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Too close to each other to be two things von Kes

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Teil 2

Ich rannte. Ich weiß nicht mehr genau, wie alles passiert war. Es ging so unwahrscheinlich schnell. Ich sah Jack, wie er den Mund aufriss und... schrie, aber ich konnte ihn nicht hören. Alles war totenstill. Sam sagte etwas – ich sah, wie sich ihre Lippen bewegten, wie ihre Augen funkelten, wie sie es immer taten, wenn sie etwas erklärte – doch ich hörte nichts. Dann rannten wir. Ich wusste nicht warum, es war schließlich nur ein Licht, aber wir sahen wie es näher kam, wie der Strahl über die Wüste wanderte, wie der Sand unter ihm aufgewirbelt wurde, und ohne zu zögern liefen wir los.

Ich hatte Angst. Das war nichts besonderes, ich hatte öfter Angst, wenn ich auf fremden Planeten von etwas angegriffen wurde, was ich nicht identifizieren oder einordnen konnte. Doch dann sah ich Jack und ich sah Jacks Augen und zum ersten Mal wurde mir bewusst, dass er auch Angst hatte. Wieso hatte ich es nicht früher begriffen? Jack konnte nicht nur hassen. Er konnte nicht nur Befehle brüllen. Er war nicht nur ignorant und herablassend. Er war nicht nur Militär. Es mag seltsam klingen, aber ich war zu verblendet gewesen, um hinter die Fassade zu sehen. Vielleicht zu bequem. Ich wollte meine Meinung über ihn nicht ändern. Gerade jetzt nicht. Nach allem, was er gesagt und getan hatte. Er hatte unsere Freundschaft zerbrochen.

Ich wäre beinahe stehen geblieben, als plötzlich ein Gedanke in meinen Kopf schoss, der nicht nur unangebracht war, wenn man die Umstände betrachtete, in denen wir uns befanden, sondern auch unangenehm für mein Ego: Ich war es gewesen, der unsere Freundschaft zerstört hatte.

Wir erreichten die Ruine nur Sekunden vor dem Lichtstrahl. Wir wussten nicht, was passieren würde, wenn er auf die Steinmauern traf, wir wussten nicht, ob überhaupt etwas passieren würde – aber was für eine Wahl hatten wir? Wir konnten nicht abwarten und das Risiko eingehen. Die Vergangenheit hatte uns gelehrt, misstrauisch mit ominösen Lichterscheinungen umzugehen. Jack drehte sich zu mir um und rief mir etwas zu, doch noch immer war seine Stimme stumm. Noch etwas, was mir Angst machte. Wieso konnte ich nichts hören? Er deutete auf eine portalartige Öffnung in der Ostwand der Ruine und zog an Sams Ärmel, um sie darauf aufmerksam zu machen. Offensichtlich konnten die anderen ebenso wenig hören. Apophis, der sich in seinen Fesseln plötzlich bemerkenswert schnell bewegt hatte, als das Licht aufgetaucht war, schüttelte den Kopf, doch wir ignorierten ihn.

Der Raum war riesig, doch gab es keinen sichtbaren zweiten Ausgang. Ich leuchtete mit meiner Stablampe die Wände an und erkannte keltische Symbole. Ewigkeits-Symbole. Ich tippte Sam an und machte sie auf eine der Zeichnungen aufmerksam, von der ich annahm, dass sie sie kannte. Das mathematische Symbol für "unendlich". Nicht keltisch... auf diesem Planeten schienen sich verschiedene Einflüsse vermischt zu haben.

"Teal’c?"

Gott, verdammt, ich konnte meine eigene Stimme nicht hören. Er reagierte nicht. Ich ging zu ihm und griff nach seinem Arm. Er zuckte fast unmerklich zusammen. Eine Augenbraue schnellte nach oben.

Ich zeigte auf die Symbole an den Wänden. Wir hatten dieses Szenario so oft durchgespielt – ein fremder Planet, Ruinen, Schriftzeichen, Teal’c, hast du so etwas schon mal gesehen? – er wusste sofort, worauf ich hinaus wollte, aber er schüttelte den Kopf. Nein, Danieljackson, diese Zeichen sind mir nicht bekannt.

