinen Tête-à-Tête entkommen zu sein. Ihr Herz war noch immer wie zugeschnürt, als sie ihn beobachtete, wie er sich von ihnen entfernte.

„Warum das lange Gesicht?“, fragte Daniel und nippte vorsichtig an seinem Tee. Er verzog leicht sein Gesicht, aber trank dennoch weiter. Sie schüttelte nur den Kopf, aber Daniel blieb hartnäckig. „Komm schon Sam, was ist los?“

Sie seufzte. „Oh, nur das Leben“, murmelte sie mit einem reuvollen Lächeln. „Weißt du.“

„Erzähl’s mir“, schlug er ihr vor.

Sie stupste leicht die Fotos auf dem Tisch an. „Lou – ihre Mutter – ist in meinem Alter. Sie hat zwei Kinder, ein großartiges Haus, Urlaub, einen Ehemann…“

„Kommst du ins Grübeln?“, fragte Daniel mit einem Lächeln.

Aber sie schüttelte ihren Kopf. „Nein, nicht wirklich. Ich wünschte einfach nur… ich wünschte einfach nur, dass ich auch ein Leben hätte. Das hört sich blöd an, aber…“

„Nein“, unterbrach Daniel sie. „Ich weiß genau, was du meinst. Die Arbeit ist fantastisch, faszinierend und ein unglaubliches Privileg und all das, aber manchmal da frage ich mich: 'Ist es das? Ist es das für den Rest meines Lebens?’“

„Genau!“, antwortete Sam erleichtert darüber, dass sie jemand verstand. „Genau das meine ich. Ich frage mich, ob ich je wieder ein richtiges Leben außerhalb dieses Berges haben werde.“

Daniel nickte ernst. Nach einem Moment des Schweigens begann er wieder zu sprechen. „Was ich mit Sha’re hatte war etwas so Besonderes, etwas so Unglaubliches… Manchmal denke ich, dass es das vielleicht war. Das war meine einzige Chance auf ein wenig persönliches Glück. Ich kann mir einfach nicht vorstellen noch einmal jemanden zu finden, der so ist, wie sie es war.“

Sam nahm seine Hand und konnte nicht anders als sich ein wenig schuldig zu fühlen aufgrund ihrer eigenen Enttäuschung. Nach allem, was Daniel mit Sha’re durchgestanden hatte, wie konnte sie sich da über etwas unerwiderte Liebe beklagen? „Du wirst jemanden finden, Daniel“, sagte sie ihm leise. „Ich weiß, dass du es wirst. Und sie wird wahrscheinlich nie so sein, wie es Sha’re war, aber trotzdem wirst du sie lieben.“

Er lächelte und drückte dankend ihre Hand. „Na ja, wenn ich das kann, dann kannst du das auch, Sam. Es nur eine Frage der Zeit.“

„Oh, ich weiß nicht“, antwortete sie und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. „Ich glaube, ich bin ein hoffnungsloser Fall.“

Als Daniel einen weiteren Schluck von seinem Tee nahm, grinste er plötzlich. „Vielleicht sollten wir einen dieser Pakte machen?“, schlug er vor. „Du weißt schon, der, wenn wir beide mit vierzig nicht verheiratet sind, dass wir beide dann heiraten.“

Sam konnte nicht anders als zu lachen. „Ich fange schon mal mit der Gästeliste an“, bot sie ihm an.

„Pessimist“, beschuldigte er sie.

„Realist“, antwortete sie schlicht. „Da kannst du mir ruhig vertrauen.“



*******************



Als er sein volles Tablett an sich nahm, hörte Jack Sams Lachen durch die Kantine rauschen und musste lächeln. Aber es war ein trauriges Lächeln, als er erkannte, wie selten er ihr in den letzten Tagen ein Lachen oder wenigstens ein Lächeln entlocken konnte. Einmal tief durchatmend machte er sich wieder auf den Weg zurück zum Tisch. Sam war noch immer am Lachen und sie und Daniel schienen in einer äußerst unterhaltsamen Diskussion vertieft zu sein.

„Was habe ich verpasst?“, fragte er und setzte sich zurück auf seinen Stuhl neben Sam.

Trotz der Spannung zwischen ihnen, wollte er ihr so oft es ging nahe sein. Er konnte einfach nicht anders. Auf Daniels Gesicht zeichnete sich ein großes Grinsen ab. „Sam und ich haben grade beschlossen, dass wir heiraten werden“, verkündete er und Jack erstarrte. Auf groteske Art und Weise wurden seine schlimmsten Befürchtungen für einen Bruchteil einer Sekunde Wirklichkeit und er spürte, wie sein Herz in seiner Brust aufhörte zu schlagen, als sein Blick in Sams Gesicht nach der Wahrheit suchte.

„Wir haben einen Pakt geschlossen“, erklärte sie hastig. „Wenn wir beide mit vierzig noch nicht verheiratet sind, dann…“

Langsam setzte sich Jacks Herz wieder in Bewegung und er zwang sich zu einem Lächeln. „Braucht jemand einen Trauzeugen?“, fragte er, obwohl in seinem Kopf noch totales Chaos herrschte, auch wenn es sich dabei nur um einen blöden Pakt handelte. Sams Hochzeit? Er würde lieber sterben, als das mitzuerleben.

„Sicher“, antwortete Daniel, „aber ich denke, dass wir beide enttäuscht werden. Ich meine, wie wahrscheinlich ist es schon, dass Sam in sieben Jahren noch immer Single ist?“

„Uhm…“, murmelte er. Ihm war die Frage mehr als unangenehm und er kannte darauf keine Antwort.

„Komm schon, Jack“, seufzte Daniel und war sich Jacks offensichtlicher Verlegenheit nicht bewusst. „Sie ist wunderschön, klug, mutig… Sam, die Männer müssen doch reihenweise vor deiner Haustür Schlange stehen."

„Kaum“, murmelte Sam in einem Flüstern, „es sei denn, sie stehen vor einer anderen Haustür.“ Während sie sprach, hatte sie Jack nicht angesehen, aber er hatte sie beobachtet, als ihn Daniels Worte wie ein Schlag trafen. Sie *war* wunderschön und klug und sie war eine der mutigsten Menschen, die er kannte. Aber sie war allein. Und in seinem Herzen wusste er warum. Sie war wegen ihm allein, wegen dem, was zwischen ihnen gewachsen war, dieses Ding, welches sie immer unterdrückt hatten, bevor es sich je wirklich entfalten konnte. Und jetzt konnte es nicht wachsen und würde sterben. Es saß einfach nur zwischen ihnen, wuchs mit jedem Tag weiter und vergiftete ihre Freundschaft. Sie hatte mehr verdient, erkannte er, so viel mehr.

„Aktivierung von außen“, ging plötzlich der Alarm los. „Das ist keine Übung. Aktivierung von außen.“

Instinktiv schaute Jack zu Sam. Ihr Blick traf seinen mit einer Frage: Gehen wir, Sir? Sein leichtes Nicken war ihr Antwort genug, als sie beide auf ihre Füße sprangen und zur Tür eilten. Mit Colonel und Major konnten sie umgehen, alles andere brachte ihnen nur Ärger.



*******************



In der Zeit, in der sie den Kontrollraum erreichten, war der Alarm bereits wieder ausgeschaltet worden, obwohl Sam doch erleichtert war, dass die Iris noch geschlossen war.

„Was ist los?“, fragte Jack, als er die paar Stufen hochkam, dicht gefolgt von Sam und Daniel, der noch immer an seinem Tee nippte.

„Jemand versucht uns anzuwählen“, sagte ihm Hammond mit einem Blick hinunter auf die Konsole.

„Jemand Freundliches?“

„Das wissen wir nicht, Colonel“, antwortete der General. „Wir haben keine Ahnung, woher das Signal kommt.“ Dann drehte er sich zu Sam um. „Major Carter, könnten Sie mal einen Blick auf die Auswertungen werfen?“

„Jawohl, Sir“, sagte sie und ging zu dem Computer. Dankbar für die Abwechslung, verdrängte sie den Tumult in ihrem Inneren und so setzte sich Sam auf ihren Stuhl und gab ein paar Befehle ein, bevor sie kurz mit der Stirn runzelte. Nach einigen Minuten wandte sie sich an den General. „Nun, um die Telefontheorie weiter auszuführen, General, es sieht ganz so aus, als ob sie nicht durchkommen würden.“

„Warum nicht?“, fragte Hammond, der seine Augenbrauen selbst zusammengezogen hatte.

„Ich bin mir nicht ganz sicher“, antwortete sie, als sie weitere Befehle eingab. „Aber ich denke, dass sie versuchen manuell zu wählen, ohne ein DHD. Sie haben wahrscheinlich nicht genug Energie.“

„Eines unserer Teams?“, fragte Jack augenblicklich. „Ist eines auf einer Mission?“

„SG-11“, antwortete Hammond. „Aber wir hatten eine visuelle Bestätigung, dass ein DHD vorhanden war, wie immer.“

„Vielleicht ist ‚war’ das entscheidende Wort hier, Sir?“

„Sie sind es nicht“, unterbrach Carter ihn und schaute zu ihm auf. „SG-11 sind auf P4X-530. Wer auch immer uns versucht anzuwählen kommt aus einer ganz anderen Ecke. Es ist noch nicht einmal ein Tor, welches wir bisher entdeckt haben, Sir.“

„Und woher wissen Sie das?“, fragte Jack mit einer skeptisch hochgezogenen Augenbraue.

