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Last Revelation von Destiny

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Kapitel 6

Maats Raumschiff

Sie war so erschöpft. Sie spürte wie von Sekunde zu Sekunde mehr Kraft ihren Körper verließ, wie sie immer schwächer wurde. In ihrem Inneren hatte sie schon längst aufgegeben und das machte ihr Angst. Sie war nicht der Typ, der aufgab. Normalerweise war sie stark, dachte sie zumindest. Sie hatte ja keine Ahnung, welche Qualen sie erleiden musste, schon wieder. Alles ist wieder hochgekommen. Die ganzen Erinnerungen. Sie sah die Bilder, von irgendwelchen Instrumenten, die auf sie zukamen und sich in ihren Körper bohrten und sie aufschreien ließen. Damals, an diesem unbekannten Ort, da waren noch andere Frauen, das wusste sie. Und auch wenn sie sich nicht genau daran erinnerte, so hörte sie doch immer die Stimme von Penny, die sich um sie gekümmert hatte, nachdem die sie wieder gequält hatten.

„Ich habe Sie in meinen Armen gehalten und getröstet, nach diesen Tests. Die haben mich währenddessen zu Ihnen kommen lassen. Ich weiß nicht warum, auf Mitgefühl legen sie sonst nicht unbedingt großen Wert", hatte sie zu ihr im Krankenhaus gesagt, bevor sie an dem Krebs gestorben war, der auch beinahe sie zugrunde gerichtet hatte.

Sie konnte diese Stimme klar und deutlich in ihrem Kopf hören, wie sie ihr immer wieder etwas zuflüsterte, als sie zusammengekauert in ihren Armen lag und weinte, so bittere Tränen vergossen hatte.

Jetzt war sie allein.

Sie hatte niemanden, der sich um sie kümmerte, der sie tröstete, wenn sie diese Schmerzen fast umbrachten. Es blieben ihr nur ihre Gedanken und Erinnerungen und Hoffnung. Hoffnung, dachte sie und schreite innerlich auf, als sie spürte wie diese mit jeder weiteren Minute, die sie hier verbrachte, verschwand.

Sie konnte diese grausamen Bilder nicht aus ihrem Kopf verbannen. Sie waren allgegenwärtig, ob ihre Augen geöffnet oder geschlossen waren, es war vollkommen egal. Wie ein Film liefen sie immer und immer wieder an ihr vorbei.

Wie lange sie jetzt schon hier war wusste sie nicht. Stunden, Tage, vielleicht sogar Wochen? Jegliche Sinne für Orientierung und Zeit hatte sie verloren. Sie hatte Angst. Hatte man ihr schon wieder Zeit gestohlen? Wenn ja, was hatte man in dieser Zeit alles mit ihr gemacht? Ein Schauder lief ihr über den Rücken, als sie an all die Möglichkeiten dachte, die man mit einer wehrlosen Frau machen konnte. Nein, so durfte sie erst gar nicht anfangen zu denken. Sie musste stark bleiben. Sie musste hier lebend rauskommen. Das war sie ihrer Familie, sich selbst und Mulder schuldig. Sie wollte nicht kampflos aufgeben, aber sie war zu schwach, um dagegen zu rebellieren.

Sie fuhr sich langsam mit ihrer Zunge über ihre vertrockneten Lippen, als sie ihre Augen öffnete und zu den Seiten schielte. Man hatte sie „verlegt“. Sie befand sich jetzt in einem anderen, unter den vielen Räumen auf diesem Schiff. Für sie war es kein großer Unterschied, sie wusste nur, dass ihr Kopf höllisch schmerzte und sie diesmal auf einer Art Tisch lag. Sie registrierte, dass sie wie Jesus am Kreuz festgeschnallt war. Es war ihr unmöglich sich zu bewegen, aber diesmal konnte sie alles spüren. Jeden einzelnen Stich, sogar jede noch so leichte Berührung.

Zu welchem Nutzen es jedoch war, konnte sie noch nicht ganz ausmachen. Sollte sie erst nur betäubt werden, damit man dann ungehindert an ihr herumexperimentieren konnte? Nun, die Betäubung hatte jedenfalls ihre Wirkung verfehlt, dachte sie. Noch immer fühlte sich ihr gesamter Kopf taub an, diese endlosen Stromstöße hatte sie vollkommen abgestumpft, dachte sie zumindest. In den Weiten ihres Denkens war sie sogar dankbar dafür, da sie gehofft hatte, die Schmerzen nicht noch einmal durchleben zu müssen, aber sie hatte sich getäuscht. Ob es mit Absicht war oder nicht, bei ihr hatte es offensichtlich nicht angeschlagen. Sie war empfindlicher als je zuvor.

Diesmal war etwas anders. Jetzt leuchtete über ihr ein helles Licht, als ob es sie abtasten würde. Sie hielt augenblicklich ihren Atem an, mit dem verrückten Gedanken, auf dieser Weise nicht entdeckt zu werden, so wie es immer die Opfer taten, um vor ihren Peiniger zu flüchten und sich zu verstecken. Ihre Augen starrten an die Decke und sie versuchte verzweifelt an nichts zu denken. Bisher hatte Maat es noch nicht geschafft in sie einzudringen, aber sie fragte sich, wann es ihr schließlich gelingen würde. Es konnte nicht mehr allzu lange dauern.

Jetzt kam das Licht wieder zurück, diesmal von der anderen Seite. Aber beim zweiten Durchlaufe fuhr es nicht komplett bis zu ihren Füßen durch, nein, diesmal stoppte es an ihrem Hals. Erschrocken schnappte sie nach Luft, als sie plötzlich das Gefühl hatte, wie ihr Nacken anfing zu pochen. Das Implantat, schoss es ihr durch den Kopf.

Ein Summen erwachte neben ihrem rechten Ohr zum Leben. Sie konnte hören, wie es unter den Tisch fuhr und ein kühler Luftzug an der Stelle, wo ihr Chip saß, verriet ihr, dass der Tisch sie jetzt nicht mehr schützen würde und man nun unbegrenzten Zugriff auf ihr größtes Geheimnis hatte.

Nein, nicht der Chip, dachte sie verzweifelt, als sie spürte, wie ein kalter Schweißfilm über ihre Stirn lief. Sie durften ihn nicht entfernen! Es würde den sicheren Tod für sie bedeuten.

