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Too close to each other to be two things von Kes

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Too close to each other to be two things


Teil1


Ich bin ein Mann der Tat.
Ich weiß, ich weiß. Hört auf „Cliché“ zu schreien.
Ich bin Soldat. Immer gewesen.
So ist es und ich habe vor, es dabei zu belassen.

Ich habe in meinem Leben mehr Menschen getötet, als ich zählen kann.
Ich bin nicht stolz darauf.
Aber genauso wenig schäme ich mich dafür.
Wenn ich es nicht tue, tut es jemand anders.
Und ich mache den Job gut.
Es ist alles, was ich kann, alles, was ich gelernt habe.

Das heißt aber nicht, dass ich kein Denker bin.
Ich bin Stratege. Ich denke schell und effizient.
Keine Zeit für Zweifel, wenn das Leben deines Teams auf dem Spiel steht.
Ich treffe nicht immer die richtigen Entscheidungen. Das weiß ich.
Und im Gegensatz zu dem, was Daniel glaubt, bin ich kein Narzisst.
Ich weiß einfach, was auf dem Spiel steht. Und ich habe das Kommando.
Schwer zu verstehen für jemanden, der nicht militärisch denkt. Auch das weiß ich.
Aber der Zweck heiligt die Mittel.
Der Zweck, in diesem Fall, ist überleben. Den Krieg gewinnen.
Die Mittel sind Befehle und Gehorsam, eine klare Kommandostruktur, Disziplin, Konsequenz.
Aber das Wichtigste bei all dem ist, zu erkennen wenn ein Befehl falsch ist. Und zu handeln.
Ich bin Soldat, aber ich bin auch ein Mensch.

Paradox: Befehle immer befolgen, außer wenn sie falsch sind.
Das ist das einzige Problem.
Mein einziges Problem.
Daniels einziges Problem.
Wann ist ein Befehl falsch und wann ist es richtig zu handeln?
Natürlich gibt es darauf keine Antwort.
Und so diskutieren wir.
Tag ein, Tag aus.
Wir streiten uns, bringen das Team aus dem Gleichgewicht. Vielleicht in Gefahr.
Am Ende gilt meist das Wort des kommandierenden Offiziers.
Mein Wort.
Doch Daniel gibt nicht auf.
Er ist stark. Unnachgiebig.
Was wäre ich ohne ihn?

Vor mir auf dem Schreibtisch liegt ein Berg Papier. Doch ich kann mich nicht überwinden, ihn zu lesen.
Missionsberichte, Memos...
Wie schon gesagt: Ich bin ein Mann der Tat.
Vielleicht sollte ich Daniel einen Besuch abstatten.
Nein. Vielleicht lieber Carter.
Daniel und ich...
Ich hasse es, im SGC festzusitzen.
Carter hat ihr Naquada, Daniel seine Steine, Teal’c... keine Ahnung wie Teal’c es schafft, so ruhig zu bleiben. Ach ja. Er meditiert.
Und jetzt auch noch diese Sache mit Daniel.
Was ich getan habe war richtig.
Aber das bedeutet nicht, dass Daniel mir verzeiht.

„Daniel.“

„Nein, Jack. Nicht dieses Mal.“

„Daniel.“

Er schüttelte den Kopf.

„Nein.“

Ich schwieg. Was sollte ich dem Mann sagen?
Seine Frau war tot. Ihr Körper ausgenutzt und vergewaltigt worden. Ihre Seele gefoltert. Ihr Leben gestohlen.
Von dem Mann, der vor uns stand.
Auf den Daniel seine Waffe richtete.
Was sollte ich sagen? Ich wollte nichts lieber, als ihn tot sehen.
Doch nicht jetzt. Wenn Daniel schoss, würden wir sterben. Alle.
Apophis lächelte. Er war sich sicher - zu sicher - dass Daniel ihn nicht erschießen würde.
Ich war mir nicht so sicher.
Ich kannte Daniel. Aber nicht so.
Ich wusste nicht, was er tun würde.
Ich wusste nur, dass ich verhindern musste, dass er das Falsche tat.
Ich würde nicht zulassen, dass er Apophis tötete. Ich würde es nie zulassen.
Weder hier auf diesem verdammten Wüstenplaneten, noch irgendwo anders.
Ich würde nicht zulassen, dass er seine Seele tötete.
Daniel war zu gut, um damit klarzukommen.
Ich konnte es nicht riskieren.
Riskieren, dass er wurde wie ich.
Nicht wegen Apophis. Nicht wegen irgendwem oder irgendwas.
Auch nicht wegen Sha’re.

