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TGE Combined - Fire of War von Atlan, Colonel Maybourne

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1.11 Unerwartete Fronten
von Atlan



Wega VIII, getauft auf den Namen Sanctuary, war der wichtigste Stützpunkt und Kriegshafen der Erdstreitkräfte. Ursprünglich ausgesucht als Standort eines geheimen Militärprojektes der Deutschen Regierung, wurde Sanctuary nach Gründung der EDI eben dieser zu Verfügung gestellt (und die Einrichtungen an diese für saftige Summen verkauft), um dort alles zu zentralisieren. Auf Sanctuary gab es, vor allem dank der vielen verschiedenen Klimazonen, ein breites Spektrum an Trainingsarealen und Manöverplätzen, Forschungslabore, Waffentestanlagen und im Orbit gab es Reparaturwerften. Als wichtigster Kriegshafen der Erdstreitkräfte war Sanctuary auch Liegeplatz des ersten Schlachtschiffs der Erde, der EDS Friedrich der Große, das kurz davor war zu einer Mission aufzubrechen.

„Herr Admiral?“, dröhnte es aus dem Interkom. Vizeadmiral Johannes Heimeshoff, Kommandant der EDS Friedrich der Große, sah von seinem Schreibtisch auf. Er nahm die Lesebrille ab und rieb sich erst einmal durch die Augen, bevor er das Interkom aktivierte. „Ja, Eins-O, was gibt es?“
„Admiral, das Schiff des Chefs ist aus dem Hyperraum gefallen und befindet sich auf Rendezvouskurs mit uns. Sie wollten informiert werden, sobald Hammond hier eintrifft“, erklärte Fregattenkapitän Peter Müller, der erste Offizier des Schiffs. Heimeshoff überlegte kurz. „Danke, Eins-O. Ist die Ehrenwache schon angetreten?“ „Jawohl, oberes Hangardeck. Alles ist bereit für die Inbetriebnahme der 4. Flotte“, meldete Müller und klang dabei sehr stolz, fast so sehr, wie es Heimeshoff selbst war. „Gut, dann werde ich mich jetzt auf den Weg machen. Sie haben weiterhin die Brücke, schalten sie die Rede aber aufs ganze Schiff. Ende.“ „Jawohl, Herr Admiral, Ende.“, bestätigte Müller und deaktivierte das Interkom von seiner Seite aus, was Heimeshoff ihm kurz darauf nach tat.
Der deutsche Raumflottenoffizier erhob sich aus seinem breiten Lehnstuhl und streckte sich erst einmal. Er hatte mehrere Stunden über diversen Formularen gebrütet, die mit der Inbetriebnahme einer Flotte Hand in Hand gingen. Treibstoffmeldungen, Versetzungen, Schichtpläne, und was der Dinge noch waren. Und ich habe Landry dafür ausgelacht, dass er im Papierkram versinkt, während ich ein Raumkommando vorgezogen habe, dachte Heimeshoff brummig, während er durch das Quartier schritt, um die Jacke seiner Paradeuniform zu holen.
Verglichen mit seinem Quartier auf seinem letzten Kommando, dem Schlachtkreuzer Rommel – seit fast sieben Jahren Stolz der Flotte - war dieses Admiralsquartier zwar wesentlich größer, aber immer noch recht klein. Das Quartier bestand quasi aus einem zwei Räumen, einem größeren Arbeits- und Empfangszimmer und einem kleineren Schlafzimmer, sowie einem Badezimmer, das kaum den Namen verdiente, da man es irgendwie geschafft hatte Dusche, WC und Spülbecken auf wenigen Quadratmetern zusammenzuzwengen. Doch Heimeshoff konnte sich schlecht beschweren, denn alle anderen Offiziere hatten noch viel weniger Platz als er und außer ihm hatte nur der Eins-O ein eigenes Quartier, alle anderen Offiziere wohnten mindestens zu zweit, ebenso die Unteroffiziere und die Mannschaften zu sechst, wobei die Betten meist doppelt belegt waren.
Der Vizeadmiral griff nun seine weiße, schmucke Paradeuniformjacke und legte sie an. Anders als die normalen Dienstuniformen, die sich nur in der Farbe von denen des Heeres und der Luftwaffe unterschieden, folgten diese dem Stil der Marinestreitkräfte rund um die Erde. Eine weiße Anzughose, weißes Hemd und das weiße Jackett mit den Rangschlaufen an den Enden der Ärmel und Stehkragen. Anstatt des üblichen schwarzen Baretts wurde ein weißes getragen, welches sich der Vizeadmiral jetzt zurecht rückte.
Johannes Heimeshoff streckte sich etwas und zog die Uniform etwas zurecht, damit sie besser saß, doch das brachte nicht fiel. Ihm waren immer noch die normalen Borduniformen für Offiziere am liebsten. Kampfstiefel, graue BDU-Kombination, schwarzes Shirt und ein Barett – einfach, praktisch und gut zu tragen. Aber für Anlässe wie heute, bestand das Protokoll nun einmal auf die Paradeuniform. Er rückte noch einmal seine Ordensbänder gerade und verließ dann die Kabine, um kurz darauf den Turbolift zu betreten. Er hielt seine Key-Card vor den Sensor in der Kabine und befahl: „Oberes Hangardeck und zwar ein bisschen plötzlich.“ Der Lift setzte sich schnell in Bewegung und jagte einmal durchs ganze Schiff und zwar in Rekordzeit. Für Heimeshoff noch immer zu langsam, denn er wollte endlich alles hinter sich bringen und loslegen. In den sechs Monaten, seitdem er die Friedrich übernommen hatte, hatte sich die Schiffsknappheit auf der Erde endlich wieder normalisiert. Alle Schiffe waren endlich aus dem Trockendock zurück und dank des X-Plans lagen viele Neubauten in den Trockendocks des Solsystems, die nur noch darauf warteten vom Stapel gelassen zu werden. Zudem gab es, vor allem dank der Franzosen und Briten, endlich große Kapazitäten an ausgebildeten Crews von hohen Standards, da beide Nationen noch vor den Alliierten Nationen Flottenakademien gegründet hatten und die Crews auf ihren wenigen Schiffen monatelang trainieren hatten lassen.