Sam schlug ihr Messgerät, was einen fragenden Blick von Jack hervorrief. Sie zuckte lediglich mit den Schultern und legte das Gerät auf dem Boden ab. Nichts schien zu funktionieren in dieser Kammer. Jack verzog das Gesicht und öffnete den Mund, um etwas zu sagen, nur um ihn wieder zu schließen. Er schüttelte leicht den Kopf und sah uns auffordernd an. Er wollte Vorschläge. Ich zuckte mit den Schultern. Er sah zu Sam. Es war seltsam. Ich konnte ihr förmlich ansehen, wie ihr Gehirn arbeitete, wie sie Theorien durchdachte und verwarf... Unsicherheit. Ich sah Unsicherheit. Und nach Jacks Blick zu urteilen, sah er es auch. Dieses Szenario hatten wir Hunderte von Malen durchgespielt – aber die Stille machte den Unterschied. Ich wusste genau, was Sam in diesem Moment tun wollte: Reden. Ihre Theorien vorlegen. Uns – Jack – erklären, was in Frage kam und was nicht. Ihm Optionen liefern. Ablenken. Ich hatte es nie verstanden. Sie wollte von ihrer Unsicherheit ablenken. Unbewusst vielleicht, aber das war es, was sie tat, wenn sie uns mit Fachbegriffen und höherer Physik bombardierte. Warum? Warum fühlte sie sich uns gegenüber unsicher?

Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als ich aus den Augenwinkeln eine Bewegung wahrnahm. Ich hatte fast vergessen, dass Apophis da war. Er stand unmittelbar neben dem Eingang zu der Kammer, in der wir uns befanden. Ich wandte meinen Blick wieder Jack zu. Er schien etwas entspannter. Vielleicht war die Gefahr vorüber. Wie lange waren wir jetzt schon in der Ruine? Das Licht war womöglich bereits verschwunden...

Weshalb war Apophis hier? Was hatte dieses Licht zu bedeuten? Was wusste er? Ich ging auf ihn zu und sah ihn an. Sprechen wäre ohnehin vergebens gewesen. Ich starrte ihn an und wartete auf eine Reaktion. Er wirkte... unbehaglich. Nicht mehr. Nicht eingeschüchtert oder ängstlich, nicht verzweifelt. Unbehaglich. Und die Zurschaustellung seiner Gleichgültigkeit hatte den gewünschten Effekt: Sie machte mich wütend. Aber ich würde ihn nicht gewinnen lassen. Was auch immer er uns vorspielte, wir hatten ihn in der Hand. Wir hatten alle Vorteile auf unserer Seite. Ich zog meine Waffe und platzierte sie auf seiner Stirn. Sein Gesicht veränderte sich nicht, doch ich wusste, dass es in seinem Inneren anders aussah. Wenn auch nichts anderes, so hatten wir es geschafft, seinen Stolz anzugreifen. Und was war einem Goa’uld wichtiger als Stolz und Macht? Er hatte weder das eine, noch das andere. Ich entsicherte die Waffe, ohne sie auch nur einen Millimeter von seiner Stirn zu entfernen. Ich musste nicht die Stimmen meiner Teammitglieder hören, ich musste nicht einmal ihre Gesichter sehen, um zu wissen, was sich um mich herum abspielte: Teal’cs ausdrucksloses Gesicht. Er verabscheute Apophis und würde ohne die geringste Gefühlsregung zusehen, wie sein Gehirn aus seinem Schädel spritzte. Carters Anspannung. Sie machte sich bereit für jede Wendung, die diese Situation nehmen konnte. Und Jack. Jack’s Hass. Und Jacks Kummer. Sorge. Doch er schien zu einer Art Erkenntnis gekommen zu sein. Er machte keine Anstalten sich einzumischen. Er würde die Entscheidung mir überlassen. Innerhalb einer Sekunde nahm ich die Waffe von seiner Stirn, richtete sie aus nächster Nähe auf seine Schulter und drückte ab.

