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Stargate Atlantis: The German Experience (Staffel 2) - Neue Feinde, neue Freunde von Atlan, Colonel Maybourne

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2.18 Andere Blickwinkel
von Atlan




Kommandant Acastus Kolya, der Chef der Special Ops der Streitkräfte der Genii, saß an seinem Schreibtisch in der Unterstadt der Genii-Welt. Seit Wochen, seit der relativ erfolgreichen Technologieausbeute gegen die Atlanter, waren er und seine Leute nicht mehr ausgerückt. Weshalb er sich seitdem mit der Ausbildung neuer Kommandosoldaten beschäftigt hatte und dabei war seine Kampferfahrungen mit den Menschen zu Papier zu bringen. Doch momentan versuchte sich der Kommandant bei einem guten Buch und einem Glas einheimischen Whiskeys entspannen. Im Hintergrund spielte Castors Dritte Sonate, ein Stück des bedeutesten Komponisten für klassische Musik der Genii, Castor Palamonius. Kolya nippte an dem Whiskey und strich den letzten geschriebenen Abschnitt, in dem es um seinen zweiten Kampf gegen die Erdtruppen ging. Er schüttelte nur den Kopf darüber, wie er den Kampf beschrieben hatte. Laut seiner ersten Formulierung hatten die Genii den absoluten Vorteil genossen und die Erdlinge hatten nur wegen ihrer überragenden Technik gewonnen, womit sie ihre lächerlichen Taktiken ausgeglichen hätten. Doch Kolya war schnell zu der Erkenntnis gekommen, dass Propaganda, wie sie Anführer Cowen und seine Minister wünschten, in einem militärischen Fachbericht kontraproduktiv waren. Was nützte seinen Soldaten und Soldatinnen ihre angebliche „moralische und strategische“ Überlegenheit, wenn das doch alles nur gelogen war. Acastus Kolya war lang genug Soldat um zu wissen, dass wegen so etwas Menschen sterben würden und das wollte er nicht zulassen.
Es war eine knappe Stunde später, als Acastus von seinem angefangenen Bericht aufsah und zum Chronometer blickte, der an der Wand hing. Weit nach Mitternacht. Kolya legte den Stift zur Seite, trank den kläglichen Rest seines Whiskey aus und begab sich zu seiner Koje herüber, die an der gegenüberliegenden Wand der kleinen Wohnung stand, die nur Wohn- und Schlafbereich, Küche und Bad auf engstem Raum beherbergte. Mehr brauchte der Kommandant der Special Ops nicht, denn er lebte allein. Er wälzte sich nur kurz herum, dann war er auch schon eingeschlafen.


Das Klingeln des Weckers, keine sieben Stunden später, holte Acastus auch wieder in die Bewussteinsebene zurück. Mit den Fingern tastete er nach dem Ausschalter und setzte sich dann auf. Er seufzte. Gestern Abend hatte er nicht mehr dran denken wollen, was heute für ein Tag war, aber es kam um so schmerzhafter zurück. Er nahm den verzierten Bilderrahmen von seinem Nachttisch und fuhr den Rand entlang. Die Schwarz-Weiß Fotographie zeigte eine junge Frau. Die Endzwanzigerin mit hochgesteckten schwarzen Haaren, einer Brille und hohen Wangenknochen, die durch ihr bezauberndes Lächeln noch höher standen, wurde von einem wesentlich jüngeren Acastus Kolya, ohne Narben, mit vollerem Haar und ebenfalls strahlend, im Arm gehalten. Das Foto war bei ihrer Hochzeit aufgenommen worden. Hippolyte Kolya, oder kurz „Hippi“, wie er seine verstorbene Frau immer genannt hatte, war nun seit mehr als 25 Jahren tot - fünfundzwanzig, nein sechsundzwanzig schmerzhafte Jahre. Kolya rieb sich den Schlaf aus den Augen. Heute jährte sich ihr Todestag zum sechsundzwanzigsten Mal. Er blieb noch einige Minuten sitzen und starrte auf den Rahmen, bis er endlich aufstand um mit seiner Morgentoilette zu beginnen.

Kolya saß gerade bei einem schlichten Frühstück - welches eigentlich immer schlicht bleiben musste, bedingt durch die Nahrungsmittelknappheiten - aus Tee und zwei belegten Broten, als es an der Tür klopfte. „Wer da?“, fragte Kolya mürrisch und erhob sich um zur Tür zu gehen „Meldegänger Tojan, Kommandant“, meldete sich jemand von der anderen Seite. Kolya nickte wortlos, als er die Stimme des ihm bekannten Boten vernahm und öffnete die Tür zu seinem Quartier. Er erwiderte den militärischen Gruß des Meldegängers, der daraufhin von Hab-Acht- in die Ruhestellung ging. „Anführer Cowen schickt mich, Herr.“ Der Meldegänger aus dem Büro des Staatschefs der Genii überreichte ihm ein wichtiges Kommunique. Kolya öffnete flink den Umschlag und sah dann kurz auf. „Das wäre dann alles, Tojan, sie können gehen.“ Der Meldegänger nickte, salutierte zackig und verschwand schnellen Fußes, während Kolya die Tür wieder schloss und begann das Schreiben zu überfliegen. Plötzlich knüllte er das Kommunique zusammen und schmiss es wütend in eine Ecke. Doch nicht heute, dachte er sich wütend. Kolya stand auf und ging zu seinem Kleiderschrank, um sich seine Uniform samt frischem Hemd herauszuholen. Schnell aß er auf und zog sich dann die Uniform an, um sich sofort zum Regierungssitz auf der anderen Seite der Stadt. Die Tür zu seinem kleinen Apartment ließ er einfach nur ins Schloss fallen. Kriminalität gab es, auf Grund der hohen Strafen, nur in geringer Zahl. Kolyas Weg zum Regierungssitz führte ihn an dem großen Reaktor vorbei, der die unterirdische Stadt am Leben erhielt. Das große Kohlekraftwerk, unterstützt von mehreren Wasser- und Windkraftwerken an der Oberfläche des Planeten, sorgte für ausreichend Energie, um die Genii am Leben zu erhalten. 'Am Leben zu erhalten', dachte Kolya verächtlich, 'ich würde es kein Leben nennen, auf ewig in einem riesigen Bunker zu leben. '