Nun – mit voll bemannten und technisch modernisierten Schiffen – würde endlich die Revanchepartie gegen die Ori eröffnet werden, bei der die Erde ihre Kapazitäten auftrumpfen konnte. Drei Flottenverbände, die 1. Flotte 'Home Fleet', die 2. Flotte 'Pegasus' und die 3. Flotte 'Milchstraße', hatte man schon aufgestellt und innerhalb der nächsten Monate und Jahre würden sie noch von mehreren Dutzend Schiffen verstärkt werden. Doch Heimeshoff hatte man mit der Aufstellung einer geheimen Flotte beauftragt, der 4. Flotte. Eine kleine Gruppe von Schiffen, die sich um die Friedrich der Große gruppierten, sollte die Ori ins Schwitzen bringen und immer dort auftauchen, wo Feind und Freund einen nie vermuten würden. Das war eine gute Möglichkeit die Ori beschäftigt zu halten, denn vor allem jetzt, nach Erhöhung der 5D-Gravitationskonstante, konnten irdische Flottenverbände nun einmal nicht überall sein und Heimeshoffs kleines Geschwader, das wohl nur aus Euphemismus die Bezeichnung Flotte trug, würde dieser Aufgabe noch am ehesten nachkommen können. Es sollten Guerillaeinsätze sein, nicht mehr und nicht weniger. Sie sollten Verwirrung stifften und wenn möglich hier und da einige brisante Aufträge erledigen. Diese Hinhaltetaktik würde hoffentlich solange halten, bis die 2. Flotte vollständig ausgerüstet und bestückt war.

Die Turbolifttüren öffneten sich schließlich und der Vizeadmiral trat auf das Hangardeck hinaus. Wie üblich roch es nach Flugzeugtreibstoff und ähnlichem, doch wegen des nahenden Gastes hatte man sich bemüht den Geruch möglichst zu übertünchen. 60 Mann waren zur Begrüßung von George Hammond, dem Generalsekretär der EDI, angetreten. Dreißig Angehörige der regulären Besatzung und dreißig Angehörige der Detachtments an Orbitalspringern und Marines. Die Marines gehörten jedoch, anders als die Orbitalspringer, der Raumflotte an und waren ein Zugeständnis an das USMC und die Royal Marines, die darauf bestanden in irgendeiner Form als Marineinfanterie weitergeführt zu werden, damit die Tradition nicht abbrach. Dem war stattgegeben worden.
„Die Augen... rechts!“, befahl der diensttutende Master Chief Petty Officer und sechzig Augenpaare wandten sich nach rechts, wo durch die atmospährehaltenden Schutzschild das Dienstschiff des EDI-Generalsekretärs einflog. Das Raumschiff für kurze stellare Entfernungen für Reisen innerhalb der irdischen Sektoren erinnerte stark an eine zu groß geratene Walküre, wobei jedoch auch Nuancen eines Goa'Uld Frachtschiffs mit einflossen. Das kleine Raumschiff, das nicht einmal die Ausmaße eines Wotanbombers besaß, kam langsam auf dem Hangardeck nieder und schaltete den Antrieb aus. Schnell wurde ein roter Teppich ausgerollt und auf jeder Seite davon bezogen fünf Marines in Habt-Acht Stellung Position, die M8 Sturmgewehre mit aufgepflanztem Bajonett in Vorhalte. Das Schott öffnete sich und George Hammond, herausgeputzt im feinsten Zwirn, trat heraus, vorbei an den angetretenen Marineinfanteristen und auf Vizeadmiral Heimeshoff zu, der am Kopf des Teppichs bereitstand und salutierte. „Herr Sekretär, ich heiße Sie herzlich willkommen an Bord der EDS Friedrich der Große, designiertes Flaggschiff der 4. Flotte.“
George Hammond bot Heimeshoff die Hand an, der sie postwendend ergriff. „Ich danke ihnen, Admiral. Rühren.“ Ein Rucken ging durch die Reihen der Soldaten, die in die Ruhestellung übergingen.
