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Wink des Schicksals (3) von Athor, emdol

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Vorwort


1) Nun gut, hier kommt der dritte Teil unseres DACH-Projektes und immer noch sind wir darauf gespannt, wie euch unsere Variante zusagt. *grins* Bei Gefallen wird gerne für Nachschub gesorgt, daher ist uns Feedback herzlich willkommen.

2) Lieben Dank an Antares fürs Beta-readen.


Spoiler: none
Staffel: Anfang 6. Staffel
Wink des Schicksals (3)


Jack O’Neill verließ mit seinem Auto den Parkplatz des Baucenters. Die Dachpappe und die Bitumenmasse für die Ausbesserungsarbeiten an seiner Garage waren besorgt. Somit konnte er nächstes Wochenende endlich die undichten Stellen im Dach beheben. Jetzt musste er nur noch für das Grillen heute Abend mit Carter, Teal’c und Jonas einkaufen und er konnte den Rest des Tages seinen Garten auf Vordermann bringen. Der Rasen gehörte gemäht und ein paar der Hecken zurückgeschnitten. Bei dem momentanen Zustand hatten seine Nachbarn bestimmt schon die Befürchtung, er wolle ein Biotop anlegen. Die Vorstellung rief ein Grinsen auf sein Gesicht.

Der Hinweis auf ein neues Einkaufscenter, welches ein paar Meter die Strasse hinunter war, erregte seine Aufmerksamkeit. Eigentlich kann ich auch dort meine Einkäufe erledigen, überlegte Jack. Dann brauchte er wenigstens nicht mehr den Umweg zu seinem gewohnten Supermarkt machen, der etwas außerhalb der Stadt lag.

Alsbald schon bereute Jack diese Entscheidung. Das Einkaufen gehörte sowieso nicht gerade zu seinen erklärten Lieblingsbeschäftigungen. Er konnte sich Besseres vorstellen, als sich durch die überfüllten Gänge eines Geschäftes zu drängen. Aber in dem anderen Markt kannte er sich wenigstens aus und dort wären die Sachen schnell zusammengestellt gewesen. Hier irrte er durch die Regalreihen auf der mühsamen Suche nach den Dingen, die er brauchte. Endlich hatte er alles gefunden und erleichtert stellte er sich in die Warteschlange vor der Kasse. Gelangweilt sah er sich um. Sein Blick wanderte über die kleinen Geschäfte, die ebenfalls in das Center integriert waren. Während er sich langsam auf die Kassiererin zu bewegte, betrachtete er desinteressiert die Leuten, die das Schnellrestaurant besuchten, welches im Eingangsbereich des Marktes lag.

Plötzlich glaubte er seinen Augen nicht zu trauen. Sein Atem beschleunigte sich. Kein Zweifel, da vorne an dem Tisch ziemlich in der Mitte des Restaurants, saß Sara. Wie hypnotisiert starrte er zu ihr hinüber. Es dauerte ein paar Sekunden bis er begriff, dass jemand mit ihm sprach: „Mister. Mister! Das macht 27,54 Dollar.“
Irritiert schaute O’Neill auf die junge Frau, die ihn verärgert und mit ungeduldig ausgestreckter Hand ansah. „Tschuldigung. Wie viel sagten sie?“, fragte Jack verdattert und kramte sein Portmonee hervor. Nachdem die Kassiererin mit einem missbilligenden Kopfschütteln den Betrag wiederholt hatte, bezahlte er und packte seine Sachen so schnell wie möglich zusammen.

Eigentlich wollte Jack nur noch unauffällig und schnellst möglich von hier verschwinden. Denn wenn er ehrlich war, wusste er momentan nicht, was ihn mehr schockierte. War es die plötzliche und unerwartete Begegnung mit Sara oder die Tatsache, dass sie sich in der Begleitung eines Mannes befand? Natürlich war ihm bewusst gewesen, dass – genau wie er – auch Sara die letzten Jahre gewiss nicht im Zölibat gelebt hatte. Doch diese Vermutung bestätigt zu sehen, war das Letzte, was er mit eigenen Augen zu sehen wünschte.

