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Risiken und Nebenwirkungen von Nike

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Vorwort

Ursprünglich war diese Story als Humor-FF geplant. Sie sollte auch nicht so lang werden. Und sie sollte in einer späteren Staffel spielen. Aber wie das so ist, erstens kommt es anders und zweitens... ihr wisst schon. Plötzlich glitt alles aus dem Ruder und aus Spaß wurde Ernst. Das ist meine erste Whumping-FF, also seid nachsichtig mit mir.
Danke an sethos für manch guten Hinweis, an Mac für die medizienischen Sachen und an Astra für ihr Beta. *alle knuddel*
Risiken und Nebenwirkungen


"Carter!"
Colonel O'Neill ließ sich seitlich in die Büsche fallen und warf einen besorgten Blick zu seinem Major. Diese saß einige Meter von ihm entfernt, mit vor Schmerz verzerrtem Gesicht, im Schutz eines Baumes und an dessen breiten Stamm gelehnt, auf dem Boden. Ihren linken Oberschenkel zierte ein Pfeil. Auf seinen Ruf hin sah sie auf, zeigte mit dem Daumen nach oben und lächelte tapfer ein blasses bin-okay-Lächeln.

"Und das soll ich nun glauben", murmelte er, mehr zu sich selbst. Sie mussten hier weg, irgendwie. Und sie hatte ausgerechnet einen Pfeil im Bein. Im selben Moment kam Teal'c um den Baum geschliddert, ließ sich neben Sam zu Boden fallen, drehte sich blitzschnell um und verpasste einem Verfolger einen tödlichen Schuss aus seiner Stabwaffe.

Diese Mission verlief so gar nicht wie geplant. Ein Missverständnis ließ die Situation rasch eskalieren. Daniel versuchte noch zu schlichten - vergebens. Binnen Sekunden wurden die anfangs freundlichen, aufgeschlossenen Einwohner dieses Planeten zu angriffslustigen und gefährlichen Gegnern. Da half nur noch die Flucht. Und auf genau der befand sich SG-1 gerade.


~*~*~*~*~*~


"Du hattest Recht, DanielJackson." Mit diesen Worten zog sich Teal'c wieder in die Höhle zu seinen Kameraden zurück, nachdem er eine Viertelstunde lang intensiv nach etwaigen Verfolgern Ausschau gehalten hatte.

Irgendwie war es ihnen gelungen ihre Verfolger abzuschütteln. In einer in halber Höhe eines Hügels gelegenen Höhle fanden sie Zuflucht. Von hier aus hatten sie einen hervorragenden Blick über das kleine Tal vor ihnen. Teal'c war es, der dieses natürliche Versteck entdeckte und er war es auch, der Sam dort hinauf trug.

Daniel waren die fünf fast mannshohen Säulen, die am Fuß des Hügels standen, nicht entgangen. Er hatte auf der Flucht keine Zeit gehabt sie sich genauer zu betrachten. Nun konnte er mit dem Fernglas gut erkennen, dass sie grob aus einem Stein gehauenen und mit fremdartigen Zeichnungen versehen worden waren.

Er vermutete, dass es sich dabei um so etwas wie Grenzsteine handeln könnte. So wie es aussah, lag er damit gar nicht so daneben, denn von den aufgebrachten Bewohnern fehlte jede Spur. Sie hatten die Verfolgung aufgegeben, keiner überschritt den schmalen Gürtel mit niedrigen Büschen der die Wälder von dem Hügel trennte. Trotzdem blieben alle wachsam.
Alle, bis auf Carter.

Sam hatte mittlerweile das Bewusstsein verloren. Während Daniel nun den Eingang sicherte und Teal'c nach einem eventuellen Hintertürchen suchte, kümmerte sich der Colonel um die Verletzte.
Ihre Bewusstlosigkeit ausnützend, hatte er ihr das Hosenbein in der gesamten Länge ihres verletzten Oberschenkels aufgeschnitten, den Pfeil bis auf wenige Zentimeter abgebrochen und die Wunde so gut es ging desinfiziert. Herausziehen wollte er den Pfeil nicht. Das Risiko, dass er sie damit noch mehr verletzen würde, war einfach zu hoch. Er war schon froh, dass er anhand der Blutung erkennen konnte, dass keine Arterie verletzt war.

Jack war gerade dabei ihr einen provisorischen Verband anzulegen. Mit zwei Mullrollen, die er neben den Schaft als weiche Erhöhung einbettete, konnte er den Verband als sterile Abdeckung über die Wunde laufen lassen. Er war erleichtert fast fertig zu sein, als sie stöhnend zu sich kam. Sie hatte starke Schmerzen, das sah man ihr an. Ihr Gesicht war nicht nur durch den Blutverlust blass. Jack hoffte nur, dass sie nicht in einen schockähnlichen Zustand fallen würde. Vorsichtig legte er ihre Beine über den Rucksack und injizierte ihr etwas Morphium gegen die Schmerzen.

"Wasser", krächzte Sam. In diesem Augenblick kam Teal'c vom hinteren Teil der Höhle. "O'Neill, diese Höhle besitzt keine weiteren Eingänge", informierte er Jack während er ihm seine Wasserflasche reichte.
Dankend nahm dieser das Wasser entgegen und wollte Sam gerade etwas davon einflößen, als er bemerkte, dass sie schon wieder eingeschlafen war. Jack zog seine Jacke aus und deckte sie damit zu. Auch Teal'cs Jacke wärmte sie, während die von Daniel unter ihrem Kopf lag.

Jack machte sich Sorgen, nicht nur um Sams Zustand - sie hatte viel Blut verloren und gehörte schnellst möglich in ärztliche Behandlung - er wusste nicht wie lange sie hier festsitzen würden und das Gate war gut drei Stunden Fußmarsch von hier entfernt. Noch war es angenehm kühl in der Höhle, gegen Abend jedoch könnte es unangenehm kalt werden. Jack wog ab, ob sie es sich leisten konnten ein kleines Lagerfeuer zu machen.

"Wir werden ein Feuer machen, die wissen ohnehin wo wir sind", sagte er mehr zu sich selbst. Noch ehe der Colonel sich erheben konnte um etwas Holz zusammen zu suchen, kam Teal'c ihm schon zuvor. Wortlos neigte er leicht den Kopf in Jacks Richtung, dann verschwand er wie ein Schatten aus der Höhle. Daniel erhob sich von seinem Felsensitz neben dem Eingang und begann damit, Steine für eine Feuerstelle zusammen zu tragen. Jack zuckte nur die Schultern, ihm konnte es recht sein. Er warf einen prüfenden Blick auf seinen schlafenden Major, erhob sich und schlenderte, sich vorher einmal ordentlich streckend, auf den Eingang zu.