Heimeshoff und Hammond traten nun zu einem Podium herüber, dass man fix hergezaubert hatte. Es handelte sich um kein großartig kompliziertes Prozedere. Hammond würde keine zehn Minuten an Bord sein, bevor er schon wieder los musste. Während Hammond ans Podium trat, stand Heimeshoff rechts hinter Hammond, zwei Schritte Abstand haltend. Der Generalsekretär der Erdverteidigungsinitiative räusperte sich und griff zu einer zusammengerollten Pergamentrolle, brach das Siegel, und erhob das Wort: „Angehörige der Streitkräfte der Erde. Als Vertreter der Earth Defense Initiative und der United Nations wird hiermit, rückwirkend zum 1. Februar 2012 Erdzeit, die 4. Flotte unter dem Kommando von Vizeadmiral Johannes V. Heimeshoff ins Flottenregister aufgenommen.“ Er überreichte Heimeshoff das wichtige Dokument und begann dann mit der eigentlichen Rede, nachdem die Indienststellung der 4. Flotte unspektakulär – so wie es auch gewünscht war – von statten gegangen war. „Angehörige der 4. Flotte, es ist mir eine große Ehre heute hier zu sein, um euch alles Gute zu wünschen auf den bevorstehenden Missionen. Ihr seit die Speerspitze der Streitkräfte der Erde, Ihr repräsentiert alle Nationen der Erde und ich bin der festen Überzeugung, dass Ihr eure Familien daheim Stolz machen werdet, und ebenso die Erdstreitkräften. Ihr gehört zu den besten, zu den tapfersten und zu den professionellsten Angehörigen der Flotte. Seit euch gewiss, dass jede eurer Taten, jeder eurer Einsätze, Geschichte schreiben wird und zum Ruhm der 4. Flotte beitragen wird, auf dass Ihr, wenn Ihr alt seit und eines Abends vor euren Enkelkindern sitzt, um mit Stolz zu sagen: Ich gehörte der 4. Flotte an. Ich diente meinem Volk,a ls die Not am größten war. Ich war ein stolzes Mitglied der Erdstreitkräfte. Viel Glück und möge Gott Sie schützen.“ Applaus brandete auf, als Heimeshoff vortrat und sagte, als der Applaus wieder verstummt war: „Ehrenwache, weggetreten.“ Der Admiral und sein ziviler Dienstherr warten ab, bis die Soldaten abmarschiert waren, dann sagte Hammond: „Johannes, ich muss Ihnen noch etwas mitteilen, bevor ich weiterfliege zum Epsilonsektor.“ „Was gibts denn?“, fragte Heimeshoff interessiert. „Momentan verhandelt die UN mit unseren befreundeten Welten, wie Oanes Prime, Hebridan, Langara, Remus und Galana, um ein permanentes Bündnis zu schließen, damit sie an unserer Seite in den Krieg gegen die Ori eintreten, beziehungsweise sich unterstützen. Es kann sein, dass demnächst ein Abkommen geschlossen wird. Halten sie die Augen auf, wenn sie da draußen unterwegs sind, was Reaktionen der Ori betrifft.“ „Machen wir, Sir, und grüßen Sie mir die Leute daheim, wenn Sie wieder zurück auf der Erde sind“, meinte Heimeshoff und reichte Hammond die Hand zum Abschied, der sich sofort wieder zu seinem Schiff aufmachte. In diesem Moment musste Heimeshoff zwangsläufig daran denken, wie dämlich es doch war, nur wegen eines Prozederes von 10 Minuten Reisen per Raumschiff auf sich zu nehmen, aber es war schließlich nicht sein Geld, das bei solchen Eskapaden verschwendet wurde. Er ging zum nächsten Interkom. „Eins-O, der große Chef ist schon wieder weg und wir sind offiziell eine aktive Flotte. Rufen Sie doch bitte die Kommandanten der anderen Schiffe aufs Observationsdeck, sagen wir in... dreißig Minuten Bordzeit. Ich möchte schnellstmöglich aufbrechen.“ „Wird erledigt, Admiral“, bestätigte Müller und machte sich gleich daran die Anweisungen auszuführen, während Heimeshoff sich schnellstmöglich zu seinem Quartier aufmachte, um wieder in eine bequeme Borduniform zu schlüpfen.


Eine halbe Stunde später fand das Meeting im großen Observationsdeck der Friedrich statt. Das Observationsdeck war der größte Raum des Schiffes, der verspiegelt war. Der Boden und der Teile der Seitenwände bestanden aus Aluminiumoxynitrid, die während eines Gefechts oder beim überlichtschnellen Flug jedoch mit Panzerschotts verdeckt wurden. Hier stand unter anderem ein großer Konferenztisch, an dem in diesem Moment alle Captains der Flotte mit ihren Stellvertretern Platz hatten. Vor Kopf saßen Heimeshoff und Peter Müller. Bekannte Gesichter waren in der Runde mit Captain Steven Caldwell, immer noch Captain der MacArthur, und seinem Eins-O Commander Dave Kleinman auch vertreten.