Sein Weg führte ihn an der Grundschule vorbei, wo die Kinder gerade von den Eltern abgegeben wurden, bevor diese zur Arbeit gingen. Im Vorbeigehen wurde Kolya von den meisten Eltern und Lehrern höflich gegrüßt und auch die Kinder winkten und lachten ihm zu. Kolya lächelte und grüßte zurück. Für die Genii war er ein Nationalheld, ein Idol der Jugend - ein Zeichen der Hoffnung. Ihm persönlich war dieses Heldentum und all der Schnickschnack, den die Propaganda um ihn herum aufbaute, zuwider. Er war nur Soldat, so wie alle anderen auch und kämpfte für sein Volk, ebenso wie alle anderen. Er war nichts besonderes, aber wenn es den Leuten Mut machte...
Kolya beschleunigte seinen Schritt, um noch die Hängebahn zu erwischen, die einen Stadtteil mit dem anderen verband. An einer Schiene aufgehangen fuhren sie einmal um die Stadt herum und durch die wichtigsten Geschäftszentren in der Innenstadt. Das war notwendig, denn die Stadt war auf über 253 km² angewachsen und das nur auf der Wohn- und Zivilebene; auf der das Gros der Bevölkerung von 1,12 Millionen Genii lebte, nur wenige hundert lebten oberirdisch. Dann gab es da noch eine wissenschaftliche und eine militärische/industrielle Ebene. Auf der wissenschaftlichen Ebene arbeiteten die Wissenschaftler an den neuen „Wunderwaffen“, wie sie so gerne genannt wurden. Vordergründig an neuen, halb- bis vollautomatischen Schusswaffen, die größere Mannstoppwirkung aufweisen sollten, Flugabwehrwaffen, die die Wraith in einem Notfall vom Himmel holen sollten, Raketen, Fluggeräte und natürlich die Atombombe. 'Die Atombombe', dachte Acastus, als die Bahn vor sich hin rumpelte. 'Das Ding zerstörte mein Leben.'
Er erinnerte sich, als sei es gestern gewesen.

Hippolyte „Hippi“ Kolya war, als Acastus sie kennen gelernt hatte, bereits eine Laborassistentin im Renomiertesten Physikerteam des Planeten gewesen und stand kurz davor selbst zu promovieren. Denn bei den Genii hing die letzte Phase des Studiums immer mit dem praktischen Anwenden des bisher gelernten zusammen. Die beiden hatten sich in einer damals angesagten Bar getroffen. Acastus, ein angehender Offizier von gerade mal 23 Jahren, war von der Frau sofort fasziniert gewesen und ebenso andersherum. Und es dauerte kein Jahr, bis die beiden heirateten. Kurz darauf promovierte Hippi und wurde als eine der ersten zum neusten wissenschaftlichen Abenteuer der Genii hinzugezogen, der Kernforschung, die damals noch in den Kinderschuhen steckte. Acastus nahm einen Posten in der Logistik an, um für Hippi und die Familie, die zu gründen sie irgendwann einmal vorhatten, da sein zu können. Doch das Glück werte nicht lang. Vier Jahre, nachdem die beiden geheiratet und drei Jahre, nachdem Hippi zur Kernforschungsabteilung kam, erkrankten plötzlich die Hälfte der Mitglieder des Teams an etwas, das man Strahlenkrankheit nannte. Hippi's Todesurteil war geschrieben und wenige Wochen später starb sie, Acastus bis zum Schluss an ihrer Seite.
Der Genii war nie über den Tod seiner geliebten Frau hinweggekommen und hatte sich nach einer langen Trauerphase alles in Bewegung gesetzt, um zu verhindern, dass das je wieder geschah. Ein kleiner Subalternoffizier ging die Befehlskette immer weiter nach oben, bis er schließlich den damaligen Referenten des Technologieministers als Verbündeten gewann. Butes Cowen, der spätere Staatschef der Genii, hatte Kolya nur allzu gerne bei der Umsetzung seiner Pläne geholfen und schließlich hatten sie, ein Jahr später, die Erlaubnis loszulegen. Acastus Kolyas Idee zu folge, sollten besonders ausgebildete Truppen durch das Portal der Vorfahren, dessen Benutzung man nach mehreren Jahrhunderten wiedererlernt hatte, schicken, um höher entwickelten Zivilisationen in der Galaxie Technologie zu erhandeln oder zu entdecken. Die damalige Führung stand dem lange Zeit kritisch gegenüber, denn man hatte Angst die Genii so in die Schussbahn der Wraith zu werfen, die von solchen Unternehmungen Wind kriegen konnten. Aber Kolya war hart geblieben und hatte schließlich auch seinen Willen gekriegt. Die ersten Jahre verlief es relativ erfolglos und schließlich mussten Kolya, nun Leiter des Programms, und der neue Technologieminister Cowen die Aggressivität erhöhen. Mit der sanften Methode hatte man jahrelang nichts erreicht und dennoch zwei Angriffe auf den Heimatplaneten in Kauf nehmen müssen, bei denen große Teile der Landarbeitenden Bevölkerung umkam. Kolya hatte immer gewusst, dass jener Schritt sie in eine falsche Richtung trieb, auf einen Weg von dem es kein zurück mehr gab. Aber es war nun mal auch der einzige Weg für sein Volk zu überleben. Anfangs gingen die Genii auch noch nicht so skrupellos vor, doch innerhalb von über 20 Jahren nahm auch das zu, bei relativ guten Erfolgsquoten. Dennoch war dies keine Entschuldigung Leute zu bestehlen, zu ermorden, zu erpressen, wie Acastus fand, denn irgendwann würden sie dafür bezahlen müssen, das war sicher. Er war bereit dafür, wenn sein Volk wenigstens endlich wieder in Frieden vor den Wraith leben konnte. Er hatte ja von Anfang an gewusst, dass er von dem eingeschlagenen Weg nicht mehr abdrehen konnte, egal wie sehr er es sich wünschte - und das tat er oft.

