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Ein kleiner Hoffnungsstern von Nox

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Vorwort


Spoiler: „Apophis Rückkehr“, „Das Übergangsritual“
Staffel: 5
Ein kleiner Hoffnungsstern



Sam und Janet schlenderten durch eine der weihnachtlich geschmückten Passagen des Einkaufszentrums. Sie wirkten entspannt.
Hand in Hand liefen Cassie und Dominic ein paar Meter von ihnen entfernt an den Schaufenstern entlang.

Nachdem es wegen ihrer Krankheit in diesem Jahr mit dem Geburtstagsausflug nicht geklappt hatte, durfte sich Cassie einen Ersatz aussuchen. Sie wünschte sich einen gemeinsamen Vorweihnachtsbummel.
Allerdings musste Janet es erst schaffen, ein paar arbeitsfreie Stunden für alle vier gleichzeitig zu finden. An diesem Samstag klappte es endlich!

Die kleinere der beiden Frauen lächelte und genoss die Gerüche von Punsch, Zimt und Tannenzweigen. Um die Düfte ganz in sich aufzunehmen, sog sie hörbar die Luft durch die Nase ein.
Dann konzentrierte sich Janet auf die Musik. Ein uraltes Weihnachtslied wurde gespielt. Ungläubig wandte sie sich ihrer Begleiterin zu. Samantha Carter sang tatsächlich mit wohlklingender Stimme das Lied mit.
Staunend bemerkte Janet auch, dass der Weihnachtszauber die sonst so ebenmäßig blassen Wangen der attraktiven Frau in ein frisches Rot verwandelt hatte. Die Augen strahlten in einem tiefen, funkelnden Blau. Sam war so in den Gesang vertieft, dass sie nicht einmal bemerkte, dass sie von ihrer Freundin verblüfft beobachtet wurde.
Zufrieden schob Janet eine Hand unter dem angewinkelten Arm Samanthas hindurch und zog diese mit sich fort. Sie hatte ein bestimmtes Ziel vor Augen. Unter all den weihnachtlich geschmückten Läden befand sich ein besonderes Geschäft, mit dessen Besuch sie Sam überraschen wollte.
Marie war hier sesshaft geworden. Marie, die jetzt schon so lange mit ihrer eigenen Familie ganz in der Nähe lebte und arbeitete. Einst war das quirlige Mädchen mit den dunklen Locken aus Deutschland als AuPair in die USA gekommen, um ein Jahr lang im Haushalt von Janets Familie zu leben. Janet und sie mochten sich von Anfang an. Marie fühlte sich bald wie zu Hause. Es war, als würde sie einfach dazugehören. Oft wurden die zwei sogar für Schwestern gehalten.
Leider verging die Zeit viel zu schnell, aber im darauf folgenden Sommer kam die Deutsche als Urlauberin wieder. Von da an verbrachte sie die Ferien jedes Jahr in Amerika.
Dann kam der Tag, an dem Marie für immer blieb. Während eines Besuches war ihr ein Mann begegnet, der im Laufe der Zeit ihre große Liebe wurde. An seiner Seite begann sie hier ein ganz neues Leben. Zusammen gründeten sie eine richtige deutsche Bäckerei.
War die Anfangszeit auch nicht einfach, so sprach es sich doch im Laufe der Zeit herum, dass es in diesem Laden besondere Backwaren gab. Begriffe wie Sesambrötchen, Vollkornbrot und „Schwarzwälder Kirschtorte“ wurden alltäglich.
Gern nahm man das Angebot des Bäckerpaares an, das Gebäck gleich in der kleinen „Café-Ecke“ des Ladens zu einer Tasse Kaffee auszuprobieren.
Janets Anteil am Erfolg des Ladens war beachtlich gewesen. Sie hatte jedem gern von diesem Geschäft erzählt, da ihr selbst schon als junges Mädchen eine gesunde Ernährungsweise sehr wichtig gewesen war.
Nach dem Abschluss als Ärztin hatte Dr. Janet Fraiser mitunter einigen Patienten sogar bestimmte Brotsorten als „vorbeugende Medizin“ empfohlen.
So mancher musste sich zwar erst an das gesunde Schwarzbrot gewöhnen, aber bei dem Angebot und der guten Qualität fiel es den Kunden nicht allzu schwer. Außerdem gab es ja auch noch genügend Leckereien aus hellem Mehl, die eher der hiesigen Lebensweise entsprachen.
Während der Adventszeit verfiel Marie in einen regelrechten
Plätzchen- und Stollenrausch. Es war, als würde sie ihr zurückgehaltenes Heimweh in das Festgebäck hineinwirken. Alte Rezepte, die Liebe zur deutschen Heimat und spezielle Zutaten gaben jedem Backwerk eine besonders feine Note. Eins schmeckte besser als das andere.
Janet lächelte. Sie wusste, wie gern Sam naschte. Den handgefertigten Weihnachtsplätzchen würde sie nicht widerstehen können!
So schwärmte Janet: „Es ist schön hier, nicht wahr? Unser junges Glück da vorn ist auch ganz mit sich beschäftigt. Einfach ein herrlicher Tag!“
Sie sahen gerade noch, wie das Paar in einem Geschäft verschwand, um seine eigenen Einkäufe zu erledigen.
Dankbar beobachtete sie, wie Dominic erst nach Cassie den Laden betrat. Eine kleine Geste, die soviel aussagte. Er hielt schon längere Zeit als treuer Freund zu ihrer Tochter. Die beiden wirkten immer noch sehr verliebt. Mit ihm hatte Cassandra wohl das große Los gezogen. Er passte sehr gut zu ihr. Ein freundlicher junger Mann behandelte ihr Mädchen wie eine Dame.
Zu Beginn der Beziehung beobachtete Janet damals das Paar mit ängstlicher Besorgnis. Dominic aber bewies im Umgang mit Cassandra, wie sehr er sie achtete. Diese Liebe strahlte soviel Glück aus, dass sogar sie als Mutter noch mit hineingetaucht wurde. Auch für die Seele von
„Dr. Fraiser“ schaffte der Junge einen Ruhepol. Während dem oft schwierigen Dienst fühlte Janet sich nun viel ausgeglichener als früher, denn Dominic teilte gern seine freien Stunden mit Cassie und war ein gewissenhafter Vertrauter der kleinen „Mutter –Tochter - Familie“ geworden.

