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TGE Combined - Finishing the Fight von Atlan, Colonel Maybourne

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Vorwort

Disclaimer: Stargate SG-1, Stargate Atlantis, Stargate Universe und alle dazugehörenen Charaktere gehören MGM Television. Selbsterfundene Charaktere gehören dem jeweiligen Autor. Diese Geschichte ist nicht aus monitären Gründen geschrieben.
I. Akt
2.01 Willkommen zurück
von Atlan




Die Raumfähre des Orici Kel setzte langsam auf dem Raumhafen der Hauptstadt von Remus Prime auf. Trotz der großen Zerstörung in der Stadt und ihrer Umgebung, hatte es ein Kommandotrupp der Originritter geschafft das Landefeld intakt einzunehmen. Kel, Oberbefehlshaber Nord in der Milchstraße, hatte mit seiner Flotte vor drei Wochen begonnen den Planeten Remus zu belagern und nun war auch endlich eine der letzten Bastionen des Widerstandes gegen die Ori innerhalb der Milchstraße genommen.
Die Heckluke öffnete sich langsam und der hochgewachsene Abgesandte der Ori verließ möglichst majestätisch die Raumfähre, während die beiden Eskortflieger abdrehten und wieder in den Orbit verschwanden. „Und Achtung!“, brüllte plötzlich ein Offizier und zwei Reihen von Originrittern standen je links und rechts von Kel, als Ehrengarde, stramm. Der Ori schritt die Reihen der tapferen Krieger der Ori ab und nickte ihnen wohlwollend zu. Das hatten sie sich mehr als verdient. In den letzten Jahren waren dutzende hochentwickelte Welten und Alliierte der Erde gefallen und waren dem Ori-Imperium einverleibt worden und die elitären Originritter hatten mehr als einmal ihren Teil dazu beigetragen. Kel beschleunigte nun seinen Schritt und ging auf einen sich verbeugenden Prior zu, der anscheinend das eigentliche Willkommenskomitee bildete und vor einem Schwebewagen bereitstand. Im Hintergrund waren dutzende von Remanern als jubelnde Marionetten aufgestellt worden, um die neuen Machthaber zu preisen. „Ehre sei den Ori, Ehre sei den Orici, Erhabener“, murmelte der Prior bescheiden und ohne aufzusehen. „Ehre sei den Ori, Prior, du darfst aufsehen“, sagte Kel und blickte sich um. „Wie läuft die Eroberung voran, Prior?“ „Äußerst gut, Erhabener“, entgegnete der Prior sofort. „Wie ihr sicherlich wisst, ist die Remanische Raumflotte geschlagen, die letzten Einheiten erst vor wenigen Tagen aufgebracht worden. Von der Armee sind nur noch erbärmliche Überreste vorhanden, sie sind wahrscheinlich in die Gebirge geflohen und wollen von dort aus als Guerillas operieren.“ Kel nickte. „Plasmaladungen sollten das nötigste erledigen. Sprech mit Admiral Hata, er wird das nötige veranlassen.“ Sie gingen einige Schritte auf den Schwebewagen zu, um Richtung Kommandostand zu fahren. „Kein Zeichen von Mitgliedern der Erdstreitkräfte?“, fragte Kel interessiert und zögerte beim Einsteigen. Doch der Prior schüttelte sorglos mit dem Kopf. „Oh nein, Erhabener. Kein einziger Soldat in einer Uniform der Erdstreitkräfte.“ Kel gönnte sich ein Lächeln. „War abzusehen, immerhin ist der Großteil der Armee eingekesselt und nicht mehr einsatzbereit. Deshalb auch der Grund meiner Ankunft, Prior. Es wird Zeit die Invasion des irdischen Sonnensystems vorzubereiten.“ Der Prior lächelte zufrieden, während Kel fortfuhr: „Ich benötige bis morgen früh einen kompletten Geheimdienstbericht über die Stärke der Erdstreitkräfte im Solsystem und außerhalb.“ „Das wird kein Problem sein, Erhabener. Ich werde...“ Weiter kam der Prior nicht, denn plötzlich wurde der Schädel von Kel von einem Projektil regelrecht entzwei gespalten und sackte, wie ein nasser Sack Kartoffeln zu Boden. Dem Prior, der mit dem Blut seines Vorgesetzten bespritzt war, gingen die Augen über, bevor er rief: „Ein Scharfschütze! Sucht ihn und rächt den blasphemischen Akt!“
Die Ehrengarde von Originrittern schwärmte aus und zur selben Zeit löste sich die geschockte Menschenmenge auf, die noch kurz zuvor dem Prior zugejubelt hatte. Diese Gelegenheit nutzte auch Gunnery Sergeant Marko Fuhrmann, der sich mitten in der Menschenmenge befunden hatte, aus um sich davonzuschleichen. Er trug zivil und verbarg seine Maschinenpistole unter dem weiten Mantel. Er zog die Basecap tiefer ins Gesicht, kratzte sich am Drei-Tage-Bart und aktivierte unauffällig sein Funkgerät. „Solide Arbeit, Ralf, Prioritätsziel Alpha-1 ausgeschaltet.“