Ich feuerte mein Zat ab.
Er ging mit schmerzverzerrtem Gesicht zu Boden.

Carter sah mich mit traurigem Blick an. Teal’c hob eine Augenbraue.
Apophis grinste.
Der Mann hatte Mut, das musste man ihm lassen.
Nein, das nehme ich zurück. Er war wahnsinnig. Das ist etwas anderes.

„Lasst mich gehen, Tau’ri, und ich werde euer Leben verschonen“, sagte die verzerrte Stimme des Schlangenkopfes.

Ich machte einen Schritt auf ihn zu und genoss es, zu sehen, wie er unwillkürlich zurückwich.

„Was denn, unsere Leben verschonen? Wow, das ist ein Angebot. Ich hatte mit ‚und euer Tod wird schnell und schmerzlos sein’ gerechnet, aber das wirft mich jetzt vom Hocker. Carter, was sagen sie?“

Carter grinste.

„Ich würde sagen, darüber sollte er mit Hammond verhandeln“, entgegnete sie.

Daniel lag noch immer regungslos auf halbem Weg zwischen mir und Apophis. Er würde noch einen Weile außer Gefecht sein. Zeit genug, Apophis zu verpacken und zum Stargate zu bringen.

„Carter, sie bleiben hier und warten bis Daniel aufwacht. Teal’c, wir bringen unseren Freund hier zum Stargate.“

Ein Stöhnen vom Fußboden zog meine Aufmerksamkeit auf sich und ich beschloss, die Ruine möglichst schnell zu verlassen. Bevor Daniel zu sich kam.
Ich gab Teal’c ein Zeichen und wir brachen mit unserem „Päckchen“, das er geschnürt hatte, auf in Richtung Sternentor.

Es war nicht weit bis zum Tor, aber die Hitze machte den Weg trotzdem beschwerlich.

„Wenn du es nicht hinbekommt, werde ich dich erschießen“, sagte ich, während ich Apophis vor mir her stieß.

Er grinste. Ein widerliches, verzerrtes Grinsen.

„Tau’ri, du solltest mehr Vertrauen haben in deinen Gott.“

Er betonte das Wort Gott auf diese den Goa’uld eigene Weise und mir wurde schlecht. Das meine ich nicht im übertragenden Sinn, mir wurde wirklich übel. Vielleicht lag es an der Hitze.

Ich stieß ihn etwas härter in den Rücken und er stolperte.
Jetzt grinste ich. Ich gebe zu, dass ich ein gewisses Gefühl von Triumph verspürte. Aber es wurde überschattet von etwas Dunklerem.

Ich glaube ich habe nie wirklich gehasst. Wenn ich mich selbst nicht mitzähle.
So oft sprechen wir von Hass, obwohl wir in Wirklichkeit überhaupt nicht wissen, wovon wir reden.
Ich hasse meinen Nachbarn, der morgens immer diesen Krach macht, wenn ich noch schlafen könnte.
Ich hasse den Polizisten, der mir ein Ticket verpasst hat.
Ich hasse den Iraki, der auf mich geschossen hat.

Ich glaube nicht, dass ich jemals wirklich gehasst habe.
Denn wenn ich nachdenke, weiß ich, dass diese Leute nicht schlecht sind. Nicht „böse“. Nicht einmal der Iraki.

Aber Apophis. Apophis ist eine andere Geschichte. Ich habe über ihn nachgedacht. Ich habe gesehen, was er tut, zu was er fähig ist. Habe mit ihm gesprochen. Ich habe tatsächlich „Unterhaltungen“ mit diesem... Monster geführt. Ich hasse ihn. Denn es gibt nichts, was ihn menschlich macht. Allerdings ist er auch kein Mensch. Gott verdammt, ich werde nicht darüber philosophieren ob ich Apophis hassen kann oder nicht! Wenn Danny mich so hören könnte...