Vor dem Sitz der Regierung stieg Kolya aus und ging unbehelligt durch den Haupteingang, der von zwei Soldaten bewacht wurde. Niemand hielt ihn auf oder kontrollierte ihn, denn schließlich kannte ihn jeder und außerdem war niemand so verrückt und hielt den zweithöchsten Offizier der Armee auf. Von einem Wachsoldaten wurde er durch die metallenen Gänge bis in Cowens Vorzimmer geleitet und konnte kurz darauf zum obersten Chef. Als sich hinter ihm die Tür schloss, nickte Kolya dem alten Weggefährten zur Begrüßung zu. „Morgen, Butes“, meinte er und setzte sich auf die andere Seite des Schreibtisches des Anführers. Cowen verzog kurz den Mund zu einem Haifischgrinsen und kam dann sofort zur Sache. „Acastus, wir haben Probleme auf einer unserer... Vertragswelten. Auf Erichon gab es einen Aufstand.“ Acastus zog die Brauen zusammen. Vertragswelten, dass er nicht lachte. Das war eine Beschönigung, die es nur für das Volk der Genii gab, damit sie dachten, dass die Genii mit offenem Visier und ehrenwert kämpften. Die Genii waren schon vor Jahren dazu übergegangen, rohstoffreiche Welten entweder zu Rohstoff- und Nahrungsmittellieferungen zu zwingen, oder sie gleich zu annektieren. Erichon war eine dieser Welten. Ein rohstoffreicher Planet, dessen galaktischen Standort man noch nie feststellen konnte und sicher war, dass weder Wraith noch die Atlanter seine Adresse kannten. Was die Welt für die Genii aber interessant machte war, dass sie genug Rohstoffe und Metalle enthielt, um ein geniisches Raumfahrtprogramm aus dem Boden zu stampfen, das auf Grund des Beute-Mittelstreckenbombers der Atlanter – zwar von den Atlantern eigenhändig beschädigt und fluguntüchtig, aber immer noch nützlich. Das wichtigste an Erichon war jedoch das neuentdeckte Mineral, das die Atlanter benutzten. Naquadah nannten sie es und die Genii waren momentan dabei es für ihre Atom- und Energieforschungen zu verwenden. Wissenschaftler sprachen von Waffen, die zehnmal, gar zwanzigmal stärker waren, als momentane Nuklearwaffen der Genii. Doch Erichon war der einzige, den Atlantern und Wraith unbekannte Planet der bekannten Galaxie, der dieses Mineral hatte. Deshalb war die Welt so wichtig.
„Lass mich raten, Butes“, meinte Kolya in einem Anflug von Hohn. „Die Minenarbeiter wollten besser behandelt werden, du hast ihnen das nicht durchgehen lassen wollen, also erhoben sie sich. Und ich muss jetzt den Mist wieder aufräumen, weil deine Geheimpolizei das wieder nicht hinkriegt.“ Cowen zog scharf die Luft ein, doch Kolya machte sich da keine Gedanken. Er, Acastus Kolya, ältester „Freund“ von Butes Cowen und Held der Genii, war einer der wenigen Menschen, der so mit Cowen reden konnte und meistens reagierte Cowen auf solche Kritik auch relativ gelassen, doch halt nicht immer. Man sah Cowen an, dass er sich beherrschen musste und zähneknirschend meinte der Anführer der Genii nur: „So ist es.“ Acastus nickte langsam. „In Ordnung, ich setz mich dran, aber ich brauche die Aufklärungsdaten bis in zwei Stunden. Dann will ich mit meinem Team ausrücken.“ Cowen war damit sehr einverstanden. „In Ordnung, ich lasse dir alles zukommen. Aber...“, er unterbrach sich kurz, „bist du auch sicher, dass du das heute machen willst? Ich weiß doch, welcher Tag heute ist. Wenn du willst, kann das auch Wachtmeister Terus abstellen, um die Mission durchzuführen.“ „Nein, ich mach das lieber selbst“, meinte Acastus sofort. „Wie du es willst“, meinte Cowen nur und gab zu verstehen, dass Acastus jetzt gehen sollte. Kolya nickte noch einmal zum Abschied, dann stand er auch schon wieder auf, um den Regierungssitz zu verlassen und ein Einsatzkommando ausrufen zu lassen.


Es war anderthalb Stunden später, dass Kolya eine zwanzig Mann starke Einsatztruppe aufgestellt und in einem Konferenzraum versammelt hatte. Anwesend waren auch Sora, Offizierin im Rang eines Feldmeisters, die eines der Teams leitete und sein Protege war, und Ladon Radim, der zur Bewältigung wissenschaftlicher und technischer Probleme dabei war. Als Kolya den Raum betrat standen alle Sitzenden aus Höflichkeit auf und kamen auf den Kartentisch zu, der in der Mitte des Raumes stand. „Ich habe hier die Aufklärungsdaten des Geheimdienstes“, meinte Kolya und hob eine Akte, die er dann auf dem Tisch ausbreitete und jedem eine Kopie gab. „Wie sie sehen können“, begann er. „haben die Minenarbeiter die Minen in der Nähe des Portals der Vorfahren eingenommen, die Wachen entwaffnet und entweder gefangen genommen oder getötet. Anschließend haben sie das Portal und die Minen im Umkreis komplett gesichert und unter ihre Gewalt gebracht.“ „Unser Auftrag?“, fragte Sora mit verschränkten Armen vor der Brust, während sie sich die topographischen Gegebenheiten genauer betrachtete. „Niederschlagung des Aufstandes und Statuierung eines Exempels“, antwortete Acastus knapp, als sich die Tür öffnete und eine Ordonanz eintrat. „Verzeihen sie bitte die Störung, Kommandant, aber ich bringe die Fotos der Anführer der Revolte. Nur von einer der Anführerrinnen konnten wir kein Bild auftreiben.“ „Sehr gut, dann lassen sie mal sehen“, meinte Acastus und nahm die Fotos entgegen, woraufhin die Ordonanz kehrt machte und wieder verschwand. Kolya ging die Fotos, es handelte sich um vier Männer und zwei Frauen, langsam durch, um sich die Gesichter einzuprägen. „Das wichtigste ist diese Aufrührer hier auszuschalten, wodurch die Anderen schnell wieder leise werden und spuren.“
Als er die Fotos durchgesehen, und damit alle Anführer, bis auf eine, sich eingeprägt hatte, gab er die Fotos weiter. „Gut, dann zur Lage: Wir teilen uns in zwei Gruppen auf und stürmen je eine der Minen, töten die Redellsführer und ersticken den Aufstand.“ „Das sollte gut funktionieren“, meinte Ladon Radim. „Die Aufständischen haben die Waffen unserer Wächter an sich gebracht und die sind veraltet. Wir konnten zum Glück noch nicht alle neuen Handwaffen auf unseren Welten einführen. Wir haben was die Feuerkraft und die Kadenz betrifft einen Vorteil.“ Die Anwesenden nickten stumm. „In Ordnung, dann wollen wir mal“, meinte Kolya schließlich. „Vom Portal aus sind es zwei Kilometer, die wir zu Fuß zurücklegen müssen und zwar im Schutz der Dunkelheit, weshalb wir uns beeilen sollten.“