Sergeant Major of the Enforcer Ralf Sikermann sicherte sein M200 Scharfschützengewehr und packte es sorgfältig wieder in seine Hülle. „Alles klar, Marko, Probleme mit dem Unterdrücker?“ Er zog sich seinen Ghuillieanzug zurecht und machte sich auf das drei Kilometer vom Landefeld entfernte Hochhaus zu verlassen, in dem er stundenlang auf die Ankunft des Orici gewartet hatte. „Nein, alles in Ordnung. Das neue Modell hat sich bewährt. Wird wieder ne Zeit dauern, bis die Ori sich drauf einstellen können.“ Ralf griff zum schallgedämpften M8 Sturmgewehr und begab sich in Windeseile zum Treppenhaus des durch Bombeneinschläge zerstörten Gebäudes. In kürzester Zeit würde es hier und in der Umgebung nur so von Feindkräften wimmeln „Gut, dann ist unser Auftrag erledigt, ab nach Hause.“ Da schaltete sich Vala Mal Doran, die dritte im Bunde, plötzlich in die Verbindung ein. „Ja... dazu, Liebling...“ Ralf stöhnte genervt auf. „Vala, sag mir bitte nicht, dass...“ „Doch, unser Taxi kann nicht landen, zu viel feindliche Aktivität im Luftraum“, meinte Vala. „Ganz toll, also auf die altmodische Tour“, schlug Marko vor. „Spoon oder Raumfähre?“ „Ne Raumfähre wäre besser, die Spoons sind sicher alle in der Luft, die Fähren sind aber noch am Boden und warten auf Einsatzbefehle“, entgegnete Vala. „Ich hab hier sogar einige vor mir stehen.“ „Gut, warte auf Marko und dann hijackt eins, ich bin auf dem Weg“, beschloss Ralf schließlich und sah auf die Missionsuhr. „Noch eine Stunde bis Commodore Sheppard weg springt.“ „Dann beeil dich besser, ich will endlich wieder nach Hause“, sagte Vala anspornend und kappte die Verbindung.

Ralf schüttelte grinsend den Kopf und spähte die Umgebung seiner Stellung mit dem Feldstecher aus. Es waren vier Kilometer von seiner jetzigen Position bis zum Landefeld der Raumfähren, das konnte er gut schaffen, wenn er nicht allzu viele Hindernisse aus dem Weg räumen müsste. In der guten alten Zeit waren sie zu sechst gewesen, doch nun bestand ST 1 nur noch aus drei Leuten und keiner davon war mehr eines der Gründungsmitglieder. Acht Jahre war es nun her, seit das Team auseinandergebrochen war. Daniels Rückzug ins Privatleben, der Tod von Teal'C, die Wegbeförderung von Franzi Rust und der Verlust von Jules letztes Jahr saßen doch tiefer, als Ralf es sich in den dunkelsten Stunden einzugestehen vermag.
Besonders der Verlust von Jules war schwer zu verkraften gewesen. Gerade, als langsam alles begann sich in ihrem Leben auszupendeln hatte irgendeine Fügung des Schicksals einen Hebel umgelegt und beschlossen, dass Julia von Sachlingen, geborene Tora, zusammen mit ihrem Ehemann Gideon in einem Autounfall ums Leben kommen mussten. Was für eine Verschwendung und was für eine Ironie des Schicksals, das jemand, der zwanzig Jahre lang sich seinen Weg durch die Galaxie schoss in etwas simplen, wie einem Autounfall sterben musste...
Er redete sich ein, dass es halt das Leben war, Dinge geschahen, alles war im ständigen Fluss. Dennoch: der Zugang von Marko Fuhrmann vor fünf Jahren, nachdem er seine Haftstrafe abgesessen hatte, war der letzte Neuzugang gewesen, den ST 1 – oder beinahe jedes andere Team der Enforcer – seit dem Verlust des Milchstraßen-Supertores erhalten hatte. Personalmangel auf allen Ebenen und das seit Jahren. Das war auch der Grund, warum ST 1 die einzige Bodentruppe war, die während der ganzen Belagerung des remanischen Sektors eingesetzt worden waren und warum das einzige Schiff der Navy, das einem der wichtigsten Alliierten zu Hilfe geschickt worden war, die Amelia Earhardt unter Commodore John Sheppard, sich gerade heldenhaft hinter dem zweiten Mond des Planeten versteckte und darauf wartete, dass ST 1 sich – wie üblich – selbst aus dem Einsatz rettete.
Der Teamleader von ST 1 ging hinter einem Gebüsch in Deckung, als sich eine Patrouille von regulären Orisoldaten näherte. Vor einigen Jahren noch simple Schießbudenfiguren, waren sie inzwischen ebenso gekonnte und gut gedrillte Soldaten, wie die das traurige Häuflein von Angehörigen der ehemals stolzen Erdstreitkräfte. Noch schlimmer waren jedoch die Originritter, die es in Ausbildung und Ausrüstung inzwischen mit den Enforcern aufnehmen konnte. Einer der Gründe, warum Ralf Deckung suchte, anstatt sie auszuschalten und Richtung Landefeld zu hechten: sie waren zu gut geworden, als das ein Erdsoldat ausreichte, um diese kleine Gruppe auszuschalten. Schritt um Schritt kamen die Soldaten und ihr Bluthund, ein von den Prioren mutierter Schäferhund, wenn er das richtig erkennen konnte, näher und Ralf hielt den Atem an, als der Mutantenhund plötzlich anfing zu bellen, und er warf seine griffbereite Handgranate.