"Was meinst du, Daniel? Werden wir vor ihnen auch in der Nacht unsere Ruhe haben?"
"Ich glaube schon, diese Grenzsteine..."
"Glauben heißt nicht wissen, Daniel. Wir können uns nicht noch einen Fehler erlauben." Energisch drehte Jack sich zu ihm um, seine Worte kamen etwas härter als er eigentlich wollte.
Daniel hielt mit seiner Arbeit inne und warf einen zerknirschten Blick auf Sam. "Ich weiß selbst, dass ich Mist gebaut habe..."

"Niemand sagt, dass du allein daran Schuld bist", wurde er abermals von Jack unterbrochen, mit wesentlich ruhigerem Ton fuhr er fort: "Mittlerweile sollte wohl selbst ich wissen, dass es Völker gibt, die es als grobe Beleidigung empfinden, wenn man auf den Boden spuckt. Auch wenn man fast an einen Käfer erstickt."

"Blödes Viehzeug." Daniel grinste schief und Jack verzog angewidert das Gesicht. Er hatte noch immer einen merkwürdigen Geschmack im Mund. "Aber alle Erklärungsversuche meinerseits brachten nichts."
"Es hat dir ja auch niemand zugehört Daniel, die waren sofort darauf versessen, mir den Krabbler mit dem Messer rauszuschneiden." Jack warf wieder einen Blick auf Sam. "Und sie muss dafür bezahlen, das macht mich so sauer."

Daniel beließ es dabei. Das war schon fast so etwas wie eine Entschuldigung, damit hätte er sowieso nie gerechnet. Wozu auch? Es war doch normal, dass man hustete und spuckte wenn man merkte, dass man sich unfreiwillig einen fliegenden Käfer eingefangen hatte. Was taten diese Leute dann? Kauen und schlucken?

"Um auf die Bewohner zurück zu kommen", griff Daniel den Faden wieder auf, "ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass sie uns hier nicht belästigen werden. Ich habe mir diese Säulen eben durch das Fernglas etwas genauer angesehen, die sind so etwas wie Totems." Er deutete nach draußen. "Sie haben bei Tag diese Linie nicht überschritten und werden es auch bei Nacht nicht tun. Ich hoffe nur, dass dies hier keine Begräbnisstätte ist."

Er drehte sich zu Teal'c um, der gerade mit einem ordentlichen Arm voller trockener Äste zurückkehrte. "Ich konnte keine Anzeichen dafür finden, DanielJackson." Er musste den letzten Satz gehört und sich auch schon vorher Gedanken darüber gemacht haben. Daniel nickte erleichtert.

Wortlos begann Teal'c damit, die größeren Äste zu zerbrechen und alles zusammen in der dafür vorgesehenen Feuerstelle zu stapeln. Bald darauf flackerte ein kleines Feuer und tauchte die mittlerweile recht düster gewordene Höhle in ein fast angenehmes, weiches Licht. Unruhig tanzten die Schatten an den Wänden. Daniel schnappte sich ihre Rucksäcke, setzte sich im Schneidersitz vor das wärmende Feuer und machte eine Bestandsaufnahme des Proviants, der ihnen zur Verfügung stand.

Ein Stöhnen aus Sams Richtung brachte den Colonel dazu zu ihr zu gehen. Er nahm die Wasserflasche und ließ sich neben ihr auf dem harten Boden nieder.
.
"Carter?"
"Hmmm..."
"Hey, sind Sie wach?" Sanft berührte er ihren Arm.
"Hmm..."
"Ist alles in Ordnung?" Grinste sie etwa?

"Oui, mon Général!" Sie betrachtete ihn mit glänzenden Augen.
"Colonel, wenn's recht ist. So weit bin ich noch nicht."
"Noch nicht..." Sie kicherte, hielt dann aber abrupt inne.
"Da is 'ne Fledermaus." Sie deutete zu Teal'c. "Eine ziemlich große noch dazu!"
"Das... ist Teal'c." Leicht verwirrt wanderten Jacks Augenbrauen nach oben.
Stirnrunzelnd betrachtete Daniel seine Kameradin, auch die vermeintliche Fledermaus sah verwundert auf.
"Oh." Das gab ihr kurz zu denken.

Es war jetzt wichtig, dass sie viel Flüssigkeit zu sich nahm, also nutzte Jack die Gelegenheit und langte nach der Wasserflasche.

"You are my sunshine, my only sunshine..."

Jacks leicht verdutzter Blick traf den von Daniel, als Sam leise anfing vor sich hin zu singen.
"Was ist denn mit der los?"
"Sie ist anscheinend so high, dass man sie auf dem Radar nicht mehr erkennen kann", stellte der Colonel verdutzt fest. Also diese Wirkung sollte das Morphium eigentlich nicht auslösen.
"... you make me happy, when skies are grey..."
"Eine schöne Stimme hat sie jedenfalls", bemerkte Daniel grinsend.

"Sagt mal, hatte einer von euch ihr schon vorher Morphium gegeben?" Seine beiden Kollegen schüttelten die Köpfe. Jack atmete erleichtert auf. Trotzdem machte er sich schwere Vorwürfe. Bevor er ihr das Schmerzmittel injizierte hatte, hätte er sich schon erkundigen müssen. Wütend auf sich selbst, schüttelte er unwirsch den Kopf. Er hatte sich wie ein Anfänger benommen.

"... you'll never know, dear, how much I love you..." Bei dieser Zeile sah sie ihren CO eindringlich an. Dieser war jedoch nicht bereit, näher darauf einzugehen. Und zu Daniels Glück war das Objekt der Begierde gerade sehr damit beschäftigt, der Sängerin irgendwie Wasser einzuflößen. Der Archäologe hatte nämlich gerade arge Schwierigkeiten, ruhig zu bleiben.

"Kommen Sie, trinken Sie etwas", versuchte Jack die letzte Zeile des Liedes zu übertönen.
"... please don't take my sunshine away!" Vorsichtig richtete er sie ein wenig auf, gerade soweit, dass sie trinken konnte ohne sich zu verschlucken. Kaum spürte sie die ersten Tropfen des erfrischenden Nasses auf ihren Lippen, trank sie auch schon begierig.