Als die Nadel ihren Nacken berührte schloss sie unter großen Schmerzen ihre Augen. Sie konnte spüren wie die Nadel die erste Schicht ihrer Haut durchbohrte und dabei jede Zelle einzeln zerstörte. Sie dachte ohnmächtig werden zu müssen. „NEIN! BITTE HÖRT AUF DAMIT! NICHT MEHR!“, flehte sie verzweifelt.

Sie versteifte all ihre Muskeln, als der Schmerz unerträglich wurde „MULDER!!!“, schluchzte sie herzzerreißend auf, bis der Schmerz sie schließlich übermannte und ihr schwarz vor den Augen wurde. Als sie langsam von einer Dunkelheit umarmt wurde, wusste sie, dass sie dabei war bewusstlos zu werden.


Cheyenne Mountain
Besprechungszimmer


Mulder und Carter betraten zusammen das Besprechungszimmer. Sie beide waren die letzten. Als Mulder an Hammond vorbeiging, vermied er jeglichen Augenkontakt und nahm auf dem Stuhl platz, auf den er auch schon bei der letzten Sitzung gesessen hatte.

Bisher war es ihm noch nicht möglich gewesen eine vernünftige Verbindung zwischen Scully, Maat und ihrem eigentlich Fall herzustellen. Aber sein Gespür sagte ihm, dass er ganz nah dran war. Und immer wieder stellte er sich die gleichen Fragen. Warum wurde Scully entführt? War sie noch am Leben? Würde er sie finden? Und wie sollten sie Maat besiegen? Es musste eine Spur geben, die er bisher nur noch nicht gefunden hatte.

Er versuchte diese Gedanken für einen Moment zur Seite zu schieben, als er hörte, wie Hammond das Wort ergriff.

„Ich habe Agent Mulder so eben in unser Projekt eingeweiht", begann er. „Ich habe ihm alles über das Stargate und die damit verbundenen Fakten erklärt.“

„Sir, bei allem Respekt,“, fiel Daniel ihm ins Wort. „Glauben Sie nicht, dass das ziemlich unüberlegt war? Sie können ihm doch nicht einfach alles erzählen. Wir wissen doch gar nichts über ihn und hier handelt es ja nicht bloß um eine kleine Angelegenheit. Wir sprechen hier immerhin vom Stargate!“ Daniel verstand die Welt nicht mehr. Das sah dem General überhaupt nicht ähnlich. Wie konnte er einfach das best gehütete Geheimnis der Regierung irgendeinem FBI-Agenten erzählen? Gut, er war zwar auch nur ein ganz normaler Wissenschaftler, aber immerhin hatte man ihn angefordert aufgrund seiner Leistung und nicht weil er einen Ausweis und eine Waffe mit sich trug.

„Dr. Jackson, ich verstehe Ihre Zweifel, aber ich bin der Meinung, dass Agent Mulder uns sehr hilfreich bei der Suche nach Maat sein kann. Wir müssen ihre Motive wissen und laut Agent Mulders Akte soll er ein äußerst guter Profiler sein.“

„Sir, dazu brauch Sie doch nicht einen FBI Agenten. Die Air Force hat ebenfalls durchaus qualifizierte Männer dafür.“

„Stellen Sie mein Handeln in Frage, Dr. Jackson?“

„Wenn Sie es so wollen, dann, ja. Ich stelle ihre Entscheidung in Frage. Außerdem, kennen wir ihre Motive bereits. Sie will Macht. Dazu brauchen wir keinen Profiler. Goa'ulds unterscheiden sich in diesem Punkt nicht großartig voneinander.“ Daniel schüttelte mit seinem Kopf. Das war einfach unglaublich.

„General Hammond", meldete sich Teal'C zu Wort. „Ich denke, Dr. Jackson hat in diesem Punkt recht. Maat wird alles versuchen wieder an Macht zu gelangen.“

„Aber,“, fuhr Mulder dazwischen. „Warum hat sie Scully mitgenommen und nicht einfach auch da liegen gelassen? Sie muss doch einen Grund gehabt haben.“

„Agent Mulder hat Recht", sagte Carter. „Ich kenne keinen Goa'uld, der nur so aus Spaß jemanden mitnimmt. Entweder will sie Agent Scully als Wirt benutzen oder sie sieht einen anderen Nutzen in ihr.“

„Wir haben doch, als wir in das Gebäude eingedrungen sind, gerade ihre Zeremonie unterbrochen. Es war doch offensichtlich, dass sie sich eine neue Mannschaft aufbauen wollte", erklärte Daniel, immer noch verärgert, aber resigniert. Er teilte keineswegs die Entscheidung des Generals, aber er wollte die Untersuchung nicht weiter aufhalten, und somit ein unnötiges Risiko eingehen, weil er persönlich ein Problem damit hatte.

„Aber Scully ist eine Frau. Das würde keinen Sinn ergeben. Frauen werden bei den Goa'uld nicht als Krieger eingesetzt", widersprach Carter ihm mit einem Kopfschütteln. „Nur männliche Herrscher, wie Apophis, benutzen Frauen für seine Königin als Wirte, aber Maat wird sich bestimmt nicht eine weitere Königin suchen. Es wäre logischer gewesen, wenn sie sich einen Mann ausgesucht hätte, der ihr dann als erster Jaffa dienen könnte, so wie es auch bei Hathor der Fall gewesen war.“

Daniel schaute leicht verunsichert hinunter auf seine Hände, als er an Hathor zurückdachte. Sie hatte fast die gesamte Basis unter Kontrolle genommen, wenn Carter und Dr. Fraiser nicht reagiert hätten. Insofern musste er ihr Recht geben. Wenn man es von dieser Seite aus betrachtete war es äußerst unlogisch. Sie hätte Agent Scully auch genauso gut töten können. Es wäre auf jeden Fall einfacher gewesen. Falls Agent Scully überhaupt noch am Leben war, korrigierte er sich schnell in seinen Gedanken. Aus Erfahrung wusste er, dass die Goa'ulds nicht gerade über sehr viel Geduld verfügten.