... würde er sagen: „Ich scheiße auf Philosophie“ und ihn erschießen.

Ich hatte Angst, dass es wirklich so war. Dass Daniel es tun würde. Ihn umbringen. Ich hatte Angst, dass er kalt sein könnte. Darüber nachdenken könnte, rational planen könnte einen - nein, ein Mensch ist er nicht - ein „denkendes Lebewesen“ zu töten.

Das würde ich nicht zulassen.

Es würde sich eine Auseinandersetzung anbahnen, um es gemäßigt auszudrücken. Aber das war es wert.

„Also, diese Hellanen haben das Tor... kodiert.“

Apophis machte eine abwertende Bewegung mit seinem Kopf - mehr konnte er kaum bewegen.

„Dieses Volk war viel zu primitiv, um die Tor-Technologie auch nur annähernd verstehen zu können.“ Er machte ein schnalzendes Geräusch mit seiner Zunge. „Noch primitiver als ihr es seid“, fügte er hinzu.

Ich ignorierte die Bemerkung. Sie war wie der Versuch eines Fisches, den Angler mit seiner Schwanzflosse zu schlagen, während er bereits am Haken hing.

„Wer ist dann für die Kodierung des Tores verantwortlich?“, fragte Teal’c.

Apophis Gesichtsausdruck und der Art wie er nicht antwortete, gab mir einen guten Hinweis darauf, wer sich da in die Territorien der Systemlords gewagt hatte.

„Die Asgard“, sagte ich.

Die Ruinen auf P3X241 stammten von einem Volk, das allem Anschein nach keltischen Ursprungs war und obwohl ich meistens weghörte, wenn Daniel Geschichtsunterricht hielt, blieb doch das eine oder andere hängen und ließ mich zwei und zwei zusammenzählen. Und zumindest hin und wieder war das Ergebnis vier. Die Asgard.

Dass Apophis seinen widerlichen kleinen Schlangenarsch gerade auf diesem Planeten versteckte war einfach nur... Glück. Für uns. Definitiv nicht für ihn.
Wir hatten die wenigen Jaffa, die er sich noch als Bodyguards hatte leisten können, innerhalb weniger Minuten erledigt.
Ich hatte den Eindruck gehabt, dass sie weder gut ausgebildet, noch besonders motiviert gewesen waren.

„Du gehst wirklich den Bach runter“, sagte ich.

Keine Reaktion von unserem Gott.

Aber ich war noch immer nicht dahinter gekommen, warum ein Goa’uld freiwillig einen Asgard-Planeten betrat.
Die Hellanen waren zwar seit verdammt langer Zeit nicht mehr hier gewesen und die Asgard somit vermutlich auch nicht - aber die Erfahrung hatte gezeigt, dass die kleinen grauen Kerle ihre Anti-Goa’uld-Waffen gerne für die Ewigkeit konstruierten.

„Warum hast du dir gerade diesen Planeten ausgesucht?“

Keine Antwort. Ich hatte auch keine erwartet. Wir würden vorsichtig sein müssen.


Ich saß auf den Stufen vor dem Stargate, als ich Daniels Stimme hörte.

„Was zum Teufel denkt er, wer er ist?!“

Ich konnte ihn noch nicht sehen, eine Düne behinderte meine Sicht, aber ich konnte mir gut vorstellen, wie er im Moment aussah.

Das „Tritt Jack in den Arsch“ - Gesicht.

Ich sah zu Teal’c, der Apophis keine Sekunde aus den Augen ließ.

„Daniel“, sagte ich, als er näher kam, „Apophis ist wahrscheinlich der Einzige, der uns hier raus bringen kann. Ich will ihn auch tot sehen.“

Daniel atmete tief durch. Er wusste, dass ich Recht hatte. Machte es nicht einfacher für ihn.

Seine Wangenknochen zuckten scharf, bevor er sprach. Und zwar nicht mit mir, sondern mit Apophis.