Apophis schrie auf und seine Augen glühten. Die Wucht des Geschosses drückte ihn gegen die Wand. Es war ein gutes Gefühl. Ich lächelte. Und im selben Moment, in dem mir bewusst wurde, dass ich lächelte, bekam ich Angst. Ich spürte Jacks Hand an meiner Schulter und ließ die Waffe fallen, als sei sie etwas Widerliches, Verwerfliches. Und das war sie auch. Im Licht unserer Taschenlampen konnte ich nur Jacks Umrisse erkennen, wie er sich nach der Waffe bückte. Und Apophis Umrisse, wie er auf dem Boden in der Ecke kauerte. Sam richtete ihre Stablampe auf den Boden vor Jack und mir und der Lichtstrahl traf eine beschriftete Bodenplatte. Ich vergaß Apophis und sank wie automatisch auf die Knie, um die Schrift zu entziffern. Wieder waren die Schriftzeichen keltischen Ursprungs. Wenn auch etwas verändert. Es war ein Reim. Übersetzt bedeutete er etwa: "Erde, Wasser, Feuer und Luft in Einigkeit mit der Helligkeit des Seins, vorüber die unendlichen Mächte der Veränderung. Hinaus tritt der Mutige, versteckt bleiben die Verdammten."

Drei paar Augen hafteten erwartungsvoll auf mir, während ich versuchte, den Sinn der Inschrift zu erfassen. Doch selbst wenn ich verstand, was sie bedeutete, wie sollte ich es den anderen klarmachen? "Erde, Wasser, Feuer und Luft in Einigkeit mit der Helligkeit des Seins, vorüber die unendlichen Mächte der Veränderung. Hinaus tritt der Mutige, versteckt bleiben die Verdammten." Ich sah die anderen ratlos an. "Versteckt bleiben die Verdammten." "Hinaus tritt der Mutige." Der Wink mit dem Zaunpfahl war kaum zu übersehen. Trotzdem. Was, wenn ich es falsch verstand? Was, wenn es zu früh war, wenn das Timing nicht stimmte? Ich wusste noch nicht einmal, was sich außerhalb der Ruine abspielte, woher sollte ich also wissen, wann die Zeit gekommen war, die Kammer wieder zu verlassen?

"Hinaus tritt der Mutige." Mir fiel ein Sprichwort ein, das sich irgendwann einmal in meinen Kopf gebrannt hatte: "Lieber eine Minute lang feige, als ein Leben lang tot." Ich war mir nie schlüssig gewesen, ob ich dieser Aussage zustimmen konnte oder nicht. Die Entscheidung war mir aber durch das Schicksal abgenommen worden. Das Schicksal, das mich zu SG-1 gebracht hatte. Das mich zum Retter der Welt auserkoren hatte. Ich hatte keine Chance mehr, feige zu sein. Ich hatte es mir regelrecht abgewöhnt. Und Jack war nicht ganz unbeteiligt daran gewesen.

Ich warf einen Blick auf die Tür und suchte nach der Entschlossenheit, die ich brauchte. Ich spürte Jacks Blick und erst als mir entgültig klar wurde, dass ich niemals sicher sein würde, ob eine Entscheidung über Leben oder Tod richtig war, erwiderte ich ihn.

Jack nickte. Ich hatte die Entscheidungsgewalt. Jack hatte mir seinen Posten überlassen. Und die Verantwortung lag wie Blei auf meinen Schultern. Ich versuchte im Halbdunkel Sams Augen zu erkennen, doch ich sah nur ihre blonden Haare und die Hände, die auf ihrer automatischen Waffe ruhten. Teal’cs dunkle Gestalt war kaum auszumachen. Mein Blick kehrte zurück zu Jack. Wie konnte er mir so vertrauen? Einem Wissenschafter ohne militärische Ausbildung, jemandem, der keine Ahnung von Befehlsgewalt hatte? Wie konnte er mir eine Wahl überlassen, die über das Schicksal seines Teams entscheiden würde? Wie schwer musste es für ihn sein, die Verantwortung so in meine Hände zu legen?

"Hinaus tritt der Mutige", sagte ich, obwohl mir klar war, dass es niemand hören würde.

Ich öffnete die Tür und ging hinaus. In der Ruine sah es auf den ersten Blick aus wie zuvor. Ich spürte Jacks Anwesenheit hinter mir. Ich drehte mich nach ihm um. Ich zitterte. Doch er war völlig ruhig. Seine Gesichtzüge waren entspannt, seine Hände lagen beinahe gelassen auf seiner Waffe. Sein Anblick beruhigte mich. Ich ging weiter. Erst jetzt bemerkte ich, dass sich das Klima verändert hatte. Es war kühler, die Luftfeuchtigkeit war geringer. Ich hörte wie Jack seine P-90 entsicherte.