Kolya wandte sich um und verließ gefolgt von seinen Leuten den Besprechungsraum, um sich zur Waffenkammer aufzumachen. Die Kammer lag im selben Stockwerk, weshalb sie nicht weit laufen mussten. Kolya betrat als erstes die Waffenkammer und ging zum Waffenwart, der die Handwaffen ausgab. „Ein H31 in Karabinerausführung mit sechs 15-Schuss-Magazinen, eine 13mm Pistole mit drei Magazinen und vier Granaten“, verlangte er und hielt besagte Waffen kurz darauf in der Hand. Sie waren neuartig und brachen mit dem alten Design, waren handlicher und was noch wichtiger war: tödlicher. Das H31 Karabinergewehr war ein Selbstlader in einem 9,6x53mm Kaliber und wesentlich weniger klobig, als die alten Gewehre, die zusätzlich auch noch Repetierer gewesen waren. Auf der Oberseite war ein einfach vergrößerndes Zielfernrohr angebracht, die Waffe fasste 15-Schuss-Magazine. Die Waffe war, so dachte sich Acastus, ein Segen für jeden Geniisoldaten. Die alten Waffen waren zwar sehr effektiv gegen die Wraith gewesen, aber die niedrige Schussrate war immer wieder ein Verhängnis geworden. Ebenso verhielt es sich mit der alten Pistole, die einfach zu klobig gewesen war. Die neue N11 halbautomatische Pistole war wesentlich kompakter und fasste neun Patronen von einem 13,3x21mm Kaliber. Das stoppte jeden Wraith - oder jeden Menschen. Es dauerte nur Minuten, bis alle ausgerüstet waren und schließlich nickte Kolya noch einmal allen zu. „Dann brechen wir jetzt auf. Viel Glück euch allen.“


Es war finsterste Nacht, als sie auf Erichon ankamen. Das Sternentor stand auf einer großen flachen Ebene um die ringsherum Bäume standen. Niemand bewachte das Tor, was Acastus nur recht war. Mehr unserer Gegner müssten so unvorsichtig sein, dachte er grinsend. Oder es lag daran, dass die Aufständischen zu wenig Kräfte hatten, die sie ausschicken konnten. Das Tor schaltete sich ab, nachdem der letzte Soldat hindurch war. Ladon kam, leise auf ihn zu, in der Hand eine Karte und einen Kompass. „Zur ersten Mine geht es nach Nordnordosten und zur zweiten nach Südwesten.“
Er zeigte in besagte Richtungen. Acastus nickte und wand sich an die anderen Mitglieder des Kommandos, die sich um ihn herum versammelten. „Die erste und die dritte Gruppe kommen mit mir, die zweite und die vierte gehen mit Sora zur zweiten Mine.“ Er stellte Blickkontakt mit Sora her. „Erst einmal die Lage erkunden und mich anfunken, bevor du irgendwelche Schritte einleitest, verstanden?“ Sora nickte ernst. „Jawohl.“ Acastus lächelte leicht und nickte. „Dann ausschwärmen, versucht möglichen Patroullien aus dem Weg zu gehen.“ Daraufhin trennten sich die Genii. Kolya, Ladon und die sie begleitenden acht Soldaten gingen Nordnordostwärts, Sora und ihre Mannen nach Südwesten.


Zwanzig Minuten zuvor war in Mine 1 die Anführerin der Revolte damit beschäftigt vom Büro des Lagerverwalters aus in einen Innenhof zu blicken. Aglaia Notos lächelte über das, was sie da draußen saß. Die geniischen Wächter saßen zusammengepfercht und schwerstbewacht von den ehemaligen Sklaven, im Sand und litten anscheinend Todesängste.Sollten sie doch, meinte Aglaia zu sich selbst. Sie verdienten schlimmeres, wenn man bedachte, was sie den Bewohnern Erichons angetan hatten. Vor acht Monaten waren sie gekommen, hatten die Welt nach kurzen, unzufriedenen Verhandlungen über die Erze einfach an sich gerissen und die Erichoner versklavt. Schon von Anfang an hatten sie und andere Anführer ihres Volkes den Aufstand geprobt. Ein Dutzend Menschen war im Zuge der Aufstandsplanungen und im Zuge von misslungenen Aufständen ihr Leben verloren, aber jetzt hatte man es geschafft, man war wieder frei - zumindest in dieser und einer anderen Mine. Alle anderen Lager und Minen würden im Laufe der nächsten Tage befreit werden, doch zuerst musste Aglaia das Portal der Vorfahren zuschütten lassen. Das Risiko war zu groß, dass die Genii eine Truppe schicken würden, die eine Strafexpedition durchführten. Sie beschloss dies gleich in Angriff zu nehmen, bevor die ersten Genii eintreffen würden. Warum ihr das nicht schon in den Sinn gekommen war, als sie die Aufseher entwaffnet hatten, verstand sie momentan selber nicht. Nur musste es jetzt schnell gehen.