Langsam legte sie sich mit seiner Hilfe wieder zurück. Jack verschloss die Wasserflasche und warf sie mit Schwung zurück in Daniels Richtung, der sie geschickt auffing. In Gedanken dankte er wem auch immer, dass Sam sich anscheinend wieder beruhigt hatte.

"Wissen Sie eigentlich, wie knackig dein A..." Zu früh gefreut!
"Ah ah, Carter!" Schnell legte er ihr zwei Finger auf den Mund. Damit brachte er sie zwar vorübergehend zum Schweigen, aber er rechnete sicher nicht mit dem, was nun kam.

"Carter!" Erschrocken zog er seine Hand zurück. Sein Blick wanderte leicht entsetzt von seinen nassen Fingern zu seinem völlig benebelten Major, die selig vor sich hin grinste. Energisch wischte er sich die Hand an der Hose ab, ihm wurde die ganze Situation langsam peinlich.

Nichts Gutes ahnend bemerkte er, dass sie nun verzückt sein Gesicht betrachtete wie ein Kind einen geschmückten Weihnachtsbaum. Und ihn als das größte, schönste, beeindruckendste Geschenk darunter, mit der prächtigsten Schleife...

"Du hast da einen Pickel", stellte sie sachlich fest und drückte grob ihren Zeigefinger auf seine Nase. " Sir."

Ein seltsames, grunzendes Geräusch aus Daniels Richtung veranlasste Jack über das Feuer hinweg zu ihm hinüber zu sehen. Daniel rang nach Luft, er hatte die Brille in der einen Hand, mit der anderen wischte er sich die Tränen aus den Augen.

"Das ist nicht lustig, Daniel", knurrte Jack bedrohlich leise.
"Oh doch Jack", presste Daniel mühsam hervor. "Von hier aus schon." Der nächste Lachkrampf schüttelte sein wehrloses Opfer gnadenlos durch und sorgte dafür, dass es es ihn schlichtweg umhaute. Jack schnaubte genervt, Sam kicherte albern.

Teal'c saß auf dem Stein neben dem Höhleneingang und starrte stur nach draußen. Er war froh, dass seine Freunde sein Gesicht nicht sahen, sonst würden sie feststellen müssen, dass der Jaffa tatsächlich Mühe hatte seine Fassung zu bewahren. Und er wollte ihren Glauben an seine Unerschütterlichkeit nicht zerstören. Außerdem war es unangebracht, wenn man Sams Zustand bedachte.

Diese verfolgte gerade fasziniert und mit großen Augen die flackernden Schatten an den unebenen Höhlenwänden. Jack wollte nicht wirklich wissen, was sie darin sah - ihrem leicht entrückten Gesichtsausdruck nach zu urteilen schien es ihr jedenfalls zu gefallen.

Aus einer Tasche seiner Weste kramte er eine Taschenlampe hervor. Er wollte ihr nur ungern mit diesem doch recht starken Licht, das so gar nicht für einen Pupillenreaktionstest á la Dr. Fraiser geeignet schien, in die Augen leuchten. Aber ihre Pupillen schienen trotz des schummrigen Lichtes, das das kleine Lagerfeuer verbreitete, unnatürlich geweitet zu sein. Dem musste er auf den Grund gehen.

"Carter, sehen Sie mich an." Das hätte er besser nicht von ihr verlangt. Mit einem seligen Blick in ihren Augen, ähnlich dem eines Teenagers angesichts ihres Traumprinzen, schmachtete sie ihn an.
"Schau mir in die Augen..." säuselte sie sofort und hauchte noch ein "... Colonel." hinterher.

Besagter Colonel räusperte sich und strafte sie mit einem Strahl aus der Taschenlampe. Obwohl er ihr nicht direkt in die Augen leuchtete, quietschte sie empört auf und kniff die Augen zusammen. Große Pupillen, das hatte er sich gedacht. So wie es für ihn aussah, war sie wirklich high.

"Außerdem heißt das 'Ich schau [idir in die Augen'." Das 'Kleines' ließ er lieber weg.
"Dann stimmt es doch wieder, du schaust mir in die Augen!" Sam kicherte erschöpft.
Die ganze Aktion hatte sie mehr ermüdet, als sie jemals zugegeben hätte und so wurde es schnell wieder ruhiger in der kleinen Höhle. Trotzdem wagte sie noch einen letzten Versuch. Sie umschlang den Arm ihres seufzenden Colonels, kuschelte sich an ihn und murmelte noch etwas, das zu ihrem Glück niemand verstand.

"Ich hab's schon mal gesagt, Carter. Und ich wiederhole mich nur ungern." Sanft aber bestimmt drängte er sie zurück, beugte sich zu ihrem Ohr und flüsterte: "Nicht so."

Jack tastete nach ihrer Halsschlagader, ihr Puls klopfte schnell gegen seine Fingerspitzen. Es konnte noch eine Weile dauern, bis sein Major wieder halbwegs normal war, genug um sich wieder in den Griff zu bekommen, und Jack hoffte inständig, dass sie möglichst schnell einschlafen würde. Das wäre dann mit Sicherheit das Beste für alle - und für sie im Speziellen. Sie konnte nichts dafür, das war ihm klar und deshalb würde das, was immer sie auch tat oder sagte, keine Konsequenzen nach sich ziehen. Er würde es am liebsten gar nicht im Missionsbericht erwähnen, aber er musste über jede Dosis Morphium Rechenschaft ablegen. Über ihre Wortwahl würde er jedoch schweigen, das war Ehrensache.

Aber die größte Herausforderung überhaupt wäre wohl, Sam das Ganze zu erklären. Daniel würde sie wahrscheinlich durch unkontrolliertes Verhalten in Form von kleinen Andeutungen neugierig machen, sie würde wissen wollen, was genau sie während ihres unfreiwilligen Höhenfluges vom Stapel ließ.
Und dann hätten sie ein Problem. Also sollte er, bevor das passieren würde, ein ernstes Wort mit Daniel reden.

Andererseits - wenn sie erst wieder zu Hause wären und Carter wieder im Vollbesitz ihrer geistigen Fähigkeiten, dann könnte er den Spieß umdrehen und zu guter letzt auch Spaß an der Sache finden. Nein, es würde für sie keine Konsequenzen nach sich ziehen - jedenfalls vom militärischen Standpunkt aus gesehen.
Aber der nächste Teamabend kam bestimmt...

Doch vorerst überwog seine Sorge, denn ungefährlich war die ganze Sache keineswegs. Er sollte Daniel vielleicht mal darauf hinweisen, dann wäre schlagartig Ruhe.

