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Regen von Kes

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Regen


Stille. Völlige, alles bedeckende Stille. Er fühlte sich, als stünde er in einem Vakuum, das jegliche Geräusche hinter seine unsichtbare Hülle verbannte. Die Dunkelheit schien seine Haut zu streicheln, die Sterne waren näher als je zuvor. Er lächelte. Die Luft war kühl und feucht und der Duft nasser Straßen und Bäume erfüllte seine Sinne. Ein Kristall, perfekt geformt wie es nur die Tränen einer Sommernacht sein konnten, fiel von seinem Ruheort an der Spitze eines grünen, feuchtfunkelnden Blattes herab und zerschellte auf der tiefschwarzen Straße. Auf dem Boden verlor es sich in der Einheit Seinesgleichen, den kläglichen Überresten des Sturmes.

Er drehte sich. Sein Gesicht blickte nach oben, dem unendlichen Himmel entgegen, der so voller Geheimnisse, voller Mysterien war, dem er näher sein wollte, mit dem er Eins werden wollte. Er fühlte sich frei und doch gefangen, erfüllt und doch suchend. Seine Sinne wie sein Geist waren beflügelt und doch konnte er die Grenzen nicht durchbrechen, die ihn in seinem Körper gefangen hielten, die ihm die Möglichkeit raubten, alles zu sein. Nichts zu sein. Er kämpfte, versuchte, sein Herz zu öffnen, sich zu vereinigen mit dem Leben, doch etwas hielt ihn fest. Umklammerte ihn und hielt ihn in seinem Käfig. Sein Herz war schwer. Es trug die Last einer Liebe. Einer Liebe, die so gewaltig und so mächtig war, dass er sie weder abschütteln, noch einschließen konnte. Er wollte fort fliegen, wollte sich von dem trennen, was ihm Kummer bereitete, was um ihn geschah. Er konnte nichts zum Besseren wenden, außer seinem Selbst. Doch wie sollte er das eigene Sein verwandeln, wie sollte er unbeschwerte Unendlichkeit genießen, wenn die Liebe ihn zurück hielt? Er hatte sich danach gesehnt, zu lieben, sich danach gesehnt, einem Menschen ergeben zu sein und die gleiche Ergebenheit in Erwiderung zu erfahren. Doch er hatte sich geirrt. War so menschlich, so fehlbar. So verblendet gewesen. Es gab kein Zurück. Es gab Leugnung, Lügen, Verzweiflung, Kälte und Taubheit in all seinen Fasern. Doch es gab kein Ende. Er wollte fliehen. Wollte vergessen, Zerstreuung suchen. Doch es war unmöglich. Die Ketten hielten ihn. Bereitete die Liebe ihm noch so viele Schmerzen, er konnte sie nicht zurück lassen. Suchte immer wieder die Qual, die nichts Süßes, nichts Liebliches, nichts Romantisches besaß. Dort war der Mond, er verspottete ihn. Nannte ihn Schwächling.

Ein neuer Kristall. Starrköpfig hatte es sich selbst erschaffen, wanderte über die junge Haut, verweilte in einem Mundwinkel und hinterließ nichts als den salzigen Nachgeschmack der Trauer. Er starrte zur Milchstraße empor. Der Himmel war so klar, so schwarz, so perfekt und gleichzeitig so unendlich weit entfernt. Unerreichbar. Weitere Tränen liefen sein Gesicht hinab. Mit welcher Grausamkeit zeigte man ihm, was er nicht haben konnte. Nie haben würde. Nicht mit allem Mut, allem Willen, aller Entschlossenheit, allem Glück und allen Armeen. Denn sie liebte ihn nicht. Er kämpfte einen verlorenen Krieg, eine Schlacht um ein Leben, das er nicht leben wollte. Er war des Seins nicht würdig. Er war ein Verräter, Versager. Er verriet, was ihm geschenkt war. Ein Leben erfüllt von Liebe und Glück, Gesundheit und Wohlstand. Er versagte dabei, das Leben zu leben, die Widrigkeiten hinzunehmen, dankbar zu sein für das, was ihm gegeben worden war. Er konnte nicht zufrieden sein, konnte nicht vergessen, was ihm fehlte. Konnte die Gier nicht kontrollieren. Wollte mehr. Wollte widergeliebt werden. Wollte gebraucht werden. Wollte sie. Er würde sie nicht bekommen. Welchen Sinn hatte seine Existenz?

Der Regen begann von Neuem. Durchnässte ihn und wusch den Schmerz fort. Wusch ihn rein. Er vergaß. Das Lächeln kehrte zurück. Sein Körper war leicht, seine Sinne schwebten. Vielleicht würde er Eins mit der Stille werden. Bis die Sonne aufging.



Ende

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