Jack war gerade dabei, sich an dem Restaurantbereich vorbei zu schleichen, als es geschah: Sara lachte! Nicht dieses kleine, traurige Lächeln, wie er es zuletzt bei den viel zu selten gewordenen Gelegenheiten gesehen hatte. Sondern das frühere, typische, alles umfassende und mitreißende Sara-Lachen. Dieses Lachen, welches auch die Augen erreichte und einfach nur ansteckend wirkte. Das Lachen, das er so sehr an ihr geliebt hatte. Jack konnte nicht anders. Fasziniert blieb er stehen. Unfähig, den Blick von ihr abwenden zu können.

Doch plötzlich kam Bewegung in die beiden Personen am Tisch. Während ihres Lachanfalles hatte Sara ihre Uhr betrachtet und danach ein paar Worte mit ihrem Begleiter gewechselt. Nun waren sie im Begriff zu gehen. Erschrocken suchte Jack hinter dem nächstbesten Zeitschriftenständer, der zu dem kleinen Kiosk im Einkaufscenter gehörte, Deckung. Die Peinlichkeit beim „Nachspionieren“ auch noch entdeckt zu werden, wollte er sich auf alle Fälle ersparen.

Aus sicherer Distanz beobachtete er, wie der Fremde vertraut Saras Ellenbogen ergriff und sie aus dem gut besuchten Schnellrestaurant führte. Immer noch scherzend verließen sie gemeinsam den SB-Bereich und verschwanden dann in Richtung des Ausganges.

Jack wollte sicherheitshalber noch ein paar Minuten warten. Der Vorsprung der beiden sollte schließlich groß genug sein. Bei einem beiläufigen Umschauen bemerkte er, dass die Zeitungsverkäuferin ihn bereits misstrauisch musterte. Entschuldigend lächelte Jack sie an und um den Schein zu wahren, ergriff er eines der Heftchen und blätterte achtlos darin herum. Kurz darauf stopfte er es in den Ständer zurück. Eilig machte er sich auf den Weg zu seinem Wagen. Er wollte sich nur noch aus dem Staub machen.

**********

Der Nachmittag war wie im Fluge vergangen und dies, obwohl oder gerade weil Jack die Bilder des Einkaufszentrums nicht mehr losließen. Es beschäftigte ihn mehr, als er sich anfänglich eingestehen wollte. Nicht nur, dass er Sara gesehen hatte. Sondern vielmehr, dass sie in Begleitung eines anderen Mannes gewesen war. Auch wenn er sich bemüht hatte, diesen nicht allzu sehr zur Kenntnis zu nehmen, hatte sein geschultes Auge mehr Details wahrgenommen, als ihm lieb waren. Ob er wollte oder nicht, dass Bild des anderen hatte sich eingeprägt.

Leider sah er auch nicht gerade schlecht aus, wie Jack sich widerwillig, soweit es sein männliches Ego zuließ, selbst eingestehen musste. Er war fast genauso groß wie Jack selbst, dabei aber nicht ganz so schmal. Außerdem schien er ein paar Jahre jünger zu sein, - vielleicht Mitte vierzig - tippte O’Neill. Das braune, volle Haar war jedenfalls nur von wenigen grauen Strähnen durchzogen. Dazu kam die vertraut wirkende Geste, mit der er Sara wie selbstverständlich am Arm aus dem vollbesetzten Restaurant geleitet hatte. Oder seine lockere und ungezwungene Haltung, als er mit ihr am Tisch gesessen und gelacht hatte. All dies sprach dafür, dass die beiden sich gut kannten. Die Vorstellung versetzte Jack überraschenderweise einen Stich ins Herz.