Sie konnte ein kleines Lächeln einfach nicht unterdrücken. „Durch Schätzung ihres eingehenden Signals, Sir“, antwortete sie und unternahm noch nicht einmal den Versuch das weiter zu erklären.

Er zuckte mit den Schultern. „Das reicht mir.“

Erneut erwachte der Alarm zum Leben. „Aktivierung von außen!“

„Sieht wohl so aus, als ob sie ein Nein als Antwort nicht akzeptieren würden“, sagte er schließlich mit einem Blick auf das Tor.

„Es ist noch immer zu schwach“, sagte Sam. „Sie können von ihrer Seite aus kein Wurmloch etablieren.“

„General?“, fragte Jack. „Denken Sie vielleicht auch, dass wir mal versuchen sollten herauszufinden, wer diese Typen sind? Und warum sie so hartnäckig sind, mit uns in Kontakt zu treten?“

Hammond nickte zustimmend. „Major Carter, können Sie sie anwählen?“

„Ja, Sir“.

„Gut“, sagte er mit einem weiteren knappen Nicken. „Schicken sie ein MALP durch und dann werden wir sehen, mit was wir es zutun haben.“



*******************



„Empfang von MALP-Telemetrie in fünf, vier, drei“, sagte Sam mit einem starren Blick auf den Bildschirm gerichtet, „zwei… eins… fertig.“

Das Bild war durch einige Störungen gekennzeichnet, aber man konnte einen Waldrand und eine Lichtung ausmachen. Sie bewegte die Kamera, um die Umgebung abzutasten. „Luftgehalt entspricht der Norm“, sagte sie und begutachtete sich schnell die anderen Daten. „Temperatur liegt bei 10°C.“

„Hallöchen!“ Jacks überraschter Ausruf ließ ihren Blick wieder zurück zum Bildschirm wandern.

„Heiliger…!“, begann sie, als sie in ein neugieriges Gesicht durch die Kamera blickte. „Nun, ich denke, wir haben unseren Anrufer gefunden.“

Plötzlich zog sich das Gesicht zurück und der Mann ging ein paar Schritte nach hinten.

„Haben wir ein Audiosignal?“, fragte Daniel, der noch immer von seinem Tee trank.

Sam nickte, als sie erneut irgendwelche Befehle eingab. Das statische Rauschen ließ sie kurz zusammenzucken, aber darunter konnte sie Stimmen hören. „Mal sehen, ob ich das nicht deutlicher hinbekommen kann“, murmelte sie mit ein paar Fingergriffen.

„…Beweis einer Technologie!“, sagte eine Stimme dann, als der Mann sich zur Kamera zurück umdrehte, ein anderer Mann sah über seine Schulter. „Schau.“

Beide Männer knieten sich vorsichtig, aber nicht ängstlich vor das MALP auf den Boden. „So etwas würde unser Volk nie benutzen“, sagte der zweite Mann und verzog seine Stirn unter seinem dunklen Haar zu einem Runzeln. „Du bist dir auch ganz sicher, dass es die richtigen Koordinaten waren?“

„Natürlich, Taran.“

„Dann glaube ich wurde das TSD zerstört.“

„Sie könnten vielleicht immer noch in der Lage sein uns zu helfen“, sagte der erste Mann, als er sich am Kinn kratzte. „Ihre Technologie sieht einigermaßen fortschrittlich aus.“

„Das ist doch nur so 'ne Art Sonde“, verdeutlichte der Mann mit dem Namen Taran. „Es gibt keine Garantie, dass jemand hindurch kommt.“

„Ahm, Carter?“, sagte Jack hinter ihr, „wollen Sie nicht vielleicht 'Hi’ zu ihnen sagen?“

Sie schaute mit einem Nicken zu ihm auf. „Ja, Sir.“ Sie setzte sich das Headset auf und öffnete den Audiokanal. „Hallo“, sagte sie zögernd und sah, wie die beiden Männer erschrocken nach hinten sprangen. „Habt keine Angst. Mein Name ist Major Samantha Carter von der US Air Force.“

Die beiden Männer sahen sich an, so als ob sie sich eine ungewollte Wahrheit bestätigten. Aber der Mann namens Taran erholte sich schnell von seinem Schock und ging zurück zum MALP. Ein kleines Lächeln erhellte seine dunklen Augen. „Entschuldigung, Major Samantha Carter“, sagte er, „wir wussten nicht, dass eure Sonde Kommunikationstechnologie beinhaltet.“

„Mir tut es Leid, dass ich euch erschreckt habe“, antwortete sie.

„Du brauchst dich nicht zu entschuldigen“, sagte der Mann, als er sich vor dem MALP auf den Boden setzte. „Mein Name ist Taran Santer und das ist mein Partner JemusT’Laren.“

Jack beugte sich nahe zu ihr hinunter und flüsterte ihr etwas ins Ohr: „Fragen Sie sie, warum sie versucht haben uns anzuwählen.“

Sie warf ihm einen leicht verärgerten Blick zu. Was dachte er denn, was sie grade vorhatte? Als er ihre Verärgerung sah, richtete er sich mit einem abwehrenden Schulterzucken wieder auf und schaute zurück auf den Bildschirm. Sam schüttelte nur den Kopf. „Habt ihr versucht das Stargate auf unseren Planeten zu öffnen?“, fragte sie.

Taran nickte. „Unglücklicherweise haben wir nicht ausreichend Energie um es zu aktivieren.“

Sam runzelte die Stirn. „Ist das euer erster Versuch das Stargate zu benutzen?“, fragte sie.

Taran schüttelte den Kopf und schaute nach unten, sodass seine dunklen Haare seine Augen bedeckten. „Nicht wirklich, Major Carter.“

„Und das bedeutet?“, hörte sie Jack hinter sich murmeln.

„Was meinst du damit?“, fragte sie Taran, warf Jack aber einen weiteren Blick zu, der ihm sagte, dass er seinen Mund halten sollte.

In der Zwischenzeit hatte sich auch Jemus zu Taran gesellt und die beiden sahen sich kurz an. Es sah so aus, als ob sie eine stumme Vereinbarung abgeschlossen hatten. Taran fuhr sicht mit seiner Hand durch seine Haare und lächelte, als er etwas verlegen aufschaute. „Na ja, wir stecken hier irgendwie fest.“

„Ihr steckt fest?“

„Gestrandet“, verdeutlichte er. „Wir sind Forscher - um genau zu sein Anthropologen. Wir benutzen das Torsystem zu Forschungszwecken. Aber während unserer letzten Mission muss irgendwas schief gelaufen sein. Unsere Ausrüstung hatte eine Fehlfunktion und wir sind hier gelandet und jetzt kommen wir nicht mehr nach Hause.“

„Kommt mir bekannt vor“, murmelte Jack hinter ihr. Doch dieses Mal konnte sie ein Lächeln nicht unterdrücken.

„Es gibt kein DHD“, sagte Sam.

„DHD?“, fragte Taran.

„Oh.“ Sie schüttelte mit einem Lächeln den Kopf. „Ich meine das Gerät, mit welchen man das Tor anwählen kann.“

„Ah, das GCT“, grinste er. „Na ja, hier gibt eines, aber es wurde von den Einwohnern bis auf die Knochen auseinandergenommen.“

„Einwohner?“

„Freundlich“, versicherte Taran ihr. „Einigermaßen zivilisiert.“

„Also, habt ihr versucht das Tor manuell anzuwählen?“, fragte Sam, während sie schon fieberhaft nach einer Lösung suchte. „Aber das Tor hat nicht genug Energie, oder?“

„Nein. Du hast absolut recht.“

Sam lächelte. „Ich denke, wir könnten euch helfen“, sagte sie. „Wir könnten einen Naquadah-Generator durchs Tor bringen und dann…“

„Carter?“ Jacks Stimme hatte einen scharfen Unterton. „Sollten wir das nicht vielleicht vorher durchsprechen?“

„Oh“, antwortete sie, als sie plötzlich merkte, dass ihre Begeisterung die Oberhand gewonnen hatte. „Ja, Entschuldigung, Sir.“ Sie drehte sich zurück zum Bildschirm. „Taran, ich muss das erst noch mit meinen Vorgesetzten diskutieren, also werden wir jetzt das Tor schließen. Wir werden uns bald bei euch melden. Haltet euch bereit.“

„In Ordnung, Major Carter“, antwortete Taran mit einem leichten Nicken. „Wir werden hier warten. Und danke.“



*******************



„Ich denke, dass wir gehen sollten Sir“, sagte Sam, sobald die Tür des Besprechungsraumes hinter ihnen geschlossen war.

„Ja“, seufzte Jack und ließ sich in einem der Stühle fallen, „das habe ich auch schon mitbekommen, Carter.“

„Wir können ihnen helfen nach Hause zu kommen!“, protestierte sie und verstand seinen Widerstand nicht. „Wir alle wissen doch, wie es ist, wenn man dort draußen festsitzt.“

Daniel setzte sich gegenüber von Jack auf einen Stuhl, nahm seine Brille ab und rieb sich über seinen Nasenrücken. „Ich stimme Sam zu“, sagte er. „Wir können ihnen helfen… und wer weiß, was wir von ihnen lernen könnten.“

„Hey!“, unterbrach Jack sie, als er eine Hand hob. „Ich sagte ja nicht, dass wir nicht gehen sollten. Ich denke nur, dass wir vorsichtig sein sollten. Ich mag nicht, wie der Typ ausschaut.“

„Komm schon, Jack“, sagte Daniel mit einem schrägen Blick über den Tisch, als er begann seine Brille zu säubern. „Es sind nur zwei Anthropologen!“

„Na ja, du kannst manchmal auch ganz schön…“, begann Jack.