Wenn es denn überhaupt am Morphium lag. Sein Gefühl sagte ihm, dass irgendwas nicht stimmte und die Erfahrung, dass Carter noch nie auf eine Morphiuminjektion so reagiert hatte, bestätigte es.
Aber was? Falls es eine allergische Reaktion war, gehörte diese zu den seltsamsten die er je gesehen hatte. Inständig hoffte er, dass es sich doch nur um eine Nebenwirkung des starken Mittels handelte, da es sonst im schlimmsten Fall eine Bedrohung für Sams Leben bedeuten könnte.

Sam seufzte leise, ihre Hand rutschte auf seinen Oberschenkel. Er zögerte einen Augenblick bevor er ihre Hand sanft zurückschob. Sie fühlte sich ziemlich kalt an. Der Colonel zog die Jacke enger um ihre Schultern. Sam lag ganz still, schien endlich fest zu schlafen. Vorsichtig tastete er erneut nach ihrem Puls.

"Scheiße..." Ihr Puls war so flach, dass er ihn nur schwach fühlen konnte, an der Halsschlagader ebenso wie am Handgelenk.
"Carter", rief er leise ihren Namen, rüttelte sie vorsichtig am Arm.
"Carter, kommen Sie schon." Sanft schlug er ihr auf die Wangen, ohne eine Reaktion von ihr zu bekommen.

Daniel und Teal'c wurden aufmerksam und warfen ihm einen fragenden Blick zu.
"Jack?" Daniel kniete sich ihm gegenüber neben Sam. Besorgt sah er zu, wie der Colonel mit schnellen Griffen erst ihre Stirn, dann ihre Hände befühlte.
"Sie ist ganz blass", bemerkte der Archäologe nun bei näherem hinsehen.
"Sie ist nicht nur blass, sie ist bewusstlos." Die Erwiderung kam leise und tonlos. "Ihre Stirn und ihre Hände sind eiskalt."

"Sam? Sam, kannst du mich hören?!" Auch Daniel erhielt keine Reaktion. "Verdammt!" Nervös wischte er sich die Hände an den Hosen ab.
"Komm hilf mir mal, wir müssen sie auf die Seite drehen."
Sam stöhne laut, als Jack den Rucksack langsam unter ihren Beinen hervorzog und er hoffte, dass sie durch die Bewegungen aufwachen würde. Das tat sie jedoch nicht.

"Carter?" Nach kurzem Zögern versuchte er es anders. "Samantha." Es half beides nichts. Dabei wäre es so wichtig, dass sie etwas Wasser zu sich nehmen würde. Seufzend wandte er sich wieder Daniel zu. Er gab ihm ein Zeichen und gemeinsam drehten sie ihre bewusstlose Kameradin in die Seitenlage. Dabei rutschte ein Ärmel ihrer Uniformjacke etwas hoch. Zum Vorschein kamen seltsame rote Flecken auf der Innenseite ihres Unterarmes.

"Sieh dir das mal an, Daniel."
Er nahm sich sofort ihren anderen Arm vor, mit dem gleichen Ergebnis. Hier zierten die Flecken ebenfalls die ansonsten auffällig blasse Haut. Teal'c trat einen Schritt näher, zog angesichts der ihm unbekannten Pusteln eine Augenbraue hoch. Er konnte damit nichts anfangen, sein Symbiont hatte wenigstens in dieser Hinsicht immer gut für ihn gesorgt.

"Das sieht aus, als würde sie auf irgendwas allergisch reagieren." Daniel nahm seine Brille ab und massierte nachdenklich seine Nasenwurzel. Jacks Blick wanderte zu dem dicken Verband um Carters Oberschenkel.
"Der Pfeil."
"Oder besser gesagt, das, womit er vermutlich getränkt wurde", nickte Daniel zustimmend. "Alle Anzeichen sprechen dafür! Ihre Blässe, die roten Quaddeln an ihren Armen. Ich bin selbst Allergiker. Und ich weiß auch, was im schlimmsten Fall passieren kann."

Jack schloss kurz die Augen, atmete einmal tief durch und war danach bereit, sich auf die neue Situation einzustellen. In seinem Kopf rasten die Gedanken wie ein aufgescheuchter Hornissenschwarm - kreuz und quer und doch ein geordnetes Chaos - während er blitzschnell Carters Lage neu einschätzte und gleichzeitig versuchte, einen sicheren Fluchtweg mit einem verletzten Teammitglied zu finden.
Wortlos zog er ein Medi-Kit aus seiner Weste. Er wusste was nun zu tun war, griff zielstrebig nach einem Injektor.

"Der Adrenalin-Autoinjektor." Es war eine Feststellung, Jacks zustimmendes Nicken dazu eigentlich überflüssig. Daniel fragte sich nur, wieso er nicht gleich darauf gekommen war, wusste er doch genau was in den Medi-Kits enthalten war und dass das Adrenalin in dieser Situation für Sam das Richtige war. Damit konnte man alle Schockzustände behandeln, auch die durch Blutverlust.

Gemeinsam zogen sie ihr die Jacke soweit aus, dass Jack an ihren Oberarm heran kam. Unter Daniels besorgten Blicken injizierte er ihr das Adrenalin. Es würde eine Weile dauern, bis es wirken würde. In der Zwischenzeit wechselte Jack ihren Verband, die Verletzung hatte zum Glück aufgehört zu bluten.

Teal'c stand längst wieder in den dunklen Schatten am Höhleneingang, lauschte auf die nächtlichen Geräusche außerhalb und behielt gleichzeitig seine Freunde im Auge.

"Bleib bei ihr und achte auf sie." Daniel nickte. "Wenn sie aufwachen sollte, sag Bescheid und versuch ihr etwas Wasser zu geben." Jack stand auf, klopfte sich mit dem Basecap den Staub von der Hose.
"Wir...", er deutete auf sich und Teal'c, "...werden inzwischen zusehen, wie wir hier rauskommen. Carter braucht schnellstmöglich einen Arzt." Erneutes Nicken, dann wandte Daniel seine Aufmerksamkeit wieder Sam zu, während der Colonel zu Teal'c ging und sich leise mit ihm beratschlagte.

Nach einer Weile verschwand der Jaffa lautlos aus der Höhle, in die Dunkelheit der Nacht hinein. Jack griff nach ein paar trockenen Äste aus Teal'cs Vorrat und legte sie auf das heruntergebrannte Feuer. Während er Daniel die weitere Vorgehensweise erläuterte, beobachtete dieser die kleinen Flammen, die gierig an der neuen Nahrung züngelten.