Janet schaute auf die Uhr. Sie musste sich beeilen, denn schon bald wollten sie sich vor dem geschmückten Christbaum des Einkaufscenters treffen, um die Weihnachtsatmosphäre noch eine zeitlang gemeinsam genießen zu können.

Ernster werdend wandte sie sich an Sam: “Jetzt, wo die großen Probleme des Jahres vorbei sind, würde ich gern noch ein Kleineres mit dir klären. Eigentlich ist es eine Bitte.“
„Nur zu.“, meinte diese fröhlich.
„Cassie freut sich schon auf nächstes Wochenende. Dann backen wir drei nämlich Plätzchen. Okay? Du bist schließlich so was wie ihre Patentante. Und die backen nun mal Kekse und Kuchen.“, stellte Janet fest und hakte nach: “Hättest du nicht zu ihrem Geburtstag die Ausrede gelten lassen können, als ich ihr sagte, dass du für sie etwas gebacken hast? Nein, Frau Wissenschaftlerin musste darauf bestehen, den Kuchen gekauft zu haben!“ Rasch warf sie die braune Haarpracht nach hinten: “Aber diesmal drückst du dich nicht. Du brauchst doch nur ein bisschen Teig zu rühren, dann ist sie schon zufrieden. Zur Weihnachtszeit werden schließlich auch die großen Mädels wieder klein.“
Noch während Janet verschwörerisch mit den Augen rollte, reichte Sam eine stärkere Bewegung des Ellenbogens aus, um sich von der Begleiterin zu lösen. Dann ging sie rasch ein paar Schritte, um plötzlich still zu stehen. Ihre Arme pressten sich fest verschränkt an den eigenen Körper.
Zögernd, einen Moment stutzend, zupfte Janet vorsichtig an der Jacke ihrer Freundin und fragte leise: „Sam?“ Aber es schien so, als würde diese ihr gar nicht zuhören.
Noch während ihre Arme nach unten sanken, ging die blonde Frau einfach davon.