Zur gleichen Zeit war auf dem Landefeld erhöhte Alarmbereitschaft ausgegeben worden. Raumfähren landeten und starteten und brachten frische Truppen von der Flotte im Orbit des Planeten, um die Jagd auf den Assasinen auszuweiten. Die Raumfähren, die sich noch auf dem Boden befanden, wurden zu jeder Zeit von zwei Soldaten bewacht. „Ne Ahnung, was passiert ist?“, fragte der eine Soldat seinen Kameraden. Der zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung, irgendwas muss passiert sein, als Kel gelandet ist. Muss aber was großes gewesen sein, wenn die so ne Aufregung drum machen.“ Der erste Soldat stieß gelangweilt Luft aus. „Ja, wer weiß. Uns sagt ja sowieso nie jemand was.“ Er blickte zu seinem Kameraden, doch der lag plötzlich mit einem Messer in der Brust tot auf dem Boden, während sich eine Frau über ihn beugte und ihr Messer herauszog. Sie sah kurz auf. „Marko, du wirst langsam auf deine alten Tage...“ Der Soldat kam nicht mehr dazu aus seinem Schock aufzutauchen, denn Marko Fuhrmann kam von hinten an, griff seinen Schädel mit beiden Händen und brach mit einem kurzen Ruck das Genick des Soldaten, den er dann langsam und vor allem geräuschlos zu Boden sinken ließ. „Tut mir Leid, Vala, aber wenigstens hab ich nicht so ne Sauerei gemacht, wie du.“ Vala grinste ihn nur frech an und griff zu ihrer M2011 Selbstladepistole. „Sagen wir dem Piloten doch mal 'Guten Tag'.“ Sie trat durch die Heckluke und schritt durch den Passagierbereich in Richtung Cockpit, wo sich der Pilot mit einem Ori-Pinup-Propagandamagazin vergnügte. Sie räusperte sich, um die Aufmerksamkeit des Mannes zu bekommen. Der sah auf, nur damit Vala ihm den Lauf ins Gesicht hielt. „So, mein Kleiner, mach mal Platz für mich.“ Der irritierte Pilot gehorchte augenblicklich und wurde Augenblicke später von Marko Fuhrmann in den Würgegriff genommen, bis er ohnmächtig zu Boden fiel. Vala sah kurz über ihre Schulter. „Lass mich raten: Informationsbeschaffung?“ „Jep“, meinte Marko schlicht, ging zur Heckluke und verriegelte sie. „Kriegst du diesen Flohzirkus in die Luft?“ „Ja, kein Problem...“, sagte Vala gedehnt und besah sich die Apparaturen. „Mal sehen... Knöpfe, Knöpfe, Knöpfe... Knöpfe. Ah ja, habs.“ Mit einigen Knopfdrücken und einem kurzen Ruck an der Steuereinheit der Raumfähre erwachte das Gefährt zum leben und stieg langsam, aber ganz und gar nicht behände, in die Luft.
Marko hatte Probleme sich festzuhalten, als die Raumfähre einmal kurz durchsackte. „Vala, mach keine Späße mit mir, du weißt, wie man so ein Ding fliegt!“ „Ja, aber es ist auch schon ne Weile her und das ist nen Vogel vom Fließband, der wurde noch nicht gezähmt“, erklärte Vala und brachte schließlich die Raumfähre unter Kontrolle. Sie griff zum Funkgerät und benutzte das vereinbarte Signal, das aus drei kurz aufeinander folgenden Klicks bestand. Kurz darauf meldete sich dann auch Ralf. „Sagt mir, dass ihr ein Taxi habt!“, brüllte er, um die Kampfgeräusche im Hintergrund zu übertönen. „Haben wir. Hast du wieder neue Freunde gemacht, Ralfi?“, fragte Vala und war damit beschäftigt sein Signal anzupeilen. „Holt mich einfach ab!“, antwortete Ralf wütend und kappte die Verbindung. „Hmm, das war deutlich“, murmelte Vala und gab vollen Schub auf die Triebwerke. „Marko, bereithalten für Deckungsfeuer!“ Marko entsicherte seine M7 Maschinenpistole. „Ich nehme einfach mal an, dass du meine Vorgesetzte bist.“ „Hey, wer war zuerst in diesem Team? Du oder ich?“, entgegnete Vala und verlangsamte ihren Flug. „Da unten ist er. Meine Güte, das müssen an die hundert Orikrieger sein. Aber nicht mehr lange...“, meine Vala in einer Art Singsang und entsicherte das Plasmageschütz an der Unterseite des Bugs. Wie jedes gute Landungsschiff war auch die Raumfähre der Ori mit einer Infanterie-Unterstützungswaffe ausgerüstet. Und eben diese Waffe spuckte nun bläuliche Plasmastrahlen in schneller Folge aus und zog eine sprichwörtliche Linie in den Sand zwischen Ralf und den vorrückenden Feindkräften. Diese von ihrem Angriff ab und suchten Deckung in den Ruinen zusammengestürzter Häuser.

„Das nenn ich Luftunterstützung!“, rief Ralf zufrieden und verschoss eine letzte Salve als Abschiedsgeschenk, bevor er in Richtung der knapp über dem Boden schwebenden Fähre rannte. Dort öffnete sich die Heckluke und Marko Fuhrmann begann sein Unterstützungsfeuer. Es war nicht gut gezielt, er traf auch niemanden, aber es reichte, damit die Orisoldaten die Köpfe unten behielten. Ralf hechtete sich in den Passagierraum. „Los, los!“, rief Marko und schloss die Heckluke wieder. Vala zog die Fähre wieder in die Höhe, schnell genug, um einer vorbei sausenden Boden-Luft-Plasmarakete zu entgehen, die einer der Orisoldaten abgefeuert hatte. Schnell verschwand die Fähre in Richtung obere Atmosphäre.