"Teal'c ist gerade dabei, für Carter eine Trage zu bauen. Wenn er damit fertig ist, werden wir sofort von hier verschwinden. Er warf dem Archäologen einen Blick zu. "Wenn du Recht hast, dann sind wir auf dieser Seite der Steinreihe halbwegs sicher." Daniel nickte bestätigend.

"Die Zeit drängt. Trotzdem müssen wir vorsichtig und so leise wie möglich sein. Bis wir in Sicherheit sind, wirst du mit Teal'c Carter tragen, dann übernehme ich für dich." Erneut hielt er inne, fixierte Daniel mit eindringlichem Blick. "Ich weiß, du bist müde, Daniel. Das sind wir alle. Aber du musst die Augen trotzdem offen halten. Eine Pause, und sei sie noch so kurz, geht auf ihre Kosten." Jacks besorgter Blick wanderte zu seiner bewusstlosen 2IC. "Und Nachlässigkeit trifft uns alle."

Die beiden Männer schwiegen eine Weile, jeder hing seinen Gedanken nach, die ein gemeinsames Ziel hatten: Sam möglichst schnell nach Hause zu bringen. Sie waren schon öfters in Schwierigkeiten, hatten es jedesmal irgendwie geschafft. Und doch war jede Situation anders, schnell konnte sich ein Vorteil in einen Nachteil verwandeln. So war die momentan sichere Höhle am nächsten Morgen vielleicht schon eine Falle. Und auch Carters Zustand konnte binnen Sekunden akuter werden. Nicht nur der Blutverlust machte ihnen Sorgen, auch ihre vermutlich allergische Reaktion auf dieses Pfeilgift. Es war nicht sofort tödlich, anscheinend sollte es den Getroffenen nur außer Gefecht setzen.

Jack wusste es nicht, er war kein Arzt. Was er wusste war, dass Carter unbedingt Wasser benötigte um den Blutverlust wenigstens etwas auszugleichen.
"Wird Zeit, dass sie zu sich kommt. Sie braucht Wasser", sprach er seine Gedanken laut aus.

In diesem Moment stöhnte Sam leise, ihre Augenlider flatterten unkontrolliert.
"Carter?" Sanft strich Jack ihr über eine Wange. Das zeigte Wirkung, langsam schlug sie die Augen auf, nicht in der Lage einen festen Punkt zu fixieren. Vorsichtig drehte er Sam auf den Rücken, zog sie in eine halb sitzenden Position an sich heran, während Daniel die Wasserflasche öffnete.

"Sam? Du musst etwas trinken." Daniel erkannte, dass sie noch nicht ganz wach war, sie reagierte nicht wirklich auf seine Stimme. Er ließ ihr noch ein paar Sekunden Zeit.
"Sam?"

Ein langsamer Versuch den Kopf in Richtung der Stimme zu drehen, ließ beide aufatmen. Wenigstens reagierte sie wieder auf ihre Umgebung. Vorsichtig flößte Daniel ihr das Wasser ein. Kaum berührte das kühle Wasser ihre Lippen, begann Sam durstig zu trinken. Er setzte nach ein paar Schlucken die Flasche ab und kramte in seiner Hosentasche. "Antihistamine." Er deutete auf ihre Arme. "Sie können jedenfalls nicht schaden."
Sam seufzte gequält und spülte die kleine Tablette mit einem ordentlichen Schluck Wasser hinunter.

Sie blieb bei Bewusstsein, hielt die Augen jedoch geschlossen. Jack stützte sie weiterhin, ihr Kopf an seiner Brust ruhend. In dieser Lage schien sie weniger Schmerzen zu haben, auch wollte er ihr Bein durch unnötige Bewegungen nicht noch zusätzlich belasten. Sobald Teal'c mit der Trage fertig sein würde, mussten sie sie sowieso wieder bewegen.

Erneut schlug sie die Augen auf und drehte den Kopf in Daniels Richtung, ihr Blick blieb an der Wasserflasche in seinen Händen hängen. Vorsichtig hielt er ihr die Flasche an die Lippen. Sie wollte sie lieber selber halten, fühlte sich aber zu schwach um überhaupt den Arm zu heben, geschweige denn, mit der Hand zielgerichtet nach der Flasche zu greifen.

In diesem Augenblick kam Teal'c lautlos wie ein Schatten zum Eingang herein, in einer Hand seine Stabwaffe, in der anderen zwei lange, gerade Stangen, die ihn um einen Kopf überragten. Da er auf dem felsigen Boden nicht fündig wurde, hatte er sich hinter die Steinlinie wagen müssen, um zwei gerade gewachsene, junge Bäumchen zu finden, die stark genug waren um eine Trage anzufertigen. Von den aufgebrachten Bewohnern hatte er sich erfolgreich fern halten können.
In seinen Augen spiegelte sich die Erleichterung, als er sah, dass Sam bei Bewusstsein war.

Teal'c griff nach seiner Jacke, die gerade noch Sams Beine gewärmt hatte, schloss sie und zog die beiden Ärmel nach innen in die Jacke. Durch diese führte er dann jeweils eine Stange. Auf die gleiche Weise verfuhr er auch mit Daniels Jacke, so dass er am Ende eine Trage gefertigt hatte. Schnell, einfach, und sehr effektiv - genau wie er es immer gerne hatte. Mit dieser Methode hatte ihn Jack vor einiger Zeit verblüfft.

Jack hatte ihn beobachtet, nun war es an der Zeit, den Rückzug anzutreten.
"Carter?" Langsam drehte sie den Kopf in seine Richtung, sie schien immer noch leicht benebelt aber nicht mehr "angriffslustig" zu sein. "Wir packen Sie jetzt auf diese Trage, dann machen wir uns aus dem Staub." Ein zaghaftes Nicken bestätigte ihm, dass sie ihn verstanden hatte. "Das Einzige, das Sie tun müssen ist sich ruhig zu verhalten." Mehr zu sich selbst und ganz leise fügte er hinzu: "Und nicht zu singen."

Daniel hatte es trotzdem verstanden, Jacks Blick riet ihm jedoch, nicht zu grinsen. Also konzentrierte er sich ganz ernsthaft darauf, Sam noch etwas Wasser zu geben, bevor es auf die Reise ging.

