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Himmel und Hölle von Selana

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2. Eine bittere Erkenntnis

Langsam kam O’Neill wieder zu sich. Seine Erinnerung kehrte augenblicklich zurück. Samuels hatte sie verraten und ihn in das Sternentor geworfen. Doch er lebte noch und somit waren ihre Annahme nicht richtig, dass man das Tor nicht benutzen konnte. Allerdings hätte er das lieber nicht auf diese Art herausgefunden. Doch wo befand er sich, und warum konnte er nichts sehen? War er blind? O’Neill hob die Hand vor die Augen, doch er konnte nichts erkennen. Doch halt! Irgendwie glaubte er die Umrisse seiner Hand zu sehen. Also war er nicht blind, sondern es war so finster. Er tastete um sich und erkannte, dass er auf einer Stahlrampe lag. Doch wo befand sich diese? Seine linke Hand ergriff ein Geländer und langsam zog Jack sich hoch. Irgendwie kam ihm alles vertraut vor, und wenn er sich nicht irrte...
Seine Erinnerungen täuschten ihn nicht. Nur wenige Schritte später erreichte er eine Wand. Er tastete an ihr entlang bis er den gesuchten Schalter fand. Als O’Neill auf den Knopf drückte flammte die Notbeleuchtung auf. Zuerst nur flackernd, doch dann stabilisierte sich das Licht. Es war immer noch dunkel, doch jetzt konnte er wenigstens einigermassen sehen.
Sein Gefühl hatte ihn nicht getäuscht. Er befand sich im Stargate-Raum des Cheyenne-Mountain-Complexes, mitten im Herzen der Rocky-Mountains. Doch wie zur Hölle war er hierher gekommen? Samuels hatte doch bestimmt die Koordinaten eines anderen Planeten eingegeben - Argos, wie O’Neill richtig vermutete.
Wie kam er also zurück in die USA? Das Stargate musste eine Fehlfunktion gehabt haben, und er selbst hatte grosses Glück gehabt, ausgerechnet zu Hause zu landen. O‘Neill sah sich um. Warum war es so still hier? Warum hielten sich keine Techniker im Kontroll-Raum auf, den er undeutlich erkennen konnte? Warum befanden sich keine Wachen im Stargate-Raum? Warum hatte niemand auf die unerlaubte Aktivierung des Tores reagiert und warum war die Iris-Blende nicht unten?
Einige warums entschieden zuviel, dachte O’Neill, und es gab nur eine Möglichkeit die Gründe herauszufinden - er musste selbst nachsehen.
Doch zuerst musste er etwas gegen seine Kopfschmerzen unternehmen. Deshalb wollte er als erstes die Krankenstation aufsuchen. Unterwegs würde er schon jemanden treffen. Dr. Fraiser würde überrascht sein ihn zu sehen, denn auf Hawaii suchten sie bestimmt schon nach ihm. Als erstes würde er dafür sorgen, dass Samuels aus dem Verkehr gezogen wurde. O’Neill machte sich Sorgen wegen dessen Verrat. Was hatte Samuels nur getan? Was hatte er vor? Dessen letzte Worte gingen ihm nicht mehr aus dem Sinn.
Im Gang war es genauso dunkel wie im Stargate-Raum. Die Luft roch abgestanden und verbraucht. O’Neill musste erneut die Notbeleuchtung einschalten. Die Krankenstation lag um die Ecke, doch auch auf dem Weg dorthin traf er auf keinen Menschen, langsam wurde es unheimlich. In ihm reifte die Erkenntnis, dass die Station verlassen war. Aber wieso? Und in so kurzer Zeit? Hammond hätte ihn doch darüber informiert. Waren sie etwa deshalb in die Hawaii-Basis geschickt worden? Damit hier alles ungestört abgebaut werden konnte? Dagegen sprach allerdings, dass das Stargate noch da war. Das ganze wurde immer rätselhafter.
In der Krankenstation schien ein Berserker gehaust die haben. Alle Schränke und Schubladen standen offen oder waren herausgerissen worden. Medikamente, Verbandsverpackungen und dergleichen, lagen verstreut auf dem Boden herum. Jemand musste in aller Eile ausgeräumt haben und das, was auf den Boden gefallen war, liegengelassen haben. O’Neill bückte sich und suchte solange, bis er ein Schmerzmittel fand. Er fand auch in Flaschen abgefülltes Mineralwasser und öffnete eine um eine Tablette zu nehmen. Am besten gleich zwei, denn der Zustand der Station verursachte ihm neue Kopfschmerzen.
Sein Blick fiel auf die Wand und die Flasche in der Hand fiel mit einem dumpfen Laut zu Boden. O’Neill achtete nicht darauf, denn was er las, machte alles noch rätselhafter. Das Datum auf dem Kalender zeigte den 21. Januar 2005 an. Und als er durch das Tor geworfen worden war, war es der der 7. Juli 2000 gewesen. Was war nur mit ihm geschehen?
Hatte das Tor ihn in ein Parallel-Universum geschleudert oder einige Jahre in seine Zukunft? Das würde auch den Zustand der Station erklären. Doch gleichzeitig stellte es neue Fragen auf.
Während er sich weiter umsah, bemerkte er den Staub auf allen Geräten. Die Station musste schon seit Monaten, wenn nicht Jahren verlassen sein. Also war es durchaus denkbar, dass er sich noch weiter als 2005 in der Zukunft befand. O’Neill setzte sich und überlegte. Er war es gewohnt, mit ungewöhnlichsten Situationen fertig zu werden. Gut, diese war mehr als ungewöhnlich, doch was immer auch passiert war, es ließ sich nicht mehr ändern. Also galt es das beste daraus zu machen.