„Ich bin Archäologe“, stellte Daniel klar, aber entweder hörte es Jack nicht, oder er ignorierte es einfach.

„Wir haben nur ihr Wort, dass sie auch wirklich Anthropologen sind“, sagte er.

„Warum sollten sie lügen?“, fragte Sam.
Jack zog eine Augenbraue hoch. „Na ja, dann lasst uns mal sehen“, begann er überschwänglich zu spekulieren. „Vielleicht sind sie ja Goa’uld?“

„Nein“, sagte sie etwas zu schnell. Jacks Augen verengten sich und zwangen sie ihren Einwand zu erläutern. „Er, ähm, er sieht nicht aus wie ein Goa’uld, Sir.“

„Tut *er* nicht?“, fragte Jack und betonte das Wort extrascharf. „*Er*, der sich TaranSanitary nennt oder wie auch immer?“

Sie weigerte sich auf dieses Spielchen einzulassen und deswegen antwortete sie ihm ganz einfach. „Keiner von beiden sah aus wie ein Goa’uld. Daniel“, fragte sie dann, „was denkst du?“

Daniel seufzte, da er offensichtlich nicht in das hineingezogen werden wollte, was die Vorhut eines Streites war. „Ich glaube“, antwortete er langsam, „dass wir das nicht mit Sicherheit sagen können, bis wir es uns nicht selbst angesehen haben.“

„Diplomat“, beschimpfte Jack ihn.

Gerade in diesen Moment betrat General Hammond den Besprechungsraum. Jack machte einen halbherzigen Versuch aufzustehen, aber Hammond winkte nur ab. „Bleiben Sie sitzen“, sagte er und setzte sich auf seinen Stuhl. „Setzten Sie sich, Carter.“

Schweigend tat sie, was er ihr sagte, aber sie war noch immer wütend auf Jack.

„Okay, Colonel“, sagte Hammond und kam direkt zum Punkt, „was schlagen Sie vor?“

Sam beobachtete Jack, wie er sich mit einer Hand durch seine Haare fuhr und kurz zu ihr hinüber schielte, bevor er sich nach vorne lehnte und seine Hände auf den Tisch faltete. „Ich schlage vor, dass SG-1 einen Naquadah-Generator durch das Tor bringt, um die Hintern dieser Anthropologen zu retten, Sir“, sagte er.

Ein Hauch eines Lächelns zeichnete sich auf den Lippen des Generals ab, aber sein Blick blieb ernst. „Irgendwelche Bedrohungen, Colonel?“

O’Neill nickte. „Oh ja. Sie sollten sobald wir durch sind die Iris schließen, Sir, und ich empfehle, alle vier Stunden in Kontakt zu treten, nur für alle Fälle.“

„Sir…?“, begann Sam zu protestieren, aber ein scharfer Blick von O’Neill brachte sie zum Schweigen.

Obwohl er ihr das Wort abgeschnitten hatte, hielt er ihren Blick. „Bis ich weiß, warum sie versucht haben uns anzuwählen, Major“, sagte er leise. „Ich werde unseren neuen Freunden nicht so einfach vertrauen, wie Sie es anscheinend tun.“

Sie senkte ihren Blick und trat sich innerlich selbst in den Hintern, dass sie das Offensichtliche übersehen hatte. „Ja, Sir“, antworte sie ganz pflichtbewusst. Warum hatten sie nur versucht die Erde anzuwählen, anstatt ihres eigenen Heimatplaneten? Und wie in Gottes Namen konnte sie das nur übersehen?



*******************



Jack entsicherte seine Waffe, wog das vertraute Gewicht in seinen Händen und starrte auf das offene Tor. Er riskierte einen kurzen Blick zu Carter, die wie immer neben ihm stand. Ihr Blick, diese wundervollen blauen Augen, war ebenfalls auf das schimmernde Blau des Ereignishorizontes gerichtet. Das Stargate mag vielleicht eine atemberaubende Technologie sein, dachte er, aber im Vergleich zu diesen Augen sah es wie ein billiger Abklatsch aus. Wenn er die Chance hätte, dann würde er sich für immer in ihnen verlieren. Wenn er nur die Chance hätte.

Er seufzte und sie musste es gehört haben, denn sie drehte ihren Kopf in seine Richtung und sah ihn mit einer Frage in ihren Augen an. Freunde?, fragte sie stumm. Er lächelte, erfreut, dass er denselben Ausdruck in ihre Augen erkennen konnte, genau wie ein gewisses Funkeln, dass sein Herz immer einen Aussetzer machen ließ. Gott, wie er sie liebte. Er kam einfach nicht dagegen an, er konnte es einfach nicht aufhalten, er konnte es noch nicht einmal mehr verleugnen.

„Auf was warten wir denn noch?“, durchbrach Daniels neugierige Stimme seine Gedanken und erst da bemerkte er, dass er nur vor dem offenen Tor stand und wahrscheinlich, wie ein Idiot Carter angestarrt haben musste. Abrupt flog sein Blick wieder auf das Tor. „Ich sammle nur meine Gedanken, Doktor“, antwortete er und versuchte sein inneres Gleichgewicht wieder zu finden. Mensch, Jack, das war verdammt bescheuert! Und genau deswegen gab es diese Vorschriften, damit solche Dinge…

Sam musste dasselbe gefühlt haben, denn als er kurz zu ihr hinüberschielte, sah er wie ihre Wangen leicht gerötet waren, als sie noch einmal ihre Waffe kontrollierte und bewusst nicht in seine Richtung schaute. Genau. Das war Arbeit. Das war gefährliche Arbeit. Ablenkung jeglicher Art konnte fatal sein, für das gesamte Team.

Mit einem Räuspern straffte er seine Schultern und hielt seine Waffe schussbereit in seinen Händen. „Okay, Kinder“, sagte er mit seinem typischen O’Neill-Sarkasmus, mit welchem er schon so vertraut war, „wir werden uns als Erstes vergewissern, dass diese Typen keine Schlangen in ihren Köpfen haben. Verstanden?“

„Ja, Sir“, sagte Carter neben ihm.

„Was auch immer“, war Daniels ungeduldige Antwort. Teal’c natürlich schwieg, aber beugte zustimmend leicht den Kopf zur Seite. So wie er es immer tat.

„Okay“, sagte er einmal tief durchatmend. „Dann mal los.“ Und damit verschwand er durch das Tor und ließ sich von der kosmischen Macht ergreifen.

Die magenverdrehende, körperzermalmende Reise war vorbei, bevor sie überhaupt richtig begonnen hatte und Jack trat hinaus auf den fremden Planeten. Bereits mit dem ersten Schritt aus dem Tor schüttelte er die Kälte ab, Waffe im Anschlag, als er die Umgebung mit seinem Auge abtastete.

Er spürte mehr als das er Carter neben sich sah, aber er wusste, dass sie da war. Das war sie immer. „Sir?“, fragte ihre Stimme in die stille Lichtung. „Hier drüben.“

Mit angeschlagener Waffe drehte er sich um, um Carter zu folgen. Ihre Augen und ihre Waffen waren auf zwei Männer gerichtet, die nervös mit erhobenen Händen am Rande der Lichtung standen.

„Keine Bewegung“, warnte Jack sie, als er langsam die Steintreppe hinunter ging und sie nicht einmal aus den Augen ließ. „Wir werden euch nichts tun, aber wir müssen vorher noch etwas überprüfen.“

„Major Carter?“, rief einer der Männer und Jack erkannte ihn als Taran.

„Das bin ich“, sagte Sam von irgendwo hinter ihm. „Hab keine Angst, Taran. Wir müssen uns nur vergewissern, dass ihr auch die seid, die ihr vorgebt zu sein.“

„Teal’c“, rief Jack und blieb einige Meter vor den beiden Männern stehen. „Überprüfe sie.“

Schweigend ging Teal’c auf sie zu und Jack sah, wie die beiden bei Teal’cs großer Statur weit die Augen aufrissen.

„Er wird euch nicht verletzen“, sagte Sam ihnen und blieb neben Jack stehen. „Bitte, macht euch keine Sorgen. Er will nur einen Blick auf euren Nacken werfen.“

„Unsere Nacken?“, fragte Taran verwirrt, aber nicht wirklich ängstlich.

„Sei so freundlich“, sagte Jack.

Taran zuckte nur mit den Schultern und erlaubte die Untersuchung.

Nach einem Moment wandte sich Teal’c mit einem kurzen Nicken von den beiden Männern ab. „Sie sind keine Goa’uld“, sagte er.

Jack musste nicht zu Sam schauen, um zu wissen, dass sie dieses 'Ich habe es Ihnen ja gesagt’ – Lächeln auf den Lippen hatte. Bewusst ignorierend senkte er seine Waffe, aber hielt noch immer einen wachsamen Blick auf die beiden Fremdlinge. Die Goa’uld waren nicht die einzige Bedrohung. Taran lächelte leicht. „Ihr dachtet, dass wir von den Goa’uld besessen seien?“, fragte er.

„Ist schon vorgekommen“, antwortete Jack und entschied sich, dass er dieses Lächeln dieses Mannes nicht mochte. Zu schleimig.

„Ja“, nickte Taran. „Es ist eine weise Vorsorge.“ Er hielt für einen Moment inne und dann so, als ob er sich wieder erinnern würde, streckte er seine Hand aus. „Mein Name ist Taran Santer“, sagte er.