Vorsichtig half Teal'c Jack dabei, Sam auf die Trage zu betten und sie mit Jacks Jacke so gut es ging zuzudecken. Sie hatte ziemliche Schmerzen bei dieser Aktion, biss jedoch tapfer die Zähne zusammen. Währenddessen verstaute Daniel noch schnell alles, was von ihnen stammte und somit nicht in diese Höhle gehörte, in seinem Rucksack, dann stellte er sich an ein Ende der Trage und wartete.

Jack scharrte mit seinen Stiefeln Sand in die Feuerstelle, erstickte die letzten Flammen. Dann nahm er seine P-90 in beide Hände, trat geduckt aus der Höhle und fand gleich Deckung hinter einem Felsen nahe dem Höhleneingang, von wo aus er die Umgebung sicherte.

Der Himmel über ihm war leicht bedeckt, die Sicheln beider Monde nicht hell genug um ihre Position durch verräterische Schatten preiszugeben. Es war ein Vorteil. Andererseits war auch der Feind dadurch geschützt. Angespannt lauschte er in die Dunkelheit unterhalb der Felsen. Es war windstill, kein Laut war zu hören.

Plötzlich war über ihm ein Schatten. Blitzschnell riss er die P-90 in Anschlag, den Finger am Abzug. Ein Schrei zerriss die Stille und im selben Augenblick erkannte er einen großen, dunklen Vogel, der keine 10 Meter von ihm entfernt auf seine Beute herabstieß. Ein klägliches Quietschen bestätigte den Jagderfolg.

Jack ließ den Lauf seiner P-90 sinken, schloss für eine Sekunde die Augen und atmete erleichtert aus.
Das Hämmern in seiner Brust blieb noch eine ganze Weile.
Erneut lauschte er in die Nacht, doch es blieb still. Dann gab er seinem Team ein Zeichen.

Der Marsch durch die Nacht war anstrengend. Trotz der Dunkelheit gingen sie im Schutz der Bäume und da sie ihre Taschenlampen nicht benutzen konnten, war es schwierig schnell voran zu kommen. Nach etwa zwei Stunden wechselte sich der Colonel mit Daniel an der Trage ab. Einen Moment gönnten sie sich noch eine Verschnaufpause, in der Jack Carters Verband kontrollierte. Sie trank noch etwas Wasser und war bereits wieder eingeschlafen ehe sie sich erneut auf den Weg machten.

Es blieb auch weiterhin alles ruhig, keine Spur etwaiger Verfolger. Entweder war ihre Flucht nicht bemerkt worden oder aber die Einheimischen begnügten sich damit, ihre "Feinde" von ihrem Territorium vertrieben zu haben. Es dauerte weitere zweieinhalb Stunden, bis sie endlich das Gate erreichten und somit der Heimat ein gutes Stück näher waren.

~*~*~*~*~*~

"Was ist passiert?" Noch während Dr. Fraiser mit wehendem Kittel und ihrem Team im Gefolge den Torraum betrat, stellte sie die Frage, die vom Colonel sogleich beantwortet wurde.

"Pfeil im linken Oberschenkel, die Spitze steckt noch. Ich hab ihn abgebrochen, desinfiziert, umpolstert und verbunden. Wegen der starken Schmerzen hab ich ihr Morphium gegeben, das war schon vor etwas mehr als 10 Stunden."

Sie kniete mittlerweile neben ihrer Patientin und testete die Reaktion ihrer Pupillen, während eine Krankenpflegerin den Blutdruck maß.
"Legen Sie ihr einen Zugang, Alice. Ringerlösung. Wenn sie soweit ist, auf die Liege mit ihr. Seitenlage." Die beiden Pfleger nickten. "Reden Sie weiter, Colonel."

"Nach einer Weile benahm sie sich plötzlich merkwürdig."
"Was meinen Sie mit merkwürdig?"
"Nun... als wäre sie high." Er räusperte sich ungemütlich. "Das ging fast eine halbe Stunde so, dann war sie ruhig. Ich dachte, sie wäre eingeschlafen. Tatsächlich war sie aber bewusstlos. Sie sollten sich auch ihre Arme ansehen, Doc."

Die beiden Pfleger hoben Sam auf die Liege. Einer der beiden zog den Ärmel ihrer Uniformjacke hoch, so dass die Ärztin einen Blick darauf werfen konnte. Die roten Flecken waren nur noch schwach zu erkennen.
"Die waren vor einigen Stunden noch dick und rot. Ich hab ihr Adrenalin verabreicht. Sie kam wieder zu sich und war seitdem bei Bewusstsein." Er warf über die ärztliche Schulter hinweg einen kurzen Blick auf Sam. "Zwischendrin hat sie dann geschlafen."

"Das war richtig so." Janet nickte, dann wandte sie sich an ihre Crew. "In Ordnung, ab in den OP, der Fremdkörper muss raus. Alice sagen Sie Bescheid, die sollen alles vorbereiten."

Alice nickte knapp und eilte zum Telefon, das neben der schweren Stahltür an der Wand hing. Die Sanitäter machten sich mit Sam auf der Bahre auf den Weg, unter den wachsamen Blicken der Ärztin, die ihrer Patientin nicht von der Seite wich.

General Hammond hatte dem Ganzen bislang schweigend zugesehen. Als Dr. Fraiser mit ihren Leuten und Major Carter nun aus dem Torraum verschwanden, wandte er sich dem Rest von SG-1 zu.
"Colonel, die Kurzfassung bitte." Der räusperte sich und fuhr sich mit der Hand durch die Haare, bevor er Hammond einen kurzen Überblick über die Ereignisse der letzten Stunden verschaffte.

"Es gab ein Missverständnis, die Leute reagierten sauer und jagten uns zum Teufel. Auf der Flucht wurde Carter verletzt. Teal'c fand eine Höhle, in der wir Zuflucht fanden. Nachdem wir Carter erstversorgt und Teal'c für ihren Transport gesorgt hatte, haben wir die Gunst der späten Stunde genutzt und uns unbemerkt vom Acker gemacht. Nach mehrstündigem Marsch haben wir dann ohne weitere Probleme das Gate erreicht. Denn Rest kennen Sie, Sir." Seine beiden Kameraden nickten zur Bestätigung.

Nun, da alle in Sicherheit und ihre Teamkollegin bei Dr. Fraiser in besten Händen war, sah man ihnen die Erschöpfung doch deutlich an. Er wollte sie nicht noch unnötig lange von einer Dusche, sauberen Klamotten und einem Bett fern halten.