Als erstes besah er sich seine Verletzung. Das Blut war längst getrocknet und die Wunde hatte sich geschlossen. Samuels Schuss hatte ihn nur leicht gestreift. Er hatte wahnsinnig viel Glück gehabt. Trotzdem legte er sich einen Verband an.
Als nächstes suchte er einen Lagerraum auf. Er fand alles, was er suchte – verpackte, noch brauchbare Notrationen, Medikamente und etwas Wasser. Er verstaute alles in einem Rucksack. Als nächstes suchte er sich Zivilbekleidung. Was immer oben passiert war, es musste einen Grund gegeben haben, diese Station aufzugeben. Und bevor er nicht wusste was, wollte er unter der Bevölkerung nicht auffallen. Falls es die Bevölkerung noch gab, denn inzwischen kam ihm ein schrecklicher Verdacht. Er suchte ein Strahlungsmessgerät und schaltete es ein - keine Strahlung hier unten. O’Neill atmete erleichtert auf. Doch wie war es an der Oberfläche? Er würde das Gerät auf jeden Fall mitnehmen.
Die nächsten Stunden war er damit beschäftigt die Station zu durchsuchen, doch er traf wie erwartete niemanden an. Der normale Aufzugsschacht nach oben war unpassierbar. Jemand hatte ihn in die Luft gesprengt. Doch zum Glück kannte O’Neill einige Notausstiege, die für solche Fälle eingerichtet worden waren.
Die zwei ersten waren ebenfalls blockiert, doch der dritte war noch intakt. O’Neill sah nach oben. Der Schacht führte senkrecht hinauf, er musste eine schmale Leiter hochklettern.
O’Neill seufzte. Als er hochkletterte gingen ihm die Worte eines seiner Lehrer durch den Sinn - wenn Sie eine senkrechte Wand hochklettern niemals hinuntersehen!
Alle fünf Stockwerke musste er in einen waagrechten Schacht klettern, bevor es zehn Meter weiter wieder nach oben ging. Eine zusätzliche Sicherheitsmassnahme der Erbauer um zu verhindern, dass bei einer Entdeckung jemand etwas von oben hinunterwerfen konnte. O’Neill nützte diese wenigen Meter um eine kurze Ruhepause einzulegen.
Als er endlich oben ankam, atmete er erleichtert auf. Nur die äußere Klappe trennte ihn noch von der Freiheit. Bei jedem Halt hatte er mit seinem Gerät die Strahlung gemessen. Im Notfall wäre er sofort umgekehrt, doch zum Glück bewahrheitete sich seine Befürchtung nicht. Vielleicht irrte er sich und es gab eine ganz einfache Erklärung für die Räumung der Station. Tief in seinem Herzen wusste er aber, dass diese Hoffnung nicht zutraf. Was mochte passiert sein? Eine Umwelt-Katastrophe oder gar eine Invasion der Goa’uld?
O’Neill lauschte. Kein Laut drang an sein Ohr. Sollte er es einfach wagen? Auf der anderen Seite konnte er auch nicht ewig warten. Er musste es einfach riskierten.
Wer nicht wagt, der nicht gewinnt!
Gemäß diesem Sprichwort öffnete er den Verschluss der Klappe und entfernte sie langsam. Vorsichtig spähte er nach draußen und atmete erleichtert auf. Alles schien in Ordnung zu sein. Der Schacht endete in einer Felswand dicht am Boden. Ringsum nur Sträucher und Bäume. Der Deckel war als Felsen getarnt und niemand, der es nicht genau wusste, würde den Eingang finden.
O’Neill spähte hinter dem Strauch hervor, doch keine Menschenseele war zu sehen. In den nahen Bäumen hörte er Vögel singen, doch sonst war kein Laut zu hören. Er schloss den Schachtdeckel wieder gewissenhaft und sorgte dafür, dass kein Zeichen seiner Anwesen zu sehen war. In seiner Spezial-Force-Ausbildung hatte er gelernt, jede noch so kleine Spur zu verwischen und sich unsichtbar zu machen.
Er befand sich mitten in den Bergen und ein frischer Wind wehte ihm entgegen. Es musste Winter oder beginnender Frühling sein, denn hier und da sah Jack noch weiße Flecken von Schnee, dazwischen, als Frühlingsboten, das erste zaghafte Grün und die ersten Frühlingsblumen. Es war so kalt, dass sein Atem fast gefror. O’Neill war froh eine warme Jacke angezogen zu haben. Im Rucksack befanden sich noch warme Handschuhe, die er sich eilig überzog. Das mitgenommen P90-Schnellfeuergewehr war geladen, und reichlich Munition dafür hatte er auch mitgenommen. Eine Zatnickatel und zwei Messer vervollständigten seine Ausrüstung.
O’Neill warf einen Blick in den Himmel, doch die Sonne war nicht zu sehen. Graue Nebelschwaden zogen über die Berge und verhinderten, dass er weit sehen konnte. Das hatte auch den Vorteil, dass er selbst nicht gesehen werden konnte. Entschlossen stand er auf. Es wurde Zeit zu gehen. Zum Glück kannte sich im Gebiet um den Komplex aus. Hier hatte er oft zusammen mit Teal’c trainiert.