War da mehr? War das ihr Neuer?, fragte er sich nicht zum ersten Mal in den letzten paar Stunden. Und genau das irritierte ihn. Wieso wurmte es ihn so sehr? Ich benehme mich ja fast, als ob ich eifersüchtig wäre!, dachte Jack und überlegte, wo dieser Gedankengang auf einmal herkam. Er hätte damit rechnen müssen, dass sie längst wieder mit jemanden zusammen war. Sie sah schließlich immer noch sehr gut aus! Umwerfend gut, wenn er an ihren Besuch vor knapp zwei Monaten dachte. Es hatte ihm fast den Atem genommen, sie bei sich im Haus zu haben. Die Art und Weise wie sie sich bewegte, ihre Stimme zu hören, ihr Parfüm ...

Cool bleiben, Jack! Das klingt ja fast, alter Junge, als wärst du auf dem besten Wege dich aufs Neue in deine Frau zu verlieben. Ex-Frau!, korrigierte er sich schnell gedanklich selbst und unweigerlich führte ihn dies zu dem abrupten Ende ihres Besuches bei ihm. Dieses dumme Missverständnis, zu dessen Aufklärung Sara ihm nicht die mindeste Chance gegeben hatte und das ihren überstürzten Aufbruch nach sich gezogen hatte.

Wie kam sie nur darauf, dass Daniels Tod und der Brief an sie in einem Zusammenhang standen? Ihre Reaktion hatte ihn verblüfft und überrascht. Im ersten Moment war er viel zu geschockt gewesen um ihren Vorwürfen etwas entgegenzubringen. Er hatte sich gefühlt, als wäre er vor eine Wand gelaufen, unfähig zu realisieren was gerade geschah. Erst nachdem ihr Wagen um die Ecke gebogen und im Dunkeln verschwunden war, war er aus seiner Starre erwacht.

Zurück war das Gefühl geblieben, erneut bei Sara versagt zu haben. Anstatt Dinge zu bereinigen, hatte er es geschafft, sie abermals auf sich wütend zu machen. Sie ein weiteres Mal zu enttäuschen. Jack seufzte. Wenigstens kannte sie nun die Wahrheit um die Ereignisse nach Charlies Tod. Zumindest hier hatte er die Gewissheit, etwas richtig gemacht zu haben.

Jack riss sich zusammen und schüttelte die düsteren Gedanken ab. Ihm war nur noch eine Stunde Zeit geblieben, bis seine Teamgefährten bei ihm eintreffen würden. Langsam müsste er sich sputen, damit alles bei ihrer Ankunft bereit stünde. Immerhin musste er noch das Bier aus dem Keller holen, den Grill aufstellen und was sonst noch vor einem kleinen Grillabend unter Freunden von Nöten war, erledigen. Leider ließ sich das Unterbewusstsein nicht so leicht ausschalten, wie man es gerne hätte.

**********

„Sir?“
„Sir, die Steaks!“ Der dringliche Ton in Carters Stimme alarmierte Jack. Ohne den Sinn ihrer Wort verstanden zu haben, sah er sie mit einem Gesichtsausdruck an, der seine Ahnungslosigkeit widerspiegelte.
„Die Steaks, Sir, sie verbrennen“, stellte Carter abermals fest und deutete auf die bereits leicht angekokelt riechenden Fleischstücke.
„Oh, verdammt!“ Eilig machte Jack sich daran sie zu wenden.
„Ist irgendetwas nicht in Ordnung, Sir? Sie wirken so nachdenklich.“ Mit fragender Besorgnis im Blick, sah Sam ihn aufmerksam an.
„Nein, Major. Was soll denn sein? Es ist alles bestens!“, versicherte er schnell und schenkte ihr ein kleines Lächeln, um seine Worte zu untermauern. Innerlich ärgerte er sich jedoch über seine eigene Unachtsamkeit.