„Agent Mulder, wissen Sie was Maat an Da... uhm, Agent Scully interessieren könnte?“

Mulder schüttelte langsam mit seinem Kopf. „Mir fällt nichts ein, aber um eine Theorie aufstellen zu können, müsste ich genaueres über Maat wissen. Was sie macht, vielleicht auch ihre Fähigkeiten, wie sie sich in der Vergangenheit verhalten hat, halt diese Dinge.“

„Maat ist gefährlich", sagte Jacob, der es als seine Pflicht ansah, jede Einzelheit, die er über Maat kannte darzulegen. „Sie war eine der mächtigsten unter den System Lords. Jeder achtete sie. Sie besiegt ihre Gegner, indem sie in deren Köpfe eindringt und in ihnen liest wie ein offenes Buch. Man kann sich nicht dagegen wehren. Zuletzt, bevor sie noch nicht verschwunden war, hat sie ihre Fähigkeiten so weit entwickelt, dass es ihr auch mal gelungen war einen Symbionten zu überwältigen, aber hier muss gesagt werden, dass es immer ganz darauf ankommt. Nicht alle Symbionten werden schwach, hauptsächlich die, die schon verwundet sind und nicht mehr die Kraft haben sich zu wehren.“

„Aber Scully trägt so einen Symbionten nicht in sich. Sie ist ein ganz normaler Mensch", erwiderte Mulder.

„Es muss jedoch etwas geben, was wertvoll genug für Maat war, sie mitzunehmen.“

Mulder atmete einmal tief durch und rieb sich mit seinen Fingern über seine Schläfe. Er hasste so etwas zu tun. Es war jedes Mal grausam für ihn, wenn er sich in den Kopf eines Verrückten hineinversetzen musste. Dann wusste er teilweise nicht, wo sein Denken aufhörte und das des Gesuchten anfing. Es war gefährlich, weil er psychisch daran zugrunde gehen konnte. Und dieser Druck, der auf ihn lastete, war nicht hilfreich für sein Vorgehen, aber jede Minute zählte. Jede Minute, die verstrich entschied über Leben und Tod. Und für gewöhnlich war immer ein Profiler Schuld, wenn es ein weiteres Opfer gab, weil von ihm alles abhing. Man suchte aufgrund seiner Informationen. Jetzt war es etwas anders. Sie kannten bereits den Täter und mussten ihn lediglich zur Strecke bringen und er würde alles tun, damit dies auch passierte. Er würde sich an dieser Person rächen, sollte Scully auch nur ein Haar gekrümmt worden sein.

Mulder war vollkommen in seinen Gedanken versunken, so dass er seine Umgebung gar nicht mehr wahrnahm. Er sah die Bilder von dieser Person vor sich. Dieses kühle Lachen. Diese Überheblichkeit. Und sie hatte Scully. Warum? Was brachte ihr Scully? Wenn sie so mächtig war, warum brauchte sie dann Scully? Nein, so konnte er nicht an die Sache rangehen. Er musste einen anderen Weg finden.

Wie bezwingt sie ihre Gegner? Sie dringt in ihren Kopf ein. Sie hat es bei Colonel O'Neill gemacht. Scully hatte sie wahrscheinlich gestört. Hatte Maat es auch bei ihr versucht? Und wurde dann aber von ihm gestört? Ja, aber warum hat sie Scully dann nicht liegen gelassen? Da musste der Schlüssel liegen. Mulder war sich dessen ganz sicher.

„Agent Mulder?“, fragte Hammond nach einer Weile, nachdem dieser sich nicht mehr gerührt hatte und mit einem äußerst merkwürdigen Blick an die Wand starrte. Er war vollkommen weggetreten.

Nur leise drang die Stimme des Generals zu Mulder durch. „Agent Mulder?“ Diesmal war es lauter, aber immer noch nicht stark genug, um ihn aus seiner Welt zurückzuholen. „Agent Mulder! Können Sie mich hören?“ Jetzt war es so laut, dass Mulder erschrocken zusammenfuhr. Verwirrt starrte er in die Gesichter, die ihn besorgt anstarrten. „Geht es Ihnen gut?“, fragte Hammond leicht besorgt.

Er nickte zögernd mit seinem Kopf. „Ja... ja, ich denke schon", antwortete er schließlich.

„Was war denn los mit Ihnen?“

„Ich habe nur nachgedacht", sagte er schleppend.

„Dürfen wir an Ihren Gedanken teilhaben?“

Mulder schwieg für einen Moment. „Ich habe mir gerade nur die Frage gestellt, warum Maat Scully mitgenommen hat, jedoch Colonel O'Neill nicht.“ Er verstummte. „Sie muss einen Grund gehabt haben", murmelte er leise zu sich selbst. Nachdenklich zog er an seiner Unterlippe. Schließlich sah er zu Jacob auf. „Sie sagten, dass Maat in die Köpfe anderer eindringt. Gibt es eine Möglichkeit dies zu verhindern?“

Jacob dachte einen Augenblick darüber nach. Schließlich schüttelte er leicht mit seinem Kopf. „Nein, denke ich nicht. Es sei denn, sie hat irgendwas in ihrem Kopf oder so, was sie abhalten würde, wie eine Metallplatte. Irgendein Gegenstand, der sie stören würde. Das ist jedoch nicht der Fall, oder?“


Mulder verneinte dies. „Keine Metallplatte, nein, das hat sie nicht...", wieder verstummte er.

Man konnte förmlich sehen, wie sein Gehirn auf Hochtouren arbeitete. Plötzlich weiteten sich seine Augen und der Schock stand ihm ins Gesicht geschrieben. Laut schnappte er nach Luft. „Oh mein Gott!“, stöhnte er auf und hielt sich seine Hände vor den Mund. „Nein, das kann nicht wahr sein.“ Er schüttelte mehrmals mit seinem Kopf.

„Was ist los? Mulder?“, fragte Carter vorsichtig. Besorgt blickte sie kurz zu Hammond und dann wieder zurück zu Mulder, der kreidebleich wurde. Sämtliche Farbe war aus seinem Gesicht gewichen. Carter schluckte schwer. Sie begann sich ernsthafte Sorgen um ihn zu machen. „Mulder?“, fragte sie noch einmal. Er antwortete ihr nicht, also stand sie auf und kniete sich neben ihn. Behutsam legte sie ihre Hand auf sein Knie. Sie drückte es leicht und sein Blick wanderte langsam auf sie hinunter.

Die Angst stand ihm ins Gesicht geschrieben und er machte sich auch nicht die Mühe es zu verbergen. „Was ist wenn sie es raus nimmt?“, fragte er leise.