Heimeshoff räusperte sich. „Gut, dann wollen wir anfangen.“ Die Männer und Frauen, die am Tisch saßen, stellten ihre Gespräche ein und wandten sich höflich ihrem Befehlshaber zu. „Es gibt nur noch einige Kleinigkeiten zu erledigen, bevor wir aufbrechen, aber mein persönliches Treffen schien mir angebracht. Eins-O, wären Sie so freundlich uns unsere genaue Truppenstärke darzulegen?“ Fregattenkapitän Müller nickte. „Die 4. Flotte besteht momentan aus der Friedrich der Große, den Schlachtkreuzern Rommel und MacArthur, den Leichten Kreuzern Kuribayashi, Gneisenau und deGaulle, sowie den beiden Fregatten Hermes und Athene, die allerdings erst demnächst zu uns stoßen werden. Das bringt uns auf knapp 1300 Orbitalspringer und Marines, die wir noch zusätzlich in den Kampf werfen können und etwa 160 F-302 'Hammerheads'. Bedenkt man unseren Sichten-und-Vernichten-Auftrag, sind wir gut gewappnet.“ Heimeshoff nickte zustimmend. Die neue Bewaffnung der Schiffe stimmte zusätzlich für hervorragende Chancen für die 4. Flotte, denn die war stark verbessert worden. Das Railgunkaliber war deutlich heraufgesetzt worden, und zusätzlich verfügten die Schiffe nun über Lasergeschütze modifizierter antikischer Bauweise, leicht verbessert mit Asgardtechnologie. Die Einheiten der 4. Flotten würden die ersten Schiffe sein, die den Ori die neue Ausrüstung zu probieren geben würden. „Noch etwas organisatorisches. Die Flotte wird, wie bereits abgesprochen, in zwei Geschwader geteilt. Die Friedrich, die Rommel, die Kuribayashi und die deGaulle unterstehen mir und die MacArthur, die Gneisenau, sowie demnächst die Hermes und die Athene unterstehen Captain Caldwell, als meinem stellvertretenden OB.“ Alle Captains nickten einhellig und Heimeshoff holte einen kleinen Brief aus seiner Jackentasche. „Ach, und Steven, ich weiß ja, dass Sie das Protokoll ebenso lieben, wie ich, weshalb ich das hier kurz und schmerzlos mache.“ Er schob den Umschlag über den Tisch und Caldwell stoppte sie. „Meinen Glückwunsch, Commodore Caldwell. Der Brief kam gestern an.“ Steven Caldwell öffnete den Brief und las ihn grinsend. „Wenn ich ehrlich bin, hatte ich mich schon damit abgefunden, als Colonel, beziehungsweise Captain, in den Ruhestand zu gehen...“
Allgemeine Glückwünsche für den frischgebackenen Flaggoffizier folgten, während Heimeshoff den letzten Punkt ansprach – das erste Einsatzziel. Der Admiral rief ein Hologramm in der Mitte des Tisches auf, das er mit einem Touchscreen, der vor seinem Platz installiert war, kontrolliert. „Unser Ziel, Ladies und Gentlemen, ist das 6034. Sternsystem, 14.045 Lichtjahre von uns entfernt. Geheimdienstinformationen zu Folge, bauen die Ori dort eine neue Flottenbasis auf, um ihre Nachschubwege in diesem Sektor zu kontrollieren. Unsere Aufgabe ist es die Bauarbeiten aufzuhalten, den Rohbau zu zerstören und die Ori etwas schwitzen zu lassen.“
„Mit wie vielen Orischiffen können wir rechnen?“, fragte Captain Lewis Chatau, Kommandant der Clausewitz. „Einigen Fregatten und leichten Kreuzern, aber hauptsächlich Spoons, nichts womit wir nicht fertig würden“, erklärte Heimeshoff. 'Spoon' war der irdische Armeeslang für die Kampfflieger der Ori, die eine sehr starke Löffelform hatten. Heimeshoff wand sich an den Captain der deGaulle. „Captain Andrews, Sie werden die Vorhut bilden und drei Stunden vor uns aufbrechen. Sie überprüfen das System im Stealthmodus und zeichnen Schiffsaktivitäten und dergleichen auf.“ Samantha Andrews nickte bestätigend und machte sich einige Notizen auf ihrem PDA. „Wenn es dann keine Fragen mehr gibt, kehren Sie bitte auf ihre Schiffe zurück. Wir laufen in sechs Stunden aus, die deGaulle in drei. Wegtreten.“


Etwa zur gleichen Zeit wurde auf der Erde ein unauffälliger, unbekannter Mann aus einer JVA in Münster, Nordrhein-Westfalen, entlassen. Sechs Jahre hatte der Mann gesessen, nun war er vorzeitig, wegen guter Führung, entlassen worden. Ein Justizvollzugsbeamter begleitete ihn bis zum Haupttor. „Ich hoffe, Du bleibst sauber, Franky“, sprach der Beamte Frank „Franky“ Pfeiffer an. Der 1,74 Meter große Mann Mitte Dreißig nickte knapp. „Ja, keine Sorge...“ Franky ließ die JVA hinter sich und stiefelte auf die gegenüberliegende Straßenseite zu, wo bereits ein alter Bekannter auf ihn vor einem alten Opel Zafira stand. Tom Schwarz ging Franky entgegen und beide Männer umarmten sich kurz und gaben sich freudig die Hand. „Gut, dass du wieder draußen bist, Franky“, sagte Tom lachend. „War einfach nicht das gleiche ohne dich.“ Franky grinste knapp. „Danke, dass Du mich abholst, Tom.“ Tom Schwarz winkte jedoch nur ab. „Kein Ding, Franky. Was tut man nicht alles für einen Freund. Und jetzt hüpf rein, ich fahr Dich zu deiner neuen Absteige.“ Franky nahm das Angebot gerne an und stieg in den Wagen.
Sie waren keine fünf Minuten unterwegs, als Franky zum ersten Mal das Wort ergriff. „Wie gehts Gerd?“ Franky und Tom hatten vor Frankys unfreiwilligem Aufenthalt in der JVA ein recht erfolgreiches Unternehmen in der Branche der Schwarzhändler unterhalten. Da sie nach der Veröffentlichung des Stargateprogramms im Jahr 2005 schnell an außerirdische Waffen und Technologien - Zats, Stabwaffen, Kommunikationskugeln und ähnliche Geräte - gekommen waren, hatte sich ihr Profit schnell ins Unermessliche gesteigert. Doch der Traum vom Reichtum hatte für die kleine Hehlergruppe um Tom und Franky nicht lange angehalten. Sechs Monate später hatten BKA und Europol mit den ersten Razzien begonnen, als bekannt worden war, dass außerirdische Technologie im Umlauf war. Frankys Gruppe war als eine der ersten Hehlerbanden hochgenommen worden. Franky hatte die Hauptschuld auf sich laden können und seinen zwei Freunde, Tom und Gerd, zwei zusätzliche Jahre Gefängnis erspart.