Immer noch beschäftigten ihn die Ereignisse des Morgens. Doch Sam war nicht gerade die Person, mit der er dies besprechen wollte. Wenn überhaupt jemand dafür in Frage gekommen wäre, dann am ehesten Daniel und dieser stand unbestritten nicht mehr zur Verfügung. Also würde er wohl oder übel alleine damit klar kommen müssen. Er spürte Sams wachsamen Blick, mit dem sie ihn aus dem Augenwinkel heraus beobachtete und er bemerkte, dass er schon wieder dabei gewesen war, abzudriften. Hey! Entweder du reißt dich jetzt mal zusammen oder das kann hier ganz schnell unangenehm für dich werden, Jack. Oh, oh, T’ hat auch schon eine Augenbraue steil nach oben gerichtet und diesen typischen, skeptischen Ausdruck im Gesicht. Kein gutes Zeichen. Du solltest definitiv anfangen dich etwas normaler aufzuführen, O’Neill.

Zu allem Überfluss schien auch Jonas Quinn einen Teil ihrer Unterhaltung mitbekommen zu haben. Aufmunternd lächelnd kam er auf Jack zugelaufen: „Du hast Probleme, Colonel?“, fragte er interessiert.

Gott! Das hatte Jack gerade noch gefehlt! Jetzt meinte dieser Quinn auch noch, er könnte sich in ihre Unterredungen einmischen. Damit überschritt er eindeutig die Schmerzgrenze! Hätte Carter ihn nicht gebeten, den jungen Wissenschaftler, zwecks besseren Kennenlernens und Abbau von Vorbehalten, mit zu dem Grillabend einzuladen, hätte Jack gut auf dessen Anwesenheit verzichten können. Er fragte sich sowieso ernsthaft, wer denn hier Vorbehalte gegen den Mann aus Kelowna hatte. Er konnte damit schlecht gemeint sein, denn immerhin hatte er Jonas in sein Team aufgenommen!

„Wie bereits gesagt, es ist alles in Ordnung!“ , antwortete Jack leise aber bestimmt. Wenn Jonas sein Gegenüber bereits besser gekannt hätte, wäre ihm mit Sicherheit der warnende Unterton in Jack O’Neills Stimme aufgefallen. Doch die mangelnde Erfahrung im Umgang mit dem Colonel verleitete ihn, einen weiteren Vorstoß zu wagen: „ Ich bin sicher, ich könnte dir helfen. Wenn du mir sagst, ...“

Jack atmete tief durch. Doch bevor er noch etwas entgegnen konnte, rettete Carter die Situation: „Ähm, Jonas, würdest du mir bitte beim Tisch decken helfen? Ich denke, die Steaks sind durch und es wäre an der Zeit die Salate und das Brot aus der Küche zu holen.“ Auffordernd signalisierte sie ihm, ihr zu folgen und deutete über ihre Schulter auf das Haus in ihrem Rücken.
„Sicher, Major. Aber der Colonel ...“
„Kommt mit Sicherheit alleine zurecht“, versicherte Samantha schnell ihrem neuen Teamgefährten und ergriff entschieden seinen Arm.
„Es ist ihnen doch recht, Sir?“ Das zustimmende Nicken ihres Vorgesetzten nicht mehr abwartend, zog sie den jungen Mann ein paar Schritte mit sich, bevor er ihr endlich willig von alleine folgte.

Jack sah die beide verschwinden. Er konnte ja verstehen, dass Jonas das Gefühl hatte, etwas wieder gut machen zu müssen. Er konnte auch nachvollziehen, warum der junge Mann unbedingt Daniels Position im SG-1 Team hatte einnehmen wollen. Aber dass er diesem Zutritt letztendlich zugestimmt hatte bedeutete noch lange nicht, dass er dazu bereit war, die Freundschaft, die er mit Daniel geteilt hatte, auch auf Jonas auszuweiten. Was dachte sich dieser Typ eigentlich? Dass er mit seinem werbeverdächtigem Zahnpastalächeln so einfach mir-nichts-dir-nichts Daniels Platz in ihrem Team, ihrem Leben einnehmen konnte? War ihm denn nicht klar, dass man Menschen nicht einfach wie Ersatzteile gegeneinander austauschen konnte?