„Ich verstehe nicht.“ Verwirrt schüttelte sie ihren Kopf. „Wenn wer war raus nimmt? Wovon sprechen Sie?“ Für sie ergab das keinen Sinn. Was meinte er?

Automatisch fuhr er mit seiner Hand zu seinem Nacken. „Wenn sie es ihr raus nimmt, dann stirbt sie.“

Plötzlich wollte er aufstehen, aber Carter hielt ihn zurück und drückte ihn mit ihren Händen auf seinen Schultern zurück in den Stuhl. „Agent Mulder, bleiben Sie sitzen!“

„Nein! Ich muss zu ihr!“, rief er und versuchte wieder aufzustehen. Diesmal war Carter so überrascht von seiner Kraft, dass sie nach hinten wich. Mulder ging in Richtung Ausgang.

„Aber Sie wissen doch gar nicht, wo sie sich befindet!“, rief sie ihn hinterher und er blieb stehen. Sie zwang sich zur Ruhe und mit leiser und eindringlicher Stimme fuhr sie fort. „Beruhigen Sie sich, okay?“ Sie sah ihn abwartend an, aber er gab ihr zunächst keine Antwort.

Schließlich atmete er tief durch. „Ich muss zu ihr. Sie hat sicherlich Schmerzen", flüsterte er.

„Ich weiß. Aber Sie müssen sich beruhigen. So werden Sie Scully noch viel weniger helfen können. Erzählen Sie uns was Sie meinen und wir versuchen gemeinsam eine Lösung zu finden.“ Jetzt hörte sie sich schon wie irgend so ein dahergelaufener Psychotherapeut an. „Bitte, beruhigen Sie sich.“ Mulder drehte sich jetzt ganz zu ihr um. Er blickte hinunter auf den Boden und versuchte sich wieder zu sammeln. „Agent Scully würde bestimmt nicht wollen, dass Sie unüberlegt handeln.“

Sie sah, wie Mulders Atmung sich wieder leicht regulierte und atmete erleichtert aus. Er sackte mit seinen Rücken gegen den Türrahmen. „Gut, atmen Sie tief ein und aus", flüsterte sie.

Er schloss für einen Moment seine Augen und schluckte schwer. Er zählte stumm bis zehn und versuchte seine Kontrolle wieder zurückzugewinnen. Schließlich öffnete er seine Augen wieder und nickte kurz. „Okay, okay, mir geht es gut.“ Carter sah ihn noch für ein paar weitere Sekunden an, bevor auch sie nickte und ein paar Schritte auf ihn zuging.

„Was ist Ihnen gerade eingefallen?“

„Ich bin mir nicht sicher", begann er, als er seiner Stimme wieder traute. Mit langsamen Schritten ging er zurück zu seinen Stuhl und setzte sich wieder hin. „Aber, Jacob, Sie meinten doch, dass eine Metallplatte möglicherweise Maats Eindringen verhindern würde, nicht?“ Mulder sah ihn fragend an.

„Ja, das stimmt. Worauf wollen Sie hinaus?“

„Wie ist es mit einem Implantat? Würde ein Implantat die gleichen Auswirkungen haben?“, fragte er langsam.

„Implantat?“, wiederholte dieser leicht verwirrt.

Mulder nickte. „Ja, eine Art Elektrochip?“

Jacob tauschte schnell einen Blick mit Hammond aus. Dann setzte er sich wieder aufrecht hin und räusperte sich. „Ich weiß es nicht. Möglich. Aber ich habe bisher noch nichts davon gehört.“

„Agent Mulder, ich verstehe nicht so ganz was Sie sagen wollen", meldete sich Daniel zu Wort.

„Scully hat solch ein Implantat in ihrem Nacken.“ , sagte er mit sehr kontrollierter Stimme.

Daniel zog überrascht seine Augenbrauen hoch. Das hatte er nicht gewusst. Und so wie die Gesichter der anderen aussahen, hatten sie es wohl auch nicht gewusst. „Nun, das wirft gleich ein ganz anderes Licht auf die Sache…", seufzte er und richtete seine Brille, als sich für ihn langsam die Verbindungen zusammenschlossen.

„Es wäre das wonach wir gesucht hätten", sagte Jacob. „Es wäre eventuell eine Möglichkeit sich vorbeugend gegen Maat zu schützen. Hat dieser Chip noch andere Funktionen?“, hackte er nach.

„Was soll das?“, stieß Mulder hervor, da er nicht mehr das Gefühl hatte, dass dieses Gespräch in eine vernünftige Richtung lief. „Wollen Sie Scully finden und sie nach dem Chip untersuchen? Das können Sie gleich vergessen!“

„Sie scheinen nicht zu verstehen...", begann Jacob.

„Oh, ich verstehe sehr wohl! Aber das werde ich zu verhindern wissen. Ihr darf dieser Chip nicht entfernt werden, ist das klar?!“

„Warum?“, fragte Carter, bevor ihr Vater etwas erwidern konnte.

„Weil sie dann mit höchster Wahrscheinlichkeit sterben wird", er schluckte einmal und seufzte. Er schaute hinunter auf seine Hände. „Scully hatte vor ungefähr vier Jahren den Chip in ihrem Nacken entdeckt und entfernen lassen, um ihn zu untersuchen, aber er wurde dabei zerstört. Ein Jahr später erkrankte sie an Krebs. An einem unheilbaren Krebs. Es gab kein Heilmittel. Sie lag im Sterben und die Ärzte konnten nichts mehr für sie tun. Man hat mir einen Hinweis gegeben und ich habe einen weiteren Chip bekommen.“ Dass er dafür ins Pentagon einbrechen musste, ließ er lieber unerwähnt. „Es hieß, er würde ihr das Leben retten. Sie hat ihn sich wieder einpflanzen lassen. Danach bildete sich der Krebs wieder zurück. Natürlich besteht immer noch die Gefahr eines weiteren Ausbruchs, aber seit sie den Chip wieder in ihrem Nacken hat, ist sie gesund. Sie dürfen ihn nicht entfernen.“

Mulder sah zu Hammond hinüber, der ihn geschockt anblickte. Er wusste dass Dana wieder geheilt wurde, aber die Einzelheiten kannte er nicht. Es war grausam was seiner Tochter angetan wurde.