Aglaia Notos ging hinaus und wandte sich an einen anderen Anführer, der früher einmal Bürgermeister eines kleinen Dorfes gewesen war, so wie sie auch. „Lass sofort das Portal der Vorfahren verschließen, Hebron. Wir dürfen nicht zulassen, dass die Genii zurückkehren. Beeilt euch aber. Ich habe das Gefühl, dass die Genii schon auf dem Anmarsch sind.“ Der Mann nickte. Seine Hand ruhte sicher auf dem Holster mit der klobigen Pistole der Genii. „Wird erledigt.“ Er winke sechs Männern und Frauen, alles ehemalige Sklaven, zu. „Auf gehts, wir haben was zu erledigen.“ Aglaia sah den Sieben noch kurz nach, als sie sich auf den Weg machten. Hoffentlich war ihr die Idee nicht zu spät gekommen. Denn wenn es so war, dann gnade ihnen allen der Schöpfer.


Kolya und Ladon bildeten die Vorhut der kleinen Eingreiftruppe, während sie sich langsam in Position schlichen. Kolya wollte erst einmal so viele Leute wie möglich unbemerkt ausschalten und den Rest mit Scharfschützen erledigen. Jetzt waren sie nur noch fünfhundert Meter vom Lager entfernt, die letzten Gespräche wurden eingestellt und man stieg auf Zeichensprache um. Plötzlich gab es ein Geräusch. Acastus ließ alle sofort anhalten und in die Hocke gehen. Wieder ein Geräusch. Das Knacken von Ästen, schnelle Schritte, die auf sie zu kamen. , signalisierte er lautlos. Sofort gingen alle zu Boden, die Waffe aber immer noch schussbereit. Im Dunklen war kaum etwas zu erkennen, doch als die Schritte immer näher kamen, erkannten die Genii mehrere Menschen, etwa ein halbes Dutzend, das durch den Wald stapfte. Die Richtung in die sie gingen, stimmte mit der überein, in die das Stargate lag. , signalisierte Acastus und zog sein Messer aus der Scheide. Die anderen Soldaten taten es ihm nach, ganz leise und sachte.


Hebron stapfte mit seinen Mannen ahnungslos durch den Wald. Er hatte keine Angst vor den Genii. Es erschien ihm einfach schwarzmalerisch, dass die Genii auf magische Art wussten, dass sie rebelliert hatten. Der Putsch war zu schnell gegangen, zu lautlos. Zwei Wächter und den Vorarbeiter hatte man umbringen müssen, weil sie nicht hatten spuren wollen. Danach war alles zu schnell gegangen, als das noch ein Genii hätte entkommen können. Den Funkverkehr hatte man auch gestört. Die einzige Möglichkeit, wie die Genii von den Aufständen in den beiden Lagern hätten erfahren können, wäre ein Geheimdienstler gewesen, der außerhalb der Mine war und sofort zum Portal gehetzt wäre. Und das war für Hebron einfach unwahrscheinlich. Die kleine Gruppe ging jetzt auf die Stelle zu, wo Kolya und seine Truppe Deckung gesucht hatten. Hebron merkte nichts. Erst, als er direkt neben der Gruppe herlief, hörte er schweres Atmen. Alamiert griff er nach seiner Pistole. „Verteidigungsstellung einneh...“, weiter kam er mit seinem leise gesprochenen Befehl nicht. Acastus war blitzschnell aufgesprungen und hatte im die Kehle aufgeschlitzt. Röchelnd fiel Hebron zu Boden. Schnell gesellten sich seine Begleiter zu ihm, denn die Geniisoldaten hatten fast so schnell und präzise gearbeitet, wie Kolya selbst. Nur Ladon hatte sich nicht die Hände schmutzig gemacht. Sollte er nur, dachte Kolya. Ladon wurde ja schließlich fürs Denken bezahlt und nicht für Meuchelmorde. , gab Kolya seinem Trupp jetzt per Handsignal zu verstehen. Alle nickten und folgten ihrem Kommandanten.


Sora und ihre Abteilung waren bereits an der Mine angelangt, da sie keinen Zwischenfall hatten und gut voran gekommen waren. Sora robbte sich an den Rand des Abgrundes, denn die Mine befand sich in einem tiefen Canyon, da Naquadah nur unterirdisch abgebaut werden konnte. Die Scheinwerfer, die sonst das Lager beschienen, waren zur Hälfte zerstört, der Rest lieferte jedoch genug Licht, um den Canyon zu beleuchten. „Wie geschaffen für einen Hinterhalt“, meinte Soras Stellvertreter. Sora nickte nur stumm. „Zweier Teams“, befahl sie flüsternd. „Verteilt euch, aber wartet noch auf mein Kommando zum Losstürmen, erst die Lage sondieren.“ Die acht angesprochenen Soldaten bestätigten den Befehl stumm und robbten an verschiedene Ecken des Canyons. Als alle ihre Leute in Position waren und man die Lage sondiert hatte, drückte Sora einmal kurz auf die Empfangstaste des Funkgeräts. Das war das Zeichen für Kolya sich zu melden. Genug, damit es ihm auffiel, zu wenig um ihn zu verraten, wenn er sich in einer ungewissen Position befand. „Kolya hier, was gibt es, Sora?“, kam die Stimme des Kommandanten prompt aus dem kleinen Funksprechgerät. „Kommandant“, begann die Stellvertreterin und schaute durch das Zielfernrohr ihres H31 mit verlängertem Lauf. „wir sind auf Position und haben die Mine im Visier. Da unten sind, soweit ich es erkenne, etwa achtzehn Männer und Frauen, die mit Pistolen, Flinten und Karabinern bewaffnet sind. Keine wirkliche Gefahr für uns, wenn ich das einmal so sagen darf.“ „Und unsere Leute, die als Geiseln gehalten werden?“, fragte Kolya. „Einen Moment“, antwortete Sora knapp und blickte noch einmal durch das Fernrohr. Sie sah fünfzehn Genii, die auf dem Boden hockten und gefesselt waren und von zwei Bewaffneten bewacht wurden. Sora gab die Beobachtungen sofort an Kolya weiter.