Ich hörte wie er... ich drehte mich um.

"Jack?"

Seine Augen weiteten sich für einen Moment überrascht, dann wurde sein Blick wieder kühl und er nickte.

"Was stand auf der Platte?", fragte er.

"Erde, Wasser, Feuer und Luft in Einigkeit mit der Helligkeit des Seins, vorüber die unendlichen Mächte der Veränderung. Hinaus tritt der Mutige, versteckt bleiben die Verdammten."

Ich war erleichtert, wieder gehört zu werden, obwohl ich von Jack wie üblich nur den "Blick" zu erwarten hatte. Doch stattdessen sagte er:

"Dann waren wir wiedermal ziemlich mutig, huh?"

"Sir, meine Messungen ergeben eine veränderte Sauerstoff- und"

"Carter."

Sam sah auf und nachdem sie kurz zu Jack geblickt hatte, sah auch sie es: Alles war grün. Wo sich noch vor Minuten eine Wüste ausgebreitet hatte, standen jetzt Bäume, wuchs Gras. Es begann zu regnen.

"Wow", sagte sie.

"Waren das die Asgard?", fragte Jack.

Ich schüttelte den Kopf.

"Ich glaube nicht."

Ich sah mich nach Apophis um, der vor Teal’c stand und stur vor sich hin starrte. Seine Wunde hatte bereits aufgehört zu bluten.

"Diese Art von Technologie haben wir weder bei den Asgard noch bei den Goa’uld bisher gesehen, Sir", stimmte Carter mir zu.

Der Regen wurde stärker und ich konnte bereits vor mir sehen, wie sich die ausgetrockneten Flussbetten wieder füllten.

"Halten sie es für möglich, dass diese... Technologie diese Veränderung zyklisch initiiert?", fragte ich.

Sam zuckte mit den Schultern.

"Kann ich nicht sagen, Daniel. Möglich."

"Okay, Kinder, bringen wir das Stargate in Gang", sagte Jack mit einem abfälligen Blick zu Apophis.

"Ja, Sir."

"Erde, Wasser, Feuer und Luft in Einigkeit mit der Helligkeit des Seins, vorüber die unendlichen Mächte der Veränderung. Hinaus tritt der Mutige, versteckt bleiben die Verdammten."

Ich hatte die richtige Entscheidung getroffen. Erst als ich die Veränderung auf der Planetenoberfläche gesehen hatte, verstand ich die Inschrift vollends und noch einmal war mir bewusst geworden, welches Risiko ich mit den wenigen Informationen, die ich gehabt hatte, eingegangen war.

Das Tor hatte sich ohne Probleme öffnen lassen. Sam vermutete, dass die außerirdische Technologie auf irgendeine Art in Verbindung zum Tor stand und vielleicht während "menschenfeindlichen" Umweltbedingungen das DHD deaktivierte, was unser Wahlcomputer allerdings umgangen hatte. Vielleicht. Eine definitive Erklärung konnte sie uns nicht geben. Ebenso wenig konnte sie die Strahlungsquelle in der Kammer erklären, die jegliche Übertragung von Schallwellen verhinderte und die sich sogar einige Meter außerhalb der Mauern noch auf unsere Funkgeräte ausgewirkt hatte. Aber vielleicht würde Apophis uns in den Verhören ein paar Antworten liefern. Uns sagen, was er auf dem Planeten gesucht hatte. Und vielleicht würden in dem Moment auch Schweine am Fenster vorbei fliegen.

Als es an der offenen Tür zu meinem Büro klopfte, wusste ich ohne hinzusehen, wer es war. Der Einzige, dessen Gewissen ihn anklopfen ließ, anstatt wie alle anderen auf der Basis einfach hereinzuplatzen.

"Jack."

"Daniel..."

"Danke."

Er sah mich etwas perplex an.

"Danke?"

Ich nickte. Sein Blick wurde ernster und sein Gesicht nahm diesen seltenen Ausdruck an, den es nur dann hatte, wenn Jack seine Fassade beiseite schob und das zeigte, was unter den Sprüchen und der angeblichen "Intelligenzschwäche" lag.

Er nickte fast unmerklich.

"Heute Abend wird das Endspiel übertragen", sagte er.

"Pizza oder Chinesisch?"

"Pizza. Sie geben aus."

Ende

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