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[SGA] Mama's arms von Ailya

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Vorwort

Eine FF passend zu einem Lied, das mich immer wieder zu Tränen rührt und von dem ich denke, dass es perfekt zu einem SGA-Charakter passt… Ronan Keating- Mama's arm
Die kleine Gestalt stand mit dem Rücken zu ihm; den Kopf gesenkt, die Schultern herabhängend und die dünnen Arme schlapp am Körper baumelnd. Der Regen prasselte von oben herab aus den dunklen Wolken, die schwer am Horizont hingen. Es hatte den ganzen Tag lang geregnet… und er war sich nicht sicher, ob es in naher Zukunft aufhören würde.

Dicke Regentropfen trafen die kleine Gestalt und vermischten sich mit den salzigen Tränen, die sie weinte. Die schmalen Schultern hoben und senkten sie immer wieder krampfhaft und ab und zu drang ein leises Schluchzen zu ihm durch. Warum war das Leben nur so ungerecht?

Verloren. Die kleine, am ganzen Körper zitternde Gestalt wirkte so verloren in der regnerischen Landschaft. Der knallgelbe Regenmantel, in dem sie steckte, stach aus dem tristen Grau heraus, aber das war auch schon der einzige Lichtblick an diesem düsteren Tag. Die Zeit schien stehen geblieben zu sein; selbst der Regen fiel langsamer vom Himmel. Ja, es war fast so, als hielte das Universum für einen kurzen Moment inne und betrachtete das Leid der kleinen Gestalt, die da leise weinend und schluchzend am Fuße des Hügels stand und auf den frisch aufgeworfenen Erdhügel starrte.

Die unbeschreibbare Traurigkeit dieses Moments in sich aufnehmend, sah John Sheppard mit tränenverwischten Blick von dem Hügel herab und fragte sich, warum dieses kleine und zerbrechliche Wesen nur ein so großes und schweres Leid verdient hatte. Kannte die Welt denn gar kein Erbarmen?
Auf einmal verspürte er das Verlangen, den kleinen zitternden Körper in die Arme zu nehmen, ihn fest an sich zu drücken und ihm leise zuzuflüstern, dass er bei ihm war. Aber irgendetwas hielt ihn zurück. Vielleicht war es besser so?

Stattdessen schlang er nur die Arme um seinen eigenen Leib, hielt die beiden Hälften seines schweren Mantels zusammen und versuchte die Traurigkeit, die ihn innerlich zu zerreißen drohte, zu ignorieren- ohne Erfolg! Er fühlte sich mit dieser jungen Seele so verbunden, wusste wie sie fühlte, wusste was sie dachte. Mehr als alle anderen wusste John, was in der Gestalt gerade vor sich ging. Er konnte mitfühlen. Er wusste, wie es war, jemand zu verlieren, den man über alles liebt…

Going back to a tender age,
so full of confusion and rage,
Daddy says, "Boys, your Mama's gone."
There's a hand on your shoulder as you're throwing dirt,
someone says, "Time heals the hurt.
Little man, you got to keep on keepin' on,"
But all you want is Mama's arms.



Waldheim Friedhof, Chicago, 1977

Düsterer November. Schwere Nebelfetzen hingen über ganz Chicago, doch er hatte das seltsame Gefühl, dass es hier am schlimmsten war. Der Nebel hatte sich über den ganzen Friedhof ausgebreitet, schlängelte sich um die teils moosbewachsten Grabsteine herum… und machte die Situation schlimmer als sie eh schon war…

‚Mum ist tot’. Diese Worte hatten ihn wie einen Schlag getroffen. Zuerst hatte er gar nicht verstanden, was man ihm damit hatte sagen wollen, hatte gedacht, sein Bruder hätte sich mal wieder einen dummen Scherz erlaubt- Dave machte immer dumme Scherze! Doch allmählich begriff er die schreckliche Bedeutung dieser drei Worte. Er begriff die Wahrheit, die schlimme Wahrheit. Die Tatsache, dass seine Mutter fort war und dass sie nie wieder zu ihm zurückkehren würde… oder zu Dave oder zu Dad. Sie war fort! Sie war weg! Tot!
Nur langsam konnte er verstehen, dass seine Mutter ihn nie wieder in den Arm nehmen würde. Nie wieder würde sie vor seinem Vater für ihn einstehen. Nie wieder würde sie Kekse für ihn backen und ihm warme Milch ans Bett bringen, wenn er mit Grippe im Bett lag. Nie wieder würde sie ihm eine Geschichte vorlesen. Nie wieder…