Kolya nickte nachdenklich. „In Ordnung, dann können wir losschlagen. Tötet zuerst die, die die Geiseln bewachen, dann alle Bewaffneten. Anschließend geht die Hälfte deiner Leute runter und sichert das Areal.“ „Plan Alpha Zwo“, fasste Sora zusammen. „Verstanden, Kommandant, Alpha Zwo.“ „Losschlagen“, befahl Kolya und wandte sich an sein Team, um ähnliche Anweisungen zu geben, denn das Szenario war hier ziemlich das gleiche. Der Unterschied war nur, dass mehr Leute die Gefangenen bewachten und die befreiten Sklaven hier im Canyon herumstolzierten. „Nur auf die Bewaffneten zielen“, schärfte Kolya seinen Leuten noch einmal ein. Kollateralschäden konnte er absolut nicht gebrauchen und erst Recht kein sinnloses Geballere auf Nicht-Kombattanten. Das lag an den Erfahrungen der Genii mit früheren Aufstandsniederschlagungen. Erschoss man nur die Anführer, dann war wieder jahrelang alles ruhig, erschoss man aber unbewaffnete Männer und Frauen oder gar Kinder, dann konnte man erst Recht damit rechnen, dass die Volksseele kochte und es einen viel schlimmeren Aufstand gab. Hinzu kam noch, dass Acastus Kolya nicht mehr Blut an seinen Händen haben wollte, als nötig und vor allem kein Blut Unschuldiger. „Wir schlagen los“, befahl Kolya, nahm das Gewehr in Anschlag und schoss einem der Wächter in die Brust.


Sora eröffnete nur Augenblicke früher das Feuer auf die Feindkräfte, mit dem Unterschied, dass ihr Schuss glatt durch den Schädel ging. Ihre anderen Schützen leisteten ähnlich präzise Arbeit und innerhalb von zwei Sekunden waren alle Wächter, die einmal Genii bewacht und bedroht hatten, gefallen. Die Aufständischen wussten gar nicht, was sie tun sollten. Doch kaum hatte Sora einen Kombattanten erschossen, der im hinteren Drittel des Canyons verwirrt herumstand, suchten alle Schutz innerhalb der vielen verzweigten Stollen und der Gebäude. Das spielte den Genii im Grunde nur in die Hände. Sora glaubte innerlich fast an die absurde Tatsache, dass die Aufständischen sich freiwillig in eine Falle trieben ließen, die die Geniisoldaten großteils von außen zu sperren konnten. „Einheiten 1-5 nach unten, der Rest gibt Feuerschutz“, befahl sie und schlitterte den Abhang herunter, die Waffe immer schussbereit. Mit einem lauten Knall kam sie auf dem Boden auf und nahm das Gewehr in Anschlag um weiter vorzupreschen.


Aglaia Notos schreckte auf, als die ersten Schüsse fielen. Reflexartig griff sie zur Waffe, die auf dem selben Tisch lag, wie der Grundriss der Mine, den sie sich gerade ansah. Die verdammten Genii wollen wohl aus der Reihe tanzen, dachte sie sich wütend. Es konnte ja nicht anders sein. Irgendein Genii hatte wohl den Helden spielen müssen, woraufhin ihn einer ihrer Leute erschossen hatte. Wütend stapfte sie zur Tür, um nachzusehen, was sich da draußen abspielte. „Was ist denn da los?“, rief sie und öffnete stürmisch die dünne Stahltür. Es war für sie, als liefe sie gegen eine Mauer. Der Hof war schon blutüberströmt von den Leichen, die einfach so dalagen. Und das waren ihre Leute, keine Genii. Nur ein Genii, der obendrein auch noch uniformiert war, lag stöhnend auf dem Boden, weil ihm jemand, wahrscheinlich mit einer Flinte aus nächster Nähe, den Fuß weggeschossen hatte. Ein weiterer Genii kümmerte sich um ihn, während viele weitere Genii das Areal sicherten. „Da ist noch jemand!“, schrie ein schon älterer Genii und deutete mit einem Gewehr auf sie. Blitzartig schloss Aglaia die Tür und verriegelte sie, als schon die erste Kugel einschlug, die Tür aber nicht penetrierte. Die nächste Kugel kam hindurch und verfehlte Aglaia nur um haaresbreite.

Ihr Herzschlag beschleunigte sich. Das wars, dachte sie sich. Der Aufstand war beendet, niedergeschlagen. Sie atmete einmal tief durch, dann ging sie zur Rückseite des Raumes, in dem sich das Büro des Verwalters der Mine befand. Zu ihrem eigenen Glück hatte sie gerade die Lagepläne durchgesehen und war da auf etwas interessantes gestoßen: Den persönlichen Fluchttunnel des Minenleiters, der ihn nicht mehr hatte benutzen können, bevor ihr einer von Aglaias Leuten ihn mit Blei vollgepumpt hatten. Doch Aglaia konnte ihn benutzen. Sie suchte besagte Stelle im Boden und spürte schon nach Sekunden den Rand einer Falltür. Sie steckte die Pistole in den Gürtel, um die Verdeckung wegzustemmen. Scham kam in ihr auf. Sie schämte sich dafür, dass da draußen ihre Leute starben, während sie entkommen konnte. Aber es war nicht nur ihr Überlebensinstinkt, der sie zwang zu verschwinden, es war auch etwas anderes. Wenn die Genii alle Anführer und Aufständischen erschossen, würde ihr Volk für lange Zeit versklavt bleiben, vielleicht für immer. Solange sie lebte und da draußen war, andere Lager erreichte und den Menschen Waffen brachte, ein Guerillacorps oder ähnliches aufstellte, solange konnte ihr Volk hoffen. Wenn sie alle tot waren, ging das nicht. Die schwere Verdeckung aus Holz gab einen schmalen Gang frei, in den Aglaia sofort hereinsprang, eine Taschenlampe in der Hand. Mit Müh und Not verschloss sie die Falltür wieder und ging dann den Fluchttunnel entlang in Richtung Freiheit.