Langsam bewegte O‘Neill sich durch das Gelände und achtete auf jede Deckung. Endlich war er am Ziel, unter ihm lag der Eingang des Komplexes. Der Tunnel war unpassierbar. Der Eingang war einfach zugeschüttet worden, um zu verhindern, dass jemand hineinkam. Nun gut, er hatte nichts anderes erwartet. O’Neill entschloss sich die Berge zu verlassen und zur nächsten Stadt zu wandern. Diese war nur zehn Kilometer entfernt. Allerdings würde er einige Umwege machen, da er nicht vorhatte die Hauptwege zu benutzen.
Als erstes galt es herausfinden in welcher Zeit er sich befand und was passiert war. Dann wollte er nach dem Schicksal seiner Freunde forschen. Was war mit Sam Carter, Daniel, Teal’c und den anderen des Stargate-Projektes geschehen? Lebten sie noch oder waren sie tot?
Auf seinem Fußmarsch zur Stadt begegnete er keinem Menschen. Die einzigen Lebewesen die er sah, waren einige kleinen Tiere. Immer wieder überprüfte er mit dem Strahlungsmesser die Luft, doch zu seiner Erleichterung zeigte das Gerät keine gefährlichen Strahlungswerte an. Was auch immer auf der Erde passiert war, es hatte keinen radioaktiven Fallout gegeben - zumindest nicht in dieser Gegend.
Endlich kam die Sonne durch, die Nebelschwaden blieben zurück und hier und da zeigte sich sogar Streifen blauen Himmels. Auch die Luft erwärmte sich etwas und langsam fühlte er sich wohler. Wenn Jack etwas hasste, dann war es die Kälte. Die Sonne erreichte ihren höchsten Stand, als er die ersten Ausläufer der Stadt erreichte. Er kletterte einen kleinen Hügel hinauf, hinter dem die ersten Häuser liegen mussten, als ein Gleiter in niedriger Höhe über ihn hinweg schoss. O’Neill schaffte es gerade noch, sich in die Deckung einer Baumgruppe zu werfen. Beunruhigt blickte er dem Gleiter hinterher - ein Todes-Gleiter der Goa’uld. Hatte der Pilot ihn bemerkt? Dann würde er gleich zurückkehren.
Der Gleiter verschwand hinter dem Hügel und kehrte nicht zurück. Also hatte es nicht ihm gegolten. Doch wem dann? Gleichzeitig bewies die Anwesenheit dieses Flugkörpers, dass es eine Invasion gegeben hatte.
Plötzlich hörte er Schreie und den Einschlag von Schüssen. O’Neill huschte geduckt die restlichen Meter hoch und legte sich auf der Spitze des Hügels in den Schutz einer großen Hecke. Von dort holte er seinen Rucksack vom Rücken und das Fernglas heraus und beobachtete das Geschehen.
Die Stadt unter ihm war nur noch ein Ruinenfeld. Kein Haus schien mehr ganz zu sein. Zwischen den Trümmern bemerkte er Jaffa, die eine zerlumpt aussehende Menschengruppe zusammen trieb. In der Luft kreisten vier weitere Gleiter und überwachten die Operation. Jeder Fluchtversuch wurde mit Gewalt unterdrückt. O’Neill konnte sich nur mit Mühe beherrschen nicht einzugreifen, doch das hätte nur seine eigene Gefangennahme bedeutet.
Die Jaffa suchten auch die nähere Umgebung der Stadt ab. Als sie die Suche auf seinen Hügel ausdehnten, musste er sich schnellstens zurückziehen. In der Nähe war eine große Baumgruppe. Einer der Riesenbäume hatte ein Wurzelgebilde. Mit seinem Messer höhlte er die Wurzeln aus und grub sich ein. Er war kaum damit fertig, als die Jaffa auch schon auftauchten. O’Neill hielt den Atem an, als die Krieger dicht an seinem Versteck vorbeigingen. Sie blickten auch in die Baumgruppe, doch sein Versteck übersahen sie.
Und jetzt ahnte er auch, welcher Goa’uld die Erde erobert hatte. Die Jaffa trugen einen Falken auf der Stirn. Es konnte sich also nur um Heru’ur handeln.
Erst, als die Jaffa verschwunden waren, wagte er sich wieder aus seinem Versteck und kehrte zu seinem Aussichtspunkt auf dem Hügel zurück. Die menschlichen Gefangenen wurden inzwischen in einen Transporter verladen. Von den vier Gleitern waren nur noch zwei da und als der Transporter abhob, verschwanden auch diese. O’Neill atmete erleichtert auf. Das hätte schief gehen können.
Er wartete noch einige Zeit in seinem Versteck ab, und erst, als er ganz sicher war, dass die Gleiter nicht zurückkamen, verließ er es und kletterte den Hügel hinab. Aus der Nähe sah er, dass es doch noch einige unzerstörte Häuser gab.
O’Neill war erschüttert. Hier hatten vor kurzem noch etwa hunderttausend Menschen gewohnt, und nun war nichts mehr vorhanden. Er entschied, dass es wenig Sinn hatte, tiefer in die Trümmer einzudringen. Er setzte sich in den Schutz eines eingestürzten Hauses und überlegte. Was sollte er jetzt machen? Lebte überhaupt noch jemand von seinen Freunden? Sollte er in den Berg zurückkehren und versuchen das Stargate zu aktivieren und auf einen anderen Planeten gehen?