Tom gab einen seufzerähnlichen Ton wieder. „Gerd ist letztes Jahr gestorben.“ Franky musste schlucken, als Tom ausführte: „Du weißt ja, wie schlimm seine Spielsucht war. Und letztes Jahr... Ich möchte nicht ins Detail gehen, aber es beinhaltete ein paar üble Mafiosi und Russisch-Roulette.“ Er zuckte mit den Schultern, als er auf die Autobahn wechselte. Er atmete kurz durch, dann fragte er: „Haben Dir die Knastheinis schon nen Job besorgt?“ Franky bejahte dies. „Irgendwo auf dem Bau am Dortmunder Flughafen. Die wollen den jetzt auch zum zivilen Raumhafen ausbauen. Kein toller Job, aber wenigstens etwas...“ „Ah ja...“, murmelte Tom. „Du scheinst nicht sehr begeistert zu sein.“ „Bin ich auch nicht“, stimmte Franky ohne Hehl zu. „Ich hab mich immer irgendwie mit krummen Dingern durchgeschlagen, organisiert und als wir unser kleines... Geschäft hatten für mein Leben gerne alles durchgeplant und die Handel durchgeführt. Fällt mir schwer das aufzugeben und auf dem Bau anzufangen.“
Tom gönnte sich ein leichtes, triumphierendes Grinsen. Er hatte gehofft, dass Franky das sagen würde. „Wenn das so ist, würde ich dir gerne ein paar Freunde von mir vorstellen. Ich habe sie kennen gelernt, als ich aus dem Knast kam und sie haben mir geholfen, wieder auf die Beine zu kommen. Um ehrlich zu sein, hatte ich ihnen Dich schon groß angekündigt.“ „Klar, warum nicht. Muss mich erst Montag auf dem Bau melden. Wann wollen wir hinfahren? Morgen früh?“ „Um ehrlich zu sein...“, begann Tom mit verzogenem Gesicht. „hatte ich ihnen versprochen Dich schnellstmöglich vorzustellen. Jetzt gleich wäre am Besten.“ Franky brummte kurz. Das war typisch Tom, der redete sich gerne mal wo rein. Letztendlich zuckte er aber auch nur wie üblich mit den Schultern. „Einverstanden, aber vorher fahr bei Hans' Bude vorbei, wenn es die noch gibt. Ich hab sechs Jahre keine seiner tollen Currywürste gehabt. Im Knast haben wir nur diese ekelhaften Berliner Bratwürste gekriegt. Muss wohl ne geheime Foltermethode sein...“ Tom lachte zufrieden auf. „Klar, wird erledigt. Daran solls nun nicht scheitern.“

Zwei Paar Currywürste und zwei Biere später fuhr Tom vor dem Haus, in dem seine Freunde ihr Lager aufgeschlagen hatten, vor. Er schaltete den Motor ab und öffnete die Tür. „Ach, noch was bevor wir reingehen.“ „Lass mich raten, es sind Goa'Uld“, brummte Franky. „Gott bewahre mich“, sagte Tom abstreitend. „Nein, sie haben ganz spezielle politische Ansichten, wenn Du mich richtig verstehst.“ „Spezielle Ansichten? Nationalisten, Linke, so etwas?“ Tom stockte kurz. „Nun, nicht wirklich. Komm jetzt, Du wirst sie ja gleich kennen lernen.“ Tom und Franky stiegen aus dem Auto und gingen auf die Haustür eines heruntergekommenen, Acht-Parteien-Mietshauses zu. Tom drückte auf die Klingel und wartete. Nach einigen Sekunden kam es aus der Gegensprechanlage. „Wer ist da?“
„Die Nachtigall und ich habe auch die Lärche dabei“, antwortete Tom genervt, denn diese Parole langweilte ihn langsam. Die Tür öffnete sich Augenblicke später und Tom und Franky schlüpften hinein. In der dritten Etage betraten sie dann eine karg eingerichtete Wohnung. Eine mittelgroße, junge Frau mit kurzen Haaren und in einfacher Kleidung ließ sie hinein. „Hi, Tom. Ist er das?“ Tom nickte knapp. „Ja, Svenja, das ist Franky, Franky das ist Svenja.“ „Tag“, murmelte Franky und reichte der jungen Frau die Hand. Sie schloss hinter den beiden die Tür und verriegelte diese mit zwei Schlössern. Franky fiel sofort der Baseballschläger auf, der griffbereit neben der Tür stand. Zwei Sachen schossen ihm dabei durch den Kopf: Entweder hatten diese Leute Dreck am stecken, oder sie waren schlicht und einfach paranoid. Sie wurden in einen hinteren Raum geführt, wo insgesamt acht weitere Menschen saßen oder standen, fünf Männer und drei Frauen, Svenja nicht mitgezählt. Der Raum war karg, es gab nur einen Tisch, einen hoffnungslos veralteten Röhrenfernseher, ein Laptop, eine Couch und ein Dutzend Schlafsäcke, die in einer Ecke zusammengerollt waren. Der Raum machte ganz den Eindruck, dass er jederzeit schnell verlassen werden könnte. Es ging ein einzelnes Plakat an einer der Wände und das Zeichen darauf kannte Franky aus dutzenden Zeitungen und Zeitschriften – das Zeichen der Ori auf schwarzem Grund mit Flammenumrandung. Er griff Tom instinktiv am Arm und ging mit ihm auf den Flur hinaus. „Tom, sind das etwa Orianhänger?“, zischte Franky wütend. Tom öffnete den Mund, schloss ihn aber gleich wieder und suchte lieber nach Worten. Er fand jedoch keine und setzte ein verlegenes Grinsen auf. „Ich sagte ja, dass sie eine spezielle politische Ansicht haben.“ Franky schlug sich die Hand vors Gesicht, als einer der Orianhänger den Kopf in den Flur steckte. „Alles in Ordnung bei euch?“ „Ja, alles klar, Jacques“, beschwichtigte Tom ihn. „Ich muss nur eben noch was mit meinem Freund Franky besprechen.“ Als Jacques wieder zu den anderen zurückging packte Franky Tom wütend bei den Schultern. „Tom, ich bin gerade einmal fünf Stunden aus dem Gefängnis raus und Du schleppst mich in die Wohnung einer Gruppe von religiösen Fanatikern. Was für ein Freund bist Du überhaupt?“ „Jetzt hör mir mal zu, Freund“, sagte Tom gedehnt. „Es mag schlimm aussehen, aber glaub mir, so schlimm ist Origin gar nicht, wie die Propaganda der Regierung es immer darstellt. Es ist eine Religion, nicht mehr und nicht weniger. Und jetzt komm bitte, hör Dir wenigstens an, was sie zu sagen haben. Mir zuliebe. Du willst doch nicht, dass dein bester Freund als Lügner dasteht. “ Franky rollte kopfschüttelnd mit den Augen. „Na von mir aus. Hör ich mir halt an, was deine neuen Freunde zu sagen haben.“ Glücklich nickte Tom und führte zu den Orianhängern in den Raum.