Eine seltsame Leere klaffte in seinem Herzen; er wollte es nicht verstehen, aber er musste es. Seine arroganten und versnobten Verwandten hatten ihm klar gemacht, wie endgültig der Tod doch war, hatten ihn und seinen Bruder über die Krankheit aufgeklärt, die ihnen ihre Mutter genommen hatte. Sie hatten es doch tatsächlich gewagt, zu sagen, sie hätte vorsichtiger sein sollen. Seine Mutter war die vorsichtigste Person auf dem Planeten gewesen!

Nun stand er hier. Waldheim Friedhof, Chicago. Stumm blickte er in das ausgehobene Grab; der schwere Holzsarg seiner Mutter war schon für über einer halben Stunde hinab gelassen worden. Die bunten Blumenkränze- traditionell von den Verwandten „gespendet“- lagen wie eine schwere Decke auf ihm.
Die anderen waren schon alle gegangen, nur er allein war zurückgeblieben und hielt die letzte Rose umklammert; seine Mutter hatte Rosen geliebt, besonders Rote. Und er hatte eine rote Rose! Eine rote Rose für seine Mutter! Bestimmt freute sie sich darüber, wenn sie vom Himmel auf ihn herab sah.

Er bemerkte nicht, dass sich ihm jemand von hinten näherte. „ John?“, hörte er eine klare Stimme fragen. Er drehte sich um, sah Nancy Emmerson, die Nachbarstochter hinter sich stehen. Sie beide waren etwa gleichalt. Er mochte sie, mochte sie wirklich sehr. Sie war anders als die anderen Mädchen. Sie beide waren zwar erst sieben Jahre alt, dennoch hatte er ihr versprochen, sie später einmal zu heiraten.
„ Hi, Nance“, grüßte er mit krächzender Stimme.
„ Wir wollen jetzt losfahren“, meinte sie mit ernster Miene. „ Kommst du mit uns mit oder fährst du mit deinem Bruder?“
„ Dave“, sagte er einfach nur, wenngleich ihm ihre Gesellschaft viel lieber war. Nancy trat stumm auf ihn zu und umarmte ihn.
„ Es tut mir so leid, Johnny“, flüsterte sie und er spürte, dass sie weinte.

You ride back home in a limousine,
the saddest car that you've ever seen,
your brother can not look you in the eye.
Lightning strikes, thunder roars,
an early winter in that heart of yours,
but you swear you won't let them see you cry
'cause all you want is Mama's arms.



Wortlos saßen sie sich gegenüber; Dave hatte die Hände ineinander verschränkt und starrte seine glänzenden Schuhe an; ihn hatte all das nicht besonders mitgenommen. Kein Wunder! Er hatte mehr Zeit damit verbracht, sich von ihrem Vater in das familieneigene Geschäft einführen zu lassen. Er hatte Dad eh lieber gemocht als Mum…

The neighbours come and bring you pies,
Endless words and futile sighs,
and you run up to your room and lock the door.
And there you are in your Sunday best,
the way your Mama would have had you dressed
and you realize it doesn't matter anymore
'cause all you want is Mama's arms.



Er stand vor seinem Spiegel und betrachtete sich selbst kritisch. Maßgeschneiderter Anzug und eine farblich zum rosé farbenen Hemd passende Krawatte- grässlich! Seine Tante Vivian- die Schwester seiner Mutter- hatte ihn so angezogen.