Sein Blick fiel auf eines der wenigen noch ganzen Häuser, und er beschloss sich darin umzusehen. Vielleicht fand er einen Hinweis auf das, was hier passiert war. Obwohl das Haus fast unbeschädigt war, waren sämtliche Möbel umgeworfen oder verrückt worden. Ein Kalender zeigte ebenfalls das Jahr 2005 an, also musste in diesem Jahr die Invasion geschehen sein. Er streifte durch das Haus ohne etwas zu finden, was ihm weiterhalf. Alles war ausgeräumt worden, auch sämtliche Lebensmittel, wahrscheinlich von den Überlebenden, die vorhin von den Jaffa zusammengetrieben worden waren.
Ein Geräusch ließ ihn herumfahren. Er sah gerade noch eine Gestalt um eine Ecke huschen. Mit schnellen Schritten folgte O’Neill dem Unbekannten und holte ihn leicht ein, da der Fremde stark hinkte.
”Bleib stehen!" rief O’Neill. ”Ich will dir nichts tun, aber ich habe Fragen an dich."
Der Mann versuchte nochmals zu fliehen, doch O’Neill hielt ihn fest. ”Hab keine Angst, ich bin dein Freund."
Der Fremde zitterte an allen Gliedern und schien seine Worte nicht verstanden zu haben. ”Bitte!" flehte er. ”Tu mir nichts."
”Keine Sorge, ich sagte doch, dass ich nur einige Fragen an dich habe." O’Neill sah in sein ausgemergeltes Gesicht. ”Hast du Hunger?"
Die Bekleidung des Mannes bestand nur aus Lumpen und sein Bein war verkrüppelt. Er sah O’Neill nun ungläubig an und nickte. Er zuckte vor Schreck zusammen, als Jack in seinen Rucksack griff, um ihm eine Packung der Notrationen zuzuwerfen.
”Tut mir leid, aber ich habe nichts besseres", entschuldigte sich Jack bei dem Fremden.
Der Mann riss die Verpackung auf und fing gierig an zu essen. O’Neill sah ihm einen Augenblick zu und fragte dann: ”Die Jaffa, wann kamen sie, und was ist überhaupt auf der Erde passiert?"
Der Mann hörte verwundert auf zu kauen. ”Du weißt das nicht?" Sein abschätzender Blick traf O’Neill. ”Das glaube ich dir nicht, dazu siehst du viel zu gut aus. Und du hast zu essen. Du arbeitest für die Fremden, was? Du willst uns ausspionieren." Der Mann sah auf sein Essen und überlegte ob er es wegwerfen sollte, entschied sich aber dagegen. Essen war Essen und bedeutete überleben. Was scherte es ihn, woher es stammte.
”Ich arbeite nicht für die Goa’uld", widersprach O’Neill. ”Es würde zulange dauern, dir alles zu erklären. Außerdem verstehst du es doch nicht. Ich begreife es ja selbst noch nicht."
Der Mann sah jetzt neugierig aus und aß weiter. ”Wer bist du dann?"
”Mein Name ist Jack O’Neill und ich komme aus dem Armee-Komplex."
”Du bist ein Soldat? Aber die sind seit Jahren nicht mehr hier. Alle, die nicht fliehen konnten, wurden getötet."
”Du kennst du Militär-Anlage?" fragte O’Neill.
”Ja, ich habe dort als Zivilist gearbeitet."
”Weißt du, was es da unten gibt?"
Der Mann nickte. ”Ein Sternentor - die Ursache des Unheils."
”Wann kamen die Goa’uld und wer herrscht? Ist es Heru’ur?"
Wieder ein knappes Nicken. ”Du kennst dich aber gut aus, für jemanden, der angeblich nicht weiß, was passiert ist. Also musst du wirklich dort gearbeitet haben oder du arbeitest doch für die Außerirdischen."
”Wann? Wie lange ist es her?" fragte O’Neill, ohne auf die Bemerkung einzugehen, und diesmal war der ungeduldige Ton in seiner Stimme deutlich zu hören.
Der Mann beeilte sich zu antworten. ”Vor fünf Jahren."
”Fünf Jahre? Welches Jahr schreiben wir heute? Lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen", fragte O’Neill ungeduldig.
”Wir Überlebenden achten nicht mehr auf die Zeit. Ich weiß das genau heutige Datum nicht, aber das Jahr ist 2010."
O’Neill musste sich hinsetzen. Er wollte es nicht glauben - also hatte das Tor ihn zehn Jahre in die Zukunft geschleudert. O’Neill bemerkte nicht, dass der Mann aufstand und sich fort schlich. Erst Minuten später achtete er wieder auf seine Umgebung. Der Mann war verschwunden, dabei hätte er noch so viele Fragen gehabt.
Hoffnungslosigkeit übermannte ihn. Was sollte er nach zehn Jahren noch ausrichten? Am besten würde es sein, wenn er zurück in den Komplex ging und einen anderen Planeten anwählte. Argos fiel ihm ein - und Kynthia. Vielleicht konnte er den Rest seines Lebens bei ihr verbringen. Wenn sie ihn nach den vielen Jahren überhaupt noch wollte.
Er trat vor das Haus und sah, das es inzwischen spät geworden war. Die Nacht senkte sich über die Ruinenstadt und bedeckte gnädig das ganze Ausmaß des Unheils, dass von den Sternen über sie hereingebrochen war. Außerdem wurde es schon wieder empfindlich kalt.