„Colonel Jack O’Neill“, antwortete er und schüttelte kurz die ausgestreckte Hand, bevor er seine eigene wieder zurück auf die vertraute Waffe legte. „Das ist Dr. Daniel Jackson“, fügte er hinzu und deutete auf Daniel, der noch immer auf den Stufen der Steintreppe vorm Stargate stand. „Er ist genau wie ihr ein Anthropologe…“

„Archäologe!“, rief Daniel scharf.

„Wie auch immer“, murmelte Jack. „Teal’c habt ihr ja bereits kennengelernt und das hier ist Major Carter.“

Er kam nicht drum herum zu bemerken, wie die Augen des Mannes aufleuchteten, als er sich an Carter wandte und das hinterließ nicht grade einen guten Eindruck bei ihm. „Es ist mir eine Ehre dich zu treffen, Major Carter“, sagte Taran und meinte auch noch offensichtlich jedes Wort so.

Sam lächelte und streckte ihre Hand aus. „Samantha“, sagte sie. „Major Samantha Carter.“

Aus Tarans Lächeln wurde ein Grinsen, ein eindeutiges Grinsen, als er ihre Hand nahm und für Jacks Geschmack länger als nötig hielt. Sam hingegen schien es entweder nicht zu bemerken oder es störte sie nicht. „Wir haben den Reaktor mitgebracht“, sagte sie dann und nickte in Richtung der großen Kiste neben dem Tor.

„Langsam, Major“, warnte Jack sie. Mensch, sie hatte es vielleicht eilig damit diesem Mann zu vertrauen! „Nur noch ein paar Fragen, Taran.“

„Natürlich“, antwortete er und sein ehrliches Lächeln verärgerte Jack nur noch mehr.

„Warum habt ihr versucht uns zu besuchen?“

Taran sah kurz zu Jemus hinüber, welcher nur mit den Schultern zuckte. Sie hatten wohl einen kleinen stummen Austausch, was sie ihnen antworten sollten.

„Wenn’s recht ist“, fiel ihnen Jack dazwischen, „dann hätten wir gerne die Wahrheit.“

„Die Wahrheit, Colonel O’Neill“, sagte Taran langsam, „ist, dass unser Stargate nicht mehr innerhalb des Torsystems liegt, wisst ihr. Wir brauchen eine zusätzliche Technologie, um nach Hause zu gelangen. Wir haben versucht unsere Heimatwelt anzuwählen, aber wegen der Beschädigung unserer Ausrüstung, haben wir stattdessen euch erreicht.“

„Warum wir?“, bohrte Jack weiter.

„Ein glücklicher Zufall“, antwortete Taran mit einem Schulterzucken.

„Gut geraten“, fügte Carter hinzu, die noch immer neben Jack stand.

„Von den Millionen Stargates dort draußen, da habt ihr ausgerechnet uns ausgesucht?“, fragte Jack. „Das ist ein wenig mehr als nur Glück, als dass es glaubhaft wäre, Taran.“

„Glück?“, fragte der Mann jetzt etwas verwirrt. „Was meinst du damit?“

Jack zuckte mit den Schultern. „Du brauchst jemand, der euer *Gerät* repariert und ihr habt uns gefunden. Verdammtes Glück, würde ich sagen.“

Als Taran hinunter auf seine Hände schaute, umspielte ein kleines Lächeln seine Lippen. „Bei allem nötigen Respekt deinem Volk gegenüber, Colonel O’Neill, aber wenn wir nach einer technologisch fortschrittlichen Zivilisation gesucht hätten, dann hätten wir gehofft jemanden zu finden, der weiterentwickelter ist als ihr es seid.“

Für einen Augenblick war Jack sprachlos und Carter ergriff diese Gelegenheit um sich mit einzubringen. „Dann ist eure Technologie unserer überlegen?“

„Um einiges“, nickte Taran.

„Ich nehme nicht an, dass ihr teilen wollt?“, fragte Jack und wusste, dass es nicht grade der diplomatischste Annäherungsversuch war, aber er war sich ziemlich sicher die Antwort bereits zu kennen.

„Das wäre etwas… problematisch“, antwortete Taran.

„Verstehe“, nickte Jack. „Dann vielleicht eine Allianz?”

Taran lächelte ihn entschuldigend an. „Das ist auch nicht möglich. Es tut mir leid, Colonel. Die Goa’uld sind ein schrecklicher Feind.“

„Wir werden’s überleben“, antwortete Jack und zu seiner Überraschung grinste Taran.

„Ja, ich bin mir sicher, dass ihr das werdet.“

„Colonel?“, fragte Carter dann. „Wollen Sie, dass ich den Reaktor aufbaue?“

Jack nickte. „Wie lange brauchen Sie?“

„Ungefähr eine Stunde, Sir.“

„Gut“, sagte er und schaute hinauf in den grauen Himmel und zu den dunklen mit Moos besetzten Bäumen. „Je eher wie wir hier wegkommen, desto besser.“

„Oh“, unterbrach Taran ihn und schaute hinüber zu Jemus. „Ich befürchte, dass wir nicht sofort von hier verschwinden können.“

„Können wir nicht?“, antwortete Jack. Langsam begann sein Geduldsfaden zu reißen. „Warum nicht?“

„Wir haben unsere Untersuchungen noch nicht zu Ende geführt“, erklärte Jemus. „Hier findet heute Nacht ein sehr wichtiges Fest statt, welches wir verfolgen müssen.“

„Fest?“ Hatte er das eben richtig verstanden? Sie sind all den Weg hierher gekommen, um diese Typen zu retten und sie waren mehr an einem verdammten Fest interessiert?

„Na ja, wir können ja auch bis morgen bleiben“, sagte Sam. „Nicht wahr, Sir?“

„Ich weiß nicht…“

„Hast du grade wichtiges Fest gesagt?“ Die Stimme gehörte Daniel und sie ertönte direkt von seiner rechten.

„Es ist das zu Ehren von Mia – der Göttin der Erde“, erklärte Taran. „Es findet nur einmal im Jahr statt zur Frühlings-Tagundnachtgleiche.“

„Jack…?“ Er konnte das Betteln in Daniels Stimme hören.

„Unsere Mission…“, begann er und schaute zwischen Daniels hoffnungsvollen und Cartes erwartungsvollen Blick hin und her. „Ach was soll’s“, murmelte er. „Okay! Carter, bauen Sie den Generator auf und sagen Sie Hammond, was wir vorhaben.“

„Ja“, Sir“, antwortete sie ihm mit einem kleinen Lächeln, welches Danke sagte. Er nickte ihr knapp zu, aber er brachte es einfach nicht fertig selbst zu lächeln. Etwas an Taran störte ihn, etwas wie er Carter beobachtete, als sie damit begann den Generator aufzubauen. Okay, Kumpel, dachte er zu sich selbst, halte dich einfach zurück oder du bekommst Schwierigkeiten.



*******************



Daniel konnte seine Begeisterung kaum in Zaum halten, als Jemus sie in das Dorf führte, welches sich nahe dem Tor niedergelassen hatte. Im Gegensatz zu anderen Zivilisationen, die sie bisher entdeckt hatten, schien dieses Volk nordeuropäische Wurzeln zu haben, was auf jeden Fall selten war.

„Bronzezeit“, murmelte er leise, als er sich die runden Behausungen, die tiefen Dächer, die fast bis auf den Boden hingen, betrachtete.

„Wie bitte?“, fragte Jack offensichtlich ziemlich unbeeindruckt von ihrer Umgebung.

„Ich habe nur grade festgestellt, dass diese Behausungen mit denen aus der Bronzezeit Ähnlichkeit haben“, sagte er, auch wenn er wusste, dass es Jack nicht interessierte.

„Für mich sieht das eher aus wie das Zeitalter des Drecks“, antwortete er, als er mit seiner Schuhspitze gegen eine Hauswand stieß.

„Jack!“, protestierte Daniel. „Um Gottes Willen, versuche wenigstens höflich zu sein.“

Er knurrte etwas, was Daniel nicht verstehen konnte und schaute über seine Schulter zurück zum Stargate, wo Carter noch am Generator arbeitete. „Ich hätte sie nicht alleine lassen sollen“, sagte er schließlich, als er anhielt und sich umdrehte.

„Sie ist nicht allein“, hielt ihm Daniel vor Augen. „Taran ist bei ihr.“

„Ja“, antwortete Jack und schaute hinunter, als er mit seinem Stiefel durch den Dreck schabte. „Genau.“

„Du vertraust ihm noch immer nicht?“, fragte Daniel.

Jack zuckte leicht mit den Schultern. „Nicht wirklich.“

„Sam kann schon auf sich selbst aufpassen.“

„Ja“, nickte er, „ich denke, das kann sie.“

Dann wurde Daniels Aufmerksamkeit von einer kleinen Gruppe von Männern abgelenkt, die alle in schweren wolligen Roben gekleidet waren, vermutlich dafür geschneidert, um die penetrante Kälte fernzuhalten. Jemus begrüßte sie, er sprach zu schnell für Daniel, als dass er alles richtig verstehen konnte.

Aber es hörte sich keltisch an, so viel stand fest. Faszinierend! „Ahm, Jack?“, fragte er. „Zeit freundlich zu sein.“

O’Neill drehte sich wieder um und man sollte ihm hoch anrechnen, dass er die Höflichkeit und Freundlichkeit in Person war. Die Tatsache, dass die Einwohner nicht ein Wort von dem verstanden, was er sagte, trug sicherlich dazu bei.