Ups! Welcher Bus streift dich denn hier gerade? Hast du nicht genau diese Worte vor kurzem selbst zu hören bekommen? So langsam konnte Jack die Wut und Enttäuschung, die er aus Sara herausgehört hatte, besser verstehen. Er selber hatte im Moment einen kleinen Vorgeschmack darauf bekommen, wie sie sich gefühlt haben musste. Er konnte zwar mit bestem Gewissen behaupten, dass sie mit ihrer Vermutung falsch lag, doch eventuell stand er ja gerade im Begriff, hier denselben Fehler wie sie zu begehen.

Vielleicht sollte er für den Anfang versuchen Jonas Quinn neutraler zu sehen und dem Mann eine Chance geben, sich in das Team einzugliedern. Und dann, mal sehen, es wäre nicht das erste Mal, dass ihn ein Wissenschaftler positiv überraschte. Ein Grinsen ging über Jacks Gesicht bei dem Gedanken, dass Daniel jetzt sicher sehr zufrieden mit ihm gewesen wäre. Entspannter ging er zu dem Rest seines Teams, das es sich bereits auf seiner Veranda bequem gemacht hatten, hinüber: „Hey, Jonas! Komm und hilf mir mal mit der Bank. Ich denke, wir sollten sie noch etwas weiter an den Tisch stellen.“

**********

Einmal mit sich ins Reine gekommen, war es doch noch ein netter Abend geworden. Es war bereits weit nach Mitternacht, als Carter mit Teal’c und Jonas zurück zum SGC aufbrach. Jack ließ sich mit dem Aufräumen Zeit und nachdem auch der letzte Teller seinen Weg in die Spülmaschine gefunden hatte, beschloss er, noch ein wenig Zeit auf der Dachterrasse zu verbringen. Der Himmel war wolkenlos und sternenklar. Still setzte er sich in den alten Liegestuhl und betrachtete nachdenklich das über ihm funkelnde Firmament. In Ruhe überdachte er noch einmal die Geschehnisse des Tages. Was sollte er machen?

Der Vorfall mit Jonas hatte ihm klargemacht, dass er Sara auf keinen Fall weiterhin in dem Glauben lassen wollte, dass sie nur ein „Lückenbüßer“ für Daniel sein sollte. Er musste dieses Missverständnis aus der Welt schaffen, auch wenn Sara von seinem Erscheinen mit großer Wahrscheinlichkeit nicht sehr begeistert sein würde. Sie hatte ihm immerhin deutlich gesagt, dass sie in Frieden gelassen werden wollte. Aber Jack konnte diesen Irrtum nicht auf sich beruhen lassen. Und wenn sie ihn danach rauswerfen würde... na gut, dann konnte er es nicht ändern. Doch vorher sollte sie ihn wenigstens anhören. Er schnaufte einmal hörbar durch. Warum mussten die Dinge immer so kompliziert sein?

**********

Am Nachmittag des nächsten Tages wartete Jack bereits in seinem Wagen vor ihrem Haus, als Sara in die Einfahrt einbog. Da er nicht gewusst hatte, wann sie Feierabend machte, war er auf gut Glück losgefahren. Als sie dann endlich vorfuhr war er erleichtert, sie ohne Begleitung zu sehen.

Jack gab ihr einen kleinen Vorsprung. Er wollte Sara zumindest die Zeit lassen, sich ihrer Jacke zu entledigen und ihre Einkäufe abzustellen. Dann stieg er aus und ging zu dem Haus, das er so viele Jahre als sein Zuhause angesehen hatte, hinüber. Es war seltsam, nach all den Jahren wieder „sein“ Gründstück zu betreten. Erinnerungen wollten zutage treten. Doch anstatt sie zuzulassen, bekämpfte er die Bilder der Vergangenheit und konzentrierte sich auf das vor ihm Liegende. Er wollte nicht aus der Ablenkung heraus einen neuen Fehler begehen.