Das Netz senkte sich so schnell über ihn, dass er nicht reagieren konnte. O‘Neill versuchte sich zu befreien, erreichte aber nur, dass er sich noch mehr in den Maschen verhedderte. Gestalten tauchten aus der Nacht auf und Hände packten ihn. Schläge prasselten auf ihn nieder und raubten ihm fast das Bewusstsein. Er fühlte kaum, dass er hochgehoben und fort getragen wurde.
Erst, als er rau zu Boden geworfen wurde, kam er wieder ganz zu sich. Das Netz wurde entfernt. Als er aufstehen wollte, warf ihn ein Fußtritt erneut zu Boden.
”Bleib ja da liegen, Verräter! Sonst bringen wir dich auf der Stelle um", wurde er angeherrscht.
O’Neill blieb wo er war und blickte hoch. Er sah in mindestens zehn ausgezehrte Gesichter, die ihn wütend anstarrten.
”Was zögert ihr noch", erklang eine weibliche Stimme. ”Er hat den Tod tausendfach verdient. Seht euch an wie gesund und gepflegt er aussieht. Vielleicht haben wir es sogar ihm zu verdanken, dass unsere Freunde verschleppt wurden."
”Ich bin kein Verräter", sagte O’Neill zum zweiten Mal an diesem Tag. ”Ich bin Colonel Jack O’Neill und bin Angehöriger der Streitmächte der Vereinigten Staaten von Amerika."
”Ha! Es gibt keine Streitmächte mehr. Es gibt kein freies Amerika mehr. Die ganze Welt gibt es nicht mehr. Deine Lügen schützen dich nicht vor deiner gerechten Strafe. Wir werden dich töten, aber so langsam, dass du den Tag deiner Geburt verfluchen wirst."
”Hört zu! Das ist ein Missverständnis. Ihr müsst mir eine Chance geben zu beweisen, dass ich kein Verräter bin." Jack hatte keine Lust von einigen aufgebrachten Überlebenden getötet zu werden.
”Da gibt es nichts zu beweisen. Dein Anblick ist Beweis genug."
Da entstand Unruhe in der Reihe der Menschen. Ein Mann bahnte sich durch die Menge und kniete vor Jack zu Boden. Lange blickte er ihm in die Augen und schüttelte immer wieder den Kopf, als könne er nicht glauben, was er sah. Der Mann sah verwahrlost und unterernährt aus.
”Colonel, sind Sie es wirklich? Aber das ist unmöglich. Das kann nicht sein. Sie sind doch seit vielen Jahren tot."
Diese Stimme! Irgendwoher kannte O’Neill sie und doch... Er sah genauer hin und musterte den Mann und plötzlich erkannte er sein Gegenüber. Doch das konnte nicht sein. Als er ihn das letzte Mal gesehen hatte, war er Ende dreißig gewesen und müsste jetzt Ende vierzig sein.
Und doch! ”Ferretti! Bist du das?" fragte O’Neill ungläubig.
”Ja, Sir! Colonel!" Ferretti umarmte ihn. ”Wir hielten Sie alle für tot, nachdem Sie in dem Sternentor verschwunden waren. Als die anderen von Hawaii zurückkehrten und uns Ihr verschwinden mitteilten, wollten wir es nicht glauben." Ferretti sah auf. ”Lasst ihn in Ruhe, Leute! Der Colonel ist in Ordnung. Er wird von Heru’ur gesucht. Hier!" Ferretti hielt ihnen ein Blatt Papier unter die Nase. Nachdem alle es angesehen hatten, gingen die meisten und O’Neill atmete erleichtert auf.
”Was ist das?" fragte O’Neill schließlich und zeigte auf das Blatt Papier. Ferretti hielt es ihm hin. O’Neill erkannte darauf sein Abbild und daneben das von Carter, Daniel, Teal’c und einer ihm unbekannten Frau.
”Sie sind einer der meistgesuchten Männer auf diesem Planeten, Sir, zusammen mit dem Rest von SG-1."
”Dann leben die anderen noch? Wo sind sie? Ich muss zu ihnen."
”Das ist unmöglich. Niemand weiß wo SG-1 sich aufhält. Captain Carter ist eine bekannte Anführerin des Widerstandes und Heru’ur würde sie liebend gerne in die Finger bekommen. Bei einem Unternehmen wurde ich von ihnen getrennt und versuche seither irgendwie am Leben zu bleiben. Aber Sie, Sie sehen noch aus wie damals, als Sie verschwanden, Colonel."
”Nenn mich Jack, Louis. Ich bin nicht länger dein Vorgesetzter. Und was mein Aussehen angeht - welches Datum schreiben wir heute?”
”Heute ist der 09. März 2010”, informierte Ferretti ihn.
So ähnlich hatte O’Neill sich das gedacht: ”Für euch sind zehn Jahre vergangen, für mich aber nur ein guter Tag."
”Was? Colonel,...Jack! Wie ist das möglich?"
”Dieses andere Sternentor versetzte mich um zehn Jahre in die Zukunft. Frag mich nicht wie, die Wissenschaft ist nicht mein Gebiet. Carter wüsste vielleicht eine Antwort. Auf jeden Fall vergingen für mich nur Stunden seit ich Samuels Verrat entdeckt habe, und er deshalb versucht hat mich zu ermorden. Es gelang ihm mich in das Tor zu werfen."
”Samuels?"