„Der Häuptling begrüßt euch“, erklärte Jemus. „Und lädt euch ein heute Abend sein Feuer beim Fest zu teilen.“

Daniels Augen wurden ganz groß. „Oh! Danke“, sagte er mit einem Nicken in Richtung Häuptling. „Sag ihm, dass wir uns außerordentlich geehrt fühlen.“ Er schielte hinüber zu Jack, der wieder irgendwo anders mit seinen Gedanken war, und stieß ihm einmal kurz in die Seite. „Versuch geehrt auszusehen“, sagte er durch ein Lächeln hindurch.

„Richtig“, nickte Jack und grinste wenig überzeugend. „Bin geehrt. Ehrlich.“

Was auch immer Jemus ihnen sagte, der Häuptling und sein Gefolge schienen zufrieden zu sein und sie lächelten. „Er lädt euch ein mit ihm sein Mittagessen zu teilen“, strahlte Jemus, als der Häuptling eine herbeiwinkende Geste machte und sie anwies ihm ins große Haus zu folgen.

„Danke“, antworte Daniel mit einem energischen Nicken.

„Eigentlich bin ich nicht wirklich hungrig“, begann Jack und schaute wieder zurück zum Tor. „Ich denke, ich werde mal eben…“

Daniel ging ihm dazwischen, bevor er auch nur noch ein Wort sagen konnte. „Wir wollen unsere Gastgeber doch nicht verärgern“, warnte er ihn. Und dann sah er ihn misstrauisch von der Seite an. „Ich bin mir sicher, dass bei Sam alles in Ordnung ist. Warum machst du dir auf einmal so große Sorgen um sie?“

Die Antwort kam abrupt. Jacks Kopf flog zurück und er zog scharf seine Augenbrauen zusammen. „Ich mache mir keine Sorgen um sie“, schnappte er. „Ich sorge mich nur um den Reaktor, das ist alles. Das ist unser einzige Fahrkarte nach Hause.“

„Oh“, antwortete Daniel nicht einmal annähernd überzeugt.

Jack starrte ihn mit einem Blick an, der ihn davor hütete noch mehr zu sagen. „Also, gehen wir dann jetzt rein, oder was?“, fragte er. „Wir wollen den Häuptling doch nicht warten lassen, oder?“

Daniel antwortete ihm nicht, sondern drehte sich um und trat durch den niedrigen Eingang. Aber selbst, als er die Faszination seiner Umgebung in sich aufnahm, konnte er nicht anders, als sich zu fragen, was nur mit Jack los war. Seine Sorge um Sam war offensichtlich und im Grunde nichts Außergewöhnliches. Verdammt, Jack behandelte sein ganzes Team wie eine Familie und hatte schon immer eine Schwäche für Sam gehabt. Aber was für Daniel wirklich faszinierte war, war die Tatsache, dass er darüber gelogen hatte.

Jack hatte über seine Sorge zu Sam gelogen und das sagte ihm einiges mehr, als es seine einfache Besorgnis je tun könnte. Viel mehr. 'So, Jack’, lächelte er in sich hinein, 'hat sie es also geschafft durch diese militärische Mauer zu schlüpfen, nicht wahr? Nun, dann steckst du jetzt in gewaltigen Schwierigkeiten. Junge, und was für welche.’



*******************



„Einfach und doch effektiv“, bemerkte Taran von seinem Platz aus, von wo er auf den Steinstufen vor dem Stargate saß und Sam bei ihrer Arbeit am Reaktor beobachtete.

„Einfach?“, fragte sie und schaute mit einem Lächeln zu ihm auf.

Er zuckte leicht mit den Schultern. „Nun, das Konzept zumindest“, antwortete er. „Ich bin kein Wissenschaftler – ich kann mir nicht einmal annähernd vorstellen, wie das funktioniert.“

Sam stand auf und massierte sich leicht die Knoten in ihrem Rücken. „Nun denn, dann lass uns mal sehen, ob es auch wirklich funktioniert“, schlug sie vor. „Willst du mir vielleicht beim Anwählen helfen?“

„Anwählen?“, sprach er das unbekannte Wort neugierig aus.

„Oh natürlich“, grinste sie. „Es ist schon überraschend, wie idiomatisch die Sprache sein kann, nicht wahr? Ahm, das Anwählen bezieht sich auf ein Kommunikationsgerät auf unseren Planeten – wir nennen es Telefon – das für gewöhnlich eine…“ Sie verstummte. „Entschuldige, was red ich denn da? Dich interessiert es vermutlich nicht im Geringsten – manchmal schweife ich eben etwas ab!“

„Nein“, versicherte ihr Taran, als er aufstand und die Stufen hinunter zu ihr ging. „Es ist faszinierend. Ich bin Anthropologe, schon vergessen? Ich bin sehr an der Etymologie interessiert.“

„Wirklich?“, fragte sie. Das war nun wirklich eine Überraschung. Jemand den es auch interessierte, was sie zu sagen hatte.

„Du kannst es mir erzählen, während ich dir dabei helfe 'anzuwählen’“, antwortete er und nickte zum Tor. „Ich nehme an, du spielst auf die manuelle Aktivierung des Tores an?“

Als sie zusammen daran arbeiteten die gewaltigen Ringe zum Drehen zu bringen, kam Sam nicht drum herum von der Stärke und des schnellen Verstehens dieses Mannes beeindruckt zu sein.

Obwohl er behauptete nichts von der Wissenschaft zu verstehen, hatte er ein gewisses Grundwissen über die Tortechnologie und war ganz erpicht darauf noch mehr zu lernen. Er sagte wenig, sondern stellte mehr Fragen und beobachtete sie mit Augen, die schon fast schwarz waren, die immer wieder durch sein wirres Haar hindurchfunkelten. Ein Besuch bei einem Friseur würde ihm nicht schaden, stellte Sam fest. Nicht, dass die Art und Weise, wie er mit seinen Fingern durch sein Haar fuhr, um es nach hinten zu kämmen, nicht süß war... Sie errötete leicht bei ihren Gedanken und für den Bruchteil einer Sekunde fühlte sie sich Jack gegenüber schuldig – was natürlich vollkommen lächerlich war. Wie konnte sie Jack gegenüber untreu sein, wenn es da nichts gab, was man hätte verraten können? Wenn es da nie etwas geben würde? Sie seufzte – je eher du das akzeptierst, Sam, desto eher kannst du auch endlich wieder ein normales Leben führen. Sie schaute zu Taran und er beglückte sie mit einem hellen Lächeln, welches sein Gesicht mit ansteckender Begeisterung erleuchtete.

„Ich hoffe, du wirst heute Abend beim Fest dabei sein“, sagte er schließlich.

„Sind wir denn eingeladen?“

„Da bin ich mir ganz sicher, obwohl…“ Er verstummte kurz und ein Stirnrunzeln dämmte sein Lächeln, „deinem Colonel O’Neill scheint es etwas zu widerstreben hier zu bleiben.“

„Oh, mach dir wegen ihm keine Sorgen“, antwortete sie, als sie sich wieder ihrer Arbeit zuwandte. „Er bellt schlimmer als das er beißt.“

Taran schwieg eine ganze Weile. „Er beißt?“

Sam konnte ein Lachen nicht unterdrücken, als sie es sich bildlich vorstellte. „Nein“, sagte sie immer noch lachend, „jedenfalls nicht, dass ich wüsste!“ Sie grinste und schüttelte ihren Kopf, bis sie ihre Stimme wieder unter Kontrolle hatte. „Das ist nur eine Redewendung. Es bedeutet, dass er nicht so ernst ist, wie er aussieht.“

„Ah“, antwortete Taran mit einem erneuten Lächeln. „Da bin ich ja beruhigt. Er erscheint mir nämlich ziemlich… unfreundlich.“

„Ja“, antwortete sie und ihr Lachen spülte noch andere Gefühle fort, „ich schätze so kommt er manchmal rüber. Aber das ist er wirklich nicht. Eigentlich ist er sogar ziemlich…“

Sie schluckte das Wort hinunter, in einem vergeblichen Versuch die verliebten Gedanken nicht an die Oberfläche zu lassen, die ihr nur wieder den vertrauten Schmerz bringen würden. Aber es war bereits zu spät. Zärtlich – das war das Wort, welches sich auf ihren Lippen geformt hatte – und warm. Warme, zärtliche Augen, die sie mit einer Liebe beobachteten, die nichts als ein gelegentliches Lächeln als Gegenleistung verlangten. Sie schluckte erneut in dem Versuch dieses Bild zu verdrängen.

„Major Carter?“ Taran stand jetzt neben ihr und erst da erkannte sie, dass sie ihm nicht weiter geantwortet hatte. „Geht’s dir gut?“

„Ja“, nickte sie mit einem gezwungenen Lächeln. „Ich war nur etwas abgelenkt. Okay.“ Sie stand auf. „Wir haben’s gleich geschafft. Das letzte Chevron. Fertig?”

Taran lächelte erneut. „Ich stehe dir zur Verfügung, Major Carter!“



*******************



Jack schlenderte durch den dunklen Frühabend. Die Sonne war schon längst hinter dem grauen Horizont untergegangen und ließ die Luft nur noch kühler werden. 'Kein Wunder, dass es hier so verdammt kalt und feucht ist’, dachte er, als ihn ein leichter Schauer erfasste.

Es hatte eigentlich nicht in seiner Absicht gelegen hier draußen in der Dunkelheit herumzulaufen. Oh nein. Er sollte eigentlich drinnen, in der verrauchten Hütte des Häuptlings sitzen und sich Daniels Gerede und Jemus äußerst zähen Übersetzungen lauschen. Aber er konnte einfach nicht still sitzen. Er begann sich zu wundern und die Gedanken, die durch seinen Kopf spukten, hatten ihn nervös gemacht.