Ralf betrat das Cockpit und beugte sich über den Pilotensitz, um Vala einen Kuss auf die Stirn zu drücken. „Gut geflogen“, sagte er. „Noch ist es nicht vorbei...“, murmelte Vala und deutete auf das Radar. „Zwei Spoons, schnell näher kommend.“ Ralf aktivierte indes den Sender der Raumfähre und stellte ihn auf die Frequenz der Amelia Earhardt ein. „Sigma Tango Eins an Amelia Earhardt, bitte kommen.“


Die UNS Amelia Earhardt, einst als Flugzeugträger am Ende der Ära des Flugzeugs konzipiert und letztendlich zum Schlachtschiff umgebaut, wartete mit abgeschaltetem Antrieb hinter dem zweiten Mond von Remus. Die Erde hatte nicht mehr genug Schiffe zu Verfügung, um jede sich bietende Raumschlacht zu schlagen, also war man in den letzten Jahren eher wieder zur bewährten Hit-and-Run Taktik übergegangen. Die Earhardt selbst war bereits ein Relikt vergangener Zeiten, wenn auch nur sieben Jahre alt. Doch in diesen sieben Jahren hatte sich die Militärtechnologie der Erde weiterentwickelt und war einer der wenigen Gründe, warum die modernisierte Earth Force Navy noch mit der übermächtigen Originarmee einigermaßen fertig werden konnte.
Commodore John Sheppard, Kommandant der Earhardt, trommelte unruhig auf der Sessellehne seines Kommandostuhls. Im Hintergrund stand der remanische Prätor, den man samt seiner Regierung evakuiert hatte. Von der Erde aus wollte er eine Exilregierung bilden und den Widerstand gegen die Ori organisieren. Der Funker meldete plötzlich: „Commodore, Meldung von ST 1.“ „Durchstellen, Petty Officer“, befahl Sheppard augenblicklich und richtete sich in seinem Sessel auf. „Sheppard hier, Sergeant Major, was gibt es?“ „Sir, wir befinden uns in einer gekaperten Raumfähre und werden von einigen Spoons verfolgt. Ich bin mir nicht sicher, ob wir durch die Flotte im Orbit durchkommen“, meldete Ralf. „Alles klar, Sikermann, halten sie sich bereit für die Kavallerie. Bleiben sie solange in der Atmosphäre“, sagte Sheppard und wandt sich an seinen Ersten Offizier. „Eins-O, wir gehen auf Alarmstufe 1. Antrieb, Schilde und Waffen hochfahren, alle Mann auf Kampfstationen.“ „Aye, aye, Commodore“, bestätigte der Eins-O und machte sich sogleich daran die Anweisungen des Kommandanten auszuführen. „Steuermann, Kurs für ein Abfangmanöver berechnen. Ich möchte gleich nach der Aufnahme von ST 1 in den Hyperraum springen.“ Da ging plötzlich der Prätor dazwischen und kam auf den Kommandanten zu. „Commodore, ich muss protestieren, dass sie dieses Schiff mitten in eine feindliche Flotte hineinsteuern.“ Sheppard sah den Prätor verwirrt an. „Bei allem Respekt, Prätor, aber was haben sie denn gedacht, was wir noch so lange hier machen?“ Während der Prätor nach einer Antwort suchte, verließ die Amelia Earhardt ihren sicheren Platz hinter dem Mond und flog mit maximal erlaubter Sublichtgeschwindigkeit auf den remanischen Orbit zu. Schließlich antwortete der Prätor: „Ich dachte nicht, dass sie unser aller Leben für drei Leute aufs Spiel setzen.“ Sheppard drehte sich augenblicklich zum Prätor um. Er hatte ja noch etwas über zwei Minuten, bis seine Führung wieder benötigt wurde. „Prätor, wollen sie mir allen Ernstens sagen, dass sie, der Anführer eines Planeten, der ST 1 sehr viel zu verdanken hat in seiner Vergangenheit, dieses Team einfach abschreiben will?“ „Das ist nicht ST 1“, meinte der Prätor entschlossen. „Kein einzelnes Mitglied des originalen Team ist...“ Hier schnitt Sheppard dem Prätor das Wort ab. „Wie gut, dass ich hier kommandiere und nicht sie. Gunnery Sergeant Hernandez?“ „Sir?“, fragte der auf der Brücke stationierte Marine. „Führen sie den Prätor doch bitte von der Brücke.“ „Aye, aye, Sir“, antwortete der Marine mit einer gewissen Genugtuung und führte den Regierungschef Remus' von der Brücke.
„Endlich...“, murmelte Sheppard, als die Ori gerade das Schiff in ihrer Gegenwart bemerkt hatten. „Petty Officer, funken sie jetzt ST 1 an. Sie sollen hoch kommen.“


„Dann mal los“, meinte Ralf, als das Signal des Erdschiffs kam und Vala feuerte augenblicklich die Nachbrenner. Einerseits um die immer noch an den Versen der Raumfähre klebenden Feinde abzuschütteln und andererseits um die nötige Fluchtgeschwindigkeit zu erreichen, um die Atmosphäre zu verlassen. Doch kaum war die Atmosphäre passiert war es, als sei ST 1 in einen Bienenstock geraten, denn dreißig kampfstarke Orikriegsschiffe – vom Zerstörer an aufwärts war alles vertreten – hatten ihren Parkorbit verlassen und waren dabei das Feuer auf die Amelia Earhardt zu eröffnen und die Raumfähre geriet nun mitten in das Kreuzfeuer.