**********

„Jack?“ Ihre Überraschung war groß, als sie auf sein Klingeln hin die Türe öffnete.
„Hi! Kann ich reinkommen?“ Seine Stimme war leise, jedoch fest.
„Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist, Jack.“ Er sah die Unsicherheit in ihren Augen aufflackern.
„Bitte, Sara. Wir müssen reden! Gib mir wenigstens die Möglichkeit, die Sache zu klären. Ich möchte nicht, dass es so endet. Danach kannst du mich immer noch an die Luft setzen, - wenn du es willst. Ich verspreche dir auch, dich dann in Ruhe zu lassen. Aber höre dir wenigstens an, was ich zu sagen habe.“ Eindringlich baten seine Augen um Einlass, versicherten ihr die Wahrheit seiner sanft gesprochenen Worten.

Jack hielt ihrem forschendem Blick stand und es erschien ihm wie eine Ewigkeit, bis sie schließlich nickte und ihn stumm hereinbat. Er folgte ihr ins Haus und schloss die Tür. Jack sah sich kurz um, während er Sara ins Wohnzimmer folgte. Alles wirkte merkwürdig vertraut und gleichzeitig doch fremd. Es hatte sich nicht viel verändert. Ein paar Einrichtungsgegenstände waren nicht mehr dieselben, aber Saras Stil war noch der gleiche. Tief zog er die Luft ein. Nahm den altbekannten Geruch des Hauses wahr. Augenblicklich fühlte er sich um Jahre zurückversetzt.

Verlegen blieb Jack stehen, die Hände tief in seinen Taschen vergraben. Unsicher schaute er sich abermals um. Er wollte Zeit schinden. Er wusste nicht genau, wie er anfangen sollte. Sein Plan hatte in erster Linie daraus bestanden, Sara erst einmal soweit zu bringen, ihn ins Haus zu lassen. Wie es dann weitergehen sollte, war schlecht planbar gewesen. Irgendwie halt mit ihr reden. Sie von seiner „Unschuld“ überzeugen. Sein Blick blieb auf dem Familienbild haften, das auch an seiner Wand hing. Er lächelte und seine Augen richteten sich wieder auf Sara.

Diese hatte sich zwischenzeitlich in einen der Sessel gesetzt. „Willst du dich nicht setzten, Jack?“ Sara deutete auf das Sofa ihr gegenüber und sah ihn erwartungsvoll an.
Jack nickte: „Danke.“
Sie wartete bis er Platz genommen hatte. „Du wolltest mir etwas sagen?“ Abwartend, aber wie Jack erleichtert feststellte auch mit Neugier, forderte sie ihn auf, die Gründe für seinen Besuch zu erklären.

„Ja, ich...“ Er zögerte kurz. „Du hast dich getäuscht, weißt du?“ Er schaute sie an und registrierte ihren fragenden Blick.
„Ich meine, ich habe nicht ...“ Abermals unterbrach er sich. Es war schwer die richtigen Worte zu finden: „Gott, Sara! Es war nicht Daniels Tod, der mich diesen Brief an dich abschicken ließ.“ Jack hatte lauter gesprochen als beabsichtigt. Die Frustration in seiner Stimme war selbst für ihn unüberhörbar. „In letzter Zeit sind so viele Dinge geschehen und zusammengekommen. Es war einfach nur das, was das Fass zum Überlaufen brachte. Es hat mir wieder einmal gezeigt, wie schnell es vorbei sein kann und ich wollte nicht, dass du mich so in Erinnerung behältst. Ich habe den Brief wirklich erst an jenem Tag wiedergefunden. Jahrelang hatte ich nicht mehr an ihn gedacht.“ Wieder legte Jack eine Pause ein. Angestrengt dachte er nach, was er noch sagen könnte, um Sara von der Wahrheit zu überzeugen und leiser fuhr er fort: „Verdammt Sara, du kennst mich. Du kannst sicher viel von mir behaupten. Ich bin vielleicht stur und uneinsichtig, aber ich habe dich nie belogen. Naja, du weißt was ich meine, nicht in unseren privaten Dingen“, schob er vorsichtig nach und rutschte unbehaglich auf dem Sofa herum. Dann schwieg er den Blick starr nach unten auf seine Hände gerichtet.