Er musste wohl ziemlich offensichtlich hin und her gerutscht sein, denn nach dem zehnten Male, wo er auf seine Uhr geschaut hatte, hatte sich Daniel mit einem Flüstern zu ihm gebeugt. „Warum sucht du sie dann nicht einfach?“ Wenn der Häuptling ihn nicht so neugierig beobachtet hätte, dann hätte er dem widersprochen, dass er an Carter gedacht hatte. Was natürlich eine Lüge gewesen wäre. Carter war alles, an das er die letzten Tage denken konnte, eigentlich so ziemlich der erste Gedanke, wenn er aufwachte und der Letzte, wenn er wieder einschlief. Und heute war es kein bisschen anders.

Aber diesmal schwelgten seine Gedanken nicht in seinen gewöhnlichen Fantasien. Diesmal waren sie darauf fokussiert, dass sie bereits seit zwei Stunden fort war. Zwei Stunden, wo sie ihm doch gesagt hatte, dass es nur eine dauern würde, bis sie den Generator angeschlossen hätte. Also, okay, vielleicht hatte sie ja ein paar Schwierigkeiten, sodass es etwas länger dauerte, als sie eigentlich erwartet hatte, aber zwei Stunden? Zwei Stunden zusammen mit Taran, mit all seinen schleimigen Grinsen und schmeichelnden Worten. Zwei Stunden waren zu lang.

Und so schlenderte er herum. Er versuchte herauszufinden, ob er einen legitimen Grund hatte sie zu suchen, als er Fußschritte hinter sich im Matsch hörte. Als er sich schnell umdrehte, sah er nur noch wie Tarans Umriss in Richtung Dorf ging. Er sah sich um, aber konnte Sam nirgends ausmachen.

„Hey!“, rief er und seine Stimme hörte sich in der Dunkelheit scharf an.

Taran drehte sich zu ihm um und starrte durch die Nacht. „Wer ist da?“, fragte er.

„O’Neill. Wo ist Carter?“

Taran kam auf ihn zu und Jack konnte das weiße Aufblitzen seiner Zähne sehen, als er lächelte. „Sie ist noch beim Stargate“, sagte er.

„Allein?“ Du Arschloch!

„Hier gibt es nichts, was sie bedrohen könnte, Colonel O’Neill“, versicherte Taran ihm. „Sie ist dort in Sicherheit.“

„Du hast sie im Dunkeln auf einem fremden Planeten alleine gelassen?“, fragte er und war wütender als er eigentlich sein sollte.

„Sie hat mir versichert, dass sie den Weg alleine finden wird“, antwortete Taran offensichtlich etwas verwirrt. „Sie scheint sehr gut auf sich selbst aufpassen zu können.“

Jack machte sich nicht die Mühe ihm zu antworten, sondern drehte sich abrupt um hundertachtzig Grad um und verschwand im Wald zum Tor. Was zum Teufel machte sie nur? Schickte ihn einfach weg und blieb schutzlos zurück? Das war nicht ihre Art. Das war ganz und gar nicht ihre Art.

Er brauchte nicht lange, um das Tor zu finden. Selbst in der Dunkelheit dominierte seine massive Anwesenheit den Waldrand. Und er war drauf und dran zu ihr zu stürmen und sie auszufragen, was zum Teufel sie sich nur dabei gedacht hatte, als er sie ganz allein im Mondlicht auf der Lichtung sitzen sah. Und all seine Wut verschwand und machte einer Zärtlichkeit in ihm Platz.

Sie saß regungslos auf den Stufen, die zum Tor führten, ihre Arme hatte sie um ihre Knie geschlungen, die sie wegen der Kälte der Nacht gegen ihre Brust gezogen hatte und ihre Ausrüstung lag ordentlich gestapelt an ihren Füßen, als sie hinaus in die Nacht starrte. Sie sah so einsam aus und selbst von seiner Entfernung aus konnte er sehen, dass sie traurig war. Er spürte es, er wusste es in seinem Herzen und alles, was er wollte, war sie in seine Arme zu schließen. Alle anderen Gedanken verabschiedeten sich, als er hinaus auf die Lichtung trat. Sams Aufmerksamkeit war so weit entfernt, dass sie nicht hörte, wie er sich ihr näherte, bis er vor den Stufen stehen blieb und ein leises „Hey, Carter“, flüsterte.

Sie sah mit einem verwirrten und leicht verlegenen Lächeln zu ihm auf. „Sie haben mich erschreckt, Sir!“

„Entschuldigung“, antwortete er und sah, wie ihr brüchiges Lächeln verschwand und die Traurigkeit sich wieder in ihren Augen ausbreitete. Plötzlich wurde er sich bewusst, dass er dort mit seiner MP- 5 vor ihr stand und so löste er die Halterung und legte die Waffe auf den Boden. „Was dagegen, wenn ich mich setzte?“, fragte er.

Sie seufzte. „Nein.“

Er setzte sich neben sie, bedacht darauf ihr nicht zu nahe zu kommen und beobachtete sie für einen Augenblick. Sie sagte kein weiteres Wort, sah nicht zu ihm, sondern starrte einfach hinaus in die Nacht. Da ihm nichts einfiel, was er ihr sonst sagen könnte, murmelte er schließlich: „Sieht wohl ganz so aus, als ob Sie heute Abend doch noch eine Geburtstagsparty bekommen würden.“

Sie lächelte etwas. „Nett von ihnen mir zu Ehren ein Fest zu geben.“

„Ja“, antwortete er. „Na ja, ich habe mal ein paar Wörtchen mit dem Häuptling gewechselt…“

Sie lächelte erneut und ihr Kopf senkte sich so weit, dass ihr Kinn auf ihren Knien liegen blieb. Aber sie antwortete ihm nicht, bewegte sich kaum.

„Carter?“, fragte er dann und ließ den Versuch Small Talk zu führen fallen. „Was ist los? Sie sehen nicht besonders glücklich aus.“

Sie schüttelte ihren Kopf, und als sie sprach, war ihre Stimme etwas erstickt. „Nein, ich denke, das bin ich nicht.“

Sein Herz sank. „Wollen Sie mir vielleicht sagen warum?“, fragte er, ängstlich, dass er die Antwort auf diese Frage bereits kannte.

Sie musste seine Gedanken gelesen haben, denn sie flüsterte: „Ich denke, dass wissen Sie, Jack.“

Jack. Das machte das Ganze persönlich und das sagte ihm genug. „Ja“, gab er zu, „ich denke, das tue ich.“

Ein weiteres angespanntes und unangenehmes Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus. Es gab so viel zu sagen, aber nichts, was laut ausgesprochen werden durfte. Jack starrte in die Dunkelheit hinaus, während er damit kämpfte die richtigen Worte zu finden, aber an alles, was er denken konnte, war sie in seine Arme zu schließen und sie einfach nur festzuhalten. Er war noch nie gut mit Worten gewesen, er fand nie die richtigen zur richtigen Zeit. Witzeleien und Scherze waren eine Sache, aber wirkliche, bedeutungsvolle Worte…?

Am Ende war es Sam, die zu sprechen begann. „Das ist so schwer, Jack“, flüsterte sie. „Was wir hier tun. Ich hätte nie gedacht, dass es so schwer ist.“

Er nickte in die Dunkelheit. „Ich weiߓ, stimmte er ihr zu, die richtigen Worte blieben ihm noch immer fern.

Mit einem Seufzen streckte Sam schließlich ihre Beine aus. Ihre Hände stützte sie nach hinten auf dem kalten Stein neben sich ab; ihre Finger sahen im Mondlicht dünn und blass aus und Jack konnte dem einfach nicht widerstehen. Er wusste, dass er es nicht tun sollte, er wusste, dass er sich gefährlich nahe an diese Grenze begab, die sie sich versprochen hatte nicht zu überschreiten, und doch streckte er seine Hand aus und umschloss ihre mit seiner, während sein Daumen zärtlich über ihren Handrücken fuhr. Er sah sie nicht an, schenkte dem, was er tat keine Beachtung, sondern hielt in der Dunkelheit einfach nur ihre Hand, genoss die ihre Wärme und das Gefühl von ihren Fingern, die sich um seine gewunden hatten. 'Oh, Sam, ich wünschte, ich könnte dir mehr zeigen’, dachte er. 'Ich wünschte, ich könnte dir zeigen, was du mir wirklich bedeutest.’

Eine ganze Weile saßen sie einfach nur Hand in Hand da und nahmen die Stille der unausgesprochenen Worte in sich auf. Aber dann rührte sie sich, oder er, er war sich nicht sicher, und der Bann war gebrochen. Ihre Hände fuhren auseinander, ihre Berührung blieb unbeachtet.

„Wir sollten wahrscheinlich zurückkehren“, sagte Jack schließlich.

„Ja“, antwortete sie, als sie auf ihre Füße kletterte und sich zu ihrer Ausrüstung am Fuße der Stufen zuwandte.

„Brauchen Sie mit irgendwas Hilfe?“, fragte er und ging zu ihr, um ihr zu helfen.

„Nein, ich hab’s schon“, antwortete sie, als sie sich hinunterbeugte, um die schwere Box hochzuheben. Er ging einen Schritt näher auf sie zu, mit dem Gedanken ihr trotzdem zu helfen, als sie es sich anscheinend doch anders überlegt hatte, sich wieder aufrichtete und sich zurück zu ihm umdrehte. „Könnten Sie…?“, begann sie, aber verstummte, als sie ihm plötzlich direkt gegenüberstand.