Sie ließen sich auf diverse Sitzmöglichkeiten nieder, die ein paar der Orianhänger aus dem Nichts hergezaubert hatten, und der augenscheinliche Anführer der Gruppe, ein etwa Vierzigjähriger Asiat mit zerzausten grauschwarz melierten Haaren, beugte sich nach vorne und sah Franky an. „Danke, dass Sie sich entschlossen haben uns anzuhören. Ich kann mir vorstellen, dass es Sie erst abgeschreckt hat, als Sie herausfanden, mit wem Sie es zu tun bekämen würden.“ „So war das tatsächlich. Ich bin ehrlich mit Ihnen, ich bin nur hier, um Tom einen Gefallen zu tun“, sagte Franky frei heraus. „Also bitte, erzählen Sie mir doch, worum es Ihnen geht und ich Ihnen anscheinend behilflich sein kann.“
Der Asiat nickte. „Mein Name ist Ho, ich habe diese kleine Gruppe bunt gemischter Menschen ins Leben gerufen, um die Ori zu preisen.“ „Der Glauben an die Ori ist doch auf der Erde geächtet, wenn nicht gar in den meisten Ländern unter Strafe verboten“, gab Franky zu bedenken. „Das stört uns nicht“, erklärte Ho. „Wir haben schon seit langem erkannt, dass unsere Welt nicht richtig läuft. Kaum hatten wir etwas Ruhe und Frieden auf unserem schönen Planeten, wurden uns durch das Stargate die Goa'Uld als Feind aufgezwungen. Was brachte uns das? Millionen Tote. Dann dachten wir, dass wir endlich Frieden hätten und sich die Welt endlich beruhigen könnte. Und was passiert? Das Militär macht sich ein weiteres altes und weises Volk zum Feind, dieses mal sind es die Ori. Und erneut sterben unsere Brüder und Schwestern aus der ganzen Welt in einem sinnlosen Krieg für den Reichtum, die Macht und das Prestige der Oberschicht sterben. Das wollen wir nicht und damit geben wir uns nicht zufrieden.“ „Wir streben die Verbrüderung der Menschen in der ganzen Galaxis an“, erklärte nun ein junges afrikanisches Mädchen, das kaum 18 Jahre alt war.
„Vereint unter der Religion der Ori?“, fragte Franky und runzelte die Stirn. Einstimmiges Nicken schlug ihm entgegen. „Ich weiß nicht, was ich davon halten soll.“ „Haben Sie das Buch des Ursprungs studiert?“, fragte das Mädchen ernst. „Es ist ein weises Schriftstück, geschrieben von Wesen, die so viel mächtiger und schlauer sind als wir.“ „Mag ja alles sein“, antwortete Franky. „Mich interessiert viel mehr, was ich plötzlich mit allem zu tun haben soll.“ „Wir brauchen Deine Kontakte, weil meine sich entweder weigern, tot sind oder im Knast sitzen“, kam es frei heraus von Tom. „Du bist in dieser Gruppe?“, fragte Franky halbwegs erstaunt, Tom nickte. Tom war ein typischer Mitläufer, den man sehr, sehr einfach für irgendwelche Ideen begeistern konnte. „Wir haben schon vor Monaten angefangen aktiv zu werden, aber man schenkt uns kein Gehör, während überall in der Galaxie jeden Tag Menschen sterben, alles ausgelöst von der Erde und der ehemals ach so guten UN“, sagte Svenja. Ho nickte zustimmend. „So ist es. Wir haben es anfangs mit Protestaktionen und Demonstrationen funktioniert, doch man hat unsere Glaubensbrüder einfach so weg gesperrt, weil diese zensierende Gesellschaft keine Andersdenkenden zulässt.“ Franky nickte verstehend. In der Zeitung hatte er hin und wieder von solchen Aktionen gelesen und die Demonstranten kamen in den Artikeln nicht gerade gut weg.