”Er ist ein Verräter. Ich kam ihm auf die Spur. Durch meine Unachtsamkeit gelang es ihm mich zu überwältigen und in das Tor zu stoßen. Als ich wieder zu mir kam, befand ich mich im Berg. Nachdem mir klar war, dass etwas nicht stimmte, schlug ich mich zur Stadt durch. Hier wurde ich Zeuge von einer Verschleppung von Menschen durch die Jaffa Heru’urs. Als diese weg waren, wagte ich mich in die Stadt und dann traf ich auf euch."
”Du glaubst doch nicht, was er sagt, Louis?" fragte einer der verbliebenen Männer. ”Der Kerl lügt dich an."
”Aber ich kenne ihn. Er ist Colonel Jack O’Neill, der Führer von SG-1", verteidigte Ferretti den Colonel.
”Klar! Und ich bin der Kaiser von China. Er ist einer von ihnen und täuscht dich. Was glaubst du, wo er die zehn Jahre war und warum er nicht gealtert ist? Sieh dich an und dann ihn. Er ist ein Jaffa oder ein Goa’uld."
Ferretti sah Jack an. ”Es tut mir leid, Jack, aber..."
”Ihr wollt euch überzeugen, dass ich kein Jaffa bin. Wie ihr wollt." Jack öffnete seine Jacke und bewies, dass er keine Larve im Bauch trug.
”Er kann immer noch ein Goa’uld sein. Du weißt selbst, wie die Tok’ra sich verstellen können. Die Goa’uld können das auch."
”Lina! Holt Lina!" rief eine junge Frau. ”Sie kann feststellen, ob er einen Symbionten in sich trägt.”
Kurz darauf setzte sich eine Frau in mittleren Jahren zu ihm. ”Ich bin Lina und eine Tok’ra. Du erlaubst, dass ich dich berühre?"
Jack kannte den Grund und nickte zustimmend.
Lina berührte ihn und lächelte ihn schließlich an. Mit veränderter Stimme sagte sie dann: ”Ich bin Taris, der Symbiont. Du bist in Ordnung." Taris blickte zu den Menschen hoch. ”Er ist kein Goa’uld. Das hätte ich gespürt."
”Nun gut, aber ich werde ihn trotzdem im Auge behalten", gab der Mann nicht nach, sein Hass auf die Goa’uld war zu groß.
Ferretti sah Jack wieder an. ”Du musst David verzeihen, aber er hat alle seine Angehörigen verloren."
”Das verstehe ich gut, und es tut mir sehr leid."
”Du bist verletzt?" fragte die Tok’ra.
”Es ist nichts", wehrte Jack ab. ”Viel lieber möchte ich endlich erfahren, was alles in meiner Abwesenheit geschehen ist."
”Das kann ich gut verstehen", meinte Ferretti. ”Wir haben Zeit und ich werde am besten von vorne beginnen."
O’Neill sah den ehemaligen Major der U.S. Armee auffordernd an und dieser begann: ”Nachdem du in diesem anderen Sternentor verschwunden warst, hat SG-1 dich lange gesucht, doch nirgends gab es eine Spur von dir. Wie auch? Niemand wusste, was mit dir geschehen war. Und auch der einzige Zeuge, Samuels, war keine Hilfe."
”Ha! Das wundert mich nicht. Obwohl er der einzige gewesen wäre, der euch hätte erklären können, was mit mir geschehen war."
”Und das genau war ein weiteres Rätsel. Samuels sagte, du wärst alle hindurchgegangen um keinen anderen zu gefährden."
”So ein Blödsinn! Ich war doch dagegen einen Menschen durchzuschicken, bevor wir wussten, was mit ihm geschehen würde. Wieso haben die anderen Samuels geglaubt?"
”Sie haben ihm nicht geglaubt. Und wir anderen Teams auch nicht, doch niemand konnte sich erklären, warum Samuels lügen sollte. Ihr wart keine Freunde, gut, doch Samuels hat nie etwas getan, dass uns glauben lassen müsste, dass er ein Mörder und Verräter wäre."
”Und doch ist er es", betonte O’Neill mit Nachdruck.
”Das erfuhren wir später - zu unserem großen Leidwesen", meinte Ferretti und ein Schatten zog über sein Gesicht. ”Doch ich werde der Reihe nach erzählen. SG-1 kehrte also in den Cheyenne-Mountain-Complex zurück nachdem die Suche nach dir aufgegeben wurde, aber das war Wochen später. Du wurdest offiziell als vermisst gemeldet, und alle, bis auf Captain Carter und Teal’c hielten dich für tot. Die beiden gaben die Hoffnung nie auf, dich auf einem der vielen Planeten zu finden, die sie die nächsten Jahre besuchten. Natürlich wurde weitergemacht und Carter wurde die neue Leiterin von SG-1. Als Ersatz für dich kam ein neues Mitglied dazu, Lt. Rebecca Morgan."
”Das ist diese Frau?" O’Neill zeigte auf den Steckbrief, der außer dem alten SG-1-Team noch ein anderes Gesicht zeigte.
”Ja, dass ist Rebecca. Doch weiter in meiner Geschichte. Im Jahre 2005 begann die Invasion. Die Raumschiffe Heru’urs erschienen ohne Vorwarnung über unserem Planeten. Niemand konnte sich erklären, wie sie es geschafft hatten, unbemerkt unseren Planeten zu erreichen. Heru’ur war vorsichtiger als Apophis - er kam mit vier dieser riesigen Pyramiden-Schiffen. Wir hatten keine Chance. Er ließ sämtliche Hauptstädte und einige Großstädte der Erde vernichten, und dort gab es keine Überlebenden. Zu unserer Verwunderung verwendete er jedoch keine Bomben, die gefährliche Strahlung aussandte; erst später wurde uns klar warum."