"Danke, das genügte mir vorerst, Colonel. Ruhen Sie sich alle erst einmal aus, einen ausführlicheren Bericht erwarte ich dann morgen 0800. Sie können wegtreten."


~*~*~*~*~*~


Am nächsten Morgen saß der diensttaugliche Teil von SG-1 pünktlich mit Hammond im Besprechungsraum. Sie hatten abwechselnd alles ausführlich wiedergegeben, was sich am Vortag ereignet hatte. Inklusive der seltsamen Reaktion des Majors nach Verabreichung von Morphium, jedoch mit Ausnahme der detaillierten Wiedergabe ihrer Worte an ihren CO und ihres anhänglichen Benehmens selbigem gegenüber.

"Den schriftlichen Bericht erwarte ich dann schnellstmöglich." General Hammond betonte das letzte Wort besonders und warf dabei seinem 2IC einen vielsagenden Blick zu, den dieser ganz unschuldig erwiderte.

In diesem Moment betrat Dr. Fraiser den Raum, rettete den Colonel so vor einer Bemerkung, die Hammond schon auf den Lippen lag. Die volle Aufmerksamkeit aller richtete sich nun auf die kleine Ärztin und die Unterlagen in ihrer Hand, in denen zweifelsohne die neuesten Erkenntnisse über Major Carters Gesundheitszustand standen.
"Haben Sie etwas herausgefunden, Doktor?"

"Allerdings, Sir." Sie warf einen kurzen Blick in Carters Krankenakte. "Die Verletzung durch den Pfeil musste genäht werden, das verlief komplikationslos und es wird nur eine kleine Narbe zurück bleiben. Sie hatte großes Glück, dass keine größeren Gefäße verletzt wurden. Ich glaube nicht, dass ich Ihnen die Folgen erläutern muss." Sie machte eine kleine Pause, in der sie in den Unterlagen blätterte bis sie eine bestimmte Stelle gefunden hatte. Ernst fuhr sie fort.

"Hätte eine Morphinvergiftung vorgelegen, hätten wir das in ihrem Blut feststellen können. Es wurde aber keine höhere Menge nachgewiesen, als die, die durch eine einmalige Injektion und unter Berücksichtigung der verstrichenen Zeit zu erwarten war. Und die reichte bei weitem nicht aus, um Vergiftungserscheinungen hervor zu rufen. Hingegen fanden sich Spuren pflanzlicher Stoffe, die nachweislich auch an der Pfeilspitze zu finden waren."

"Also hat sie allergisch auf das reagiert, was an diesem Pfeil haftete?" Jack hatte sich vorgebeugt, die Unterarme auf den Tisch gestützt und aufmerksam die Schilderungen der Ärztin verfolgt. Nicht einmal der vor ihm liegende Dauerschreiber, mit dem er sich eben noch so hingebungsvoll und zum Leidwesen der anderen beschäftigt hatte, interessierte ihn im Moment.

"Nicht alleine darauf, Sir. Es sind Spuren von Pflanzen, die wir von anderen Planeten kennen. Allerdings hatte bisher niemand in dieser Form darauf reagiert." Sie warf einen scheinbar nichtssagenden Blick zu O'Neill, doch dieser wusste, was sie meinte. Er hatte sie erst an ihre ärztliche Schweigepflicht erinnert und ihr dann alles... einiges anvertraut. Es steckten unter Umständen wichtige Informationen in Carters Verhaltensweise.

"Ich vermute deshalb, dass das Morphium ihr in diesem Fall nicht geholfen, sondern eher geschadet hat. Es können sich wer weiß welche Wechselwirkungen ergeben." Sie zuckte die Schultern. "Aber um dies belegen zu können, werde ich erst noch ein paar Test machen müssen. Dadurch könnten ähnliche Situationen vermieden werden."

Stille machte sich breit, nachdem Dr. Fraiser ihren medizinischen Bericht beendet hatte.
"Colonel O'Neill." Der Angesprochene saß äußerlich ruhig da, das Kinn nachdenklich in die Hand gestützt. Jetzt sah er zu Janet auf die mit wenigen Schritte zu ihm kam und ihm beruhigend die Hand auf die Schulter legte.

"Sie müssen sich keine Vorwürfe machen, Sir. Woher sollten Sie denn wissen, dass die Gabe des Morphiums in Verbindung mit dem Pfeilgift eine solche Reaktion auslösen würde? Sie sind doch kein Arzt und nicht einmal der hätte das geahnt. Sie war verletzt, hatte starke Schmerzen..." Jack lächelte vage, nicht wirklich beruhigter.

Die Ärztin wandte sich wieder an alle.
"Ich habe ihr ein Antihistamin und Cortison verabreicht und sie spricht sehr gut darauf an. Trotzdem hatte Sam sehr viel Glück. Meist tritt ein anaphylaktischer Schock während oder kurz nach dem Kontakt auf. Je schneller die Symptome auftreten, desto lebensgefährlicher ist der Zustand. Im schlimmsten Fall treten diese bereits 10 Sekunden nach einer Verletzung auf. Sie sind sehr unspezifisch, zum Beispiel Übelkeit, Kreislaufbeschwerden, Brechreiz oder Erbrechen, trockener Mund, Zungenbrennen, Sehstörungen, akute Atemnot bis hin zu Kreislaufkollaps und..."

"Wir wollen nur wissen", unterbrach der Colonel ihren ärztlichen Redeschwall, er hatte wie alle anderen auch so schon genügend Ängste ausgestanden. "...ob Carter wieder auf die Beine kommt und wie es ihr jetzt geht." In dieser Hinsicht waren die beiden Frauen einander nicht unähnlich. Wehe, wenn sie erst mal dazu kamen, tief Luft zu holen.... Kein Wunder, dass sie sich so gut verstanden.

Janet sah lächelnd in die gespannten Gesichter. "In einer Woche darf sie die Krankenstation wieder verlassen, bis dahin möchte ich sie unter Beobachtung halten. Nur um sicher zu gehen. Und ihrem Bein dürfte die Bettruhe auch nicht schaden." Sie erwiderte General Hammonds Lächeln, beide wussten nur zu gut, wie schnell Sam in ihr Labor verschwinden konnte.
"Wie es ihr jetzt geht, davon dürfen Sie sich gerne selbst überzeugen."

"Die Besprechung ist beendet, Sie dürfen gehen. Und richten Sie..." Den Rest hörten die drei schon nicht mehr. General Hammond wandte sich seufzend an Dr. Fraiser. "Würden Sie dann bitte Major Carter meine Genesungswünsche überbringen, Doktor?"