„Wenn Maat dieses Implantat findet, dann wird sie es entfernen", sagte Daniel schließlich in den Raum. Alle wussten, was er damit sagen wollte und so brauchte es keinerlei weiteren Erklärungen.

„Ein Grund mehr Maat so schnell wie möglich zu finden", sagte Teal'C. „Ich denke, wir sollten uns die Frage stellen, wie man Maat am besten besiegen kann, wenn wir sie denn gefunden haben.“

„Ja, ich stimme Teal'C zu", bestätigte Carter. „Hat Maat irgendwelche Schwachpunkte?“

„Sie ist die Göttin der Wahrheit. Was hat man da wohl für Schwachpunkte?“, dachte Daniel laut nach.

„Die Lüge?“, fragte Carter nicht sehr überzeugt. „Wir können doch nicht dahin gehen sie anlügen und denken, wir hätten gewonnen.“

„Nein, normalerweise wird man dann von Amnit aufgefressen", antwortete er sarkastisch.

„Teal'C sind Sie Maat schon einmal begegnet?“, fragte Hammond ihn, ohne weiter auf Daniels Antwort einzugehen.

Er schüttelte leicht mit seinem Kopf. „Nein, General Hammond. Apophis hatte nie gegen sie gekämpft. Aber wenn sie ein Goa'uld ist, dann wird sie hoffentlich genauso verwundbar sein, wie die anderen auch.“

„Und was ist mit diesen Zatwaffen?“, fragte Mulder.

Carter schüttelte mit ihrem Kopf. „Nein, das wird nicht funktionieren. Sie wird mit höchster Wahrscheinlichkeit ein Schutzschild um sich haben. Für gewöhnlich können nur langsame Objekte, wie ein Messer, diese Schild durchdringen.“

Mulder zog überrascht seine Augenbrauen hoch. „Ein Schutzschild? So wie diese Zerstörer Druiden aus Star Wars eins haben?“

Carter tauschte schnell einen Blick mit Hammond aus, weil sie sich nicht ganz sicher war, was Mulder meinte. „Uhm, ja, ich denke schon", sagte sie schließlich zögernd. „Aber es ist nicht damit getan, sie lediglich zu verwunden, wir müssen sie unschädlich machen.“ Sie wusste wie sich das anhören musste, als ob sie eine Maschine wäre, die hinaus in den Kampf zieht und ohne jegliche Gewissensbisse jemanden umbringen könnte. Nein, das wäre ein komplett falsches Bild von ihr, da es sie tief in ihrem Inneren traf, wenn sie ein Leben auslöschte. Und sie war sich ebenfalls bewusst, dass sie nicht jeden System Lords vernichten konnten, dazu war die Erde einfach zu schwach, aber zum ersten Male konnte sie Daniel wirklich verstehen, als er Rache für Sha're geschworen hatte.

Mulder schluckte schwer. Er hasste seine Waffe zu benutzen und damit auf jemanden zu schießen. Auch wenn er schon ein paar mal von ihr Gebrauch gemacht hatte, so verfolgte es ihn noch Jahre später. Doch er hatte schon bewiesen, dass er für Scully alles tun würde, und wenn es sein musste, dann würde er auch für sie töten. Die Frau würde nicht unbeschadet davonkommen, dachte er wütend.

„Sir,“ wandte sich Carter an Hammond. „Ich hoffe, dass wir mit der üblichen Ausrüstung auskommen. Natürlich ist es ein Risiko, aber sie haben sich dennoch als äußerst effektiv erwiesen.“

General Hammond nickte ihr zustimmend zu. „Jacob, gibt es schon Anhaltspunkte, wo sie sich aufhält?“

„Nein, der Tok'ra war es bisher nicht gelungen sie ausfindig zu machen. Wir haben ebenfalls die Asgards kontaktiert und hoffen auf ihre Hilfe. Ihre Technologie ist weit aus besser entwickelt, als die unsrige. Vielleicht finden sie eine Möglichkeit.“

„Bisher haben wir jedoch noch nichts von den Asgards gehört. Du meintest, dass die Asgards im Moment Probleme mit den Replikatoren haben?“

„Ja.“ Er nickte. „Es scheint zwar nichts Ernsthaftes zu sein, aber dennoch können wir uns nicht hundertprozentig auf ihre Hilfe verlassen, obwohl es für sie auch ziemlich überraschend gewesen sein mag, dass Maat wieder aufgetaucht ist. Als Maat auf ihrem Höhepunkt ihres Kriegszuges war, wollte sie eine Gegend einnehmen, die von den Asgards beschützt wurde. Sie verstieß absichtlich gegen das Abkommen, aber dennoch drang sie in das Gebiet ein. Es ist nicht klar, ob die Asgards mit ihrem Verschwinden etwas zu hatten.“

Hammond nickte nachdenklich. Er musste den Befehl geben, was als nächstes zu tun war, aber wenn er ehrlich war, hatte er keine Ahnung, was er tun sollte. Wie es aussah hatten sie nicht wirklich viel in der Hand. Es sah sogar noch schlechter aus, als zuvor, aber man erwartete von ihm, dass er etwas tat. Die Zeit drängte und je länger sie warteten umso weiter sanken ihre Chancen Dana zu befreien, O'Neill zurückzuholen und Maat unschädlich zu machen.

Gerade als Hammond etwas sagen wollte, leuchtete plötzlich neben ihnen, am Tischende, wie aus dem Nichts, ein Licht auf. Nur wenige Sekunden später erlosch es und Thor stand vor ihnen. Er nickte ihnen zu.

„AAAHHH!“, schrie Mulder auf, als er den kleinen grauen Retikulaner sah. Er sprang aus seinem Stuhl und stolperte nach hinten. „Ach du heilige Scheiße!“, stieß er hervor und deutete immer wieder mit seinem Finger auf Thor. „Ist das, ist das das, was ich denke, dass es das ist?“ Er atmete mehrmals tief ein und aus. Er traute seinen Augen nicht. Jetzt hatte er schon so viel gesehen und dann fuhr er aus der Haut, wegen der Kreatur, die er seit dem Öffnen der X-Akten gesucht hatte.

„Agent Mulder, beruhigen Sie sich", versuchte ihn Hammond zu beruhigen.