Mit geschickten Handgriffen löste er die Krawatte und schleuderte sie in die Ecke- aus den Augen, aus dem Sinn. Schnaufend stapfte er durch sein Zimmer und schmiss sich geräuschvoll aufs Bett, lauschte dem Treiben unten im Wohnzimmer. Die Leute lachten; wieso lachten sie? War es nicht ein Tag zum Trauern? Wieso zur Hölle lachten sie? Das alles machte ihn furchtbar wütend… so wütend, dass ihm die Tränen in die Augen stiegen und dass er Sekunden später weinend sein Gesicht ins Kopfkissen presste. Er hatte das alles so satt! Er wollte nicht weinen. Er wollte nicht, dass die Leute lachten. Er wollte nicht, dass seine Mutter tot war. Er wollte… Was wollte er eigentlich?
Wütend auf sich selbst presste er seinen Kopf noch tiefer in das Kissen, biss die Zähne so fest aufeinander, dass seine Kiefer knirschten. Er wollte… er wollte einfach, dass alles vorbei war oder am besten, dass alles nie passiert sei.

'Round and 'round and 'round it goes.
The seasons change the young boy grows
to understand its all part of some plan.
You used to wonder what it's all about.
Now those are questions you can do without.
You laugh them off and do the best you can
but all you want is Mama's arms.
All you want is Mama's arms.



Der Tag, an dem er seine Mutter zu Grabe getragen hatte, war der schlimmste in seinem Leben gewesen. Seitdem hatte er nur Verluste erlitten. Warum konnten die Leute, die ihm etwas bedeuteten und die er liebte, nicht bei ihm bleiben? Seine Mutter war gegangen. Aiden Ford war gegangen. Elizabeth Weir war fort. Ronon war tot. Und nun… nun hatte auch noch Teyla ihn allein gelassen. Wie sehr er seine Freunde doch dafür… hasste- ja, er hasste sie regelrecht dafür.

„ Onkel John?“ Er war so sehr in seinen Gedanken versunken gewesen, dass er nicht gemerkt hatte, wie er den Hügel hinab gestiegen war. Plötzlich fand er sich neben der kleinen zitternden Gestalt wieder, die ihn mit großen, traurigen braunen Augen ansah und deren Oberlippe dramatisch bebte.
John ging in die Knie. „ Ja, Torren?“
„ Ist Mommy jetzt an einem besseren Ort?“, fragte der Sechsjährige in, starrte erst auf das Grab seiner Mutter und dann auf die rote Rose in seinen Händen. „ Wird sie da an mich denken?“
„ Ganz bestimmt wird sie das.“ John lächelte schwach und fuhr dem kleinen Jungen durch die dunklen Haare…
… und konnte seinem Verlangen und seinen Gefühlen nicht länger aus dem Weg gehen: Mit einem unterdrückten Schluchzen schlang er seine starken Arme um Torren; der Junge lehnte sich gegen seine Brust, vergrub sein tränenüberströmtes Gesicht in Johns Schulter, schniefte leise. Er hatte seinen Vater verloren- musste denn nun auch seine Mutter von ihm gehen?
„ Ich werd’ auf dich aufpassen, Torren“, versprach John dem Jungen leise. „ Ich werd’ immer für dich da sein, hörst du?“
Torren nickte und schniefte erneut, legte dann seine kleine Hand an Johns Brust und sah ihm tief in die Augen. Mit einem stummen Lächeln meinte er: „ Mommy wird immer bei uns sein, nicht wahr?“
John nickte. „ Sie wird immer bei uns sein.“ Auch er legte seine Hand an den bebenden Brustkorb des Kleinen. „ Genau hier drin, Torren. Da wird deine Mommy für immer sein- in deinem Herzen.“
„ Ja.“ Mit einem Seufzen lehnte sich Torren wieder gegen ihn und flüsterte dann ganz leise: „ Mommy hat dich genauso geliebt, wie sie mich geliebt hat, Onkel John.“
„ Das weiß ich doch“, entgegnete John ebenso leise und drückte Teylas Sohn einen Kuss auf die Stirn. < i>Er wusste es. Er wusste es schon immer.


Still und leise fiel die rote Rose auf die frische Erde hinab- ein letztes Geschenk für eine herausragende Frau, eine mutige Kriegerin, eine treue Gefährtin, eine unentdeckte Liebe und eine liebende Mutter.
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