Kolya stürmte zur selben Zeit das Büro des Lagerleiters, in dem er bis gerade eben noch eine bewaffnete Frau gesehen hatte. Er trat gerade noch rechtzeitig die Tür ein, um zu sehen, wie sich der Fluchttunnel wieder verschloss. Seltsamerweise musste er plötzlich grinsen. „Gar nicht mal so dumm sich eine Fluchtroute auszugucken“, murmelte er und sprang auf die Falltür zu, um sie seinerseits zu öffnen. Schnell holte er eine Taschenlampe hervor, schnallte das Gewehr auf den Rücken und zückte seine N11, die auf beengtem Raum einfach praktischer war. Er sprach noch kurz in sein Funkgerät. „Kolya hier, verfolge flüchtige Person durch den Fluchttunnel des Lagerleiters, Stellung halten bis ich wieder da bin.“ Dann sprang er hinab und folgte der Aufständischen so schnell, wie es der schmale Gang zuließ.


Der Fluchttunnel war nur einen knappen Kilometer lang, keine 900 Meter, aber es reichte Aglaia, um das Minengelände zu verlassen. Sie war schmal und hatte deshalb gut durch den Tunnel gepasst. Jetzt rannte sie einfach los, egal wohin, erst einmal Abstand gewinnen. Vierhundert Meter war sie schon gerannt, da pfiff etwas an ihrem linken Ohr vorbei, eine Kugel. Sie beschleunigte so schnell, wie sie konnte, doch viel weiter kam sie nicht. Erneut kam von hinten eine Kugel geflogen, doch diese saß. Eine Gewehrpatrone traf sie in der rechten Wade. Sie strauchelte und viel zu Boden. Aus, vorbei, Game Over.

Acastus verschnaufte, als sein zweiter Schuss gesessen hatte. Er nahm das Gewehr wieder herunter und ging schnellen Schrittes auf die Frau zu, die versuchte wegzukriechen, obwohl ihr Bein stark blutete und sie starke Schmerzen haben musste. Die Frau war tough, das musste Kolya zugeben. „Lassen sie es einfach“, sagte er ohne jegliche Modulation in der Stimme. „Das bringt ihnen doch nichts. Lassen sie mich sie von ihrem Leiden erlösen.“ Er zückte die Pistole, als er nur noch zwei Schritte von ihr entfernt war. Er packte die junge Frau an der Schulter und wirbelte herum, richtete die Pistole auf ihre Schläfe. Und dann erstarrte er. Seine Hände zitterten, Schweiß trat ihm aus, als er die Frau sah - ein Gespenst aus der Vergangenheit. „Nein“, hauchte er. „das ist nicht möglich...“
Aglaia Notos, Anführerin der Aufständischen in Mine 1, sah seiner verstorbenen, geliebten Frau Hippi bis aufs kleinste Detail ähnlich. Der einzige Unterschied war, dass diese Frau einige Narben in Gesicht und am Hals aufwies, aber ansonsten hätte man beide für Zwillinge halten können.
Kolya erbebte innerlich, als ihm Bilder von Hippi durch den Kopf schossen. Bilder, wie sie zusammen unter einem Kirschbaum auf Genii Prime gesessen hatten und er ihr einen Heiratsantrag gemacht hatte. Flashbacks von ihrer Hochzeit, und so weiter. Kolya schüttelte heftig den Kopf. Nein, diese Frau war doch nicht Hippi. Er durfte nicht albern sein. Hippi war seit 26 Jahren tot, ihre Leiche längst zerfallen. Das hier war eine Doppelgängerin, wie jeder Mensch seinen Doppelgänger hatte. Dennoch - er konnte nicht abdrücken. Etwas hielt ihn davon ab. Er konnte einfach niemanden erschießen, der wie Hippi aussah und das auch noch an ihrem Todestag, egal wie sehr diese Person das verdiente.

Aglaia verstand nicht ganz, was mit dem Genii war. Sie war bereit zum sterben gewesen, da drückte er einfach nicht ab, und starrte sie stattdessen an, als hätte er einen Geist gesehen. Plötzlich steckte der Genii die Waffe auch noch weg und holte Verbandsmaterial heraus, um ihr Bein abzuschnüren, damit der Blutverlust nicht zu groß wurde. Aglaia verstand die Welt nicht mehr. Warum half ihr der Genii? Sie stöhnte vor Schmerzen auf, als er mit einem Ruck das Bein abband und einen Knoten machte, dann half er ihr auf und schaffte sie zurück zur Mine.

Es dauerte vier Minuten, bis Acastus die Aufständische wieder in der Mine hatte. Er hatte sich entschlossen sie nicht zu töten, denn das wollte er ja sowieso nur im Notfall als letzten Ausweg nehmen. Sie käme wieder in die Mine, so einfach war das. Doch Ladon musste ihm einen Strich durch die Rechnung machen. Der Wissenschaftler kam auf ihn zu, während er noch sein Funkgerät einsteckte. „Kommandant, wer ist das?“ Kolya sah seine Gefangene an. Aglaia antwortete nach einem Zögern. „Aglaia Notos.“ „Sie ist die Anführerin von der wir kein Bild hatten“, ergänzte Kolya. „Wieso fragst du?“ „Weil dann gerade ihr Todesurteil reingekommen ist“, meinte Ladon beiläufig und setzte auf Grund von Kolyas überraschten Gesichts noch erklärend hinzu: „Cowen hat uns durch das Portal eine Nachricht geschickt. Alle noch lebenden Anführer der Aufständischen sollen hingerichtet werden, als mahnendes Beispiel.“

Etwas in Acastus Inneren verkrampfte sich. Seiner Frau ähnlich oder nicht, das durfte er nicht zulassen. Das wiedersprach seinem persönlichen Ehrgefühl, einen verletzten und harmlosen Gefangenen zu exekutieren. Ladon öffnete schon sein Holster als er sah, dass sein Kommandant zögerte, doch Kolya hielt ihn zurück. Er hatte sich für eine Lösung entschieden. „Nein, Ladon, ich mache das. Nur nicht hier, vor den Gefangenen. Das könnte sie aufregen und ich will keine weitere Revolte, wo gerade alles durcheinander ist.“ Ladon nickte verstehend und knöpfte das Holster wieder zu. „Ich gehe in den Wald und erledige es da“, meinte Acastus kalt und zückte die Pistole, um mit Aglaia in den Wald aufzubrechen. „Kommt in einer Stunde zum Tor, geb das auch an Sora weiter, dann rücken wir aus.“ Es dauerte zehn Minuten, bis Ladon drei Schüsse in schneller Folge hörte. Es war vorbei und die Aufwieglerin war tot - so dachte er zumindest.