Jack hielt ebenfalls in seiner Bewegung inne, nur wenige Zentimeter von ihr entfernt. Sie waren sich nahe, ihre Füße standen schon fast auf denselben Stück Boden, ihre Körper durch nichts weiter als Willenskraft voneinander getrennt. So nahe. Seit dem gestohlenen Kuss, an den sie sich nicht erinnern konnte, war er ihr nicht mehr so nahe gewesen und die Stärke seines plötzlichen Verlangens ließ ihn erstarren.

Beweg dich!, schrie ein Teil seines Verstandes, damit er einen Schritt zurücktrat und sich aus ihrem persönlichen Raum entfernen würde, aber diese Stimme war weit weg, verloren hinter dem plötzlichen Rauschen seines Blutes in seine Ohren, verschlossen hinter seinem pochenden Herzen.

Er war ihr so nahe, so nahe…

Sam unternahm ebenfalls keine Anstalten sich zu rühren, sondern schaute nur ohne einmal zu blinzeln zu ihm auf. Er hörte auf zu atmen, ihre Schönheit verschlug ihm den Atem. Das helle Mondlicht entzog ihrem Gesicht jegliche Farbe und färbten ihre Haare Platin, aber ihre Augen… ihre Augen waren so tief und dunkel, wie der Nachthimmel und Sterne funkelten in ihren Tiefen, als sie direkt zu ihm aufschaute, direkt in sein Herz. Er konnte sich nicht bewegen, er war nur in der Lage gebannt zu beobachten, wie sich sein eigener Atem im Mondlicht mit ihrem vermischte. Langsam umschlang er ihren, als sie beide unaufhaltsam zueinander hingezogen wurden. 'Oh Gott‘, dachte er, 'es passiert. Es wird jetzt passieren.’ Immer näher und näher und noch immer berührten sie sich nicht, aber sie waren sich so nah, dass die Luft zwischen ihnen vor Spannung zu knistern begann. Er legte langsam leicht seinen Kopf zur Seite, als seine Kappe drohte gegen ihre Stirn zu stoßen.

Er würde sie küssen! Es würde passieren! Adrenalin schoss durch seine Adern, verknotete seinen Magen auf so wunderbare Weise, während sein Blick weiter auf sie gerichtet blieb, seine Atmung war jetzt genauso abgerissen, wie ihre. Und dann fuhr ihre Hand zu seiner Schulter, ihre Finger berührten seinen Nacken. Ihre Berührung war so leicht, dass er sie kaum gespürt hätte, wenn er nicht so auf sie eingestellt gewesen wäre. Aber ihre einfache, zärtliche Geste durchfuhr ihn wie ein gewaltiges Feuer. 'Oh, Sam, endlich passiert es!’ Sein Herz raste wie wild, sein gesamter Körper begann zu zittern, als sich langsam seine Augen schlossen. Seine Hand griff nach ihrem Gesicht und dann endlich…

„Jack?“

NEIN!

„Sam? Leute, seid ihr hier?“

Scheiße! Er erstarrte, genau wie sie.

„Jack? Sam?“

Er rührte sich nicht. Vielleicht, wenn er sich nicht bewegte…? Aber es war bereits zu spät, der Moment war zerstört und Sam ging hastig ein paar Schritte zurück. Ihr Blick war gesenkt, als sie ihre Hand von seiner Schulter nahm.

„Jack?“ Die Stimme war jetzt näher. „Jack, bist du das?“

Widerspenstig und schweren Herzens wandte er sich von ihr ab, blinzelte in die Dunkelheit. „Was ist los, Daniel?“

Daniel trat nur ein oder zwei Meter von ihnen entfernt auf die Lichtung. „Ich habe schon überall nach dir gesucht“, rief er. „Das Fest fängt jetzt an.“

„Dann danke Gott, dass du mich noch rechtzeitig gefunden hast“, murmelte Jack, auch wenn er wusste, dass Daniel seine Wut nicht verdient hatte, aber er war zu frustriert, als ob er sich darum kümmern würde. Sie waren so verdammt nahe gewesen…!

„Kommst du dann?“

„Noch 'ne Minute“, antwortete er, als er mit seiner inneren Fassung rang.

„Der Häuptling wartet…“

„Ich sagte, in einer Minute!“, schrie er und fuhr sich mit einer Hand durch seine kurzen Haare. Er war überrascht zu sehen, dass sie noch immer zitterte.

Daniel seufzte und drehte sich um, um wieder zu gehen. Aber bevor er das tat, runzelte er die Stirn. „Ich nehme nicht an, dass du Sam irgendwo gesehen hast, oder?“

Sam? Er drehte sich um, aber sie war bereits fort. Verdammt! Jetzt hatte er es getan. Er hatte die Grenze überschritten und sie war davongerannt – er konnte es ihr nicht verübeln. „Ich, ähm“, stammelte er. „Nein, ich habe sie nicht gesehen.“

„Vielleicht ist sie ja bei Taran?“, schlug Daniel vor und Jack nickte nur, aber er hörte kaum seine Worte. Sie war davongelaufen, davongelaufen vor dem, was fast zwischen ihnen passiert wäre. Sie war vor ihm davongelaufen. Verdammt, warum musste er sie immer wieder drängen, wenn er doch wusste, was sie wollte? Oder besser gesagt, wenn er wusste, was sie nicht wollte?

„Jack?“

„Hä?“

„Alles okay?“

„Ja“, antwortete er und zwang seine Gefühle wieder hinter der Mauer zu verschwinden zu lassen, die er so behutsam all die Jahre über aufgebaut hatte. „Ich komme schon.“

Daniel bedachte ihn mit einem letzten, neugierigen Blick, bevor er erneut mit den Schultern zuckte und im Wald verschwand. Die Lichtung kehrte zu ihrer ungestörten Ruhe zurück und Jack wartete einen Moment bewegungslos, hoffte gegen jegliche Hoffnung, dass Sam aus dem Wald auftauchen würde und dass alles wieder in Ordnung war. Aber sie tat es nicht, genau, wie er wusste, dass sie es nicht tun würde. Also nahm er mit einem schweren Seufzen den Rest der Ausrüstung an sich und machte sich auf den Weg zurück zum Dorf.



*******************



Das Fest war ein Gemisch aus Farben, Musik, dem Schein des Feuers und des Lachens der Menschen, als die Einwohner durch die Nacht tanzten und sangen. Essen gab es reichlich, genau wie das einheimische Gebräu – eine süße, widerliche Flüssigkeit mit einem herben Zusatz an einer Alkoholähnlichen Subtanz, die einem die Tränen in die Augen steigen ließ.

Nach ein paar Mal Nippen entschied sich Sam klugerweise dieses Zeug zu meiden. Auch wenn sie nicht im Dienst war, so war das Letzte, was sie wollte, betrunken zu sein. Sie war heute schon einmal gefährlich nahe dran gewesen die Kontrolle zu verlieren und so stand auf dem Alkohol ein dickes ‚NEIN’.

Sie saß am Feuer des Häuptlings und lauschte Daniels Erläuterung über die Symbolik des Tanzes, die verschiedenen Mahlzeiten, die ihnen angeboten wurden und über das Fest im Allgemeinen. Es war interessant, wirklich. Und sie versuchte sich ernsthaft darauf zu konzentrieren, aber in ihrem Kopf stand noch alles kopfüber von ihrer Begegnung mit Jack. Ihr Körper reagierte noch immer auf seine Beinaheberührung, ihr Herz pochte wie wild in ihrer Brust und ihr Blut brannte mit einem Feuer, welches sie noch immer nicht unter Kontrolle hatte. Und als sie in das knisternde Feuer schaute, war alles, was sie sehen konnte, seine Augen; die Wärme und Belustigung war verschwunden und wurde durch eine feurige Hitze ersetzt, die nur ihr eigenes, tiefes Verlangen widerspiegelte. Sie waren so nahe dran gewesen etwas vollkommen Verhängnisvolles zu tun – verhängnisvoll aber wunderbar – und wenn Daniel nicht über sie gestolpert wäre, wer weiß, was dann noch passiert wäre. Aber er hatte sie unterbrochen und seine Stimme hatte den rationalen Teil von dem gefühlgeladenen Gefängnis in ihrem Kopf wieder befreit und dann war sie einfach nur gelaufen.

Sie war vor Jack davongerannt, weil sie nicht vor sich selbst davonlaufen konnte und sie war vor der Heftigkeit ihrer Gefühle geflüchtet, die beinahe alles ruiniert hätten. Sie hatten sich entschieden nicht diese Grenze zu überschreiten und doch hatten sie heute Nacht so waghalsig darauf getanzt, dass nur ein Lüftchen sie über die Klippe gestoßen hätte.

Und genau das wäre fast passiert.

Sie schaute jetzt auf zu Jack, der gegenüber von ihr saß und mit einem Stock im Feuer herumstocherte und abwesend zu dem nickte, was Jemus ihm erzählte. Sie wusste, dass er ihm nicht zuhörte, sie wusste, dass seine Gedanken denselben Weg folgten, wie es ihre eigenen taten. Sie kannte ihn. Und dann schaute er auf, ein Funken der Überraschung lag in seinen dunklen Augen, als er bemerkte, dass sie ihn beobachtete. Aber es war nur ein flüchtiger Ausdruck, welcher fast augenblicklich durch ein zärtliches Lächeln und durch ein leichtes Stirnrunzeln ersetzt wurde, das sie fragte, ob auch alles in Ordnung mit ihr sei. Sie nickte leicht und seine Sorge fütterte nur das lodernde Feuer in ihrem Herzen und erinnerte sie nur noch einmal mehr daran, warum sie ihn liebte.