„Ich werde dich umbringen, du dreckiger Bastard. Niemand ist mehr da, der dich beschützt, niemand ist mehr da um dich zu verteidigen. Und es gibt nichts, wo du dich verstecken kannst. Ich werde dich umbringen.“

Seine Stimme war so kalt, wie ich sie noch nie gehört hatte.

„Okay, Apophis“, brach ich die tote Stille, die auf Daniels Worte folgte. „Bring uns hier raus.“

Er ging zum DHD und begann die Adresse der Erde anzuwählen.
Das siebte Chevron rastete ein. Nichts passierte.

„Das hätte ich auch gekonnt“, sagte ich.

„Tau’ri, ich versuche den leichtesten Weg, bevor ich den schwierigen nehme.“

Das leuchtete ein. Aber das würde ich ihm natürlich nicht sagen.

„Die Hellanen waren ein primitives Volk“, meldete Daniel sich. „Ich glaube nicht, dass sie es waren, die das Tor verschlüsselt haben. Ich nehme an es waren die Asgard. Und ich glaube nicht, dass Apophis weiß, wie ein Asgard-Code zu knacken ist. Er versucht nur sein jämmerliches Leben zu retten.“

Apophis’ Augen glühten.

„Dieser Planet war einmal grün und fruchtbar, Daniel Jackson. Bevölkert von Tausenden von Menschen. Beschützt von den Asgard. Wie glaubst du kommt es, dass du heute auf einem ausgestorbenen Wüstenplaneten stehst?“

Daniel antwortete nicht.

„Also los, bring uns hier raus“, sagte ich.

Apophis ging vor dem DHD auf die Knie und öffnete es.

„Es braucht Zeit“, sagte er.

Ich wurde das Gefühl nicht los, dass wir ihn genauso gut hätten erschießen können.


„Die Hellanen stammten offensichtlich von einem der nordischen Völker der Erde ab. Sie glaubten an Thor. Wahrscheinlich in ähnlicher Weise wie die Menschen auf Cimmeria. Aus dem, was ich bisher sehen konnte, würde ich außerdem schließen, dass sie ein Seefahrervolk waren.“

„Seefahrer?“, fragte ich.

Daniel bedachte mich mit einem seltsamen Blick, den ich nicht einordnen konnte, bevor er antwortete.

„Wie die Vikinger, Jack.“

„Sieht für mich ein bisschen trocken aus. Sie müssen mit ihren Booten ziemlich oft auf Grund gelaufen sein“, sagte ich.

Es war ein Versuch, Daniel aufzumuntern. Frieden zu schließen. Auf die Art, die am besten funktionierte: ihn aus der Reserve locken. Ich hasste diese seltsame Stille zwischen uns. Also musste ich ihn provozieren. Dann würde er einen seiner üblichen Vorträge beginnen und ich würde ein gelangweiltes Gesicht machen.

Doch diesmal funktionierte es nicht.

„Ja.“

Ja. Ja? War das alles? Verdammt, er musste wirklich verärgert sein. Und ich konnte es ihm noch nicht einmal verdenken.
Gott, ich wollte den Schlangenkopf tot sehen.

Apophis hockte noch immer vor dem DHD, mit seinem Kopf irgendwo im Innern des Gehäuses. Ich konnte förmlich sehen, wie es Carter in den Fingern juckte. Vielleicht würde sie noch ihre Chance bekommen.

Ich stand von meinem Platz auf den Steinstufen vor dem Stargate auf und ging ein paar Schritte in Daniels Richtung. Er saß auf einem kleinen Steinsockel, auf dem vor Gott weiß wie vielen Jahren seiner Meinung nach einmal irgend eine Statue gestanden haben musste.
Er würdigte mich keines Blickes.

Ich seufzte und wechselte die Richtung.

„Ich werde mich noch mal in den Ruinen umsehen. Carter, alle 15 Minuten Meldung.“

Carter nickte, Teal’c beugte leicht den Kopf, keine Reaktion von Daniel. Ich ging los in Richtung Ruinen.


Diese Hallenhalmarer hatten einen verdammt eindrucksvollen Tempel hinterlassen. Natürlich nannte Daniel das anders. Ein... ach keine Ahnung. Für mich sah es aus wie ein Tempel.