”Er wollte die überlebenden Menschen versklaven und die Erde in Besitz nehmen. Dazu durfte der Planet aber nicht verseucht sein", vermutete O’Neill.
”Richtig! Bei uns vernichtete er Washington, New York, Chicago..." Ferretti sah Jack bedauernd an, als er dessen düsteres Gesicht sah. ”...tut mir leid, ich weiß, dass Chicago deine Heimatstadt ist, dann noch Los Angeles und San Franzisko. Wahrscheinlich noch einige weitere Städte. Dann weiß ich noch von London, Berlin, München, Frankfurt, Paris, Rom, Moskau..., ich könnte unendlich weitermachen. Ein Drittel der Menschheit wurde bei diesem Angriff getötet. Wir haben zwar unsere Kampfflieger eingesetzt, doch sie konnten nichts ausrichten. Den Rest der Bevölkerung hat Heru’ur zusammentreiben lassen. Wiederum die Hälfte davon hat er in seinen Raumschiffen verschleppt, und nur Gott weiß, was Ihnen widerfahren ist. Der Rest blieb zurück und fristet ein Sklavendasein. Einigen wenigen gelang es sich zu verstecken, wie dieser Gruppe hier. Doch früher oder später finden sie alle. Nur der offizielle Widerstand geht ihnen immer wieder durch die Lappen. Die meisten SG-Teams wurden gefangen oder getötet und nur SG-5, SG-7 und SG-14 gelang die Flucht, da sie sich zum Zeitpunkt der Invasion auf einer Mission befanden und den Befehl erhielten nicht zurückzukehren. Wir anderen verteidigten die Basis, doch durch Samuels Verrat eroberten die Goa’uld ohne Mühe den Komplex. Er verriet ihnen sämtliche Codes und sabotierte die Selbstzerstörungsanlage. Unter der Führung von SG-1 und General Hammond gelang einigen die Flucht aus der Anlage. Hammond wurde dabei getötet und Carter übernahm die Führung der Flüchtlinge. Wir schlugen uns einige Zeit durch. Bei einem Einsatz wurde ich von den übrigen getrennt und gefangen. Mit Hilfe einiger Freunde gelang mir die Flucht, doch ich war lange krank. Ich hörte Gerüchte, dass SG-1 sich mit einigen Tok’ra zusammengeschlossen hätten, um die Goa’uld dadurch besser bekämpfen zu können. Ein anderes Gerücht sagt, dass sie sich gar nicht mehr auf dem Planeten aufhalten."
”Du hast nie versucht sie zu finden?" fragte O’Neill erstaunt.
Ferretti schüttelte müde den Kopf. ”Sieh mich an, ich bin ein alter Mann geworden. Ich habe mich nie richtig erholt, und ich wollte nicht mehr kämpfen."
O’Neill verstand sofort, dass die Goa’uld Ferretti innerlich gebrochen hatten, doch vielleicht konnte er das alte Feuer in ihm neu entfachen. ”Hör zu, Louis! Komm mit mir, ich werde mein Team suchen."
”Du willst mich dabei haben? Aber..."
”Kein aber! Willst du oder nicht?"
”Aber ja!" Ferretti strahlte. O’Neills auftauchen schien seine Lebensgeister geweckt zu haben.
”Erzähl weiter. Ich glaube ganz bist du noch nicht am Ende?" vermutete O’Neill.
”Ja, das stimmt. Heru’ur ließ nach seiner Eroberung des Planeten alle Staatsoberhäupter und die Mitglieder der SG-Teams, denen er habhaft werden konnte öffentlich hinrichten. Samuels half ihm bei der Identifizierung. Zur Belohnung für seinen Verrat durfte er Heru’ur dienen - als oberster Jaffa auf diesem Planeten. Samuels ist der Gouverneur der Erde und herrscht mit eiserner Hand über die Menschen. Seine Residenz ist irgendwo in Afrika. Als erste Amtshandlung veröffentlichte er den Steckbrief von SG-1. Ihr seid die meistgesuchten Menschen auf diesem Planeten und es sind hohe Belohnungen auf eure Köpfe ausgesetzt."
”Aber hält Samuels mich nicht für tot?"
”Doch, aber sicher war er sich nicht, also hat er für alle Fälle auch dich zur Fahndung ausgerufen.."
”Und Samuels ist jetzt ein Jaffa?" Jack lachte laut auf. ”Das ist wohl der größte Witz des Jahrtausends."
”Nein!" Ferretti schüttelte entschieden den Kopf. "Das ist kein Witz, dass ist todernst. Wenn man dich erkennt, bist du erledigt. Du würdest sofort verhaftet werden und das wäre dein Tod."
O’Neill konnte nicht verhindern, dass er etwas blass wurde. ”Das sind ja tolle Aussichten! Was ist mit deinen Freunden hier? Du hast allen gesagt, wer ich bin. Ich muss sofort von hier verschwinden."
”Für meine Freunde lege ich meine Hand ins Feuer", versuchte Ferretti ihn zu beruhigen.
”Du vielleicht, ich nicht. Ich gehe! Kommst du mit?"