Franky seufzte. Er wusste, worauf das hinaus lief. Die altbekannte Terrorformel: Eine bestimmte Gruppierung verlangt nach Aufmerksamkeit, um ihre Interessen vorzubringen oder gegen Dinge zu protestieren und Forderungen zu stellen. Die Weltgemeinschaft ist jedoch gerade zu beschäftigt mit anderen Dingen und schenkt dieser kleinen Gruppe entweder kein Gehör, oder ignoriert sie, weil man sie für zu unwichtig hält. Die kleine Gruppe ruft sich daraufhin ins Gedächtnis der Öffentlichkeit. „Meine Kontakte... Das sind Technologie- und Waffenhändler. Das ist euch aber sicherlich bewusst.“ „Und genau diese Kontakte brauchen wir“, sagte Ho ernst. „Oh“, kam es von Franky. „Okay, dann ist ja klar, was Ihr wollt. Aber ich bin aus dem Geschäft raus, ich will neu beginnen. Also werd ich euch nicht helfen können.“ „Das respektiere ich“, sagte Ho verständnisvoll. „Aber ich bitte Sie trotzdem, es sich zu überlegen, uns nicht doch zu helfen. Nehmen Sie sich einige Wochen Zeit und sehen Sie sich einmal die Welt an, die in den sechs Jahren, in denen sie im Gefängnis waren, nicht stehen geblieben und auch nicht besser geworden ist.“
Das Gespräch war beendet und Franky und Tom, der Franky in sein neues Domizil fahren wollte, verließen die 'Hochburg' der Orianhänger. Als sie in Toms Wagen stiegen sprach Franky als erster. „Ich glaubs immer noch nicht, dass du zu den Ori konvertiert bist. Und da mit machst.“ „Franky, ich habe allen Grund dazu“, rechtfertigte sich Tom monoton. „Meine Cousine und vier meiner besten Jugendfreunde sind alle im Krieg gegen die Goa'Uld gefallen, ich selbst saß vier Jahre im Knast, weil wir mit außerirdischer Technologie gehandelt haben, die damals verboten noch war und heute offen angepriesen wird. Ich habe einen miesen Job und Gevatter Staat ist auch nicht gut auf ehemalige Knackis zu sprechen. Sei mal ehrlich, sind das nicht genug Gründe, um zu versuchen etwas zu verändern?“ Franky nickte nachdenklich. „Mag sein, ich muss erst mal ein paar Tage drüber nachdenken. Und jetzt fahr mich bitte nach Hause.“ Der alte Opel setzte sich in Bewegung und Tom und Franky verschwanden aus diesem Bezirk von Münster.


Drei Tage später stand Admiral Heimeshoff auf dem Kommandodeck der 'Friedrich der Große', das sich tief im Inneren des Schlachtschiffs befand, statt wie üblich in einem der oberen Decks, und blickte auf die Borduhr, die 06:32 Uhr anzeigte. „Status, Mister Odinga!“, befahl der Admiral und ging auf seinen Kommandosessel zu, der an einem zentralen Punkt der Brücke installiert war. Hauptbootsmann Odinga, der Steuermann, besah seine Anzeigen. „T-Minus 8.32 Minuten bis zum Erreichen unseres Rendevouspunktes mit der deGaulle, Admiral. Beginn des Drosselungsmanövers jetzt in T-Minus 3.30 Minuten“ „Sehr gut“, meinte Heimeshoff zufrieden und blickte seinen Ersten an. „Was meinen sie, Eins-O, wird es nicht mal Zeit, dass wir die Mannschaft munter machen?“ „Ja, das hätte schon was für sich“, meinte Fregattenkapitän Müller grinsend. Heimeshoff hieb mit der rechten Hand den Schalter für das bordweite Interkom, das in seinen Kommandosessel integriert war, tief in die Fassung. „An alle Decks, hier spricht der Admiral. Wir erreichen das Ziel in weniger als zehn Minuten. Alle Mann auf Gefechtsstationen, Klarschiff zum Gefecht. Piloten bitte zu ihren Maschinen. Das ist alles.“ Er beendete die Durchsage und blickte zur Waffenstation und der dort sitzende Offizier blickte ihn bereits angespannt an. „Lieutenant Commander, wir gehen auf Roten Alarm. Die Waffensysteme auf Stand-Bye.“ „Aye, aye, Sir“, bestätigte der Offizier und tat wie ihm geheißen. „Funker, geben sie gleiche Befehle an den Verband aus, die übliche Verschlüsselung und Raffung.“ Auch hier gab es eine Klarmeldung und Heimeshoff ließ sich jetzt im Sessel zurück sinken, um sich mental auf die Feuertaufe der 4. Flotte vorzubereiten.

Die Schiffe rund um die Friedrich der Große verließen auf die Minute genau den Hyperraum und gingen augenblicklich in den Stealthmodus über. Zwar waren sie noch außerhalb der Sensorenreichweite der Orischiffe, aber Vorsicht war nun einmal besser als Nachsicht und daran hielt sich Heimeshoff. „Funker, rufen Sie die deGaulle an“, befahl Heimeshoff und setzte sich auf.
Der Funkmaat tat wie ihm geheißen und nur Augenblicke später erschien Captain Andrews' Gesicht auf dem Hauptbildschirm der Brücke. „Captain, erstatten Sie Bericht“, befahl Heimeshoff. „Sir, ich habe zwei Rotten 302er und eine Späh-Walküre ausgesandt, um das Terrain zu erkunden“, meldete Captain Samantha Andrews ihrem Flottenchef. „Wie wir es erwartet hatten. Keine Schlachtschiffe der Ori, nur sechs Fregatten, zwei leichte Kreuzer und einige hundert Spoons. Nichts, womit man nicht fertig werden könnte. Wir können sicherlich genug Tonnage vernichten, um den Ori ins Gedächtnis zu rufen, dass man sich einfach nicht mit der Erde anlegt.“ Heimeshoff lächelte knapp. „Sehr richtig, Captain. Nehmen Sie nun ihren Platz in der Formation ein. Wir starten die Operation in wenigen Augenblicken.“ „Aye, Admiral“, bestätigte die Britin und ließ ihr Schiff in die Formation manövrieren.