Tief Luft holend blieb Sam nach einer Weile stehen.

Als sie wieder klar zu sehen vermochte, stand Sam vor der Schaufensterauslage einer Bäckerei. Ihr Blick fiel auf prall gefüllte Kuchenbleche. Die verschiedensten Plätzchensorten lockten die Leute mit ihrem Duft und Aussehen an. Weihnachtliche Motive dominierten: Sterne, Monde, Kringel und Lebkuchen.
Einige Sorten Plätzchen bestachen mit ihrer puren Teigart. Andere waren kunterbunt mit Zuckerguss überzogen und eine weitere Sorte glänzte im dunkelbraunen Schokoladenoutfit.
Auf der Theke lagen Tortenheber und Plätzchenzange. Sie warteten geduldig darauf, die Wünsche der Gäste zu erfüllen.
Links über den Blechen nickte ein kleiner Weihnachtsmann vor sich hin.
Über all der Pracht stand in schwungvoller Schrift im oberen Teil der Schaufensterscheibe: „Marie’s Backshop“
Noch vom Schriftzug abwärts blickend, schien sich für Sam das klare Fenster in eine Milchglasscheibe zu verwandeln. Alles verschwamm.

Auf einmal hörte sie ganz deutlich die Stimme ihrer Mutter: “Sam, ich komme heute später. Dad kann mich nicht abholen. Backe doch bitte die Kekse fertig. Wir essen sie dann abends zum Tee. Ich freu mich schon sehr darauf! Bis nachher, Liebes!“

Plötzlich wurde die Auslage wieder deutlich sichtbar.
Der Weihnachtsmann nickte noch immer. Rosafarbene Keksmonde blinkten und Zuckergussränder glitzerten um die Wette.
Hinter der Scheibe rückte die Verkäuferin zwei Stühle am Cafétisch gerade.
Von fern erklang „Jingle Bells“, Kinderlachen und irgendwo war da Janets Stimme, die etwas zu fragen schien. Aber Sam schaffte es nicht, zu antworten.
Jäh wurde sie in einen Frosthauch gehüllt. Zuerst setzte er sich auf die Hände und begann, die Fingerspitzen einzufrieren, um dann ganz nach ihr zu greifen. Sam wollte sich konzentrieren, um in die reale Welt zurückfinden. Doch diese eisige Klammer, die aus dem Nichts gekommen zu sein schien, ließ es nicht zu. Sie konnte weder richtig hören, noch deutlich sehen.
Plätzchen, Theke und Kuchenheber schienen entfernter zu sein, als die Stimmen der Kinder im Hintergrund. Alles entwich, nichts schien mehr wirklich.
Etwas Winziges glänzte. Es wurde stärker und kräftiger. Es wurde so grell, dass blitzartig einen Herzschlag lang vergessene Gefühle zum Greifen nah waren. Ein Gegenstand drängte sich mit Macht in ihr Blickfeld.
Ihr Herz raste! Auf einmal spürte Sam deutlich das kalte Eisen des Backlöffels in den Händen, mit dem sie die Kekse vom Blech gelöst hatte, als ihr Dad damals nach Hause kam. Seine schlimmsten Worte sausten wieder laut pochend durch ihren Kopf:
„Mom kommt nicht mehr…“
Die Plätzchen fielen nach unten. Sam konnte nicht mehr backen.

Nie wieder!

Neugierige Blicke streiften sie spürbar. Einige Passanten waren stehen geblieben
Ihre Finger lagen an der Schaufensterscheibe. Sehr kalt geworden, fühlten sie sich taub an. Janet zog sie sanft, aber bestimmt zurück: „Bitte, beruhige dich doch.“ Dann drehte sie die Frau langsam zu sich herum und sah erschrocken in ein sehr bleiches Gesicht: “ Was ist los? Was hast du?“
Sams ausdrucksvolle Augen, welche jetzt großen Schmerz widerspiegelten, blickten starr geradeaus.
Janet überlegte kurz und als sie sah, dass niemand im Laden war, dirigierte sie kurz entschlossen Sam in das Geschäft hinein.
Bevor Marie oder Janet auch nur ein Wort sagen konnten, ging Sam ein paar Schritte nach vorn. Sie schluckte und blickte unstet um sich. Plötzlich griff sie von oben in die Vitrine und wischte mit einer fahrigen Bewegung die Kekse an den Rand. Die leergefegten Stellen der Bleche wirkten traurig und verlassen.