Aglaia schaute verwirrt, als der Genii seine Waffe wieder senkte, mit der er gerade in die Luft geschossen hatte. „Was soll das?“, fragte sie. „Schnauze“, befahl Kolya zischend und legte einen Finger vor den Mund und lächelte ein Haifischlächeln. „Sie wollen doch nicht von den Toten wiederauferstehen. Kommen sie.“ Er zwang Aglaia mitzukommen. „Weshalb wollen sie die glauben machen, dass ich tot bin?“, fragte Aglaia jetzt leise. „Weil ich nicht will, dass Morde begangen werden, die unnötig sind“, meinte Kolya scheinheilig. „Kennen sie sich mit dem System der Portale aus und kennen sie die Adresse dieser Welt?“ Aglaia schüttelte aufrichtig den Kopf. „Nein.“ Kolya blickte sie kurz an. „Das will ich hoffen... Für uns beide. Ich schaffe sie von diesem Planeten, sie können zu den Atlantern gehen, von mir aus. Aber wehe, sie betreten noch einmal diese oder eine andere Geniiwelt, oder irgendeine wo wir auch nur einmal waren. Dann sind sie tot, und ich habe ebenfalls Ärger. Jetzt kann ich einfach sagen, dass ich sie getötet und dann die Raubtiere kamen, um ihre Leiche zu fressen.“

Aglaia nickte, wusste sie doch, dass es um ihr Leben ging. Es dauerte, auf Grund ihrer Verwundung, weitere fünfzehn Minuten, bis sie das Sternentor erreicht hatten und Kolya eine Adresse eingab, das Wurmloch aktivierte. „Gehen sie.“ Aglaia humpelte auf das Tor zu, blieb dann aber stehen und sah den Genii an. „Erwarten sie keinen Dank von mir, Genii.“ „Das hab ich auch nicht anders erwartet“, meinte Kolya ruhig. Aglaia wollte sich wieder umdrehen, doch sie musste noch etwas wissen. „Wie ist ihr Name, Genii?“ „Ich bin Kommandant Acastus Kolya“, antwortete Kolya prompt. „Kolya.., So, so“, sagte Aglaia nickend. „Ich habe schon von ihnen und ihrer Elitetruppe gehört. Die grausamsten Genii, die es in ihrer Armee gibt, sagt man sich.“ „Vieles ist nur Propaganda“, sagte Kolya kopfschüttelnd. „Und jetzt gehen sie.“ Aglaia schritt rückwärts auf das wabernde Blau zu. „Wie dem auch sei, Acastus Kolya. Vielleicht sagt diese Tat aus, dass es für sie doch noch Hoffnung gibt.“ Sie trat durch den Ereignishorizont, das Tor schloss sich direkt darauf. „Für mich gibt es schon lange keine Hoffnung mehr, Kleine“, murmelte Acastus. „Schon lange nicht mehr. Sei froh, dass du jemandem ähnlich siehst, den ich von Herzen liebe.“ Kolya drehte sich um und wartete auf die Ankunft seiner Leute, um endlich nach Hause zurückzukehren. Je schneller er von diesem Planeten herunterkam, desto besser.


Zwei Tage später saßen auf Atlantis Woolsey, O‘Neill und Allert bei einem kurzen Führungsbriefing zusammen. Zur Sprache kam auch das Auftauchen einer gewissen Aglaia Notos auf einem befreundeten Planeten. „Das finden sie sicher interessant“, meinte Woolsey, als er den Bericht in der Hand hielt. „Eine junge Frau namens Aglaia Notos tauchte vor zwei Tagen, mit einer Schusswunde im Bein, auf Carupa auf. Nachdem sich einige Sanitäter um sie gekümmert hatten, berichtete sie, dass sie Anführerin einer Revolte von Sklaven gegen die Genii war. Der Aufstand wurde aber schnell niedergeschlagen. Von Kolyas Eliteteam.“ „Der verdammte Hurensohn hat sicher ein Massaker angerichtet“, meinte Ernst wütend und spielte mit seinem Barett. Woolsey schüttelte ernst den Kopf. „So war es eben nicht. Die Revolte wurde, laut Aussagen dieser Frau Notos, relativ unblutig niedergeschlagen, nur Bewaffnete starben, keine Exempel wurden statuiert, gar nichts.“
„War Kolya etwa auf nem Selbstfindungstrip, oder warum ist der so „freundlich“ mit der Revolte fertig geworden?“, fragte Jack interessiert. Woolsey zuckte mit den Schultern. „Und das Dickste kommt noch: Aglaia Notos sagt, dass ihr ein Genii das Leben rettete, sie zum Tor schaffte und zu uns schickte. Dieser Mann hatte ihr seinen Namen genannt: Acastus Kolya.“

Ernst und Jack fielen fast sprichwörtlich die Augen heraus. „Was?“, kam es simultan. Woolsey nickte nur. „Er hat ihr das Leben gerettet, so sagt sie jedenfalls und sie hat keinen Grund zu lügen.“ „Das kann einfach nicht Kolya gewesen sein, das ist ein eiskalter Killer“, meinte Ernst und schüttelte im Fünfsekundentakt energisch den Kopf. Jack blickte allerdings nachdenklich drein. „Nun, da wär ich mir gar nicht mal so sicher. Was wissen wir über die Genii? Wissen wir denn, wie sie ticken? Nein, jeder Mensch hat zwei Seiten. Vielleicht haben wir gerade Kolyas mitfühlende Seite kennen gelernt und bei Gott, das hoffe ich zutiefst.“





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