Irgend etwas musste uns einen Hinweis darauf geben, weshalb Apophis gerade diesen Planeten ausgewählte hatte.
Aber das war nicht unbedingt mein Grund, mich alleine von meinem Team zu entfernen.
Ich musste nachdenken. Gleichzeitig würde ich mich umsehen. Das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden. Angenehm war vielleicht nicht das richtige Wort. Es war vielleicht sogar das gänzlich falsche Wort.

Daniel hatte in der Vergangenheit mehr als eine Chance gehabt, Apophis zu töten. Doch jedes Mal hatte er es „zum Wohle“ irgend einer anderen Sache nicht getan.
Vielleicht würde er nie wieder eine Chance bekommen.

Trotzdem. Ich konnte es nicht zulassen. Ich war kalt. Aber nicht so kalt. Ich selbst hätte Apophis ohne mit der Wimper zu zucken erschossen. Aber ich war nicht kalt genug, es Daniel tun zu lassen. Ich war sein bester Freund. Ich liebte Daniel. Er war der erste, den ich an mich heran gelassen hatte, nach dem Tod meines Sohnes. Daniel war so rein und ehrlich und rechtschaffen und... alles, war ich nicht war. Wir waren zwei ungleiche Freunde. Aber trotzdem die besten.

Ich blieb stehen, als ich etwas Merkwürdiges an der Wand hinter dem Opferaltar sah. Ein Spalt, zwischen zwei Steinen, der nicht ins Bild passte. Ich ging näher heran und tastete die Mauer ab. Ich klopfte gegen den Stein. Klang seltsam. Ich sah mich um. Vielleicht hatte ich ein paar Indianer Jones - Filme zu viel gesehen, aber ich hatte die Befürchtung, dass der Tempel sich mit Sand füllen würde, wenn ich den Stein verschob... Ich funkte Carter an.

„Carter, kommen.“

Einen Moment lang hörte ich nur Statik, dann kam ihre Stimme über das Funkgerät an meinem Ärmel.

„Ich höre, Sir.“

„Ich hab hier vielleicht etwas entdeckt. Bei ihnen alles ruhig?“

„Ja, Sir. Apophis arbeitet noch am DHD. Brauchen sie Unterstützung?“

Ich klopfte noch einmal gegen den Stein. Solange nur ich in dem Tempel war, konnte auch nur mir etwas passieren...

„Nein, passen sie weiter auf unseren Freund auf. Ich melde mich wieder, wenn ich weiß, was ich hier habe. O’Neill Ende.“

„Ja, Sir. Carter Ende.“

Ich hing meine Waffe etwas mehr zur Seite, damit sie nicht zwischen mir und der Wand war und mich behinderte.

„Also dann...“, murmelte ich.

Ich schob meine Finger in den Spalt zwischen den Steinen und drückte. Und tatsächlich: Sie bewegten sich. Ich machte instinktiv einen Schritt zurück. Ich schien einen Mechanismus in Gang gesetzt zu haben. Die Mauer öffnete sich von selbst. Eine Geheimtür. Wieso hatten wir die übersehen? Wahrscheinlich, weil wir zu sehr mit Apophis beschäftig gewesen waren. Oder besser: Weil Daniel zu sehr mit Apophis beschäftig gewesen war. Schließlich waren solche Funde normalerweise sein Gebiet.
Doch nun stand ich in der Ruine. Und starrte auf eine offene Steintür, die in einen verdammt dunklen Raum führte.
Okay. Der Tempel stand noch. Und es wäre töricht gewesen, alleine weiterzugehen.

„Carter, kommen.“

Nichts.

„Carter!“

Nicht mal Statik. Vielleicht lag es an Carters Funkgerät.

„Daniel, kommen!“

Wieder nichts.

„Verdammt!“, fluchte ich.

Der Raum konnte warten. Ich lief aus der Ruine hinaus auf das Stargate zu, das etwas fünf Minuten entfernt war. Auf der nächsten Anhöhe versuchte ich es wieder.

„Carter, verdammt, hören sie mich?“

Statik.

„Sir? Ich höre sie klar und deutlich.“

Ich blieb stehen.