„Mom ist tot.“, stellte Samantha leise fest.

Fassungslos starrte die Bäckerin die beiden an.
„Marie….das ist …Sam….es geht ihr nicht gut. Können wir kurz hier bleiben? Bitte!", sorgenvoll und eindringlich sprach Janet auf die Verkäuferin ein und ergänzte schuldbewusst: „Ich komme auch für den Schaden auf, ganz bestimmt!“
„Gut“, meinte die Verkäuferin zögernd, „setzt euch! Beruhigt euch! Aber lange kann ich das nicht machen.“
Die Bäckersfrau wies in Richtung der kleinen „Café-Ecke“ ihres Ladens. Danach schloss sie die Eingangstür ab und ging nachdenklich zum Hinterausgang. Von dort schaute sie noch einmal zurück und sah seufzend, dass ein Großteil der Arbeit des vergangenen Tages leider umsonst gewesen war.
Dann aber wanderte ihr Blick zu den zwei Frauen, die inzwischen an einem der Tische saßen. Marie grübelte. Erst beim gestrigen Telefongespräch hatte sich, wie so oft, vieles um Janets starke Freundin gedreht. Heute sollte ihr Samantha Carter endlich vorgestellt werden. Gespannt hatte Marie schon den ganzen Tag auf diese Begegnung gewartet. Was mochte nur passiert sein? Ratlos und bekümmert zog sie die Tür hinter sich zu.
Vorsichtig hatte Janet inzwischen ihre Arme über den Tisch geschoben und griff nach dem anderen Händepaar. Sams lange schmale Finger übten einen schmerzhaften Druck aus. Aber die kleineren Hände besaßen die Kraft, die Qual aufzufangen und zu halten. Dafür ließen sie Wärme und Güte zurück fließen.
Janet wusste, dass Samanthas Mutter bei einem Autounfall ums Leben gekommen war. Aber ihr war nie bewusst gewesen, wie tief das Leid in das Wesen des Mädchens eingegriffen hatte.
Mit der Zeit hatte ihre Seele eine schützende Kruste errichtet, um den eingebrannten Schmerz auszuschalten.
Manchmal schien es so, als würde sich gleich ein Durchschlupf bilden. Menschliche Wärme näherte sich der Wand. Doch für sehr lange Zeit blieb die Grenze bestehen.
Jetzt aber brach sie ein.
Sam begann zu weinen.
Nach all den Jahren spülten viele Tränen ihr tiefstes Leid ans Tageslicht. Sie wuschen Kummer und Pein hinaus und wollten so gar nicht mehr enden.
Einige tropften auf Handrücken und Finger, benetzten die Haut und ließen sie nun erst den stärkenden Druck der anderen Hände spüren.
Während eines Wimpernschlags der Klarheit sah sie, dass auch Janet weinte. Das eigene Augenpaar hinter einer Tränenwand noch fast verborgen, durchlief Sam ein unendliches Staunen. Sie erkannte, dass in diesem Augenblick die wahren Gefühle eines Menschen die ihren berührten. Diese durfte sie nutzen, um das eigene Leid erträglicher zu machen! Dankbar nahm sie die Hilfe jetzt an.
Als sich die Blicke fanden, begann Sam zögernd zu sprechen
Mit jedem Wort wurde die Stimme fließender und kräftiger. Das Elend, in tiefster Vergangenheit begründet, drang nun nach außen. Ein schlimmer Teil des Lebens holte Samantha ein. Jetzt gab sie ihm eine Sprache und machte ihn hörbar.
Als die Bürde offensichtlich war, schwieg Sam.
Eine Hülle aus befreiender Ruhe legte sich um beide Frauen.
So fanden sie allmählich in die Gegenwart zurück.
Langsam schüttelte Janet den Kopf: “Du musst das nicht tun.“, strich dann vorsichtig über die Hand der Freundin und hielt sie ganz fest.