~*~*~*~*~*~


Janet hatte sie vor zwei Tagen endlich nach Hause entlassen. Da es Wochenende war und ein gemütlicher Teamabend schon lange überfällig, wurde kurzerhand beschlossen, dass das wohl die Gelegenheit sei, die man auch nutzen sollte - diesmal bei Daniel. Er hatte sich auch gleich bereit erklärt Sams Chauffeur zu spielen, da sie aufgrund ihrer Verletzung - und Dr. Fraisers ärztlicher Anordnung - noch nicht in der Lage war, Auto zu fahren. Nun warteten sie auf die anderen beiden, die wohl nicht mehr lange auf sich warten lassen würden.

Jack schien es ganz Recht zu sein, dass sein Major beim ersten Besuch ihrer Kollegen auf der Krankenstation angab, sie könne sich an das, was ab ihrer Ankunft in der Höhle geschah, nicht erinnern. Dem war auch wirklich so. Und falls dies so bliebe, so hatte Jack für sich beschlossen, würde er es auf sich beruhen zu lassen.

Aber irgendwann benahm sie sich plötzlich merkwürdig, zog bei der Anwesenheit ihres CO fast unmerklich den Kopf ein. Fast hatte Daniel den Eindruck, sie wäre am liebsten unter der Matratze verschwunden.
Jack hingegen "bemerkte es nicht". Auch außerhalb der Krankenstation verlor er kein Wort, kämpfte jedoch ab und an mit einem Grinsen. Einem Grinsen das ihm verriet, dass Jack irgendwas im Schilde führte.

Daniel äußerte ihm gegenüber seine Vermutung, dass Sam sich nun wohl doch erinnere, versprach aber nach einem warnenden Blick und einem ernsten Wort schnellstens, sich zusammen zu reißen und die Klappe zu halten. Und so hielt Daniel sich zurück, auch wenn es ihm unsagbar schwer fiel und wartete gespannt auf Jacks Ankunft, die sich etwas verzögern würde, weil er, nach eigenen Angaben, noch etwas Wichtiges zu erledigen hätte.

Eines der Dinge, die Sam bei der Zusammenarbeit mit Colonel O'Neill als erstes gelernt hatte war, dass es nicht sein allgegenwärtiger Sarkasmus und seine Sprüche waren, die ihr zu denken geben sollten, sondern die Tatsache dass er nichts sagte, wenn sie es am ehesten erwartete. Und so war ihr irgendwie nicht ganz wohl vor dem heutigen Abend.

Doch entgegen all ihren Befürchtungen verlief dieser Teamabend genau wie alle anderen. Es wurde viel geredet, gut gegessen, gescherzt und gelacht. Aber es fiel kein Wort über das, was in der Höhle vorgefallen und ihr so peinlich war. Nur schwer konnte sie sich mit der undeutlichen aber unangenehmen Erinnerung anfreunden, die sich ihr wie ein ständig wiederkehrender Ohrwurm aufdrängte; die Erinnerung an ein Lied...

Seltsamerweise kam darüber kein Spruch, kein Kommentar von einem ihrer Freunde. Nicht, dass sie etwas von Teal'c erwartet hätte, auch Daniel verhielt sich still - aber dass vom Colonel so gar nichts kam? Sollte sie sich so in ihm getäuscht haben? Oder irrte sie mit ihrer Erinnerung?
Je später der Abend wurde, desto ernsthafter war sie geneigt zu glauben, dass sich der Ohrwurm in ihrem Kopf als bloße Einbildung entpuppt hatte und alles nur halb so schlimm wie sie befürchtete. So lehnte sie sich in Gedanken zurück und genoss den Rest des Abends.

Nachdem sich Jack und Teal'c dann irgendwann verabschiedet hatten, sehnte sich auch Sam nun nach ihrem Bett. Vor ihrer Haustür winkte sie Daniel zum Abschied und als sie ihre Tür aufschließen wollte, stutzte sie. Am Türknauf hing eine kleine weiße Tüte! Vorsichtig spähte sie hinein. Das Licht der Lampe über ihrer Haustür fiel auf ein rechteckiges, in buntes Papier eingepacktes Päckchen an dem ein kleiner Zettel klebte. Darauf stand ihr Name, in der eindeutigen Handschrift ihres CO. Verwundert zog sie die Stirn kraus, hängte die Tüte über den Griff ihrer Krücke und schloss endlich die Tür auf.

Das Päckchen ließ ihr keine Ruhe. Er musste es an die Tür gehangen haben, bevor er zu Daniel gefahren war. Sie lächelte wegen seiner Voraussicht, dass sie sich mit dem Bein nicht bücken konnte. Aber sofort wurde sie wieder nachdenklich. Wieso hatte er am Abend nichts davon gesagt? Das Päckchen mit keinem Wort erwähnt? Er konnte es doch nicht vergessen haben?

Seufzend ließ sie sich vorsichtig auf ihrer Couch nieder. Die Krücke fiel zu Boden, sie bemerkte es nicht einmal, zu sehr waren ihre Gedanken auf das Päckchen fixiert. Plötzlich hielt sie es nicht mehr aus. Neugierig riss sie das Papier auf.

Zum Vorschein kam eine kleine Schachtel, auf der ein bunter Kaffeebecher abgebildet war. Sam grinste als sie den kleinen Zettel las, der auf der oberen Lasche des Kartons klebte. Da stand, ebenfalls in Jacks Handschrift:

"Sorry Carter, war wirklich keine Absicht."

Er hatte sein Versprechen also gehalten und ihr eine neue Tasse besorgt. Als Entschädigung für die, die er beim vorletzten Teamabend zerbrochen hatte. Ausgerechnet ihr Lieblingskaffeebecher! Sie hatte schon nicht mehr damit gerechnet. Deshalb hatte er auch nichts gesagt, er wollte sie damit überraschen! Ein warmes Lächeln umspielte ihre Lippen. So konnte man sich täuschen.

Der außen abgebildete Becher war hübsch. Vorsichtig zog sie die Lasche des Kartons auf - und ließ ihn vor Schreck fast zu Boden fallen! Die Tasse war verkehrt herum in der Verpackung, so dass sie nun auf den Unterboden sehen konnte. Und sobald das Licht darauf traf, begann die Tasse mit schrillen Tönen eine Melodie zu spielen...

"You are my sunshine, my only sunshine..."

So konnte man sich täuschen.


Ende
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