„Carter, wie ist ihr Status?“

„Alles ruhig, Sir. Apophis ist dabei, das DHD wieder zu schließen. Haben sie etwas gefunden, Sir?“

Ich blickte zurück zum Tempel, der inmitten der Wüste wirkte, als sei er gerade vom Himmel gefallen.

„Vielleicht sollten sie und Daniel sich das ansehen. Aber zuerst sehen wir, ob der Schlangenkopf etwas erreicht hat mit seinem Gefummel. Ich bin in drei Minuten bei ihnen. O’Neill Ende.

„Verstanden, Sir. Carter Ende.“


Er hatte nichts erreicht.

„Ich hab doch gesagt, dass er es nicht öffnen kann. Er kann den Asgard-Code nicht knacken.“

Ich ignorierte Daniel, der sich uncharakteristischerweise wie ein postpubertärer Idiot verhielt und uns nicht weiterbrachte, sondern aufhielt.

„Was jetzt?“, fragte ich Apophis.

Er erwiderte meinen Blick.

„Lasst mich frei.“

Ich verdrehte die Augen.
„Verdammt, das hatten wir schon! Bring. Uns. Hier. Raus!“

„Lasst mich frei und übergebt mir den Shol’va. Dann werde ich euch von diesem Planeten retten.“

Daniel war so schnell, dass ich erst reagierte, als er Apophis schon zu Boden geworfen hatte.

„DU HAST NICHT DIE GERINGSTE AHNUNG WIE DU DAS TOR ÖFFNEN SOLLST! DU MIESES, DRECKIGES SCHWEIN! DU ARROGANTER, WIDERWERTIGER HURENSOHN!“

Er schlug auf ihn ein. Wieder und wieder. Ich ging auf ihn zu, um ihn zu stoppen, aber ich konnte ihn nur anstarren. Ich stand hinter ihm und sah zu, wie er seine Wut ausließ. Seinen Hass. Seine Frustration. Ich konnte hören, wie Apophis’ Nase brach. Ich sah das Blut, die glühenden Augen, als der Parasit sich aufbäumte. Aber sein Wirt war gefesselt.
Carter war es, die mich schließlich aus meiner Paralysation riss.

„Sir?“

Ich schluckte.
Daniel schlug weiter auf ihn ein. Seine Stimme wurde allmählich leiser.

„Du Mistkerl, Bastard, du verdammter Schweinehund. Du bist ein Ungeheuer, ein Monster, ein Monster! Ich werde dich umbringen.“

Ihm war nicht klar, dass Apophis bewusstlos war, und es hätte keinen Unterschied gemacht. Er redete auf sich selbst ein, nicht auf den Mann unter ihm. Seine Worte mussten nicht gehört werden. Sie mussten gesagt werden.

„Sir, er dreht durch!“

In Carter’s Stimme lag Panik.
Ich befreite mich aus meiner perversen Faszination und packte ihn an der Schulter.

„Daniel.“

Daniel schüttelte nur den Kopf.

„Daniel.“

Er hörte auf, den leblosen Körper zu schlagen.
Er weinte.

„Daniel.“

„Jack?“

Ich zog ihn von Apophis weg und fasste sein Gesicht mit beiden Händen.

„Daniel, sehen sie mich an!“

Er blickte mich aus tränenüberströmten Augen an.
Dann umarmte er mich. Umarmte mich und weinte.
Nie, nicht nach Sha’ree’s Entführung und auch nicht nach ihrem Tod, hatte ich ihn so weinen sehen. Und von allen Orten und Situationen, hätte ich am wenigsten damit gerechnet, dass er sich gerade diesen Planeten aussuchen würde, um sich endlich gehen zu lassen.
Ich hatte auf diesem Moment gewartet, ich hatte nur nicht mehr damit gerechnet.

„Sir?“

Ich sah über Daniel’s Kopf, der an meiner Schulter lag, zu Carter und folgte ihrem Blick in Richtung Ruinen.

„Sir, ich... meine Messungen zeigen nichts an.“

Ein gigantischer Lichtstrahl, wie von einem überdimensionalen Laser erzeugt, durchschnitt den klaren Himmel.

„Oh verdammt! Was zur Hölle ist das?“

weiter: Kapitel 2

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