Für eine ganze Weile war außer dem Ticken der Uhr kein weiterer Laut im Raum zu hören.

„Ich weiß.“ Die Worte waren kaum mehr als ein Flüstern. Jack hob den Kopf und wartete darauf, dass Sara weitersprach.
„Ich glaube dir, Jack. Es ist nur ..., es tat so weh!“ Traurig blickte sie ihn an und erklärte dann weiter: „Ich hatte mich wirklich über deine Worte gefreut und dann, .... dann sagtest du das mit deinem Freund und ich dachte ...“ Sara suchte nach einer Möglichkeit ihm zu sagen, wie enttäuscht sie in diesem Moment gewesen war. Hilflos schaute sie ihn an und hoffte, er verstand es auch so.

Jack nickte. „Es tut mir leid. Ich verstehe, wie du dich gefühlt haben musst. Es lag nicht in meiner Absicht dich zu verletzten. Glaub mir, dass war das Letzte, was ich wollte. Es war einfach die falsche Wahl der Worte.“ Ein ratloses Schulterzucken folgte diesem Satz.

Wieder trat Ruhe ein und abermals war es Sara, die das Schweigen unterbrach: „Und was wären die Richtigen gewesen?“, fragte sie vorsichtig und hoffte, die Antwort auf eine Frage zu erhalten, die sie sich, seit der Brief bei ihr eingetroffen war, mehr als einmal selbst gestellt hatte.

Sara konnte sehen, wie Jack die Beantwortung ihrer Frage wohl durchdachte. Mit Sicherheit wollte er nicht den selben Fehler wie beim vorherigen Mal begehen.
„Es mag sich für dich absurd anhören, Sara. Aber ich merke immer öfter, dass mich Dinge, die ich schon längst für mich als abgehakt betrachtet hatte, plötzlich wieder einholen. Ich meine, Vorgänge aus der Vergangenheit werden mit einem Mal wieder wichtig für mich. Gewinnen aufs Neue an Bedeutung und mehr als einmal stelle ich mir die Frage, ob ich in der jeweiligen Situation wirklich richtig gehandelt habe. Verstehst du was ich meine? – Gibt das für dich einen Sinn?“

„Oh ja, das macht für mich sogar sehr viel Sinn, Jack.“ Sein erstaunter Gesichtsausdruck mit dem er sie daraufhin bedachte, brachte Sara zum Lachen.
„Wirklich?“ Perplex schaute er sie an.
„Wirklich!“, versicherte sie ihm nochmals.
„Na dann versteht es wenigstens einer von uns,“ murmelte Jack und fuhr sich erleichtert mit den Händen durch die Haare. Die Anspannung schien von ihm abzufallen.

„Tja, ich gehe dann mal lieber,“ locker schlug er sich auf die Oberschenkel und sprang auf, „bevor du doch noch von meinem Angebot Gebrauch machst und mich rausschmeißt.“ Er lächelte zaghaft und langsam machte er sich auf den Weg zur Tür.
„Danke, Jack. Es war gut, dass du gekommen bist.“ Jack drehte sich um und Sara erwiderte sein Lächeln. Doch dieses Mal war es anders. Die Traurigkeit war fort und stattdessen wirkte es offen, erreichte ihre Augen und eine lange verloren gegangene Wärme lag in dem Blick, der auf ihm ruhte.