Das 6034. Sternensystem war an diesem Tag friedlich, wie eh und je. Der einzige bewohnbare Planet war zum Großteil mit Wüste bedeckt und die wenigen klimatisch angenehmen Zonen waren zu spärlich gesiedelt, um eine Flottenbasis auf dem Boden zu unterhalten, weswegen die Ori damit begonnen hatten im Orbit eine Raumbasis zu bauen. Einmal fertig gestellt sollte diese Basis den Schiffsverkehr in einem Dutzend umliegender Sektoren überwachen. Doch dazu würde es nie kommen, denn in diesem Moment ließ Admiral Heimeshoff, die bis auf zwei Lichtminuten herangekommenen Erdschiffe vom Stealthmodus auf Normalmodus gehen und sofort war im System der Teufel los. Die Ori gruppierten in wahnsinniger Eile ihre Fregatten und Kreuzer um, um den Erdschiffen entgegenzueilen. Die Raumjäger starteten und flogen dem Feind als Vorhut entgegen. Doch Admiral Heimeshoff nahm dies gelassen hin. „Raumjäger und Jagdbomber ausschleusen. Wir gehen auf Tuchfühlung.“ Die Friedrich und die MacArthur, jeweils flankiert von ihren Begleitschiffen, begaben sich in Waffenreichweite und fingen sogleich mit einem großen Raketenbeschuss an. Antimaterietorpedos verließen ihre Silos.
„Direkter Treffer bei einem Kreuzer und vier der Fregatten“, bestätigte der Waffenoffizier der Friedrich. „Sobald wir auf Artilleriereichweite heran sind, alle Werfer frei. Der selbe Befehl an die Geleitschiffe“, befahl Heimeshoff und blickte konzentriert auf den Hauptbildschirm.
Es dauerte keine drei Minuten mehr, bis die Friedrich, die Rommel und die Kuribayashi als Erste auf Artilleriereichweite heran waren und aus allen Railguntürmen und Lasergeschützen wurde ein Hölleninferno auf die total überrumpelten Ori entfesselt. Nach nur zwanzig Minuten kehrte wieder Ruhe im System ein, die Erdschiffe waren schon wieder verschwunden und die kleine Garnison restlos zerstört. Nur Trümmer und driftende Wracks erinnerten noch an die einstmaligen Orikräfte in diesem System hinter der Grenze.
Die Feuertaufe der 4. Flotte war unspektakulär und sehr erfolgreich gewesen sein, doch dies würde sicher nicht immer so sein, das wusste Admiral Heimeshoff, als er die Brücke verließ und sein Quartier aufsuchte. Schon bald würde es in Systeme gehen, die stärker verteidigt waren. Vielleicht war dies ja schon das nächste System, das die 4. Flotte aufsuchen würde. Eines war jedoch klar: Die Ori würden sicher bald reagieren und irgendwie freute sich Heimeshoff schon auf ein gutes, altmodisches Duell zwischen zwei Kommandeuren, als er zufrieden sein Quartier betrat.


Zwei Wochen später saß Franky in seiner Wohnung in Münster, versunken in einem alten Ohrensessel, den er während seiner Zeit im Gefängnis hatte einlagern lassen und jetzt mit vielen anderen Dingen wieder hervorgeholt hatte. Zwei Wochen überlegte Franky nun, ob er den Orianhängern helfen sollte, ob er wieder in die Illegalität zurückfallen sollte. Mit einigen Dingen hatten Ho und seine Leute schon Recht: Die Welt hatte sich kein Stück verbessert in den letzten sechs Jahren und ehemalige Knastis wurden immer noch wie ehemalige Knastis behandelt. Das einzige, was sich in den letzten Jahren verändert hatte, war die Lage am Arbeitsmarkt, der Rückgang der Arbeitslosen auf 1,4 Millionen und der anhaltende Aufschwung in der BRD. Doch im großen und ganzen war das Land immer noch das gleiche und für Franky war sein Job auf dem Bau einfach keine Erfüllung. Die Zeit, in der er einmal vollkommen glücklich gewesen war, war damals als Hehler. Der gewisse Touch Gefahr und der zu befriedigende Ehrgeiz, wenn man etwas unmögliches erfüllt hatte. Und dennoch... diese Orianhänger würden die BRD sicher mit ähnlichem Terror überziehen, wie einst die RAF und der Rote Stern vor drei Jahren.
Trotzdem musste Franky an sich denken. Er musste den Orianhängern ja nicht alles verkaufen, nichts modernen, nur ein paar alte chinesische Waffenbestände, die immer noch irgendwo herumschwirrten. Ein oder zwei Waffenkisten, mehr nicht, nur um Startkapital für ein neues Geschäft zu haben. Das würde schon klar gehen und dann würden er und die Orianhänger einfach getrennte Wege gehen.
Nur solange, bis ich mich wieder etabliert habe, schwor sich Franky, als er sich langsam erhob und auf dem Telefon eine Nummer wählte, die von Ho. Es klingelte, Franky holte tief Luft und als Ho abhob und fragte, wer da sei, antwortete Franky: „Ich bin es. Treffen wir uns morgen, um das wichtigste zu besprechen. Ich kann vielleicht doch was für euch tun.“ Dann legte er ohne ein weiteres Wort wieder auf. Und in diesem Moment kam es ihm vor, als hätte er gerade seine Seele an den Teufel verkauft.




Fortsetzung folgt
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