”Ja!" Ferretti nickte zustimmen.
”Deine Leute haben noch meine Ausrüstung. Wir holen sie und verschwinden", sagte O’Neill und stand auf. Zum Glück hinderte sie niemand daran die Ausrüstung zu holen und zu gehen.
Als sie das Ruinenfeld verließen, dämmerte es schon. Auf ihrem Weg benutzten O’Neill und Ferretti jede Deckung, um von eventuellen Patrouillen-Gleitern nicht gesehen zu werden.
”Wie sollen wir SG-1 finden und wohin gehen wir überhaupt?" fragte Ferretti.
”Wir versuchen in der nächsten bewohnten Stadt mit dem Widerstand Kontakt aufzunehmen. Vielleicht wissen die mehr."
”Die nächste Stadt ist aber hundert Kilometer entfernt", bemerkte Ferretti. ”Allerdings kenne ich dort jemanden vom Widerstand.”
”Dann haben wir einen langen Fußmarsch vor uns. Lass uns nicht länger zögern", meinte O’Neill.
Sie erreichten den nächsten Hügel und einen kleinen Wald. In dieser Gegend gab es noch Wälder, die sie als Deckung benutzen konnten. Einige Kilometer weiter würde das nicht mehr der Fall sein, und das vorwärts kommen dadurch erschweren.
Ein Geräusch in der Luft ließ O’Neill aufblicken. Sechs kleine, schnell größer werdenden Punkten erregten seine Aufmerksamkeit und Jack wusste sofort, was das war. ”Louis! Schnell! In Deckung!" warnte er seinen Begleiter.
Ferretti gehorchte ohne zu überlegen und warf sich neben dem Colonel zu Boden. Die Goa’uld-Gleiter flogen über sie hinweg und eröffneten Sekunden später das Feuer auf ein nicht sichtbares Ziel.
”Das ist die Ruinenstadt", erkannte O’Neill besorgt.
”Warum kommen sie zurück? Meine Freunde!" rief Ferretti und wollte aufspringen.
O’Neill konnte ihn nur mit Mühe zurückhalten. ”Du kannst ihnen nicht mehr helfen. Anscheinend sind deine Leute doch nicht so vertrauenswürdig wie du glaubtest."
Ferretti sah ihn entsetzt an. ”Du meinst einer hat..."
O’Neill nickte. ”Wenn die Goa’uld wirklich so scharf auf mich sind, hat die Belohnung einen deiner Freunde verleitet mich zu verraten. Oder es ist ein Verräter unter ihnen."
”Verfluchter Mist! Dann können wir nicht mehr in die Stadt. Sie wissen, dass du noch lebst und in der Nähe bist." Ferretti sah ihn schuldbewusst an. ”Tut mir leid. Das ist meine Schuld."
O’Neill klopfte ihm beruhigend auf die Schultern. ”Keine Gewissensbisse, Louis. Wenn du den anderen nicht gesagt hättest, wer ich bin, wäre ich jetzt schon tot." Er sah in Richtung der Stadt. ”Die Jaffa haben mit dem Beschuss aufgehört. Sie werden die Trümmer durchsuchen und die Überlebenden mitnehmen. Tut mir ehrlich leid um deine Freunde."
”Wir leben mit dem Wissen, dass wir morgen schon tot sein können und haben uns damit abgefunden. Lieber einige wenige Tage in Freiheit, als ein Leben als Sklave", meinte Ferretti.
”Ich höre wohl nicht richtig? Vor wenigen Stunden hast du noch mit deinem Schicksal gehadert und jetzt..."
”Das ist dein Schuld, Jack, du hast meine Lebensgeister geweckt. Und selbst wenn ich nur noch einige Stunden zu leben habe bin ich dir dafür dankbar."
”Du wirst länger, als einige Stunden leben, mein Freund. Das verspreche ich dir. Doch komm jetzt! Wir müssen weiter."
”Du willst immer noch in die Stadt, obwohl die jetzt über dich Bescheid wissen?"
”Gerade dann! Sie werden annehmen, dass ich mich nicht in die Stadt wage", hoffte O’Neill. Ein Gedanke erheiterte ihn: ”Und mein erneutes Auftauchen wird Samuels den Schock seines Lebens versetzen.”
”Vielleicht hast du recht, aber die Jaffa sind nicht dumm", meinte Ferretti. ”Die letzten Jahre hatten wir zwar durch Heru’urs Abwesenheit einige Ruhe, doch es kursieren Gerüchte, dass er zurückkehrt."
”Nun, wir sind nur ein kleiner unwichtiger Planet in seinen Augen. Warum sollte er dauernd hier sein?" fragte O’Neill.
”Wieder ein Irrtum. Er gab bekannt, dass er ein besonders Augenmerk auf die Erde geworfen hat, weil wir der Ursprungsplanet der Menschen sind. Doch die letzten Jahre führte er Krieg mit anderen Goa’uld und ganz besonders mit einem Goa’uld namen Sokar und unserer lieben Freundin Hathor", erklärte Ferretti.
”Und warum kehrt er dann zurück? Hm, vielleicht hat er Sokar oder Hathor besiegt, aber das wäre schlecht für uns, denn dann wäre er stärker als vorher”, meinte O’Neill. ”Doch jetzt suchen wir uns erst einmal ein sicheres Versteck. Bis wir die Stadt erreichen, werden wir nur nachts unterwegs sein und tagsüber abwechselnd schlafen."

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