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Der Jaffa und die Soldatin von Kes

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Der Jaffa und die Soldatin


"Whoohoo!" Jack stolperte beinahe über den Bordstein, als er der gutgebauten Rothaarigen nachrief. "Ups." Er grinste.

Carter schüttelte lachend über ihren Vorgesetzten den Kopf. "Sir, Sie sind betrunken!", sagte sie. Sie hatte selbst ein paar Gläser getrunken, doch sie war nicht annähernd so angeheitert wie der Colonel.

"Jap!", antwortete dieser.

So ausgelassen wie an diesem Abend hatte sein Team O'Neill selten erlebt, und es lag nicht allein am Alkohol. Sie waren am Morgen von einer überaus erfolgreichen, wenn auch fordernden Mission zurück gekehrt, bei der sie nicht nur einen Goa'uld von der Bildfläche gewischt, sondern auch noch neue Verbündete gefunden hatten. Zur "Belohnung" hatte SG-1 drei Tage wohlverdienten Urlaub bekommen. Mit besten Empfehlungen des Präsidenten.

Daniel klopfte Jack auf die Schulter. "Macht nichts, ich auch", lallte er. Seit langem war er zum ersten Mal wieder vertraut und locker im Umgang mit seinem Freund, von dem er sich in den vergangenen Monaten immer weiter entfernt hatte.
Dieser Abend schien einfach etwas Außergewöhnliches zu sein.

Teal'c lief neben seinem Team her und hörte dem Geplänkel der Tau'ri zu. Ab und an hob er fragend unter dem Baseball Cap, das O'Neill ihm geschenkt hatte, eine Augenbraue, manchmal verbiss er sich ein Grinsen. Seine Freunde waren auf eine beinahe niedliche Art unbeholfen in ihrem angetrunkenen Zustand. Natürlich würde er ihnen so etwas niemals sagen. Er zog es vor, sich zurück zu halten und die Umgebung zu beobachten. In der Nähe der Bar, die sie vor einigen Minuten verlassen hatten, war ihm eine Gruppe Männer aufgefallen, die ihm unangenehm aggressiv erschienen waren. Er wollte sicher gehen, dass sie ihnen nicht begegneten. Seine Team-Mitglieder waren wohl kaum in der Lage, sich effektiv zur Wehr zu setzen, sollte es zu einem Angriff kommen.

Carter hakte sich bei ihm ein und knuffte ihn mit dem Ellbogen in die Seite. "Was ist los, Teal'c? Du kannst dich entspannen, hier wird uns schon kein Goa'uld auflauern, um sich dafür zu rechen, dass wir seinem Vater... oder Bruder... oder beidem... in den Hintern getreten haben", sagte sie.

Teal'c hob eine Augenbraue und ein Mundwinkel schnellte für einen Augenblick nach oben. Major Carter war entspannter als gewöhnlich, und es machte ihn glücklich die junge Frau so zu sehen. Sie trug sehr viel Verantwortung auf ihren Schultern und oft ließ sie sich von diesem Gewicht niederdrücken. Nicht so an diesem Abend. "Major Carter", setzte er zu einer Antwort an, doch er wurde von ihr unterbrochen.

"Sam", sagte sie.

Diesmal stieg seine Augenbraue höher als gewöhnlich. "Sam", nahm er ihr Angebot an. Er hielt einen Augenblick inne, um sich an das ungewohnte Gefühl ihres Vornamens auf seiner Zunge zu gewöhnen, bevor er fortfuhr: "Ich rechne ebenfalls nicht mit einem solchen Angriff. Jedoch fühle ich mich unwohl dabei, meine Umgebung völlig unbeobachtet zu lassen."

Sie nickte. "Da hast du vermutlich sogar..."

"Carter! Carter, kommen Sie her! Ich will ihnen was zeigen!", hielt ihr Vorgesetzter sie davon ab, weiter zu sprechen. Er war einige Meter hinter ihnen mit Daniel stehen geblieben und war anscheinend von etwas an Daniels Hose völlig fasziniert... Nein - Sams Augen weiteten sich - er war von etwas in Daniels Hose fasziniert!

"Sir?", fragte sie mit einer Mischung aus Unsicherheit und Misstrauen. Sie warf einen kurzen Blick zu Teal'c, der vergeblich versuchte, seine Neugier zu überspielen. Sie zog ihn mit sich zu den beiden Männern, die betrunken kicherten.

"Carter, sehen Sie sich das an! DAS ist Daniels Blinddarmnarbe!", gluckste der Colonel fröhlich.

Carter atmete erleichtert aus. Sie hatte bereits mit dem Schlimmsten gerechnet. Die beiden Männer hatten eine ganz besondere Beziehung zu einander, doch sie bezweifelte, dass sie im nüchternen Zustand damit klar gekommen wären, dass sie in dieser Nacht etwas getan hätten, das den Begriff "Freundschaft" etwas ausdehnte. "Das ist schön, Sir", sagte sie.