Vielleicht hatten sie es heute geschafft, den Grundstein für eine neue Basis zwischen ihnen zu legen, überlegte Jack. Ihm wurde bewusst, wie sehr er Sara die letzten Jahre vermisst hatte. Wie viel sie miteinander geteilt und was sie ihm bedeutet hatte. Eventuell würde es ihnen gelingen, wieder Freunde zu werden. Er würde es sich wünschen. Doch bestand dafür Hoffnung?

Seine Gedanken wanderten zu dem Abend vor knapp 2 Monaten zurück. Zu ihrem Besuch bei ihm im Haus:Ich dachte, du hättest dies für mich, vielleicht sogar für uns gemacht. Das hatte sie ihm in ihrer ersten Enttäuschung entgegengeschleudert. Er lächelte, glücklich, sich ausgerechnet jetzt daran erinnert zu haben.

„Könntest du dir vorstellen, ahmm, mit mir mal spazieren zu gehen?“, fragte Jack behutsam und öffnete die Tür. Dann wandte er sich um und schaute Sara gespannt an.
„Im Palmer Park, am Academy Boulevard?“, kam die Gegenfrage.
„Den meinte ich“, grinste Jack und freute sich, dass Sara die Parkanlage in der Nähe der Air Force Akademie nicht vergessen hatte.

**********

Sara nahm sich Zeit. Sie prüfte sorgfältig, ob sie tatsächlich diesen Schritt gehen wollte. Sie hatte alles, was sie brauchte. Die ersten Jahre nach der Trennung waren hart gewesen und es hatte lange gedauert, bis sie über ihn hinweg gewesen war. Nun hatte sie sich ein neues Leben aufgebaut – ohne ihn. Und es funktionierte. Es ging ihr gut. Wollte sie das wirklich aufs Spiel setzen?

Sie hatte bereits hinreichend Erfahrung darin gesammelt wie es war, ein Teil von Jacks Lebens zu sein! - Und selbst wenn es jetzt, durch eine bloße Freundschaft mit ihm, ein geringerer Teil werden würde, könnte es ihr dennoch leicht über den Kopf wachsen!

Oh ja, Sara konnte sich noch gut an seine Freundschaft erinnern. Wie es war, wenn er jemanden in sein Herz geschlossen hatte. Wen Jack O’Neill einmal zu seinen Freunden zählte, für den tat er alles. Für denjenigen würde er persönlich durchs Höllenfeuer und wieder zurück gehen.

Aber sein Leben glich manchmal auch einem Drahtseilakt und so wollte Sara lieber ihre Gefühle und ihre Bereitschaft zweimal überprüfen, bevor sie Jack den kleinen Finger reichte und da wieder mit hineingezogen wurde.

**********

Sie wusste, er wartete auf eine Antwort. Sie musste sich entscheiden. ... „Wann?“ Mit Belustigung bemerkte sie das Strahlen in seinen Augen, das durch ihre simple Frage auslöst wurde.

„Samstag, 15.00 Uhr? Ich hole dich ab.“ Der Vorschlag kam schnell, fast schon zu schnell für Saras Geschmack. Sie zögerte: „Okay. Aber ich fahre lieber selber. Wir treffen uns vorne am Haupttor.“

Für einen kurzen Moment war Jack von ihrem Einwand überrascht. Doch dann überwog die Freude und das Lächeln kehrte zurück auf sein Gesicht.
„Also, Samstag!“ Wiederholte er zum Abschied, öffnete die Tür nun endgültig und trat nach draußen. In der Einfahrt drehte er sich noch einmal kurz um und winkte Sara gelöst zu.

Zufrieden vor sich hinsummend machte Jack sich auf die Heimfahrt. Endlich war er mit Sara ins Reine gekommen. Eine große Last war von seinen Schultern gefallen. Und mal sehen, wenn sie es langsam angingen, konnten sie vielleicht sogar wieder Freunde werden. Das war mehr, als er am Anfang des Tages erwartet hatte. Gut gelaunt schaltete er das Autoradio an.

ENDE

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