„Wow!“ Mulder warf einen schnellen Blick zu Hammond hinüber, da er sich nicht traute Thor eine Sekunde zulange aus den Augen zu lassen, weil sein Kopf ihm immer noch sagte, dass dies lediglich eine weitere Einbildung war. „Wir müssen vorsichtig sein...die sind gefährlich. Mit denen ist nicht zu spaßen.“ Er musste da nur an das Schwarze Öl und ihre angeblichen Pläne die Erde zu kolonisieren, denken.

„Agent Mulder, jetzt setzen Sie sich wieder. Das ist Thor, ein Asgard. Er steht auf unserer Seite", erklärte ihm Hammond, so sachlich wie möglich.

„Ein, ein Asgard? Der?“ Mulder konnte es noch immer nicht glauben. „Nein, das glaube ich nicht.“ Und das aus meinem Munde, dachte er. Ich, Agent Fox Mulder, der so ziemlich alles glaubt, hat Zweifel, wenn der lebende Beweis genau vor seinen Augen steht. „Oh nein, ich weiß wovon ich hier spreche. Die sind gefährlich!“

„Das kann ich mir nicht vorstellen, Agent Mulder. Ohne die Asgards würden wir wohl möglich nicht mehr hier stehen.“

„Und ich habe gesehen, was sie vielen tausenden Menschen angetan haben.“ Mulder ließ sich nicht ohne weiteres von dem Gegenteil überzeugen.

„Agent Mulder, wir sprechen sicherlich von zwei vollkommen unterschiedlichen Dingen.“

„Die Kolonisierung der Erde`?“, fragte er scharf.

„General Hammond", sagte Thor schließlich, bevor Hammond antworten konnte. „Wir haben euren Hilferuf erhalten. Es tut uns leid, dass wir nicht in der Lage waren früher Kontakt mit euch aufzunehmen.“

Hammond nickte ihm zu. „Dann wisst ihr auch, wie ernst die Lage ist.“

Thor nickte leicht mit seinem Kopf. „Ja. Wir wurden auch von der Tok'ra über O'Neills Zustand informiert. Wir bedauern, dass dies passiert ist.“

„Könnt ihr ihm helfen?“, fragte Carter sofort.

Er drehte langsam seinen Kopf in ihre Richtung und blickte sie mit seinen schwarzen großen Augen an. „Vielleicht. Aber dazu müssen wir ihn mitnehmen.“

Erleichtert über die wohl erste gute Nachricht, seit dies alles angefangen hatte, schloss Carter ihre Augen und wagte es ihre angehaltene Luft auszuatmen.

„Konntet ihr Maat ausfindig machen?“

Thors Blick wanderte wieder zurück zu General Hammond. „Wir arbeiten zur Zeit an einer neuen Technologie, getarnte Schiffe ausfindig zu machen. Bisher wurde dies jedoch noch nicht getestet.“

Mulder starrte noch immer vollkommen fasziniert und abstoßend auf Thor. Vor seinem inneren Auge sah er die Erinnerungen wie einen Film vorbeilaufen. Verbittert schloss er seine Augen. Wie konnte jemand von ihm erwarten diesen Kreaturen noch zu trauen, nach alledem was vorgefallen war?

„Könnte man es denn nicht trotzdem versuchen? Die neue Technologie, meine ich?“, fragte Daniel.

„Es wäre aber nicht sicher, da sie noch nicht weit genug entwickelt ist.“

„Aber es wäre möglich?“ Carter stütze sich mit ihren Armen nach vorne auf ihre Knie ab.

„Ja, das wäre es.“


****


„Sara! Leg die Waffe hin", versuchte er mit kontrollierter Stimme auf sie einzureden. Sein Blick wanderte zu dem blitzenden Metall in ihrer Hand. Nervös fuhr er mit seiner Zunge über seine Lippen. „Wir können das doch ganz ruhig bereden. Ohne diese Ding, meinst du nicht auch?“

Er atmete tief ein, um seine Nerven unter Kontrolle zu behalten. Er war auf solche möglichen Situationen immer geschult gewesen, aber das war anders. Es ging um zwei Menschen, die ihm am Herzen lagen und er wollte, dass keinen von beiden etwas passierte. Er konnte es auf gar keinen Fall zulassen.

Carter starrte ihn mit einem entsetzen Blick an. Sie konnte das kalte Metall an ihrem Kopf spüren. Mit einem Stoßgebet schloss sie ihre Augen. Jack sah ihr ihre Anspannung an. Sie regte keinen Muskel und auch er wagte es nicht, sich nur einen Millimeter weit zu rühren. „Sara, bitte. Es gibt immer einen anderen Weg als diesen.“

„Jack, ich muss es tun. Ich tue es nur für dich.“

Er schüttelte mit seinem Kopf.

„Du musst dich entscheiden. Du sagtest, dass du für mich da sein wirst, aber wo bist du? Du bist bei... bei ihr!“ Sie legte Carter ihren Arm um den Hals und zog sie an sich heran, die Pistole fest gegen ihre Schläfe gepresst.

„Sie gehört zu meinem Team. Sie ist meine Partnerin.“ Nur ein Hauch von einem Zittern in seiner Stimme verriet seine Angst.

„Deine Partnerin?“, echote Sara. „Ich sollte deine Partnerin sein, nicht sie!“

„Du warst auch meine Partnerin, aber die Dinge haben sich leider geändert.“

„Du kannst mich nicht zurückhalten.“

„Du, du tust mir keinen Gefallen damit, indem du sie umbringst.“

„Oh doch", erwiderte sie schon fast besessen. „Du bist dann von ihr befreit.“

Jack brach nur für eine Sekunde den Blickkontakt mit Sara und sah in Carters geschockte blaue Augen. Sie flehte ihn förmlich an, doch etwas zutun. Er hörte ihr stummes Flehen als laute Worte, die in seinem Kopf hallten. „Tun Sie was. Lassen Sie nicht zu, dass sie abdrückt.“ Nein, er würde es nicht zulassen.