"Hey, seht euch diese kleinen Schwuchteln an!", drang plötzlich eine fremde Stimme zu der kleine Gruppe hinüber.

Das Team sah sich nach der Quelle um und entdeckte fünf Männer auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Teal'c erkannte sie sofort als die wieder, die er bei der Bar gesehen hatte. Er drückte seinen Rücken durch und setzte sein "Jaffa-Gesicht" auf.

O'Neill ließ den Saum von Daniels T-Shirt sinken, den er bis dahin hoch gehalten hatte, um eine bessere Sicht auf dessen Narbe zu bekommen, und ging auf die Mitte der Straße zu. "Was hast du gesagt?", fragte er scharf.

Carter verzog das Gesicht. Ärger lag in der Luft.

"Was denn, will die kleine Blonde die Beine nicht breit machen und deshalb machst den hübschen Bubi an?", überging der Fremde O'Neills Frage und ging ebenfalls auf die Mitte der Straße zu.

Carter spürte, wie Teal'cs Muskeln sich anspannten und er unruhig wurde. Weit und breit waren keine anderen Passanten zu sehen.

"Ich geb dir einen guten Rat, halt die Schnauze und hau ab so lange du noch die Chance hast", warnte O'Neill. Er war zweifellos betrunken, doch seine Ausbildung machte ihn selbst in diesem Zustand noch gefährlich. Seine Augen blitzten. Er konnte sich gut genug selbst einschätzen, um zu wissen, dass er es nicht mit allen aufnehmen konnte, doch das musste er auch nicht. Er hatte Rückendeckung. Er machte einen weiteren Schritt auf sein Gegenüber zu.

"Was denn nun? Lässt sie dich nicht ran oder kriegst du einfach keinen mehr hoch?", provozierte dieser ihn weiter.

"Okay, das war's", murmelte Jack, bevor er auf den Mann losging. Wäre er nüchtern gewesen, hätte er sich vermutlich niemals auf diese Schlägerei eingelassen, doch so wie es war, glaubte er, sich und Carter verteidigen zu müssen. Er verpasste dem Fremden einen Kinnhaken, der ihn zu Boden gehen ließ.

Als nächstes entstand ein Gemenge aus Fäusten, Armen und Beinen, an dem beide Parteien gleichermaßen beteiligt waren. SG-1 behielt - nicht zuletzt durch Teal'c - zumeist die Oberhand, und auch dass die Männer zögerten, sich gegen Carter zu wehren, verschaffte ihnen einen Vorteil.

"Holt eure kleine Schlampe und verpisst euch!", rief der Mann, der den Streit angefangen hatte, bevor er ihnen nachspuckte. "Ist sowieso keine richtige Frau!"

Teal'c blieb stehen und drehte sich halb zu dem Fremden um. Wer ihn kannte wusste, dass er vor Wut innerlich kochte. Sam zog an seinem Arm.

"Ist schon in Ordnung, Teal'c", versuchte sie, ihn zu besänftigen.

Doch er hörte an ihrer Stimme, dass es keinesfalls in Ordnung war. Trotzdem ließ er sich von ihr die Straße hinunter von den Männern fort ziehen. Im Hintergrund wurde das Fluchen der Verlierer-Partei leiser und die Vier setzten ihren Weg zu Daniels Apartment fort. Niemand sprach.

"Tut mir leid, Carter", brach O'Neill erst Minuten später das Schweigen.

"Sir, diese Typen waren betrunken und... Arschlöcher, das ist nicht Ihre Schuld", versicherte sie ihm. Sie hatte während der letzten Minuten über die beleidigenden Worte des Mannes nachgedacht, doch das würde sie nicht eingestehen. Er hatte mit seinem alkohol-vernebelten Gehirn vermutlich durch reinen Zufall eine empfindliche Stelle getroffen. Sie war tatsächlich nicht wie andere Frauen. Und sie hatte zu oft erlebt, dass sie Männer mit ihrer Art abschreckte. Sie war Soldatin und Wissenschaftlerin, erst danach schien sie ein Mensch zu sein. Und sie fühlte sich verletzlich und chancenlos, wenn es zu einer Beurteilung von ihr als "Frau" kam.

Niemand sagte mehr etwas, bis sie das große Gebäude erreicht hatten, in dem sich Daniels Wohnung befand. Dort verabschiedeten Sam und Teal'c sich vom Rest ihres Teams. Jack würde die Nacht auf Daniels Sofa verbringen. Teal'c, der ursprünglich ebenfalls mit den beiden Männern sein Ziel für die Nacht erreicht haben sollte, hatte sich nicht davon abbringen lassen, Carter nach den Vorfällen des Abends nach Hause zu begleiten. Er würde den Rückweg zu Daniels Apartment finden, hatte er seinem Freund versichert. Er und Sam schwiegen den meisten Teil der anschließenden Busfahrt, sowie den Weg von der Bushaltestelle bis zu ihrem Haus. Erst als sie vor der Tür angekommen waren, sprach Teal'c wieder:

"Sam."