Die Trägheitsdämpfer der Raumfähre gaben mehrmals unmerklich nach, als Vala extreme Kurven und Ausweichmanöver fliegen musste, um feindlichen – oder freundlichen – Raketen und Geschützstrahlen auszuweichen. „Hey, Vala, ich will noch lebend auf dem Schiff ankommen!“, sagte Marko bissig, als er sich mühselig von Halterung zu Halterung Richtung Sitzplatz hängelte. „Keine Sorge, das krieg ich schon hin...“, murmelte Vala und zog direkt über einen Schlachtkreuzer hinweg. Die feindlichen Spoons hatten schon längst abgedreht. Seit einigen Jahren hatten die Spoon-Piloten anscheinend einen Selbsterhaltungstrieb entwickelt, was auch der einzige Grund war, warum sie die Raumfähre nicht mehr verfolgten.
Endlich kam die Amelia Earhardt in Sicht, deren Schilde von den hunderten von Einschlägen stark aufleuchteten und das Schiff in der Unendlichkeit des Alls so gut sichtbar machten. „Hier ist ST 1, befinden uns im Landeanflug.“ „Alles klar, ST 1, wir senken den Schild für genau drei Sekunden bis dahin müsst ihr drinnen sein“, meldete ein Offizier der Earhardt. „Machts uns ja nicht zu einfach“, scherzte Vala und setzte Kurs auf das Steuerbordhangartor der Earhardt. Die Hangars der Earhardt waren im Stil eines Flugzeugträgers der nassen Navies errichtet worden. So befanden sich die Hangartore oberhalb des Schiffsmittelteils und wurden vom Bug des Schiffes getrennt. Das Steuerbordtor öffnete sich langsam, die Schilde standen jedoch noch. „Drei, zwei, eins... jetzt!“, schallte es durch die Lautsprecher der Raumfähre und Vala beschleunigte, so schnell es ihr möglich war. Die Schilde der Earhardt kollabierten und die Raumfähre passierte die Hangartore, während Plasmageschützfeuer auf die ablative Panzerung der Earhardt einschlugen. So schnell es nur ging, fuhren die Schilde wieder hoch und die Earhardt verschwand im Hyperraum. Ihr Ziel: Die Erde.

Vala brachte die Raumfähre beinahe im allerletzten Moment zum stehen, knapp vor einem parkenden Jumper. Sie schaltete den Antrieb aus und erhob sich von den Kontrollen. „Vielen Dank, dass sie sich für Mal Doran Air Lines entschieden haben. Vorsicht beim aussteigen und einen schönen Tag noch“, meinte sie, während sie sich streckte. Ralf umarmte seine Lebensgefährtin kurz, aber zärtlich. „Gut geflogen, aber machs beim nächsten Mal nicht ganz so melodramatisch.“ „Tja, ist alles im Preis mit drin, Süßer“, meinte Vala und griff sich ihr Zeug. „Dann mal los, Sheppard wartet sicher auf den Bericht.“ „Ich hab nen Bericht für ihn: Prior ausgeschaltet, Ori wütend gemacht, Spiel, Satz und Sieg: ST 1“, meinte Marko trocken. Man konnten seinen Sarkasmus beinahe schon auf den Boden tropfen hören. Was für ein Sieg? An diesem Tag hatten die Erdstreitkräfte einen Orici ausgeschaltet. Doch das war seit Monaten einer der wenigen wirklichen Erfolge, der nicht mit dutzenden von Litern irdischen Blutes hatte bezahlt werden müssen.
Der Krieg ging nun in sein elftes Jahr und was hatte er bisher gebracht? Milliarden von Toten, Versklavung, Folter, Angst, Tränen. „Genau“, sagte schließlich Ralf in einem ähnlichen Ton, wie Marko. „Wir haben gewonnen...“


„Ladies und Gentlemen... wie siehts aus?“
Präsident Lukanga Mukara, Staatsoberhaupt und Regierungschef der Vereinigten Nationen, ließ sich hinter seinem Schreibtisch nieder und lauschte der allwöchentlichen Besprechung seines Kabinetts. Es waren natürlich nicht alle Kabinettsmitglieder anwesend, denn man konnte ja nie wissen, ob nicht ein verrückter Selbstmordattentäter oder ein plötzliches Orbitalbombardement den Genfer Regierungssitz dem Erdboden gleich machen würde. „Nun ja... Remus ist gefallen“, meinte Mukaras Außenminister und zuckte mit den Schultern. Jeder wusste dies. „Einem Team der Enforcer ist es jedoch gelungen Orici Kel auszuschalten“, fügte, über eine Videoleitung zugeschaltet, Vizepräsident Alexander Reineke zu. Mukara wand sich seinem Vizepräsidenten zu, der mit ihm nun bald in die dritte Amtszeit ging. „Bringt uns das wirklich was?“ „Nun, es wird den Aufmarsch der Invasionsflotte um einige Wochen oder Monate verzögern“, meinte Vizepräsident Reineke und verschränkte die Arme vor der Brust. „Aber im großen Schachspiel zwischen uns und den Ori bringt es auch nichts mehr. Die Stabschefs haben mich wissen lassen, dass wir in spätestens zwölf Monaten mit einem Angriff auf unsere inneren Kolonien rechnen müssen.“ „Und bedenkt man, wie es mit den Streitkräften aussieht...“, murmelte der Kriegsminister kopfschüttelnd ohne den Satz zu vollenden. Außerhalb des Parlaments war es bisher nur wenigen bekannt, dass der Großteil der Erdstreitkräfte entweder aufgerieben, gefangen genommen oder eingekesselt war. Von 260 Divisionen, die noch vor neun Jahren zur Verfügung gestanden hatten, waren schätzungsweise noch 27 voll einsatzbereit und auf der Erde, auf Sanctuary oder in den Kolonien stationiert und weitere achtzig befanden sich hinter der Front, abgeschnitten und eingekeselt, und wollten sich absolut nicht ergeben.