„Sam?“

Daniels Stimme brachte sie wieder zurück in die wirkliche Welt. „Ja?“, antwortete sie und war sich mehr als bewusst, dass sie ihm nicht ein Wort zugehört hatte.

„Was ist los?“

„Nichts“, sagte sie mit einer gezwungenen Fröhlichkeit in ihrer Stimme, bestimmt darauf ihr kleines Geheimnis nicht zu offenbaren. „Ich bin nur etwas müde.“

„Müde? Genau.“

Daniel wandte sich wieder schweigend den tanzenden Einwohnern zu und biss sich auf die Lippe, um nicht die Worte auszusprechen, die bereits auf seinen Lippen lagen. Sie lächelte leicht aufgrund seiner Selbstkontrolle und berührte leicht seinen Arm. „Ich habe dir wirklich zugehört“, versicherte sie ihm. „Ich bin nur für einen Moment etwas abgeschweift. Erzähl mir etwas über den Tanz. Es interessiert mich.“

Der Blick, den er ihr zuwarf, war misstrauisch. „Du musst mir nichts beweisen.“

„Tue ich nicht!“, protestierte sie. „Wann habe ich das jemals getan?“

„Hmm“, antwortete er und dann erfasste ihn wieder sein natürlicher Enthusiasmus. „Nun, wenn du dir sicher bist…?” Sie lächelte ihn an und er fuhr fort. „Okay, dieser Tanz ist für verheiratete Paare – obwohl es sich hierbei um eine vorchristliche Gemeinschaft handelt, finden wir hier nicht die Eheschließung, wie wir sie kennen – aber im Grunde geht es in diesem Tanz darum den Paaren Fruchtbarkeit zu verleihen.“

„Da erwartet man ja ziemlich viel von einem Tanz.“

Er runzelte die Stirn. „Es ist hauptsächlich nur symbolisch. Auch wenn auf der Erde geglaubt wird, dass die Kelten oft Tieropfer benutzt haben, um den Segen der Götter zu erhalten – man spricht sogar auch von Menschenopfern…“

„Daniel…?“, schrie sie, als sie zeitgleich nach ihrer Waffe griff. „Warum hast du nicht…?“

„Nein!“, versicherte er ihr. „Nein, ich hab’s überprüft, Sam. So was wird hier nicht gemacht. Wenigstens nicht mehr. Jetzt ist es nur noch symbolisch – siehst du diese Weidenbildnisse dort drüben?“

Sie schaute durch die feuererhellte Nacht auf die großen Bauten. „Das sind Bildnisse?“, fragte sie. Sie sahen eher aus, wie umständlich gewobene Käfige.

„Um Mitternacht zünden sie sie an, um den Segen der Götter für ihre Ernte zu erlangen. In der Vergangenheit hätten diese Weidenkäfige lebende Tiere und manchmal sogar Jungfrauen gefangen gehalten.“

„Nett“, murmelte Sam und konnte immer noch nicht das unangenehme Gefühl abschütteln. „Und du bist dir auch ganz sicher, dass es nur symbolisch ist?“

„Oh ja“, antwortete Daniel. „Jemus und Taran sind hier bereits seit acht Monaten – sie haben viel über die Menschen hier erfahren – und sie haben mir versichert, dass das Ritual der Opfergabe schon lange Vergangenheit ist.“ Und dann seufzte er. „Ich wünschte nur, ich hätte mehr Zeit, um sie genauer zu untersuchen…“

„Ja“, nickte sie. „Ich weiß. Aber unsere ursprüngliche Mission ist nicht…“

„Oh bitte“, murmelte er, „jetzt hörst du dich schon so an wie Jack.“

Sam lächelte bei den Gedanken daran, aber bevor sie etwas antworten konnte, gesellte sich Taran zu ihnen.

„Ich hoffe, du genießt das Fest“, fragte er augenblicklich und warf ihr ein charmantes Lächeln zu.

„Ja“, antwortete sie höflich, „danke. Daniel hat mir grade etwas von der Symbolik erklärt.“

„Ah“, machte er.

„Natürlich“, fügte Daniel hastig hinzu, „ist Taran hier der Experte.“

Taran tat dieses Kompliment mit einem Schulterzucken ab. „Es wäre mir eine Ehre, dir alles zu erzählen, was du wissen möchtest, Major Carter, wenn ich mich zu euch setzen darf?“

„Natürlich“, antwortete sie und rutschte etwas zur Seite, sodass er sich zwischen ihr und Daniel setzen konnte. „Und du brauchst mich nicht so zu nennen.“

Lächelnd setzte er sich neben sie. „Dann also Samantha“, sagte er.

„Die meisten nennen mich Sam.“

„Sam?“ Er sagte dieses Wort schon fast so, als ob er es schmecken würde. „Ich denke, ich bevorzuge Samantha“, entschied er. „Sam scheint ein zu einfaches Wort für eine so faszinierende Frau zu sein.“

Seine Worte überraschten sie und sie wusste nicht, wie sie darauf antworten sollte. Auf der anderen Seite des Feuers konnte sie sehen, wie Jack ärgerlich hin und her rutschte und Taran mit einem flüchtigen Blick bedachte, da sie wusste, dass er ihre Unterhaltung hören konnte.

„Entschuldige“, sagte Taran dann. „Ich wollte dich nicht beleidigen, Samantha – es sollte eigentlich ein Kompliment sein.“

„Nein“, versicherte sie ihm mit einem Lächeln. „Ich bin nicht beleidigt, nur etwas überrascht, das ist alles.“

„Überrascht?“, fragte er, als er sich mit einer Hand durch seine Haare fuhr. „Mir fällt es schwer zu glauben, dass eine Frau, die so schön ist, wie du es bist, von einem Kompliment überrascht werden kann.“

Sie konnte dieses dunkle Lachen nicht verhindern. „Nun, glaube es ruhig, Taran, aber ich bekomme nicht viele.“

„Aber sicher doch“, sagte er langsam und senkte seine Stimme etwas, „wenigstens von deinem Mann. Er muss dir doch jeden Tag erzählen, wie schön du bist.“

„Oh, das darf doch wohl nicht wahr sein!“ Die gemurmelten Worte kamen von der anderen Seite des Feuers und sagten ihr, dass Jack ihnen noch immer zuhörte.

„Ehemann?“, fragte sie mit einem Stirnrunzeln und versuchte seine Motive auszumachen. Sein schüchternes und verlegendes Lächeln verriet ihn und aus Sams Stirnrunzeln wurde ein Lächeln. „Ich bin nicht verheiratet.“

„Und jetzt bin ich es, der überrascht ist“, antwortete Taran mit einem breiten Grinsen. Und dann fast vorsichtig fügte er noch hinzu: „Aber es gibt doch einen Mann in deinem Leben, nicht wahr, Samantha?“

„Ahm“, begann sie und war sich plötzlich Jacks Gegenwart mehr als bewusst, der jetzt angespannt auf der anderen Seite des Feuers saß und auf ihre Antwort wartete. Okay, das war jetzt äußerst unangenehm! Was konnte sie darauf nur antworten? „Ahm“, murmelte sie erneut und schaute auf zu Tarans dunkle Augen. Wie sollte sie ihm darauf antworten? Mit der Wahrheit entschied sie letztendlich, egal wie schmerzhaft sie auch sein mochte.

Sie atmete einmal tief durch und begann schon fast durch knirschende Zähne zu reden. „Nein, es gibt niemanden in meinem Leben. Nicht wirklich.“ Oh, Jack, es tut mir so leid! Gott, das war herb.

Jack rührte sich nicht, er machte keine Anstalten, die zeigten, dass er sie gehört hatte. Aber sie kannte ihn und er hatte es und sie wusste, dass ihre Worte ihn verletzt hatten, wie irrational und unbeabsichtigt es auch gewesen sein mochte.

„Dann bin ich froh“, sagte Taran mit einer fröhlichen Stimme, die ihre dunklen Gedanken durchbrachen.

„Bist du das?“, fragte sie mit einem hilflosen Blick in Richtung Jack, in der Hoffnung, dass er sie ansehen würde. Aber sein Blick war starr auf das Feuer gerichtet, seine Kappe so tief ins Gesicht gezogen, dass sie den Großteil seines Gesichtes bedeckte.

„Ich bin froh“, fuhr Taran fort, „weil ich dich dann fragen kann, ob du den nächsten Tanz mit mir tanzen möchtest, Samantha. Möchtest du?“

„Ahm, tanzen?“, antwortete sie, als sie ihn wieder ansah. „Na ja, ich weiß nicht, ob…“

„Machen Sie nur, Carter.“ Jacks leise Stimme überraschte sie, als er abrupt aufstand und weiterhin ihren Blick mied. „Ich werde mich noch mal etwas umsehen. Haben Sie etwas Spaß. Es ist immer noch Ihr Geburtstag.”

„Colonel, ich…“, begann sie, aber er war bereits fort, verschwunden in die Dunkelheit hinter dem Feuer. Sie brannte darauf ihm zu folgen, aber sie wusste auch, dass es ein Fehler sein würde. Nach allem, was konnte sie schon sagen? Sie beide wussten, wie die Dinge zwischen ihnen stehen mussten und ihm jetzt zu folgen, würde nur ihre beiderseitige Qual vergrößern. Also ließ sie sich stattdessen von Taran an die Hand nehmen und sich von Jack fortführen zum Tanz.



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