Sie erschrak beinahe, als sie ihren Namen aus seinem Mund hörte. Sie selbst hatte ihn erst Minuten zuvor dazu aufgefordert, ihn zu benutzen, doch trotzdem schien es so seltsam.

"Du bist einer der tapfersten und mutigsten Krieger, die ich kenne. Dein Wissen übersteigt das der meisten Menschen. Du bist unentbehrlich für den Kampf gegen die Goa'uld."

Sie senkte den Kopf. Sie musste sich damit abfinden, dass das alles war, was die Menschen in ihr sahen.

"Doch du bist auch eine wunderschöne, liebevolle Frau, die mit ihrem Wesen das Leben ihrer Mitmenschen erhellt. Du ziehst viele in deinen Bann. Auch wenn du es nicht bemerkst. Oder vielleicht weil du es nicht bemerkst."

In ihren Augen sammelten sich Tränen, die sie zu bekämpfen versuchte.

"Und entgegen dem, was du glaubst und zu glauben gelernt hast, wird nicht von dir erwartet, dass du einer der Männer bist. Genauso wenig wird erwartet, dass du keine Gefühle zulässt. Ein Soldat, der nur Soldat ist, ist ein schlechter Krieger für eine gerechte Sache."

Woher wusste er so genau, was in ihrem Kopf vorging? Sie sah ihn einen Moment schweigend an. Eine einzelne Träne floss ihre Wange hinunter. Sein Blick war ernst, beinahe traurig. Sein Gesicht schien weicher als gewöhnlich, menschlicher. Sie streckte ihre Hand nach ihm aus und legte sie auf seine Wange. Er fixierte sie weiter mit seinem warmen Blick. Er meinte jedes Wort, das er sagte, das wusste Sam. Und doch sträubte sich etwas in ihr, Trost in ihnen zu finden.

"Teal'c, es tut mir leid, dass ich dich mit so etwas belastet habe. Es muss am Alkohl liegen oder an der späten Stunde", sagte sie.

Teal'c zögerte nur einen Moment. Er wusste, was das Richtige war. Wusste, dass sie Hilfe brauchte, bevor ihre Schutzwalle wieder standen.
Er griff nach ihr, darauf bedacht, seiner Berührung Sanftheit statt Kraft zu verleihen. Er legte seine Hand an ihren Hals und sah zu, wie sie für eine Sekunde die Augen schloss. Als sie sie wieder öffnete, sah er eine Mischung aus so vielen Gefühlen darin. Angst, war eines davon. Er trat näher an sie heran, doch nicht nah genug, damit ihre Körper sich berührten. Es war eine Einladung. Ein Angebot, das sie annehmen oder ablehnen konnte. Er wollte es ihr so leicht wie möglich machen. Sie zögerte. Dann spürte er, wie sich ihre Muskeln entspannten, die Kriegerin verschwand und die Frau an ihrer Stelle erschien. Sie schloss die Augen und überquerte die Distanz zwischen ihnen. Sie legte ihren Kopf an seine Brust und atmete mit einem erstickten Schluchzen aus. Sie ließ sich in ihn fallen, missachtete alle Warnschilder, die sie für sich selbst aufgestellt hatte, und zeigte ihm all ihre Schwäche, all ihre Hilflosigkeit. Er legte seine Arme um sie und hielt sie fest. Durch den Stoff seines beigefarbenen T-Shirts spürte er Nässe auf seiner Haut und wusste, dass sie leise Tränen vergoss.
Sie schluchzte. Wie lange war es her, dass jemand sie so gehalten hatte? Wie lange war es her, dass sie sich so beschützt, so wohl gefühlt hatte. Zum ersten Mal seit scheinbar einer Ewigkeit, vergaß sie die Sorgen und die Verantwortungen, ihre Aufgaben und Probleme, ihren Terminkalender und die Zeit. Sie atmete Teal'cs sauberen Duft ein. Dann plötzlich zog sie sich aus seiner Umarmung zurück und wischte sich die Tränen aus den Augen. Sie sah ihn an und für einen Augenblick hatte sie Angst, dass sie alles missverstanden hatte. Dass er nicht wirklich für sie da war. Doch dann erkannte sie den Mann wieder, der seit mehr als vier Jahren an ihrer Seite stand, dem sie mehr vertraute als ihren eigenen Freunden, ihrer eigenen Familie. Sie brauchte in dieser Nacht seine Ruhe, seine starken Hände, seinen Körper, der sie stützte und seine Augen, die ihr Sicherheit versprachen. Als sie ihn küsste und seine Hand sich in ihren Haaren vergrub, wusste sie, dass es richtig war.

Ende

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