„Wir müssen langsam... Vorbereitungen treffen, wenn es zu einer Invasion kommt“, sagte schließlich Reineke und lehnte sich etwas nach vorne. „Früher oder später, wahrscheinlich noch in diesem Jahr, landen die Ori auf Sanctuary oder der Erde. Die Frage ist: Was sollen wir tun?“ „Sie haben doch sicherlich einen Vorschlag, Alex, nicht wahr?“, fragte der Präsident. „Das hab ich in der Tat, Sir“, bestätigte Reineke. „Wir müssen den Ori alles entgegen werfen, was wir aufzubieten haben und wenn wir dabei die Genfer Konventionen außer Kraft setzen müssen...“ „Das kommt überhaupt nicht in Frage“, fuhr Mukara sofort in Reinekes Rede. „Wir dürfen uns nicht auf das gleiche Niveau herablassen, wie die Ori.“ „Bei allem gebührenden Respekt, Sir...“, sagte Reineke gedehnt und warf einen Blick auf das Kabinett. Mukara nickte und bat alle mit einer Handbewegung nach draußen. Kaum war die Tür eingerastet, fuhr sich der Präsident über die Schläfen. „Alex, Alex, Alex...“ „Tut mir Leid, deine Autorität zu untergraben, Lukanga, aber langsam musst du aufwachen“, sagte Reineke kalt. „Wir spielen nach den Regeln, seit Jahren. Und was hat uns das eingebracht? 18 Millionen tote Erdsoldaten, Milliarden von Zivilisten überall in der Milchstraße. Du weißt, wie es abläuft. Die Ori kommen mit ihrer Flotte, wir stellen uns ihnen entgegen, wir verlieren gegen die gewaltige Übermacht und verlieren noch mehr Schiffe. Dann geht das Orbitalbombardement los und die Ori verkohlen mit ihren Plasmawaffen die Oberfläche eines Planeten. Unsere Bodentruppen sind tot, unsere Raumschiffe zerstört und die Ori machen weiter mit ihrem Kreuzzug.“ Er schüttelte den Kopf. „Nein, so geht das nicht weiter. Irgendwann müssen wir genauso hart zurückschlagen, wie sie. Vielleicht verlangsamt es ihren Vormarsch, wenn sie wissen, dass sie vorsichtiger sein müssen.“ „Aber es ist nicht gesichert, dass sie langsamer werden, wenn wir ebenso hart zurückschlagen, nicht wahr?“, fragte Mukara nachdenklich. „Nein, aber wir können uns nicht mehr erlauben die Samthandschuhe anzulassen, besonders nicht bei so einem Gegner. Das Genozid an den Wraith, das Genozid an den Jaffa, die religiösen Säuberungen, die Zerstörung ganzer Welten! Wo wollen wir den Schlussstrich ziehen, mein Freund, wo?“
Der Präsident schüttelte weiterhin nachdenklich den Kopf. „Ich kann es dir nicht sagen. Ich weiß nur, dass ich auf die Verfassung der Vereinigten Nationen einen Eid geleistet habe. Und das schließt die Verteidigung der Verfassung und ihrer Prinzipien mit ein.“ „Wenn es so weitergeht, wird es bald keine Verfassung und keine Prinzipien mehr geben, Lukanga“, entgegnete Reineke zähneknirschend. „Wir sehen weiter, wenn es soweit ist, Alex. Momentan kann ich das noch nicht entscheidend. „Gut“, sagte der Vizepräsident gedehnt. „Dann werde ich dich nicht länger von der Lagebesprechung abhalten. Aber vielleicht solltest du dir ja mal die aktuellen Todeszahlen dieses Krieges ansehen. Vielleicht entscheidest du ja dann. Einen schönen Tag noch.“ Damit kappte Vizepräsident Reineke die Verbindung. Präsident Lukanga Mukara musste sich die Verlustzahlen nicht geben lassen. Er wusste sie schon. 15,93 Milliarden Lebewesen. Um die vier Milliarden Wraith, beinahe die ganze Spezies. Soweit er wusste versteckten sich die letzten zirka zwei Millionen Wraith irgendwo in der Pegasusgalaxie unter dem Kommando von Kaiser Todd. Weitere sechs Milliarden Jaffa. Sie hatte die Rache der Ori am härtesten getroffen, als sie in die Milchstraße zurückgekehrt waren. Wegen ihres Seitenwechsels mitten im Krieg auf die Seite der Erde hatten sich die Ori damit bedankt, dass sie Vegeltungsadmiral Piet Hata befohlen hatten die halbe Spezies auszurotten, ein Viertel zu versklaven und ein weiteres Viertel zu vertreiben. Jenes Viertel lebte jetzt in den irdischen Kolonien im Orionarm, doch auch da würden sie nicht mehr lange sicher sein, so wie es aussah. Weitere fünf Milliarden tote Zivilisten, die dem Wahnsinn des Krieges zum Opfer gefallen waren. Entweder Orbitalbombardements, oder durch die Priorpest oder durch sonst eine makabere Tötungsmethode. Tot war tot. Da hingegen waren die grob geschätzten 93 Millionen tote Soldaten ja nur ein Sahnehaubchen.