„Sara, sie hält mich nicht gefangen. Niemand hält mich gefangen.“

„Und wo warst du dann? Ich habe dich gebraucht! Seit Charlies Tod kam ich nicht mehr an dich heran und sie lässt du an dich heran!“

„Du weißt, dass das nicht wahr ist. Ich habe mit niemanden darüber gesprochen.“

„Und woher weiß sie es dann? Ich weiß was in ihrem hübschen Kopf vorgeht.“

„Bitte, Sara, das hat so keinen Sinn. Wir können auch anders darüber reden. Wir sind doch vernünftige Menschen.“ Er betete, dass sie darauf eingehen würde. Er wusste, dass er in seinem eigenen Albtraum gefangen war. Und war er vor sich sah, war nur eine weitere Angst, die er tief vergraben hatte. Er fürchtete sich davor, dass seine Frau ihm ewig Vorwürfe machen würde. Immer wieder und wieder wiederholte er wie ein Mantra in seinem Kopf die Worte: „Das ist alles nicht echt. Reine Einbildung", doch er wusste nicht, wie er sich darauf befreien sollte.

Er schluckte einmal schwer, bevor er weiter versuchte auf sie einzureden. „Sara, vertrau mir, es gibt einen anderen Weg.“

„Vertrauen. Ich kann dir nicht mehr vertrauen. Du vertraust ihr mehr als mir.“ Sie drückte Carter noch fester an sich heran. Erschrocken darüber schnappte Sam nach Luft. Wenn sie es könnte, würde sie aufhören zu atmen.

„Ich muss ihr vertrauen. Aber das hat nichts mit uns zutun. Sie trägt keine Schuld an Charlies Tod. Wir kannten uns bis dahin noch gar nicht.“

„Ich glaube dir nicht. Kein Wort. Ich weiß, was du für sie empfindest. Du würdest lieber sterben, als sie zu verlieren!“

Jack starrte sie an, dann wanderte sein Blick hinüber zu Carter, die ihm genauso geschockt anblickte. „Sir, bitte", krächzte Carter. „Tun Sie nichts Unüberlegtes.“

„Ja, genau, Jack, tu jetzt nichts unüberlegtes", sagte Sara mit einer Spur von Wahnsinn in ihrer Stimme. „Oder ihr passiert noch was.“

Jack war bald mit seinem Nerven am Ende. Eifrig überlegte er, wie er Sara dazu bewegen könnte all dem ein Ende zu setzen. Im Grunde gab es nur eine Möglichkeit, er durfte sich nicht länger gegen sie wehren, er musste auf ihr Spiel eingehen. Er musste sich auf das Spiel mit dem Teufel einlassen. Er wusste nicht, ob sein Kopf genauso wie die Theorie einer Geiselnahme arbeitete. Konnte er sich selbst austricksen, indem er seinem Hirngespinst weismachte, dass er sie verstehen würde?

„Sara,“, krächzte er. „Du hast Recht.“ Er schluckte schwer. „Ich hätte für dich da sein sollen und ich war es nicht. Ich kann es nicht mehr rückgängig machen. Und ich kann mir sehr gut vorstellen, wie du dich während der Zeit gefühlt haben musst, aber das ändert nichts an der Situation. Wir können nicht mit diesem Schicksalsschlag umgehen, indem wir uns selbst das Leben schwer machen. Wir müssen zusammen daran arbeiten und nicht gegeneinander. Es ist eine Sache zwischen uns beiden. Carter,“ Er sah direkt in Sams blaue Augen. „hat damit nichts zutun.“ Sara wollte gerade etwas erwidern, aber Jack sprach ohne sie zu Wort kommen zu lassen, weiter. „Und ja, ich habe gesagt, dass ich lieber sterben würde, als sie zurückzulassen, aber das war Situationsabhängig", log er. Er hoffte nur, dass sie nicht auch noch diese Gedanken lesen konnte. Wenn dies so wäre, dann hätte er keine Chance mehr. „Es steht außer Frage ein Teammitglied zurückzulassen. Das hat wirklich nichts mit meinen Gefühlen für dich zu tun. Ich liebe dich. Du warst immer die Frau an meiner Seite und hier“, er legte seine Hand auf sein Herz. „wirst du es auch immer bleiben.“ Jack atmete schwer ein. Er hatte sie nicht direkt angelogen. Es war zwar nicht die komplette Wahrheit, aber falsch war es auch nicht. Irgendwo in seinem Herzen, da liebte er seine Frau und wird es auch immer tun, aber er konnte auch nicht leugnen, dass Carter ihm vollkommen egal war. Nein, das war sie bestimmt nicht. Ganz und gar nicht. Aber er musste seine wahren Gefühle hinter einer Mauer verstecken, die niemand durchbrechen konnte. „Vertraue mir", flüsterte er. „Es wird nie jemand anderen geben.“

Sara sah ihn verwirrt an. Das hatte sie nicht erwartet. „Du...das", stotterte sie. „Das ist bloß ein Trick von dir", schaffte sie es schließlich hervorzubringen.

Jack schüttelte langsam mit seinem Kopf. „Nein, du bist die einzige, die ich liebe, Sara. Das weißt du doch, oder?“

Sie rührte sich nicht.

„Sara, wir werden es schaffen. Wir beide, zusammen. Willst du das?“

Jetzt nickte sie kaum merklich mit ihrem Kopf.

„Okay, ich will es nämlich auch. Aber wir können das nicht machen, wenn du Carter weiterhin als deine Geisel hältst", redete er eindringlich auf sie ein.

Carter hatte während des gesamten Wortwechsels wie angestarrt dagestanden, aber ihr Blick war nicht einen Millimeter von Jacks Augen abgewichen .Sie starrte ihn ängstlich an. Als sie merkte, dass er seine Strategie geändert hatte, veränderte sich auch sein Blick. Es war dieser Schimmer in seinen Augen, der sich schon im Voraus bei ihr für sein baldiges Handeln entschuldigte. Er bat sie um Verzeihung.

Im Grunde wäre es egal gewesen, was sie gemacht hätte, ändern könnte sie nichts daran. Ein schleichender Schmerz hatte sie bei seinen Worten durchschossen. Wie kleine, spitze Nadeln, die immer weiter und weiter auf eine offene Wunde einstachen. Nur hatte sie das Gefühl, dass es nicht weniger wurden, sondern mit jedem weiteren Wort, verhundertfachten sie sich. Jetzt, nachdem es vollkommen still war, spürte sie förmlich wie ihr Herz zu bluten begann. Einerseits wollte sie aufschreien und sich auf diesen Zwängen befreien, aber anderseits war sie viel zu erstarrt, um es auch nur zu wagen sich zu rühren. Angespannt wartete sie auf Saras Reaktion.