Eine Woche später backten Cassie und ihre Mutter allein.
Sam saß am anderen Ende der Küche und überprüfte die Lichterkette für den Weihnachtsbaum.
Als die Lichter funktionierten, erhob sie sich zögernd und ging zu dem großen Tisch hinüber. Entschlossen beugte sich Sam nach vorn und griff nach einer kleinen Sternenform. Während sie sich aufrichtete, blitzte der kleine Silberstern zwischen ihren Fingern kurz auf.
Janet und Cassandra hielten in ihren Bewegungen inne und schauten sich an.
„Mom, du hast mir doch erzählt“, begann Cassie, „dass…“
Doch Sam fiel ihr sofort ins Wort: “ Mir ist noch etwas eingefallen…früher, als wir daheim für Weihnachten backten, sagte meine Mom jedes Jahr wieder: ’Ehe du anfängst, beobachte die Förmchen ganz genau. Scheint dir eins besonders hell zu glänzen, dann nimm es, halte es kurz fest und wünsche dir all deine Träume für Weihnachten und das nächste Jahr hinein. Erst danach backe damit dein erstes Plätzchen. Du musst dann bloß später aufpassen, dass du genau diesen Keks auch in deinen Mund bekommst, sonst werden sich deine Wünsche jemand anderem erfüllen.’, und erst dann durfte ich es ausstechen.“
Während endlich ein zaghaftes Lächeln über ihre Lippen huschte, wandte sie sich dem ausgerollten Teig zu und drückte die Backform kräftig in den weichen Mürbeteig hinein, um einen kleinen Stern zu bilden, der nun all ihre Hoffnungen und Sehnsüchte in sich barg.
„Wow!“, meinte Cassie erstaunt.
Spontan reichte Janet Sam das Blech hinüber: „Lege deinen kleinen Hoffnungsstern genau in die Mitte und dann ab in den Ofen! Ich werde dabei bleiben, damit die Wünsche nicht verbrennen, okay?“, dann ging sie zum Herd, hockte sich hin und schob das Blech hinein.
Plötzlich erklangen zwei erregte Frauenstimmen, die in einen heftigen Disput verwickelt waren. Sie zog die Stirn in Falten und drehte sich um.
Sam saß rittlings auf einem Stuhl, hatte lässig ihren Oberkörper über die Lehne gebeugt und blätterte gemeinsam mit Cassie in den Backbüchern. Sie feilschten tatsächlich voller Eifer um das nächste Backrezept.
Janet sah ungläubig zu ihnen hinüber. Auf dem Boden kniend, faltete sie unbewusst ihre Hände vor der Brust, um gleich darauf die Haltung wieder zu lockern.
Dem Gespräch lauschend, spürte sie, wie etwas Sonderbares tief in ihrem Inneren geschah.
Unbestimmtes formte sich und schien sanft anzuklopfen. Dann wuchs ein Gefühl heran, das so unglaublich schön war, dass es nicht fassbar schien. In einem Wirbel von Gedanken und Empfindungen ging es auf eine Reise durch den ganzen Körper. Bei Herz und Hirn langsamer werdend, traf es auf Janets Augen, die ihr in diesem Moment einen ganz besonderen Schatz im Leben eines Menschen gleich doppelt sichtbar machten:

Am Tisch saßen zwei Töchter!

Die eine, die einst als Waisenkind eines fernen Volkes ein Heim bei ihr gefunden hatte, war längst die eigene. Die andere konnte Janet als solche sehen, weil sich ihre Sinne tief in die Zeit hinein zu dehnen schienen. Für einen Moment durfte sie deshalb das eigene Herz einer Mutter leihen, die bereits vor vielen Jahren verstorben war.

Während Janet die beiden im Blick haltend, sich vorsichtig zur Seite neigte, um die zauberhafte Harmonie des Augenblicks nicht zu zerstören, begann sie zu ahnen, dass es dieses Jahr ein wunderbares Weihnachtsfest geben würde.


ENDE
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