Der Präsident wusste nicht mehr, was er dazu noch sagen sollte. Niedergeschlagen, wie nach fast jedem den Krieg betreffenden Gespräch mit seinem Stellvertreter, lehnte er sich im Sessel zurück und schöpfte neue Kraft, bis er die Sitzung mit dem Kabinett fortführte.


Vizepräsident Reineke kappte die Verbindung des Videogesprächs, atmete schwer ein und wählte dann eine neue Nummer. Auf dem Bildschirm erschien das angespannte Gesicht der Chefin des Office of Naval Intelligence, des militärischen Nachrichtendienstes der Erdstreitkräfte, Vice Admiral Nina 'Eisenfaust' König. „Und, wie hat der Präsident reagiert?“ Reineke zuckte mürrisch mit den Schultern. „So, wie wir es uns schon gedacht hatten.“ Er schüttelte halb verzweifelt mit dem Kopf. „Er ist nun mal ein Friedenspräsident, aber auf keinen Fall ein Kriegspräsident. Er ist schwach“, meinte Admiral König. „Mukara wird noch dafür sorgen, dass alles, was wir aufgebaut haben, vor die Hunde geht.“ „Rede nicht so über ihn, Nina!“, sagte Reineke ermahnend. „Lukanga Mukara ist nicht nur immer noch der Präsident, sondern immer noch mein Freund, egal ob er ein guter Anführer in einem Krieg ist oder nicht.“ „Aber in diesen Zeiten brauchen wir keinen guten Kumpel an der Spitze, sondern einen Feldherrn.“ Auch Nina König schüttelte nun mit dem Kopf. „Oder zumindest jemanden, der die Entscheidungen trifft, die der Präsident nicht treffen kann. Sieh mich nicht so an, Alex, du bist der Vizepräsident. Wenn einer Entscheidungen zum Wohle der Nation treffen sollte, dann du.“ „Was schlägst du vor?“, fragte Reineke monoton. „Wir müssen ja nur alles vorbereiten, für den Fall der Fälle versteht sich“, meinte Admiral König mit ihrem berühmten eiskalten, berechnenden Lächeln. „Und wo kriegen wir Massenvernichtungswaffen her ohne, dass es jemand bemerkt? Ich kann schlecht zu einem Rodney McKay gehen und ihn beauftragen mir für den Ernstfall ein paar Waffen zu bauen“, meinte Reineke und kratzte sich nachdenklich am Kinn. Nina winkte ab. „Überlass den Teil mir.“ „Das wiederum macht mir Angst, Nina. Mit jedem Jahr, das ich dich kenne, frage ich mich, wo deine Loyalität liegt.“ Nina Königs Lächeln verschwand. „Bei der Erde... und bei mir.“ „Ja, aber was kommt zuerst?“, fragte Reineke seine alte Freundin. Die antwortete nicht auf seine Frage, sondern stellte ihrerseits eine Gegenfrage. „Soll ich mich an die Arbeit machen... oder nicht?“ Reineke zögerte einen Moment, nickte dann aber. „Ja, bereite alles vor. Wenn der Präsident seine Meinung ändern sollte, dann will ich keine zusätzliche Zeit verlieren. Aber sei diskret.“ „Diskretion ist mein zweiter Vorname, Alex“, entgegnete Nina König und kappte mit einem kurzen Nicken ihrerseits die Verbindung.


Nina König erhob sich aus ihrem Stuhl und verließ ihr Büro in der 43. Etage des ONI-Hauptsitzes in Sydney, Australien. „Keine Anrufe für den Rest des Tages, Seaman, ich bin unterwegs“, meinte sie zu ihrer Ordonanz, die nur stumm nickte und seinen Chef vorbeigehen ließ.