Diese lockerte etwas verunsichert ihren Griff. Carter überlegte fieberhaft, was sie machen sollte. Auch wenn sie jetzt eine geringe Chance hatte, sich zu befreien, so lag dennoch eine Waffe an ihrer Schläfe. Doch im nächsten Moment spürte sie, wie sie ruckartig zurückgezogen wurde. „Nein. Ich durchschaue dich. Du versuchst nur auf mich einzureden. Aber das wirkt nicht. Dazu kenne ich dich zu gut", zischte Sara mit zusammengekniffenen Augen. „Du hattest mich fast so weit, aber auch nur fast. Das war so geschickt von dir und dann hast du alles durch deine Gedanken kaputt gemacht.“

Jack blieb die Luft ihm Halse stecken. Er hätte wissen müssen, dass er sich selbst nicht überlisten konnte, aber es musste doch einen Weg geben, wie er aus dieser Hölle wieder herauskam. „Lass Sie gehen", forderte er sie jetzt mit ernster Stimme auf.

Sara bewegte sich nicht.

„Ich sagte, du sollst sie gehen lassen!“ Seine Stimme wurde immer lauter. „Ich mach was du willst, aber diesmal wirst du nicht gewinnen, hörst du?! Ich habe dich durchschaut!“ Jetzt sah er nicht mehr sie an, sondern drehte sich um seine eigene Achse, so, als ob er mit einem imaginären Gegner sprechen würde. „Wo bist du? Du bist wohl zu feige, dein wahres Ich zu zeigen und versteckst dich hinter diesen Personen! Na los, komm schon raus! Aber dazu fehlt dir der Mut, nicht wahr?!“

Er atmete schnell und schwer ein und aus. Er versuchte seine Gefühle wieder unter Kontrolle zu bringen. Es war schwerer als sonst. Sara sah ihn emotionslos an. „Du glaubst mir also nicht. Du denkst, dass ich nicht echt bin, oder?“, flüsterte sie mit gefährlich leiser Stimme. Er wollte gerade etwas erwidern, aber sie ließ ihn nicht zu Wort kommen. „Ich kann es dir beweisen, dass es alles echt ist. Willst du das?“

Jack schluckte schwer und bevor er überhaupt reagieren konnte, hörte er das Entsichern des Hahnes der Waffe. Er hatte das Gefühl, als ob alles wie in Zeitlupe vor seinen Augen ablaufen würde. Den starren und wirren Blick von Sara. Die Angst in Carters Augen.

„NEEEEIIIINNN!!!“ Er rannte auf sie zu, um ihr noch die Waffe aus der Hand zu schlagen, aber als er ankam war Sara verschwunden. Carter lag vor ihm in ihrer eigenen Blutlache, die Augen noch immer geöffnet, die den starren Ausdruck der Angst widerspiegelten. Er fiel neben ihr auf seine Knie und legte ihren Kopf in seinen Schoß. Behutsam strich er ihr über ihre Haare. „Nein, nein, Carter? Carter???", murmelte er. „Bitte, bitte nicht... ich flehe Sie an. Bitte tun Sie mir das nicht an... Sam...“

Sie bewegte sich nicht. Zaghaft fuhr er mit seiner Hand über ihre Wange. „Verdammt noch mal! Ist es das was du willst?“, schrie er mit nach oben gerichteten Blick. „Bist du nun zufrieden? Jetzt hast du doch alles erreicht!“ Seine schlimmsten Albträume sind wahr geworden. Erst Charlie, dann seine Frau und nun Carter.

Tränen der Wut und Trauer stiegen in ihm hoch. Er schluchzte leise.

Sieh nur was du angerichtet hast, ertönte plötzlich eine Stimme wie aus dem Nichts. Erschrocken sah er sich um, aber er konnte niemanden ausmachen.

„Wer ist da?“

Wie konntest du sie nur umbringen?

„Was??? Ich habe niemanden umgebracht!!! Du warst es, nicht wahr?“

Aber nicht doch. Du warst doch von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Oder hast du wirklich geglaubt, dass du gegen mich ankommst?

Verzweifelt schloss er seine Augen. „Hör auf damit!“, presste er zwischen seinen Zähnen hervor. „So erreichst du gar nichts bei mir.“ Es klang nicht sehr überzeugend, aber er konnte ihr auch nicht die Genugtuung geben, ihn schwach zusehen.

Alles war deine Schuld. Ich habe dir die Chance gegeben, alles wieder gut zumachen, aber du... du hast sie verstreichen lassen. Charlie, Sara und nun auch noch Carter.

„Verdammt!“, schrie er, als er sich wieder seine Ohren zuhielt. „Halt den Mund! Verschwinde! Lass mich endlich in Ruhe!“

Oh nein. Mich wirst du nicht mehr los. Du warst es, der mich aufgehalten hat, also wirst auch du es sein, der dafür büßen muss. Du und deine kleine hübsche Freundin.

Langsam ließ er seine Hände sinken. „Wovon sprichst du? Was meinst du damit?“

Erst du, dann sie und dann euer ganzer Planet. Ich werde euch Tau're vernichten. Ihr werdet alle unter mir dienen, eurer wahren und einzigen Göttin!

„Du bist doch krank!“, zischte er.

Krank wird am Ende nur der, der auch wahnsinnig wird.

Er konnte förmlich vor seinem inneren Auge ihr hasserfülltes Gesicht sehen, wie sie mit einem vernichtenden Blick auf ihn hinunterstarrte. Er hasste nichts mehr als diese gottverdammten Schlangen mit ihren glühenden Augen und ihren überheblichen Getue.

Verdammt! Hätte er doch gleich zu Beginn alles richtig gemacht, dann wäre es nie so weit gekommen, dann würde er jetzt nicht ihr sitzen mit einer leblosen Carter in seinen Armen, gefangen an einem Ort, von wo ihn niemand mehr retten konnte.

Er zitterte am ganzen Körper, als er mit wackelnder Hand über ihre Augen fuhr, um diese zu schließen. Er wiegte sie hin und her und drückte sie feste an sich. „Nein!“, schluchzte er. „NEEEEEEEEEEEEIIIIIIIIIIIIINNNNNNNNNNNNNN!!!!!!!!!!“


weiter: Kapitel 7
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