Für die meisten Menschen wäre es schwierig einige Massenvernichtungswaffen aufzutreiben, doch Admiral Nina König wusste genau wo sie zu suchen hatte. Das 'wo' war also kein Problem, eher das 'wie' und das 'wer'? Doch auch auf diese Fragen hatte Nina König bereits eine Antwort parat. Sie ging zum Lift und benutzte ihre Keycard um ins elfte Untergeschoss zu fahren, das es eigentlich gar nicht geben sollte. Doch ein geheimes Untergeschoss konnte ziemlich praktisch sein, wenn man einmal Verwendung dafür hatte. Beispielsweise um jemanden zu verstecken und diese Möglichkeit hatte Admiral König natürlich schon genutzt. Im Untergeschoss angekommen begab sie sich einen langen Flur entlang, an dessen Ende bereits ein Arzt im klassischen weißen Kittel stand. Er war über die Ankunft der Chefin wohl informiert worden. „Nun, Doktor, wie geht es unserer Patientin heute?“ „Seelisch oder körperlich?“, fragte der Arzt. „Körperlich. Seelisch war sie noch nie in Ordnung“, entgegnete König ruppig. „Sie... wird wieder.“ „Ein bisschen deutlicher geht es nicht?“, fragte die Admiralin. „Nun, eine Autobombe ist neben ihr hochgegangen“, meinte der Arzt. „Es ist ein Wunder, dass diese Frau überhaupt überlebt hat. Selbst mit all der modernen Ausrüstung, die mir zu Verfügung stand, hat es immerhin sechs Monate gedauert, bis sie ansprechbar war.“ „Wie dem auch sei, kann ich zu ihr?“, fragte König. Der Arzt überlegte nicht lange, sondern nickte zustimmend. Nina König nickte dem Arzt aufmunternd zu und betrat dann ein als Krankenzimmer hergerichteter Raum, vor dem zwei Wachen postiert waren. Langsam schloss die Admiralin die Tür hinter sich, als wollte sie die Insassin nicht aufschrecken. Diese lag mit hinter dem Kopf verschränkten Armen auf dem Bett, einbandagiert und mit Bioschaum eingerieben, um die Gewebsheilung zu beschleunigen. Die Admiralin räusperte sich, um auf sich aufmerksam zu machen. „Was gibt es, König?“, fragte die Patientin monoton und starrte weiterhin zur Decke. „Ich dachte mir, es wäre Zeit, dass sie die Antworten erhalten, die sie wollten“, meinte die Admiralin. „Der Arzt meinte, dass sie... sehen sie mich gefälligst an, Frau von Sachlingen!“
Julia von Sachlingen raffte sich auf und blickte der Admiralin in die Augen. „So wies aussieht, bin ich ja wieder Jules Tora, nicht wahr?“ Nina König räusperte sich. „Äh, ja... mein Beileid übrigens.“ „Ich dachte, Spione könnten besser lügen“, entgegnete Jules und stand auf. „Seis drum“, meinte die Admiralin und zuckte mit den Schultern. „Wollen sie nun wissen, was vor einem halben Jahr passiert ist, als das Attentat gegen sie und ihren Man verübt wurde, oder nicht?“ „Ich höre“, sagte Jules und blickte der Geheimdienstleiterin in die Augen. „Wer wars?“
Nina König setzte sich auf einen Stuhl und überschlug die Beine. „Ihr Mann hatte sich in der Wirtschaft viele Feinde gemacht. Sachlingen Enterprises ist nicht nur eine der größten Rüstungsfirmen, sondern auch eine der wenigen, die nach den Regeln spielt. Und das hat dem Konsortium nicht so gut gefallen.“ „Das Konsortium? Nie davon gehört“, meinte die als tot erklärte. „Das wundert mich nicht, nur wenige Menschen wissen davon. Ich verfolge die Spur dieser Gruppe schon seit längerem. Die Kurzfassung ist auf jeden Fall, dass es sich um eine Gruppe von Unternehmern handelt, hauptsächlich im Verteidigungssektor tätig. Ihnen gefällt es, dass wir Krieg führen und sie wollen auch, dass es so bleibt. Und Gideon... war ihnen im Weg, sagen wir es mal so. Ich kann nur spekulieren warum. Vielleicht wollten sie ihn rekrutieren, vielleicht auch seine Firma übernehmen. Das spielt wohl keine Rolle“, erklärte Admiral König und zuckte mit den Schultern. „Für mich schon“, entgegnete Jules. „Aber vorher will ich was anderes wissen.“ „Schießen sie los“, meinte Nina König. „Wo sind meine beiden Kinder?“, fragte Jules langsam und sehr eindringlich. „Bei ihrer Freundin Franziska Rust. Sie und ihre Frau Rene kümmern sich um die beiden. Soweit ich weiß, stand das in ihrem Testament, sollte ihnen und Gideon etwas zu stoßen.“ „Aber ich lebe noch“, entgegnete Jules wütend. „Und hier mein zweiter Punkt: warum steht dann im verdammten Internet, dass ich tot bin?!“ Die ONI-Chefin rollte mit den Augen. „Ich wusste ja, dass sie etwas beschränkt sind, aber, dass sie so dumm sind...“ Sie schüttelte nur mit dem Kopf. „Raten sie mal, warum man? Damit ihre Familie in Sicherheit ist, wenn sie ihre Rache üben und so wie sich sie Revolverheld kenne, werden sie sofort loslegen die Verantwortlichen zu finden und zu töten.“ „Ganz genau“, meinte Jules und nickte. „Aber was geschieht dann mit ihren Kindern? Ob sie bei den Rusts leben oder nicht, würde jemand erfahren, dass sie versuchen Rache zu nehmen, währen ihre Kinder innerhalb von vierundzwanzig Stunden tot oder als Druckmittel entführt.“ „Schlau ausgedacht, Admiral. Alleine drauf gekommen?“, fragte Jules. „Im Gegensatz zu ihnen bin ich dazu in der Lage.“ Die Admiralin erhob sich. „Also, wollen sie meine Hilfe beim Aufspüren der Mitglieder des Konsortiums oder nicht?“ Jules nickte fast augenblicklich. „Mir bleibt ja wohl nichts anderes übrig.“ „Gut“, sagte die Admiralin mit einer augenblicklichen Gemütsverbesserung. „Ich briefe sie morgen und dann können sie los. Sie kriegen von mir ein Schiff und genügend Ausrüstung und dann können sie das tun... was auch immer sie tun.“ Sie nickte Jules knapp zu und verließ dann das Krankenzimmer. Sie lächelte.




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